Fours du Mont et Athienville [Desfours, de Fouri, de la Vour, Denour, de Feur, De Fur, Dufour, tschech. Desfoursové], Nikolaus Freiherr (1634 Graf) Des

Fours du Mont et Athienville [Desfours, de Fouri, de la Vour, Denour, de Feur, De Fur, Dufour, tschech. Desfoursové], Nikolaus Freiherr (1634 Graf) Des; Generalwachtmeister [1587 oder 1590-5.12.1661 Hrubý Rohozec]

Des_Fours_Nikolaus-_Hrubý_RohozecDer Lothringer Nikolaus Freiherr (1634 Graf) Des Fours du Mont et Athienville[1] [Desfours, de Fouri, de la Vour, Denour, de Feur, De Fur, Dufour, tschech. Desfoursové] stand zuletzt als Generalwachtmeister[2] in kaiserlichen Diensten. Das Schloss Hrubý Rohozec, auf dem Des Fours 1661 verstarb, wurde mit Unterstützung Wallensteins[3] von ihm erworben. Der Vorbesitzer Johann Georg Graf von Wartenberg auf Großrohosetz[4] und Zbiroh[5] [ -4.6.1647 Bamberg] war 1617 bis 1622 Mundschenk Friedrichs V. von der Pfalz[6] gewesen, hatte sich 1618 am Aufstand der böhmischen Stände beteiligt, war deswegen verurteilt und enteignet worden. Sein Besitz Großrohosetz wurde 1623 an Wallenstein verkauft, der es wie Wartenbergs Besitz Kleinskal[7] an Des Fours weitergab. Großrohosetz war bis 1945 im Besitz der Familie Des Fours. Er war verheiratet in 1. Ehe am 12.5.1627 mit Anna Eufemie Gräfin von Eggenberg, in 2. Ehe am 14.10.1642 mit Barbora Markéta Gräfin Khün von Belasi[8] [ -19.10.1674 in Prag].

In einem Schreiben Rudolfs II.[9] vom 6.5.1611 drohte er den sogenannten Passauer Kriegsvölkern mit der Reichsacht,[10] falls sie nicht innerhalb von 14 Tagen Böhmen verlassen würden. In dem Brief sind am Ende die Namen der Stabsoffiziere aufgelistet, unter ihnen war auch Rittmeister[11] Nikolaus Des Fours.[12] Dies dürfte ein Beweis sein, dass Des Fours bereits vor 1611 in dem in Lothringen angeworbenen Heerhaufen des Laurentius Ramée[13] gedient hat. Dieser hatte u. a. 6.000 Mann in Passau[14] liegen gehabt, die zum Teil an Seuchen[15] zugrunde gegangen waren. Dennoch brachte er 9.000 Fußknechte,[16] 4.000 Berittene und 2.000 Trosser[17] auf, die gegen Rudolf II. marschieren sollten, mit Erzherzogs Leopold V.[18] Unterstützung. Dieses Kriegsvolk war berüchtigt wegen der Plünderungen[19] und Verwüstungen in Österreich. Es glaubte sich durch Verschluckung der sogenannten „Passauer Zettel“ gegen Hieb, Stich und Schuss gefeit.[20]

Wallenstein[21] sollte auf dem oberitalienischen Kriegsschauplatz im sogenannten „Uskoken-Krieg“[22] ebenso auftauchen wie der tapfere, aber auch seines Verhaltens wegen berüchtigte Des Fours und Rudolf von Colloredo,[23]die sich auf den späteren Feldzügen wieder treffen sollten. 1618 erhielt Des Fours das Kommando einer Arkebusierkompanie[24] des Obristen[25] Hans von Mollart[26] und war in Nieder-Österreich, dann unter Dampierre[27] in Böhmen eingesetzt.

1619/20 kämpfte er mit Bucquoy[28] in Österreich und Böhmen. Seine Teilnahme an der Schlacht von Lackenbach[29] ist nachgewiesen.

Nachdem der Plan Dampierres, Pressburg[30] schon am 28.9.1620 durch Zerstörung der Schiffsbrücke anzugreifen, nicht zu verwirklichen war, hatte er vor, seine Streitkräfte zu verstärken[31] und Stadt und Schloss nicht durch eine aufwendige Belagerung,[32] sondern durch einen nächtlichen Überraschungsangriff einzunehmen. Er teilte das Heer in zwei Abteilungen: Den linken Flügel kommandierte er, den rechten Collalto.[33] Die Hauptgruppe fuhr „vom Closter Newburg[34] mit dem gantzen anholtschen[35] Regiment / ohne Schiffleute die Donau hinunter“.[36] Die mit Geschützen und Lebensmitteln be- und wahrscheinlich auch überladenen Schiffe sollen bis Theben[37] gebracht worden sein. Von dort aus sollten die Truppen des linken Flügels unter Dampierres Kommando nach Pressburg vorstoßen. Der Plan misslang allerdings, da die Schiffe sanken.[38]  Sehr anschaulich wird von dem Augenzeugen Jost Maximilian von Gronsfeld[39] die Fahrt beschrieben. Es gab keine erfahrenen Schiffsleute, so dass „noch bey hellem Tage / gegen Abend / wie man unter der Wiener Brücken durchfahren sollen / daß alsbald das Schif / da die Ingenieurs Munition und mehrerntheils Petarden[40] eingewesen / an die Brücken gescheitert / und alles ersoffen / vnd daß stracks darauf ein ander Schif mit 100 Mann beladen / vnter der Brücken auf die schiffmühlen getrieben / das Schiff gleichfalls zu grund gangen / vnd der grössere theil der Soldaten ersoffen / vnd weil die Thonau sich dorten in vnterschiedene Insuln vnd Stamge[41] zertheilet / deren etliche gar vmb die grosse S. Andreae Insul oder Schutte herumber gehen / vnd nicht ehender den rechten Flügel wieder erreichen / biß naher Raab[42] vnd Comorra[43] / vnd den Soldaten / so die Schiff auß mangel der Schiffleuten guberniret / dieses nicht wissend gewesen / ist erfolget / daß mehrentheils Schiffe hin vnnd her auff dem Sand bestecken blieben also daß der Graff Dampier endlich gar allein mit seinem Schiff / darinnen der Graff Montecuculi[44]

 / Coleredo, Don Pietro Aldobrandini,[45] Graf Ernst von Hohenzollern[46] / der Obrister Wachtmeister[47] Matthias Gallas[48] / vnd ich auch gewesen / fortgefahren“.[49] Jost Maximilian von Gronsfeld beschrieb hier die geographischen Verhältnisse, dass sich die Donau teilt und dass ein linker Arm, die Kleine Donau, die Große Schütt umfasst, durchaus zutreffend; nur trennt sich die Kleine Donau erst einen Kilometer hinter Pressburg vom Hauptstrom und erreicht ihn erst wieder hinter Komorn. Doch darf bei seinen Berichten nicht vergessen werden, dass er sie erst ein Vierteljahrhundert nach dem Sturm auf Pressburg niederschrieb.[50]

Die Stabsoffiziere baten Dampierre, oberhalb des von Bethlen[51] vergeblich belagerten Hainburg[52] so lange zu warten, bis weitere Kähne nachfolgten. Ein Teil kam wirklich noch und Gronsfeld nahm auch auf der anderen Donauseite die Kavallerie des rechten Flügels wahr. Dieser Flügel, „das Colaldische [Abb. Stein3, 6] vnd Coloredische Regiment zu Fuß / vnd etliche Truppen zu Pferdt / vnterm Commando des damaligen Obristen Leutenanten[53] / hernacher aber gewesenem General Wachtmeister de Four, das Fußvolck etwa ein par stunde zuvor zu Lande herunter gewesen / alles mit dieser außgetheilter Ordre / daß wann gedachter de Four vmb 1. Vhr nach Mitternacht auff der andern seyten bey der Stadt Lermen machen würde / daß alsdann Schloß  / Vorstadt / stadt vnd Schiffbrücke auf dieser seyten zugleich angefallen werden sollte“.[54] Der rechte Flügel ging weisungsgemäß vor, doch konnte Dampierre wegen der verunglückten Zillen[55] den Angriffstermin nicht einhalten. Es dämmerte bereits und man bat Dampierre, den Angriff zu verschieben; die Schlossbesatzung sei bereits durch den Kavallerieangriff gewarnt. Dampierre lehnte dies ab, da er auf die Unterstützung des kaisertreuen Pálffy[56] hoffte, der die Krone verwaltete und Bethlen über seine Einstellung zu täuschen glaubte. Nach seiner eigenen Darstellung hatte Gronsfeld 200 Musketiere[57] unter seinem Kommando.[58] Abermals, so berichtet er weiter, bestieg man zwei Zillen; diese kenterten, und die Mehrzahl der Soldaten ertrank. Als man dennoch die Angriffsvorbereitungen fortsetzte, geriet man vom Kastell ‚Kitze'[59] her unter Geschützfeuer, was Gronsfeld als „Schickungen Gottes des Allmächtigen“ ansah.[60] Mit dem Erschießen Dampierres und dem Abschneiden seines Kopfes enden im Wesentlichen die ungarischen Quellen über den Sturm auf Pressburg; in einigen wird noch ergänzend berichtet, wie Bethlen den Toten in der Franziskaner-Kirche prächtig aufbahren ließ.[61]

Das Regiment Des Fours war im Laufe des Jahres 1622 neu gebildet worden.[62] Im Mai 1622 waren von Maximilian I. von Bayern auch fünf aus Böhmen kommende Kompanien Des Fours  – eine Kompanie unter Des Fours selbst war vom  1. bis 13.5. um Rain[63] und Donauwörth[64] gelegen[65] – zur Abwendung eines Durchzugs des Christian von Braunschweig[66] durch das Würzburger[67] Gebiet abkommandiert worden.[68]

Des Fours behauptete im Oktober 1622, sein zur ligistischen[69] Armee abgeordnetes Reiterregiment zähle nur noch 200 Reiter, die übel montiert[70] und beritten seien. Bald kam es zu Misshelligkeiten mit der kurkölnischen Regierung. Als Des Fours es gewagt hatte, im Verlaufe der Kämpfe gegen Mansfeld[71] und Christian von Braunschweig[72] seine Quartiere im Kurkölnischen eigenmächtig auszuweiten und sich sogar im kurfürstlichen Schloss zu Arnsberg[73] einzuquartieren,[74] hatte Maximilian I. von Bayern[75] seinem Bruder Ferdinand von Köln[76] mitgeteilt, dass Des Fours dafür in Arrest genommen werden sollte.[77] Am 1.1.1623 wies er Anholt an, Des Fours solle eine „würckhliche straff“ erhalten.[78] Nach einer eigenhändigen Bemerkung waren die von ihm verursachten Kosten mit seinem Sold[79] zu verrechnen. „Auf das Regiment Nicola de Fours wurde 1622 auf ‚Lehen und Monatssold’ 17.646 Gulden gezahlt“.[80]

Über das Verhalten der Truppen Des Fours‘ im Niederstift Münster 1623 heißt es bei der Einnahme Wildeshausens[81] in einer Meldung vom 8./18.3.1623 aus Oldenburg;[82] dabei ist von den sonst verhassten „Spaniern“[83] oder Anholtschen die  Rede: „Heut seyn 2. Manßfeldische Soldaten so mit in Wilßhausen gelegen / allhier durch die berichten / daß das Spannische oder voilcke selbige besatzung / (Nach deme sie keine gute Wacht gehalten /) vergangene Nacht zwischen 2. vnd 3. Vhren vberfallen / alles / ausser wenig / so daruon kommen seyn möchten / niedergehawen / vnd sich also nun des Passeß [Passage] vff Bremen[84] / so nur 3. kleine Meil[85] daruon / bemechtiget / also das man jhnen nun wohl Proviant folgen lassen muß / dardurch ist dem Manßfelder / der sich noch in Frießland befindt / zu Lande herauß zu kommen / der Paß gantz abgeschnitten / die Spannische werden einen solchen bequemen Orth wohl besser in acht nehmen / vnd sich nicht vff Sauffen / Fressen vnd Vnzucht (alß die andern) begeben) / Dahero wird erachtet / sie die Bürger verrahten / weil auch verlaut / weiln die Spannische hinein gefallen / daß die Bürger allein die Wacht gehabt / vnd daß die Manßfeldischen Soldaten alßbalden zu den Heusern  herauß gestossen / vnd also niedergehawet worden“.[86] Die Zahl der Getöteten reicht in den verschiedenen Zeitungsberichten von etwa 46 bis 500 Gefallenen, während nach den Erkundigungen des Grafen Anton Günther von Oldenburg[87] tatsächlich 36 Mann gefallen waren.[88] In einer Meldung aus Amsterdam vom 28.3./7.4. ist von vier Kompanien die Rede: „Von Bremen haben wir / das der Freyherr von Anholt das Stättlein Wildeshausen / welches mit 4 Compagnien Soldaten von deß Herrn von Dorts[89] Volck / vnder Mansfeld dienend / besetzt gewesen, mit einer Stratagema[90] eingenommen / vnd die Besatzung darinn niderhawen lassen“.[91]

„Nachts zwischen zwei und drei Uhr machte er einen unerwarteten Angriff und eroberte die Stadt. Alles, was unter Waffen war, wurde niedergemacht und eine Fahne,[92] eine Standarte[93] und etliche Wagen mit Musketen[94] und Munition erbeutet. Das ligistische und münstersche Kriegsvolk, das nun in Wildeshausen Quartier bezog, bedrängte die arme Einwohnerschaft nicht minder als vordem die Mansfelder. Viele Bürger, die zur Zeit der Mansfelder noch nicht entflohen waren – wie der Bürgermeister Alhardt von Neerstedt (Alert Neerstedt) entzogen sich durch die Flucht[95] weiterer Unbill. Die Truppen de Fours‘ in Wildeshausen wurden abgelöst durch ‚ein Fähnlein teutscher Knechte[96] zu Fuß‘ unter dem kurfürstlich-kölnischen und pfalzbayrischen Hauptmann[97] Christoph Ernst von Plettenberg[98] vom Blankhardschen[99] Regiment“.[100] Des Fours nahm mit seinen Arkebusieren[101] an der Schlacht bei Stadtlohn[102] am 6.8.1623 teil.[103]

In der kaiserlichen Kriegsliste von 1625 sind zehn Kompanien deutsche Arkebusiere bei der ligistischen Armee und zehn Kompanien Dragoner[104] als in Böhmen stationiert ausgewiesen,[105] für 1626 dagegen nur die zehn Dragoner-Kompanien.[106]

Eine Akte des Amts Heldburg[107] enthält: Ankündigungen der Regierung zu Coburg[108] betr. Durchmarsch von 500 Mann zu Pferde unter den Obristen Marchese de Gonzaga[109] u. „de la Vour“;[110] ferner das Verzeichnis der Unkosten der Truppen des Obristen „de la Vour“, 24. bis 26.8.1625;[111] bzw. die Verzeichnisse dessen, was bei Durchmarsch und Einquartierung der Obristen Marchese de Gonzaga, „de la Vour“ u. Lamotta[112] den Untertanen an Geld abgepresst und an Mobilien entwendet wurde, Aug. 1625.[113]

Am 29.8.1625 schrieb Aldringen[114] aus Eger[115] an Collalto: In der seit seinem letzten Brief vergangenen Zeit sei die Musterung[116] von 1.1000 Berittenen des Obristen Des Fours erfolgt sowie die des Regiments Cerboni.[117] Es zähle zwar kaum 2.000 Mann, habe jedoch ausgezeichnete (!) Soldaten. Morgen würden die Kroaten[118] Isolanos[119] und dann die Scherffenbergs[120] gemustert werden, die sofort aufbrechen sollten. Wegen des Nahrungsmangels und zur Vermeidung einer noch stärkeren Belastung der Kirchenstaaten,[121] die bereits die Liga unterstützten, habe Wallenstein beschlossen, die Fußregimenter Graf Wratislaus[122] und Cerbonis sowie die Reiterei von Des Fours, Scherffenbergs[123] und Isolanos sollten sich auf den Weg nach Schmalkalden[124] machen. Das Fußvolk werde im Felde bei der Stadt kampieren und die Reiterei in den umliegenden Dörfern. Wallenstein werde am Montag oder Dienstag Eger in Richtung Schweinfurt[125] verlassen und von dort mit dem Heer über Hessen gegen Eschwege[126] ziehen, wohin auch die Truppen aus Schmalkalden verschoben werden, damit sich die Armee vereinige.[127]

Der Schmalkaldener Chronist Johann Georg Pforr [1612-1687] hält fest: „Den 28. Aug: 1625 ist der Obrist de Fouri mit 10 cornet[128] Keys: reutter und 400 tragoner durch die statt gezogen und zu Barchfelt[129], obervogthey[130] Breidung[en[131] und cent[132] Broderod[133] eingelegt. Den 4. 7br: zogen sie wieder wech“.[134] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587-nach 1642],[135] der penible Chronist der Personen- und Sachschäden in seiner Grafschaft, hält in seiner „Thüringischen Chronik“ fest: „Auch hat in diesem Monath [November 1625; BW] das keyserliche Krieges Volck unter dem Obersten Hertzogen von Sachsen Lauenburg[136] und einem andern Obersten, so ein Frantzos, Denour genannt, die gantze Grafschaft Hohenstein,[137] Lohra[138] und Clettenberg[139] ohne Wiederstandt eingenommen. Die Beambten und Einwohner sind alle davongelaufen“.[140]

Der Rentmeister[141] Latermann[142] aus Hildburghausen[143] berichtete über den Durchzug Lamottas, Des Fours’ und [Annibale; BW] Gonzagas über Schmalkalden nach Hessen, „seit das römische Reich bestanden, sei es nicht gehört, daß ein gehorsamer, bevorab der älteste Reichsfürst auf einmal und zugleich mit 3 Regimentern in so engem und schmalem Lande so drangseligen Durchzug erlitten“ habe.[144] „Anfang April mußen deshalb die hohnsteinschen Stände feststellen, daß ‚… des Obristen Niclas des Fours Reuter … unnß die winterfrüchte unndt absonderlich denn Rogkenn im felde rein ab, unndt weg … huetenn daß wir also umb die gantze Sommer und wintter bestellung‘ kommen. Da die von Wallenstein erlassenen Befehle keine Besserung bewirkten, wandten sich die Stände am 4. Juni sogar direkt an den Kaiser“.[145] Aus den Jahren 1625-1626 finden sich noch 11 Schreiben Des Fours‘ an seinen Gönner Collalto über militärische Angelegenheiten, Truppenverschiebungen der kursächsischen Regimenter, Kontributionsfragen,[146] Truppenverpflegung und –besoldung.[147]

Happe hält in seiner „Thüringischen Chronik“ unter 1626 weiter fest: „Den 26. Mai die zu Thalebra[148] liegende Wallonen[149] der hiesigen Gemeinde zu Ebeleben[150] alle ihr Vieh genommen, dessen bey 150 Stück, habe ich derentwegen nach Greußen[151] zum Obersten Lieutenant, der ein Franzos und in meiner Schwiegermutter Behausunge gelegen, reuten müssen. Der mich erst hart angelassen, aber entlichen eine gute Resolution ertheilet, dass wir das Viehe wieder bekommen sollen. Hat mir auch einen schriftlichen Befehl an die Soldaten mitgeben. Habe ich zu Greußen in meiner lieben Schwiegermutter Behausunge [zu] meinen großen Jammer gesehen, wie übel es zugangen. Den 27. Mai, war der Pfingstsonnabend, haben wir das abgenommene Viehe zwar wieder bekommen, haben aber dargegen 60 thlr den Soldaten geben müssen und haben darüber 8 Rinder behalten und gefressen“.[152]

Da sich die Lage im Braunschweig-Lüneburgischen durch den Entsatz unter Des Fours zum Vorteil der Ligisten verändert hatte, marschierte Fürstenberg[153] auf Calenberg[154]  zu. An der Spitze seiner Musketiere half Jost Maximilian von Gronsfeld, der Des Fours seit dem Böhmischen Krieg kannte, am 27.7.1626 den mehrfachen Angriff der Dänen[155] abzuwehren, wie er noch 1647 in seinen Anmerkungen zu Wassenbergs[156] populären „Florus“ voller Stolz hervorhob: „Was ich auch bey diser ganzen occasion mit Rath und That gethan / solches kan mit Ihrer Churf. Durchl. in Beyern gnädigsten Danckschreiben / darinnen des Graffen von Fürstenberg gethane relation, meine person belangend recapitulirt wurde / erwiesen werden“.[157] Er berichtet weiter, dass in dem Treffen auch der schottische,[158] in dänischen Diensten stehende Obrist Sir John Hepburn[159] gefangen wurde, während der Obrist Freitag[160] samt anderen hohen Offizieren fiel. Insgesamt sollen die dänischen Truppen, die nach Wallensteins Einschätzung den Kaiserlich-Ligistischen an Kampfkraft überlegen waren, 5.000 Mann verloren haben, was nach Aussage des Osteroder[161] Chronisten Wendt sicherlich übertrieben ist: „Der König Von Dennemarck[162] hatte einen Anschlag auff Calenberg, ward aber von dem Graffen von Fürstenberg davon abgetrieben mit Verlust Vieles Volckes. Der Obrister Leo freytag ward samb 600 Reutern erlegt, Conrad Nelle[163] verwundet, Viele gefangen, 6 Cornet und 15 stangen, davon die Fähnlein, gewißen erobert“.[164] In der Hannoverschen[165] Chronik heißt es: „ Als nun Tilly[166] in der Göttingischen[167] Belagerung vernommen, dass der Steuerwald[168] von den Königschen erobert und der Calenberg blocquiret, und dass Hertzog Christians Völker auf den Dörfern um den Calenberg zerstreut gelegen, hat Tilly[169] vor Göttingen aus den Generalzeugmeister[170] Graf Ludewig von Fürstenberg mit theils seiner unterhabenden Cavallerie und ohngefehr 1500 Mann zu Fuß nach dem Calenberge, solchen zu entsetzen, abgefertiget. Welche zu Alfeld[171] angelanget und den 17./27. Junii von Alfelde aufgebrochen nach dem Calenberge hin zu. Unterwegens hat der von Fürstenberg Adviso bekommen, als ob die Königschen mit dem meisten Theile der Cavallerie, als 47 Compagnien, deren jede 150 bis 180 Reuter stark wären, und 3 Regimenter zu Fuß (damit sie sich um den Calenberg her befunden) gegen ihn sich gewendet und im Anzug wären. Derowegen er seinen mithabenden Obristen und Officirern tapfer zugesprochen und sich mit ihnen nach Nohtdurft beredet und solchergestalt praesentiret, dass er selbst, samt dem Obristen Furs und Obr. Erwitz[172] mit 8 Compagnien Curassirern[173] zu Pferde und 4 Compagnien Carbinern[174] von den Schönebergischen,[175] und andern zweyen von dem Lindelohischen,[176] sambt noch 6 Compagnien Curassirern von dem Schöneberg. Regiment den Vorzug genommen, darauf die Infanterie, in die 1500 stark, gefolget, und der Nachzug dem Courtenbachischen[177] Regiment zu Pferde, sambt den übrigen Compagnien des Cronbergischen[178] Regiments und dem Obristen Bock[179] nebst Begleitung der Bagagien[180] anbefohlen worden.

