Anhalt-Bernburg, Ernst Fürst von

Anhalt-Bernburg, Ernst Fürst von; Obrist [19.5.1608-3.12.1632] Ernst von Anhalt-Bernburg, der Sohn von Christian I. von Anhalt-Bernburg [1586-1630], stand in kursächsischen Diensten.

Sein Kavallerie-Regiment wurde am 15.11.1631 bestallt, die Musterung erfolgte am 26.3.1631 vor Plauen.[1]

Der plötzliche Einfall der Anhalt’schen Reiter während des Januar und Februar 1632 veranlassten Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth, Maßnahmen zu treffen, die wenigstens unvorhergesehene Überraschungen ausschalten sollten. Unter dem 10.3.1632 wurde der Hauptmann zu Hof[2] beauftragt, mit den kursächsischen Beamten, „sonderlich mit denen von Plauen[3] und Oelsnitz[4] gute correspondentz und nachbarliche communication zu halten“.

Ein Teil der Berichte ist noch im Staatsarchiv Bamberg erhalten. Sie zeigen, dass die Landeshauptmannschaft Hof nun mehr und mehr in die Kriegsereignisse hineingezogen wurde. Der Hauptmann von Hof berichtete über das, was er erfuhr, zumeist am gleichen Tage an den Markgrafen. Dieser bemühte sich – zumeist vergeblich -, einer Wiederholung der Plackereien vorzubeugen, indem er sich Beschwerde führend an die Fürsten wandte, in deren Dienst das betreffende Kriegsvolk stand. Ende März teilte der Markgraf dem Hauptmann, Kastner und Vogt zu Hof mit, daß er an Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar und Fürst Ernst zu Anhalt geschrieben habe. Denn von den zu Plauen, Oelsnitz und „dero Orten“ liegenden kursächsischen Reitern waren „allerhand Plackereyen“ mit Raub, Plünderung und Mordtaten in der Hauptmannschaft Hof verübt worden. Am 1. April drangen 23 Anhalt’sche Reiter unter Kapitänleutnant Berthold von Pihla in Faßmannsreuth ein und nahmen gewaltsam Quartier. Der Aufforderung, das Dorf zu räumen, kam Pilha nicht nach. Die markgräfliche Regierung wandte sich nun an den Obristleutnant Christoph von Schierstadt, der dem Markgrafen mitteilte, dass ihm von einer Einquartierung im Dorfe Faßmannsreuth „nicht das Geringste bekannt sey“ und dem Kapitänleutnant sofort „ordre“ gab, „alsbald zu dislogiren“. Am 6.4. brach Pihla mit seinen Reitern von Faßmannsreuth wieder auf.

Der Erzgebirgschronist Lehmann erinnert sich an 1632: „Eben den tag [4.5./14.5.1632] logirten in Marienberg[5] (und kostete Sie 825 thl. 5 gr.) Herzog Friederich Wilhelm von [Sachsen-; BW] Altenburg und Fürst Ernst von Anhalt mit ihren 2 Rgrn. zue Roß und fraßen viel auf“.[6]

Er führte in der Schlacht an der Alten Veste bei Zirndorf am 3.9.1632 8 Kompanien zu Fuß. Am 31.10. war er in Naumburg eingelagert.[7]

Der Naumburger[8] Advokat Maul berichtet: „Den 31. 8cti [= October] 1632, bey Ankunfft Ihro Maj[estät] ist mir derselben Ober-Stallmeister von der Schulenburg einlogiret worden, mit 8 Persohnen und 12 Pferden, und hat bis auf den 10. 9br. [= November] gedauert, das kostete

56 f 12 g in einen Banquet den 4. 9br. [= November], kurtz vor der Lützner Schlacht, als derselbe den Fürsten Franz Albrecht v[on] Sachsen, Fürst Ernst v[on] Anhalt, den Graf [Kaspar; BW] v[on] Eber- und Lobenstein und andere Cavall[iers] mehr zu Gaste hatte, 32 Essen nebst vielen Confect habe ich geben müssen, nach dem er es 2 Tage vorher mir angesagt. Den Tag nach dem Banquet hat Hertzog Frantz Albrecht, als sie zum Frühstück bey mir waren, schlagen wollen mein Weib“.[9]

