Schoch [„Don Kaspar“, „Kaspar“, „Cäsperle“, Schach], Caspar von

Schoch [„Don Kaspar“, „Kaspar“, „Cäsperle“, Schach], Caspar von; Obrist [25.11.1610 Kleinholzleute bei Isny-16.8.1672 Bregenz] Schoch ist eines der wenigen Beispiele eines sozialen und militärischen Aufstieges von ganz unten. Es gab während des Dreißigjährigen Krieges eigentlich nur zehn spektakuläre Karrieren von ganz unten nach ganz oben.[1] Schoch, geboren in Kleinholzleute,[2] war der Sohn eines Leibeigenen des Klosters Isny[3] und hatte im Alter von 13 Jahren als Hundejunge in der Armee begonnen, wie auch Johann von der Beeck. Dass jugendliche Pferdepfleger in das Heer aufgenommen wurden, lag an ihrer Erfahrung im Umgang mit Pferden und auch in der wahrscheinlich anzunehmenden Kenntnis im Umgang mit Waffen.[4] Als Musketier[5] im Regiment[6] Aldringen[7] hatte er sich zum Obristleutnant empor gedient. Im Mantuanischen Erbfolgekrieg im Regiment Ernst Montecuccoli  war er 1630 schwer am Fuß verwundet worden. Am Ende des Krieges war er sogar zum Obristen[8] avanciert.

1634 war er als Obristleutnant[9] der Leib-Kompanie Aldringens beim Sturm Bernhards von Sachsen-Weimar[10] und Horns auf Landshut[11] beteiligt. Er brachte den Leichnam des gefallenen Aldringen in das Feldlager vor Regensburg,[12] wie dessen Sekretär Stieffenberger berichtet.[13]

Am 21.4.1637 teilte Ferdinand III.[14] dem kaiserlichen Generalleutnant Gallas[15] mit: Aus der Beilage zu seinem Schreiben werde er ersehen, was Graf Adolf Erik von Puchheim in Sachen der Überstellung der Kompanie[16] Don Caspars zu seinem Regiment verlange; er sei damit einverstanden, dass sie mit der Kompanie des Rittmeisters[17] Wesselius verbunden und dem Regiment Puchheim angegliedert wird.[18]

1645 wurde er Inhaber und Kommandant des einzigen bayerischen Dragonerregiments[19] von 9 Kompanien zu insgesamt 857 Mann.[20]

„Am 6. Juni [1645; BW] berichtete [Franz v.; BW] Mercy an Maximilian,[21] dass er Sperreuter[22] mit einem Kommando betraut hätte. Er hatte Berichte erhalten, dass der feindliche Obrist Marasin mit 700 Pferden und 2.300 Mann zu Fuß am Rhein entlang zu Turenne ziehen wolle. Sperreuter sollte alle neugeworbenen Reiter im Raum Ulm,[23] den Obersten Schoch mit seinen Dragonern, aus dem Raum Heidelberg[24] und Heilbronn[25] 400 Mann zu Fuß und den Oberstleutnant Bissinger an sich ziehen. Er sollte ‚in der Eyl diesen lheuten möchte auf den Hals kommen und denen eins versezen’. Den Obersten Jung-Kolb mit 400 Reitern hätte er noch hinterher geschickt. So wären über ‚ein par Tausend Mann zusammen’. Wenn dies gelänge, gäbe es ein großes Geschrei beim Feind. Es gelang allerdings nichts, da sich die Franzosen beim Annähern Sperreuters wieder zurückzogen“.[26]

Im November dieses Jahres war eine Abteilung des Regiments im Schloss zu Grombach[27] – Grombach war im Besitz Werths – im Fürstbistum Speyer einlogiert, im März 1646 drohte Schoch damit, das Schloss „über den Haufen zu werfen, wenn man nicht Grombach ebenso wie Bruchsal[28] in Neutralität“ setze. Umsonst bat die Regierung in Speyer,[29] „mit dieser Rasierung einzuhalten und der kurfürstlichen Intention nach seine Völker abzuführen“. Man musste bei den Kommandanten von Stollhofen[30] und Philippsburg[31] einen Revers kaufen, dass keine französischen Soldaten nach Grombach gelegt werden sollten. Am 10.2.1646 zogen die kurbayerischen Truppen ab, das Schloss soll aber dermaßen ruiniert gewesen sein, dass „es ein Abscheu zu sehen“ gewesen sei.[32]

Am 7.11.1646 schrieb Syberer, der Pflegamtsverwalter von Starnberg,[33] an Maximilian I. „In einer der heutigen Rechtschreibung angepaßten Form steht dort zu lesen: »Erscheinen Sonntag, 4. Oktober abends, ein wenig nach der Betzeit, ein Rittmeister mit einer schwedischen[34] Abteilung von 150 Pferden (Reitern), ganz in der Stille, da man die Wachtfeuer anzünden wollte. Nach Starnberg begeben, hat der Trupp das Dorf alsdann augenblicklich überfallen, auch das Schloß mit 100 Pferden umringt, mit den übrigen aber das Dorf und Wirtshaus verstellt, darauf alsobald 15 Reiter von den Pferden gesprungen, in das Wirtshaus hinein und in die untere Stuben, darin etliche Bauern und fremde Leute gezecht, ein zehn Schuß jedoch ohne Verletzung einiger Manns getan, hiernach gleich der allda gelegenen Salva guardia[35] zugeeilt, welche in der oberen Stube gewest. Als die aber solchen Lärm vernommen, haben sie sich bei der Stiegen angestellt. Und auf die Schwedischen ein zwölfmal losgebrennt, dagegen auch die Schwedischen hinauf.

Inzwischen hat die größere Partei beide Schloßtore aufgehauen und sich darein gelagert, die Fenster, etliche Öfen, Kästen, Stuben und Kammertüren ihrem Gebrauch nach sehr übel verwüstet und zerschlagen und also die ganze Nacht mit Durchsuchung des ganzen Schlosses verbracht.

Am Montag früh aber von den allda gelegenen 26 Scheffel Mehl gefaßt und ihren Abzug mit etlichen Pferden und Vieh genommen. Nachdem sie aber eine Viertelstunde vom Schloß gegen Söcking[36] marschiert sind, ist ihnen Obrist Kaspar [Schoch; BW] mit 250 Dragonern entgegengekommen, der am 5. frühmorgens in Erling[37] durchmarschierte, worauf sie sich augenblicklich gewandt unter Hinterlassung der geraubten Pferde und Rindvieh. Haben sich dem Schloß wiederum zugewandt und darin zurückgezogen. Darauf hat genannter Obrist Kaspar sich mit den Dragonern an das Schloß gelegt und angefangen, auf sie hinein Feuer zu geben. Dagegen sie aber auch stark herausgeschossen, so ein dritthalb Stund gewährt. Acht Dragoner geschädigt und zwei tot geblieben, auf der schwedischen Seiten ein Rittmeister samt sechs Knechten tot. Obrist Kaspar hat dann das Schloß verlassen und ist eilfertig auf dringende Order der Stadt München zu marschiert, wodurch die Schweden freien Abzug bekommen haben.«“[38]

„Landsberg[39] war fast menschenleer, als am 26. Oktober [1646; BW] der Durchmarsch kaiserlicher und bayerischer Truppen nach Mindelheim[40] und Memmingen[41] erfolgte und bis in die ersten Novembertage währte. In Landsberg verblieb eine Besatzung von nur 40 Reitern. Doch war Getreide und Brot herbeigeschafft worden.