Es hat aber einer solchen guten Vorsichtigkeit der Tillischen diesmahl nicht bedurft, denn die Königsche in großer Sicherheit gantz zerstreuet gelegen auf den Dörfern herum weit genug von einander. Darzu hat der Obrister Conrad Nelle zu Escherde[181] Hochzeit eben gehalten, und als ihnen Burchard von Hanensee,[182] welcher Commendante auf der Erichsburg[183] gewesen, und von der Erichsburg kommen, in seiner dahin Ankunft angezeiget, daß die Tillische so stark im Anzug wären und sie übereilen würden, haben sie es nicht glauben wollen. Als nun die Tillische in solcher guten Ordnung zu Poppenborg[184] vorüber und auf das Dorf Rößing,[185] nicht weit vom Calenberge gelegen, ankommen, habe sie den Obristen Berend Geist[186] und Obristen Leo Freitag, welche sich mit ihrer Reuterey fast alleine praesentiret und zur Wehr gesetzet, angetroffen, welche sich alsobald gegen die Tillischen auf einen Pistolenschuß weit avancirt und wieder etwas stille gehalten. Demnach aber die Tillische inzwischen sich versammlet und in Schlachtordnung gestellet und den Feind vor Augen gesehen, haben sie länger nicht Geduld haben wollen, bis die Retrogarde ankäme, besondern dieselben frisch und tapfer mit 32 Cornetten[187] angegriffen, und als auf des Obr. Freyherrn von Cronburg 5 Compagnien Curassirer wohl 14 Compagnien Königsche chargiret,[188] hat ihnen der von Billay,[189] so damahls 6 Schönebergische Compagnien Curassirer commandiret, mit solcher Tapferkeit secundiret, daß sie der Königischen, denen nicht secundiret worden, Ordnung so bald getrennet und in Confusion gebracht, darin sie ohne das schon waren, weil sie vom Gesöffe unversehens zu Pferde kommen und der Tillischen von der Göttingischen[190] Belagerung so schleunig nicht vermuhtet waren. Da sie doch hätten gedenken sollen, weil sie ja Göttingen nicht entsetzen wollen, besondern dem Tilly nur eine Diversion[191] mit der Calenbergischen Blocquirung zu machen gesinnet gewesen, daß er nicht ruhen, besondern den Calenberg entsetzen würde. Als der von Cronburg den Angriff gethan und ihn Ballay secundiret, hat auf der andern Seite der Obrist Erwidt in die Flanke und Obr. Four mit 10 Compagnien mit großer Courage und Valeur vornen her angegriffen, imgleichen haben auch die übrigen Compagnien das ihre gethan und in die Königschen dermaßen gesetzet, daß dieselben gantz und gar getrennet und in die Flucht gejaget worden, weil Obristen Geists und Freytags Reuter nicht entsetzt, besindern allein im Stich gelassen worden. Auf der Dänischen Seiten ist der Obriste Freytag sammt 6 Rittmeistern und etlichen andern Officiren auf der Wahlstid[192] todt blieben und ein junger Graf von Stolberg, Bodo Ulrich,[193] welcher hernach in Hildesheim[194] begraben worden. Die Anzahl der todten Reutere, so auf der Wahlstid befunden, ist über 500 gewesen, ohne diejenigen, so in der Flucht, und insonderheit alle die Dänischen Dragouner, so mit vor dem Calenberg gewesen, nieder gehauen worden“.[195] Des Fours schilderte das Treffen bei Rössing gegen die dänische Armee dem Obristleutnant Delanoriere,[196] Rössing, den 22.7.1626,[197] sehr viel anschaulicher als Tilly in seinem Bericht:[198] „Den Herrn meine willige Dienste zuvor, kann derowegen an Hr. unbeachtet nicht lassen, daß Ich diese Zeit immer 4 Tage, mit meinem Regiment 24 Meil herumb gereiset bin, undt erstlich meine Marsch auf Hildesheimb[199] zu genommen. Alldort ist ein Schloß, so J. F. G. zu Cöln[200] gehörig, ein viertelmeil von Hildesheimb Marienburg[201] genannt, und vom Feindt belagert gewesen, auch alldorten ein guter Paß ist, mit meinem Regimente undt Hr. Oberst Erwitte Regiment, auch 300 Mousquetieres[202] entsetzet; auch der Feind uns vermercket, ist alsbald er gewichen. Aber eine Compagnie von 120 Pferden stark, welche den Nachtrich[203] und Wachte gehalten, ist von den unsern alles niedergehauen. Alß dann bin ich von Hildesheimb nacher Calenberg gerückt, so eine anständige Festung, weil sich der Feindt etzliche Tausendt stark zu Roß und Fus alldorten aufgehalten, undt die Festung belagert gehabt, so bin ich 1 meil weges von Calenberg zu der Tillyschen Armee mit meinem Regiment gestossen, darauf wir vom Herrn Graven v. Fürstenberg, welches das Commando über diesen Ausschuß Tillyscher Armee gehabt, die große Ehre erzeiget worden, undt mir die Avandgarde gegeben, darauf ich alßbaldt der Festung nach Calenberg zu marschirt undt den Feindt zu Roß ein Vierteil von der Festung bei einem Dorfe genandt Rossing in der Pataille[204] haltend gesehn, auch bey 7000 Pferd, Weil ihre Compagnia 200 oder 150 Pferde stark seyn, Undt seindt folgende Regimenter vom Feindt gewesen, Herzog Christian,[205] welches der Oberst Laaradt Stell[206] geführet, der Rheingraf,[207] der Oberst Freitag, der Graff von Solms,[208] des Königs in Danemark[209] General Commissar[210] Erbrot[211] genannt, und der Oberst Corail,[212] also in allen 6 Obersten vorhanden gewesen, dabeyen seyndt auch 300 Tragoner, und allso in allen 44 Compagnien gewesen. Solche Reiterey habe ich alles in guter Ordnung gefunden, 50 Schritte von ihren Quartieren, alda Ich heite dato noch liege, habe etwa eine Stunde zuvor meinen Hrn. Vetter[213] und Hrn. Rittmeister Ladeslos[214] mit 150 Pferden zum Vortrab geschickt vorausgeschickt, welche sich woll gehalten, mein Vetter aber ist  etwas beschädigt worden, und haben sich beide neben meiner reterirt.

Darauf auch alsobald von Hrn. Gr. v. Fürstenbergk Ordonanz bekommen, auf die Squadronen,[215] die gegen mich geschickt seyn, zu treffen, und den Oberst Erwitte auf der einen seiten, weilen der Feindt so fest gehalten, bis den zusammen kommen, das die Pistolen einander an das Haubt halten, gesetzt werden können, und niemals ein Scharmurzieren[216] gesehen, als was die 150 Pferde beim Antrab gethan haben; darnach habe ich erst den Feindt sein Salvia schießen lassen, und darauf ihre 3 Squadrons, welche ½ Stunde 50 Schritte weit von mir gehalten, zugerückt und angegriffen, auch von dem Feindt umbringt gewesen, das ich und der Feindt ½ Stunde vermischt gewesen, und hat von unserm Volk niemandt getroffen, als der Vortrab und mein Regiment das die Avandgarde gehabt hat. Nach mir ist marschirt d. Hr. Oberst Erwitte mit seinem Regimente, nach ihm ist marschirt des Churfürsten von Menz[217] Vetter Hr. Obr. Cronenberg genannt, mit seinem Regiment, nach diesem ist marschirt d. Hrn. Obersten Schönburg Regiment, darunter ist d. Hrn. Demettro[218] Compagnie gewesen; seindt auch viel Cavallier geblieben, so dem Herrn woll bekannt sein; diese 4 Regimenter haben Squadron weiß getroffen auf die 7000 Pferde und haben den Feindt in die Flucht gejagt, eher die andern Regimenter dazu kommen sein. undt niemahls kein Schermetzerei[219] oder Langrohr[220] gebraucht, bis der Feindt in die Flucht gejaget. Undt hat sich der Feindt dreimahl wiederumb zusamengestossen, aber alleweg wieder von uns zertrennt worden, bis Sie zuletzt die Flucht gar undt gar gegeben. Demselben haben wir zwar große meilenwegs undt bis über das Wasser die Leine genanndt, nachgesetzt; der Herr General Graff von Fürstenbergk ist allezeit vorangewesen. Bei meinem Regimente undt was deßwegen vor dem Feindt Todt geblieben, geschädigt und gefangen[221] worden, wird der Herr hernach vernehmen, undt wofern ich meine Wagener,[222] so unser Hr. General Herzog zu Friedlandt bei sich hat, bei mir gewesen wehren, wollte ich dieselbe unter die Reuterey eingemischt, und damit etwas tentiret[223] haben; ist auch vor geschehenen Angriff aufgeruffen worden, kein Quartier zu geben,[224] und ob zwar theils Quartier bekommen, ist solches alles heimlicher Weise beschehen, undt seind Cavallier vorhanden gewesen, die bis zu 1000 Dukaten[225] rantzion[226] geben; aber die unserigen haben einander unter den Hembden todt geschossen, undt mein kleiner Neffe von 15 Jahren ist mehr als eine gantze Stunde unterm Feinden gewesen, aber wie der Feindt die Flucht geben, wiederumb neben noch andern Hr. Cavallieren und Reutern bekommen worden. ich wollte wünschen und etwas darum geben, daß der Hr. ObersteLieutenant auch darbey gewesen wehre, wie sich mein Regiment so ansehnlich gegen den Feindt in gethanen Treffen gehalten, wie sich dann darauf d. Hr. Generall Graff von Fürstenbergk gar doch gegen den ganzen Regiment bedanket, wollte auch nicht unterlassen, solches an gehörigen Orte zu melden, hat mir auch zur Danksagung des Feindes Quartier geben, darinn theils gute Beute[227] bekommen, weill die schlacht herunter geschehen ist, will gewiß den Hrn. damitt nitt vergessen. Ich will meinen, der Feindt habe bei 16 Cornett verlohren, weil allbereit 10 vorhanden, und die übrigen nur die Reuter noch aufgehalten werden. des Rittmeisters Scheiffers[228] Cornett ist von der Stangen, wo selbige am Schwechsten gewesen, mit einer Mousqueten-Kugel[229] durch ein Tragoner hinweck geschossen, und von den Tillyschen Reutern aufgehoben, sollte aber morgen wiederumb gegeben werden, der Oberst Freytag ist neben zweyen Oberst-Lieutenants, viel Rittmeister, Lieutenants[230] und viel Cornets auch andere Befehlshaber vom Feindt todt geblieben, außer der so geschedigt und gefangen sein. Es ist in des Obristen Freytags Calender geschrieben gefunden worden, das ihm Herzog Christian  für seinem Tode gesagt, ehe 41 Tage nach seinem Tode vergehen würden, werde des Königs sein Volk großen Schaden leiden, welches eben dieser Tagk als das Treffen geschehen, sich die Zeit geendigt hatt. Undt weil der Rittmeister Dimni[231] verlohren, das man nicht weiß ob er gefangen oder Todt geblieben (dafür Gott sey) als wolle der Hr. alle seine Sachen im Quartier inventiren und verwahrlich aufhalten lassen, bis weiter Bericht einkommbt.

Auf die 3 Trup darauf ich getroffen, ist des Oberst Conradt Nell sein Regiment, darunter der kleine Jakob[232] gewesen, durch den Halß geschossen, auch sein Lieutenant gefangen, undt des Rheingraffen Regiment, auch theils von des Graffen von Solms Reuter gewesen. Mein Lieutenant von Oberheimb[233] ist alßbalt im Treffen niedergeschossen worden. Der Rittmeister Sante[234] hat 3 Schuß bekommen, desselben Lieutenant auch beschedigt[235] und beide Adjutanten[236] nicht weniger der reformirte[237] Lieutenant Keguli,[238] und der reformirte Lieutenant Pestum,[239] und der Markgraffsche[240] Lieutenant, auch unter meinem Regimente über 60 Reuter beschedigt und geblieben, meine Reuter haben Cornetts von dem Feindt bekommen, seindt ihne aber von den Tillyschen Reutern, weil sie einander nicht gekennt, abgenommen worden, Auß Ursachen, weil ich erst bey 3 stunden zu den Tillyschen Reutern ankommen bin. Die Cornett, so der Feindt verlohren so ich gesehen, seindt weiße Löwen darinnen, in einem andern Cornett zwey Hehne, ein Roß und ein weißer Hahn gemahlet, der weiße steht auf dem Rocken, undt ein Reim dabei geschrieben, wehre dich mein Hahn, Wiederumb stehet in einem ‚Courage‘. In den übrigen stehen allerhand Possen. Und ein weiß Cornett haben meine Reuter gefunden, welches den Tillyschen gehörig, welches ihnen wieder gegeben werden soll. Welches ich dem Hrn. unterrichtet[241] nicht lassen wollte.

de Four Freiherr und Oberst.

PS. Der Rittmeister Scheiffer ist auch geschossen worden. Ich habe viel stadtliche Hr. Offiziere vom Feindt begraben lassen, darunter ist ein Hr. von Schwank[242] gewesen. Einen Grafen von Stollberg[243] haben wir gefangen, sein Vater[244] wohnt zu Wernigerode“.[245]

Tillys Auftrag, die welfischen Herzogtümer Grubenhagen und Calenberg zu besetzen, war erfüllt. „Anfang August hatte er [Des Fours; BW] mit seinem Regiment und den Scharen der Obristen Cerboni und Colloredo die Grafschaften Regenstein und Stolberg zu decken, mit dem Befehl, sich im Notfall mit Tilly zu vereinigen, während Wallenstein mit der Hauptarmee nach Schlesien aufbrach, um Mansfeld[246] zu verfolgen, der in dänische Dienste getreten war. Auf Ordre des Generals Aldringen wurde am 17. August des Fours mit 32 Reiterkompanien und zwei Infanterieregimentern von Blankenburg[247] nach Göttingen geschickt; am 22. August vereinigte sich des Fours bei Geismar[248] mit der Liga-Armee des Grafen Tilly“.[249] Wallenstein schrieb am 3.8.1626 aus Zerbst[250] an Ferdinand II.: Auf den Brief vom 26.7. eingehend antwortete er, dass er mit dem Großteil der Armee bereits die Elbe überschritten habe und sich nach Schlesien rüste, um die feindlichen Pläne zu durchkreuzen. Tilly läge noch bei Göttingen und könne den von ihm verlassenen Orten nicht helfen, da der Feind habe ihm Steuerwald genommen, belagere Calenberg und habe sich Schloss Hötensleben,[251] Sommerschenburg[252] und Schladens[253] bemächtigt, wo alles erschlagen wurde. Fuchs von Bimbach[254] habe mit 5 Fußregimentern und 4.000 Pferden bei Sandau[255] die Elbe überschritten, wo er warten wolle, bis er, W., die Stifte Halberstadt und Magdeburg verlasse, um dort einzufallen. Darum halte er es für nötig, das Regiment Cerboni und die Kavallerie Des Fours’ von Tillys Armee abzuberufen sowie Georg von Braunschweig-Lüneburg[256] zu bitten, mit seinem Fußvolk und Reiterregiment zu ihm zu stoßen und den Befehl in den genannten Stiftsgebieten zu übernehmen, da es sehr schädlich wäre, wenn sich der Feind dieser Orte bemächtige. Denn damit wären die Elbpässe verloren, der Feind würde das Fürstentum Sachsen erobern und diejenigen, die Ferdinand II. noch die Treue hielten, würden ebenso kleinmütig werden wie die Soldaten.[257]

Der Chronist Heinrich Wendt[258] [[11.9.1605 Einbeck-10.12.1683 Osterode ?] aus Osterode,[259] 1635 Stadtschreiber und Syndikus, 1647 Bürgermeister von Osterode und Autor der „Chronica oder Zeytbuch vnd Wahrhafftige Beschreibung der Löblichen Stadt Osteroda“, 1635-1680 verfasst, berichtet: „Es hatte sich der König am 16. Augusti in aller früh fortgemacht, deme folgeten die Tillischen sogar geschwinde, daß der König den Paß bey der Stauffenburg[260] im Heinrichs Winckel hinter sich mit etzlichen Hundert Man unter dem Haubtman Adam Freyherrn Zu Hodiriara[261] vnd 200 Dragounern besetzen muste, umb des Feindes Vortrop auffZuhalten, Welches Sie aber nicht lange thun konten. Der Hauptman wird gefangen Und bekommen die Tillischen 2 halbe Carthaunen,[262] so die Dennemarckischen hatten stehen laßen. Der Flecken Gittelde[263] wird von denn Kaiserlichen gantz abgebrandt. Viele Dennemarckische hatten sich in der Stadt Osteroda Verspätet, dieselbe wurden von den Tillischen niedergemachet oder gefangen genommen“.[264] Vergeblich versuchten die Dänen, deren Heer außer vom König selbst auch von dem ehemaligen kaiserlichen General Fuchs von Bimbach[265] befehligt wurde, den Gronsfeld auch schon vom Böhmischen Feldzug her kannte und dem er anerkennend bestätigte, er sei ein Mann „von großer Experienz“[266] gewesen, die Vereinigung Tillys mit einem kaiserlichen Sukkurs von drei Reiter- und zwei Fußregimentern, insgesamt etwa 4.500 Mann unter Des Fours,[267] zu verhindern.

Tilly, ein alter erfahrner Soldat, verlor keine Zeit, marschierte dem Sukkurs entgegen und traf am Abend des 22.8. bei Geismar[268] auf Des Fours, den Gronsfeld seit dem Sturm auf Pressburg kannte. Um den immer noch befürchteten Vorstoß der Dänen nach Süden zu verhindern, wandte sich Tilly nach Duderstadt.[269] Als Christian IV. von der Vereinigung der gegnerischen Truppen bei Geismar und deren Abrücken nach Wöllmarshausen[270] – Tilly musste noch das Eintreffen einiger weiterer kaiserlicher Infanterieregimenter abwarten – erfuhr, änderte er überraschend seine Pläne[271] und wollte sich in seinen Stützpunkt Wolfenbüttel[272] zurückziehen. Um zu verhindern, dass der Generalleutnant über seine abziehenden Truppen herfiel, galt es ihm das Einrücken in die Ebene bei Lutter am Barenberge[273] zu verwehren. Auch dort sollte sich Des Fours bewähren.

„Am 26. August führte de Fours die Avantgarde Tillys und brachte in der Ebene von Lutter am Barenberge[274] die dänische Nachhut zum Stehen. Die Schlachtentscheidung brachte dann seine Attacke, als er unvermutet im Rücken der dänischen Stellung erschien. de Fours Kürassiere, bei denen Bönninghausen[275] eine Kompanie führte, jagten die Reiterregimenter Hessen[276] und Solms[277] in einen Morast und hieben die dänischen Fußregimenter, die den ersten Ansturm der Ligisten abgewehrt hatten, zusammen. Diese ließen mehr als 8000 Tote auf dem Schlachtfeld und verloren fast ihre ganze Artillerie. Es war ein entscheidender Sieg Tillys über König Christian IV. von Dänemark, der damit praktisch seine Rolle auf deutschem Boden ausgespielt hatte. Gleichwohl schleppte sich der Krieg noch längere Zeit hin; de Fours unternahm Streifzüge im Lande Lüneburg und eroberte Stendal[278] und Tangermünde,[279] wobei sich seine Offiziere reichlich ihre Taschen füllten. Im Jahre 1627 wurde de Fours seinem alten Vorgesetzten, dem Feldmarschall Grafen Anholt, unterstellt, der das rechte Ufer der Unterweser von den Feinden säuberte und in der Gegend um Wolfenbüttel seine Quartiere nahm“.[280]

Hofrat Happe notiert in seinen Aufzeichnungen: „Den 6. Februar [16.2.1627; BW] abermahls wir über die vorige große Plage noch bösere Zeitungen bekommen, dass wir über die zwo lüneburgischen Compagnien Oberster Lieutenants Erichshausens[281] und Metternichts,[282] die wir schon etliche Wochen mit schweren Unkosten unterhalten haben, noch 2 Compagnien, dem Obersten De Fours zuständig, wie auch den Stab[283] unterhalten sollen in der Herrschaft Schwartzburg Sondershäusischen Theils. Darauf alle Wochen bey 5000 thlr gehen wolte. Ist eine unerträgliche Last und ist dannenhero groß Flüchtigen in das Churfürstenthumb Sachsen und ein erbärmliches Lamentieren an allen Orthen“.[284] „Den 15. Februar [25.2.1627; BW] drey Cornet Defourische Reuter zu Haßleben[285] ankommen. Den 16. Februar [26.2.1627; BW] diese 3 Cornet in Vehra,[286] Henschleben[287] und Straußfurt[288] gerücket. Den 17. Februar [27.2.1627; BW] die drey Cornet Defourische Reuter in der Unterherrschaft Schwartzburg Sondershäusischen Theils ankommen, sind einquartiret worden“.[289] „Den 27. Februar [8.3.1627; BW] aber eine Compagnia Defourische Reuter im Ambt Arnstadt[290] einquartiret worden, liegen nun daselbst drey Compagnien, und in dieser Unterherrschafft 5 Compagnien. Ist ein großer unaussprechlicher Jammer und Noth“.[291] „Den 9. März abermahls eine Compagnia Defonische Reuter alhier ankommen, den Obersten Wachmeister zustendig. Die ist halb in Großmehlra[292] quartiret worden, und halb in Urbach.[293] Die wollen also balde 1000 fl Contribution haben“.[294] „Den 7. Mai aber ein Soldat von des jungen De Fours[295] Compagnie auf den Allmenhäuser[296] Holtze erschossen worden. […] Den 9. Mai sind die Dufourischen 4 Compagnien Reuter, die fast in die 14 Wochen uns zu großen Schaden und Verderb auf dem Halse gelegen und den wir Futter und mahl eine große Summe Gelt geben, einmahl fast nach Mansfeld[297] gezogen“.[298] In der Kriegsliste von 1627 werden Des Fours‘ Arkebusiere als in Pommern stationiert aufgeführt.[299]

Wallenstein wäre Des Fours trotz dessen militärischer Erfolge nur zu gern los gewesen, weil dieser selbst unter seinesgleichen einen üblen Ruf genoss. „Der De Fur, er ist dahier eine Pest, denn er alle Unordnungen und Räubereien befördert und hat mehr Schaden getan als die ganze Armee“.[300] Ein anderes Mal klagte er: „Ich hab keinen größeren Räuber als ihn …; wollte Gott, daß ich den Desfours nie gesehen hätte, denn er macht mir viel Unordnungen“.[301] Eine Verurteilung und demonstrative Hinrichtung wie im Falle des Obristen Schellart v. Dorenwert[302] schien Wallenstein wohl nicht opportun, obwohl Des Fours auch seinen Obristleutnants freie Hand ließ. „Es hatte dieser Desfours zum Oberstleutnant einen gewissen Höffer,[303] der noch böser wütete als sein Meister. Ihm befahl Wallenstein einmal, unter schwerer Bewachung als Gefangenen ins Hauptquartier zu schaffen, wo ihm der Prozeß gemacht werden sollte. Desfours gebrauchte Ausflüchte; er könnte so viele Reiter nicht entbehren. Wallenstein: Reiter hätte er mehr als genug. »Derowegen soll er sein unnötiges und unschämliches Repetieren[304] unterlassen und in continenti[305] den Oberstleutnant Höffer mit fünfzig Pferden wohlverwahrt hierher bringen, sonst er alles, so der Höffer begangen, sich selbst mit schwerer Verantwortung aufladen würde. dem Er wird also nachzukommen wissen.« Daß jedoch Höffers Nachfolger, Laverriere,[306] keine Besserung brachte, geht wieder aus einem Schreiben des Generals hervor, in dem wir lesen müssen: »Derowegen wir Ihn zum letzten vermahnen und anbefohlen haben wollen, Achtung zu geben und zu sehen, daß dasjenige, was den armen Leuten also gewalttätiger Weise abgenommen, restituiert, die Verbrecher auch, welche wider unser ernstliches Verbot solcher Unordnung und Impertinenzen[307] ungescheut sich unterfangen, in Arrest genommen und an Leib und Leben gestraft werden – im widrigen Fall er diesem nicht nachkommen und fernere Klage bei uns anlangen wird, soll Er versichert sein, daß wir eine solche Demonstration gegen Ihn vor die Hand nehmen werden, daran sich die ganze Armee zu spiegeln, denn wir solche unverantwortlichen Exorbitanzien[308] nicht passieren zu lassen noch zu gestatten endlich resolviert sind. Wonach Er sich zu richten.«“[309]

