Wrangel, Herman

Wrangel, Herman; Feldmarschall [29.6.1587 in Estland-11.12.1643 Riga]

Wrangel.HermanWrangel.Herman.3Wrangel.Herman2

Beide Eltern Herman Wrangels waren Deutschbalten. Herman Wrangel, der Vater Carl Gustav Wrangels, diente schon unter Gustav II. Adolfs Vater in dessen polnischen, russischen und dänischen Kriegen und kämpfte unter Gustav II. Adolf in Livland und Preußen. Hermann von Wrangel trat schon früh in schwedische Dienste bei den Östergötland-Reitern. Er fiel auf und bekam administrative Aufgaben zugewiesen: 1612 war er Kommandant in Festung Iwangorod,[1] 1616 war er Kommandant in Schloss Kalmar[2] und 1619 wurde er zum Kommandant der Festung Älvsborg[3] ernannt. 1621 wurde er zum Feldmarschall und 1623 Statthalter in Kalmar und Oberst des Småland-Regiments befördert, 1625 wurde er Statthalter von Jönköping.[4] Im Jahre 1627 ernannte ihn Gustav II. Adolf zum Gouverneur von Elbing.[5] Die Stadt war am 14.7.1626 an die Schweden gefallen und galt als wichtiger Nachschubhafen während des Polnisch-Schwedischen Kriegs. In Marienburg[6] wurde er zum Oberbefehlshaber gewählt. Im Rahmen der dieses Kriegs rückte er am 1.2.1629 mit einer Armee von 6.000 Mann gegen die polnische Armee unter Stanislaw Potocki vor, die bei Brodnica[7]  im Winterquartier lag. Es kam am folgenden Tag zur Schlacht bei Górzno,[8] wo er siegte. Wrangel verfolgte die Polen bis Thorn,[9] konnte die Stadt selber aber nicht angreifen. Am 13. Februar war er wieder in Elbing. Am 26.10.1629 wurde schließlich der Waffenstillstand von Altmark[10] für sechs Jahre abgeschlossen.

In der Stolberger[11] Chronistik heißt es für 1630: „Um diese Zeit [Oktober 1630; BW] kamen 2. Regimenter zu Fuß / eins das Wrangelsche [Herman Wrangel; BW] / das andere das Holsteinische / zu Rottleberode[12] und Uftrungen[13] an / machten in beyden Dörffern Qvartier / waren bey 6000. Mann starck / und hatte mancher Baur wohl 30. und 40. im Hause. Diese schlachteten alle das Vieh / Hüner und Gänse weg / rissen die Zäune / auch etliche Häuser um / und verbrandten sie / prügelten die Bauern wie die Hunde / nahmen was sie in Kisten und Kasten funden: Was nicht gefressen werden konte / wurffen sie auf die Strassen / und machten die Bauern so fertig / daß mancher nicht ein Stück Brodt behalten hat. Ihr Aufzug geschahe durch unsere Stadt in vollem Gewehre und Ordnung / und giengen die Fähnlein alle mit einander / deren 20 waren / durch das krumme Hauß. Waren wohl montirt, thäten zwar niemanden was zu Leide / als daß sie etlichen Leuten mit den langen Spießen die Fenster ausstießen. Der Huren und Jungen / so eine sonderliche Fahne auch hatten / waren wohl über 500. Sie soffen wohl etliche Faß Bier im Wein-Keller aus / und giengen bey 20. Thaler im Gasthofe auf / das die Officirer darinn verzehrten“.[14]

1630 wurde er zum Reichsrat ernannt und 1632 zum Gouverneur von Preußen. Am 12.9.1635 schloss Wrangel einen Friedensvertrag zwischen Polen und Schweden in Stumsdorf.[15] Am 12.1.1636 räumten die Schweden unter Wrangel Elbing und gaben es an den Herzog von Preußen zurück.