Die kaiserlich-bayerische Armee unter dem Befehl des Erzherzogs Leopold[42] traf den Feind bei Mindelheim, welches die Schweden aber bereits eingenommen hatten. Von dort aus setzten die Schweden am 2. November bei Kaufering[43] über den Lech und erschienen am 9. November wieder vor Landsberg. Dort nahmen sie Oberst Kaspar mit den Rittmeistern Schott und Fallen samt den 40 Reitern samt den 40 Reitern, welche die bayerische Besatzung bildeten und sich fünf Stunden lang tapfer wehrten, nachdem sie sich im Schloß verschanzt hatten, gefangen und besetzten Landsberg“.[44]

Ein Teil der Truppen Königsmarcks muss in Bayern zurück geblieben sein, so jedenfalls berichtet es der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[45] in seinem „Florus“ (1647): „Hergegen hat am 10. Dec. [1646] N. C. der Chur-Bäyerische Oberste Caspar mit Hülff etlicher 100. Bawren / die Stadt Kempten[46] durch List vberstiegen / vnd nach 4. stunden gefecht der 8. Compagn. Königsmarckischer Tragoner meister worden / worunter beyderseits in die 100. Mann tod blieben / da von 100. gefangen / sampt einer Anzahl meistgesattelter Pferd / etwas Pagagi[47] vnd 8. Standarden vberkommen / welche I. Churfürstl. Durchleuchtigkeit zu Wasserburg[48] presentirt worden“.[49] Der Salemer[50] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][51] schreibt in seiner Chronik: „Den 10. Decembris [1646; BW] hat unßer obriste Caspar daß stättlin Kämpten überstigen, den Schwedischen uff 500 pferd und 8 standarden abgenohmen“.[52]

Bürster hält unter dem 4.1.1667 weiter fest: „Den 4. Januarii, nachdem beder königklicher kronen, alß Frankreich und Schweden, völker und armeen daß Bayerlandt widerumb verlassen, de quibus supra, anno 1646, nur ain wenig oder etwaß angezogen und eingebracht, naher Schwaben widerumb und Allgöw zue gezogen, dahin er dan winterquatier zue machen verwißen, hat er, alß der feind beder kronen völker, nachdem er in Allgöw uber die maßen seher ubel gehaußet, sine discrimine[53] Laudterischen sowol alß Catholischen ain ort nach dem anderen, ain statt nach der anderen eingenohmen. Ist auch jez obgesagten tag umb 2 oder 3 uhr nachmittag die statt Bregenz[54] angeloffen und von deß feinds generalveldmarschall Caroli Gustavi Wrangelß völker erobert und eingenohmen worden, gnuog wol so spöttlich alß vor dißem Überlingen,[55] wie dan die lobsprüch ain wenig besser vornen solches zue verstehen geben. Doch diese nit also schlafend, sonder bei tag und wachend, weilen der feind sich uber den Haagen, welcher ort nit wol versehen, gewagt und ubergewaltiget; leut waren gnuog vorhanden, aber übel angestellt, mit kraut und lot[56] übel versehen. Obrister Äscher[57] war commendant, so sich vor dißem zue Villingen trefflich wol verhalten, ward gefangen, umb ranzion[58] aber wider lödig gelaßen, naher Inßprugg,[59] mit seinem erzhörzigen übersandten, underschüdlichen schrüften und schreiben, so ihme voir dißem (weßen er sich zue verhalten) waren zuegeschickt, sich zu purgieren begeben. Dan ihme die ständ und ambtleut nit wollten parieren, so ihme vil unnöthigen und uncosten anzuewenden mit schreiben allzeit vorkomen. Und vermaint, sie süzen in dem irdischen paradeyß und seyen ganz gefreyt und kündt man ihnen auch nirgend zue; haben unköstlin geschihen, gott geb, waß er ihnen fürgebildt, gepredigt und gesagt, alldort vil unkosten anzuewenden, oder schanzen[60] oder dißen posten beßer zue versichern, zue verwerfen und verhawen, unnöttig zue sein vorkomen und nichts thuon wollen. Auch weder von Costanz auß noch anderstwohero, ja sogar obristen Caspar, so schon allberait mit ettlich hundert soldaten alldort war, wider abgeschafft, keine völker haben noch leiden wöllen, wollen schon selbsten sich defendieren und manß genuog sein. Doch mainen ettliche, werde sich, ob er schon guote zeugnuß, firweiß und brüef habe, schwerlich heraußhawen. Ursachen, eben in selber schanz wol uff die 7 oder 800 mann gelegen, sollen kümmerlich 200 oder 300 kuglen und gar wenig pulfer gehabt haben, also daß sie sich gar bald verschossen und weiter nit mehr kendten, alß die rohr umbkerten und [ain] weil sich noch werten. Haben dem feind also in großer furia über den berg herunder zue rutschen, pferd und mann reverenter[61] uff dem hinderen, daß oftermahlen pferd und mann über und über gangen, zuesehen mießen. Seyen also in prima furia[62] alleß, waß sie angetroffen in der wehr, wol uff die fünf- oder 600 personen, jämerlich ermordt und [187] nidergemacht worden, Und daß doch daß allermeyste, haben sie gleich dem seeposten und großen schüffen und lödenen[63] zuegeylt, und weylen groß ungewüdter in dem see, daß kaineß kendte entrinnen, haben sie alle klaine und große schüff sambt allem raub,[64] so in großer eyl darein ward getragen, under ihren gewalt bekomen, dan ain unaußsprechlicher schaz aller orten hero, weil man diß ort zum sicherlichsten verhalten, ward getragen. So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer[65] in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar[66] ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, dass sie ihnen den M. Hämmerlein[67] in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, dessen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“.[68]

Gaisser notierte unter dem 20.8.1647 in seinem Tagebuch: „Zum Ersatz für die abziehenden Bayern rücken einige Dragoner vom Regiment des Obersten Kaspar Schach [Schoch !; BW] in die Stadt ein, der von der Partei des bayrischen Kurfürsten zum Kaiser übergegangen war. Die bayrischen Soldaten vom Fugger’schen Regiment und andere bisher in den benachbarten Orten einquartierte sammeln sich auf Rückberufung des Kurfürsten, ziehen aus der Gegend ab und treten den Marsch in Richtung Donauwörth[69] an“.[70]

Der Werth gegenüber loyale Schoch wurde nach seinem Übertritt[71] ins kaiserliche Lager Obrist-Hauptmann von Vorarlberg.[72] Das Regiment des tapferen Schoch sollte geschlossen nach Tirol zu Erzherzog Ferdinand Karl[73] – vom Hofkanzler Bienner um 1648/49 zutreffend charakterisiert: „Mala educatio, maschere, comedie, balli, praetereaque nihil; bonum  est principem avocare aut ad seria applicare“;[74] seine Verwicklung in die Revolte Werths wurde bisher noch nicht ausreichend untersucht – und von da über Kärnten und die Steiermark weiter nach Böhmen[75] überführt werden. „Wenige Wochen danach – während des bayrischen Waffenstillstands[76] – war Obrist Caspar Schoch, Inhaber und Kommandeur eines der beiden bayrischen Dragonerregimenter, vom Kurfürsten zum Kaiser übergetreten, wie General von Werth. Schoch, der mit seinem Regiment abseits der bayrischen Armee gestanden hatte, war mit allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften zur Ehrenberger Klause südlich Reutte[77] in Tirol geritten,[78] hatte den Regimentstross mit ‚Weib, Kind und Kegel‘, dorthin salvieren können und damit das bayrische Territorium verlassen. Das Regiment stand ganz hinter seinem Kommandeur, dem Obristen ‚Caspar‘ und zählte acht Kompanien mit einer Dienststärke von über 800 Mann. Der Kaiser wollte das wohlformierte und gut armierte, ‚schöne‘ Regiment in Mähren[79] oder bei seiner Hauptarmee in Böhmen sehen. Generalfeldzeugmeister von Enkevoer aber hatte es seinem Kommando unterstellt und zum Bodensee befohlen.