Am 7.8.1627 wandte sich der damals noch in kaiserlichen Diensten stehende Herzog Georg von Braunschweig aus Sandau[310] an Wallenstein: Er habe noch vor dem feindlichen Angriff einen Teil der Reiterei nach Bleckede[311] geschickt. Dann sei das Land Lüneburg in Gefahr geraten, wo der Feind schon über 30 Flecken und die besten Dörfer in Brand steckte. Tilly habe sich hierauf zur Elbe gewandt, um ihm zu Hilfe zu eilen. Da dieser nicht genug Kriegsvolk zur Verfügung hatte, habe er, der Herzog, der Reiterei Rudolf Maximilians,[312] Des Fours, Husman[313] sowie den Kroaten befohlen, zu Tilly zu stoßen. Sonst wären er selbst und Tilly zum Rückzug hinter die Elbe gezwungen, was für den Feind sehr vorteilhaft wäre. Nun aber habe Tilly weiteres Kriegsvolk gefordert und seine Absicht erklärt, bei Bleckede eine Brücke zu schlagen und hinüber zu setzen. Er wisse nun nicht, wie er zu entscheiden habe und bitte um einen diesbezüglichen Befehl, um „in dieser Sache weder zu viel noch zu wenig zu tun“.[314] Im Dezember war Des Fours in der Neumark[315] aufgeschlagen: „Anfang Dezember kam Montecuculi selbst. Sobald er in Königsberg[316] eingetroffen war, begaben sich im Auftrage der neumärkischen Regierung die Kommissarien Joachim von Köckeritz und Alexander von der Osten zu ihm, um sich mit ihm, wie er gewünscht hatte, im Namen der Landschaft zu vergleichen. Kaum begannen die Herren ihr schweres Geschäft, da kam am Abend des 4. der Amtmann von Zehden[317] nach Königsberg, um ihnen eine Schreckenspost zu melden. Am Mittag war der Oberst Hebron[318] bei ihm gewesen und hatte ihm seine Absicht mitgeteilt, mit 600 Kürassieren sich in der Neumark Winterquartiere[319] zu suchen. Hebron, ein Pommer aus Stargard[320] gebürtig, im Lande Stolpe angesessen, war ein verrufener Landesverderber, nach Wallensteins eigenen Worten ein abgefeimter Schurke. Der Oberst de Fours wollte sich ihm mit 600 Arkebusieren anschließen. Die den beiden Obersten im Havelland zugewiesenen Quartiere waren vollständig ausgeraubt und behagten ihnen nicht“.[321] „Noch während Montecuculi in seinen Quartieren lag, führte der Oberst de Fours seine schon Anfang Dezember geäußerte Absicht aus, sich in der Neumark Unterkunft zu suchen. Er gehörte zum Kommando Arnims,[322] der ihn eigenmächtig in die Neumark wies. Ohne Rücksicht auf den Einspruch des Statthalters zu nehmen, schrieb Arnim an den Obristleutnant[323] des Regiments Montecuculi, er möchte dem Regiment de Fours vorläufig in der Neumark Quartiere anweisen, bis die Einquartierung durch die Kurfürstlichen Kommissarien geregelt wäre. Am 16. Januar rückte das Regiment in die Neumark und belegte elf Dörfer in der Nähe von Königsberg. Das war ein Einbruch Arnims in das Gebiet Maistros,[324] den dieser nicht verjindern konnte, da Arnim einen Befehl von Wallenstein ausgewirkt hatte. Elf Tage nur lag jedoch das Regiment in den errungenen Quartieren, da mußte es einer schon seit Wochen getroffenen Bestimmung gemäß aufbrechen. Nach dem Bericht der Regierung hatte es de Fours ‚über die Maßen schlimm gemacht‘. Er schloß sich Montecuculi an, mit dem er nach der Dessauer Brücke marschierte. Am 5. Februar  verließen beide Regimenter den Boden der Mark“.[325]

Am 19.1.1628 hatte Wallenstein aus Prag an Fürst Christian von Anhalt[326]  geschrieben und ihm mitgeteilt, dass binnen kurzem die Reiter Montecuccolis, Des Fours‘ und des Marquis de Boyse[327] über die Dessauer Brücke ziehen würden. Er sei durch unaufschiebbare Notwendigkeiten zu diesem Schritt gezwungen. Die Reiterei sei angewiesen, das Gebiet des Fürsten ohne Rasttag zu passieren und die größte Rücksichtnahme zu bewahren.[328] Am 7.2.1628 zog sein Regiment zusammen mit dem von Montecuccoli und Hebron durch Dessau.[329]

Des Fours erhielt 1628 durch Wallenstein Großrohosetz erst als Lehen, dann als Eigenbesitz.

In der Kriegsliste erscheinen unter 1631 fünf 1628 geworbene Kompanien Arkebusiere bei der Hauptarmee,[330] 1632 als „niederdeutsche Knechte“.[331]

Am 31.10.1631 informierte Heinrich von Griessel[332] Des Fours aus Friedland:[333] Am 24.10. sei die 18.000 starke kursächsische Armee durch die Herrschaft Friedland marschiert, ein Teil in Richtung Görlitz,[334] und habe am 25.10. Schloss Grafenstein[335] besetzt und dort eine Garnison[336] von 100 Mann zurückgelassen. Bei der Armee befänden sich Feldmarschall Arnim und der Herzog von Sachsen-Altenburg.[337] Am 26.10. sei das kursächsische Heer in die Lausitz gegen Görlitz vorgerückt. Am 30.10. setzte sich die Armee unter Arnim gegen Bautzen[338] in Marsch, in Görlitz blieben mehrere Infanteriefähnlein und 500 Reiter zurück. Wallenstein halte sich jetzt in Prag auf und erwarte die Rückkehr des Trompeters,[339] den er zu Arnim ausgesandt hatte. Nach dessen Rückkehr werde sich Wallenstein nach Friedland begeben.[340] Am 10.11.1631 unterrichtete Rudolf von Tiefenbach[341] aus Hoinstein[342] die Statthalter in Böhmen: Auf den kaiserlichen Befehl vom 2.11. und ihr Schreiben vom 6.11. habe er Des Fours mit dessen Reiterei nach Böhmen abkommandiert. Jetzt habe er ihn aber zurückgerufen, um sein eigenes Korps nicht zu sehr zu schwächen, denn der Feind, der sich um Neubrandenburg[343] zusammengezogen habe, könnte sich mit dem schwedischen Heer[344] vereinigen und gegen ihn ziehen.[345]

Griessel informierte am 14.11.1631 aus Friedland Johann Kaspar Sitte von Arnau:[346] Die Vorhut der kaiserlichen Armee unter dem Kommando von Des Fours habe am 10.11. in der Nähe des Schneebergs[347] die böhmische Grenze überschritten. Die Hauptarmee rücke über Trautenau[348] nach Böhmen vor. In der Lausitz seien die Besatzungen unverändert. Er fragte, wann Wallenstein nach Friedland käme.[349]

Am 19.1.1632 wurde Des Fours zum Generalfeldwachtmeister befördert.[350] Am 23.5.1632 schrieb Wallenstein aus Smečno[351] an Kardinal von Dietrichstein[352] und unterrichtete ihn über die von ihm an Strozzi,[353] Hans Eckstädt,[354] Manteuffel[355] und Giovanni Batista Chiesa[356] ergangenen Befehle. Diese sollen unverzüglich mit ihren Reiterkompanien Mähren verlassen und sich nach Böhmen in Marsch setzen. Ähnliche Befehle seien an Costenburg[357] und an Dietrichstein[358] ergangen, wonach diese mit ihrer Reiterei zu Des Fours nach Kolin[359] aufbrechen sollen.[360] Wallenstein wandte sich am 31.10. aus Wurzen[361] an Des Fours und übersandte ihm in Abschrift eine Anweisung zu Befehlen, die er an den Grafen von Vrtba[362] und Vacínov[363] wegen Aldringens Marsch nach Böhmen erteilt habe. Des Fours möge die Originalbriefe an die Adressaten weiterleiten und dafür sorgen, dass die Befehle unverzüglich ausgeführt werden.[364]

Des Fours nahm auch an der Schlacht bei Lützen[365] teil. In Holks[366] Bericht heißt es: „der Herzog hielt sich sehr mannhaft und witzig, denn zwei ganze Stunden focht er gegen die Infanterie mit vier Regimentern zu Pferde, nämlich Holck, Terschy,[367] Piccolhuomini und de Fours, und war ganz umringt, bis Holck die Reiterei wieder zurückbrachte und ihm sekundierte. Der Herzog und alle hohen Offiziere waren verwundet“.[368] Am 26.11.1632 schrieb er aus Leitmeritz[369] an einen nicht genannten Empfänger, er habe seinen Brief zusammen mit den Nachrichten des Friedländer Hauptmanns Griessel erhalten und werde sie sofort an Generalwachtmeister Ilow[370] nach Auscha[371] weiterleiten. Dieser werde sein Hauptquartier in Böhmisch Leipa[372] errichten von dort die Grenzen Schlesiens, der Lausitz und Böhmens besetzen.[373]

Am 2.1.1633 wandte sich Gallas aus Neiße[374] an Wallenstein: Seinen Brief vom 29.12.1632 habe er erhalten. Er werde gegen einen möglichen Angriff der Kursächsischen bei Generalwachtmeister Des Fours und Colloredo Vorkehrungen treffen; diese sollten für den Fall, dass der Feind über Friedland in Böhmen eindringen wolle, mit dem Landeshauptmann des Herzogtums Friedland korrespondieren. In Zittau würden laut Illows[375] Bericht die Befestigungsarbeiten fortgesetzt. Am selben Tag, als er nach Glatz[376] kam, sei von dort Obrist Sparr[377] zu Wallenstein abgereist. Mit jenem habe er die Frage der Offiziere behandelt, die in der Schlacht bei Lützen ihren Treueschwur gebrochen hätten. Der Feind stehe bei Ohlau[378] und warte auf Arnims Anmarsch, andere behaupten, er werde bei Schweidnitz[379] zu ihm stoßen. Er selbst warte auf eine Nachricht Dohnas,[380] um sich dann auf die günstigste Weise zwischen sie werfen und einen Teil auseinander zu jagen.[381] Am 3.1.1633 war aus Neiße ein weiteres Schreiben Gallas‘ an Wallenstein hinausgegangen: „Gleich alß der erste Courier von hier wiederumb abgefertiget, ist durch einen anderen Euer fürstl. Gnaden gnedigstes Schreiben vom 30. Dezember verschienen Monats mir eingeantwortet worden, worauß dero gnedigsten befehlich ich vnterthenig verstanden vnd hierauf Euer fürstl. Gnaden gehorsamist berichten wollen, daß der feind zwischen Olau vnd Brieg[382] sein Volckh noch alles beisammen helt; sollte ich nun für seinen Augen mit diesem Volckh aufbrechen vnd anderen progress machen, so würde ich denselben stets vf der seitten oder in dem ruckhen haben, auch diese örther wiederumb in gefahr sezen, derowegen ich für rathsam erachtet, mit dem Volckh, so ich zusammen bringen können, dem feind vnter die Augen zu gehen. Damit aber deßelben jntent vf allen seiten abgewendet werde, habe ich alsbalden durch einen eignen courier dem Herrn General Wachtmeister Des Fours vnd Obersten Colloredo[383] Ordinantz gegeben, mit so viel Volckh, wie inliegend Verzeichnuß außweiset, zwischen Reichstett[384] vnd Gabell[385] zu ruckhen, alda des feindes Intent, wann er Sitta[386] attagiren oder durch daß Hertzogumb Fridland vnd anderßwo in Böhmen gehen wolte, vfs beste zu verhindern, sollte er aber in Schlesien marchiren, demselben gegen Lauben[387] vnd Lemberg[388] vf der seiten alzeit nachfolgen, damit er zwischen vnß käme“.[389]

Unter dem 6.1.1633 hatte sich Holk aus Pressnitz[390] bei Wallenstein beschwert: „Ich habe lassen von mitternacht an die Croaten und Dragoner marscheren auf Anneberg[391] umb Kundschafft und folge ietzo mitt der infanteria und Reuter. Es sein mihr 26 compagnien Reuter außgeblieben, nemblichen die Gonzagische,[392] Montecuculische, Aldobrandinische,[393] Ulfeldische[394] und zum drittemahl ietz die De Fourische, welche auch auff meine order in enderung ihre quartier nicht parert haben, sondern zu Glattow[395] war die Artileria hin geordnet verblieben“.[396] An diesem 6.1. hatte Wallenstein aus Prag an Des Fours geschrieben: „Demnach wir dem Obr. Goltz[397] mit seinem Regiment auf Sitta zuziehen, doch, das die pagagie[398] nebenst ein oder zweyhundert mann in den quartiern bleiben, der vnterhalt auch daraus genommen werden sollte, befehlen: Als erinnern wir den herrn hiermit, vns, ob solches also würcklich erfolget vnd wie es in einem vnd anderm bewandt, föderlichst zu berichten. (P. S.) Der Obr. Goltz soll zu Sitta dz commando haben, breüen laßen, so viels die zeitt erleiden thuet, vnd die verpflegung auß seinem quartir nehmen“.[399] Wallenstein informierte am 8.1.1633 Holk aus Prag: „Wir berichten den herren hiermit, was gestallt der feindt mit 5 Regimentern zu fuß vnd 3 zu roß ѷber die Elbe gezogen vnd feinta[400] gemacht, als wenn er auf Sitta gehen wollte, dagegen aber bericht einkommen, das, weiln der (tit.) Gallas in Schlesien gegen Thurn[401] avanziret, sie von Dreßden[402] ordinantz hätten dahinein zu ziehen. Allermaßen wir nun hierauf dem (tit.) des Fours das volk, wie beygeschlossene verzeichnis ausweiset, bey Buntzel[403] zusammenzuführen befohlen vnd solches, dafern der feindt sich gegen Sitta wenden sollte, zum succurs dahin rüken, da er aber in Schlesien sich begebe, dasselbe zu dem (tit.) Gallas auf Jarmirz,[404] Glatz vnd Neiße, damit er sich desto stärker befinden möge, avanziren zu laßen entschlossen: Als haben wir solches dem herrn zu seiner nachrichtung hiermit notificiren wollen“.[405] An diesem 8.1.1633 hatte Wallenstein auch Des Fours selbst unterrichtet: „Was für volk der (tit.) Gallas dem Obristen Coloredo[406] zusammenzuführen vnd bey Gabel[407] zu legen ordinantz ertheilet, solches geben wir dem herrn ob beygeschloßener designation mit mehrem zu ersehen. Alldieweiln wir nun solches für vnnöttig, hingegen aber für beßer erschten, das bemeldeter Obr. Coloredo bey seinem Regiment verbleibe vnd ein General officier der ohrten commandire: Als thun wir dem herrn beyverwahret eine abschrift des solcherwegen an denselben gefertigten schreibens ѷberschiken vnd Ihn benebenst erinnern, als alsbald naher Buntzel zu begeben, auf alles ein wachtsames auge zu haben vnd das volk, wenn solches, vmb des feinds vorhaben, dafern er der ohrten ettwas tentiren wollte, zu begegnen, beysammen zu haben von nöhten, zu sich, doch eher nicht, als es die notturft erfordert, naher besagtem Buntzel, zumahln Gabel nicht ein ohrt, wo es gesamlet werden könntte, weiln es aldar nicht zu leben haben würde, zu erfordern, in seiner abwesenheit aber zu leuttmaritz vnd der ohrten herumb iemands das commando zu ѷbergeben, doch dasselbe mit seinem respect auf den herrn gewiesen sein vnd sich in allen vorfallenheiten bescheids (bei) ihm erholen solle, zu welchem wir den Obristen Kehraus[408] wol a proposito[409] zu sein vermeinen, thun aber solches zu des herrn gutt befindender disposition hiermit gäntzlich remittiren. (P. S., eigenhändig) Der herr begebe sich alsbalt nach Jungen Bunzel,[410] gebe deswegen part den Graf Gallas vnd herrn Holka; der herr richte daselbs ein proviant hauß auf, damit man sich deßen auf alle notfall selbes dienen können; der herr sehe, daß Sitta mit allen requisiten versehen ist, damit sie des succurs desto leichter entrathen können“.[411] Wallenstein hatte am 8.1. auch Gallas unterrichtet: „Aus beylag sieht der herr, was der junge Coloredo[412] seinem Bruder[413] schreibt. Nun lasse der herr den Coloredo bey seinem Regiment vndt gebe ihm kein comando aparte, denn ich werde izunder den Strozi oder den de Fur hien schicken, das er zu Bunzel verbleibt vndt daselbsten das comando hatt. Das Volck, so der Coloredo hatt comendiren sollen, das ein ietweder wiederumb in sein qvartir zieht, vndt wenns vonnöthen ist, das sie auf befehlich des de Furs oder des Strozi zu Bunzel ihr rendevous haben, auf Sitta habe ich den Golzen mit seinen Regiment geschickt, das auch (?) die gvarnison gesterckt, vnd verhofe, das sie ohne gefahr sein werden“.[414] Zugleich hatte sich Wallenstein auch an den jungen Colloredo gewandt: „Wir sind in erfahrung kommen, was gestaltt der (tit.) Gallas Ihm etliches volk bei Gabel zulegen ordinantz ertheilet, alldieweiln wir nun solches der Zeitt für vnnöttig erachten, als erinnern wir Ihn hiermit, allem dem volk wieder in ihre quartir zuruken anzubefehlen vnd benebenst ihnen, das sie allemal, wenn der (tit.) des Fours ihrer begehren wird, auf seinen befehlich eilferttig erscheinen, auch von iedem Regiment naherm iungem Buntzel gewisse ordinantz Reutter vnd vom füßvolck furierschützen[415] schiken, so bemeldeten (tit.) des Fours aldort erwartten sollen, anzudeuten, für seine person aber sich wieder zu seinem Regiment zu begeben vnd dabey zu verbleiben, deme er also vnfehlbar zu thun wißen wirdt“.[416] Bereits einen Tag später schrieb Wallenstein erneut an Des Fours: „Wir haben aus des Obristen Loysen (?)[417] vom 5. dieses datirten schreiben vernommen, was gestaltt das sächsische über die Elb gezogene volk zu Bautzen nicht moviren vnd wieder naher der Schlesien zugehen noch gegen Sittaw etwas zutentiren sich anlassen solle. Aldieweiln nun das volk, so der (tit.) Gallas bey Gabel zusammenzuführen befohlen, weiln es aldar nicht zuleben, daselbst nicht gesamlet noch auch bey Buntzel, weiln das landt wegen mangel des bedürfftigen vnterhalts in wenig tagen verderbt werden möchte, bequemlich logiret werden kann: Als erinnern wir den herrn hiermit, alle die Regimenter, so bey besagten Buntzel zusammen geführet werden sollen, alsbald wieder in ihre quartier mit gutter ordre ruken zu laßen und benebenst denenselben, das sie in stetter bereitschafft, vnd allemal, wenn sie dahin aufs rendevous erfordert werden, eilfertigst zu erscheinen, stehen, anzudeutten, für seine person aber sich in continenti[418] wieder naher leuttmaritz zu begeben oder, da er von dannen noch nicht moviret, aldort zu verbleiben vnd auf alles ein wachsames auge zu haben, inmaßen der herr diesem allem wol zu thun weiß“.[419] Wallenstein ließ am 11.1.1633 ein scharfes Schreiben an Des Fours wegen der Ausschreitungen seiner Soldaten in der Herrschaft Tetschen[420] ergehen, die seit dem 2.8.1628 Christoph Simon Graf von Thun-Hohenstein[421] gehörte: „Wir verhalten dem herrn hiermit nicht, was gestallt sich der (tit.) thun bey vns beschweret, das von dem in seiner herrschaft Tetzschen vnd zugehörigen güttern einlogirten volk viel vnverantwortliche excess durch tägliche plünderung, nohttzüchtigung[422] vnd niederhawung der armen vnterthanen gantz vngeschwewet veröbet werden sollen. Wie vns nun, das der herr nicht ein solches, zumalen es Ihrer kay. Majt. Dienst ausdrüklich zuwieder vnd zu vnausbleiblicher destruction des landes vnd folgender ruin des einlogirten volks, indem sich dergestaltt die mittel, so zu verpfleg: vnd vnterhalttung deßelben verordnet, gäntzlich verlieren, gereichet, verhütten thut, nicht wenig wunder nimpt: Als erinnern wir Ihn hiermit, alle dergleichen hochstraffbare insolentien[423] in continenti abzustellen vnd auff scharffe solcherwegen angestellte information gegen den delinquenten mit vnnachläßiger leib: vnd lebensstraffe zu verfahren, auch benebenst die vneinstellige verordnung zu thun, das, weiln auf vnterschiedlichen bemeldtes (tit.) Thun güttern getraidt, vmb solches in die kayerl. Provianthäuser zu liefern, gedroschen wird, solches denen beampten nicht verweigert, besondern sie vielmehr von dem aldar logirenden volk bey ausdresch: vnd abführung deßelben würklich geschützet werden sollen“.[424] Am 22.1.1633 erging ein weiteres Schreiben Wallensteins wegen der Ausschreitung der Soldaten an Des Fours: „Demnach von dem vmb Buntzel herumb logirenden volk grosse vnordnungen vorgehen, welche wir keinerley weyse vnbestraffet hin passiren lassen wollen: Als erinnern wir den herrn hiermit, sich von dannen naher besagtem Buntzel zubegeben vnd, dergleichen weittere insolentien zu verhütten, aldort zu verbleiben, auch wieder die verbrecher scharffe inquisition anzustellen vnd dieselbe ohne einigen nachlas ernstlich zubestraffen, so wol die officier, so solches nicht remediret,[425] in haft zu nehmen vnd vns dessen bericht zu weitterer vnser verordnung föderlichst einzuschicken, in seiner abwesenheit aber das commando zu leuttmeriz dem (it.) Kehraus, doch das derselbe sich in allen verfallenheiten bescheidt bey Ihm erhole, zuѷberlassen. Inmassen der herr wol zuthun weiß“.[426]  Der kaiserliche Kroaten-Obrist Hrastowacky[427] schrieb sehr ausführlich am 21.3.1633 aus Gabel an den Generalissimus über die Lage der dort stationierten Regimenter: „Euer Fürstl. Gnaden gnedigsten Befehlich habe Ich in vnderthenigkeit empfangen. Wie gerne Ich nun demselben gehorsambst nach khommen vnd mich, meine Verantwortung zu thun, nacher Praga stellen wolte, so liege ich doch laider, Gott erbarme, schon vber die vüer wochen an einem alten schaden am Bain schwerlich kranckh, also daß Ich gannz nicht forth kommen kann, auch nicht Hoffnung habe, jn etlichen wochen wiederumb zu rechte zu khommen. Bitte diesem nach gehorsambst, Euer Fürstl. Gnaden wollen gnedigst geruhen, mich dießfals zu entschuldigt zu halten. Waß die clagen belanget, so Euer Fürstl. Gnaden wieder meine Reutter vorgebracht worden, ist das weite Battiren der strassen Vrsach, sintemaln meine Croaten vnnderschiedlich auß anordtnung des Herrn Obristen von Golz nacher Lauben, Görlicz vnd Bauczen parteyweyse auf den feindt straiffen müssen; vnnd weiln solches ein weiter weeg, alß hin vnnd wieder 14 meyllen,[428] vnnd vnmiglich ist, in einem Futter zu reitten, alß haben sie eusserster noth halber auß den Zittauischen Dorffern anders nichts als Hey vnnd etwaß Futter, ihre Pferdt damit zu futtern, genomben, auch bießweillen vber Nacht darinnen verbleiben müessen. Bitte diesem nach, Euer Fürstl. Gnaden wollen keine Vngnadte auf mich werffen, sondern mein gnedigster Fürst vnd Herr verbleiben. Hiebenebenst kann Euer Fürstl. Gnaden ich gehorsambst zu berichten nicht vmbgehen, welcher gestalt Ich mit meinem vnterhabenden Regiment in daß arme, außgestorbene vnd fast ödte Stettlein Gabl, worinnen mehr als der dritte theyl Heüser ganz wüste stehen, einlogiret bin; vnnd weillen (wie Jedermeniglich wol wießendte) verschienen Jahrs deß Feindtes vnd kayserl. armee zu drey oder vier mallen dieß Ohrts hin vnd wieder marchiret, daß Stettlein zum öfftern außgeplündert wordten vnnd nichts mehr darin vorhanden ist, alß weiß Ich nicht, wie Ich mein Regiment ferners vnterhalten soll. ich kann mit Gott bezeugen, daß meine armen Reutter offtermals in drey vnnd vier tagen keinen einigen Biesen brodt bekhomen, sondern auf Euer fürstl. Gnaden Güettern ein Stuckh brodt, ein Handuohl Hey vnnd Futter hin vnnd wieder bettlen vnnd die officirer daß Futter vnnd andere Notturfft mit großer mühe erkhauffen müssen; wie dann schon eine ziemliche anzall Pferdte auß mangl der fourage vmbgefallen seindt. Ich habe zwar diese meine Noth an Ihr Excellenz Herrn Veldtmarschalckhen Herrn Graffen Gallas gelangen lassen, hat mich aber an dem Herrn General Wachtmeister de Fours vnd Herr General Wachtmeister an dem Herrn General Proviandtmeistern[429] von Haugwicz[430] gewiesen, von welchem Ich bieß dato noch keine aigentliche resolution deßwegen bekhommen. Dahero gelangt an Euer Fürstl. Gnaden mein vnterthenig gehorsambistes bitten, dieselben wollen gendigst geruhen vnnd die gnedigste anordnung thun, damit mir ein ander quartier assigniret werden möchte, worauß ich mein armes Regiment beser vnderhalten vnnd künfftig meines allergenedigsten kaysers vnnd Herrn Dienst meiner Schuldigkeit nach verrichten könne“.[431] Gallas wandte sich am 31.3. aus Neiße an Des Fours: Er solle mit sämtlichen Regimentern in Richtung Königgrätz[432] ausrücken. Er selbst werde gleichfalls gegen den Feind ins Feld ziehen und sich über weitere Maßnahmen mit ihm verständigen.[433]

