Beckermann [Beckermandt, Beckermond, Beckermen, Belchermann], Eberhard [von]

Beckermann [Beckermandt, Beckermond, Beckermen, Belchermann], Eberhard [von]; Generalmajor [1576 Arnsberg – 1641 Kassel] Beckermann[1] stammte aus Arnsberg[2] (Herzogtum Westfalen) und war baden-durlachischer Amtmann. Ihm gehörte das Gut Königsbach.[3] 1616 ernannte ihn Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach[4] zum Amtmann der Ämter Stein[5] und Remchingen[6] mit 400 Gulden Gehalt. Als Wohnung erhielt er das Steiner Schloss.

In zweiter Ehe war er mit Maria Jakobe von Beinheim verheiratet. 1619 ernannte ihn Georg Friedrich zum Rittmeister[7] und beauftragte ihn mit der Aufstellung einer Einheit Kürassiere.[8] Bis 1622 avancierte er zum Oberstleutnant.[9]1622 starb seine zweite Frau. Sie ist in der Kirche von Stein bestattet. Dort existiert eine Gedenktafel, die das Allianzwappen Beckermann-von Beinstein enthält. Er heiratete 1626 Barbara von Venningen. Damit kam er in Besitz des Schlosses, Rittergutes und Dorfes Königsbach.[10] In das heruntergekommene Gut investierte er über 20.000 Reichstaler. Als Besitzer von Königsbach wurde er Mitglied im Ritterkanton Kraichgau. So weit ihm die Umstände es erlaubten, nahm er an den Konventssitzungen teil. Nach dem Verkauf der Ämter Stein und Remchingen 1629 an im katholischen Lager stehenden Wilhelm V. von Baden-Baden verlor Beckermann die Stelle als Amtmann. Er blieb Amtmann von Langensteinbach,[11] dass er seit 1625 mit verwaltete. Diese Position verlor er 1631 nach dem Verkauf auch dieses Amtes.[12]

Er stand dann als Obrist,[13] zuletzt als Generalmajor[14] in schwedischem Dienst.[15]

„Im Herbst 1632 lagen in Windsheim[16] noch weitere schwedische Einheiten: Der Obrist Beckermann mit drei Kompanien[17] zu Pferd, vier Kompanien Fußvolk, der Kapitän[18] Adam Pollio mit zwei Kompanien zu Fuß und 50 Dragoner[19] unter Kapitän Wimpfling, die bis zum April 1633 blieben und von Kapitän Cornelius Constantis abgelöst wurden. (Pa)“.[20]

„Bernhard von Weimar[21] hatte sich am 13. Januar 1633 von Altenburg[22] nach Jena[23] begeben, um sich dort von einer Erkrankung, welche er sich während des letzten Feldzuges und der Schlacht bei Lützen[24] zugezogen hatte, zu erholen. Am 4./14. Januar verfaßte er dort ein ‚Memoriall‘ an die beiden Generalmajore Lohausen und Claus Conrad Zorn von Bulach, ‚sich zum Aufbruch nacher Francken in bereitschafft zu halten‘ und wie sich diese ‚in unnserem abwesen unndt nach erlangter ordre des aufbruchs zu halten hätten (Skrifter II Bd. 7, S. 18). Während sich Bernhard am 22. Januar weiter nach Weimar[25] begab, da, wie er an den Reichskanzler Oxenstierna[26] schreibt, ‚die mattigkeit noch nicht nachlassen will‘, bekamen die Generalmajore Lohausen und Bulach am 20. Januar von Oxenstierna den Befehl, Bernhards Armee über den Thüringer Wald nach Franken zu führen, sich im Hochstift Bamberg und der Maingegend festzusetzen und dabei die Stadt Nürnberg[27] gegen kaiserliche Feindseligkeiten abzusichern (Chemnitz II, S. 36).

