Danner [Thanner], Simon

Danner [Thanner], Simon; Leutnant [ – ] Danner stand als Leutnant[1] wahrscheinlich in kurbayerischen Diensten Nach der Chronik des Pfullendorfer[2] Franziskaners[3] Johann Ludwig Ungelehrt „a Musis“ [8.8.1599 Pfullendorf-10.6.1662 Solothurn] war er an der Verteidigung der Stadt Villingen[4] beim Sturm der Schweden[5] am 8.9.1633 beteiligt.

„153.

Von der Altstatt die Gräben.

Biß an das Läger hinauff /

Seind voller Todten gelegen.

So wacker setzt man drauff /

Das Läger auch einamend.

Gar biß an d’Schantz[6] hinan /

Darauß ein schönen Fahnen[7] bekame /

Johannes Asprian.

Die Fahnen sampt dem Fenderich[8] ist von disem Soldaten bekommen unnd Herrn Leutenampt Simoni Thanner praesentiert worden / daran war deß Klosters Maulbrun[9] in Würtenberg Wappen mit der Gschrifft Pro D E O & Patria: Non hostium turba; non bellantium forma: non quasi fulgens vitrea terruit armatura. Qui dedit pugnandi audaciam, donavit victoriam. Aug[ustinus]

Nicht die grosse schar deß Feindts nicht der streitenden ansehen / nit die Glaßscheinende Bantzer der Armee hat erschröckt / der das Hertz zukriegen geben / hat auch geben den Sieg“.[10]

Nach der Schlacht bei Nördlingen[11] besetzte Danner im Handstreich das von württembergischen Truppen aufgegebene Rottweil.[12] Am 12.9.1634 übernahm der selbst aus Rottweil stammende kurbayerische Obrist Stefan Binder[13] das Kommando in der Reichsstadt.[14]

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[1] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[2] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[3] Franziskaner: 1517 wurde die Teilung des Franziskaner-Ordens in die Konventualen (Minoriten), denen gemeinschaftlicher Besitz gestattet wurde, und die Observanten (Franziskaner), die eine enge Befolgung der Regel des Franziskus von Assisi 1181/82-3.10.1226) anstrebten, durch Papst Leo X. vorgenommen. Der auf sechs Jahre gewählte „Generalminister“ leitet den Orden, da Franziskus nicht wollte, dass die Oberen seines Ordens „Äbte“ oder Priore“ genannt würden. Ungelehrt gehörte zu den Minoriten.
[4] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[5] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.
[6] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[7] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.
[8] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[9] Maulbronn [Enzkreis].
[10] GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 76.
[11] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[12] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[13] HECHT, Offiziere, S. 2ff.
[14] HECHT, Rottweil 1529-1643, S. 140.
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