Hammerstein [Hamerstein], Hans Philipp von

Hammerstein [Hamerstein], Hans Philipp von; Rittmeister [ -24.9.1639 bei Hameln] Hans Philipp von Hammerstein [Hamerstein] [ -24.9.1639 bei Hameln], der Bruder des Friedrich Christoph von Hammerstein,[1] stand als Rittmeister[2] ebenfalls in schwedischen Diensten.[3] Der gewöhnlich zuverlässige Hildesheimer[4] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Conrad Jordan[5] notiert in seinem Tagebuch unter dem 14./24.9.1639: „It. Rittmeister Hamerstein, so Schwedische Bestallung gehabt, wird bey Hameln[6] an der Weser erschoßen“.[7]

Nach anderen Angaben soll er dagegen erst 1645 bei Hameln im Kampf gefallen oder ermordet worden sein.[8]

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[1] Friedrich Christoph Freiherr v. Hammerstein-Gesmold [Hamenstäm, Hamerstein] [15.9.1608 Schloßböckelheim-12.10.1685 Oelentrup], schwedischer Generalmajor u. braunschweig-lüneburgischer General. Sein Vater war kurfürstlicher Amtmann auf Schloss Böckelheim u. starb früh. Er schloss sich dem Zug Peter Ernsts II. v. Mansfeld zu Gábor Bethlen an. Als Pikenier (Korporal) trat er in das v. Sperreuter in Holland geworbene schwedische Regiment u. kam mit diesem 1629 nach Stockholm und 1630 nach Deutschland, wo er nun am Dreißigjährigen Krieg teilnahm. Er stieg in den Wirren zwischen Ems u. Weser im Winter 1635/36, als es im Gefolge des Prager Friedens zu Sperreuters „Abdankung“, Königsmarcks Gefangensetzung u. Knyphausens Reaktivierung kam, zum Obristleutnant u. Obristen auf. Er tat sich 1642/1643 hervor bei der Verteidigung v. Olmütz 1642/43 u. 1646 mit der Wegnahme der Brücke bei Donauwörth. Hammerstein wurde 1646 Nachfolger Stålhandskes u. Wrangels als Generalmajor der Kavallerie. Daneben wurde er zu wichtigen militärisch-diplomatischen Geschäften gebraucht (z. B. In Prag 1648) u. stand in solchem Ansehen, dass gegen Ende des Krieges die Krone Spaniens ihn abzuwerben versuchte. Er blieb indeß zunächst den schwedischen Farben treu, fungierte 1650 bei der Krönung Christinas unter den Berühmtheiten des deutschen Krieges, welche den Thronhimmel trugen, u. erhielt 1653 „bei der Hinausreise aus Schweden“ eine Donation v. 2000 Thalern. 1657 übernahm er den Oberbefehl der Truppen des Gesammthauses Braunschweig-Lüneburg, 1659 die Stelle eines „General-Wachtmeisters der Cavallerie für die Truppen der Allianz“, d. h. Frankreichs, Schwedens, verschiedener Kurfürsten, der Herzöge v. Braunschweig-Lüneburg, zog sich aber „wegen seiner Leibesschwachheit“ 1663 v. allem Dienste zurück u. starb am 12.10.1685 auf dem vom Grafen zur Lippe ihm verpfändeten Gute Oelentrup unter dem Sternberge. Leibniz verfasste die Inschrift seines in der Kirche zu Heiligenkirchen bei Detmold befindlichen Grabdenkmals.

[2] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[3] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[4] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[5] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Hans, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Hans, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.

[6] Hameln [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 192ff.

[7] SCHLOTTER, Acta, S. 304.

[8] STRAMBERG, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, 3. Abt., 6. Bd., S. 455.

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