Nach Bernhards eigenhändiger Instruktion vom 14.1. sollte sich Lohhausen mit der Infanterie, ‚doferne vom feindt man nichts vernehmen noch sich befahren würdet, in bemeltes Bamberg[28] logiren undt rückhwarts hinauss gegen Eltmann[29] zue sich des Mayns […] versichern‘, sofern der feind aber ‚auch von Hoff[30] oder der Ober Pfaltz starckh uff die armee undt dieses volckh gehen solte […] und uf den fall, er [Lohausen] sich nicht zu halten möglichen, [sollte er] dasselben [Bamberg] abbrennen undt in grund demoliren [!], undt er sich zuerückh gegen Schweinfurth[31] wenden undt in sicherheit begeben‘ (Skrifter, s. o.).

Die Armada Bernhards zählte zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr als 8000 Mann, wie der kaiserliche Generalkommissär[32] Wolf Rudolph von Ossa berichtete, der in einem Brief vom 27. Februar 1633 aus Eichstätt[33] schrieb, er fürchte eine Vereinigung mit dem schwedischen Feldmarschall[34] Gustav Horn, welcher zu diesem Zeitpunkt zwischen Ehingen[35] und Biberach[36] an der Donau in Kämpfe mit dem kaiserlichen Feldmarschall Aldringen[37] verwickelt war (Soden II, S. 51). Im Kern bestanden Bernhards Truppen aus den relativ schwachen Regimentern zu Pferd: Georg von Uslars Regiment (160 Pferde), Bulachs Regiment (120 Pferde), (Wilhelm von) Goldsteins Regiment unter Oberstleutnant Max Conrad von Rehlingen (150 Pferde. Dieses Regiment wurde im  März 1633 durch den Obristen Philipp Sattler [Sadler; BW] übernommen, Oberst (Eberhard) Beckermanns Regiment (150 Pferde), Herzog Bernhards Leibregiment[38] unter Oberstl. Bouillon (12 Kp., 500 Pferde), Nicholas de Courvilles Regiment (5 Kp. 300 Pferde), (Christoph Karl Graf von) Brandensteins Regiment unter Rittmeister Lorbeer (300 Pferde), (Georg Ludwig Graf von) Löwensteins Regiment unter dessen Obristwachtmeister (200 Pferde), Oberst Wolf Jaroslav von Steinbachs Regiment (200 Pferde), Johann Bernhard von Öhms [Ehm; BW] Regiment (300 Pferde). Die Dragoner unter Oberst Georg Christoph von Taupadel und den Oberstleutnants (Lorentz) Ambrosius und (Pierre) Margali blieben in Chemnitz[39] zurück. Die Fußtruppen bestanden aus der blaue[n] Brigade[40] (dem alten blauen Regiment) unter Hans Georg aus dem Winckel, von der jedoch ein Teil als Garnison in Zwickau[41] verblieb, Herzog Bernhards Brigade (grüne Brigade), Joachim Mitzlaffs Brigade und dem schwarzen Regiment des jüngeren Grafen (Johann Jakob) von Thurn; zusammen etwa 6000 Mann in 8 Regimentern zu Fuß und 2600 zu Pferd. (Soden II, S. 32ff.; Huschke, S. 44, 48, 108; Brzezinski/Lützen, 21; Skrifter II Bd. 7, S. 18)„.[42]

„Während Lohausen das Fußvolk und die Artillerie kommandierte, war Bulach für die Reiterei zuständig. Die schwedischen Truppen hielten am 27. Januar zwischen Neustadt/Orla[43] und Weida[44] ‚Rendezvous‘ und nahmen ihren Weg teils über Lobenstein[45] und Nordhalben[46] (1. Februar), teils über Ludwigsstadt[47] und Teuschnitz[48] nach Kronach[49] (Chemnitz II, S. 38). Nach obenerwähntem ‚Memoriall‘ Bernhards sollten sie sich bemühen, ‚ob sie en passant die vestung Cronach,[50] jedoch mit zuvorgehenden reiffen rath undt einbeziehung gueter kundtschafft (1) wie der ort besetzt, (2) wo demselbigen beyzuekhommen, (3) woher das proviand zu nehmen […] emportieren [einnehmen] khönnen. […] Sonsten aber undt ausser diesem den nechsten wegkh uff Bamberg zue nehmen, […] undt sich dessen bemechtigen‘.

