Goltstein [Goldstein], Johann Wilhelm von

Goltstein [Goldstein], Johann Wilhelm von; Obrist [ – ] G[1]oltstein stand in kaiserlichen Diensten und war 1646 Obrist und Kommandant von Zons.[2]

1628 war er noch Hauptmann. „Der damals in der Elbschanze liegende kaiserliche Hauptmann Goldstein verpflichtete sich dadurch sehr den Rat [v. Dessau; BW], daß er dessen Geschirr, das von Zerbst[3] Bier holte, frei hin und her passieren ließ, was bisher keiner der kaiserlichen Hauptleute getan hatte, so daß das Bier über Aken[4] oder Wittenberg[5] hatte herangeschafft werden müssen. Für diese Gefälligkeit verlieh der Rat dem Hauptmann unterm 21. April 1629 das Bürger-, Brauer- und Pfannenrecht, wonach er gleich jedem ansässigen Brauer sein Bierbrauen anrichten konnte“.[6]

Im „Theatrum Europaeum“[7] heißt es: „Inmittelst vermeynte gedachter Obrist Rabenhaupt / Zonß zuerobern / wie er dann solches petardirt[8] / vnnd bereits eine Pforten ingehabt / auch von 2. Battereyen ferners mit 14. Stücken darauff canoniren / vnnd Sturm lauffen liesse. Wurde aber vom Obristen Goldstein / welcher darinn alles verbawet / vnnd ein / auch andern Sturm abgeschlagen / mit ziemlichem Verlust / zurück getrieben. Dahero er sich / benebenst den Stücken / zurück / vnd anheim gezogen / gegen Weringen[9] / vnnd dörffte / dem Vermuthen nach / nochmahls auff solchen Ort sein Glück tentiren. Massen er dann von Düsseldorff[10] an / biß Mühlheim[11] / alle Schiff wegnehmen / vnd auff jene Seiten bringen / auch vnterschiedliche Dörffer im Stifft Cölln / weil Gen. Melander [Holzappel; BW] in Hessen dergleichen gethan / außplündern ließe“.[12]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[13] erwähnt ihn in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“: „Im Stifft Cölln haben vmb diese Zeit die Hessische vnd Melandrische [Holzappel; BW] miteinander auch auffgepaßt / wo sie gekönnt‘ / sonderlich hat der Nider-Hessische Commandant in Neuß[14] / Herr Obrist Rabenhaupt nach dem er etliche Tag zuvor 5. Comp. zu Fuß so auß Westphalen kommen vnd in Zons gewolt / vnweit Dormagen geschlagen / den mehrern theil ruinirt / vnd die Fähnlein erobert / hat er darauff am 24. Sept. [1646; BW] das Stättlein vnd Schloß Zons angfangen zu Belägern / den 28. ließ sich das Geschütz zum erstenmahl hören / vnd geschahen selbigen Tag vnd Nacht 671. Canon-Schüß. Den 29. ward mit Einwerffung der Fewerkugeln angehalten / dardurch etliche Häuser vnd Gebäw in Brand kommen. Es hat aber dieser vnd anderer Gewalt den Belägerten in Zonß vnderm Herrn Obersten Goldstein den Muth keines Wegs benommen / sondern haben sich hertzhafftig gewehret / vnd den Belägerern grossen Schaden zugefügt / offt außgefallen / viel erschlagen / vnd auff einer Batterie 3. oder 4. Stück vernagelt / vnd in den Graben herunter geworffen. Als nun die Hessen nichts richten können / vnd Kundschafft erlangt / daß Herr Gen. Melander mit etlichen Völckern im Anzug / haben sie sich wieder zu rück nach Neuß gezogen / vnd also die Belägerung quittirt. Melander aber ist vur Eyßkirchen[15] geruckt / vnd dasselbig nach 8. tätiger Belagerung erobert /nach dem die Statt durch Einwerffung Fewers halben theils verbrunnen / hernach das veste Pfaltz Newburgische Hauß durch einen Fund erobert“.[16]

Goltstein war dann pfalz-neuburgischer Generalwachtmeister und kommandierte die Truppen Philipp Wilhelms von Pfalz-Neuburg bei der Belagerung Münsters[17] 1655[18] und war Statthalter in Düsseldorf, ab 1657 fungierte er als kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.[19]

[1] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.

[2] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, 811f.

[3] Zerbst [Kr. Zerbst]; HHSD XI, S. 523ff.

[4] Aken [Kr. Calbe/Köthen]; HHSD XI, S. 2ff.

[5] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[6] WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 218.

[7] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[8] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[9] Nicht identifiziert

[10] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.

[11] Mühlheim a. d. Ruhr; HHSD III, 532ff.

[12] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 1016.

[13] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[14] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[15] Euskirchen [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 220f.

[16] WASSENBERG, Florus, 704f.

[17] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[18] SCHAUMBURG, Galen, S. 31ff.; FAHNE, Geschichte Bd. 1, S. 116.

[19] KOHL, Galen I, S. 75.

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