Ab 1633 – der Monat seiner Verabschiedung ist bisher nicht bekannt – war er nicht mehr im Dienst.[434] Nach Wallensteins Ermordung erhielt er endgültig dessen Herrschaft Semil,[435] da ihm der Kaiser 103.000 fl. Sold schuldete,[436] und die er von 1646 bis 1660 rekatholisierte. Am 30.4.1634 wurde er in den Grafenstand erhoben. Unter Wien, 10.5.1636 (Nr. 311) findet sich die Bestätigung des Grafenstandes und Inkolats[437] im Herrenstande für den Feldmarschallleutnant[438] (!) Des Fours.[439]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] STRAMBERG, Antiquarius II. Abt., 8. Bd., S. 292f.; KNESCHKE, Adels-Lexicon Bd. 2, S. 461; die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Die Diarien. Athienville (auch Adienville geschrieben) zwischen Luneville u. Chateau-Salins [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[2] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.

[3] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.

[4] Großrohosetz [Hrubý Rohozec, Bez. Semily, Tschechien], liegt in Hrubý Rohozec, einem Ortsteil v. Turnov im Bezirk Semily in der Region Liberecký kraj. Das Schloss liegt auf einem steil abfallenden Felsen am Ufer der Jizera (Iser), drei Kilometer nördlich v. Turnov.

[5] Burg Zbiroh [Malá Skala], auch Zbirohy genannt, befindet sich bei Malá Skála (Kleinskal) im Český ráj (Böhmisches Paradies), Tschechien. Von der mittelalterlichen Burg sind heute nur noch ein Teil der Außenmauern, einige ausgehauene Räume u. die Zisterne erhalten.

[6] Friedrich V. v. der Pfalz, Kurfürst der Pfalz (1620-1623), König v. Böhmen (1619-1620) [26.8.1596 Deinschwang bei Neumarkt/Oberpfalz-19.11.1632 Mainz]. Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly.

[7] Kleinskal [Malá Skála; Bez. Jablonec nad Nisou, Tschechien].

[8] Nach SOMMER, Das Königreich Böhmen, Bidschower Kreis, S. 10, Barbara Kanin v. Lichtenberg.

[9] Rudolf II. [18.7.1552 Wien-20.1.1612 Prag], Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, König von Böhmen u. Erzherzog v. Österreich.

[10] Reichsacht: 1. Die Reichsacht (auch Acht, Verfestung, Bann; von althochdt. ahta „Verfolgung“, Verb: ächten; lateinisch proscriptio) war eine im Mittelalter vom König beziehungsweise vom Kaiser, in der Frühen Neuzeit vom König oder vom Kaiser unter Mitwirkung der Reichsgerichte und der Kurfürsten verhängte Ächtung (Fried- und Rechtloserklärung) vor allem bei Ladungs- oder Urteilsungehorsam, die sich auf das ganze Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erstreckte. 2. Das Reichskammergericht konnte seit 1495 die Reichsacht verhängen, die durch besondere Sentenz wirksam wurde. Die Acht wurde in der Frühen Neuzeit vor allem verhängt bei Nichterbringen bestimmter wichtiger Reichssteuern, Majestätsverbrechen (crimen laesae maiestatis), Landfriedensbruch und Ungehorsam einer Partei in einem gerichtlichen Prozess (z.B. wegen Nichterscheinens, obwohl man durch das Gericht geladen wurde, oder wegen Nichthandelns, obwohl man durch das Gericht zu einer bestimmten Handlung aufgefordert wurde – sog. Contumaxacht). [nach wikipedia]

[11] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[12] Der Hinweis stammt von Herrn Dr. Andreas Pechtl. Vgl. KURZ, Schicksale, S. 119 (namentliche Erwähnung). Weitere Information verdanke ich Herrn Harald Skala; vgl. auch MŽYKOVÁ; SKALA, Des Fours (lag mir nicht vor; BW).

[13] Laurentius Ramée [um 1560 in Lüttich-23.4.1613 auf Burg Hohbarr bei Zabern enthauptet], Generalobrist, Söldnerführer des „Passauer Kriegsvolks“.

[14] Passau; HHSD VII, S. 571ff.

[15] Soldatenkrankheiten: Die meisten Opfer des Krieges forderten Krankheiten u. Epidemien wie Pest, Pocken, Blattern, Ruhr, Grippen, Ungarische Krankheit etc., die v. den Soldaten eingeschleppt wurden. Als typische Soldatenkrankheiten galten dabei Rote Ruhr, Pocken, Grippen, Typhus, „die apokalyptischen Reiter des 17. Jahrhunderts“, sowie Skorbut, Blattern u. Syphilis – diese, schon im 16. Jahrhundert gleichbedeutend mit „Landsknecht“ verwandt u. meist von den Soldatenhuren übertragen wurde, (IRSIGLER; LASSOTTA, Bettler und Gaukler, S. 210ff.), die nur durch einen Absud aus verschiedenen Baumarten behandelt wurde – traten zusammen mit der Pest auf. Vgl. MÜHE, Gandersheim, S. 66: „Auch scheint die Zahl der Opfer nicht so groß gewesen zu sein, wie man gewöhnlich annimmt. Zwar schreibt der Rat am 12.7.1626 an Obristleutnant Allen nach Bockenem, daß ‚bey uns die eingerissen gewesene Peste, welche in schleuniger eill den einen vnd andern ehe den mans recht gewahr worden hinwegk nimpt, die heuser vnd gassen ledich vnd an der bürger Zahll einen großen riß macht, also gar daß wir auch vor wenig tagen noch einen newen Gottsacker ersehen müssen‘. Das klingt sehr erbärmlich, ist aber aus dem Grunde unzweifelhaft übertrieben, weil man damit eine Kompagnie Einquartierung abhalten wollte“. Das des Öfteren erwähnte Auftreten der Beulenpest hatte jedoch mit den Truppenbewegungen wenig zu tun. Bevölkerungsverluste durch Peste, wie endemische Krankheiten seit dem Mittelalter mit diesem Sammelbegriff bezeichnet wurden, traten vor allem dort auf, wo die einheimische Bevölkerung bereits durch Unterernährung u. Überanstrengung ohnehin geschwächt war. Hinter der Kopfkrankheit oder dem Hauptweh verbarg sich die Enzephalitis, die während des Sommers häufig erkennbar ist. Im Tross mitlaufende, verseuchte Pferde u. Rinder verbreiteten die Ansteckung in den umliegenden Bauernhöfen. Auch in Tillys Lager wütete die Pest, die jedoch unter den besser verpflegten u. besser untergebrachten Offizieren weniger Opfer forderte. Wohl aus diesen Gründen wurden größere Auseinandersetzungen vermieden, da in den ausgezehrten Quartieren an Leine u. Weser Massensterben durch endemische Krankheiten, hervorgerufen durch Unterernährung u. Überanstrengung, u. Desertion, z. T. liefen die Soldaten vor den Lagerseuchen davon, auftrat. Der Ausbruch v. Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. 20-25 % Ausfälle pro Jahr sind wohl realistisch. Die Krankheiten wurdenzudem durch Witterungsbedingen wie Frost etc. begünstigt. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Imgleichen wahr unleugbars das etzliche und viele todte Corper in den heußeren gefunden so eins theils thodt geschlagen, andertheils vonn Kranckheit und Armodt gestorben, die denoch vonn den Kriegsleutten durch arme und beine gestochen, uhme zuersehen, ob sie den doet fingirten, sonder ob es auß Kranckeit oder anderer Gestalt beschehe“. SÖNNERT, Lembeck, S. 167. Der Rat v. Osnabrück lehnte 1642 die Aufnahme ruhrkranker schwedischer Soldaten des in schwedischen Diensten stehenden schottischen Stadtkommandanten J. Lumbsdain ab; STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 79. Vgl. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 53ff. u. a. 75 % der Kriegsverluste sollen auf Krankheiten zurückzuführen sein.

[16] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen.

[17] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) u. bildete sich, neben den Offiziers- u. Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern u. Heilkundigen, Köchen u. Handwerkern, Händler/innen u. Marketender/innen, Invaliden u. Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen u. Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen u. zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, u. war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms u. seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[17] Christian II. v. Anhalt-Bernburg am 22.2.1637 anlässlich der Kämpfe um Leipzig 1637; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm (1637): „Jtem: daß die Kayserlichen sehr vbel hausen, ärger alß Türcken, mitt schendungen, vndt grawsamkeitten, weil viel Barbarische vndißciplinirte völcker vndter ihnen. Mitt dem droß seyen sie 100 mille Menschen starck, darundter 40 mille combattans“.[17] Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombattanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.

[18] Leopold Erzherzog v. Österreich, auch bekannt als Erzherzog Leopold V. (v. Tirol) [9. 10.1586 Graz-13.9.1632 Schwaz, Tirol], 1598-1625 61. Bischof v. Passau, 1607-1626 Bischof v. Straßburg sowie Regent v. Tirol.

[19] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95.: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[20] stahleisenfest: DWB 3. Bd., S. 369: „fest durch zauberei, unverwundbar, und verstärkt stahleisenfest“. Der Erzgebirgschronist und Pfarrer Christian Lehmann liefert die entsprechenden „Exempel“; SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann, S. 186f.: „Ich habe gekannt einen benachbarten Dorfrichter, der Ao. 1632, 15 Aug. im Holckschen Marsch mit seinen Bauern erkühnte, dem Feind im Marschieren Abbruch zu tun. Er traute seiner Fertigkeit und hatte sich daneben mit etlichen Hellebarden und Bauerngewehr [einschneidige, bis zu 50 cm lange messerartige Waffe mit Griffschalen aus Holz, Horn oder Bein; BW] bewaffnet. Da er eine Feldlänge herauf kommen, stoßen auf ihn 4 Reiter, 2 Croaten und 2 Deutsche, die geben Feuer auf ihn, dass ihm zwei Kugeln durch die Kleider in die Seite gegangen, aber nicht durch die Haut. Er bat um sein Leben, gab dem einen ein Stück Geld, die anderen wollten auch befriedigt sein, und weil er nicht mehr zu geben hatte, brannten sie ihm wieder zwei Kugeln auf den Leib, die eine ging auf die Brust, die andere durch den Hut am Kopf, dass ihm vom Stoß und Knall das Blut zum Maul und Nase heraus ging und er niederfiel als wäre er nun gar tot. Da aber die Soldaten wegritten, machte er sich zwar davon, lebte noch 7 Jahr, aber hat sein Leben bekranken und beseufzen müssen.

Ao. 1630 lebte in einem Dorf [Königswalde; BW] nahe Annaberg ein gelehrter und beherzter Erbrichter [Christian Reppel; BW], der sich in feindlichen Zeiten an der Böhmischen Grenze für einen Obersten unter den Bauern bestellen ließ und damals auch die Stadt Annaberg mit belagern half. Der selbe hatte sich so stahleisenfest gemacht, dass ihm so gar kein Schuss noch Stoß verwunden konnte. Er ließ zur Probe mit Messern und Degen auf sich stoßen, mit Pfeilen auf sich losschießen, die aber nicht trafen oder doch nicht beschädigten. Doch war er nicht fest vom Feuer und Tod. Der Feind brannte ihm sein Erbgut weg, nahm ihm all sein Vieh, Vorrat und Lebensmittel. Da er in der Hitze den Räubern nachlief, und darauf Wasser getrunken, bekam er die Schwind- und Wassersucht und musste im besten Alter dahin sterben.

In dieses gewesenen Richters-Gemeinde diente zur selben Zeit ein verwegener stahlfester Bauernkerl unter den Kaiserlichen zu Pferde, welcher sich Hostiam conscratam [consecretam; BW]  lassen im Fuß einheilen, und von keinen Waffen noch Geschoss konnte geöffnet werden. Er ritte einesmals mit 100 Mann auf Partie aus, fiel ein Dorf an, welches aber als ein Flecken mit einer Mauer umgeben war und zwei Tor hatte. Die Bauern ließen ihn ein, schlossen dann die Tore plötzlich, umringten ihn und die seinen allenthalben mit Äxten und Spaltkeulen [im Bergbau Axt zum Spalten; BW], schlugen im Grimm alles nieder, zogen sie nackend aus, und stützten damit eine Grube voll. […][ …] Die Bauern haben im vorigen Krieg an den verhauenen Pässen nach Böhmen wohl 100 solche Gebackene mit Spaltkeulen aufgemacht. Ein starker Eisenfester wurde mit einem silbern Knopf [weil die erste Kugel nicht helfen wollte] erschossen; ein anderer im Duell mit einem durch die Erd gezogenen Degen niedergestochen; ein anderer vermeintlich Gebackener hielt im Saufgelage die bloße Brust dar, und gab seinen Degen hin, man sollte eine Probe tun und auf ihn zustoßen. Gott strafte die Pravade, und ging der Degen durch und durch“. In der Hannover’schen Chronik heißt es; JÜRGENS, Chronik, S. 546f.: „Rittmeister Immernüchtern aus Wolfenbüttel (der sonst Levin Sander hieß) wurde in einem holen Wege bey Lutter von einer Lüneburgischen Partey gefangen, anfangs wird ihm Quartier zugesagt, aber für Hildesheim auf dem Galgenberge jussu Principis ihme müssen den Rest geben. Man hat 20 Schüsse auf ihn gethan und ist keiner durchgangen. Dannenhero ward ihm der Kopf mit einem Beile entzwey geschlagen, daß er wie ein Bähre gebrüllet, unter den Galgen geschleppet und unbegraben liegen lassen“. Vgl. auch FUNKE, „Naturali legitimâque Magica“. Anlässlich der Belagerung Pilsens 1619 heißt es: „Ein Waghals unter den Mansfeldischen Hans Fabel genannt / nahm eins mals ein Stützen Glas Bier / gieng auffm Stadt-Graben zu / bracht den Belagerten eins / den haben sie es mit Kraut vnd Lot gesegnet / aber er tranck sein Stützen Bier auß / bedancket sich gegen jhnen / kam in den Lauffgraben / zog fünff Kugel aussm Busen / dises Pilmis Kind [Teufelskind; BW] / obs wol noch so vest gewesen / ist doch kranck worden vnd vor eroberung der Statt gestorben“. „Warhaffter Bericht / Von der Belägerung und mit gestürmter hand Eroberung der Stadt Pilsen inn Behem / Von einer unpartheyischen Person / so selbsten darbey gewesen … erstlich in Behmischer Sprach zusammen geschrieben: Jetzt aber auß dem Behmischen Original getreulich verteutscht / [et]c“. s. l. 1619, S. 17 [VD17 14:006566V]. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet  unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln“. Zum Teil trug man Glaskugeln bei sich, ein abergläubisches Mittel, um das ‚Festmachen‘ also die Unverwundbarkeit des Gegners aufzuheben.

[21] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.

[22] Spanien hatte teilweise mit den Uskoken (abgeleitet v. »uskociti« = flüchten, d. h. Bewohner Serbiens u. Bosniens, die durch die Osmanen Anfang des 16. Jh. vertrieben worden waren) zusammengearbeitet, um der verhassten Markus-Republik zu schaden. Bereits in den 90er Jahren hatte die Serenissima die Blockade über die Hauptstützpunkte der Uskoken – Fiume, Triest u. Senj – verhängt, sich aber erst 1615 zu militärischen Maßnahmen entschlossen, um nicht in einen Konflikt mit der Hohen Pforte zu geraten, da die Uskoken unter dem Vorwand der Osmanenbekämpfung Seeraub betrieben. BARTL, Der Westbalkan zwischen spanischer Monarchie u. Osmanischem Reich, S. 60; bzw. das Standardwerk v. GULDESCU, The Croatian-Slavonian Kingdom, S. 102ff.; ROTHENBERG, Venice and the Uskoks of Senj, S. 148-156. Die beste angelsächsische Darstellung findet sich bei MALLET; HALE, Venice, S. 242-247, 327-329, 482-484; GIGANTE, Venezia e gli Uscocchi, S. 3-87; allgem. TENENTI, Piracy and the Decline of Venice bzw. TENENTI, Venezia e i corsari; LANE, Seerepublik Venedig. Erwähnenswert ist auch die Quellensammlung v. LOPAŠIC, Spomenici Hravatske Krajine. Bd. 2.

[23] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister u. Feldmarschall. 1617 Teilnahme am Uskokenkrieg gegen Venedig, 1618 Beförderung zum Hauptmann, am 27.8.1626 unter Tilly Teilnahme an der Schlacht bei Lutter am Barenberge, 1627 Feldzug in Mähren, Eintritt in den Orden des Hl. Johannes von Jerusalem, Ernennung zum Großprior Böhmens durch den Kaiser, 1629 Erhebung in den Reichsgrafenstand, im Juni 1631 in Salzungen einquartiert, 1632 Beförderung zum Generalwachtmeister, am 15.11.1632 Erfolg gegen Gustav II. Adolf von Schweden an der Rippach. Im Januar 1634 plädierte Colloredo-Waldsee für Wallensteins Ermordung, 1634 wurde er Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Böhmen, 1636 Belehnung mit konfiszierten Gütern Trčkas, 1643 zusammen mit Gallas Feldzug nach Holstein, Ende 1648 nach erfolgreicher Verteidigung Prags gegen Königsmarck u. Ernennung zum Gouverneur der Stadt.

[24] Arkebusier [schwed. arquebusier, dän. arquebusier]: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr v. ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- u. Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde v. Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn u. hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten Arkebusiere die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken u. in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Sie erhielten als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html. – Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch u. schwedisch) umfasste v. der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke u. Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie v. einem Hauptmann, die berittene Kompanie v. einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“. Die Kompanie führten ein Hauptmann, ein Leutnant, ein Fähnrich, ein Feldwebel, ein Sergeant, ein Rüstmeister, ein Musterschreiber, die Korporale u. Rottmeister.

[25] Obrist [schwed. Överste, dän. Oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[26] Johann Freiherr Mollart [Mollard] zu Rheineck u. Drosendorf [ -1619] Kommandant der Wiener Stadtguardia (1607-1619), Hofkriegsratspräsident (1610-1619) u. Obrist.

[27] Henri Duval Graf v. Dampierre [1580 Château Hans Bistum Metz]-8.10.1620 vor Pressburg], kaiserlicher Feldmarschall.

[28] Charles Bonaventura de Longueval, Graf v. Bucquoy, Freiherr v. Vaux [9.1.1571 Arras-10.7.1621 Neuhäusel], kaiserlicher „Obrister Feldmarschall”.

[29] Lackenbach [ung. Lakompak, heute Österreich, Bez. Oberpullendorf].

[30] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[31] Nach WASSENBERG, Florus, S. 42, waren es 6.000 Mann; BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50. Nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189, 8.000 Mann; ferner MAKKAI, Bethlen Gábor emlékezete, S. 265. In der Flugschrift „Le champ de Bataille“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 516, 6) wird Dampierres Armee mit 12.000 Fußsoldaten, 1.800 Musketieren zu Pferd u. mehr als 3.000 Reitern angegeben. KRAUS, Siebenbürgische Chronik, S. 62, nennt nur „etlig taussend mann“; Rákóczys Truppenstärke betrug angeblich 6.000 Haiducken u. 1.000 Fußsoldaten. Zu Wassenberg vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[32] Zur Belagerungstechnik vgl. allgem. die Darstellung bei DUFFY, Siege Warfare.

[33] Rambaldo [Reimbalt XIII, Rombald] Graf v. Collalto e San Salvatore [21.9. oder 21.12. (?) 1579 Mantua-19.11. oder 19.12.1630 Chur], kaiserlicher Geheimer Rat, Hofkriegsratspräsident, Kämmerer, Feldmarschall. Vgl. DUCH, „Collalto, Rambaldo Graf von“, S. 320-322.

[34] Klosterneuburg [BH Wien-Umgebung]; HHSÖ I, S. 355ff.

[35] Johann Jakob Freiherr v. Bronkhorst-Batenburg, Graf v. Anholt [Anhalt] [12.2.1582 Anholt-19.10.1630 Freiburg im Breisgau], ligistischer Generalwachtmeister, 1622 Feldmarschall u. Stellvertreter Tillys.

[36] WASSENBERG, Florus, S. 47.

