Juritsch [Juritz, Puritsch ?], Hans Jakob von

Juritsch [Juritz, Puritsch ?], Hans Jakob von; Obrist [ – ] Juritsch stand 1622 noch als Rittmeister von 150 Kroaten unter Anholt bzw. Lintelo, später als Obristleutnant und Obrist in kurbayerischen Diensten. Er nahm am Kampf gegen die pfälzischen Truppen unter Ernst von Mansfeld[1] bei Mingolsheim[2] teil.

In einem Schreiben der Stadt Brilon[3] an die Bürgermeister und Räte von Hallenberg[4] vom 15. Februar 1623 heißt es: „Demnach abermals auf empfangene ordinanz sowoll des wollgebornen hern herrn graffen von Anholt, dero loblichen catholischen ligen kriegsmarschalken, als auch dero furstlichen durchlaucht zu Bayeren hern obristen Thiman von Lindtloe [Lintelo; BW] etc., des wolledlen und gestrengen hern rittmeister Puritsch (?) starke compagnie wir in alhie(si)ge stadt Brilon /: wiewoll mit großem unserem beschwer :/ auf- und annemen mussen, dahero dan von churfurstlichen cöllnischen hochweisen herrn reten uns neben anderen zu deroselben besserer underhaltung die stadt Hallenberg mit 40 goltgulden schatzung zu contribution bey- und zugeordnet, als citiren wir euch vermog angereigten bevelichs, daß nicht allein etliche eueres mittels anhero abfertigen, gestaldt negsten montags den 20 Februarii morgends zeitlich alhier auf der stadt rathaus zu erscheinen und alles in pillichkeit mit einrichten helfen, sondern auch auf einen jeden goltgulden anderthalb kopstuck an geldt oder vielmehr an nötigen victualien als rindt-, kalb- und anderem fleisch wie auch botter, kees und dergleichen, item 1 1/2 spindt habern Brulonscher maß und 5 pfundt heu vorher stündtlich einschicken und auf gutte rechnung vorzubringen ernstlich befelen lassen wollen, damit also ungelegenheit verhuetet und den kriegsleuten selbsten die exaction der beysteur mit scharferer ohndienlicher execution anhandt zu nehmen kein anlassung gegeben werden möge, und haben wirs aus nachbar(licher) wollmeinenden affection gestalten sachen … sollen“.[5] Als Schatzung wurden am 20.2. 1912 Goldgulden = 514 Rt. 4 Groschen festgelegt, davon gingen 60 RT. an Juritsch. Am 24.2.1623 heißt es in der Quittung der Stadt Brilon wegen der Kontribution: „Heut dato haben burgermeister und rat der statt Hallenbergk wegen verflossener 14 tage, so heut geendet, auf ihre 40 goltgulden schatzung liebern lassen zwanzig königstaler, werden aber zu behuff des hern rittmeisters kuchen nechstfolgenden montag fur die 3 wochen allerhandt vixtualien an rindt-, kelber- und hamelfleisch, huner, botter, kees und dergleichen liefern mussen, sonsten dero reuter inquartirung verursachen, darnach sie sich zu richten“.[6]

