Bünau [Binau, Buna] Rudolf von

Bünau [Binau, Buna] Rudolf von; Obrist [1606 – 1686] Bünau stand als Obrist in kaiserlichen Diensten.

In den Aufzeichnungen des Medebacher[1] Stadtschreibers und Bürgermeisters Hermann Schmidt heißt es: „Am 29. Dezember [1637] kam der oberst Buna mit 1000 musquetirs und zwey compagnien reuter vor die stat, wollte quartier nehmen, wardt aber von den bürgern mit verlust seines volckes abgetriben, zog umb miternacht in freigrafschaft Düdinghusen[2] und verfror viel volck“.[3]

Im August 1638 berichtete Alexander II. von Velen Melchior von Hatzfeldt vom Eintreffen des Obristleutnants Bünau aus Lemgo[4] in Warendorf.[5]

Im Februar 1639 war Bünau in Wiedenbrück[6] stationiert und beschwerte sich bei Melchior von Hatzfeldt über fehlende Kontributionen aus der Grafschaft Ravensberg[7] und aus Bielefeld.[8] Im März war er in Marburg.[9] Er übernahm dort 100 Musketen aus dem Zeughaus in Gießen.[10] Bünau hatte im Juli dieses Jahres noch mit Holzappel wegen der hessen-kasselischen Besatzung in Werne,1[11] der Einquartierung im Herzogtum Berg, in der Grafschaft Waldeck, in Steinheim[12] und Warburg[13] verhandelt.[14]

Im Dezember 1639 schrieb Felipe de Charrasco an Hatzfeldt, er löse Bünau nun als Kommandant von Hamm[15] ab.[16]

Aus Rheine[17] berichtete er im Oktober 1640 über die Werbungen des Hauptmanns Schnetter;[18] im Januar 1641 beklagte er sich über die schwierige Versorgungslage in der Stadt.[19] Zusammen mit anderen Offizieren verwandte er sich im August 1641 für die Entlassung des Jobst Sigismund Treusch von Buttlar-Markershausen aus dem Arrest,[20] in dem dieser wegen der Umstände bei der Übergabe von Soest[21] saß.

Im Januar 1642 berichtete Bünau von dem Marsch über Schloss Burg[22] nach Kaiserswerth.[23]

„Am 24. September [1642; BW] unternahm Jan von Werth erneut einen Vorstoß und ritt abends mit 500 Reitern und 100 Dragonern – also nur einer kleinen Streifpartei – aus dem Lager, um sich des festen Hauses Liedberg,[24] das mit Graben und Mauern befestigt war, zu bemächtigen. Es wurde nachts um 3 Uhr erstiegen, ein Fähnrich und 18 Mann, die dort als Besatzung lagen, ergaben sich; dort war ein großer Vorrat an Lebensmitteln, Korn und Vieh, ‚so die Hausleuth dorthin geflüchtet‘. Werth legte hier einen Hinterhalt, um feindliche Fouragierer zu überfallen, das Haus wurde mit 100 Dragonern zur Verteidigung eingerichtet. ‚Vier Trupps Feinde waren avisiert‘, die Werth zu umfassen strebte, doch brachen plötzlich zehn Kompanien zu Pferde aus den Büschen hervor, so daß sich die bayerischen Reiter eiligst zurückziehen mußten, in Richtung auf Gladbach,[25] das von Kaiserlichen besetzt war. Aber der ‚Paß‘, durch den die fliehenden Reiter mußten, war durch die Bauern verhauen und vergraben, die Pferde ermattet, des Feindes Gäule frisch, weshalb Werth etwa 100 Pferde und 70 Mann verlor; seine Reiter entkamen nach Gladbach, gefangen wurden fünf Offiziere, deren Pferde stecken blieben. Werth machte durch den Rittmeister Stockhammer aus Kerpen[26] dem Feldmarschall Graf von der Wahl von seinem Mißgeschick Meldung und rückte am 29. Gegen Mittag wieder ins Lager ein. Dem Kurfürsten berichtete er, er hoffe mit Gottes Gnade bald wieder Revanche zu erlangen.