[37] Theben [ung. Devény, slow. Dévin; Oberungarn, h. Slowakei], auf dem linken Ufer der March bei ihrer Mündung in die Donau gelegen; ursprünglich. meist deutsche Einwohnerschaft, heute nördlich gelegener Stadtteil Pressburgs.

[38] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189.

[39] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. WARLICH, Für Bayern, Habsburg und Reich [Typoskript].

[40] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren. Zum Teil wurden Soldaten durch Sonderzahlungen zu dieser unter Umständen lebensgefährlichen Tätigkeit gebracht; THEATRUM EUROPEUM 5. Bd., S. 535 (1644). FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[41] Stamge: Mäander (Flussschlinge) ? Um Hinweise wird gebeten !

[42] Raab [Györ; Ungarn].

[43] Komorn [Komárno; Oberungarn; h. Slowakei].

[44] Ernesto Graf Montecuccoli [Monte Cuculi] de Montecenere [1582-18.7.1633 Colmar], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister. [Abb. Stein6]

[45] Don Pietro Aldobrandini, duca di Carpinetto [1593-7.9.1632 an der Alten Veste bei Nürnberg], kaiserlicher Obrist.

[46] Ernst Georg v. Hohenzollern (Zollern) [ -1625], Pfleger zu Wemding, bayr. Kämmerer u. Obristleutnant unter Anholt, bei Wimpfen u. Höchst dabei, Bruder des einflussreichen Johann zu Hohenzollern-Sigmaringen; FERCHL, Bayerische Behörden und Beamte 2. Teil, S. 1294.

[47] Obristwachtmeister [schwed. major, dän. oberst sergent]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold v. 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. – nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm  bei der Infanterie 240 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. 320 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , also 600 fl. (900 R.) jährlich, was 1634 dem Monatssold eines Obristen entsprach oder dem Jahresgehalt eines bayerischen Hofrats – entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.

[48] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas. [=> Abb. A, Stein5]

[49] WASSENBERG, Florus, S. 42. BARKER, Piccolomini, S. 333, vermutet die Teilnahme Piccolominis beim Sturm auf Pressburg; sollte dies der Fall gewesen sein, hätte Gronsfeld seinen alten Bekannten sicher im „Florus“ erwähnt. Das gilt übrigens auch für Geleen; zu dessen Teilnahme SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Geleen, S. 39. Nach ELSTER, Piccolomini-Studien, S. 62, war dagegen Piccolomini beteiligt.

[50] Im Bethlen freundlich gesonnenen Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) wird der Anmarsch so dargestellt: Nach der Niederlage, die Dampierre mit „cossagen, Crabaten vnd Deutschen Knechten in die 6.000 starck gewesen“, am 14.9.1620 erlitten hatte, zog er sich nach Wien zurück u. warb in Wien u. Umgebung neue Truppen an, so dass er „zu den vorigen vberbliebenen in 5000. Mann zusammen gebracht / dieselbe vor dem rodten Thurn zu Wien auff die lange Salzillen gesetzt / vnd sie samptlichen einer stattlichen Beut vertröstet / mit welchen er den 8. diß gegen Abend gar still / die Thonaw hinab geschwummen / die Reuterey aber auff dem Land  durch die Schwechet / Vischa / Petronell vnd Haimburgk biß nahend vnter dem Schloß in der Awen gehalten“. »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531) stellt die Anfahrt so dar: „Sonsten ist der Feind mit Sprengwercken / Petarden / vnd Mörseln zimblich wol versehen gewesen / vnangesehen er desselben Feuerwercks ein gantze Schillen voll sampt den Knechten / im herabfahren / an der Wolffsbrücken bey Wien in der Nacht zerscheitert / vnd ertrencket / Also seind auch zu Haimburg zwo schillen mit Knechten vntergangen / vnd vber die 150. ertruncken“. Gegenüber Gronsfelds Darstellung fehlt es hier an Details; ledigl. die Örtlichkeiten (Wolfsbrücke in Wien) werden genauer bezeichnet. „Eigentliche Abbildung vnd Contrafactur“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508; Bethlen freundlich gesinnt) schreibt: „Vnd von Preßburg auß / als der Königlichen Residentz sich bemeldter Gabor mit einem mächtigen Kriegsheer herauff begeben / vnnd zu Schiff hinab gefahren / auch oberhalb von Preßburg angeländet / deß Bergs bey dem Schloß sich impatronirt / dergestalt den Schloß auff 40 Schritt sich genähert / in meynung solches ehest zuerobern. Als der Tampier nun mit seinem Band Degen ein Zeichen geben / darauff den Schloßschantzen durch sein volck starck zulauffen lassen / hat die Guardia im schloß tapffer Fewer geben / vnnd mit grossen Stücken vnter das Kayserisch Volck geschossen / auch die Musquetirer im Schloß mit schiessen starck angehalten / vnter andern begibt es sich / daß der Tampier / der sich gar zu bloß geben / von einem Hungarn in das Genick mit einer Kugel geschossen wird / davon er nider gefallen“. Von einem Schiffsunglück weiß der unbekannte Verfasser nichts; auch fehlt ein Hinweis auf die strategische Vorbereitung des Sturms. Hier sollte wohl nur das Bild Dampierres auf dem Totenbett kommentiert werden, das dem Stich im Theatrum Europaeum 1. Bd. entspricht.

[51] Gabriel Bethlen (v. Iktar) (ungarisch Bethlen Gábor, slowakisch: Gabriel Betlén) [um 1580 Elienmarkt, heute Ilia, Rumänien-15.11.1629 Weißenburg (ung. Gyulafehérvár, rum. Alba Iulia)], 1613-1629 Fürst v. Siebenbürgen. Vgl. FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 101ff.

[52] Hainburg [BH Bruck an der Leitha]; HHSÖ I, S. 302ff.

[53] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[54] WASSENBERG, Florus, S. 41; »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (OSK Budapest Röpl. 531), S. 2.

[55] Zille: „einfach konstruierte, zwischen fünf und 30 m lange Boote. Kleinere Zillen waren grundsätzlich ungedeckt, die größeren Zillen zum Fracht- oder Passagiertransport verfügten über hausähnliche Aufbauten mittschiffs. Zillen haben einen flachen Boden und gerade Seitenwände, die vorne zumeist spitz zulaufen. Je nach Zillentyp läuft auch das Heck entweder spitz zu, ist breit oder (seit einigen Jahrzehnten) sogar als Spiegel für den Motorbetrieb angelegt. Die Zille liegt mit geringem Tiefgang im Wasser und ist relativ kippstabil. Kleine Zillen werden mit sogenannten „Stechrudern“, Paddeln mit einer gegabelten Eisenspitze, gelenkt und angetrieben. Große Zillen verfügten vorn und achtern über längs der Fahrtrichtung angebrachte lange Ruderbäume sowie seitlich über sogenannte „Nauzüge“, die vor allem beim An- und Ablegen gebraucht wurden. Historische Frachtzillen wurden darüber hinaus auch meist getreidelt oder gesegelt“. [wikipedia]

[56] Stephan II. [István] Graf (1634) Pálffy [Palfy, Balvi] von Erdöd [1585/1586/1587/1588-6.3. oder 29.5.1646 Wien], kaiserlicher Obrist, Obergespan v. Pressburg, Kronhüter, k. k. Rat, seit 1621 Palatin v. Ungarn.

[57] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[58] WASSENBERG, Florus, S. 43; nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190, kommandierte Dampierre sie selbst.

[59] Kitze, auch Kotze, heute Kittsee [BH Neusiedl am See]; HHSÖ I, S. 734f., Dorf u. Festung ca. 5 km n: Pressburg im Burgenland, an der Grenze zu NÖ u. der Slowakei; heute ca. 10 km v. der Donau entfernt, damals Wasserburg, v. einem Nebenarm der Donau umflossen. 1570 ließen die Puchheim als Besitzer v. Kittsee die Straße Hainburg-Pressburg u. die Brücke über den Donauarm, das „Gerinne“ zerstören u. hier eine Brücke auf der Straße nach Pressburg bauen, weshalb es Streit mit Hainburg gab. Die dt. Bewohner des Ortes waren fast alle lutherisch; möglicherweise stand deswegen Puchheim auf Bethlens Seite; HHSÖ I, S. 754f.

[60] BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50: „Wie nun Tampier vnterhalb den Marck / auff dem Wasser herabgeflossen / vnd den 9. diß frühe zwischen 6. vnd 7. Vhr nahend Oberhalb des Schlosses kommen / haben die Vngarn so wol auch des Hauptmanns Pindt 300. Mußquetirer  / als des Vngarischen Königs hinterlassene Leib Guardi, nicht anderst / dann das es Herr Ragötzy seyn möcht / vermeynt / vnd solches durch einen Schuß wahrnehmen wollen. Da aber die Tampierschen starck gegen die Schantzen vnter dem Schloß geschossen / haben die Vngarn alsbald / das es Feind seyn werden / wahrgenommen / Derowegen sie geschwind ihre Stück auff den Feind loß gehen lassen / von welchen sie drey Schiff zu Grund geschossen / vnd die Knecht darin ersäufft. Der Tampier aber / welchem das Streiten zu Wasser nicht so wol / als auff dem Land gefallen wollen / hat sich eilends gegen dem Schloß Berg zu Land begeben“. Im Gegensatz zu Gs. Annahme wurde das Geschütz zur Begrüßung der erwarteten Truppen Rákóczys (KRAUS, Siebenbürgische Chronik Bd. 1, S. 62) abgefeuert. »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531) beginnt mit dem eigentl. Sturm; erst danach begründet er – inhaltlich gleich mit Gronsfelds Bericht -, warum der Sturm wegen der Unfähigkeit der Soldaten zur Führung der Schiffe scheitern musste: „Den 10. Oktobris / zwischen 7. vnnd 8. Vhr / hat sich der Feind auf dem Berge / der Freund genandt / sehen lassen / die Leser im Gebirge verjaget / welche sie angetroffen / theils beschädiget vnd nidergehawen / vnd seynd die Kosacken / weil man deß Feindes gar keine Kundschafft gehabt / nechst an das Thor bey Preßburg kommen / vnnd vnter dessen von Wien vnnd Haimburg acht Schillen mit Soldaten / vnter acht newen Fenlein angestanden / sich losiret / der Schiffbrucken zugeeylet / Hew vnd Stroh darauff getragen / vnd bey 10. Schiffen vertrebet vnd verbrennet / Vnd weil der General Tampir diese Impressa geführet / als hat er sich des Bergs / vnd consequenter deß des Schlosses zu impatroniren starck angenommen vnd commendirt, vnd von der einen Seiten von Zeben her / nechst an das Gangerische Hauß losiret / auff der anderen seiten biß auff 40. Schritt an das Schloß kommen / vnd in simili sich zu losieren begehret. Danhero man dann vom Schlosse vnd der Schantze / vnd auß der Stadt 6. stund an einander / auß Stücken / vnd sonsten starck Fewer gegeben / welches dann deß Feindes Musquetirer nicht gesparet / vnnd weil der General Tampiro so sicher / vnd mit blossem Schwert nechts Schloß die Musquetirer angetrieben / als hat ein gemeiner Heyducke auß einer Musqueten auff ihn Fewer gegeben oben nechst durch das Ohr / vnd durch den Halß geschossen / daß der gute General an der stelle bleiben müssen“. Im Bericht fehlt, dass Dampierre die Truppen geteilt hatte; der Angriff ist so, wie er im »Wahrhafftigen unnd Eigentlichen Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531), wiedergegeben ist, wohl nicht abgelaufen. Der Sturm der Soldaten Collaltos auf die Schiffsbrücke ist dagegen richtig dargestellt; nicht erwähnt werden die Barrikade vor dem Tor u. der Einsatz deutscher Söldner (darunter wahrscheinl. auch englisch-schottische Söldner). Wie im Bericht der »Magyar kronika«, S. 190, wird Dampierre v. einem Haiducken getötet, aber nur durch einen Musketenschuss; der Schütze ist unbekannt. Zeben: Theben, Deveny, Devín; nicht zu verwechseln mit Szeben im Komitat Saros (WAGNER, Delineatio, S. 16). Wie bei LUKINICH, Bethlen Gábor, kommen im »Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531) die Schiffe v. Theben.

[61] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190; MAGYAR KRONIKA, S. 190. Es fällt auf, dass in den beiden Flugblättern (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508 u. 531, 4) der kaisertreue Pálffy, im Gegensatz zur MAGYAR KRONIKA u. zum Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) die ehrenvolle Beisetzung veranlasst haben soll.

[62] REITZENSTEIN, Der Feldzug 1622, 2. Teil, S. 6.

[63] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[64] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[65] REITZENSTEIN, Der Feldzug 1622, 2. Teil, S. 82.

[66] Christian der Jüngere Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [20.9.1599 Gröningen-16.6.1626 Wolfenbüttel], kurpfälzischer, dann dänischer General. Vgl. die Erwähnungen bei KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld; WERTHEIM, Christian von Braunschweig.

[67] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[68] REITZENSTEIN, Der Feldzug 1622, 2. Teil, S. 73.

[69] Liga: Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 (vgl. ERNST; SCHINDLING, Union und Liga) zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Führung Maximilians I. von Bayern zusammen mit spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik, S. 152ff.

[70] Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-)Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern u. Bauern erzwungen wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 66; SCHWARTZ, Die Neumark, S. 51. Die angeblichen Kosten wurden natürlich dem Kriegsherrn in Rechnung gestellt. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- u. Brustschild, zwei Pistolen u. einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 wurden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52. Ein durchaus üblicher Vorgang war es angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung, dass man den Toten u. Verwundeten nach der Schlacht die Kleider auszog. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt u. wieder an die Truppe ausgeteilt. Vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Der Sekretär des schwedischen Kommandanten Paykull berichtet im Oktober 1644 während der Belagerung von Olmütz, FLADE, Tagebuch, S. 465, „dass des Feündts nemblichen des Römischen Kaysers Soldathen nur buben, und nackendes gesindl wären, und theilss laimete Säcke anstatt der Hosen, und blosse füsse hätten“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd Loth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“. Der Schuster Heberle hält für September 1646 fest, ZILLHARDT, Zeytregister, S. 209f.: „Weil nur die Schwedischen mehr umb und bey der stat gelegen als die Keysserischen, haben die heren von Ulm den Schwedischen vüll mentel und  schuo machen lassen umb das gelt“. Dabei wurde 1 Mantel mit 9 fl., ein Pferd mit 60 fl. veranschlagt. Der Verlust der Montierung eines Reiters z. B. bei der Eroberung einer Stadt durch den Feind war gleichbedeutend mit dem Abstieg innerhalb der militärischen Hierarchie zum einfachen Soldaten. Allerdings wurden auch Reiterregimentier, die sich nicht bewährt hatten, durch Wegnahme der Pferde und der Waffen zu Infanteristen degradiert, so etwa unter Borri vor Olmütz 1643; CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39: „Vnter denen verhielten zweyhundert Österreichische Reuter sich in einer Occasion nicht allerdings, wie ihnen gebühret: Daher Er sie abgesetzet zu fußknechten, vnd mit ihren pferden vnd gewehr drey vnberittene Sperreuterische Compagnien wieder beritten gemachet“.

[71] Ernst Graf v. Mansfeld [1580 Luxemburg-30.11.1626 Rakovica bei Sarajewo], Söldnerführer. Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[72] Christian der Jüngere Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [20.9.1599 Gröningen-16.6.1626 Wolfenbüttel], kurpfälzischer, dann dänischer General. Vgl. die Erwähnungen bei KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld; WERTHEIM, Christian von Braunschweig.

[73] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.

[74] GOSMANN, Arnsberg, S. 78.

[75] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[76] Ferdinand v. Bayern, Kurfürst v. Köln [7.10.1577-13.9.1650 Arnsberg]. Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[77] Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Kurköln VII (Kriegsakten) 47/1, fol. 79 (Ausfertigung): Maximilian I. an Ferdinand von Köln, München, 1622 XII 31.

[78] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2281, fol. 162-162′ (Entwurf): Maximilian I. an Anholt, München, 1623 I 01.

[79] Sold: Um 1630 erhielt (theoretisch] ein kaiserlicher Obrist monatl. 500-800 fl. je nach Truppengattung, Hauptmann 160 fl., Leutnant 60 fl:; Fähnrich 50 fl., Feldwebel 21 fl., Korporal 12 fl., Gefreiter 7 fl. 30 Kr., Fußknecht 6 fl. 40 Kr. Eine Kuh kostete ca. 10 fl., 1 einfaches Pferd 30 fl. Der Monatssold der einzelnen Chargen in einer schwedischen Kompanie zu Fuß betrug 1639 für einen Hauptmann 150 fl., Leutnant 35 fl., Feldscher 16 fl., gemeiner Soldat 6 fl.; in einer Kompanie Kürassiere für einen Rittmeister 150 fl., Leutnant 60 fl., Kornett 50 fl., gemeinen Reiter 15 fl.; bei der Artillerie für einen Obristen 800 fl., Oberhauptmann 200 fl., Adjutanten 100 fl., Quartiermeister 60 fl., Feldschergesellen 25 fl., Kommissbäcker 12 fl., gemeinen Kroaten 9 fl., Artilleristen 7 fl. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 63: „Von der Löhnung wurde 1/3 bis 1/5 immer zurückbehalten, um die von den Leuten in den Quartieren verübten Schäden zu decken. So bekamen die Soldaten auch für den ersten Monat gewöhnlich keinen Sold um damit die Kosten für das Gewehr bezahlen zu können. Es scheint also, als wenn mann dasselbe zu einem Eigenthume des Mannes machen wollte, wiewohl andere Nacrichten dagegen streiten“.Schon in den Anfangsjahren war der Sold nur ein- oder zweimal im Jahr ausgezahlt worden, so dass die Kontributionsforderungen ständig stiegen bzw. der Sold in den besetzten Gebieten in noch höherem Umfang aus den besetzen Gebieten herausgepresst wurde; vgl. HEIMATMUSEUM SCHWEDT, S. 15.. SCHMIDT, Herzogtum Sachsen – Weimar, S. 54f. „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“. GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Historiograph Wassenberg schildert ausführlich die Meuterei der Besatzung von Breisach im März 1644 wegen ihres seit acht Monaten ausstehenden Soldes; WASSENBERG, Florus, S. 563ff.: „Nahe bey außgang aber gegenwärtigen Monats hat sich in der Vestung Brisach ein gefährlicher Aufstand angesponnen / in dem alle Frantzösische Compp mit doppeltem Fewer sich auf den Platz gestellet / vnnd eine Ordnung geschlossen / daß man ihnen so leichtlich nicht zukommen können; aber keinen Officirer / als allein die Corporalen bey sich gelitten / auch als die Teutschen auf die Abendwacht ziehen wollen / haben sich die Frantzosen betrohlich gegen sie vernehmen lassen / woferrn nur ein einiger sich vnterstehen würde auß dem hauffen zu gehen / sie denselben auf der ställe niederschiessen wollen; daher sie alle / vnnd einer wie der ander / stehen bleiben müssen. Nach dem derhalben die Frantzösische Kriegesbeampten gesehen / daß ihre Völcker schwürig; haben sie mit vngestümmen Worten gefraget / warumb sie nit auff die Wacht ziehen wolten / damit von Leder gezucket / vnnd einen oder vier gestochen; aber damit anders nichts auß gericht / dann daß die Mußquetierer Fewer geben / 5. Leutenante vnd Fändriche geschossen / die übrigen aber dahin gebracht / daß sie das Hasenpanihr aufwerffen müssen. Hierauf haben sie in gegenwart Herrn General Majors von Erlach / vnnd Freyhern von Oisonville [Oysonville; BW] mit grosser vngestümm geruffen: dem König / vnnd Herrn General Majoren / wolten sie vmbs Geld dienen; welchem sie auch Lebensfrist versprochen; dem Freyherrn aber keines / sondern ihn beym Kopff genommen / mit den hahren übel gerauffet übel gerauffet / vnnd mit schändlichen Worten angegriffen / wäre auch / im fall Herr General Major nicht so hoch gebeten / wol nicht lebendig auß jhren Händen kommen / also daß er mit mercklicher gefahr seines lebens noch errettet worden. Wie sie nun der von Erlach gefragt / was dann jhr Begehren / haben sie jhren in acht Monat außständigen Sold gefordert: weßwegen er sie mit freundlichem zusprechen versichert / sie solten nur wider abziehen / er wolle verschaffen / daß sie bezahlet werden solten; Sie aber zur antwort gegeben / wann das Geld da vor jhnen augenscheinlich lege / als dann vnnd nit eher wolten sie sich zur Ruhe stellen: deßwegen man nothwendig dahin geschlossen / daß man jhnen auf nechstfolgenden Morgen (weil die Nacht albereit vorhanden) drey Monat / vnnd innerhalb vier Wochen das übrige abführen wolle. Mit welcher Erklärung Herr General Major abermals zu jhnen gangen / sie sehr freundlich besprochen / ja Kinder vnnd Brüder heissen müssen; biß er es endlich / wiewol mit gar harter mühe / dahin gebracht / daß sie endlich darein verwilleget; worauff er sie hoch gebeten / daß sie doch die Nacht über ruhig seyn / auch niemand einigen Gewalt thun / noch etwas plündern wolten: welches sie Ihm zwar versprochen; als er aber kaum in seiner Behausung gewesen / haben sie mit geschwinder Behändigkeit die Wippe / Esel / Stock vnd Galgen / sampt der Leiter abgehawen / vnnd über einen hauffen geworffen vnd verbrennet; alle Wirtshäuser geöffnet; was sie an Wein nicht gesoffen / auff die Erde lauffen lassen / viel Becker vnnd Krämer nicht verschonet / die Fleischbäncke / darinnen viel Vorrath gewesen / rein gemacht / vnd also die ganze nacht über mit plundern vnnd rauben einen solchen Gewalt verübet / daß dergleichen (wie man schreibt) in geschichten nicht zu lesen. Deß andern Tages ist Herr Erlach frühe wider zu jhnen kommen / da sie dann alle ganz toll vnd voll gewesen / daher er jhnen auch viel bessere Worte / als vorigen Tages / geben müssen: dann sie sich ohne schew verlauten lassen / woferrn jhre acht Monaten vmb zehen Vhren nicht da legen / wolten sie die ganze Statt außplündern / selbige in Brand stecken / vnd den Johan de Weerd zu ziehen / darbey sie dann weiters dem Herrn General Major vnverschämt ins Gesicht sagen dürffen / daß jetzund sie / nicht aber er / Meister seyen / haben darauff die Schlüssel begehret / vnn gesaget / daß, vngeachtet sie die Schlüssel nicht hetten / dennoch wol hinauß kommen wolten / weßwegen dann Herr General Major wiederum vnverichter sachen abweichen müssen. Als er nun den vnauffhörlichen Ernst vnnd Tollheit dieser Leute gesehen / hat er sich nebens Herrn Freyherrn de Oisonville entschlossen / fünf Monat zu bezahlen; hierauf abermaln zu jhnen getretten / vnnd sie dermassen / wie man Got im Himmel selbst anflehen möchte / gebeten / biß sie endlich diese fünff Monat angenommen / hat jhnen aber die übrigen drey Monat jnner vierzehen Tagen vnfehlbar abzutragen benebenst vollem Perdon solcher jhrer schönen thaten / versprechen müssen / oder sie wolten es noch zehen mal ärger machen. Hat sich also vor Mittag vmb halb zehen Vhr die Vnruhe widerumb gestillt / vnd ein jeder nach seinem Quartier gezogen. Die Teutschen seynd / als wie sie kommen / auff jhrem Platz stehende verblieben vnnd ruhig gewesen; ehe aber die Franzosen abgezogen / haben sie sich nicht zu Friede geben wollen / man habe jhnen dann auch fünf Monat bezahlet / da sie sich auch sonsten mit drey Monaten hetten abweisen lassen“. Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655], berichtet noch zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. Zum Teil wurde der Sold auch in Geld und Tuch ausgezahlt.