Den direkten Vorbeizug an Kronach vermied man zuerst. Das vorläufige Hauptquartier hatte man westlich der Stadt in Mitwitz[51] genommen. (Vom 26. Januar/5. Februar ist ein Schutzbrief Lohausens und Bulachs für das Herzogtum Coburg aus dem ‚Hauptquartir zu Midwitz‘ datiert). Am 3. Februar machte eine schwedische Abteilung von ca. 3000 Mann zu Fuß, teils vom Haßlacher[52] Grund über die Hofwiese kommend teils von Mitwitz über Entmannsdorf[53] (bei Breitenloh, Zitter (S. 29) schreibt ‚Enselsdorf‘) kommend beim äußeren Haßlacher Tor einen halbherzigen Angriff auf Kronach, während die Reiterei 17 Kompanien stark auf dem Haßlacher Berg in Richtung Mitwitz hielt. Die feindlichen Truppen drangen über den Ziegelanger bis zum Mühlgraben am Marienplatz vor, wurden jedoch durch einen zangenartigen Ausfall der Kronacher am Haßlacher (Bamberger) Tor zurückgedrängt, worauf sie die Vorstadt am Ziegelanger in Brand steckten. 70 Häuser und Städel wurden ein Raub der Flammen.

Die schwedischen Truppen[54] hielten sich allerdings nicht lange auf, da sie sich auf eine Belagerung im Winter kaum einlassen wollten und sie überdies am gleichen Tag von Bernhard eigenhändige Instruktion erhielten, ‚sich vor Cronach, weil selbiger orth gleichwohl von zimlicher importanz undt mit ein 500. Man besetztt, nicht [zu] engagieren, sondern seine marche [wormit es bishero des sehr bösen wetters […] halben sehr langsam zugangen) recta uf Bamberg nehmen‘ (Skrifter II Bd. 7, S. 21). Über den Angriff auf Kronach schreibt die Nonne[55] vom Heiligen Grab in ihr Tagebuch: ‚Freidtag den 4. februarius [richtig: 3.2.] hat der feind wiedterumb an die statt Cronig angesetzt / aber sie haben mit Spott müssen abziehen / dann es seint ihr 200 gewesen / so den ersten anlauff gethon haben / disse seint alle nidter gemacht worden / das ihr uber zwen oder drey nicht dar von kumen seint, wie uns ein schwedischer soltadt selbst gesagt / der auch dabey gewessen ist / dan es sey von der statt heraus hauffen weis auff sie gangen / dann die Croniger seint wie die teüffel, er möchte wol einen sehen‘. (Tagebuch der Maria Anna Junius in BHVB 52, Bbg. 1890, S. 103).

Lichtenfels[56] wurde am 6. Februar, von Soldaten und Bürgerschaft nahezu verlassen, kampflos eingenommen. Staffelstein[57] wollte sich nicht kampflos ergeben. In der Stadt lag eine Kompanie vom Jung-Pappenheim’schen Regiment (Graf Philipp von Pappenheim war ein Vetter des bei Lützen gefallen[en] Feldmarschalls Gottfried Heinrich von Pappenheim[58]). Die schwedischen Truppen sprengten jedoch die Tore am 7. Februar mit Petarden[59] auf, hieben die Besatzung nieder und plünderten[60] den Ort aus. Nach dem Bericht der Bamberger Jesuitenchronik fielen 106 Personen aus Bürgerschaft und Garnison der Furie der Angreifer zum Opfer und wurden am folgenden Tag beerdigt. (BHVB 48, S. 40). Am 8. Februar nahmen die schwedischen Truppen ihr Hauptquartier in Scheßlitz[61] und am 9. Februar zogen Lohausen und Bulach ohne Gegenwehr in Bamberg ein. Das Militär und alle höheren Personen hatten sich in die Festung Forchheim[62] geflüchtet. Die Schwedischen Truppen bezogen nun in und um Bamberg Winterquartiere[63] und lagen bis Mitte März in der Stadt. (Looshorn VI, S. 291f.; Chemnitz II, S. 38ff.)„.[64]

