Künigke, Alexander

Künigke, Alexander; Rittmeister [ – ] Künigke stand 1637 als Rittmeister im Regiment Robert Douglas in schwedischen Diensten. 1637 unternahm Douglas eine Reise in seine schottische Heimat. Während dieser Zeit lag sein Regiment unter Oberstleutnant Christian Becker in Delitzsch[1] im Quartier. Als das Regiment abrückte, entsprach er der Bitte des Rates und schickte eine Kompanie unter Rittmeister Alexander Künigke als militärische Schutztruppe zurück in die Stadt.

In der Delitzscher Stadtchronik heißt es: „Der Rat hatte sich vom Oberst-Leutnant Becker bei seinem Abgang am 12.[2.; BW] einige Mannschaft zu Unterstützung der Bürgerschaft bei Überfällen erbeten, und dieser sorgte auch, daß der Rittmeister Alexander Künigke mit einer Kompagnie von 70 Mann, abends am 17. Februar einrückte. Ehe er kam, hatten schon gegen 1000 schwedische Reiter die Vorstadt überfallen und einige Häuser ausgeplündert, sich aber, weil man stark auf sie geschossen, wieder entfernt. Der Rittmeister Künigke, welcher einen wiederholten stärkeren Anfall vermutete, ordnete sogleich die wehrhafte Bürgerschaft und besetzte teils mit ihr, teils mit den Seinen die bedrohtesten Plätze, er selbst blieb in dem Wachhause des breiten Tores. Des anderen Tages [am 18. Februar] früh gegen 7 Uhr, sah man schon große Haufen schwedischer Reiter bei Werben[2] und Beerendorf[3] und um 9 Uhr warf sich die ganze gegen 4000 Mann geschätzte Masse auf die Vorstadt, die, weil sie an fünf Stellen zu brennen anfing (es brannten 22 Häuser und 27 Scheunen nieder), der tapfersten Gegenwehr ungeachtet, nicht gehalten werden konnte. Soldaten und Bürger zogen sich daher in die Stadt zurück, schlugen aber durch Künigke aufgemuntert, durch sichtbar wirkende Schüsse aus Musketen, Doppelhaken[4] und geschickte Ausfälle den zwar erbitterten, aber durch bedeutende Verluste erschreckten Feind völlig ab. Zwei Bürger, Carl Stellbogen und Abraham Voigt, zeichneten sich bei dieser Gelegenheit vorzüglich aus. Nächst dem Rittmeister Künigke, der in dem nach Leipzig[5] verlangten Berichte des Rates gerühmt, ein Kriegsmann von guter Diskretion genannt wird, war bei der Verteidigung ein Kapitän, Caspar Holzapfel und ein Leutnant, Proviantmeister, den man wegen seiner Verwegenheit nur den tollen Leutnant nannte, auch ein Quartiermeister tätig, der Proviant holen sollte, aber bei dem besten Willen mehr nicht als 450 Pfund Brot für den Oberst-Leutnant, 200 Pfund für den Major, 3 Faß Bier und etwas Hafer erlangen konnte. So gern der Rat diese Redlichen bei ihrem Abzuge, welcher auf Order noch am Abend dieses Tages erfolgte, nach Verdienst belohnt hätte, so konnte er doch in diesem Augenblicke der Not über nicht mehr als 68 Taler verfügen, die er so verteilte, daß 50 Taler der Rittmeister Künigke, 10 der Kapitän Holzapfel, 3 der tolle Leutnant und 5 der Quartiermeister empfing. Sie verlangten nichts, nahmen es aber als ein Andenken, das man ihnen mit tränenden Augen bot und gingen davon“.[6]

Delitzsch entging somit dem Schicksal der Nachbarstadt Bitterfeld,[7] die geplündert und niedergebrannt wurde. 1637 sollen in Delitzsch jedoch rund 881 Menschen gestorben sein, davon 300 an Hunger.[8]

[1] Delitzsch [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 73f.

[2] Werben, heute Ortsteil von Delitzsch [LK Nordsachsen]]; HHSD XI, S. 492f.

[3] Beerendorf, heute Ortsteil von Delitzsch [LK Nordsachsen].

[4] Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken.

[5] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[6] LEHMANN, Delitzsche Chronik, S. 89.

[7] Bitterfeld, heute Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 44ff.

[8] SCHMIDT; MOLTRECHT, Stadtbilder, S. 5.

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