Görtzgen [Görtzken, Görtz, Görtzen, Gortzigen, Güntzingen], Gottfried Friedrich von

Görtzgen [Görtzken, Görtz, Görtzen, Gortzigen, Güntzingen], Gottfried Friedrich von; Obristwachtmeister [ – .12.1641 in Hildesheim enthauptet] Görtzgen stand 1634/1635 als Kapitän in braunschweigischen Diensten. In der Hannover’schen[1] Chronik heißt es: „Den 29. Dec. ist Capitein Gottfried von Görtz mit seiner Compagnie herein kommen und hat die Wiedenbachische Soldaten (weil Wiedenbach ob homicidium gewichen) zu sich unter seine Compagnie genommen“.[2] Diesen Morgen [25. Febr. 1635 a. St.] ist eine Compagnie zu Fuß vom Obr. Ellen zur Neustädtischen[3] Belagerung unter dem Capitein Gottfried Friedrich Görtzen hinausgezogen“.[4] Später trat er in kaiserliche Dienste, wurde dann braunschweigscher Obristwachtmeister und Kommandant von Einbeck,[5] das er im Oktober 1641 an Piccolomini übergeben musste. Im „Theatrum Europaeum“ heißt es: „Die Käiserl. brachen um den 6. 16. Octobris von Gonau[6] auch auff / und giengen mit gantzer Armee vor Einbeck 4 Meylen davon gelegen / darinnen sechs Compagnien zu Fuß / und zwey zu Pferd Lüneburgischen Volcks lagen : sie hatten auch um den 8. 18. ejusdem schon so nahe approchiret / daß sie verhoffen / den nechsten Tag an den Gräben zu seyn / alsdann Battereyen zu machen / den Ort zu beschiessen / und auff den Nothfall mit Feuer zu bezwingen“.[7]

Der Hildesheimer[8] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert lapidar in seinem Tagebuch unter dem 8./18. 10.1641: „Heut fingen die Kayserl. für Einbeck eine Batterey beym Gericht uf zu werfen“. 13./23.10.: „Vergangene Nacht stürmten bey dreyen Stunden die Kayserl. uf die Außenwerke vor Einbeck, schoßen auch Fewr hinein“. 15./25.10.: „Ziehet die Braunschweig.-Lüneburg. Guarnison aus Einbeck, nachdem sie sich an den Ertzherzog Leopold Wilhelm ergeben“.[9]

In der Hannover’schen Chronik heißt es weiter: „Den 6. Oct. [16.10.; BW] ziehen die Kayerlichen auf aus ihrem Lager bey Alfeld[10] und Gronau und war hie sonderlich unter den Hausleuten groß Frohlocken, aber sie ziehen den 8. Oct. [18.10.; BW] vor Einbeck, das sie mit 12 Canonen beschossen und Feuer hinein geworfen, dadurch die Stadt ein gut Theil ausgebrandt. I. F. G. Christian Ludewig lesset den Commandanten Obristen Wachtmeister Görtzen advisiren, daß er soll entsetzet werden, auch der Entsatz vorhanden gewesen und dieserwegen vom Walle zu Hildesheim in der Nacht etzliche Losungsschüsse aus groben Stücken geschehen, er doch mit seinen Officicern die Stadt den Kayserlichen so liederlich übergeben den 15./25. Oct. durch Accord.

Nach Ergebung der Stadt Einbeck kam er hie zu dem Obristen Schlütern, klagte sehr über die Einbeckschen Bürger,[11] daß sie den Soldaten keine Vivers geben wollen, auch nicht fechten. Aber wie Bürgermeister und Raht, ingleichen auch die Bürger von Einbeck gehöret worden, sein gemeldter Commandante und seine Officirer in Arrest genommen, gen Hildesheim gebracht und nach eingenommenen Bericht der Bürger aus Einbeck Kriegesrecht über sie gehalten worden, da er den 2. Dec. [12.12.; BW] zum Schwert condemniret, daß er den 6. Dec. [16.12.; BW] sollte justificiret werden“.[12]

Dr. Jordan schreibt unter dem 30.10./9.11. in sein Tagebuch: „Ward Gottfried Friedrich von Gortzigen, gewesener Commandant in Ein[b]eck, von Hannover durch Musquetirer anhero in Arrest gebracht und gelegt“.[13] 13./23.12.: „Der in Einbeck gewesene Commandant Gottfried Friedrich von Gortzingen wurde allhie ufm alten Stadtmarkt zwischen 11 und 12 Uhren enthauptet. Kam in einer verdeckten Gutschen mit 2 Predigern als M. Sötefleisch von der Stadt und Herrn Tobia vom Regiment begleitet, hatte einen schwarz Tuchen-Kleid und einen Trauermantel umb. Er blößet sich selbst, setzet sich auch selber, als er umstehenden Officirern valedirt, uf das schwarze Tuch, so über den Sand gespannet, kniet und sein Diener hat ihn die Haare mit einen breiten Flohr umbs Haupt gebunden. Das Haupt kam nicht gar herunter, deswegen der Henker schier zu kurz gekommen“.[14]

In der Hannover’schen Chronik heißt es dagegen: „Den 13. Dec. [23.12.; BW] Montags ist der Obrister Wachtmeister N. Görz, gewesener Commandant in Einbeck, zu Hildesheim auf dem Stadtmarkte decolliret. Er ließ sich in einem schwarzen Kutschwagen dahin fahren, mit schwarzen Trauerkleidern und einem langen Trauermantel angethan. Er hat zwar noch viel protestirens machen wollen, aber man hat die Execution daran verrichtet. Der Scharfrichter hauete ihn, daß der Bart am Rumpfe ist sitzen blieben.

Die anderen seines Regiments Rittmeister, Capitein und Officirer, die mit ihm in Einbeck gewesen, sein vor ihme in Harlessen Hause am Markte gebracht, als er angefahren kommen, in den Richtplatz geführet und die Justification des Commandanten ansehen müssen“.[15] „Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[16] nennt dagegen ein anderes Datum der Hinrichtung: „Den 29. [11./9.12.; BW] ist der Commendant, so Einbeck allzu geschwinde aufgeben, enthauptet worden“.[17]

[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[2] JÜRGENS, Chronik, S. 521. Jürgens datiert nach dem alten Stil.

[3] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff.

[4] JÜRGENS, Chronik, S. 522.

[5] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.

[6] Gronau; HHSD II, S. 184.

[7] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 599.

[8] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[9] SCHLOTTER, Acta, S. 358.

[10] Alfeld; HHSD II, S. 5f.

[11] Seine Verteidigungsschrift findet sich bei HARLAND, Geschichte, S. 340ff.

[12] JÜRGENS, Chronik, S. 545.

[13] SCHLOTTER, Acta, S. 358, 359.

[14] SCHLOTTER, Acta, S. 362. Nach HARLAND, Geschichte Bd. 2, und MAX, Grubenhagen, S. 466, erfolgte die Hinrichtung am 15.12. a. St.

[15] JÜRGENS, Chronik, S. 547.

[16] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[17] HAPPE II 429 r; msdz.thulb.uni-jena.de.

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