Alcalá y Zamora, Don Ferrante [Fernando] Afan di Riviera [Ribeira], duca di

Alcalá y Zamora, Don Ferrante [Fernando] Afan di Riviera [Ribeira], duca di; Obrist [ – ] Don Ferrante Afan di Riveria duca di Alcalá y Zamora, stand als Obrist und Vizekönig[1] von Neapel [26.7.1629-13.5.1630] in spanischen Diensten.

Aus Rodenberg[2] in der Grafschaft Schaumburg stammt eine der wenigen Erwähnungen Alcalá y Zamoras: „Am 13. Aug. 1625 kam ein in kaiserlichem Solde stehendes spanisches Regiment[3] von Stadthagen[4] über Reinsen,[5] Großhegesdorf[6] und Soldorf[7] herangezogen. Alle Einwohner der berührten Dörfer waren unter Mitnahme ihres Viehbestandes in den Bückeberg geflohen. Die verlassenen Höfe und Häuser, besonders diejenigen, welche an der Landstraße lagen, wurden von den durchziehenden Söldnerscharen ausgeraubt und teilweise niedergebrannt.

Kaum war die Nachricht von diesem drohenden Unheil nach Rodenberg gedrungen, da eilte auch schon der Bürgermeister Jordening dem Regiment entgegen und bot dem Obristen Zamoras 60 Taler an mit der Bitte, Rodenberg und Grove[8] nicht zu ‚pertubiren[9] und extorquiren‘.[10] Der Obrist ließ daraufhin sein Regiment auf dem Rübenkampe lagern und auf Anordnung des Bürgermeisters wurden 5 Tonnen[11] Bier und 2 Tonnen Branntwein aus der Stadtkellerei dorthin geschafft. Nachdem die Soldaten die Fässer bis auf den letzten Tropfen geleert und dann zum Dank für die Labung dieselben zerschlagen hatten, wurde der Weitermarsch durch Rodenberg und Grove angetreten. Bei schwerer Leibesstrafe durfte kein Soldat die Marschkolonne verlassen, auch mußten auf Befehl des Obristen alle Häuser verschlossen gehalten werden und niemand von  der Einwohnerschaft durfte sich weder vor den Türen noch hinter den Fenstern zeigen.

Erst als das gefährliche, fremdländische Soldatenvolk auf dem Bassenbrink angelangt war und von hier aus auf dem Denjehüserwege durch das Feld nach Densinghausen zu marschierte, atmete ein Jeder in Grove und Rodenberg erleichtet wieder auf“.[12] Densinghausen wurde von den Spaniern in Schutt und Asche gelegt.[13]

Am 6.4.1630 schrieb der kaiserliche Gesandte in Rom, Fürst Paolo di Savelli,[14] an den Grafen Collalto:[15] Auf Grund eines Briefes des Herzogs von Alcalá habe Graf Monterrey[16] den Papst[17] gebeten, den 17.000 Soldaten, die aus dem Königreich Neapel in die Lombardei marschieren sollten, den Durchzug zu gestatten. Es herrsche allgemein die Ansicht, der Papst werde den Durchmarsch bewilligen.[18]

[1] Vizekönig: kein Adelsrang, sondern eine persönliche Amtsstellung, entspricht einem Statthalter oder einem Gouverneur, der nur dem Souverän unterstellt ist.

[2] Rodenberg [LK Schaumburg]; HHSD II, S. 398f. Vgl. MITHOFF, Die Chronik.

[3] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[4] Stadthagen [LK Schaumburg]; HHSD II, S. 435f.

[5] Reinsen, heute Ortsteil von Stadthagen [LK Schaumburg].

[6] Großhegesdorf, heute Ortsteil von Apelern [LK Schaumburg].

[7] Soldorf, heute Ortsteil von Apelern [LK Schaumburg].

[8] Grove, heute Ortsteil von Rodenberg [LK Schaumburg].

[9] perturbieren: stören, aufhalten, erschrecken.

[10] extorquieren: abnötigen, gewaltsam entziehen, erpressen.

[11] Tonne Biermaß: 1 Tonne = ca. 103 Liter; nach PARISIUS, Das vormalige Amt Lauenau, S. 223. Stadthagen [LK Schaumburg]; HHSD II, S. 435f.

[12] MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 223.

[13] MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 223f.

[14] Paolo duca di Savelli [ -1632], kaiserlicher Gesandter.

[15] Rambaldo [Reimbalt XIII, Rombald] Graf v. Collalto e San Salvatore [21.9. oder 21.12. (?) 1579 Mantua-19.11. oder 19.12.1630 Chur], kaiserlicher Geheimer Rat, Hofkriegsratspräsident, Kämmerer, Feldmarschall.

[16] Manuel de Acevedo [Arezedo] y Zuñiga, conde de Monterrey,  grande de España, señor de Monterroso y Mellide, Präsident des Consejo de Italia [1586-1653], spanischer Gesandter, Vizekönig v. Neapel.

[17] Urban VIII. [5.3.1568 Florenz-29.7.1644 Rom], 1623-1644 Papst.

[18] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 968.

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