Im Sommer 1647 hatten Holzappel und Enkevoer ihre dienstliche Korrespondenz aufgenommen. Am 3. September kam Enkevoer auf den Umstand, der ihn am meisten bedrückte: der Kaiser habe ihm direkt geschrieben und ihm vorgeworfen, daß durch seinen Ungehorsam das Regiment Schoch am Bodensee zurückgehalten worden sei; er, Enkevoer, habe seine Schuldigkeit aber keineswegs vergessen, ‚sondern ganz und durchaus Ihrer Kayserlichen Mayestät allergnedigster Ordre gemäß auf die Durchlassung solchen Schochischen Regiments (durch Tirol) mit allen beweglichsten Erinnerungen getrungen. Weilen aber all solches mein instendiges Anhalten bey Ihrer Fürstlichen Durchlaucht, Ferdinand Carl, Erzherzog zu Österreich, und sonderlich bey den tyrolischen Stenden aus Furcht, den Churfürsten in Bayern zu beleidigen und feindlichen solchen ihnen sich zuzuziehen, ganz nichts verfangen, sondern der Durchzug mehrerwehnten Regiments mir abgeschlagen worden … ‚, habe er das kleinere Übel gewählt und das Regiment zum Bodensee führen müssen. Für den Fall, daß er für das Ausbleiben des Regiments verantwortlich gemacht werde, bitte er um seine ‚Licenz‘ (Entlassung).

Beim Landesherrn von Tirol und Vorderösterreich, Erzherzog Ferdinand Carl, hatte Enkevoer mehrmals darauf gedrungen, dem Regiment den Marsch durch Tirol – über den Brenner – und weiter nach Kärnten zu gestatten, damit es von dort aus durch die Steiermark und die österreichischen Erzherzogtümer auf dem böhmischen Kriegsschauplatz erschiene. Ferdinand Carl hatte die Bitten Enkevoers abgelehnt. Auf dem Landtag der Tiroler Stände vom 25. Juni bis zum 20. August hatte der Erzherzog nur ‚spärliche Bewilligungen‘ durchsetzen können. Der Durchzug des Regiments Schoch gehörte nicht dazu.

Der Kaiser hat darauf noch mehrmals, zuletzt am 15. September, Schoch direkt anbefohlen, ‚den ihm vorgeschriebenen Weg durch Kärnden, weil er durch Bayern und die Oberpfalz doch nit wirdt durchgelassen werden, in Mähren und folgentes zu, meiner Haubtarmada zu ziehen …‘ Schoch solle sich um die Verweigerung des Durchzuges nicht weiter kümmern, ‚sondern einen Weg als den anderen seinen Zug fortsetzen‘.[80] – Daß der Kaiser direkt dem Kommandeur eines Regiments eine Order erteilt, hier unter Umgehung Enkevoers, ist sehr ungewöhnlich. Zwar kommen hin und wieder bei anderer Gelegenheit direkte Eingriffe des Kaisers vor, aber kaum über eine solche Entfernung (so befiehlt er dem Kürassierregiment[81] und den Kroaten[82] des Grafen Zrinyi, ihren Marsch zur Hauptarmee im nordwestlichen Böhmen zu beschleunigen, als sie im September 1647 durch Pilsen[83] marschieren und der Kaiser in Pilsen noch seine Hofhaltung hat). Wahrscheinlich wollte der Kaiser im Falle des Schochischen Regiments Enkevoer nicht länger in der zwiespältigen Lage belassen, zwei Herren gehorchen zu müssen, ihm und den Erzherzog. Der Kaiser wollte es Enkevoer erleichtern, gegenüber Erzherzog Ferdinand Carl das Gesicht zu wahren, wenn das Regiment abgezogen wäre. Enkevoer war aber noch mehr in eine zwiespältige Situation geraten. Befolgte Schoch den Befehl des Kaisers, würde der weitere Erfolg in Oberschwaben ausbleiben. Befolgte er nicht, schadete er vielleicht dem übergeordneten Ganzen. In dem ‚vielleicht‘ liegt die eigentliche Unwägbarkeit, eine der Unwägbarkeiten, der militärische Befehlshaber im Auf und Ab eines Krieges mit seinen plötzlichen Wendungen gegenübergestellt werden und die sie zu einer Entscheidung ins Ungewisse zwingt. Enkevoer behielt das Regiment auch nach den direkten Befehlen des Kaisers an Schoch weiter bei seinen Truppen, im Vertrauen darauf, daß ihm sein weiterer Erfolg recht geben würde, im Vertrauen auf die nachträgliche Zustimmung des Kaisers und Holzappels, vielleicht im Vertrauen auf die künftige Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Bayern.[84] – Die Auseinandersetzungen um das Regiment Schoch beleuchten die eingeengte Handlungsfreiheit des Kaisers gegenüber den Landesherren im Reich. Im eigenen Haus vermag sich der Kaiser nicht gegenüber seinem leiblichen Vetter Erzherzog Ferdinand Carl durchzusetzen, dem diesmal – wie seinen Ständen – Bayern buchstäblich näher liegt als das habsburgische Hausinteresse. Der Kaiser konnte dem Regiment auch nicht den kürzeren Weg über das Erzbistum Salzburg befehlen, sondern mußte den weiteren über Kärnten anordnen. Es mußte ihm genügen, daß der Erzbischof von Salzburg ihn zuverlässig mit Geldern für die Kriegsführung unterstützte. Mehr war dem Erzbischof, dem ‚Primas Germaniae‘, nicht zuzumuten. Der Kaiser war alles andere als ein absoluter Herrscher. Das Regiment Schoch aber hatte die Bodensee-Gegend gar nicht verlassen. Enckevoer hat mit Hilfe des Regiments die Stadt Wangen[85] und das feste Haus Gießen[86] zurückerobert und damit die Blockade Lindaus[87] durchbrochen. Die Verbindung Lindaus mit Vorarlberg und Tirol war wiederhergestellt worden.

Zur gleichen Zeit wurden die von den Schweden geschleiften Befestigungen an der Bregenzer[88] Klause von Bürgern und Bauern instand gesetzt. Bürger und Bauern waren von den Ständen aufgeboten worden und arbeiteten gemeinsam mit wenigen Fußsoldaten, die Enkevoer zur Anleitung abkommandiert hatte. Im September 1647 bauten bis zu 1.500 Mann. Enkevoer berichtet, daß man noch weiter gekommen wäre, wenn das ‚höchst verhinderliche Regenwetter nur aufhören möchte‘, das schon vier Wochen gedauert hatte. Die Landzunge zwischen der Mündung der Bregenzer Ache in den Bodensee und der Stadt Bregenz wurde neu befestigt und mit Blockhäusern verstärkt, um Anlandungen der Schweden abschlagen zu können. Gleiches geschah mit den alten Befestigungen bei Hard,[89] Fußach[90] und Rohr.[91]  Damit lehnte man sich mit der linken Schulter der Landesverteidigung an die Schweizer Grenze, die damals wie heute verlief. Diese Verteidigungsvorkehrungen stützten die nach Oberschwaben anlaufende Offensive Enkevoers ab.

Außerdem leisteten die neutralen Schweizer Nordkantone logistische Unterstützung – gegen gute Reichstaler. Das meiste an Gütern lieferten sie nach Konstanz,[92] von wo Versorgungsschiffe nach Lindau[93] absegelten. Die konnten den schwedischen Kriegsschiffen auf dem Bodensee entkommen, wenn sie in der Nähe des Südufers blieben und bei Gefahr die Schweizer Häfen von Romanshorn,[94] Arbon[95] oder Rorschach[96] aufsuchten und dann die Stichfahrt direkt nach Lindau wagten oder zwischendurch Bregenz anliefen.

Enkevoer urteilt, wenn der Feind ‚sein Handwerk besser verstanden und Schloß Pfannenberg‘ (Schloß Hohenbregenz) besetzt gehalten hätte, wäre der Verlust von Lindau nicht zu vermeiden gewesen; nun aber sei Lindau zu ‚Wasser als Landt wieder frey‘. Bei dem geringen Schaden, den das Regiment Schoch im notwendigen Hin- und Hermarsch verursacht habe, würde es der Feind nicht gelassen haben. So aber übertreffe der Nutzen den Schaden bei weitem.