In der Schlacht bei Lützen[10] am 16.11.1632 führte er ein Kavallerie-Regiment auf dem linken Flügel der 2. Linie  und wurde verwundet.[11] Christian II. von Anhalt-Bernburg hatte unter dem 12.11.1632 noch festgehalten: „Meinem bruder Fürst Ernst ist ein pferdt vndterm leibe todt, vndt er 4mal auf die rüstung | [Bl. 153v] geschoßen worden, alß ihn die Mußcketirer des herzogs von Friedlandt, fangen, vndt spoliiren wollen, hat ihm sejn kammerdiener wieder auf ein ander pferdt geholfen, also daß er sich können wegführen laßen“.[11a]

Bei dem schwarzburg-sondershausischen Hofrat Volkmar Happe hieß es: „Ein Fürst von Ahnhalt auch von einem Schusse, den er im Treffen bey Lützen bekommen, gestorben“.[12] Er starb am 3.12.1632 nachmittags an einer vergifteten Kugel[13] in seinem Schenkel.[14]

Am 4.4.1633 ging das Regiment an Christoph von Schierstadt.[15]

[1] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 10; Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S.  279ff.

[2] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[3] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[4] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[5] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[6] LEHMANN, Kriegschronik, S. 30. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[7] WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 112.

[8] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[9] WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 112.

[10] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[11] Nach dem „Theatrum Europæum“ bei MILGER, Gegen Land und Leute, S. 253.

[11a] http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm, Bl. 153r-153v:

