Anhalt-Bernburg, Eleonora Sophia Fürstin von [1603 – 5.1.1675] Eleonora Sophia war die Gattin Christian II. von Anhalt-Bernburg.
„Schon der Anfang des Jahres [1636; BW] verhieß nichts Gutes. Damals lagen als Verbündete des Kaisers kursächsische Truppen in der Stadt und ihrer Umgebung. Am 13. Januar drangen Gerüchte nach Bernburg,[1] daß die Schweden von Magdeburg[2] her im Anzuge wären. Am folgenden Tage waren sie auch schon da. Erst hausten sie böse in Nienburg.[3] Dann vertrieben sie die Sachsen aus Bernburg und lösten sie im Plündern ab. Schon am Abend des 29. Januar standen aber die Sachsen unter Oberst Bose wieder vor den Toren des Schlosses und schickten sich zum Angriff an.
Bose ließ jedoch auf Bitten des Fürsten Christian [II. v. Anhalt-Bernburg; BW] vorläufig von seinem Plane ab, und der Fürst wendete sich mit dem Ersuchen an den Kurfürsten von Sachsen, Bernburg nicht mit Truppen zu belegen. Er wolle versuchen, auch Baner, den schwedischen Höchstkommandierenden, zu dem gleichen Zugeständnis zu veranlassen. Kurfürst Johann Georg erwiderte von Halle[4] aus, er könne das Schloß nicht unbesetzt lassen, so lange die Schweden die jenseitige Stadt, also die Talstadt, im Besitze hätten. Baner vertröstete Christian, und es blieb alles wie es war. Nun wollte Fürst Christian abermals Bernburg verlassen. Diesmal verhinderten ihn aber die Schweden daran und behandelten ihn wie einen Gefangenen.
So kam der März heran. Die Schweden hatten auf dem rechten Saaleufer keinen anderen Posten besetzt als das Bernburger Schloß, und auch dieses war verhältnismäßig schwach mit Truppen belegt. Nur 100 Musketiere vom Regiment Lohausen unter dem Befehl des Kapitäns Sämuel Müller, eines in schwedischen Diensten stehenden Deutschen, lagen darin. Noch mehr gefährdet war die Stellung der Schweden dadurch, daß ihnen eine sichere Verbindung mit dem anderen Saaleufer fehlte. Die Bernburger Brücke war nämlich schon im August 1630 abgetragen worden. Es ist schon aus diesem Grunde nicht recht einzusehen, weshalb die Schweden das Schloß noch besetzt hielten. Ganz unbegreiflich erscheint es aber, wie Müller sich zum Widerstande rüsten konnte, als Anfang März die Sachsen unter Generalmajor Wilstorff mit großer Macht von der Bergstädter Seite vor das Schloß rückten. Der schwedische Kommandant lehnte die Aufforderung Wils-torffs, das Schloß unter Gewährung freien Abzuges zu räumen, ab. Auch den Bitten des Fürsten gegenüber blieb er taub. Ihm galt der Befehl Baners, das Schloß zu halten, obgleich er sich klar sein mußte, daß es unmöglich war, unter den geschilderten Verhältnissen mit einer so geringen Macht das ausgedehnte Schloß zu behaupten. Christian bat, wenigstens ihm und seiner Familie Abzug zu gewähren – vergebens !
Am Nachmittag des 11. März schritten die Sachsen zum Sturm. Trotz tapferer Gegenwehr der Schweden wurden die äußeren Befestigungen des Schlosses gegen Abend von den Angreifern genommen. Nun trat eine Pause in den Ringen ein. Der Fürst benutzte sie, um zwischen den Parteien zu verhandeln. Aber seine Bemühungen waren nutzlos. So begann abends gegen 9 Uhr abermals der Sturmangriff der durch ihre bisherigen Erfolge und ihre Uebermacht siegessicheren Sachsen. Jetzt sollte Müller die Unzulänglichkeit seiner Streitkräfte bitter fühlen. Während die Sachsen ihre Angriffe auf die verschiedenen Teile des Schlosses ansetzen konnten, mußte Müller seine Leute immer in den am meisten bedrohten Punkten zusammenziehen und die Besatzung an anderen Stellen schwächen. Von der Gartenseite her schien die meiste Gefahr zu drohen. Während aber dort gekämpft wurde, gelang es den Sachsen, mittels einer Petarde das Schloßtor und die Zugbrücke zu sprengen und hier in den Schloßhof einzudringen. Fast gleichzeitig hatten die Sachsen auch an der Gartenseite Bresche gelegt und stürmten in den Hof. Nun war das Schicksal entschieden. In einem furchtbaren Kampfe, doppelt grausig in der dunklen Winternacht, wurde die kleine Schar der Schweden überwältigt und teils niedergemacht, teils gefangen genommen. Kapitän Müller fiel den Sachsen gleich bei Beginn des Nahkampfes lebend in die Hände.