Ohne das Regiment Schoch, ohne eine Kavalleriekomponente, hätte Enckevoer seine Erfolge nicht erringen können. Mit dem Regiment hat er die Waagschale der Kräfte zu seinen Gunsten gesenkt. Erst mit ihm konnte zur Offensive übergegangen werden. Ganz selten im Dreißigjährigen Kriege hat ein einzelnes Regiment so viel bewirkt. Sein geschlossener Übertritt zum Kaiser hatte die Lage in Süddeutschland gewendet.

Die Besatzungen zu Offenburg[97] in der Ortenau und zu Aschberg[98] hatten sich als ‚gut kaiserlich‘ erklärt. Dieselbe Erklärung hatte die Reichsstadt Rottweil[99] mit ihrem bayrischen Kommandanten, dem Obristen Bißinger [Bissingen; BW], am 21. August ‚zu ihrem unsterblichen Ruhm‘ abgegeben. Das weiter in französischem Solde stehende weimarische Regiment Alt-Rosen, 400 Dragoner stark, hatte einen Angriff auf Rottenburg am Neckar[100] vor. Mit Bürgern Rottweils und seinen Soldaten überraschte Bißinger das sorglos dahinziehende Regiment ‚im freyen Veldt‘ – wohl in der Rast und ohne ausreichende Sicherung durch Feldwachen. Er  ‚zertrümmerte‘ es in einem blutigen Gefecht: ‚ … den Obristen Schlagmann mit vier Schüssen verwundet, so bereits auch gestorben. Den Major, drey Capitain neben etzlich und zwainzig Underofficieren und viel gemeinen Soldaten gefangen. Den Rest, was nicht ausgerissen, worunder zween Capitain, eztliche Leutenant und Fendrichs, niedergehauen und alle Bagage bekommen‘.

Am 1. September 1647 war Enkevoer mit dem Fußregiment Rübland und aus Konstanz herangeschaffter Artillerie vor Ravensburg[101] gerückt und hatte durch sein bloßes Erscheinen die schwedische Besatzung ‚verführet‘, die Stadt eilig zu verlassen und sich nach Überlingen zurückzuziehen. Damit war dem Gegner die ‚Communication‘ zwischen Überlingen[102] und Memmingen[103] abgeschnitten. ‚Es reift die Zeit, den Fuß wieder weiter ins Reich zu stellen und dafür ein Corpus aufzurichten‘, faßte Enckevort seine bisherigen Erfolge zusammen.

Mittlerweile hatte Schoch das feindliche Regiment Paumbach geschlagen und dabei elf Fahnen erbeutet. Ein Rittmeister Schochs hatte die Siegesnachricht dem Kaiser überbracht. Am 30. September war Holzappel – wie erwähnt – zusammen mit Werth und Sporck zum kaiserlichen Hof nach Prag geritten. Wahrscheinlich haben der Kaiser und Holzappel auch über das Regiment Schoch beraten, zumal Enkevoer in seinem Schreiben vom 9. September,[104] das Holzappel am 19. zugegangen war, die Bitte um Entlassung erneut vorgetragen hatte, falls er weiter für das Ausbleiben des Regiments verantwortlich gemacht werden sollte. Jedenfalls wiederholte der Kaiser seinen Befehl zur Heranziehung des Regiments nach Böhmen oder Mähren nicht mehr. Die Entscheidung des Kaisers wird beeinflußt haben, daß die Vereinigung der bayrischen Reichsarmee mit der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen unmittelbar bevorstand, der Kurfürst aber zur Bedingung gemacht hatte, daß die von ihm abgefallenen Generäle Werth und Sporck die kaiserliche Hauptarmee. Da war es nicht zweckmäßig, neuen Konfliktstoff anzuhäufen, indem man ein ganzes Regiment heranzog, das ebenfalls vom Kurfürsten abgefallen war. Wenn Enkevoer auf die Klärung des Verhältnisses zwischen Kaiser und dem Kurfürsten gesetzt hat, so hat er sich nicht getäuscht. Werth und Sporck kehrten für Monate nicht mehr zur kaiserlichen Hauptarmee zurück. Eine nachträgliche Zustimmung zum Ausbleiben des Regiments Schoch kann man darin sehen, daß der Kaiser dem Obristen Schoch und seinem Stellvertreter, Obristleutnant Flettinger, für ihre Verdienste im Felde goldene Ketten schenkte. Die Verleihung einer goldenen Kette war eine hohe Auszeichnung, Kriegsorden gab es nicht. Wer keine Skrupel empfindet, allein den persönlichen Erfolg zur Richtschnur seines Handelns zu machen, mag Enkevoer gerechtfertigt sehen.

Mitte September verließ die schwedische Besatzung von Biberach[105] die Stadt und zog sich nach Überlingen zurück. Magistrat und Bürgerschaft hatten sehr wohl bemerkt, daß Enkevoer die Feldüberlegenheit gewonnen hatte. Da war die Besatzung lieber aus freien Stücken abgezogen, ehe die an Zahl weit stärkeren Bürger aufsässig wurden, falls Enckevoer zur Belagerung schritt. Er legte 200 Mann Schochs in die Stadt. Im Viereck der Reichsstädte Wangen,[106] Ravensburg,[107] Biberach und Memmingen hielten die Schweden jetzt nur die letzt genannte“.[108]

Nach der Verweigerung des Durchzugs wurde das Regiment Schoch allerdings 1648 an Bayern zurückgestellt; die Mannschaft wurde auf die Regimenter Druckmüller und Modersbach verteilt. Am 3.10. teilte Ferdinand III. seinem Schwager mit, er habe seinen Feldmarschall angewiesen, dass alle Offiziere, die mit Werth, Creutz und Sporck – Schoch fehlte dagegen – in seine Dienste getreten seien und von Jost Maximilian von Gronsfeld, dem kurbayerischen Feldmarschall, genannt würden, abberufen würden. Holzappel habe das schon veranlasst und viele nach Prag geschickt.[109] Noch am 14.12. schrieb Holzappel an Ferdinand  III., dass „die beyde von Werth und Sporck wieder zu der Reuterey kommen mögen, massen ohne dieselbe wenig frucht von gemeldter Reuterey zu gewarten“.[110]

„Am 8. Dezember 1647 hatte Enkevoer aus Memmingen gemeldet,[111] daß er mit seinem und dem Rübländischen Regiment nach Böhmen aufbreche. Er hatte im September zum Anmarsch gegen Memmingen auch das Regiment Schoch mitgenommen, es dann jedoch nach Norden über die Donau angesetzt. Koalitionsrücksichten haben hierbei sicher eine Rolle gespielt. Das Memminger Belagerungskorps war auch ohne Schochs Reiter stark genug, ein enges Lagerleben der bayrischen Truppen gemeinsam mit dem abgefallenen Dragonerregiment hätte Enkevoers Koalition mehr Schwierigkeiten bereitet als Nutzen gebracht. Außerdem entsprach es den Regeln umsichtiger Kriegsführung, eine starke Abteilung jenseits der Donau zu lassen“.[112]