[80] DAMBOER, Krise, S. 35.

[81] Wildeshausen [LK Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.

[82] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[83] Spanier: Die spanischen Truppen genossen einen ausgesprochen schlechten Ruf. Von Elitetruppen kann nicht die Rede sein, so Blaise de Vignière, französischer Militärschriftsteller (1605), zit. bei PARKER, Soldat, S. 52f. „Was die Spanier betrifft, so kann man kaum leugnen, daß sie die besten Soldaten der Welt sind; aber ihrer gibt es so wenige, daß man zur Zeit wohl kaum fünf- oder sechstausend von ihnen zusammenbekommen kann“. dazu die Chronik des allerdings parteiischen Arnold v. Anrath aus Wesel (1616); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier am Niederrhein S. 106f.: „Nach dem nu veil Soldaten im 1615 im Sommers durch dei Pestilentzi uthengeruckett und dei Companien fast schwag worden, hatt man wederum umb dei Companien zu stercken veil newe Spannier aus Hispannien uberschicket. Den 22. Februarii anno 1616, sein wederum in Wesell gekommen ungefehr 425 ungeruste und unwerbare meisten Thels Junges, und wenig so vor Soldaten bestan muchten, wey wohl artig quat genuch, umb Leutte und Burger zu betruben. Gott gebe, daß diße dei Letzte sein mugen. Den 23. sein dei so inkommen und dei so darin gelegen wahren zemptlich gemunstert worden, und sein diße schlegte Gesellen under dei altte Companien ingeflicket. Ich hilt es darvor, daß es mestendehl Schaff und Ferckens Hirtten gewesen wahren in den Orth darhen sei gekommen wahren. Und wehn daß edle Deutzlandt und dei darinnen wohnnen nicht theten, sey solten sobaldt den Juncker nit spelen alß sei thun, wehn sey dey Plug Bengelß nith in unser Landt gekomen“. Der Pfarrer von Nauheim und Verfasser des THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., Heinrich Maul (Henricus Oraeus) [1584-1646]; WAAS, Chroniken, S. 192: „Dieses spanische und kaiserliche Volk [des Kardinal Infanten Ferdinand] hat nicht besser gehauset … Allerorten wo sie hinkamen, erfülleten sie Himmel, Luft und Erden mit mit Feuer, Raub, Dampf, Blut, Mord, Schand und Brand, Leid und Geschrei, daß es in und durch die Wolken erscholl, und hätte nicht ärger gemacht oder erhört werden können. Fast kein Ort blieb ganz stehen. Kein Mensch dorfte sich sehen oder blicken lassen, wer nicht des Todes sein wollte, oder mußte sich entweder in feste Oerter oder ins dicke Gesträuch, Gebürg, Wälde, Höhlen und Steinritzen bei die unvernünftige wilde Thieren verkriechen. War doch manchmal nicht sicher, sondern wurde herausgezogen und ärger als ein unvernünftiges Thier gehauen, geschossen, gemetzget, zerfetzet, daß nimmermehr kein Zung so beredt, noch einige Feder so scharf und spitz, die es ausreden und beschreiben könnte. In Summa, das Land vor ihnen war wie eine lüstige Aue oder wie ein Paradies und Lustgarten und nach ihnen wie eine wilde, wüste Einöde, daß in wenig Tagen nach ihrem Durch- und Abzug man sich gegeneinander vermundern möchte, wo sich einer oder der ander erhalten hätte“. Maximilian I. von Bayern hatte den Spanien schon in der Anfangsphase des Krieges mangelnden Einsatz vorgeworfen, „weiln alles nur auf einem bleien Spanischen fueß heergeht“. BA NF I/2, Nr. 109, S. 336: Maximilian I. an Herzog Wilhelm V., Straubing, 1621 VIII 25. Zum Teil wurden wie in England Sträflinge aus den Gefängnissen geholt, von den spanischen  Galeeren rekrutiert und ins Reich verbracht. Der Waliser James Howell 1623 über den Charakter der Spanier: „Betreffs des Volkes, […] sein Fehler besteht in allzu großer Würde, was mancher, der es nicht so gut kennt, für Stolz hält. […] Er geht, als ob er marschiere, und er sieht selten zu Boden, als ob er ihn verachte“. Zit. bei DAVIES, Spanische Habsburgerportraits, S. 70.

[84] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[85] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[86] BARTON, Wildeshausen und die Hunte, S. 121f.

[87] Anton Günther Graf v. Oldenburg u. Delmenhorst [10.11.1583 Oldenburg-19.7.1967 Rastede], Herzog v. Oldenburg.

[88] BARTON, Wildeshausen und die Hunte, S. 121.

[89] Johann v. Dorth [ – ], mansfeldischer Obrist.

[90] Stratagema: Kriegslist.

[91] BARTON, Wildeshausen und die Hunte, S. 124.

[92] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung v. Freund u. Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg u. Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten u. verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.

[93] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen, deren Verlust im Kampfe oder bei der Kapitulation als Verlust der Ehre empfunden wurde. Im Kampf u. bei Belagerungen erbeutete Standarten waren dagegen Zeichen des bewiesenen Mutes der Einheit u. einzelner Soldaten, so dass ihre Anzahl in zeitgenössischen Berichten meist verzeichnet war.

[94] Muskete [schwed. musköt]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.

[95] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer  Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577-1634) v. Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Die Einwohner begaben sich bei der Anäherung der eigenen Soldaten vorsichtshalber selbst im Winter auf die Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen v. hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, v. Bürgern u. Bürgerinnen 1 Reichstaler, v. einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Ulm 1643; SCHULTE , Chronik von Ulm, S. 211: „Am 20. Januar hat der Rat geboten, daß alle Papisten, so sich in die Stadt geflüchtet und nicht in die ulmische Herrschaft gehören, innerhalb acht Tagen die Stadt verlassen müssen. Auch der Prälat von Elchinhen hat aus seinem Hof, dem Elchingerhof, mit Sack und Pack hinaus müssen“. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen v. hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, v. Bürgern u. Bürgerinnen 1 Taler, v. einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Geflohenen Bürgern drohte man mit dem Verlust des Bürgerrechts u. erlegte ihnen die dreifache Steuer auf. Zudem führte die Überfüllung mancher Städte durch Flüchtlinge zum Ausbruch v. Seuchen u. der Ausbreitung eingeschleppter Krankheiten.

[96] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti]: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.

[97] Hauptmann [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben u. ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner bzw. Anwärter auf eine Stelle, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure u. verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., was dem Gehalt des Zahlmeisters in der spanischen Botschaft in Wien entsprach, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. In besetzten Territorien wurde nach der Verpflegungsordnung Wallensteins (1629) 200 Rt. monatlich verlangt; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Ein kommandierender Hauptmann einer Streifschar aus einer Garnison erhielt quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller, sein Leutnant 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller, jeder Soldat oder Reiter 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch. Viele Offiziere waren auch zugleich Hauptmann u. nahmen daher zusätzlich einen Hauptmannssold u. entsprechende Serviceleistungen in Anspruch.

[98] Christoph Ernst v. Plettenberg [ – ], kurkölnisch-bayerischer Hauptmann.

[99] Otto Ludwig v. Blan[c]kart zu Odenhausen [ -1633], ligistischer Obrist.

[100] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 10f.

[101] Arkebusiere: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde von Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn und hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[102] Schlacht bei Stadtlohn am 6.8.1623: Niederlage Christians von Braunschweig-Wolfenbüttel gegen Tilly. Zwei Drittel von den 15.000 Mann Christians fielen oder gerieten in Gefangenschaft. Im weitverbreiteten Kupferstich „Warhafft vnd eigentlicher Bericht / was massen Hertzog Christian von Braunschweig Armada den 6. Augusti 1623. im Stifft Münster auffs Häupt erlegt“ (1623) [Germanisches Nationalmuseum Nürnberg HB 1780], ist von etlichen 1000 Toten und über 9.000 Verwundeten die Rede. Nach Tillys Bericht jedoch fielen an die 6.000 Mann oder waren geflohen, viele wurden aus Rache von den Kroaten abgeschlachtet: „300 [Dragoner] von der Art hat, wie ich glaube, unsere Truppe bei Stadtlohn wie Schweine abgeschlachtet, denn sie brauchen nicht so sehr geschont zu werden“, hieß es in Tillys Protokoll über die Schlacht bei Altenoythe. 4.000 wurden gefangen genommen, darunter fünfzig höhere Offiziere Christians und sein Verbündeter, Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, dessen Allianz der Patrioten aller Stände die „deutsche Libertät“ vor dem Dominat des Hauses Habsburg hatte retten sollen. Der kaiserliche Obristleutnant Ilow hatte Wilhelm einem Leutnant abgekauft und dem Kaiser übergeben lassen, die kaiserliche Belohnung betrug 1.200 Rt. Militärhistorisch muss der Hauptanteil am Sieg Gallas zugeschrieben werden. Die ligistischen Truppen hatten etwa 1.700 Mann verloren, während sechzehn Kanonen, darunter neue, von Moritz von Oranien entwickelte Modelle, und fast alle Munitionsvorräte, 85 Fahnen und zwei Silberwagen erbeutet werden konnten. Während der Flucht der Braunschweigischen war zudem einer der Pulverwagen explodiert, was das allgemeine Durcheinander nur noch verstärkt hatte. FLIEGER, Schlacht bei Stadtlohn; OER, Schlacht bei Stadtlohn.

[103] FIEGER, Die Schlacht, S. 169, 173.

[104] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel v. Reitern u. Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen u. zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd u. eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung u. Deckung v. Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- u. Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll sogar zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[105] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 419.

[106] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 423.

[107] Heldburg, heute Ortsteil von Bad Colberg-Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.

[108] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[109] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.

[110] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2307.

[111] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2309.

[112] Pietro Antonio de Lamotta [Peter de la Croix, Herr de la Motte] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[113] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2310.

[114] Johann Graf v. Aldringen [Aldringer, Altringer] [10.12.1588 Diedenhofen-22.7.1634 Landshut], ligistischer Obrist, später kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr. Aldringen, der aus bescheidenen Verhältnissen stammte, war zunächst Schreiber in der Luxemburger Landkanzlei. Am 30.3.1618 Ernennung zum Hauptmann durch Erzherzog Leopold V., Sommer 1621 als subalterner Offizier Teilnahme an der Belagerung v. Preßburg, September 1621 Ernennung zum Obristleutnant im bayerischen Heer u. im Oktober 1623 zum Obristen in kaiserlichen Diensten, Tätigkeit als Hofkriegsrat und Oberstkommissar für das kaiserliche Heereskriegswesen sowie als Kommandant eines Regiments, am 25.4.1626 Sieg an der Dessauer Brücke, am 17.12.1627 Erhebung zum Freiherrn. Im Frühjahr 1628 war Aldringen Kommissar Wallensteins bei den mecklenburgischen Ständen während der Übernahme des Herzogtums, am 11.2.1629 Generalwachtmeister u. Kommissar zur Durchsetzung des Restitutionsedikts, im Frühjahr 1629 Verhandlungsführer Wallensteins auf der Lübecker Friedenskonferenz, am 18.7.1630 eroberte er Mantua mit umfangreicher Beute, im August 1631 war er Kommandeur der kaiserlichen Truppen in den süddeutschen Reichskreisen. 15.4.1632 schwere Verwundung bei Rain am Lech, 10.8.1632 Erhebung in den Grafenstand, Teilnahme an der Schlacht an der Alten Veste bei Zirndorf am 3.9. 1632, 31.10.1632 Ernennung zum Feldmarschall, 29.9.1633 Vereinigung mit den Truppen des Herzogs v. Feria bei Ravensburg entgegen Wallensteins Weisung, am 20.10.1633 Entsatz Breisachs, am 27.12.1633 bejahte Aldringen die Entmachtung Wallensteins gegenüber Maximilian I. v. Bayern, am 18.2.1634 wurde er Koordinator der Maßnahmen zum Sturz Wallensteins. Aldringen fiel bei der Verteidigung Landshuts gegen Bernhard v. Sachsen-Weimar u. Gustav Horn [MDSZ]. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[115] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.

[116] Musterung: Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die v. Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert u. für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben u. an ihren Bestimmungsort verbracht. Auf dem ersten Blatt der Musterrolle, der „Prima plana“, waren die wichtigsten Ämter bis hin zu den Unteroffizieren aufgeführt. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl v. Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. Vgl. auch BURSCHEL, Söldner, S. 126f.; LANGER, Hortus, S. 92f. Nürnberg soll sogar im Sommer 1625 100.000 fl. geboten haben, um keinen Musterplatz gewähren zu müssen; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 58. Zum Teil erfolgte die Musterung sogar, wenn noch nicht alle Waffen vorhanden waren; GRÄF, Söldnerleben, S. 110; SEMLER, Tagebuch, S. 115 (1633Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”. Teilweise wurden sogar ungemusterte Soldaten als Besatzungstruppen eingesetzt. Vgl. MANKELL, Arkiv, S. 229 (1631 in Arnswalde). HELLER, Rothenburg, S. 308: „In den Musterplätzen wurden die im Auftrag der Regimentsinhaber auf den Werbeplätzen angeworbenen Mannschaften durch einen Kommissar des Kriegsherren […] gemustert: Es wurde der Personalstand aufgenommen, d. h. Stammrollen (damals Musterrollen genannt) angelegt, Waffen, Pferde, Ausrüstung auf Kriegsbrauchbarkeit nachgesehen und die Mannschaft vereidigt. Die Muster- und vor allem die Werbeplätze bildeten eine schwere Landplage und Fürsten und Städte scheuten keine Kosten, ihr Gebiet davon freizuhalten. Wo die Werbetrommel ertönte (umgeschlagen) wurde), strömte das landfahrende Gesindel zugleich mit den nicht viel besseren Gartbrüdern (abgedankte Soldaten, die sich vom Garten, d. h. Betteln im Herumziehen, nährten) zusammen und hielt auch nach Annahme des Werbegeldes nicht die geringste Spur von Kriegszucht; erst mit dem Schwur unterwarfen sie sich dem Kriegsrecht. – Auf eigene Faust verübten die Neugeworbenen Bedrückungen und Erpressungen schwerster Art, legten sich beim Bürger und beim Bauern ein und waren nur durch Geld und reichliche Wegzehrung zum Weiterziehen zu bewegen – allen Vorschriften zum Trotz, die ein Einlagern der zum Musterplatz marschierenden Neugeworbenen nur für eine Nacht erlaubten“.

[117] Tomasso Cerboni [ -20./21.10.1629 bei Aquanegra (Lombardei)], kaiserlicher Obrist.

[118] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“.THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet“. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf von den Schweden in ihre Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.

[119] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist. Vgl. BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 103ff.

[120] Johann Ernst Freiherr v. Scherffenberg [Scharffenberg, Schafftenberg] [1588-1662], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[121] Gemeint waren Würzburg und Bamberg.

[122] Vilém [Wilhelm] Graf Vratislaw z Mitrovice [Vradislauo, Wratislaw, Mitrowitz] [1576-19.1.1637] kaiserlicher Obrist.

[123] Johann Ernst Freiherr v. Scherffenberg auf Spielberg [Scharffenberg, Schafftenberg, Scherffenberger] [1588-10.1.1662], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[124] Schmalkalden [LK Schmalkalden- Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.

[125] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[126] Eschwege [Werra-Meissner-Kreis]; HHSD IV, S. 114ff.

[127] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 68, S. 58f.

[128] Kornett: die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann.

[129] Barchfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 40.

[130] Obervogtei: Amtsbereich des zur Verwaltung gefährdeten Reichsgut eingesetzten landesherrlichen Beamten für die gesamte Verwaltung einschließlich Finanzen und Militärwesen der Landvogtei. Er besaß die hohe Gerichtsbarkeit, zumeist vergleichbar mit der Stellung eines Oberamtmanns.

[131] Breitungen [LK Mansfeld-Südharz].

[132] Zent: Gerichtsbezirk.

[133] Brotterode-Trusetal [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 58.

[134] WAGNER, Pforr, S. 98.

[135] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[136] Franz Albrecht Herzog v. Sachsen-Lauenburg [10.11.1598 Lauenburg-10.6.1642 Schweidnitz], kaiserlich-kursächsischer Feldmarschall.

[137] Hohnstein [LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]; HHSD VIII, S. 151f.

[138] Großlohra [LK Nordhausen]; HHSD IX, S. 179f.

[139] Klettenberg, heute Ortsteil von Hohenstein [LK Nordhausen].

[140] HAPPE I 64 r; mdst.thulb.uni-jena.de.

[141] Rentmeister: Der Rentmeister führte die Aufsicht über die lokalen Beamten. Bestandungen und Mängel bei der Amtsführung auch der Bürgermeister und Räte wurden in einem Bericht zusammengefasst, Verwalter der landesherrlichen Finanzen (Vorsteher der Rentkammer).

[142] Johann Latermann [ – ], Rentmeister.

[143] Hildburghausen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.

[144] LUDWIG, Rennsteig, S. 326.

[145] BOBLENZ, Aktionen, S. 47.

[146] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) u. Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), u. der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer u. Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister u. Advokat Johann Georg Maul [? -nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung v. Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. In den bei Angriffen u. Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten u. um ein freies Schussfeld zu haben.

[147] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 4, S. 45.

[148] Thalebra [Kyffhäuserkreis].

[149] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, daß man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen. Vgl. auch MITHOFF, Chronik von Rodenberg, S. 235ff. (1629). BECKMANN, Historie 3. Teil, S. 297 (Zerbst 1626): „Den 1. Aug. sein bei 370. Wallonen / mehrentheils ungesundes und dabei boßhaftiges Volck herein gebracht / und im Frauen-Viertel einquartieret worden / wodurch die Stat / welche ohne deß wegen Menge des hereingeflüchteten Volcks voller Kranckheiten gewesen / vollends inficiret worden / so daß manchen Tag 10. biß 12. Personen begraben müssen werden. Gedachte Wallonen aber sein / nachdem sie über 10. Wochen hier gelegen / und viele gute Leute gantz ausgezehret / den 14. Octobr. wiederumb weg machiret“. Vgl. auch das harte Vorgehen Hatzfelds 1637 gegen kaiserliche Marodeure, die hauptsächlich aus Wallonen und Franzosen bestanden; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 791. => „Merode-Brüder“.

[150] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[151] Greußen [Kyffhäuserkreis].

[152] HAPPE I 76 r; mdst.thulb.uni-jena.de.

[153] Jakob Ludwig Graf v. Fürstenberg [Fürstenberger] [1592-15.11.1627 vor Nienburg], ligistischer Generalfeldzeugmeister.

[154] Calenberg [Region Hannover]; HHSD II, S. 91ff.

[155] dänische Armee: Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.

[156] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[157] WASSENBERG, Florus, S. 106f. Vgl. den ausführlichen Bericht Des Fours‘ bei HEILMANN, Kriegswesen, S. 275ff.; JÜRGENS, Chronik, S. 419f. Bistumsarchiv der Diözese Hildesheim LHCH J 11, fol. 139. Der Hildesheimer Magistrat ließ die Dom-Immunität besetzen u. warnte per Anschlag vor Beleidigungen der Katholiken; Bistumsarchiv der Diözese Hildesheim LHCH J 11, fol. 152.

[158] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm. 17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank von Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 und 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire. Vgl. das Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen Rechten, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Der Osnabrücker Schuhmacher, Amtsbote und Chronist Rudolf von Bellinckhausen [1567-19.3.1645] unter dem 24.4.1637; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 354: „Am gemelten tage sein widerumb uber 300 zu fuß von unteutschen volck als Ihrländer, Schotten und Engels[chen] in unser stad kommen, arm, nackt und viel jungs volcks“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“.

[159] Sir John [Jean] Hepburn [Hepburne, Hebron, Hébron, Heberon, Heburn] of Athelstaneford [1598 ?-9.6.1636 Saverne], schwedischer Obrist, französischer maréchal de camp. Vgl. GRANT, Memoirs.

[160] Leo Freitag [Freytag] [ -29.7.1626 bei Rössing], Obrist unter Christian v. Braunschweig.

[161] Osterode; HHSD II, S. 370ff.

[162] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[163] Konrad Nell [Nelle] [ – ], dänischer Obrist.

[164] WENDT, Geschichte, S. 406.

[165] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[166] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[167] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[168] Steuerwald [Kr. Hildesheim]; HHSD II, S. 443.

[169] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[170] Generalfeldzeugmeister [schwed. General för Artilleriet]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[171] Alfeld; HHSD II, S. 5f.

[172] Dietrich Othmar v. Erwitte [Erwidt, Erwitz, Erft] [ -17.9.1631 bei Breitenfeld], ligistischer Obrist.

[173] Kürassier [schwed. kyrassiär; Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder)]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[174] Karabiner: kurzes Reitergewehr mit Radschlossmechanismus, im Sattelhalfter oder am Schulterriemen zu tragen (die in Suhl gefertigten Karabiner hatten eine Gesamtlänge von 1 Meter bei 16,2 mm Kugeldurchmesser). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 561f. Über die maximale Schussweite ist nichts bekannt. Gemeint waren hier Arkebusiere.

[175] Otto Friedrich Freiherr v. Schönburg [Schönberg, Schönenberg] auf Wesel [1589-17.9.1631 bei Breitenfeld gefallen], ligistischer Obrist.

[176] Timon [Thimon, Timas, Tyman, Tilmann, Thiemann, „Timor“] v. Lintelo [Lindeloo, Lindlo, Lintlo, Lindtloe, Lindloe] [1568-22.4.1650], ligistischer Obrist.

[177] Adrian Freiherr v. Cortenbach [Courtenbach, Curtenbach, Cordebach] v. Helmond [ -15.9.1630], ligistischer Obrist.

[178] Adam Philipp Freiherr, später Graf v. Cronberg [Cronberger, Kronberg, Cronburg, Cronenberg] u. Hohengeroldseck [um 1600-3.8.1634 Regensburg], ligistischer Obrist.

[179] Matthias v. Bock [ – ], ligistischer Obrist.

[180] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[181] Escherde: Groß und Klein Escherde, Ortsteile der Gemeinde Nordstemmen [LK Hildesheim].

[182] Burkard [Burchar] v. Hanensee [ – ], dänischer Offizier.

[183] Erichsburg [Gem. Hunnesrück, Kr. Einbeck]; HHSD II, S. 141.

[184] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.

[185] Rössing [Gem. Nordstemmen]. Vgl. Fernere Relation, Was von dem jüngst bey Rossing nit weit von Calenberg fürubergangen siegreich Treffen und zertrennung der maisten Königl: Dennemärckischen Cavalleria seythero für mehrere Particulariteten einkommen: Danebens. Was massen die fürnemme unnd sehr feste Statt Göttingen … vom Herrn Generaln Grafen von Tylli … dahin bezwungen worden / dass sich die Belägerte endlich den 11. Augusti per accordo ergeben / und die Statt dem Grafen von Tylli uberantwortet haben; Auß einem Schreiben datirt zu Göttingen / den 12. August. Anno 1626.

[186] Berend Geist [Geistes, Geest, Gos] [ -um 1646 ?], dänischer Obrist.

[187] Kornett: die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold; nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460;  z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). => Fähnrich; Fahne.

[188] chargiert: eingedrungen, angegriffen.

