Hutten, Johann Philipp von

Hutten, Johann Philipp von; Leutnant [6.6.1603 – 7.7.1643] Johann Philipp von Hutten[1] gehörte zu den protestantischen fränkischen Reichsrittern des Kanton Baunach, die sich Gustav II. Adolf anschlossen.

Zwischen 1611 und 1613 soll er sich zu Studienzwecken in Heidelberg[2] aufgehalten haben. Nach weiteren Studienaufenthalten in Jena[3] und Marburg[4] wechselte er 1620 in das „Ritterkollegium“[5] nach Tübingen.[6] Danach scheint er sich im Heer des Markgrafen von Baden-Durlach aufgehalten zu haben. Als Hofjunker stand er in den Diensten des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar [1604 – 1639],[7] einem der bekanntesten Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges. 1631 stand er im Regiment des Obristen Wolf Adam von Steinau, genannt Steinrück, erst als Kornett und dann als Leutnant unter Major Karl von Streitberg.

Am 12.10.1631 war der Befehl Gustav II. Adolfs erteilt worden, unter dem Obristen Schaumburg und zur Verstärkung der schwedischen Armee „ein Regiment guter deutscher Reiter zu werben und zu richten“.[8] Das Regiment sollte vier Kompanien zu je 125 Mann umfassen. Unter den Aufgeführten war auch Johann Philipp von Hutten.

Am 30.9.1632 schrieb Veit Ludwig von Truchsess an Adam Hermann von Rotenhan: „Demselben gebe ich zu vernehmen, daß gestrigen Tages Hans Philipp von Hutten mir vermelt, wie daß alle Frauenzimmer, dessen sehr viel seyn soll, zu Königshofen[9] hinweg und sich in andere Orte begeben. Da ich dieselben gern hätte an sichere Ort bringen wollen, auch zu dem End Herrn Obristleutenant Witzgow und zehn Reuter vermeint nacher Königshofen zu reiten und solche abzuholen, angesprochen, der mir sie auch gegeben, mit welchen ich bis nach Merkershausen[10] gelangt, allda ich nicht allein berichtet worden, daß alle Dorffschaften gegen Alsleben[11] zu vollen Crabaten lägen, sondern auch etliche Truppen selbsten bey Eyershausen[12] gesehen und vernommen, die auch gegen mir gerucket und wäre ihnen bald in die Händ gerathen, also mich wiederumb zurück begeben müssen, sollte der Herr Statthalter (v. Rotenhan) derentwegen Ihre Fürstl. Gnaden Herzog Bernhard … Solches vorbringen, damit Mittel verschafft, der Vestung und den Unserigen auch ander Freunden möchte geholfen werden, denen ich wohl wünschen wollte … NS: Die Cravaten sind mir in 40 starck bis Großenbardorf[13] nachgeritten und besorge, ich werde vielleicht nächster Tage hier [von Neustadt a. d. Saale[14]] weg müssen, sonderlich da die hiesigen Reuter sich auch reitiren sollten, ist mir zum höchsten leid vor Unsere (adeligen) Frauenzimmer etc“.[15]

Johann Philipp von Hutten nahm an der Schlacht bei Leipzig[16] teil und 1632 „uff dem Ritterplatz in Böhmen bey Rackowitz“,[17] wo die Royal-Armee hohe Verluste erlitt. Er nahm auch an den Schlachten bei Lützen[18] und Nördlingen[19] und an der Eroberung von Augsburg[20] teil. Dann beteiligte Johann Philipp sich mit einem von Rotenhan im Jahr 1633 an der Erstürmung von Eichstätt[21] und schützte dabei adelige Nonnen und Frauen, da diese mit ihm verwandt waren. Im Tagebuch der Äbtissin Klara Staiger [1588 – 1656][22] des Klosters Mariastein heißt es allerdings unter dem 13.5.1633: „Was untter werentem Acord für angst und noth untter uns geweßen ist unmüglich zu beschreiben dan jetliche irs lebens und ehrn geforchten thails wolten ir flucht nach ingolstatt[23] thails zu s. walburgen und etliche in unser closter nehmen. Ich bin so hart geengstiget worden / das ich vermaint / es wert mir leib und leben ja sogar die vernunfft kosten dan nymant den außgang gewist / Umb Mittag komen die schwedischen oder Weinmerischen Officianten auff die schantz / Nach dem der vergleich geschechen / fragt herczig weinmayrs hoffmaister herr von hutten als baldt nach seiner baßen unserer S. Maria Francisca / ich schicks mit unser subpriorin zu im. Haben durch sy guetten trost entpfangen (es wert uns nichts laidts geschechen)“.[24] Danach soll es sich aber um den Kriegskommissar, Rat und Kanzler Daniel von Hutten [1581 – um 1637] gehandelt haben.[25]

1636 hielt sich Johann Philipp bei der französischen Armee auf. Sein Bruder Veit Ludwig ließ ihn durch einen Trompeter schriftlich ersuchen, sich umgehend nach Hause zu begeben, denn ihm drohe die Konfiskation seiner Güter durch den Bischof von Bamberg und Würzburg, Franz von Hatzfeldt. Dieser habe ihm auf seine Bitte hin unter dem Datum 22.1.1636 einen würzburgischen Pass ausgestellt, den er beifüge. Auf diese Art und Weise nötigte der Landesherr einen erfahrenen Offizier, der bei den Würzburger Truppen dringend gebraucht wurde, zur Heimkehr, was aber durchaus üblich war Um dem Domkapitel eine Entscheidung zur notwendigen finanziellen Verbesserung des Heerwesens zu erleichtern, ließ Jan von Werth[26] diesem durch den Bischof von Hatzfeldt ein Angebot unterbreiten, dass er bereit sei, gegen Verpfändung des Schlosses „Vordern Frankenberg“[27] die Summe von 40.000 Reichstalern vorzustrecken. In den Jahren 1642 und 1643 versuchten die Brüder des Bischofs, Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeldt und Graf Hermann, den Rittersitz Frankenberg käuflich zu erwerben. Der Wert dieser Immobilie lag damals bei 50.000 Reichstalern. Die Grafen wollten die Angebotskonditionen um 30.000 Reichstaler aufbessern und schalteten Franz von Diemantstein, Rittmeister zu Bamberg,[28] als Mittelsmann für die Abwicklung des Geschäftes ein.

Johann Philipp starb 40jährig am 7.7.1643 in seiner fränkischen Heimat und wurde in Birkenfeld[29] beigesetzt.

[1] Im Folgenden nach HANNA, Die Ritteradligen von Hutten, S. 515ff.

[2] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[3] Jena; HHSD IX, S. 215ff.

[4] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[5] Gemeint ist das „Collegium illustre“.

[6] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[7] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[8] HANNA, Die Ritteradligen von Hutten, S. 516f.

[9] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[10] Merkershausen, heute Ortsteil von Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld].

[11] Alsleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 7ff.

[12] Eyershausen [LK Rhön-Grabfeld].

[13] Großbardorf [LK Rhön-Grabfeld].

[14] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.

[15] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 27.

[16] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. Happes Zahlen liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen.

[17] Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.

[18] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse auf den Blättern 295v-302r. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen.

[19] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634; STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lateinischen Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift.). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[20] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[21] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[22] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 217f.

[23] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[24] FINA, Klara Staigers Tagebuch, S. 83f.

[25] HANNA, Die Ritteradligen von Hutten, S. 152ff.

[26] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.

[27] Frankenberg, bei Weigenheim [LK Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim]: HHSD VII, S. 204f.

[28] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[29] Birkenfeld [LK Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 96.

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