Bereits am 29.[?]10.1647 hatte Schoch die schwedische Besatzung Wallersteins[113] durch einen fingierten Marschbefehl auf die Straße nach Nördlingen gelockt und dann gefangen genommen. Dabei hatte er 20 schwere und leichte Geschütze sowie Munitionsvorräte erbeutet[114] und das Schloss zur Beobachtung des von Schwedischen gehaltenen Nördlingen[115] besetzt, desgleichen Harburg,[116] Oettingen[117] und Gunzenhausen.[118]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Mehrgedachte Chur-Bäyrische haben den an Dünckelspiel[119] erlittenen Schaden[120] bald wieder ersetzt / indem sie bey 300. starck / den 23. Octobr. in der Nacht / vor das ziemlich veste / und etwan eine Stund Wegs von Nördlingen entlegene Schloß Wallerstein kommen / selbigem Leutenant / der mit in 70 Knechten / sampt 15. Pferden darinnen gelegen / einen falschen eylfertigst geschriebenen Brieff / als ob er von ihrem Obristen Pilau / käme (dessen Pittschafft sie etwan nachgraben lassen) zugeschickt / deß Inhalts / die Chur-Bäyrischen wären bereits starck im Anzug gegen Nördlingen: derohalben / wo sie nicht gleich ausziehen / und sich in die Statt begeben / würde ihnen ein solches morgen zu thun nicht mehr verstattet seyn. Weiln nun  gedachten Schwedischen Obristen Hand in dem Schreiben sehr eygentlich getroffen gewest; als hats der Leutenant angenommen / ist zu Mitternacht ausgezogen; als er aber heraus kommen / hat man ihn / sampt den Völckern gefänglich angenommen / von denen gleichwol noch 14. zu Fuß / und 4. zu Pferd / den 24. ejusd. frühe in Nördlingen ankommen.

Anderer Nördlinger Brieffe melden / dass 2. Reutter und 1. Bauer die Ordinantz durch die Stacketen[121] der Wacht zugelangt / und als solche begehrt zu warten / biß man sie dem Commendanten überlieffert / hätten sie geantwortet / sie müsten alsbald weiters / und denen auff Spielberg[122] / (ist gleichfalls ein Schloß / 4. Meylen von Nördlingen / unnd von daraus besetzt) dergleichen Order bringen. Wiewol es nun deß Herrn Commendanten und Obrist. Pilaus zu Nördlingen Handschrifft unnd Siegel in allem wol geglichen / so solle er doch von den andern Unter-Officirern gewarnet worden seyn / noch biß an den Tag allda zu verbleiben: der aber nicht gewollt / sondern sich dergestalt aus der possess deß Schlosses heben lassen: In selbigem haben die Chur-Bäyrischen 12.[123] zum theil grosse / zum theil kleine Stücke / neben anderm uneracht mehr / bekommen / und zu besserer Bloquade[124] der Statt Nördlingen starck besetzt.

Nicht allein aber ist dieses / wie ingleichen Hachhauß[125] / Harburg / Oettingen und Guntzenhausen besetzt: sondern auch denen vor Memmingen gelegenen Chur-Bäyrischen Völckern / als sie zu Wembdingen[126] unnd Fünffstätten[127] ankommen / allda sie von München und Ingolstatt[128] 5. halbe Carthaunen[129] / etliche Pöler[130] und Kugeln bekommen / Befehl ertheilt worden / Spielberg zu beschiessen unnd wegzunehmen / Theils Völcker aber ein weil vor Nördlingen zu commandiren / solchen ort desto härter zu belegen / und nach Ubergab Spielberg / selbigen völlig zu attaquiren. Wiewol nun die Chur-Bäyerischen hingegen eine Abordnung an Ihre Churfürstl. Durchl. nacher München gethan / unnd vorgewendet / dass sie jetziger Zeit für unmüglich hielten / Nördlingen wegzunehmen / sintemaln sie bey einfallendem kalten wetter / mit schlechten Kleydern neben den Stücken zustehen nicht vermöchten / zu dem auch einige Proviant unnd Munition nicht hätten; so hat diese besagte Bloquade doch ihren Fort- unnd Außgang haben müssen / biß sie endlich gar in eine offentliche Attaque ausgeschlagen / wie wir dann von solcher in nechstfolgender Erzehlung mit weitern Umbständen zuvernehmen haben werden.

Ist derohalben zu wissen: Ob gleich mehr gedachte Statt Nördlingen / durch die in nunmehr 17. (etliche melden nur von 8.) Wochen lang gehaltene Belegung / (dadurch dennen Inwohnern alle zufuhr / Handthierung unnd Gewerb gesperrt; allerhand Insolentien verübt / dero gantze Heerd Schwein / fast bey 500. Stück / hinweg getrieben; das Schloß Wallerstein / als oben angezeiget / zu der Blocquirten grossem Nachtheil / durch einen Kriegs-Fund[131] eingenommen / die nechste / ausser der Statt liegende Mühlen / theils verbrannt / theils sonsten verderbt) überaus geängstiget worden / dass die Inwohner gleichwol dieses alles gern verschmerzen wollen / wo nicht der höchstverderb- und schädlichste Brand darzu kommen / welcher dieser schönen Statt bey nahe den Garaus gemacht / womit es dann folgender Gestalt hergangen.

Demnach Freytags den 10. 20. Decembr. morgens mit angehendem Tag / in 1500. Chur-Bäyer. Reutter sich hinder dem Galgenberg (da man ihnen mit Schiessen nicht beykommen / noch die Nördling. Reutterey / so etliche Stunden mit denselben scharmutziret[132] / wegen der vortheilhafftigen Situation, ihnen einigen Abbruch thun / viel weniger aber sie aus ihrem Vortheil bringen können) præsentirt, ist noch selbigen Tags Abend so viel Fußvolck (man schreibet in allem von 4. Regim. zu Roß / unnd 7. zu Fuß / worunter nur 2. Keyserl. Als das Enckefurt- und Rubländische / die übrigen alle aber Chur-Bäyerische gewest / unterm Commando deß Keyserl. Herrn General Feldzeugmeisters von Enckefurt) mit etlich hundert Wägen / und 16. Feuer-Mörsern[133] / zu ihnen gestossen / welche 16. Mörser sie die Nacht über eingegraben / und daraus den 11. 21. frühe nach 6 Uhren / neuerfundene Feuer-Ballen[134] unnd Granaten[135] / ohne vorhergehende Aufforderung / mit höchster Ungestümm einzuwerffen angefangen / also dass in kuurtzem / durch Verhängnuß Gottes / die Statt an unterschiedlichen Orten in Brand gebracht worden. Und obwoln solchem zu wehren / man sich aller Möglichkeit bearbeitet / so hat doch die Brunst und Gewalt der Granaten / dermassen überhand genommen / dass man manchen Stock unnd Gassen in der Flamme stehen lassen müssen; welches Feuereinwerffen den gantzen Tag unnd Nacht / biß auff 8. Uhren deß folgenden Sontags / welcher war der 12. 22. deß Christmonats / ohne einiges uffhören / angetrieben worden. Zu welcher Zeit die Statt in vollem Brand gestanden.

Nachdem es nun / etwan auff eine Stund lang / stille worden / ist darauff ein Chur-Bäyrischer Trompeter[136] / mit etlich wenig Gefangenen / in die Statt kommen / welcher begehrt / der seinen so viel dagegen auszuwechslen; (Nordlinger Brieffe / unterm dato 16. 26. Decembr. melden / Er habe die Statt auffzugeben begehrt) den der Commendant / Herr Obrister Pilau / gefragt / wer das Commando vor der Statt hätte / unnd darbey befohlen / er solte seinem General sagen / dass es Ihme nicht nach Kriegs-Gebrauch / wie einem rechtschaffenen Cavallier[137] zustünde / solche Mordbrenner-[138] und ohnverantwortlicher Weise / die Bürger und dero Häuser anzugreiffen / die doch wider sie die Waffen nicht ergriffen / vielmehr aber / mit Contribuirung[139] vieler Tonnen Goldes / das ihrige bey ihnen diesen Krieg über fast alles zugesetzt / darbey sie doch niemalen geschützt / sondern jederzeit schändlich von ihnen verlassen worden; wie sie dann die Schwedische Haupt-Armee / als sie an der Statt vorbey marchirt / also desert gefunden: Unnd weiln sie den Platz ihro für importirlich gehalten / hätten sie sich dessen impatronirt.[140] So er nun eine Sach an sie gehabt / sollte er / nach Soldaten- und Kriegs-Maniere / ihne angegriffen haben / so wolte er ihnen auff gleiche Weise begegnet seyn. Ihme würde er kein Hauß abbrennen / wie der Cron Schweden ingleichem auch nicht / unnd wann er die Statt gleich gantz einäscherte / würde dem Keyser / und dem Röm. Reich damit wenig geholffen seyn / der Cron Schweden aber / die sie vielleicht wieder auffbauen lassen köndte / schlechter Abbruch geschehen. Er wolte solches nicht nur der Generalität / sondern auch seiner Gnädigsten Königin[141] berichten / die gewiß / so lang sie einen Cavallier im Land / unnd einen warmen Bluts-Tropffen im Leib hätte / solchen mehr als Barbarischen Mordbrand ungerochen nicht lassen würde.