„Bernhards Plan war anfangs nur auf die Eroberung Regensburgs[65] gerichtet. Über die Eroberung Auerbachs in der Oberpfalz wollte er sich den Weg dorthin ebnen. Oxenstierna[66] hinderte ihn jedoch an der Ausführung dieses Plans und bewog ihn, an die Donau zu marschieren[,] um sich dort mit dem Feldmarschall Gustav Horn zu vereinigen. (Soden II, S. 56).

Herzog Bernhard verließ am 27. März mit seiner mittlerweile 13.000 Mann starken[,] (ebd. S. 57) aus 15 Regimentern zu Roß und Fuß bestehenden Armee Bamberg. Den Generalmajor Georg von Uslar schickte er mit 22000 Reitern in 5 Regimentern, nämlich dem Weimar’schen (Leibregiment), Uslar’schen, Brandenstein’schen, Steinbock’schen (muß heißen: Steinbach’schen) und Becker’schen (muß heißen Beckermann’schen) zur Verproviantierung von Weißenburg[67] voraus (ebd. 60). Am vorhergehenden Tag begehrte er in einem Schreiben an den nürnbergischen General von Schlammersdorff für seine Armee auf 2 Tage je 14.000 Pfund Brot. Er selbst kam am 29.3. nach Nürnberg. Hier legte er dem Rat seine Pläne dar und forderte, daß die Stadt noch etwa 800 bis 1000 Mann zu ihrer Verteidigung aufnehme. Außerdem drang er darauf, daß die Stadt jene 130 Mann vom Hastver’schen Regiment weiterhin behalte und bezahle, die sie bisher bereits in Garnison hatte.

Am 30. März verließ Bernhard Nürnberg und logierte mit der gesamten Armee im Amt Schwabach.[68] Nach Ansbach, das er am 31. März erreichte, hatte er Nachricht übersenden lassen, man möge 20.000 Pfund Brot backen und binnen 2 Tagen zur Lieferung in Bereitschaft halten lassen. (Ebd. S. 58ff.). Dort beschloß Bernhard, die befestigten Plätze Herrieden[69] und (Wolframs-)Eschenbach[70] ein[zu]nehmen. Er kommandierte deshalb den Generalmajor Lohausen mit einigem Volk und Stücken vor Eschenbach, welcher am 23.3./2.4.1633 Bresche schießen ließ und die Besatzung und Bürgerschaft zur Übergabe durch Akkord[71] zwang.

Er selbst zog, nachdem er von Ansbach[72] zusätzliche Geschütze angefordert und das Hastver’sche Regiment von Neustadt[73] herbeigerufen hatte, am 2. April vor Herrieden. Die bisherige kaiserliche Garnison bestand aus 150 Mann und hatte die zweimalige Aufforderung, sich zu ergeben, mit höhnischen Worten abgewiesen. Der Herzog ließ daraufhin Bresche schießen und den Graben füllen: ‚Worauff die belagerte[n] ein weis fähnlein über die maure ausgestecket / vnd sich zum accord erboten. Da dann der Obriste Hastvert unter die breche gegangen / vnd jemand, den accord zu machen / herausgefordert: Hingegen sie [jemand] von [den] Officierern hinein begehrt. Wie nun Capitain von gemeldtem Obristen nebst dessen Capitain Lieutenant[74] durch die breche hineinge-stiegen / vnterdessen ihnen der Obrister [Hastver] etwas hart zugesprochen / wolten sie solches nicht recht verstehen / sondern gaben auf gemeldte beyde Officierer fewr heraus / vnd ward der Capitain Lieutenant dergestalt getroffen, das er todt aufm platze blieb. Worüber der Herzog [Bernhard] entrüstet / das Gespräch abrumpiret / mit Stücken noch zweymal Salve gegeben / die breche also erweitert / vnd die Soldaten hineingehen lassen‘. (Chemnitz II, S. 96). Außer Weibern und Kindern wurde alles niedergehauen und die Stadt geplündert. Das Hastver’sche Regiment wurde zunächst als Besatzung hineingelegt, allerdings nach einigen Tagen durch den Rittmeister Christoph von Rochau (Rochow) mit einer Kompanie zu Pferd von Bernhards Leibregiment[75] und 200 Musketieren[76] ersetzt. (Soden II, S. 62, S. 67).