Der Hildesheimer[16] Arzt, Chronist und Ratsherr Dr. Jordan schrieb am 6./16.4.1636 in sein Tagebuch: „Mittlerweil gehet die Schwedische Armee unter dem Commando des Leßle [Leven; BW] und Kiegen [King; BW] bey Nienburg[17] über die Weser, schlägt die Kaiserliche aus Petershagen,[18] Schlüsselburg,[19] Stoltenauwe[20] und Lawenow.[21] Es kamen unterdeßen auch ein Kaiserlicher Succurs unter dem Obr: [Melchior v.; BW] Hatzfelt von etzlichen 10 Regimentern im Stift Halberstadt[22] an: ist aber Chur-Cöllnisch Volk unter Kaiserlichen Schein gewesen,[23] worüber der Schwedische general Johann Bannier mit seiner Armee durch Magdeburg[24] gewichen. Ward weil eben der Kayserliche General-Wachtmeister Marazin [Morzin; BW] nach Pomern dem Obr: [Herman; BW] Wrangel seine Convention mit Bannier zue verhinderen durch Wittenberg[25] gezogen, trafen beede Parthey des Banniers und Marazin, nisi fallor, bey Britzen[26] in Chur-Brandenburg ufeinander, daß bey 4 Regimenter von Marazin ganz geschlagen, und die übrige in großer Confusion nach Wittemberg sich reterirt. Worüber die Hatzfeldische, so sich in Stift Halberstadt logirt, eilich ufgefordert und uf den Hoiken-Thale randevous[27] gehalten“.[28]

Am 2.5.1636 schrieb Morzin an Gallas:[29] Auf Befehl des Kurfürsten von Sachsen sollte er mit einigen Regimentern in Pommern ein von Herman Wrangel angeführtes schwedisches Heer von 4.000 Mann und 2.000 Reitern sowie weitere Truppen aus dem Küstengebiet Mecklenburgs und Vorpommerns am Vormarsch hindern. Er habe rasch die Oder überschritten, um mehreren im Gelände zerstreuten Abteilungen den Weg abzuschneiden; der Gegner habe jedoch von seinem Anmarsch erfahren und sich rechtzeitig nach Greifenhagen[29] und Stettin[30] abgesetzt. Seine, Morzins, Vorhut habe einige Abteilungen bis vor die Tore Stettins verfolgt. Die ihm unterstellte Truppe sei undiszipliniert und ungenügend ausgerüstet; man solle ihm einen Teil der in Schlesien stehenden neuen Regimenter und die Artillerie übergeben, die er in Breslau[31] besaß und geziemend ausgerüstet hatte. Jetzt verliere er nur Zeit und dem Gegner werde ermöglicht, sich mit den erwarteten Hilfstruppen – 3.000 Infanteristen und 1.000 Reitern unter Stålhandske – zu verstärken.[32] Aus Kremzow[33] schrieb er am 18.7.1636 an Gallas: Noch immer sei die versprochene Artillerie nicht eingetroffen und diese Verzögerung sei schädlich, weil sich der Gegner inzwischen verstärken, befestigen und verproviantieren könne. Angeblich führe Stålhandske 2.000 Kavalleristen und 2.000 Infanteristen aus Livland heran, was zusammen mit den Wrangel’schen Truppen (4.000 Mann und weitere 2.000 an verschiedenen Orten) eine Streitmacht vorstelle, die Stellungen und Übergänge gewinnen könne, auch wenn er ohne Fußvolk bleibe. Er wiederholte seine Bitte um Intervention hinsichtlich des Fußvolks. Seine Reiterei beunruhige ständig den Gegner. In den vergangenen Tagen habe er zwei Reiter- und eine Infanteriekompanie geschlagen, vor zwei Tagen 100 Reiter, größtenteils Offiziere, die nach einer Inspektion nach Treptow[34] zurückkehren wollten. Er schilderte den Angriff vom Vortag auf Stargard,[35] das der schwedische Obrist Skytte besetzt halte.[36]

Bei der Abreise Oxenstiernas aus Deutschland im Sommer 1636 erhielt Herman WrangelWrangel.Herman.3 das Kommando über die schwedischen Truppen an der Ostseeküste.

Das „Theatrum Europaeum“[37] berichtet: „Zwischen den Schwedischen und ChurSächsischen gab es immer was newes / Stöß und Gegenstöß, Brandenburg ward von den Schwedischen innen behalten / welches den Kayserischen sehr hinderlich / derowegen Herr General Klitzing es hart tentirt / aber anderst nichts dann harte Stöß darfür bekommen / und viel Officirer darfür sitzen lassen.