Mit diesem Bescheid wurde der Trompeter Münd- und Schrifftlich abgefertiget. Inzwischen fiengen die Granaten und Feuer-Ballen widerumb an in die Statt zu fliegen / biß gegen Mittag / da abermals bey 2. Stunden eingehalten wurde. Darauff abermals fortgefahren / biß auff den Abend gegen 7. Uhr / gleichwol nicht so hefftig / als den Tag und Nacht vorhero geschehen war. Zwischen 9. und 10. Uhr / bekamen die Belägerten Post / als wann die Chur-Bäyrischen im Abzug begriffen wären; unnd wiewol solchem niemand Glauben zustellen wollen / sondern für einen purlautern Betrug gehalten; Hat sich doch nachfolgenden Morgen / dieses wahr seyn befunden / in dem die Chur-B. widerumb in ihre vorige Quartier zu rück gangen / vorhabens die Statt noch weiters blocquirt zu halten.

Auß mehrangeregter Statt Nördlingen wird gantz glaubwürdig geschrieben / Es seyen diese wenige Tage durch mehr als 600. Granaten und Feuer-Kugeln[142] (Schreiben aus dem Nordgau / gedencken mehr nicht / als 420.) hinein geworffen worden. Was nun hiedurch für ein Jammer / in der Statt entstanden; wie gräulich das donnern und knallen der Granaten / und die Schläge der Feuer-Ballen: deßgleichen / wie abscheulich das Prasseln und Krachen der mit Brand einfallenden Häuser zu hören gewest; wie erschröcklich die Flamme gewütet / das sey mit Worten nicht zu beschreiben / könne es auch niemand wol glauben / der es nicht selbsten gehöret / und mit angesehen habe / also dass es viel Officirer und Soldaten von den Chur-Bäyrischen selbsten für unmenschlich gehalten / und ob diesem unbilligen Mordbrand einen Abscheu getragen.

Solcher Gestalt nun seynd innerhalb 24. Stunden 141. Gebäue in die Aschen gerathen; 65. von den Granaten übel verrissen unnd zerschmettert: unterschiedliche Personen gefährlich gequetscht / 5. aber (ob vermeldte Brieffe melden von gar keinem gebliebenen; sondern allein / von etlich wenig beschädigten Bürgern) gar erschlagen worden / worunter ein Kind unnd alter Mann gewesen / welchen eine Granate / so in die Stuben gefallen / mit Tisch / Bäncken und Fenstern / sampt der gantzen vördern Wand / auff die offene Gassen hinunter geworffen. Zu dem so seynd / ohne den Haußrath / unnd ausser grossem unsäglichem Gut / über 2000. Malter[143] Früchte / 282. Futter[144] Hews / und viel Viehes / im Fewer verdorben. Die Haupt-Kirche / der Pfarr-Hoff / die Wirtschafft bey dem schwarzen Ochsen / unnd deß Forstmeisters Hauß / hat man kümmerlich / und mit grosser Mühe erhalten / dabey es dann der Kirchen im Closter / der Roßmühle[145] / unnd andern Gebäuen mehr / gar nahe gestanden. Der gröste Brand aber solle gewesen seyn / bey dem Lambs-Wirth / und in selbiger Strassen / darauff der Ernst / die Roßmühle / Wohn- und Bräuhauß / und selben gantzen hindern Stock ergriffen / ingleichem den Viehmarckt / alle Gebäu und Gassen unterhalb der Roßmühle / den Kegelein mit seiner Bräu / und den Windel-Thurn / biß fast zum Zollhauß hinaus. Item / den Storck bey David Gützlern / und H. Gottfried Lempen; das Kirch- und Höll-Gäßlein / mit der Höllen; den alten Helden / und dortherumb durch deß Forstmeisters Stallung auff die blauen Glocken / unnd nechst anstehende Häuser; der F. Sengin Stadel und alle Hinder-Gebäue daselbst herumb / ohne andere viel einzeliche Gebäue hin unnd wieder. Dabey dann das Viehe auff der Gassen herumb gelauffen / und mit Brüllen ein jämmerliches Geschrey geführt: Hingegen hat die Schwedische Guarnison an allem so darzu gehört / den geringsten Schaden nicht erlitten. Seynd also die Keyserl. gegen Böhmen / die Chur-Bäyer. Aber in Francken fortgangen / und allein die Casparische[146] Reutter zur Bloquade ligen geblieben.

Die letzte Granate / so in die Statt geworffen worden / ist dem eingelangten Bericht nach / beym Rath-Hauß zersprungen; die hat / (welches man für gar marckwürdig halten will) bey dem Bildniß oder Gemälde von Saulo / in der Apostel-Geschichte am 9. Cap. v. 4. unnd 5. beschrieben / mit dieser Lateinischen Uberschrifft / SAULE, SAULE; QUID ME PERSEQUERIS ? Unnd zwar allernechst bey dem Wörtlein ME, welches nicht beschädiget worden / ein Stück von den Steinen aus der Mauer geschlagen: Sonsten aber soll / ausser was mit den Mörsern gethan / kein Schuß geschehen seyn / weiln die Chur-Bäyrischen / ausser etlichem geringen Regiments-Stücklein / wider einen Einfall keine Stücke bey sich gehabt haben“.[147]

Im Falle Nördlingens – hier war allerdings die schwedische Besatzung stärker als die Bevölkerung – hatte sich selbst das Feuereinwerfen in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember durch 16 Geschütze als relativ wirkungslos erwiesen; „So ist anheuth, als den 21., durch das in Nördlingen gethanes feuereinwerffen zwar ein viertel der statt eingeaschert worden [141 Wohnhäuser u. Scheunen, 2.083 Malter Getreide u. 282 Fuhren Wein waren vernichtet worden]. Weilen die schwedische besazung darin aber stärcker als die burgerschafft sich befindet, ist der vermuthenste zweck, daß die bürger sie zum auszug zwingen möchten, nicht diesmal zu erwarten, doch wohl zu hoffen, […] daß die operation nicht umsonst geschehen“ [sei],[148] was allerdings eine Täuschung war. Die Stadt wurde weiter von Truppen Schochs, Gusch(e)nitz‘ und Royers blockiert. Schochs Regiment,[149] das mit der Blockade Nördlingens und Lauingens[150] – nach französischer Einschätzung Maximilian I. ohnehin „ein Dorn im Auge“; vom 8.1. bis 31.3.1648 lagen dort einzelne Abteilungen des kurbayerischen Heeres vor der Stadt[151] – beauftragt war, wurde abgezogen, um auf dem Anmarsch die Donaubrücken von Dillingen,[152] Höchstädt[153] und Donauwörth[154] abzubrechen. Da Schoch nicht bei der kurbayerischen Armee dienen durfte – er wurde auf Verwendung Ferdinands III. Obristhauptmann von Vorarlberg -, wurden am 7.4. aus seinem Regiment die Reiterregimenter Druckmüller und Modersbach formiert.[155]