[12] HAPPE I 294 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[13] vergiftete Waffen u. Kugeln: Angeblich „vergiftete“ Waffen wurden vor allem den Kroaten zugeschrieben; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, möglicherweise handelte es sich jedoch auch um Sepsis durch den Hieb. Der Chronist Leopold (1633); BRAUN, Marktredwitz, S. 29: „Und ist dies gar gewiß, daß sie solche vergiftete Waffen hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb’s gleich lang oder kurz“. Auch waren angeblich Kugeln vergiftet; WALTHER, Ohne verschonung, S. 17 (anlässlich des Blutbades v. Nixdorf). Ernst v. Anhalt-Bernburg [19.5.1608-3.12.1632] starb an einer vergifteten Kugel in seinem Schenkel, die er in der Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 erhalten hatte. BORKOWSKY, Schweden, S. 52f.; PLANER, Fürst Ernst von Anhalt. 1626 sollen die auf der Harzburg stationierten dänischen Söldner Giftkugeln gegen Goslarer Bürger eingesetzt haben; WIERIS, Die Geschichte der Harzburg, S. 19. Im Falle eines unter Mordverdacht arrestierten Bauern heißt es 1630: Bei ihm seien „etzlichen Kugeln in welche Glaß und vester Stein eingegossen befunden worden und will der Feldscher davor halten das die Kugeln womit er geschossen noch darzu vergiftet gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 55. Christoph Graf Schlick soll am 10.3.1633 vor Höchstadt a. d. Aisch v. 2 vergifteten Kugeln tödlich verwundet worden sein. Vgl. NEORITIUS,Casparus, Christliche Leich- und Ehren-Predigt / Uber den allzufrüezeitigen / aber doch seligen Tod und Abschied Des … Herrn Christoph Carl Schlickens / Grafen zu Passau … : Welcher den 28. Febr. dieses 1633. Jahrs in Höchstadt/ im Bambergischen gelegen / im ersten Sturm an der Spitzen / do er mit 2. vergifften Kugeln geschossen / geblieben / den 9. Martii von Bamberg auff dem Wasser gen Schweinfurt gebracht: Den 11. huius aber … allda in der … Stadtkirchen … beygesetzet worden / Neoritius, Casparus. [VD17 39:138149D] Bei dem Marktredwitzer Chronisten Georg Leopold [1603 – 1676] heißt es, dass die Kroaten „solche vergiftete Waffen hatten, daß, wer nur ein wenig von ihnen beschädigt wurde, der mußte daran sterben, er trieb’s gleich lang oder kurz“. BRAUN, Marktredwitz, S. 29. Vermutlich wurden die Waffen mit Aconitin versehen. => Aconitin: Aconitin, damals gewonnen aus den Knollen des Blauen Eisenhuts, eines der stärksten Pflanzengifte u. wirksamer als Strychnin. Aconitin u. verwandte Alkaloide werden sehr schnell intestinal, aber auch über intakte Haut u. Schleimhäute resorbiert. Aconitin verlangsamt die Inaktivierung des spannungsabhängigen Natriumkanals u. verlängert dadurch den Einstrom v. Natriumionen während des Aktionspotenzials. Es wirkt peripher wie zentral auf motorische wie sensible Nerven zunächst erregend, gefolgt v. einer Lähmung. Kardiale Auswirkungen sind vor allem Arrhythmien sowie eine Bradykardie, die bei letaler Dosis zum diastolischen Herzstillstand führt. Die tödliche Dosis Aconitin liegt für einen Erwachsenen bei ca. 5 Milligramm. Deshalb wurde es – in Form des Blauen Eisenhutes – früher für Pfeil- u. Ködergifte, Hexensalben u. als Mordgift verwendet [nach Wikipedia]. Die immer wieder erwähnten vergifteten Waffen waren damit versehen. Als Symptome traten Empfindungsstörungen (Parästhesien, Anästhesie), Temperatur- u. Pulsabfall (Hypothermie; Bradykardie), Polyurie, Koliken, Atemstillstand, Herzlähmung auf. In der Propagandaschrift „Acta Mansfeldica“ (1624) heißt es anlässlich der Schlacht bei Wimpfen (6.5.1622): S. 102: „alle [Durlachischen; BW] mit einander / fürnemblich die Reutterey / mit Gifft die Rappier angestrichen / daß alle diejenige / so von ihnen im Anfang verwundt worden / hernach vber etliche Monathen auß Krafft des Giffts / ohn einiges Mittel weggestorben“. Vgl. auch BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 154, bei der Eroberung Landsbergs am Lech (1633) durch die Schweden seien mit Gift bestrichene Schwerter eingesetzt worden. So auch bei der Eroberung Bischofswerda vergiftete Säbel; PUSCH, Episcopali …, S. 137. Im Falle eines unter dem Verdacht des Mordes arrestierten Bauern heißt es 1630: Bei ihm seien „etzlichen Kugeln in welche Glaß und vester Stein eingegossen befunden worden und will der Feldscher davor halten das die Kugeln womit er geschossen noch darzu vergiftet gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 55. JÜRGENS, Chronik, S. 505 (1632): „Unter diesen allen [Hannover Bürgern] hat Dietrich Dirkes nur einen Stich bekommen, daran er gestorben. Die andern sein vielfältig verwundet gewesen, daß auch theils bey 30 Wunden gehabt, und in die todten Körper greulich tyrannisiret worden, haben sie nackend ausgezogen. Etlichen sind die Kleider vom Leibe gebrandt, weil sie mit Speck und vergifteten Kugeln geschossen worden, haben großen Jammer getrieben und sein mehrentheils gestorben“. Aus Oelsnitz wird 1632 anlässlich der Einnahme der Stadt durch Kaiserliche berichtet; JAHN, Urkundliche Geschichte, S. 276: „Viel Manns- und Weibspersonen sind noch tödtlich verwundet, welche täglich nach einander sterben, weil der Balbierer Bericht nach, des Feindes Waffen vergiftet gewesen, und die Wunden keine Pflaster noch Salben annehmen wollen“.

[14] BORKOWSKY, Schweden, S. 52f.; PLANER, Fürst Ernst von Anhalt.

[15] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 10.

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