In dem nun bemelter General Klitzing vor Brandenburg sich vergeblich / und nicht ohne Schaden aufhält / ziehen die Schwedischen und Chur-Sächsischen cum adjunctis auffeinander. Und zwar die Bannierischen / welche zwischen Dannenberg[38] und Damitz[39] sich eine zeitlang auffgehalten / demnach sie gewisse Nachricht bekommen / daß sich ihr Gegenparth zusammen gethan / und bey Perleberg[40] ein Läger geschlagẽ / haben sich von Damitz hinweg und nach Parchun[41] gewendet / allda der Gen. Leutenant [Johann; BW] Vitzthumb [v. Eckstätt; BW] mit 2000. zu Fuß / so er guten theils von Herrn Gen. [Herman; BW] Wrangeln empfangen /sampt 24. Compagnyen Schwedischen Reutern / zu ihnen gestossen / mit welchem Corpo sie  den 13. 23. auff Lübitz[42] zugangen. Mittwochs den 14. 24. Sept. traffen sie auf dem Paß Wolffshagen[43] den Kayerischen Obr. Hungarn [Unger, BW] mit 5. Regimentern an / da es zu einem ernstlichen Treffen kam / allda berührter Obr. Hungar 400. Mann sitzen ließ[44] / und er gar nahe selbst  in deß Feindes Hände kommen wäre. Darauff gab es unterschiedliche Scharmützel / und präsentirten sich die Schweden mehrmalen / aber gantz ohne Effect. Derowegen sie mit der gantzen Armee gleich in Battaglien auffbrachen / und fortzogen auf Wittenberg“.[45]

Merian schreibt in seiner „Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae“: „Anno 1636. machte sich der Schwedische General [Herman; BW] Wrangel an Gartz[46] / und setzte der General Major Drummunt [Drumond] / mit der vortrabenden Wranglischen Armee / über die Oder / fiel die Marwizische Schantz vor Gartz an / und übermeisterte sie“.[47]

Am 30.9./10.10.1636 musste Zuñiga als Kommandant von Gartz vor den Schweden unter Hermann Wrangel kapitulieren. Dazu berichtet das „Theatrum Europaeum“: „Der Schwedische FeldMarschall Wrangel gab indessen den Käyserl. in der Marck Brandenburg gelegenen Guarnisonen gute Achtung auf alle Intentiones, und bemühete sich sehr / dieselbe auß einem und dem andern Orth zu vertreiben / wie er dann die Vestung Gartz / welche die Käys. bißhero starck besetzt hatten / wiederumb zu erobern ihn keine Müh verdriessen liesse. Nach dem er derohalben den 23. Septem. [3.10.; BW] von Stettin nacher Penckhum[48] marschirt / und den 24. [dito [4.10.; BW] durch die außgeschickte Partheyen erkundschafftet / daß der Käys. Obriste Rostock das Stättlein Schweed[49] / welches mit starcken Schantzen und Reduiten versehen gewest / verlassen / und über die Oder geflohen / ist er alsbald fortgerucket / und Dienstags den 27. dito / Alt. Cal. [7.10.; BW] vor die Statt Gartz kommen / vor welcher er in selbiger Nacht zwo oder drey Battereyen auffgeworffen / und Mittwochs den 28. [8.10.; BW] wie auch an S. Michaels Fest / den 29. dito [9.10.; BW] / den Orth mit allem Ernst zu beschiessen angefangen. Da nun der darinn liegende Käys. Com̃endant Don Felix, den Ernst gesehen / ob er zwar die Statt zuverfechten entschlossen gewesen / hat er selbigen Abend einen Trompeter herauß geschickt / und einen Accord vom Feld-Marschall Wrangel begehren lassen: Dieweil er aber gar zu viel bedingen wöllen / ist mit Schiessen noch stärcker fortgefahren / und biß den 30. dito gegen Morgen continuirt worden / durch welches endlich der Commendant bewogen / auff nachgesetzte Conditionen den 30. dito [10.10.; BW] / mit 1200. Mann zu Roß und Fuß / benebenst 200. Paggagy-Wägen abzuziehen / und die meiste von den Soldaten sich unterstellen müssen.

Articul der Ubergab Gartz.

1. Daß die Statt noch heut gegen 4. Uhr nach Mittag Ihr. Excell. eingeraumet.

2. Die Werckstücke / Munition / sampt denen darinn jetztwesenden Vivres unbeschädigt und unruinirt gelassen.

3. Alle Uberläuffer außgelieffert.

4. Die Gefangenen auff freyen Fuß gesetzt / und alle Krancken behörlichen versorgt und abgeführt.

5. Denen Soldaten / so Lust zu dienen haben / ihr freyer Will gelassen: Und endlich

6. Die Bürger nicht spoliert / noch weiters bedrangt / oder einige zur Statt gehörige Sachen abgeführt werden sollen / etc.