Anna Thies aus Silixen[7] (Grafschaft Lippe) beklagte sich am 2.9.1625 bei Simon VII. Graf zur Lippe über die Gewalttaten Lintelo’scher Soldaten, die ihren Mann ermodert hatten: „Hochgeborner Graff, gnediger herr, E. G. kan Ich arme elende trostlose fraw aus trawrige gemüthe vnd hochbetrübtem hertzen  klagendt hiemit nicht bergen, welcher gestalt des Rittmeister Juritzen [Juritsch [Puritsch ?], Hans Jakob von; BW] Reuter, so verlauffener Zeitt Ahir zu Silixen gelegen, gestern donnerstag alhie eingefallen, Kirchen und einwohnern gar auspolijrt, vnd beraubet, Auch aus Silixen, Laßbeke[8] und Laßbrock[9] an die 50. pferde mittgenommen, Wan dan getz: herr vnter den Reutern ein Türcke so eigentlich gekandt, welcher bey Arend Schnullen alhie im dorff eiquartirt gelegen, Jurit oder Jurdit genant /: wie Ichs dafür halte :/ welche mich nicht allein 7. pferde, 3 Rinder vnd alle meine vnd meiner kinder kleider neben 10. Rl. thr. abgenommen, besondern auch meinen lieben Eheman herman Ties genant die Pistollen in  den nacken gesetzet vnd durch das haubt vnd hirn geschoßen, das er also sprachloß ligt, vnd nicht reden kan, also das nichts gewißers, alß das Er dem todte dardurch zu theill werden muß, Wie Er nuhn meinen lieben Eheman geschoßen, hatt ers dabey noch nicht bewenden laßen, besondern wie meine Tochter, Anna Maria genant, so bey Ihrem vatter gestanden vnd von demselben aus kindtlicher liebe nicht abweichen können, vnd mitt großem weheclagen geschreyet, hatt er nach dem Metgen eben wohl geschoßen, welcher schuß Gott lob gefeilet, hernach wie Ihm solches mißlungen, hatt er meinem Knechte sein angesicht vnd den einen arm gar mitt hawen verdorben vnd zu nichte gemacht, Weilen dan gnediger herr mir das meinige abgenohmen Vber das meines lieben Ehemans /: wie sichs leider Gott erbarms ansehen iest: / beraubet, dan keine anzeigung einiger beßerung vorhanden. Alß ist zu E. G. G. hiemit meine vnd meiner Armen kinder vntertheinig bitt vmb Gottes willen dieselbe gntz: geruhen sich meiner vnd meiner kinder in allen Graflichen gnaden angelegen sein laßen, vnd vnsern Erbarmlichen kläglichen Zustand gntz: behertzen, Auch bey S. Excelß: von Tilly oder dem Obristen von Lintlo ein fürschreiben mittheilen, das mir nicht alleine meine 7. pferde 3. Rinder vnd gezeuch müchte wirdrumb restituirt werden, besondern auch an vorgte Türcke ein Exempel, weilen Er mir zu einer elenden wittiben vnd meine armen wehrlosen Kinder zur  waysen gemacht hatt, statuirt werden möge, wie solches die rechte heilsamblich vnd woll andern zum abschav verordnet, dieses zu E. G. G. Ich arme fraw mich gentzlich versehen thue vnd wirtt Gott Allmechtiger solches an E. G. vnd den Ihrigen hiewiedrumb reichlich belohnen. Geben am 2. Septembr. Aop 1625“.[10] Die Täter wurden trotz einer Untersuchung anscheinend wie so oft nicht gefunden.

„Auf Befehl Tillys wurden im Dezember 1627 in die Grafschaft Bentheim, und zwar nach Schüttorf,[11] Nordhorn[12] und   Neuenhaus,[13] zwei Kompanien zu Pferde zusammen mit dem halben Stab vom Regiment des Obristen Eichstätter [Ernst Vitzthum von Eckstätt; BW] gelegt, die Kosten dafür mußte die gesamte Grafschaft aufbringen. Die Truppen blieben vom 1. Dezember 1627 bis zum 24. Januar 1629. Während jener Zeit mußten für deren Unterhalt insgesamt 39.090 Rtlr. von der Grafschaft gezahlt werden. Offenbar war die zu jenem Regiment gehörende Kompanie des Obristleutnants Hans Jakob Juritsch in Nordhorn einquartiert, die Dauer des Aufenthaltes wird mit 53 Wochen angegeben“.[14]

„Besonders aufschlußreich ist auch die folgende Aufstellung von 1629:

‚An Verehrung ist ausgeben.

Dem Hern Obristleutenanten [Hans Jakob v. Juritsch; BW] Zeit seiner Ankunft hat man geben zu einem Pocal 50 Rtlr.

Dem Regimentsquartiermeister 12 Rtlr., noch 20 Rtlr.

Dem Quartiermeister der Compagney wegen der Geistlichen und Mhüller hat man geben 30 Rtlr.

Wegen dieser Einquartierung hat man von den Stätten empfangen 100 Rtlr., welche dem General Auditeur Johann Mercator verehrt, ergo 100 Rtlr.

Zeit des Auffbruchs, so geschehen uff Freitag den 9./19 Jan(uarii) An(no) 1629 hat man dem Her Obrist Lieutenanten zum Abschiedt und daß er diese Graffschafft im Besten beim General Commissario solle gedencken, geben ein Pocal ad 62 Rtlr.

Dem Commissario Ostheim zu gleichem End 15 Rtlr.