[189] Maximilian [Maximilien] Freiherr v. Billehé [Bilhe, Pillehe, Bülecke, Billay, Ballay, Büleche, Biler, Bille ?, Balle, Bely], Sire de Valensart [ -6.9.1634 bei Nördlingen], ligistischer Feldmarschallleutnant.

[190] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[191] Diversion: Ablenkungsmanöver, Vorstoß auf einem Nebenkriegsschauplatz, unerwarteter Angriff.

[192] Walstatt: Schlachtfeld, Kampfplatz. ursprünglich mhd. „Leichenfeld“, „von Leichen bedecktes Schlachtfeld“ oder überhaupt „Ort, wo gekämpft worden ist“; DWB Bd. 27, Sp. 1360, 62.

[193] Bodo Ulrich Graf zu Stolberg-Wernigerode [29.5.1596 Steuerwald-28.10.1626 Hildesheim], dänischer Obrist.

[194] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[195] JÜRGENS, Chronik, S. 420f. Jürgens datiert nach dem alten Stil.

[196] N Delanoriere [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[197] a. St., das Treffen fand am 29.7. statt.

[198] Tilly, Jean T’Serclaes de, „Warhaffte Relation. Was gestalt, durch beystandt deß Allmächtigen Gottes, mit den Königl. Dennemärckischen von dem Herrn Generaln Grafen von Tilli, vnd seinem vnderhabenden Kriegsvolck, bey dem Dorff Rossing, abermaln Siegreich geschlagen, die Dennemärckischen getrennt, vnd in die Flucht gejagt worden : Gezogen auß einem Schreiben, datirt zu Calenberg den 29. Julij, Anno 1626“. Augspurg 1626.

[199] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf

[200] Ferdinand v. Bayern, Kurfürst v. Köln [7.10.1577-13.9.1650 Arnsberg]. Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[201] Marienburg, Hildesheim [LK Hildesheim]; HHSD II, S. 319.

[202] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[203] Nachtrich: Nachtrab.

[204] Bataille: Schlachtordnung: Für die Aufstellung von 1.000 Mann ging man bei den Ligisten und Kaiserlichen zu Beginn der 30er Jahre von etwa einer Stunde aus, während die Schweden ihre Truppen in einer kürzeren Zeit aufstellen konnten.

[205] Christian der Jüngere Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [20.9.1599 Gröningen-16.6.1626 Wolfenbüttel], kurpfälzischer, dann dänischer General. Vgl. die Erwähnungen bei KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld; WERTHEIM, Christian von Braunschweig.

[206] Laaradt Stell [ – ], dänischer Obrist.

[207] Otto II. Wild- u. Rheingraf v. Salm-Kyrburg [1578-1637], General des Rheingräflichen Armeekorps.

[208] Hermann Adolph Graf v. Solms-Hohensolms [ -27.8.1626 Lutter am Barenberge], dänischer Obrist.

[209] Christian IV. König v. Dänemark [12.4.1577 Schloss Frederiksborg-18.2.1648 Schloss Rosenborg/Kopenhagen], regierte 1596-1648, Herzog v. Schleswig u. Holstein. 1625 eröffnete er als niedersächsischer Kreisobrist den niedersächsisch-dänischen Krieg, 1626 schwere Niederlage gegen Tilly bei Lutter am Barenberge. Die “dänische” Armee bestand außer einem Freiwilligenaufgebot v. 1.500 Mann, die das Leibregiment verstärkten, zumeist aus niedersächsischen Ausschusstruppen u. norddeutschen Söldnern.Das königliche Leibregiment hatte überwiegend deutsche Offiziere u. bei neunzehn Regimentern standen nur zwei national-dänische. Auch diese hatten sich an die herrschende Gewalttätigkeit angepasst; EHRENBERG, Altona, S. 2: Die dänischen Soldaten haben “den armen Leuten […] die Fußsohlen solange gebraten, bis der Dampf aus den Strümpfen geschlagen, ingleichen anderen die bloßen Beine in siedenheißes Wasser gesetzet, noch andere Personen mit den Haaren hinter die Pferde gebunden und geschleifet”. Als 40 dänische Reiter die katholische Kirche in Altona überfielen, EHRENBERG, Altona, S. 3: „turnierten [sie] gräulich darin, zogen die Leute aus bis aufs Hemde, und wurden zwei Männer getödtet, 20 Personen verwundet, etliche sprangen zum Fenster hinaus, kletterten auf und über die Dächer und suchten sich ein jeder aufs beste zu salvieren”. 1629 milder Frieden v. Lübeck, die Führung der Protestanten ging jedoch auf Gustav II. Adolf v. Schweden über, der Schwedens Aufstieg zur Großmacht u. damit Dänemarks Niedergang forcierte. Vgl. HEIBERG, Christian 4; HEIBERG, Christian 4. – en europæsk statsmand; FINDEISEN, Christian IV.; LOCKHART, Denmark.

[210] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“.

[211] N Erbrot [ – ], dänischer Generalkommissar.

[212] N Corail [ – ], dänischer Obrist.

[213] Simon Baron Des Fours [Four, For, Dufour] [um 1610-1660], kaiserlicher Obristleutnant.

[214] N Ladeslos [ – ], kaiserlicher Rittmeister. Möglicherweise Ladislaw [Lasco, Lasla, Lätzko] Burian Graf v. Waldstein [z Valdštejna, Wallenstein] [1591-8.10.1645 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[215] Schwadron, Esquadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380.

[216] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[217] Johann Schweikhard v. Kronberg [15.7.1553-17.9.1626 Aschaffenburg], 1604-1626 Erzbischof u. Kurfürst v. Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches.

[218] Lorenzo del Maestro [Maistro, del Medicis, de Majestra; „Dalmeister“, „Demettro“] [ -4.10.1636 bei Wittstock gefallen], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist u. Generalfeldwachtmeister.

[219] Schermetzerei: Pistole.

[220] Langrohr, langes Rohr: Handrohr, Büchse oder Arkebuse, hier wohl: Jagdgewehr (Jagdflinte; Pirschbüchse) mit langem Lauf (wie es von Scharfschützen eingesetzt wurde). Militärs oder Bürger, die man mit diesen Jagdgewehren gefangen nahm, wurden an Ort und Stelle hingerichtet, weil diese Gewehre wegen ihrer großen Reichweite als besonders „heimtückisch“ galten.

[221] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Man Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14.

[222] Wagener: Wallonen ?

[223] tentiert: versucht, gewagt.

[224] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636). Doch selbst die Gewährung von Quartier bedeutete nicht, danach noch getötet zu werden.

[225] Dukaten, Dukat: ab 1559 Reichsmünze = 4 Gulden. 1 Gulden = 15 Batzen = 60 Kreuzer = 240 Pfennige. 1 Reichstaler = 1 ½ Gulden. 1 Golddukat = 2 Taler = 48 Groschen.

[226] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.

[227] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck und Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte und Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen“. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.

[228] N Scheiffer [ -29.7.1626 bei Rössing], kaiserlicher Rittmeister.

[229] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen haben sich angeblich förmlich überschlagen. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Im Nahkampf wurde auch Schrot verwendet. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier u Kugelform kostete etwa 3 ¼ fl., die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber u. langem Lauf, die v. Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, indem man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 u. 6 Rt., also zwischen 6 u. 9 fl.

[230] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.

[231] N Dimni [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[232] Jacques Mercier [„Der kleine Jakob“] [1588-21.4.1633], hessen-kasselischer Obrist.

[233] N von Oberheim [ -29.7.1626 bei Rössing], kaiserlicher Leutnant.

[234] N Sante [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[235] Kriegsverletzungen: Bei der Vielfalt u. Schwere der Verletzungen ist es erstaunlich, wieviel Soldaten überlebt haben. In der Leichenpredigt für Johann Schaff v. Habelsee heißt es; PERTZSCH, Heroicum Heroum fideliter & constanter militantium Stipendium: „Insonderheit Anno Sechzehenhundert und vierzig bey Greiffenstein in Slesien / als der Stalhannß mit Fünfhundert Musquetirern und dem Rechten Flügel gegen Ihn kame / Er sich mit den bey sich habenden Troppen / seiner gewöhnlichen Großmüthigkeit nach / deß Stalhannsen Schwager / nemlich den Obristen-Leutenant / so obbesagte Musquetirer commandirte / angegriffen / selbigen alsbald todtgeschossen / und ohnangesehen Er zween Schuß darüber / einen durch zwo Rippen / den andern am lincken Ohr ein- und zum Mund hinaus bekommen / gleichwohl nicht abgelassen / sondern noch einen Cornet, welcher Seiner im Schuß fehlete / erlegt / und selbige rencontra Ritterlich ausgefochten; Nicht anderst auch wieder bald darauf Anno Sechzehenhundert Ein und viertzig für Wolffenbüttel / da zwey Pferde unter Ihm mit Stücken darnieder und Er selbst gefährlich geschossen worden / Sich so Rühmlich gehalten / daß Er zur Obrist-Wachtmeisters Charge gezogen; dieses Officium Er Anno Sechzehenhundert fünf und viertzig / bey Einnehmung Teschen / und Sechzehenhundert sechs und vierzig / in der Blocquada für Frankenstein in Slesien (in welchen beeden Ocasionen Er auch hart an seinem Leib verletzt / also betretten / daß sein Obrister freywillig Ihme die Obrist-Leutenant-Stelle conferirt. Vornehmlich aber hat Er bey dem Treffen zwischen Plan und Trübel / in Führung der Avanguardi, seine bekandte Treüe / dapfern Valor und Heroischen Heldenmuht / mit ungesparter Darsetzung seines Leibes / Lebens und Bluts / Ritterlich / durch zertrennung dreyer Regimenter zu Pferd / als deß Lieffländischen / Wittenbergischen und Durlachischen / auch Eroberung zweyer Standarten / sehen lassen: Wie nicht weniger kurtz darnach Anno Sechzehenhundert acht und viertzig / bey den Dingelfingischen Einfall in der Frantzosen und Schwedischen Läger / in welchem Ihme ein Stück von der Zungen und etliche Zähne aus dem Munde geschossen worden) und sonsten die gantze Zeit durch / seiner wehrender Kriegs / dienste / an allen Plätzen und Oertern / sein Devoir jedesmahl / wieder Unsere und deß Reichs Feinde / mit empfangenen Achtzehn Tödtlichen Stich- und Schüßen durch sein Haubt / Halß / Bauch / arm und Bein (gestalten Er Uns noch jüngst zu Pilsen / die Halbe in seinem lincken Arm zu stücken geschossen / und ausgenommene Röhre Selbst gezeigt) so dapffer und und unverzagt contestirt / daß solches zu seinem Immerwährenden Lob und Ruhm / auch allen Ritterlichen Siegliebenden Soldaten zu einem Exempel der Nachfolge / billich vorgesetzt werden kann“. Vgl. die Kritik Christians des Jüngeren v. Anhalt-Bernburg (1620) an der schlechten Behandlung durch Balbiere; KRAUSE, Briefe, S. XI: „ ‚Nichts verdroß mich mehr‘, äußert er sich, ‚als da der Graf Buquoy einen jungen Balbirer, der mich verband, fragte, wo ich geschädigt wäre, antworte: In den Rücken wäre ich von einer Musketenkugel durchschossen worden, da man doch darnach befunden, daß der Schuß, so durch die Brust gegangen, vom Pistol gewesen, der andere aber nicht durchgangen. Und ich mag mich rührmen, daß in dieser Schlacht ich den Feind ins Gesicht gehabt, auch da ich beide Wunden empfangen, ihm nicht den Rücken zugekehrt, welches wenige werden sagen können.

Dieser unwissende  Balbirer aber, weil er den Eingang der Pistolkugel vorm unterm rechten Arm nicht sah, und ich vor großen Schmerzen in der Achsel mich auch nicht recht alsbald besann, stieß mir das Instrument vorn in die Brust, da die Pistolkugel ausgegangen, hinein, und zur Schulter, da die Musketenkugel hineingegangen, wieder heraus. Ich meinte, es müßte als sein, und litte es geduldig, dessen mir die Wallonischen werden Zeugniß geben, sahe also das frische neue Blut herauslaufen, daß ich auch endlich den Balbirer zur Rede setzte, und glaube, er habe mich durch das Stören, sonderlich auf diese Weise, mehr verderbt, als die Wunden an sich selbst. – Es sind wol ein fünf Balbirer dieselbe Nacht über mich gewesen und taugte keiner nichts: Napolitaner, Teutsche, Franzosen, Wallonen‘ “. Vgl. auch „Die medizinische Versorgung“, in: EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 119ff. In Schweden verbrachte man Kriegskrüppel ohne Versorgung zusammen mit Leprakranken auf einsame Ostseeinseln wie Gloskär [Åland-Archipel; Finnland]; PLEISS, Der Zug, S. 17, obwohl in den Kapitulationen festgehalten war; MANKELL, Arkiv 3. Bd., S. 265ff.: […] oder sonsten gelähmt und untüchtig gemacht würde, sie nach jedes condition und Verhalt mit Ranzion oder Auswechselung auslösen und einen solchen Beschädigten, so er in Unsern Landen zu bleiben gemeinet wäre, mit notdürft. Unterhalt die Zeit seines Lebens versorgen, oder da er weiter ziehen wollte, mit einem Pass und ehrlichem Zehrpfennig gnädigst verehren lassen“. Der bekannteste aller Kriegsversehrten soll Josias v. Rantzau [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant, gewesen sein. Er soll 60 Wunden davongetragen haben, ein Auge (bei der Belagerung v. Dole), ein Ohr u. vor Arras einen Arm u. ein Bein verloren haben. Vgl. auch FRIEDRICH; SCHRÖDER, Das Massengrab von Lützen, S. 399-404.

[236] Adjutant: Gehilfe des Majors in dessen sämtlichen Funktionen. Der Adjutant hatte insbesondere die Aufgabe, den Hauptleuten u. Sergeanten die Befehle der Generalität zu übermitteln u. die Schlachtordnung des Regiments zu überwachen. Vgl. Generaladjutant.

[237] reformiert: zur Disposition gestellt; außer Dienst; aufs Wartegeld gesetzt.

[238] N Keguli [ – ], kaiserlicher Leutnant.

[239] N Pestum [ – ], kaiserlicher Leutnant.

[240] Georg Friedrich Markgraf v. Baden-Durlach [30.1.1573 Durlach/Karlsruhe-24.9.1638 Straßburg], mansfeldischer General. Vgl. die Erwähnungen bei KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[241] unterrichtet: wahrscheinlich verschrieben für „unverrichtet“.

[242] N v. Schwank [ -29.7.1626 bei Rössing], dänischer Offizier.

[243] Bodo Ulrich Graf zu Stolberg-Wernigerode [29.5.1596 Steuerwald-28.10.1626 Hildesheim], dänischer Obrist.

[244] Christoph II. v. Stolberg-Wernigerode; Graf [1.12.1567-21.11.1638] 1593 wurde der Titel „Graf von Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernigerode und Honstein, Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg“ vom Kaiser bestätigt. 1631 erlischt bereits in der dritten Generation die Harzlinie wieder. Christoph II. aus der Rheinlinie vereinigt daher fast die gesamten Besitzungen wieder in einer Hand. 1645/57: Erneute Teilung der Besitzungen unter den beiden Söhnen des Grafen Christoph II.: Heinrich Ernst begründet die ältere Hauptlinie und übernimmt Wernigerode, Gedern und Schwarza. Johann Martin stiftet die Jüngere Hauptlinie mit den Besitzungen in der Grafschaft Stolberg und Herrschaft Ortenberg. Vgl. BRÜCKNER, Grafen zu Stolberg; ZEITFUCHS, Stolberg, S. 95ff.

[245] HEILMANN, Kriegswesen, S. 275ff., auch bei DECKEN, Herzog Georg 1. Bd., Beilage 47, S. 368ff. – Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.

[246] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[247] Blankenburg (Harz) [LK Harz]; HHSD XI, S. 46f.

[248] Geismar, Ortsteil von Ershausen/Geismar [LK Eichsfeld].

[249] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 246.

[250] Zerbst [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 523ff.

[251] Hötensleben [LK Börde].

[252] Sommerschenburg, heute Ortsteil von Sommersdorf [LK Börde].

[253] Schladen, heute Ortsteil von Schladen-Werla [LK Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 416.

[254] Johann Philipp Freiherr Fuchs v. Bimbach [1567-27.8.1626 bei Lutter am Barenberge], dänischer General.

[255] Sandau [LK Jerichower Land]; HHSD XI, S. 407f.

[256] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], Bruder der Fürstin Clara von Heringen. Nach Aktivität in dänischen Diensten 1626 Beförderung zum kaiserlichen Obristen u. 1631 zum General. Nachdem Georg 1631 schwedischer Bündnispartner geworden war, wurde er im Januar 1633 v. Oxenstierna mit dem Oberbefehl über die schwedischen Truppen zwischen Elbe u. Rhein beauftragt, den er bis Februar 1634 gemeinsam mit Feldmarschall Dodo v. Knyphausen ausübte. 1635 Beitritt zum Prager Frieden, 1639 Wiederanschluss an Schweden. Er starb während der Vorbereitungen zu einem neuen Feldzug gegen den Kaiser. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 72f. Vgl. DECKEN, Herzog Georg.

[257] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 283.

[258] Heinrich Wendt [11.9.1605 Einbeck-10.12.1683 Osterode ?], Stadtsekretär u. Bürgermeister in Osterode 1635-1683.

[259] Osterode am Harz [LK Osterode am Harz]; HHSD II, S. 370ff.

[260] Stauffenburg [zu Münchehof, Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 437f.

[261]  Adam Freiherr Hodĕjovský z Hodĕjova [Hodejowsky, Hodiriara, Hodiowa] [ -1640 Boppard], schwedischer Obrist.

[262] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite v. 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[263] Gittelde, heute Ortsteil von Bad Grund [LK Harz]; HHSD II, S. 169ff.

[264] WENDT, Geschichte, S. 407.

[265] Johann Philipp Freiherr Fuchs v. Bimbach zu Möhren [1567-27.8.1626 bei Lutter am Barenberge], dänischer General.

[266] WASSENBERG, Florus, S. 114.

[267] Nach OHLMER, Garnison Northeim, S. 39, führte er 4 Kavallerie- u. 2 Infanterieregimenter heran.

[268] Geismar, Ortsteil von Ershausen/Geismar [LK Eichsfeld].

[269] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.

[270] Wöllmarshausen, heute Ortsteil von Gleichen [LK Göttingen].

[271] Nach OHLMER, Northeim, S. 40, wegen der in Duderstadt, das er bei einem weiteren Vorstoß nach Süden hätte nehmen müssen, ausgebrochenen Pest.

[272] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[273] Lutter am Barenberge [LK Goßlar]; HHSD II, S. 315f.; nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 v. Braunschweig erworben u. Sitz eines herzoglichen Amtes.

[274] Schlacht bei Lutter am Barenberge am 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch, wie auch der Bericht Maximilians I. an Wallenstein, der u. a. von 10.000  Erschlagenen (!) sprach; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 317, S. 145. Das zeitgenössische Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; LICHTENSTEIN, Die Schlacht (2. Aufl.); VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August; http://www.wolfgangroehl.de/Lutter/Die_Schlacht_bei_Lutter_am_Barenberge–27August1626.pdf.

[275] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[276] Philipp Landgraf v. Hessen-Kassel [1604-27.8.1626 Lutter am Barenberge], dänischer Offzier.

[277] Hermann Adolph Graf v. Solms-Hohensolms [ -27.8.1626 Lutter am Barenberge], dänischer Obrist.

[278] Stendal [LK Stendal]; HHSD XI, S. 447ff. Nach GÖTZE, Urkundliche Geschichte, S. 493, musste Stendal 1626 u. 1627 mehr als 150.000 Rt. für Einquartierungen etc. aufbringen.

[279] Tangermünde [LK Stendal]; HHSD XI, S. 458ff.

[280] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 246f.

[281] N v. Erichshausen [Erichhausen, Erichthausen, Erich Hans Sohn] [ – ], schwedischer Obrist. Die Schreibweise Erich Hans Sohn wurde wahrscheinlich von GOTTFRIED, Historische Chronik [ …] 2. Teil, 4. Buch, S. 736, übernommen.

[282] Emmerich Freiherr v. Metternich-Winneburg-Beilstein [ -4.4.1653], kaiserlicher Obrist.

[283] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90.

[284] HAPPE I 100 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[285] Haßleben [LK Sömmerda]; HHSD IX, S. 185f.

[286] Vehra, heute Ortsteil von Henschleben [LK Sömmerda]; HHSD IX, S. 448f.

[287] Henschleben [LK Sömmerda]; HHSD IX, S.  448f.

[288] Straußfurt [LK Sömmerda]; HHSD IX, S. 425f.

[289] HAPPE I 101 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[290] Arnstadt [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 18ff.

[291] HAPPE I 103 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[292] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].

[293] Urbach [Unstrut-Hainich-Kreis].

[294] HAPPE I 103 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[295] Möglicherweise eine Verwechselung mit Johann Jakob Baron Des Fours [Four, di Fuoar, di Fore, de Fore] [ -10.6.1643 in Prag hingerichtet], kaiserlicher Obrist.

[296] Allmenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 174.

[297] Mansfeld [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 316ff.

[298] HAPPE I 107 v-108 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[299] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 429.

[300] TADRA, Briefe, S. 431.

[301] HALLWICH, 5 Bücher Bd. 1, S. 460.

[302] Adam Wilhelm Schellart v. Dorenwert, Freiherr zu Gürzenich [Goerzenich] [ -12.10.1627 im Feld vor Rendsburg enthauptet], kaiserlicher Obrist.

[303] N Höffer [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[304] repetieren: wiederholen.

[305] in continenti: unverzüglich.

[306] Johann La Verriere [Laverrière, Lavirir] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[307] Impertinentien: Unverschämtheiten.