Actum im Läger vor Gartz / den 30. Septemb. Alt. Cal. Anno 1636.

Philips Sadler

Don Felix de Cuninga“.[50]

„Nach seiner Vertreibung aus Frankfurt[51] diente [Johann; BW] Vitzthum [v. Eckstädt; BW]  unter Herman Wrangel in Pommern. Dieser hatte ihn im Herbst 1636 mit seinen Soldaten nach Wittstock[52] geschickt, um den ebenso herrschsüchtigen wie ungehobelten Johan Baner im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen unter Melchior von Hatzfeld zu unterstützen. Doch Vitzthum hatte Angst vor der Folgen, zögerte und kam zu spät zu dem Einsatz. Er befürchtete ein zweites Nördlingen[53] und die daraus resultierende Vernichtung seiner Truppen. Für seine begründete Zurückhaltung wurde er von dem vor Wut schäumenden Baner verbal auf das Schärfste attackiert, obwohl die Schweden den Sieg und reiche Beute davongetragen hatten. Vitzthum begab sich daraufhin schnell wieder unter den Schutz seines eigentlichen Befehlshabers Wrangel, der das riskante Verschleißen von kostspieligen Truppen ebenfalls mißbilligte. In erster Linie dürfte Wrangel den Generalleutnant [?; BW] jedoch gedeckt haben, um ihn vor den Anwürfen Baners und einer Bestrafung zu bewahren. Dieses Maß an Loyalität hinderte die beiden Offiziere allerdings nicht, in militärischer Hinsicht ebenfalls aneinander zu geraten. Schließlich mußte sich Vitzthum im Jahr 1638 vor dem Reichsrat in Stockholm für seine Befehlsführung verantworten. Oxenstierna wies ihn dort energisch zurecht. Der Reichskanzler bezeichnete Vitzthums Verhalten zwar als verbrecherisch, bewertete es aber nicht als Subordination.[54] Auf dem Schlachtfeld, so Oxenstierna,[55] habe man Befehle stets zu befolgen und nicht in akademischer Manier auszudiskutieren“.[56]

Johann Stellmacher, brandenburgischer Geheimer Rat und Kriegssekretär, schrieb am 24.12.1636 aus Peitz[57] an Adam von Schwarzenberg: Kommandant Goldacker habe ihn bei einem persönlichen Besuch über die Lage im Lande genau unterrichtet. Herman Wrangel brach mit der Truppe aus Berlin gegen Frankfurt a. d. Oder[58] auf, bemächtigte sich dieser Stadt und ließ eine neue Brücke über diesen Fluss schlagen. Einer seiner, Stellmachers, ehemaligen Schreiber stehe als dortiger Statthalter in schwedischen Diensten und erteile strenge Befehle.[59] Am 1.12.1636 berichtete Stellmacher Adam von Schwarzenberg von den Forderungen und Drohungen Wrangels.[60] Adam von Schwarzenberg beklagte sich am 11.3.1637 aus Küstrin[61] bei G. L. von Schwarzenberg, der schwedischen Gefahr entronnen, sei er glücklich in Küstrin eingetroffen. Der Kurfürst von Brandenburg befinde sich noch immer verlassen und hilflos in der Festung Peitz; das gesamte Kurfürstentum sei in der Hand der Schweden. Das sächsische Heer stehe in Meißen,[62] das kaiserliche in Schlesien und der Lausitz. Wrangel habe persönlich den Befehl zur Brandschatzung seines, Schwarzenbergs, Guts und Amtes Neuendorf an der Oder erteilt und der Befehl sei durchgeführt worden.[63]