Es ist anzunehmen, daß der Verlauf der Belagerung nicht im eigentlichen Sinne Hastvers verlief, der ja, wie die vorausgegangenen Ereignisse zeigen, eher zur Nachgiebigkeit tendierte. Unter dem Bruck Bernhards hatte er aber keine andere Wahl. Die Vorgehensweise in Herrieden wirft jedoch auch ein Bild auf die brutale Kompromißlosigkeit Bernhards und läßt einige Parallelen zu den Belagerungen Kronachs erkennen. Hier war Hastver im Jahre 1632 wieder abgerückt, nachdem er die Aussichtslosigkeit seiner Aktion eingesehen hatte. Was passiert wäre, wenn Herzog Bernhard, der bei seiner Belagerung Kronachs im Jahre 1634 bereits Bresche geschossen hatte und stürmen ließ, die Stadt eingenommen hätte, läßt sich aus obigem Verlauf erahnen.

Von Ansbach zog Bernhards Armee, die sich mittlerweile mit weiteren Regimentern verstärkt hatte, unter anderem mit dem Regiment zu Fuß des Obersten Thomas Sigmund von Schlammersdorff, über Donauwörth[77] in Richtung Augsburg.[78] Hastver blieb mit seinem Regiment in Ansbach zurück“.[79]

„Im Februar [1634; BW] ging der Spanisch-Kaiserliche General de Celada [N marques de Villaneuva del Fresno y Zelada; BW] mit 1600 Mann zu Roß und 3000 zu Fuß, welche von Luxemburg herkamen, bei Andernach[80] über den Rhein,  um sich mit den Kölnischen und Neuenburger [Pfalz-Neuburg; BW] Truppen zu verbinden, dann gegen die Lahn vorzudringen und auf den Westerwald einzufallen. Kanzler Oxenstirn machte daher die nöthigen Anstalten, ihnen an der Lahn zu begegnen. Er verstärkte die Garnisonen an allen Lahnpässen und Generalmajor Beckermann mußte aus der Wetterau[81] mit 8000 Mann zur Verstärkung herbeiziehen. Der Lahnpaß bei Diez[82] bedurfte um deßwillen eine besondere Aufmerksamkeit, da er nicht, wie Limburg,[83] durch eine Garnison vertheidigt wurde. Dort residirte damals Sophie Hedwig, geborne Herzog von Braunschweig, hinterlassene Wittwe des Holländischen Feldmarschalls Grafen Ernst Casimir von Nassau-Diez, welcher bei Ruremonde[84] den 26. Mai 1632 durch eine Musquetenkugel[85] getödtet worden war, um in der Mitte ihrer treuen Unterthanen ihre übrigen Lebenstage im Witwenstand zuzubringen und die Grafschaft unter Leitung ihres trefflichen Oberamtmanns Naurath selbst zu regieren. Da nun ohne ihre Einwilligung nach den bestehenden Reichsgesetzen keine Garnison in ihre Residenz gelegt werden durfte, so wurde es ihr unter den dringenden Umständen in den Willen gestellt worden, eine starke schwedische Garnison zur Vertheidigung der Lahnbrücke aufzunehmen oder die Brücke selbst unbrauchbar machen zu lassen. Die Fürstin zog Letzteres vor und so mußte die Zerstörung der Brücke in aller Eile vorgenommen werden, indem man den Marquis de Celada ganz nahe glaubte. Am 4. März 1634 wurden auch die nöthigen Arbeiten dazu begonnen. Da man aber damals in der Minen-Wissenschaft noch nicht weit gekommen war und die Wirkung der Mine in Ansehung der nöthigen Quantität des Pulvers zur Ladung der Minenkammern bei den verschiedenen Arten von Mauer- und Erdwerk mehr auf Muthmaßungen, als auf festen Grundsätzen beruhte, so war es kein Wunder, daß die Brückenpfeiler zwar alle erschüttert und aus ihrer perpendiculären[86] Richtung herausgebracht, aber nicht auseinander gerissen wurden. Es bietet daher die Lahnbrücke zu Diez bis auf diesen Tag das eigenthümliche Schauspiel dar, daß die Brückenpfeiler zum Theil oder ganz umgeworfen sind, auf die man in der Folge wieder neue Pfeiler aufgebaut hat. Da die erwartete Hilfe ausblieb, auch der Prinz von Oranien eine Diversion nach Rheinfelden[87] machte, zog sich Celada wieder über den Rhein zurück.

