Agricola, Christoph

Agricola, Christoph; Geheimrat [ – ] Agricola war brandenburg-kulmbachischer Geheimrat und Hofmeister.

„Die Truppen, die damals [1628; BW] im Lande weilten, oder wie das Hußmannische Regiment, durch das Land zogen, standen, soweit feststellbar, alle unter dem Kommando des Feldmarschalls Graf Colalto. Die stete Auseinandersetzung mit ihm und seinen Obersten erforderte viel Zeit und Mühe des Markgrafen [Christian v. Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth; BW]. Sie erhellt, welch hohen Grad von Selbständigkeit gegenüber dem Kaiser die Befehlshaber der kaiserlichen Verbände hatten. Graf Colalto forderte vom Fürsten, er solle entweder zusätzliche drei Kompanien zu Roß ins Land aufnehmen und unterhalten oder eine monatliche Kontribution von 9000 fl. zahlen. Der Fürst aber weigerte sich, das eine oder andere zu tun, und er wandte sich in einem persönlichen Schreiben in dieser Angelegenheit im August über Geheimrat Agricola an den Kaiser. Ferner erreichte er eine Interzession des Kurfürsten von Sachsen beim Kaiser. Der Kurfürst wies auf die große Not in der Markgrafschaft hin und verwahrte sich vor allem dagegen, daß den Ständen ohne deren Zustimmung fortwährend von den Heerführern Kontributionen auferlegt wurden. Er stellte fest, daß dadurch viel Mißtrauen und Unwillen geschaffen werde und bat um eine kaiserliche Resolution, die der schweren Belastung der Markgrafschaft ein Ende setze. Der Kaiser schickte, unmittelbar nachdem er Agricola in Audienz empfangen hatte, den ganzen Schriftsatz des Markgrafen und des Kurfürsten an Colalto und befahl, alles zu tun, was sich tun ließe, um den Beschwerden Abhilfe zu schaffen. Christian bedankte sich daraufhin beim Kaiser für dessen Entgegenkommen, stellte aber gleichzeitig fest, daß er seinen Hauptmann von Muffel an Colalto geschickt habe, damit er ihm den Zustand des Fürstentums und die Unmöglichkeit weiterer Einlagerungen und Kontributionen schildere. Muffel berichtete ihm, Colalto lege den kaiserlichen Befehl dahin aus, daß er nur ‚wenn möglich‘ gelte, da es ihm aber nicht möglich sei, sich daran zu halten, bleibe er bei seiner alten Forderung. Noch einmal müsse er sich deshalb, so fuhr Christian fort, um der großen Not seines Landes willen, an den Kaiser wenden. Seine anschließende, ausführliche Schilderung, wie das Land durch Durchzüge und Einquartierungen, Brand-schäden und Mißwuchs dem völligen Ruin entgegengehe, da schon viele Untertanen Haus und Hof verlassen mußten, klingt durchaus echt und überzeugend. Der Markgraf erklärte sich schließlich bereit, die bisher begehrte Anlage von 6000 Reichstalern pro Monat weiterhin williglich zu zahlen, bat aber noch einmal dringend, Colalto strikten Befehl zu geben, daß er ihn fernerhin verschone. Kaum war dieser Brief an den Kaiser abgefertigt, als am markgräflichen Hof wieder ein Schreiben des Grafen mit einer Wiederholung seiner Forderung eintraf. Erst Mitte Oktober erging dann ein neuerlicher Befehl Ferdinands an Colalto. Er sprach darin von Christian als einem ‚in beständiger, treuer Devotion‘ verharrenden Fürsten und forderte den Grafen auf, er solle unverzüglich darauf bedacht sein, daß den Plagen des Fürsten ‚durch bequemliche Mitl mit ehisten abgeholffen werden köndte‘. Auf dieses Schreiben hin erteilte Graf Colalto schließlich gegen Ende des Jahres dem ganzen Land einen Schutzbrief und befahl allen unter seinem Kommando stehenden Offizieren und Truppen, die Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach nach Möglichkeit mit jeder Beschwerung zu verschonen. Der Schutzbrief Colaltos brachte dem Land Jahre 1629 offensichtlich wirklich einige Erleichterungen. So finden wir nur den Bericht über einen Durchzug von 200 Soldaten Aldringens von Hof bis in die Gegend um Pegnitz“.[1]

Zudem war es nach Agricolas Aussage im Oktober/November 1647 zwischen Pfalzgraf Karl Gustav und Oxenstierna wegen der Kriegsführung in Deutschland zu „grosse[n] dissensiones und aemulationes“ gekommen, die Königin Christina beigelegt habe.[2] Trauttmansdorff wurde von Agricola von 1648 II 23-1648 VI über den schlechten Zustand der kaiserlichen Armee auf dem Laufenden gehalten.[3]

[1] STICHT, Markgraf Christian, S. 85f.; Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 577.

[2] Státní oblastní archív Plzeň (Klatovy), Rodinný archiv Trauttmansdorffové, Hinterlassenschaft Maximilian v. Trauttmansdorffs, Klausel 20 (Orig.): Ch. Agricola an M. v. Trauttmansdorff, Nürnberg, 1647 XI 10.

[3] Státní oblastní archív Plzeň (Klatovy), Rodinný archiv Trauttmansdorffové, Hinterlassenschaft Maximilian v. Trauttmansdorffs, Klausel 20; 26 (Orig.-)Briefe, die bisher nicht ausgewertet wurden, in geringem Maße in sehr verkürzter Form bei TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf.

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