Im 22.7.1637 schrieb Gallas aus dem Feldlager bei Neustadt[64] an den Kardinal-Infanten: Nach seiner Abreise von Prag sei er zuerst in Dresden[65] von Johann Georg I. von Sachsen zu einem Meinungsaustausch empfangen worden. Hierauf traf er bei dem zwei Meilen vor dem gegnerischen Lager liegenden Heer ein. Der Gegner aber ergriff nach Aufgabe Torgaus[66] und Zerstörung der Brücke nach Brandenburg[67] die Flucht. Obgleich von Spähern und verhörten Gefangenen zu spät davon unterrichtet, habe er, Gallas, trotzdem den Gegner davon überraschen können, dass er noch vor ihm Orte an der Elbe erreichte, wo er den Fluss überschreiten wollte. Damit habe den Gegner so verwirrt, dass dieser umkehrte und sich dorthin wandte, von wo er hoffte, ungehindert in das Gebiet des Kurfürsten von Brandenburg zwischen Spree und Oder, das allgemein die Uckermark genannt wird, einmarschieren zu können. Aber auch darin sei er ihm zuvor gekommen, indem er sich schnell gegen Fürstenwalde[68] wandte. Daraufhin habe der Gegner, der einen Entschluss zu fassen gezwungen war, in seiner Verzweiflung bei Fürstenwalde die Oder überschritten und in Eilmärschen versucht, ungefährdet über Landsberg[69] Pommern zu erreichen. Auch hierin fand er sich jedoch von seiner, Gallas‘, Vorsicht übervorteilt, da er und seine Soldaten an den Sumpfniederungen des Flusses Stellungen bei Landsberg in ihre Hand brachten. Verwirrt versuchte der Gegner einen Übergang über Polen. Banér schickte sogar seine Gattin, Wertsachen und Vorräte voraus. Als der Gegner das Heranrücken der Kaiserlichen an die Warthe, unter deren Schutz er am jenseitigen Ufer lag, bemerkte, ergriff er unter Zurücklassung sämtlicher Bagage, Belagerungswerke usw. die Flucht zur Oder. Nach deren Übersetzung bei Gartz zog er sich eiligst an die pommerische Grenze zurück, gab vor, nach Polen zu ziehen, kehrte jedoch an die Oder und nach Pommern zurück. Mit unerhörter Schnelligkeit erreichte er samt Infanterie und mehr als einem Drittel der Reiterei Wrangels befestigte Brücke, hielt sich dort auf, verließ diesen jedoch nach drei Tagen aus Angst vor den Kaiserlichen Waffen und blieb vor Stettin stehen, wo er, angeblich von Wrangel’schen Truppen verstärkt, sein Lager befestige.[70] Doch es gelang Wrangel nur teilweise, die von Gallas im Herbst 1637 gejagte Armee Báners aufzunehmen und abzuschirmen. Die Verbündeten brachen bis Usedom[71] durch.

Am 5.9.1637 schrieb Gallas erneut aus seinem Feldlager bei Anklam[72] an den Kardinal-Infanten: Nach Eintreffen der Artillerie aus Schlesien wurde beschlossen, mit den Truppen nach Ueckermünde[73] zu ziehen und nach der Einnahme dieses Ortes weiter nach Anklam zu marschieren, um dem Gegner die Beherrschung Hinterpommerns, des ganzen Herzogtums Mecklenburg sowie der anliegenden Provinzen unmöglich zu machen und gegebenen Falls, nach erfolgreicher Übersetzung über die Peene, dem schwedischen Marschall Wrangel ein Gefecht zu liefern, bevor sich dieser noch mit Banér, der damals noch von seinen Befestigungen um Stettin geschützt war, verbinden konnte. Der zur Besetzung des Peene-Übergangs mit seinen Regimentern vorausgeschickte Feldmarschall Johann von Götz[74] jagte die Schwerbewaffneten, die Obrist Johan Oxenstierna aus Schweden herangeführt hatte, in die Flucht und nahm jenen sowie viele andere gefangen. Nach Erhalt der Nachricht vom Kaiser, dass Bernhard von Weimar unweit von Strassburg den Rhein überschritt, wurde Götz ins Rheinland abberufen, und so geschah es, dass der Peene-Übergang nicht rechtzeitig vorbereitet war, Wrangel zu Banér stoßen und jenen Übergang beherrschen konnte. Daher habe er; Gallas, sich entschlossen, Positionen bei Demmin[75] zu beziehen, um dort die Rückkehr der zur Entsetzung von Elbe und Havel ausgeschickten Regimenter zu erwarten.[76] In dem „Reyßbüchlein“ des Thomas Carve, der ab 1636 als katholischer Feldgeistlicher das Regiment Deveroux in kaiserlichen Diensten begleitete, heißt es:Als nun die unsrigen den Feind gezwungen, befestigte Orte aufzusuchen, befahl Gallas seinen Obristen, die festen Städte und Schlösser zur kaiserlichen Devotion zu zwingen. Das geschah so, daß zugleich den Schweden jede Proviantierung abgeschnitten wurde, und besonders denen zu Stralsund,[77] Anklam, Greifswald[78] und Demmin. So verwüsteten sie zu diesem Ende auch das ganze umliegende Land, so daß der Feind für lange Zeit keine Hoffnung auf Lebensunterhalt haben konnte“. Die Rechtfertigung für Gallas‘ Vorgehen lieferte Carve gleich mit: „Ich will dafür halten, dies sei mit Gottes Billigung geschehen. Dies Land hatte das schwedische Kriegsvolk aufgenommen und unterstützt und dadurch das ganze Römische Reich jämmerlich verdorben, so daß es jetzt gleiches Elend und Verderbnis erleiden muß. […] Durch diese Mittel verringerte sich ihr Nachschub sehr, so daß der Obrist [Carl Gustav Wrangel; BW] Wrangel genötigt war, nicht ohne Gefahr seine Leute auf verschiedene Orte aufzuteilen. Baner schickte ihnen zwar bisweilen einige Schifflein mit Korn zu, sie wurden aber entweder von den unsrigen abgefangen oder wirkten nicht viel bei einem so großen Haufen … die Kürassiere des Grafen Broy [Bruay; BW] trafen zwei Boten, die des jungen Wrangel [Carl Gustav Wrangel; BW] an den Älteren trugen, in dem er das erbärmliche Elend sehr beklagte, in dem er und Baner steckten“.[79]