Generalmajor Beckermann nahm nun festes Standquartier in Freiendiez,[88] besetzte alle übrigen Pässe der Lahn, um die vordringenden Kaiserlichen zurückzuhalten und mußte sich auch Graf Ludwigs Reiterregiment an die Lahn begeben“.[89]

Beckermann überzog seit 1634 das gesamte kurkölnische Sauerland mit seinen Truppen. „Während die Lüneburger [nach der Einnahme Höxters[90] am 20.4.1634 durch Geleen[91] u. Bönninghausen; BW] auf Hildesheim[92] zurückwichen, marschierten Geleen und Bönninghausen[93] den Hessen[94] unter Melander [Holzappel; BW] entgegen, der die Vereinigung mit Herzog Georg suchte und von Lippstadt[95] über Neuhaus[96] und Bielefeld[97] im Anzug war. Die Kaiserlichen überfielen Melanders Vorhut unter dem Obristen [Wendt v.; BW] Krassenstein, der 12 Reiterkompanien führte, und zersprengten sie vollständig. Bönninghausen nahm Krassenstein, die Dragonermajore[98] von Dalwig und Leeden gefangen, außerdem 5 Rittmeister. Nur drei Rittmeister kamen mit wenig Reitern davon, wie Melander seinem Kriegsherrn aus Herford[99] am 25. April berichten mußte. Melander befand sich in recht gefährlicher Lage und wurde in Herford eingeschlossen, doch rückten die Kaiserlichen über Salzuflen,[100] das sie plünderten, ab, als sich Herzog Georg mit der Hauptarmee endlich in Bewegung setzte. Er vereinigte sich mit Melander, der durch 2 schwedische Regimenter aus der Wetterau unter dem Obristen Beckermann verstärkt worden war. Der Übermacht waren Geleen und Bönninghausen nicht gewachsen. Sie wichen zurück, bezwangen aber Lünen[101] und Hamm,[102] die hessischen Stützpunkte an der Lippe, wobei stattliche, dort aufgehäufte Kriegsmittel und die Beute aus den Stiftsländern ihnen zufielen. Ligatruppen aus Warendorf[103] und Münster[104] hatten inzwischen Beckum[105] und Lüdinghausen[106] besetzt. Auf die Nachricht, daß der Feind gegen die Lippepässe Haltern[107]-Lünen, ihre Rückzugslinie, vorrücke, gaben Geleen und Bönninghausen die Belagerung von Coesfeld[108] auf; ihr Rückmarsch geschah in Unordnung, ein Teil der Bagage[109] blieb stehen. Lünen wurde am 18. Mai von den lüneburgisch-hessischen Truppen zurückerobert“.[110]