[308] Exorbitantien: Verstöße, Verfehlungen, Ausschreitungen. Graf Georg Friedrich v. Hohenlohe Weikersheim versah den Begriff mit folgender erläuternder Auflistung; KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 117: „eigenwillige[ ] Einquartierung, Geltexactionen [Geldforderungen], Pressuren, Abnehmung des noch übrigen Vorraths an Vivers [Lebensmittel], Entführung der Pferdt und Viehß, Verohnsicherung der Straßen, Raub, Plünderung, Mord, Quehlung der armen Laith und andern dergleichen ohnleidentlichen Insolentien“. Stadtarchiv Nördlingen Kriegsakten 1634/II, fol. 186: „Ordnung. Wie es mit der Verpflegung / deren Soldaten zu Roß vnd Fuß / Welche im heyligen Röm: Reich in den Quartiren vnd Quarnisonen in Ihrer Kays: Majest: dienst sich befinden / observirt vnd gehalten werden solle“, ausgestellt von Gallas, Heilbronn, 1634 X 04. Wider dise verordnete verpflegung sollen die Stände vnd deren Vnderthanen / weder von den Obristen / noch deren vnderhabende Officirern oder Soldaten zu Roß vnd Fuß / durch gewalt oder sonsten auff einigerley weiß noch wege getriben vnd beschwert werden. Da auch dergleichen durch Officirer oder gemeine Soldaten beschehen / oder durch betrohung vnnd würckliche thätlichkeiten gesucht werden wolte: So ist ihnen Ständten vnd deren Vnderthanen hiemit erlaubt / wie nicht wenigers auch die straiffenden partheyen / so in: oder ausserhalb der Quartier vnd auff den strassen rauben / plündern / vnd andere Exorbitantien verüben / so gut sie können vnd mögen / in verhafft zu nemmen / vnd ein solches gehöriger orten zu berichten / damit wegen deren abstraff vnd aller vngelegenheiten verhütung die verfügung gethan werden mögen. Desgleichen wurde das Ausreiten mit Ober- u. Untergewehr aus den Quartieren oder das Einfallen in andere Quartiere mit Strafen an Leib u. Leben bedroht. Über Tillys Soldaten wird im Frühjahr 1626 in der Goldenen Aue berichtet: Seine Truppen „sind anfänglich gar fromm gewesen und haben sich bedeuten lassen, dann aber schlimmer und ärger geworden, haben endlich kein gut Wort mehr gegeben, sich selber Quartier genommen, alles aufgezehret, Kisten und Kasten aufgebrochen und aus Häusern, Kirchen, Böden, Kammern und Ställen alles geraubt und mitgenommen“. HILLER,  Heringen, S. 127. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271f., über die Truppen Bindtaufs 1626: „Doch war hiebey keine Ordre, was man denen Soldaten oder Officiern geben sollte / sondern ein jeder forderte alles mit der Schwere nach eignen Gefallen. Was für Müh / Unlust und Beschwerligkeit / ja auch Hunger / die Bürger wegen dieser Einquartirung ausgestanden / ist nicht genug zu beschreiben. Denn etliche wöchentlich zu 10. 15. ja auch zu 25. Thalern und wohl darüber geben müssen / daß es manchem Bürger die Zeit / da sie hier gelegen / 100. 200. 300. ja wohl 500. Gülden gekostet; wie es denn auch nach Abzug derselben der Stadtschreiber Schüßler aus der Roll zu Rathhause insgesamt überschlagen / da diese Einqvartirung weit über 30000. Gülden gestanden. Ja da sie nur einer Witbe 486. Gülden 9. Gr. 5. Pf. gekostet / so ist leicht daraus abzunehmen / was der gesamten Bürgerschafft auffgangen sey. Welche denn so wohl als das Rathhaus gäntzlich erschöpfet / daß mancher Bürger von Hauß und Hof gejaget worden / auch musten etliche wie die Hunde von den Soldaten sich schlagen und prügeln lassen. Und weil sonderlich auch Pest und eine grosse Theurung anfiel / daß ein Scheffel Rocken 2. Thaler / 1. Scheffel Gersten 2. Gülden oder 2. Thaler und der Hafer 16. Groschen galt / war bey manchem Bürger nichts mehr übrig / als das liebe Leben. Ja da fast gantz und gar nichts mehr zum besten / wurde E. E. Rath gezwungen / etliche Haupt-Verschreibungen ihres Einkommens zu versetzen / und zu Sangerhausen und anderswo etzliche 100. Gülden darauff zu borgen / dafür sie Wein / Rocken und Hafer kauffen musten / damit biß zum Aufbruch die Soldateska zu unterhalten / welcher / nachdem sie 22. Wochen hier gelegen / den 13. Julij erst erfolget. In solcher Zeit wurde nun nicht allein alles / was in der Stadt war / aufgezehret / sondern es kam auch noch dieses hinzu / daß / weil die Reuter mit den Pferden fast alle Grasung vor den Thoren abgehütet hatten / die Bürger das meiste Vieh abstehen musten / welches so wohlfeil ward / daß man eine Kuhe um 4. Güld. kauffen konnte / dadurch dann die Bürger vollends um das ihrige kom̃en sind“. Im März 1634 schrieb Reichskanzler Oxenstierna: „Der General könne nur dann ehrlich leben, wenn er sein angewiesenes bestimmtes Quartier habe, woraus er das Nötige beziehe. Die Generale seyen dazu meist homines von der Fortune, die ihren Staat anders nicht führen könnten, auch weder Land noch Leute hätten, und wenn sie es schon besässen, so sey ihnen nicht zuzumuthen, davon zu leben und dabei zu dienen, sie müssten dann selnst mit Desordre leben. Der General könne also den Obersten oder Soldaten, wenn er auch auf diese Weise lebe, nicht strafen: der Oberst müsse also entweder betteln   o d e r   d i e   Q u a r t i e r e   m i ß b r a u c h en.  E s   s e y e n   L e u t e,  d i e   n i c h t   a l l e i n  amore patriae et libertatis  d i e n t e n,  s o n d e r n   e t w a s   z u   g e w i n n e n. Der gemeine Reiter könne nicht leben von seiner Gage; gleichwohl habe kein Regiment nach des Königs Tod ‚meutenirt’. Die Noth zwinge sie zum Rauben; dieß missbrauchten also die leichtfertigen Vögel. Man müsse also den Soldaten bezahlen, dann werde das Andere selbst fallen. Wolle man alle Exorbitantien gleich mit Henken strafen, so sey es schwer, die Hände mit solchem Blut zu besudeln, da der Soldat nicht zu leben habe. Erfolge die Bezahlung – sagte Oxenstierna und er statuiere dann bei den Exorbitantien doch kein Exempel, so solle man von ihm sagen, er habe gelogen wie ein leichtfertiger Vogel !“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 2, S. 91.

[309] MANN, Wallenstein, S. 344.

[310] Sandau [LK Jerichower Land]; HHSD XI, S. 407f.

[311] Bleckede [LK Lüneburg]; HHSD II, S. 51f.

[312] Rudolf Maximilian Herzog v. Sachsen-Lauenburg [18.6.1596 Ratzeburg-1.10.1647 Lüneburg], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[313] Johann Philipp [Gregor] Freiherr v. Husman [Hausmann, Hußman] v. Namedy [Nameda], Obrist [ca. 1590-1651], Sohn des Adolph Husmann v. Namedy [ca. 1560-1638]; Bruder des Friedrich Ruprecht, 1623 Erwerb der westböhmischen Stadt Tachau; 1626-1632 kaiserlicher Obrist, seit 1627 kaiserlicher Kämmerer.

[314] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 487, S. 207.

[315] Neumark: östlich der Oder gelegene historische Landschaft, die heute größtenteils (mit Ausnahme u. a. von Arnswalde, Königsberg (Neumark), Soldin und der bei Deutschland verbliebenen Teile) zur polnischen Woiwodschaft Lebus gehört. Bis 1945 war sie Bestandteil der preußischen Provinz Brandenburg (Regierungsbezirk Frankfurt) [wikipedia].

[316] Königsberg in der Neumark [Chojna, Powiat Gryfiński, Polen].

[317] Zehden [Cedynia, Powiat Gryfiński, Polen].

[318] Daniel Hebron [16.10.1584 Stargard-8.7.1628 Stargard], kaiserlicher Obrist.

[319] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten deshalb Magistrate und Stände immer wieder, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten und ihrem Tross führen musste.  Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.

[320] Stargard [Szczeciński, LK Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.

[321] SCHWARTZ, Die Neumark, S. 83.

[322] Hans Georg v. Arnim-Boitzenburg [Arnheim] [1583 Boitzenburg-28.4.1641 Dresden], polnische, dann schwedische Dienste, 1627 kaiserlicher Obrist, Feldmarschall, 1630 kurbrandenburgischer u. kursächsischer Feldmarschall, 1635 Ausscheiden wegen Prager Frieden, 1637 Verschleppung nach Schweden u. Flucht, ab 1641 Reorganisation der kursächsischen Armee. Vgl. STADTMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 30ff.; ARNIM, Jaspar von: http://www.vonarnim.com/portraits/Hans-Georg/Lebenslauf HansGeorg.pdf.

[323] Möglicherweise der in der Kriegsliste von 1629und 1630 erwähnte N Schwaitzer [ – ]; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, S. 439, S. 444; für 1631 unter TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 391.

[324] Lorenzo del Maestro [Maistro, del Medicis, de Majestra; „Dalmeister“, „Demettro“] [ -4.10.1636 bei Wittstock gefallen], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist u. Generalfeldwachtmeister.

[325] SCHWARTZ, Die Neumark, S. 91.

[326] Christian I. Fürst v. Anhalt-Bernburg [11.5.1568 Bernburg-17.4.1630 Bernburg], kurpfälzischer Kanzler.

[327] N Marquis de Boyse [Boysi, Boyssy, Boussi] [ – ], kaiserlicher Obrist

[328] KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 579, S. 238.

[329] WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 217. Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.

[330] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 391.

[331] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 401.

[332] Heinrich v. Griessel [ – ], Hauptmann der Herrschaft Friedland.

[333] Friedland [Frýdlant, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 155f.

[334] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.

[335] Grafenstein [Grabštejn, Bez. Reichenberg, Tschechien]; HHSBöhm, S. 169.

[336] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie u. Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[337] Friedrich Wilhelm II. Herzog v. Sachsen-Altenburg, genannt „Posthumus“ [12.2.1603 Weimar-22.4.1669 Altenburg], schwedischer Obrist, kursächsischer General.

[338] Bautzen [obersorbisch Budyšin; LK Lausitz], HHSD VIII, S. 19ff.; vgl. SCHULZ, Bautzen im Krieg.

[339] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs u. bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge. Vgl. dazu etwa Siedeler in den „Miniaturen“.

[340] TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 103, S. 55.

[341] Rudolf Freiherr v. Tiefenbach [Dieffenbach] [26.11.1582 Graz-4.3.1653], kaiserlicher Feldmarschall.

[342] Hoinstein [Wojszyce (Woiwitsch), heute Stadtteil von Wrocław (Breslau) Schlesien].

[343] Neubrandenburg [LK Mecklenburgische Seenplatte]; HHSD XII, S. 69ff.

[344] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[345] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 114, S. 58.

[346] Johann Kaspar Sitte v. Arnau [ – ], Kammerrat des Herzogtums Friedland.

[347] Hoher Schneeberg [Děčínský Sněžník], 722,8 m, höchster Berg des Elbsandsteingebirges, bei Děčín, Ústecký kraj, Tschechien.

[348] Trautenau [Trutnov, Tschechien]; HHSBöhm, S. 618ff.

[349] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 118, S. 59.

[350] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 10, Anm. 2.

[351] Smečno [Bez. Kladno]; HHSBöhm, S. 574.

[352] Franz Seraph v. Dietrichstein [22.8.1570 Madrid-19.9.1636 Brünn], Kardinal u. Bischof zu Olmütz.

[353] Giacomo [Jakob] Strozzi [Strotz, Stro(t)zki], Strozza], Graf v. Schrattenthal [ -1636], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[354] Hans Ernst Vitzthum v. Eckstädt [Eichstedt, Eichstätter, Ekstaed] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[355] Julius Eberhard Freiherr Zoege v. Manteuffel [Manndeiffl, Mandeuffel, Mann Teuffel, Menteuffel] [1590-1637], kurbayerischer, kaiserlicher Obrist.

[356] Giovanni Batista [Johann Baptist] Chiesa [ -Sept./Okt. ? 1632 Salzburg], kaiserlicher Obristleutnant.

[357] N Costenburg [ – ], kaiserlicher Obrist.

[358] Johann Balthasar Graf v. Dietrichstein [ -4.6.1634 vor Regensburg] kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.

[359] Kolin [Kolín, Tschechien]; HHSBöhm, S. 280ff.

[360] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 219, S. 88.

[361] Wurzen [ LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 365ff.

[362] Sezima Graf z Vrtby [Vrtba, Wrtba] [1578-1648], kaiserlicher Generalkommissar u. Präsident der Böhmischen Kammer.

[363] Jiří Vilém Michna v. Vacínov [z Vacínova] [um 1574-25.8.1637], Hauptmann der königlichen Herrschaften in Böhmen, kaiserlicher Generalproviantkommissar.

[364] TOGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 283, S. 105f.

[365] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff. Vgl. www.ra.se/kra/0425.html; 0425 a Sveriges krig, Krieget i Tyskland 1628-1648) unter 0425:03:107 „Keÿserliche Schlacht Ordnung Wie solche durch den General Walenstein ist gestellet vnd gehalten worden den 6. Novembris Anno 1632. vnd diese Schlachtordnung ist bestanden in nachfolgenden Nehmlichen 26,000 Mann Zue Fues, 2000. Dragons, 8000 Curassier, 5000 Herquebuss: 3000 Croat: insumma 44,000 Mann, die Fronte ist breit 979 Ruthen Reinlandisch macht 4895 Pass“. – Lützen [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 286f.

[366] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[367] Adam Erdmann Graf Trčka z Lipy [Terzka] [1584, 1599, 1600-25.2.1634 Eger], kaiserlicher Obrist, Feldmarschallleutnant.

[368] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 254f.

[369] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.

[370] Christian Freiherr v. Ilow [Illo, Ilow, Illau] [um 1585 Sternberg-25.2.1634 in Eger ermordet], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.

[371] Auscha [Úštěk; Bez. Litoměřice, Tschechien].

[372] Böhmisch Leipa [Česká Lípa, Tschechien]; HHSBöhm, S. 57f.

[373] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 295, S. 109.

[374] Neiße [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.

[375] Christian Freiherr v. Ilow [Illo, Illow, Illau] [um 1585 Sternberg-25.2.1634 in Eger ermordet], kaiserlicher Obrist, Feldmarschall.

[376] Glatz [Kłodzko; Grafschaft u. Stadt, Niederschlesien, Polen]; HHSSchl, S. 116ff.

[377] Ernst Georg Graf v. Sparr [Sparre, Spara] zu Trampe auf Greifenberg [1596 Trampe bei Eberswalde-Juni/September 1666], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[378] Ohlau [Oława]; HHSSchl, S. 373ff.

[379] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[380] Karl Hannibal I. Burggraf zu Dohna, Freiherr auf Wartenberg u. Bralin [1588-21.2.1633 Prag], kaiserlicher Obrist.

[381] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 318, S. 119.

[382] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.

[383] Hieronymus [Geronimo] Graf v. Colloredo-Waldsee [1582-Juli 1638 bei St. Omer], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[384] Reichsstadt [Zákupy, Bez. Česká Lípa, Tschechien].

[385] Deutsch Gabel [Německé Jablonné; seit 1650 Jablonné v Postještě, Bez. Liberec,Tschechien]; HHSBöhm, S. 109f.

[386] Zittau [LK Görlitz]; HHSD VIII, S. 371ff.

[387] Lauban [LK Lubań]; HHSSchl, S. 270ff.

[388] Lemberg [Lwow, Russland].

[389] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 10f.

[390] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]:  Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut. [wikipedia]

[391] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.

[392] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.

[393] Don Pietro Aldobrandini, duca di Carpinetto [1593-7.9.1632 an der Alten Veste bei Nürnberg], kaiserlicher Obrist.

[394] Frantz [Frands, Franz] Graf v. Ulfeldt [Uhlfeldt, Ulefeld, Ulenfeld, Olfeldt, Oldenfeld] [30.10.1601-14.7.1636 ? Bad Hersfeld], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister.

[395] Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.

[396] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd. , S. 20.

[397] Martin Maximilian Freiherr v. der Goltz [Goltz v. der Kron, v. Kranz ?; Golz, Goltzke, Golonitz, Gölnitz] [1593-10.5.1653], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[398] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[399] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 19.

[400] feinta: für finta (ital.): Finte: Täuschung.

[401] Heinrich Matthias Graf v. Thurn-Valvassina [24.2.1567 Schloss Lipnitz/Lipnice nad Sázavou-28.1.1640 Pernau], böhmischer Ständeführer, schwedischer Generalleutnant.

[402] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[403] Bunzlau [Bolesławiec]; HHSSchl, S. 63ff.

[404] Jaroměř [Bez. Nachod, Tschechien]; HHSBöhm, S. 228ff.

[405] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 26.

[406] Hieronymus [Geronimo] Graf v. Colloredo-Waldsee [1582-Juli 1638 bei St. Omer], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[407] Deutsch Gabel; [Německé Jablonné; seit 1650 Jablonné v Postještě, Tschechien]; HHSBöhm, S. 109f.

[408] Andreas Matthias Kehraus [Kerauß, Kehrauß] [ -24.2.1636 Straßburg], kaiserlicher Obrist.

[409] a proposito (ital.): zu gelegener Stunde; übrigens, nebenbei.

[410] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav, Tschechien]; HHSBöhm, S. 237ff.

[411] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 26f.

[412] Hieronymus [Geronimo] Graf v. Colloredo-Waldsee [1582-Juli 1638 bei St. Omer], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[413] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.

[414] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 25.

[415] Fourierschütze: in Infanteriekompanien vor dem Hauptmann marschierend, z. T. als Vorhut fungierend; in der Garnison mit Botenfunktion und Hilfe bei Arrestierungen, Eintreibung der Truppenverpflegung, teilweise auch als Kundschafter eingesetzt.

[416] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 27.

[417] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[418] in continenti: unverzüglich.

[419] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 30.

[420] Tetschen [Děčín, Tschechien]; HHSBöhm, S. 610ff.

[421] Christoph Simon Freiherr, Graf (1629) zu Thun-Castell-Brughier [Thuen] [12.9.1582 Castelfondo ?-27.3.1635 Wien] kaiserlicher Obersthofmeister, Großprior u. Komtur des Johanniterordens. Vgl.  MOSCA, „Desidera solo l’accrescimento e l’honore della familia”, S. 183ff.; http://www.thunweb.com/tng/getperson.php?personID=I1140&tree=Thun.

[422] Vergewaltigung, „Schändung“, „Schwechung“: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten u. mit der Todesstrafe bedroht, war aber v. Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs v. 1621 die Todesstrafe.  THEATRUM EUROPAEUM 3. Band, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: „drey Soldaten“, für den am folgenden Tag getauften Sohn einer Witwe werden „zwene Soldaten“ aufgeführt. UHLIG, Leidenszeiten, S. 11; vgl. die Zweifel der Pfarrer bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; Balgstedt im Besitz der Herren v. Heßler u. v. Schieck 1616-1744: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind „Hans Reuter“ getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Im 1658 erschienenen „Schwedenspiegel“ heißt es unter dem 6. Gebot: „Deß Königs Gustavi Bastard Sohn Gustavus Gustavessen – wie er in Osenbrug [Osnabück; BW] Gouverneur gewesen – eröffnet bey nächtlicher Zeit alda einem ehrlichen Bürger sein Hauß – nimbt ihm seine Tochter – schändet sie – und sendet ihm solche hernach wieder zu Hauß. Wann solche Schelmstück – in Feindes Landen weren verübet worden – so were es ja mehr dann Gottloß – aber dieses alles ist geschehen – wie der Schwed ihr Beschützer seyn sollen“. Zit. bei STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 91, Anm. 2. Über Sperreuter heißt es z. B. auch: „Der Bürgermeisterin von Wemding soll er die Pistole an den Kopf gehalten haben, als diese ihm nicht ihre 13-jährige Pflegetochter überlassen wollte. In Nördlingen soll er eine 12-jährige[n] Lohweberstochter genötigt haben, die er dann sogar zum weiteren Gebrauch mit nach Augsburg nahm“. KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 154f. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben.Vgl. MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu. Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können, in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, – ja gar auch junge knaben, quod horrendum – in der schändung gar getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie kommen“. Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, „Sterbzeiten“, S. 309f.: „Den 7ten April geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen. Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in pace [= Möge es in Frieden ruhen !]“. Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden“. WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [12635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen“. Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte“. Vgl. die Vorgänge in Zerbst 1626; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 114: „daß auch ehrliebenden weibspersonen Unzucht, die abgenommenen sachen dardurch wieder Zu erlangen, Zugemuthet, vnd vnlengsten Bürgermeister Rühlen S. tochter, als sie in der schantze arbeiten müssen, von einem Soldaten mit gewalt geschändet, vndt ihrer ehren beraubet worden“.Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert, gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll. Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert“. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto v. Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen“ umschrieben. Zum Teil scheint man Versuche nicht besonders ernst genommen zu haben. Aus Zwickau (1632) wird berichtet; WILHELM, Descriptio, S. 181: „Den 14. Wurde ein Soldat auffm Esel gesetzt / welches zuvorhin offt geschehen / das er einem WeibesVolck Vnehr angemutet vnd sie zwingen wollen / dem wurden Stöcke an die Füsse gelegt / so dem guten Bruder sehr vexiret / welches gewähret / biß nach Mittag vmb 3. Vhr / do gehet ein Soldaten Jung vorvber / deme befehlen andere alda stehende Soldaten / er sollte dem die Stöcke von Füssen thun / so er verrichtet / vnnd solche auff einen Holtzwagen / so gleich vorvbergegangen geworffen / Es ist aber derselbe folgende Nacht auff die leiter gebracht worden / vnnd gehencket werden sollen / darbey grose Ceremonien vorlieffen / in deme man den Commendanten vnterschiedlich zu geruffen / vñ vmb gnade geschrien / so eine gute halbe Stunde gewehret / allein es hatte endlich das ansehen / als wen es nur zur Pravada wehre angestellet gewesen“.

[423] Insolentien: Unverschämtheiten, Beleidigungen, Grobheiten, Frechheiten; Ungebührlichkeiten.

[424] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 38.

[425] remediert: abgeschafft.

[426] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 62.

[427] Lukas [Lucatsch] [Gallo ?] Hrastowacky [Hraztouachki, Hrastowasky, Hrastowaschky, Hrastouatzky, „Trasky“, „Rasta Wascki“] [ -Ende März/April 1633], kaiserlicher Obrist.

[428] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[429] Generalproviantmeister: Der Generalproviantmeister gehörte zu den höheren Offizieren im Generalstab. Er ordnete das gesamte Proviantwesen des Heeres u. war von seinem Amt her für jede Art v. Bestechung zugänglich. Der Generalproviantmeister verdiente im aktiven Dienst in der kursächsischen Armee 600 fl. im Monat, ohne die zahlreichen „Nebeneinkünfte“. Zu seinen Aufgaben vgl. MÜLLER, Das Söldnerwesen, S. 21f.

[430] Alexander Jost Haugwitz v. Biskupice [ – ], Obrist, Generalproviantmeister u. Oberkommissar in Böhmen.

[431] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 209f.

[432] Königgrätz [Hradec Králové, Tschechien]; HHSBöhm, S. 269ff.

[433] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 431, S. 145.

[434] Allerdings heißt es bei HOLLE, Das Fürstenthum Bayreuth Teil 3, S. 8f.: „Die Stadt Wunsiedel hatte vom 18. Januar [1639; BW] an wieder eine fünfmonatliche Einquartierung von 100 Pferden unter Nikolaus de Feur auszuhalten. Diese zehrte den Futtervorrat gänzlich auf, und die Gelderpressungen waren ohne Grenzen. Der Schaden der Stadt wurde auf 10,000 bis 20,000 Rthlr. geschätzt“. Augenscheinlich eine der üblichen Verwechslungen mit Johann Jakob Baron Des Fours [Four, di Fuoar, di Fore, de Fore] [ -10.6.1643 in Prag hingerichtet], kaiserlicher Obrist.

[435] Semil [Semily, Bez. Semily]. Semil blieb bis 1748 in Familienbesitz. In diesem Jahr ging Semil in den Besitz der Fam. Caretto-Millesimo über.

[436] REDLICH, German Military Enterpriser, S. 261.

[437] Inkolat: durch Geburt oder förmliche Aufnahme erworbene Zugehörigkeit zum Herren- oder Ritterstand in den (alt)österreichischen u. böhmischen Ländern.

[438] Feldmarschallleutnant [schwed. fältmarskalk lieutenant, dän. feltmarskal løjtnant]: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen u. zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze u. -straßen, die Kontrolle der Wachen usw. Kaiserliche Generalkriegskommissare wie Ossa standen meist im Rang eines Feldmarschallleutnants.

[439] DOERR, Der Adel, S. 118.

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