Bei Carve heißt es weiter: „Als Gallas das Lager bei Rostock[80] aufgeschlagen hat, ließ er unsere Völker ein wenig ruhen, bis des Baners Völker auf Schwedt (Oder) rücken würden und Wrangels Armee nach Damgarten.[81] Unterdessen befiehlt Kaiserliche Majestät, gnädig besorgt, daß es nicht durch tägliches Fechten und ständiges Reisen Schaden litte, die Völker in die Winterlager zu führen“.[82]

Am 14.5.1638 sandte H. W. von Salis an Gallas eine Kopie seines an Klitzing gerichteten Schreiben vom selben Tag. Dieser begann die Belagerung Anklams und habe von ihm, Salis, Unterstützung bei den Kämpfen verlangt. Zugleich berichtete er ihm, dass Banér bei Anklam war, sich dann aber wieder nach Stettin[83] zurückgezogen habe. In seinem Schreiben an Klitzing warnte Salis vor den Hindernissen bei der Belagerung Anklams, die von allen Seiten angegriffen werden sollte, sowie vor der von Banér drohenden Gefahr, der sich sicher nicht auf die Sperrung der Oder und die Instandsetzung der Brücken beschränken werde. Salis versprach, im Bedarfsfall 1.000 Reiter zu Hilfe zu schicken, und wies auf die Notwendigkeit hin, auch Hermann Wrangels bei Stralsund stehende Armee im Auge zu behalten. Obrist Christian von Münster sei angewiesen worden, am 15.5. bei Stettin Alarm zu schlagen. Ferner teilte er mit, dass er auf das Feldlager Carl Gustav Wrangels bei Barth[84] einen Angriff unternehmen wollte; dieser misslang aber, da er und seine Leute statt in der Nacht erst am Morgen das Lager erreichten und daher kehrtmachen mussten.[85]

Jung informierte Gallas am 24.6.1638 aus Grünberg[86] über seine vergeblichen Versuche, von den Landesämtern in Breslau die für die Ergänzung und Ernährung des Regiments nötigen Geldmittel zu erlangen. Bekäme er sie, wäre er im Stande, 1.000 Reiter ins Feld zu schicken. Er, G., möge in dieser Sache beim Kaiser und in Schlesien intervenieren. Der Feind stehe bei Stargard, habe – nach Mitteilungen von Offizieren, die hierher zu Obrist Kapaun kommen – an die 20 Regimenter und 4.000 Reiter zur Verfügung und beabsichtige angeblich, durch Polen zu marschieren. Er, J., habe 3 Kompanien nach Schwiebus[87] kommandiert und alle Übergänge so gesichert, dass er von überall Nachrichten erhalten könne. In Groß-Glogau[88] sollte seiner Meinung mehr Infanterie stehen, um sämtliche Stellungen besetzen zu können; jetzt lägen nur 40-50 schlechte Soldaten dort und die Palisaden fielen auseinander. In der Nachschrift hieß es, dass die Nachricht eingetroffen sei, der Feind habe in Gartz[89] sein Lager aufgeschlagen und beabsichtige, entweder gegen Berlin oder Schlesien zu marschieren. Ferner habe man ihm gesagt, Feldmarschall Hermann Wrangel „sey ganz von Sinnen und an Ketten geschmiedet“.[90]