Ende August 1648 hielt sich Schoch mit seinen Reitern im Raum zwischen Leutkirch[156] und Isny auf. „Zwei zu Leutkirch zurückgebliebene, evangelische Ratsherren beschlossen, bei dem ‚Herrn Obersten Caspar zu insinuieren und selbigem neben Herrn Michael Maucher, dem katholischen Pfarrer, aufwarten zu lassen, was dann auch sehr wohl abgelaufen ist. Sie haben eine gute Audienz erlangt. Hiesige Stadt hat dieses Regiment dergestalt mit Brot, Korn und Hafer versehen, daß sie während der Einquartierung niemals beunruhigt wurde‘ „.[157]

Bekannt wurde Schoch dadurch, dass er in seinem Tross[158] einen Sarg für seine Bestattung mitführen lässt. Bei Kriegsende ließ er sich in Vorarlberg nieder. Er erwarb vom Prämonstratenserkloster Weißenau[159] den Edelsitz Gwiggen (heute Abtei Mariastern[160]) im Leiblachtal. 1653 wurde er in den Adelsstand erhoben und erhielt die Würde eines Kammerherrn. Dazu musste er sich jedoch erst für 1000 Taler aus der Leibeigenschaft des Klosters St. Georg in Isny freikaufen. 1666 wurde seine Besoldung erhöht.[161] Er starb 16.8.1672 wahrscheinlich an den Folgen seiner Kriegsverletzung in Bregenz und ist in der dortigen Stadtpfarrkirche begraben.

[1] SCHMIDT, Voraussetzung, S. 446. BECK, Schoch, S. 137f.

[2] Kleinholzleute, heue Teil von Idny [LK Ravensberg]

[3] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.

[4] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2793, fol. 480 (Ausfertigung): Generalkriegskommissare an Max., 1644 XI 20.

[5] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[6] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[7] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr.

[8] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[9] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[10] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[11] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.

[12] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[13] EBERMEIER, Landshut, S. 95f.

[14] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[15] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[16] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[17] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[18] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 439.

[19] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[20] KAPSER, Kriegsorganisation, S. 241.

[21] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[22] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[23] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[24] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[25] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[26] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 119.

[27] Grombach [Bad Rappenau, LK Heilbronn], HHSD VI, S. 266.

[28] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.

[29] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[30] Stollhofen; HHSÖ I, unter S. 498, 582.

[31] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[32] BAUR, Fürstentum Speier, S. 41.

[33] Starnberg [LK Starnberg]; HHSD VII, S. 713f.

[34] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.

[35] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:

Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet,

6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«

[36] Söcking, heute Stadtteil von Starnberg [LK Starnberg].

[37] Erling, heute Ortsteil von Andechs [LK Starnberg].

[38] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 33f.

[39] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.

[40] Mindelheim LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 450ff.

[41] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[42] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[43] Kaufering [LK Landsberg am Lech].

[44] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 168.

[45] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[46] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[47] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[48] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.

[49] WASSENBERG, Florus, S. 702.

[50] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.

[51] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.

[52] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 239.

[53] sine discrimine: ohne Unterschied.

[54] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff.

[55] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[56] Kraut und Lot: Pulver und Blei.

[57] Johann [Hans] Werner Aescher [Ascher, Escher] v. Binningen; Obrist [1582 – 1653].

[58] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.

[59] Innsbruck; HHSÖ II, S. 500f.

[60] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck

[61] reverenter: (es sei) gestattet; ehrerbietig.

[62] in prima furia: in der ersten Wut.

[63] Lädin, auch Laden, Löden: SEMLER, Tagebücher, S. 81, Anm. 306: „die größten damals auf dem Bodensee fahrenden Schiffe; 34 m lang, am Boden 4, 40 m breit mit einen Tiefgang von 1, 25 – 1, 50 m, der Mast bis zu 26 m hoch, das Segel meist 23 m lang und 13 – 20 m breit. Sie besaßen eine Tragfähigkeit von 1400 Zentner und fassten 500 Mann“. Vgl. LEIDENFROST, Die Lastsegelschiffe.

[64] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“.

Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck und Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte und Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Dr. Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“.

[65] Finnen: auch hagapells, hakkapeller genannt: [nach hakkaa päälle: hau drauf] Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[66] schwarzer Caspar: Teufel.

[67] Meister Hämmerlein: Teufel.

[68] WEECH, Sebastian Bürsters Lebensbeschreibung, S. 239ff.

[69] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[70] STEMMLER , Tagebuch Bd. 2, S. 1123.

[71] Nach LAHRKAMP, Werth, S. 170, Anm. 37, traten im April nur ein Leutnant, der zum Rittmeister einer Komp. befördert wurde, u. 60 Reiter über. Dass z. B. später Bissingen samt der Besatzung Rottweils sowie Caspar Schoch mit seinem etwa 600 Mann starken Regiment (eine undat. Liste mit der Truppenstärke vom Febr. 1648 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2953, fol. 154, weist sogar 986 Mann bzw. Pferde aus), das F III gern in Böhmen oder bei der Hauptarmee gesehen hätte (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 168, fol. 174-175 (Ausfertigung): de Souches an Holzappel, Brünn, 1647 VII 23), zu F III übertraten, wird zumeist nicht weiter erwähnt, obwohl schon RIEZLER, Meuterei II, S. 216f., darauf hingewiesen hatte („Pissinger“ !).

[72] BROUCEK, Eroberung, S. 17; HÖFER, Ende, S. 109ff. Die Angaben bei WEBER, Gliederung, S. 407, sind zu berichtigen.

[73] Zu Erzherzog Ferdinand Karl, Erzherzog in Österreich (in Tirol), 1620-1662, reg. 1646-1662, verheiratet mit Anna de Medici, Tochter Cosimos II., Großherzog v. Toscana,  vgl. die Dissertation v. SALFINGER, Landesfürstentum, bzw. allgem. FONTANA, Geschichte Bd. 2, 175ff.

[74] HIRN, Kanzler Bienner, S. 157, Anm. 1; BÜCKING, Frühabsolutismus, S. 192ff. Vgl. die negative Einschätzung P. L. Carafas: Seine Regierung sei „con si poca prudenza e con si mala economia“ gewesen, „che havendo distrutto tutto lo stato del Tirolo“. LEVISON I, S. 747; SALFINGER, Landesfürstentum, S. 358.

[75] Wie sehr der Kaiser die bayerischen Truppen gegen die Schweden benötigte, geht aus dem anonymen Gutachten, 1647 VI 10 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 167, fol. 153-154) u. Holzappel an R. Colloredo, 1647 VI 12 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 167, fol. 197-198), hervor.

[76] Vgl. IMMLER, Kurfürst Maximilian I.

[77] Reutte [BH Reutte], HHSÖ II, S. 523f.

[78] Zu den Schwierigkeiten, den Durchzug durch Tirol zu erhalten, der v. den Ständen „aus furcht, den churfürsten in Bayern zu beleidigen und feindlich solchen ihnen sich zuzuziehen“ (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 68-71 (Ausfertigung): Enckevort an Holzappel, Hauptquartier Bregenz, 1647 IX 03), abgelehnt wurde, u. dem erfolgreichen Einsatz Schochs bei den Kämpfen in Südddeutschland; allgem. HÖFER, Ende; RIEZLER, Meuterei II, S. 195ff.

[79] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 168, fol. 174-175: De Souches an Holzappel, Brünn, 1647 VII 23.

[80] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 273-78: Ferdinand III. an Holzappel, Pilsen, 1647 IX 15.

[81] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[82] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.

[83] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[84] HÖFER, Ende, S. 267f., Anm. 289.

[85] Wangen im Allgäu; HHSD VI, S. 854ff.

[86] Das feste Haus Gießen gehörte zum Spital Lindau. Es liegt auf halbem Weg nach Tettnang, unweit der Argen.