Nach Niederwerfung des Feindes stürzten sich die Sachsen auf die Gebäude des Schlosses. Sie drangen bis in die Wohnräume der fürstlichen Familie, und als der Hofmeister vom Stammer um Schonung der Schloßbewohner bat, wurde er durch einen Schuß niedergestreckt. Nach einigen Tagen starb er an der Wunde. Die fürstliche Familie, die adligen Schloßbewohner und die Dienerschaft hatten sich in einem Gemach zusammengedrängt. Schon während des Kampfes waren einige Kugeln dort eingeschlagen. Die Sachsen erbrachen die Tür, stachen einen schwedischen Trommelschläger, der sich hierher geflüchtet hatte, nieder und verwundeten an der Seite des Fürsten den Kammerdiener Löben und den Küchenschreiber schwer. Ein Offizier setzte dem Fürsten den bloßen, blutigen Degen auf die Brust und forderte Geld. Die Vollendung des Verbrechens wurde aber durch andere Offiziere verhindert. Die Fürstin Eleonora Sophia, eine geborene Prinzessin von Schleswig-Holstein, war auf das Schlimmste vorbereitet. Sie hatte sich mit zwei geladenen Pistolen bewaffnet, doch blieb es ihr erspart, davon Gebrauch zu machen. In allen Teilen des Schlosses hausten die Sachsen wie die Wilden. Sie plünderten die Gemächer, schnitten die Betten auf, leerten Küche, Keller und Fleischkammer und erbrachen auch die vermauerte Rüstkammer. Alles Vieh wurde weggetrieben, und die fürstliche Familie hätte keinen Bissen Brot gehabt, wenn nicht die Schäfersfrau von Zepzig[5] ein Stück gebracht hätte. ‚so sie in der Kirchen verborgen gehalten’, wie Präsident von Borstell dem Fürsten August nach Plötzkau[6] schrieb.
In dem arg verwüsteten Gebäude konnte die fürstliche Familie um so weniger bleiben, als bereits eine neue Gefahr drohte. Die Sachsen ließen nämlich ebenfalls nur eine kleine Besatzung zurück und zogen wieder ab, obgleich Baner vom Harze her mit großer Macht im Anrücken war. Fürst Christian folgte daher dem Rate des Generalmajors Wilstorff und ging mit seiner Familie nach Dessau.[7] Zunächst mußte er sich aber an den Fürsten Ludwig in Köthen mit der Bitte um Stellung von Wagen und Pferden wenden, weil ihm selber kein einziges Pferd gelassen worden war. Christian schrieb das ganze Unglück der unangebrachten Hartköpfigkeit des schwedischen Kommandanten zu, führte aber gleichzeitig beim Kurfürsten bittere Beschwerde über das Verhalten der sächsischen Soldaten, wenn er auch Worte der Anerkennung für den Generalmajor Wilstorff und einige andere Offiziere fand.
Nach der Abreise der fürstlichen Familie ließen die aus allerhand Gesindel bestehenden Sachsen ihren rohen Gelüsten erst recht ungehinderten Lauf. Der Dienerschaft des Fürsten, männlicher und weiblicher zusammen, ließen sie nur ein einziges Zimmer. Sonst nahmen sie das ganze Schloß für sich in Anspruch. Die Pferde standen in den Kanzleien und Amtsstuben, die Akten und Dokumente wurden umhergestreut, die Möbel wanderten in die Kamine, und die Plünderung wurde fortgesetzt, bis eben nichts mehr vorhanden war. Dabei waren die Stadt und die im Schlosse zurückgebliebene Dienerschaft fortwährenden Bedrückungen ausgesetzt. Keine Beschwerde half etwas“.[8]
[1] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[3] Nienburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 350f.
[4] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[5] Zepzig, heute Ortsteil von Bernburg [[Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[6] Plötzkau [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 367f.
[7] Köthen [Kr. Dessau-Köthen/Köthen]; HHSD XI, S. 253ff.
[8] www.anhalt-geschichte.de/bernburg-30er-krieg: Bernburg im 30-jährigen Krieg.