Am 30.6.1638 schrieb der kursächsische Obristleutnant Milanz aus Prenzlau[91] an den kaiserlichen Obristen Hans Heinrich von und zu Schütz: Der Meldung eines Deserteurs zufolge, dem am Donnerstag die Flucht aus dem schwedischen Lager gelungen sei, befinde sich Banér persönlich auf dem Schloss zu Stettin; Kanonen und Munitionswagen seien auf dem Schlossplatz aufgestellt. Banér solle neue Verstärkungen erhalten haben, und zwar 3.200 Schweden, 7.000 Schotten und Engländer, 900 Finnen in sieben Kompanien, die gegen Oldenburg[92] zu lagern; Hermann Wrangels Truppen sollen bei Schwerin[93] an Land gehen, am folgenden Montag werde angeblich die Haupt-Truppenschau stattfinden und die Soldaten sollten einen dreimonatigen Sold erhalten, den die Franzosen vorgeschossen hätten. Am Vortag sei Obrist Arvid Wittenberg mit 10 starken Abteilungen durch Löcknitz[94] gezogen und habe in der Nacht die polnischen Truppen bei Strasburg[95] überfallen.[96]

Nach dem Streit mit Báner kehrte Wrangel 1638 ? nach Stockholm zurück.

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Kurtz vor Ausgang dieses Monats [Juni bzw. Juli 1638; BW] hat der Käyserl. Gener. FeldZeugmeister / Freyherr von Salis das Fürstliche Haus Wolgast[97] / mit Munition und Proviant auff eine Zeitlang genugsamb versehen / welches zu verhindern / ob wol I. Excellentz der alte Schwedische Feld-Marschall [Herman; BW] Wrangel sich unterstanden / in deme er 2. starcke Truppen in den nechsten Wald versteckt / er aber in dessen mit etlich 100. Mußquetirern und kleinen Feldstücklein an einen Dorff haltend / verblieben / seynd gleichwol die Kayserischen fortgangen / und nachdem sie beyde unter wegs einander angetroffen / hat der Käyserische Obr. Herr von Hohen Rechberg / selbsten auf die Schwedische angesetzt / deme Freyherr von Salis also starck succurirt / und so lange gefochten / biß endlich die Schwedische (welche sich auff bemelten Wrangels Entsatz verlassen / und aber zulang aussen geblieben war) sich zum reißaus schicken müssen / und ihrer bey 300. sitzen blieben / welches Volck Ihr Excell. Herr FeldMarschall Wrangel nicht so viel / als die beschehene Proviantirung deß Schlosses Wolgast / gedauert / obs zwar die Käyserischen fast gleichen Verlust gekostet / weil ihrer nicht viel weniger dann der Schweden drauff gangen“.[98] Die schwedische Regierung hatte Wrangel schon am 6.4.1638 nach Schweden zurück beordert. Sein Sohn Gustav Carl, der ihn als Obrist begleitet hatte, wurde Generalmajor und nahm seinen Platz ein. Herman Wrangel begab sich auf sein Schloss Skokloster.MINOLTA DIGITAL CAMERA

Im Jahr 1643 wurde er noch zum Generalgouverneur von Livland ernannt. Er zog am 3.9. in Riga[99] ein und starb noch im Dezember desselben Jahres dort.[100]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

 