Aber Maximilian schrieb seinem Reiterführer am 14. Oktober vorwurfsvoll, er zweifle nicht, daß Werth ‚bei seinem bekannten Valor‘ Revanche nehmen werde, doch werde dadurch ‚in effectu‘ der empfangene Schaden nicht ersetzt, weil die Beutepferde dem Kriegsherrn nicht zufielen, der doch allemal die vor dem Feind verlorenen Pferde ersetzen solle, was eine Unmöglichkeit, da die Mittel fehlten. Werth möge ’neben dem Valor‘ auch auf Reiter und Pferde Obacht nehmen.

Werths Schlappe bei Liedberg wurde im gegnerischen Lager stark übertrieben. Er sollte im Getümmel vom Pferde geworfen und nur durch den Dragonerobristen Wolff vom Tode oder zumindestens von der Gefangenschaft gerettet worden sein. Die Pariser ‚Gazette‘ brachte die Neuigkeiten aus Deutschland in einem Extrablatt heraus; doch meinte Kardinal Richelieu skeptisch, wenn Jan von Werth nicht doch noch entkommen sei, wäre es eine gute Affäre gewesen; aber man müsse mit dem zufrieden sein, was Gott verhänge“.[27]

Im Okober 1642 hielt Bünau sich in Zons[28] auf.[29] Gemeinsam mit dem Obristen Damian von Nideggen verhandelte er im September 1643 mit dem Domkapitel zu Trier[30] wegen der Winterquartiere.[31]

Im Februar 1644 erging der Befehl Bünaus an Braunfels-Solms, entlassene und in Braunfels[32] wohnende Soldaten in seine Dienste zurückzugeben.[33]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[34] aus dem von Eger[35] abhängigen Marktredwitz[36] erinnert sich an den November 1644: „Als wir nun diese Nacht gewisse Nachricht(ung) erlangt, daß Hatzfeldt andern Tags seinen Marsch herein- und das Hauptquartier allhier nehmen würde, (als) bin ich ihm den 18. Nov. mit H[errn] Oberstwachtmeister Moser bis gegen Kemnath[37] entgegengeritten, um zu versuchen, daß das Hauptquartier etwas leidlicher und nit gar zu stark hereinkäme. Das wurde [uns] versprochen. Beim Rückweg habe ich zu Waldershof[38] [zusammen] mit dem Pferd einen schweren Fall getan.

Das Hauptquartier – an die 500 Pferd[e] stark – ward nachmittags bezogen. Das binauische Regiment zu Fuß lag zu Dörflas,[39] die Regimenter zu Roß – das nassauische [Moritz Heinrich v. Nassau, BW], waldeckische [Philipp v. Waldeck; BW], hohenlohische [Siegfried v. Hohenlohe; BW], [das des] Franz Schneider und andere – lagen zu Pfaffe[n]reuth,[40] Man(t)ze[n]berg,[41] Reutlas,[42] Wölsau,[43] Haag,[44] Lor[e]n(t)zreuth,[45] Thölau[46] und Oberrebitz. Den andern Tag sind sie stillgelegen.

Den dritten Tag, [an dem] wir den Aufbruch [er]hofft, ist nichts anderes geschehen, [als] daß der Feldmarschall neben dem General Zoradesky [Zahrádecky; BW] um 10 Uhr gegen Eger [zu] marschiert ist. Vorher(o) [hat] er [aber] noch Order [ge]geben, nit allein noch einen Tag stillzuliegen, sondern auch alle Regimenter zu Roß – samt der Bagage – hereinrücken zu lassen. Da [ist] dann [auch] das binauische Regiment zu Fuß noch herein in den Markt. Die Regimenter zu Roß aber sind alle – samt der Bagagee – in den Städeln und Vorstädten einlosiert worden. Da ist dann der Jammer erst recht an[ge]gangen. Ich hatte die zwei Tag[e] den General Zoradesky und den dritten Tag – mit 30 Pferden und Personen – [den] Oberst Rudolf von Binau bei mir.

Den vierten Tag ist dann der Aufbruch geschehen und der Marsch gegen Waldsassen,[47] das Hauptquartier für selbe Nacht aber auf Albenreuth[48] gefallen. Sie sind dann weiter nach Böhmen [hinein] [ge]gangen.