Wegen etlicher Wachtgelder, so der Corporal außgelagt, wieder erstattet 25 Rtlr. 40 Stbr.[15]

Weilln der Corporal zu Northorn Caspar Wurmb wegen seins Commando begehrt, daß seinetwegen zu Northorn bezahlt morgen werde 28 Rtlr., seint eingewilligt 20 Rtlr‘ „.[16]

Juritsch, der Kommandant zu Rosenheim,[17] hatte sich 1632 bei seinem Kommandeur Hans Wolf von Salis bitter beklagt, dass man „der Besatzung zu Rosenheim weder Proviant noch Geld verabreichen wolle, weshalb viele Soldaten desertierten und die Mannschaft auf eine ganz geringe Anzahl zusammengeschmolzen sei. Wolle man anders den Posten halten, so müsse mehr Volk dahin verlegt, dies aber auch ordentlich unterhalten werden. Um weiterer Desertation vorzubeugen und dem dringendsten Mangel abzuhelfen, habe er (Juritsch) vorläufig mit den Bürgern ‚traktiert‘, daß sie ihre Frucht ‚zu Commißbrod backen‘ ließen und einige hundert Gulden vorstrecken“.[18]

Am 18.8.1632 hatte Graf Ottheinrich Fugger[19] den schwedischen Obristen Kotizky zur Kapitulation und zum Abzug aus Landsberg[20] veranlasst. „Da Landsberg für Bayern ein strategisch wichtiger Platz war, richtete auch Graf Fugger sein Augenmerk auf die Befestigung der Stadt. Er ließ den bayerischen Ingenieur Oberstleutnant de Laviso von München kommen, damit er die Fortifikationsbauten leite. Dieser baute neue Türme, besserte die Festungsmauern aus und legte neue Schanzen an. Auch die Brücken wurden wieder hergestellt. Täglich waren bis zu 800 Mann an der Arbeit. Eine kleine bayerische Besatzung blieb in der Stadt und da Graf Fugger abberufen wurde, übernahm Generalwachtmeister von Wahl seine Stelle. Die Tagwerker beim Festungsbau mußte die Stadtkammer zahlen, überdies dem Baudirektor ein Faß Wein im Wert von 38 Gulden verehren und dem Obersten Juritsch, welcher dem Direktor zugeteilt war, den Betrag von 50 Gulden.

Die Schweden konnten den Verlust von Landsberg nicht verschmerzen, besonders weil Graf Fugger den Lech sperren ließ und nicht gestattete, daß Lebensmittel auf dem Fluß nach Augsburg[21] gebracht würden. Daher trachteten sie, Landsberg wieder in ihren Besitz zu bekommen. Auch konnte niemand auf Landsberg verzichten, wer den Flußübergang am Lechrain beherrschen wollte.

Am 26. Oktober 1632 kam folglich der schwedische General Pfalzgraf Christian von Birkenfeld vor der Stadt an und forderte sie zur Übergabe auf. Die Besatzung unter dem Kommando des Obristen Juritsch leistete tapferen Widerstand, übergab jedoch auf inständiges Bitten der Bürger, welche bei längerem Widerstand Angst hatten, alle Grausamkeiten vom Feind auszustehen, die Stadt unter vorteilhaften Bedingungen an die Schweden. Diese hielten aber, sobald sie von Landsberg Besitz genommen hatten, die ausgehandelten Bedingungen nicht ein. Sie machten es weit ärger als zuvor und verdoppelten alle Gewalttätigkeiten, Erpressungen und andere unausstehliche Bedrängnis sowohl gegen die Bürger als gegen das ganze Landgericht.

Bei seinem Einzug in die Stadt verehrte ihm der Bürgermeister Unfried 200 Reichstaler aus der Stadtkammer. Zum Stadtkommandanten setzte Birkenfeld den Obersten Sell ein, und als dieser Anfang November abgezogen war, ließ er eine Besatzung von 40 Mann unter Major Mortaiger [Caspar Cornelius v. Mortaigne; BW] als Salva guardia zurück“.[22]

[1] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[2] Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 43f. 27.4.1622: Ernst von Mansfeld schlägt die Vorhut der ligistischen Armee Tillys in der Nähe von Mingolsheim.

[3] Brilon [LK Brilon]; HHSD III, S. 119f.

[4] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[5] BRUNS, Hallenberg, S. 241f.

[6] BRUNS, Hallenberg, S. 242.

[7] Silixen, Ortsteil der Gemeinde Edertal [LK Lippe]; WEBER, Silixen.

[8] Lasbeck, heute Stadtteil von Iserlohn [Märkischer Kreis].

[9] Lasbrock, nicht identifiziert.

[10]: RINKE, Kriegsalltag, S. 99ff.

[11] Schüttorf [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 421f.

[12] Nordhorn [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 351f.

[13] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340.

[14] STEINWASCHER, Krieg, S. 50.

[15] In der Grafschaft Bentheim wurde unter niederländischem Einfluss in Stübern gerechnet. 50 Stüber ergaben einen Rtlr.

[16] STEINWASCHER, Krieg, S. 51.

[17] Rosenheim; HHSD VII, S. 632f.

[18] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 21.

[19] Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.

[20] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.

[21] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[22] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 144f.

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