[1] Iwangorod [estn. Jaanilinn, dt. Johannstadt; Oblast Leningrad].
[2] Kalmar [Schweden, Prov. Kalmar län].
3] Festung Älvsborg, vgl. Nordisk Familjebok Bd. 33, S. 1181f.; online verfügbar unter: http://runeberg.org/nfcm/0642.html.
[4] Jönköping [Schweden, Prov. Jönköpings län].
[5] Elbing [Elblag, Stadtkr.]; HHSPr, S. 45ff.
[6] Marienburg [Malbork, Kr. Marienburg]; HHSPr, S. 128ff.
[7] Brodnica [dt. Straburg an der Drewenz, h. Polen, LK Brodnica].
[8] Górzno [h. Polen, LK Brodnica].
[9] Thorn [Toruń, Kr. Thorn]; HHSPr, S. 221ff.
[10] Altmark [Stary Targ, Kr. Stuhm]; HHSPr, S. 4.
[11] Stolberg [LK Harz]; HHSD XI, S. 453ff.
[12] Rottleberode, heute Ortsteil von Südharz [LK Mansfeld-Südharz].
[13] Uftrungen, heute Ortsteil von Südharz [LK Mansfeld-Südharz].
[14] ZEITFUCHS, Stolbergische Kirchen- und Stadt-Historie, S. 275.
[15] Stuhmsdorf [h. Polen, Stumska Wieš].
[16] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[17] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[18] Petershagen [LK Minden]; HHSD III, S. 609f.
[19] Schlüsselburg [LK Minden]; HHSD III, S. 672.
[20] Stolzenau [Kr. Nienburg]; HHSD II, S. 444f.
[21] Lauenau [Kr. Springe]; HHSD II, S. 283f.
[22] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[23] Vgl. dazu auch FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[24] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[25] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.
[26] Treuenbrietzen [Kr. Zauch-Belzig/Jüterbog]; HHSD X, S. 380ff.
[27] Vermutlich Feldmark zwischen Halberstadt und dem Höhenzug ‚Der Huÿ‘.
[28] SCHLOTTER, Acta, S. 239.
[29] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD, S. 193f.
[30] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.
[31] Breslau [Wroclaw]; HHSSchl, S. 38ff.
[32] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 220.
[33] Kremzow [Krepcewo; Pommern, h. Polen].
[34] Treptow; HHSD X, S. 111ff.
[35] Burg] Stargard; HHSD XII, S. 12f.
[36] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 262.
[37] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[38] Dannenberg [Kr. Lüchow-Dannenberg]; HHSD II, S. 106f.
[39] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.
[40] Perleberg [Kr. Westprignitz/Perleberg]; HHSD X, S. 308ff.
[41] Parchim; HHSD XII, S. 77f.
[42] Lübz; HHSD XII, S. 60f.
[43] Wolfshagen [Kr. Prenzlau/Straburg]; HHSD X, S. 396.
[44] verlor
[45] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 707.
[46] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
[47] MERIAN; ZEILLER, Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae, S. 61.
[48] Penkun [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 247f.
[49] Schwedt [Kr. Angermünde/Stadtkr.]; HHSD X, S. 351ff.
[50] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 710f.
[51] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[52] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[53] Zur Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 vgl. ENGERISSER; Hrnčiřík, Nördlingen 1634 (die beste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).
[54] Umgekehrt wäre es sinnvoll: zwar nicht als verbrecherisch, bewertete es aber als Subordination.
[55] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[56] RIECK, Frankfurt, S. 188ff.
[57] Peitz; HHSD X, S. 307f.
[58] Frankfurt a. d. Oder; HHSD X, S. 177ff.
[59] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 354.
[60] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 359.
[61] Küstrin; HHSD X, S. 441ff.
[62] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[63] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 415.
[64] Neustadt (Kr. Ruppin/Kyritz); HHSD X, S. 295f.
[65] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[66] Torgau; HHSD XI, S. 467ff.
[67] Brandenburg; HHSD X, S. 154ff.
[68] Fürstenwalde; HHSD X, S. 193f.
[69] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.
[70] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 483.
[71] Usedom; HHSD XII, S. 309f.
[72] Anklam; HHSD XII, S. 153ff.
[73] Ueckermünde; HHSD XII, S. 307ff.
[74] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben.
[75] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.
[76] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 502.
[77] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[78] Greifswald [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.
[79] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 314.
[80] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.
[81] Damgarten [Kr. Franzburg-Barth]; HHSD XII, S. 174f.
[82] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 315.
[83] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.
[84] Barth [Kr. Franzburg-Barth]; HHSD XII, S. 160ff.
[85] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 613.
[86] Grünberg [Zielená Góra]; HHSSchl, S. 164ff.
[87] Schwiebus [Świebodzin; Kr. Züllichau-Schwiebus]; HHSD X, S. 460f.
[88] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[89] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
[90] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 640.
[91] Prenzlau; HHSD X, S. 320ff.
[92] Oldenburg; HHSD II, S. 360ff.
[93] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[94] Löcknitz [Pommern; Bez. Neubrandenburg].
[95] Strasburg, HHSD X, S. 369.
[96] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 646.
[97] Wolgast [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 317ff.
[98] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 956.
[99] Riga [Lettland].
[100] Vgl. BAENSCH, Geschichte.
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