Diese Gäste haben bei uns abermals über 2000 Gulden verzehrt [und viel] verwüstet und verdorben. [Sie haben] nit allein die Städel sehr eingerissen und verbrannt, sondern haben auch das (Ge)stroh(e) und das ungedroschene Getreide unterschiedslos untergestreut und bei den Wachtfeuern (mit) verbrannt. Sie haben also großen Jammer und [große] Not hinterlassen.

Weil von dieser Reiterei etwas in den Vorstädten verblieben ist und sie ihre Verpflegung mit den Sechsämtern[49] [bekommen sollten], diese sich hierzu aber nit verstehen wollten, haben sie auf etlichen markgr[äfischen] Dörfern um Arzberg[50] das Vieh hinweggetrieben. [Es war] daher im ganzen Land große Unruhe“.[51]

Im Januar 1646 hielt sich Bünau nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft in Gießen[52] auf und berichtete Hatzfeldt über die Beschießung von Schloss Marburg.[53]

Im April 1646 wird das Regiment von Leopold nochmals erwähnt: „Ingleichen ist dato das Binauische Regiment zu Fuß nach Lorenzreuth [ge]kommen und daselbst übernacht verblieben. Wir haben ein Kalb und etliche Säck[e] dahingeschickt. Dörflas hat 2 Eimer Bier und 20 Laib[e] Brot, Lorenzreuth 3 Eimer Bier geschickt. Des andern Tags sind sie hier durch und gegen Franken zur Armee. Der Oberstleutnant, die Regimentsoffiziere und ein Kammerherr, der ein Graf war, haben vorher bei unserem Kapitänleutnant [ge]frühstückt“.[54] Ein Rudolph von Bünau soll 1643 gestorben und in der Dresdener Sophienkirche beigesetzt worden sein.[55]

[1] Medebach; HHSD III, S. 500f.

[2] Vgl. die Erwähnungen bei CONRAD; TESKE, Sterbzeiten.

[3] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 402.

[4] Lemgo; HHSD III, S. 452ff.

[5] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 141. Warendorf; HHSD III, S. 754ff.

[6] Wiedenbrück; HHSD III, S. 782f.

[7] Ravensberg, Burg [Gem. Cleve, LK Halle/Westf.]; HHSD III, S. 623f.

[8] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169; Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[9] Marburg; HHS IV, S. 35ff.

[10] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169. Gießen; HHSD IV, S. 172ff.

[11] Werne; HHSD III, S. 770f.

[12] Steinheim (Kr. Höxter); HHSD III, S. 702.

[13] Warburg; HHSD III, S. 752ff.

[14] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 119.

[15] Hamm; HHSD III, S. 286ff.

[16] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[17] Rheine; HHSD III, S. 637f.

[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169.

[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169.

[20] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 171.

[21] Soest; HHSD III, S. 692ff.

[22] Burg a. d. Wupper; HHSD III, S. 133.

[23] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169. Kaiserswerth; HHSD III, S. 371f.

[24] Liedberg [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 462f.

[25] Gladbach [LK Düren]; HHSD III, S. 257f.

[26] Kerpen [LK Bergheim]; HHSD III, S. 389.

[27] LAHRKAMP, Werth, S. 124f.

[28] Zons; HHSD III, S. 811f.

[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169.

[30] Trier; HHSD V, S. 372ff.

[31] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 159.

[32] Braunfels; HHSD IV, S. 59f.

[33] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 610.

[34] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[35] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[36] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[37] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[38] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[39] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[40] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[41] Manzenberg, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[42] Reutlas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[43] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[44] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[45] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[46] Thölau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[47] Waldsassen; HHSD VII, 785ff.

[48] Albenreuth [LK Tirschenreuth].

[49] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[50] Arzberg; HHSD VII, S. 31f.

[51] BRAUN, Markredwitz, S. 227f.

[52] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.

[53] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 169.

[54] BRAUN, Markredwitz, S. 263.

[55] wikipedia.org/wiki/Benutzer:Paulae/Sophienkirche_Graeber.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.