[87] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[88] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff.

[89] Hard [Bez. Bregenz].

[90] Fußach [Bez. Bregenz].

[91] Rohr [Bez. Bregenz].

[92] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[93] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[94] Romanshorn [Bez. Arbon].

[95] Arbon [Bez. Arbon].

[96] Rorschach [Bez. Rorschach].

[97] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.

[98] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff. ?

[99] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[100] Rottenburg [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 674ff.

[101] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[102] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[103] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[104] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 189-190: Enckevort an Holzappel, Hauptquartier Bregenz, 1647 IX 09.

[105] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.

[106] Wangen im Allgäu; HHSD VI, S. 854ff.

[107] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[108] HÖFER, Ende, S. 108ff.

[109] LAHRKAMP, Sporck, S. 65.

[110] SINCLAIR, zit. bei SAMBRAUS, Feldzug, S. 27, Anm. SAMBRAUS stützt seine Ausführungen auf Akten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München und des Österreichischen Staatsarchivs Wien u. muss v. der Wiedergabe her als zuverlässig angesehen werden, im Gegensatz zu HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, der die Quellen zusammenzieht u. als Nacherzählung z. T. ungenau wiedergibt.

[111] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 143-144: Enckevort an Holzappel, Memmingen, 1647 XII 08.

[112] HÖFER, Ende, S. 129.

[113] Wallerstein [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 788.

[114] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 171, fol. 44-45 (Ausfertigung): Enckevort an Holzappel, Hauptquartier Buxheim, 1647 XI 05.

[115] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[116] Harburg [Schwaben]; HSSD VII, S. 270ff.

[117] Oettingen i. Bayern [LK Nördlingen]; HHSD VII, S. 558f.

[118] Gunzenhausen [LK Gunzenhausen-Weißenburg]; HHSD VII, S. 260f.

[119] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[120] Dinkelsbühl war am 19.10.1647 von schwedischen Truppen unter dem Obristleutnant Weiher geplündert worden; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 129.

[121] Staketen: Absperrung, Geschützverkleidung, Holzpfähle.

[122] Spielberg [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 707.

[123] Nach dem Bericht Enckevorts an Holzappel HQ Buxheim 1647 XI 05 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 171, fol. 44-45) sind es gegen 20. Geschütze gewesen.

[124] Blockade (blocquade, plocquade): Absperrung, Einschließung, Besetzung, Belagerung. Blockade und Einschließung einer Festung zielten auf Aushungerung der Bevölkerung. Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Blockade Überlingens 1644; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Den 19. Februarii hat der commendant [Courval; BW] wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi [Franz v. Mercy; BW] bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, da0 man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, daß man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß“.

Dagegen wurden Ausfälle aus der Festung unternommen, um Nahrung zu beschaffen, den Belagerungsring zu sprengen, die Belagerer aus den Gräben zu werfen und diese zuzuschütten. Doch es gelangten immer wieder Güter hinein, weil der Ring wie z. B. um Eger 1647 nicht lückenlos geschlossen werden konnte. Holzappel erließ daher einen Aufruf an die Nachbarorte, mit dem er jedem für das Einschleusen von Lebensmitteln die übliche drakonische Strafe des Abschneidens von Nasen und Ohren androhte. Dass der Befehl auch vollstreckt wurde, zeigen die Erinnerungen Leopolds aus Marktredwitz: „In dieser Woche(n) sind 3 Männer, die etwas auf dem Rücken nach Eger tragen wollten, von den bayer. Reitern gefangen genommen worden. Dem einen davon ist der Bart samt der Haut, dem anderen die Nase(n) und dem dritten sind die Ohren abgeschnitten worden. Dann hat man sie wieder laufen lassen“. BRAUN, Marktredwitz, S. 318. Ein ähnliches Mandat hatte Ferdinand III. auch Nürnberg zugehen lassen, das ebenfalls Transporte nach Eger hatte abgehen lassen. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 168, fol. 271: Kaiserliches Mandat an Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26.

[125] Hochhaus, Burg [LK Nördlingen, Schw.]; HHSD VII, S. 300f.

[126] Wemding [LK Donauwörth, Schw.]; HHSD VII, S. 806f.

[127] Fünfstetten [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 215f.

[128] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[129] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[130] Böller: GRIMM; GRIMM Bd. 2, Sp. 233: „boler, doch heute im sinne von mörser, aus dem feuerkugeln geworfen werden, auch kleiner kanonen. man schreibt auch pöller“.

[131] Fund: GRIMM; GRIMM Bd. 4, Sp. 530: „ausgesonnenes, ersonnenes, ausgedachtes, ein anschlag, etwas listig ersonnenes, ein kunstgrif, ein knif“.

[132] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[133] Feuermörser: grobes Geschütz der Belagerungsartillerie, mit dem Bomben, Karkassen (aus glatten Rohren abgefeuerte Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen) und andere Feuer-Kugeln (Geschosse mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung) im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnten.

[134] Karkassen: Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen.

[135] Granate: ein mit Schwarzpulver gefülltes Gefäß, das als Handgranate geworfen wurde. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Als der schwedische General Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu diesem Dienst Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere.

[136] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge

[137] Kavallier: I. Bezeichnung für einen Ritterbruder des Deutschen Ordens. Jeder zum Ritter geschlagene Mann konnte in der Anfangszeit mit dem Profess unter dem Beistand eines glaubwürdigen Bürgen zum Ordensritter avancieren. Später war die Würde eines Ritters allerdings Adligen vorbehalten.

II. ursprünglich für Reiter, später für einen Ritter oder einen Mann ritterlicher, d. h. adliger Herkunft verwendet, dann mehr Höflichkeitsfloskel.

[138] Mordbrenner: „eine Person, welche des andern Eigenthum auf eine boshafte Art anzündet. Entweder so fern Mord hier noch heimlich, hinterlistig bedeutet, oder auch, so fern dieses Wort ehedem nur einen solchen Incendiarium bedeutete, welcher bey der Anlegung des Feuers zugleich mörderische Absichten hat“. [KRÜNITZ]

[139] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.

[140] impatroniert: bemächtigt.

[141] Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.

[142] Feuerkugel: Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.

[143] 1 bayerischer Malter = 222 Liter, 1 württembergischer Malter = 177 Liter.

[144] Wagenladung unterschiedlichen Gewichts (ca. 3755, 708 Liter).

[145] Rossmühle: von Pferden angetriebene Mühle.

[146] Caspar Schoch

[147] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 129ff.

[148] Vgl. Enckevorts Bericht an Holzappel, Hauptquartier Reimlingen vor Nördlingen, 1647 XII 20/21 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 69-74).

[149] Im Februar 1648 umfasste es 986 Mann; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 247.

[150] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.

[151] Der Chronik zufolge wurde die Stadt zwar „blocquirt“, eine Übergabe der zu stark besetzten Stadt erfolgte jedoch nicht; Zahlungen wurden auch keine geleistet (Auskunft des Stadtarchiv Lauingen); Stadtarchiv Lauingen: „Lauingen als Festung 1648″.

[152] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.

[153] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.

[154] Nach dem Schreiben Wrangels an Christina, 1648 IV 01 (n. St.) – Riksarkivet Stockholm Skr C G Wrangel E 8265 (Entwurf) – nimmt DEUTINGER, Schwedische Verwüstungen, an, dass die Zerstörung der Brücke durch schwed. Einheiten erfolgte. Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[155] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 929.

[156] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.

[157] HÖFER, Ende, S. 140.

[158] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.

[159] Weißenau, bei Ravensburg [LK Ravensburg]

[160] Abtei Mariastern (Gwiggen),eine Abtei der Zisterzienserinnen im vorarlbergischen Hohenweiler [Bez. Bregenz].

[161] Vorarlberger Landesarchiv  Rep. 14-080 Gutsherrschaft Gwiggen Akten Schachtel 2, Nr. 26.

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