Aner, Andreas

Aner, Andreas; Kapitän [20.1.1600 in Pegau getauft – 16.11.1632 bei Lützen]

Der aus Pegau[1] stammende Leutnant Andreas Aner nahm an der Eroberung von Frankfurt/Oder[2] am 13.4.1631 teil: „Den 3. Apr. welches war der Palm Sontag / nach dem der König Predigen und Bettstunden halten lassen / hat man das Geschütz auff den hin vnd wieder verfertigten Battereyen gepflantzet / darzu der König allenthalben selber geholffen / vnd sich keine Mühe vnd Arbeit verdrießen lassen. Weil nun mit loßbreñung deß Geschützes damals noch ingehalten worden / sind die Kayserische darüber in den Wahn gerathen / als wann der König etwa zu schwach were / die Statt mit Ernst anzugreiffen / vnd dahero ihnen ein solch Hertz gemacht / daß sie nicht allein unauffhörlich starck Fewer herauß gegeben / davon in 150. Schwedische Soldaten erlegt worden / sondern auch eine Ganß uber den Wall herauß gehenckt / vnnd darbey gegen den Schwedischen Soldaten allerhandt hönische vnnd spöttische Wort gebraucht.

Vnderdessen aber ist mit den Lauffgräben starck fortgefahren worden / also daß man vmb den Mittag mit denselben in den Spittalgarten vorm Gubenischen Thor kommen / vnd die Kayserische auß ihren Aussenwercken in die statt getrieben. Darauff der König gedachtes Thor mit 12. groben Stücken / welche er alle selbsten gerichtet / starck zur Presse beschießen lassen. Auff solches hat gegen Abend etlich schwedisch Volck (denen ein Meißnischer Leutenandt / genandt Andreas Aner von Pegaw gebürtig / auff einer Sturm-Leyter vorgestiegen / vnd der erste auff der Mawer gewesen / auch wegen solcher Mannlichen That tausend Reichsthaler vnnd ein Capitäinschaft von dem König bekommen[3]) die Wälle durch Geschwindigkeit erstiegen / vnd derselben / vngeachtet der König damals noch nicht Vorhabens gewesen die Statt zu stürmen / sich bemächtiget. Als nun Ihre Majestat vnd die Obristen solches gesehen / sind sie ihnen so bald mit dem vbrigen Volck zu Hülff kommen / vnd tapffer nachgetrungen / also daß die Kayserische von dẽ Wällen in die Statt getrieben worden. Worauff daß Gubenische Thor geöffnet / vnd die Schwedische mit Macht in die Statt eingefallen.

Ob nun wol der Graff von Schaumburg seine Soldaten zur Gegenwehr hoch angemahnet / sich auch etliche Compagnyen zu Pferd zu ihm gesamblet / ist doch alles vmbsonst gewesen / weil der Obrist Baudis ihnen so geschwind auf den Halß kam mit seiner Reuterey / vnnd sie wieder zerstrewete. Wie nun die Kayerische Obriste gesehen / daß sie von den Schwedischen vbermannet weren / haben sie den Muth sincken lassen / und sich auff die Flucht begeben / dahero aber das niderhawen allererst recht angangen. Dann als die Flüchtige der OderBrücken zueyleten / darbey ein jeder der erste seyn wolte / die PagagyWägen auch darzwischen kamen / geriethe alles in grosse Confusion: Die Wägen blieben aneinander hangen / also daß auch das Volck darvor nicht fortkommen kondte / sondern mit grossem Geschrey in einander stecken blieben / vnnd je einer den andern hinderte / biß die Schwedische mit Macht vber sie kamen / vnd ihrer ein große Anzahl nidermachten / daß auch in den Gassen gegen der Brücken zu / die Todten so hoch vbereinander gelegen / daß man darvor nicht fortkommen können: viel sind vber die Brücken ab in die Oder gedrenget worden / so meistentheils ertruncken. […] Die Kayserischen haben zwar bei solchem mächtigen Einfall der Schwedischen zweymal die Trommel gerühret vnd accordiren wollen accordiren / aber die Schwedischen / weil sie den Vortheil in Händen gehabt / vnnd es schon zu lang gewartet gewesen / haben sich zu keinem Accord verstehen wollen  / auch wann die Kayserische Quartier begehrt / haben die Schwedische New Brandenburgisch[4] Quartier geruffen / vnd also . […] Den Soldaten hat er [Gustav II. Adolf; BW] / weil die Statt mit stürmender Hand eingenommen worden / 3. Stunden lang zu plündern erlaubet; aber sie haben solche Licentz mißbrauchet / und mit plündern und allerley Muthwillen vber die bestimpte Zeit so lang angehalten / biß der König vnd seine Obristen mit Prügeln und bloßen Dägen mit Gewalt abgewehret / und darüber auch etliche / so es gar vbermacht / aufgehencket. Deß Abend vmb 8. Vhren ist noch vber voriges ein grosse Fewers=Brunst in der Statt entstanden / vnnd sechzehen Häuser zu Grund gerichtet“.[5]

Er wurde zum Kapitän befördert. Von den 1000 Rt. Belohnung für die Ersteigung der Mauer soll er einen goldenen Abendmahlkelch für die Pegauer Stadtkirche gestiftet haben.[6]

Aner erlitt am 16.11.1632 bei Lützen[7] im „Gelben Regiment“ des Grafen Nils Abrahamsson Brahe zu Visingborg stehend einen Schuss in den Schenkel, an dem er verstarb.[8]



[1] Pegau [Kr. Borna]; HHSD VIII, S. 272ff.

[2] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[3] Bei dem Söldner Monro sind es zwei Schotten, die als erste die Mauern erstiegen. MAHR, Monro, S. 110ff.

[4] Am 19.3.1631 war Neubrandenburg von Tillys Truppen erstürmt worden. Die schwedische Besatzung unter Generalmajor Knyphausen, der in Gefangenschaft geriet, wurde getötet, die Stadt 3 Tage lang geplündert. „Neubrandenburgisch Quartier“ bedeutete in der Folgezeit, dass Gefangenen kein Pardon gewährt wurde.

[5] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 349f. Vgl. GRIESA, Frankfurt (Oder), S. 14ff.

[6] Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Torsten Reiprich, Pegau.

[7] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[8] JOHST, Der schwedische Hauptmann Andreas Aner.

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