„Während Herzog Georg mit der Belagerung von Borken[111] beschäftigt war, bewies Bönninghausen durch einen seiner unerwarteten Reitereinfälle, daß er trotz der Verluste, die seine Kavallerie betroffen hatten, noch immer ein Faktor war, mit dem man auf protestantischer Seite zu rechnen hatte. Am 20. Juni zog er sechs Reiterregimenter zusammen, sein Leibregiment und die Regimenter der Obristen Eremite [Bracht; BW], Loe, Osterholt, Wendt und Schwarzenberg,[112] und ging mit ihnen über Olpe[113] auf Attendorn[114] vor; am 22. Juni erfuhr der Landgraf [Wilhelm V.;[115] BW] von Hessen, daß es auf seine Stammlande abgesehen. Es schien, als wolle Bönninghausen die hessische Offensive nach dem Rhein wieder mit einer Gegenoffensive auf Hessen parieren. Er zwang den hessischen Obristen Geyso, die Belagerung von Obermarsberg[116] aufzugeben, brach in die Grafschaft Waldeck ein, führte Pferde und Schlachtvieh mit sich fort, brandschatzte die Dörfer und tat den hessischen Untertanen auf alle Art Abbruch. Eiligst sandte Herzog Georg den schwedischen Generalmajor Beckermann mit 3000 Pferden und allen Dragonern ab, um Bönninghausen zu stellen, der nach seiner gewohnten Art auswich. Verfolgt von der gegnerischen Reiterei erschienen seine Regimenter am Abend des 7. Juli im Herzogtum Berg, wo Bönninghausens Name für die Bevölkerung von seinen letzten Durchzügen her einen furchtbaren Klang hatte. Sie nahmen ihren Weg über die Wipperfürther Straße bis Mülheim,[117] massenweise geraubtes Vieh mittreibend. Graf [Philipp v.; BW] Mansfeld, der inzwischen am Rheine angelangt war und von den Kurfürsten von Köln[118] und Mainz[119] zu scharfem Vorgehen gegen den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm[120] veranlaßt wurde, wies Bönninghausens Reiterei in den bergischen Ämtern Porz[121] und Lülsdorf[122] Quartiere an. Wieder hausten die Söldner in zügelloser Weise, zerstörten die Feldfrüchte und trieben in förmlichen Treibjagden das Vieh ab, das die Bauern großenteils in die Wälder geflüchtet hatten. Durch die Einlegung dieser Truppen suchten die geistlichen Fürsten den Widerstand des Pfalzgrafen gegen die Vereinigung seiner Soldaten mit der kaiserlich-ligistischen Armee zu brechen. Mansfelds Generale und Obristen benutzten die Gelegenheit, auf Kosten des Landes ihre Taschen zu füllen“.[123]

Im Falle Beckermanns setzte die Legendenbildung früh ein.

„Hessische Truppen waren Anfang Juli [1634; BW] in die ihnen als Kontributionsgebiet angewiesene Grafschaft Mark eingerückt. Der bei Iserlohn[124] und Menden[125] mit seinen Truppen stehende Lothar Dietrich von Bönninghausen wich ihnen aus und zog sich auf Arnsberg zurück. Da seine Kavallerie der hessischen jedoch unterlegen war, zog Bönninghausen  in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli mit seinen vier deutschen und fünf spanischen Regimentern aus Arnsberg nach Attendorn ab. Nur 60 Mann ließ er auf Schloss Arnsberg zurück und befahl, alle in der Stadt befindlichen Lebensmittel auf die Festung bringen zu lassen. Dann versetzte er das Schloß in Verteidigungszustand und ließ die Zugbrücke hochziehen, so daß es von der Stadt abgeschnitten war. Bürgermeister und Rat stellte er frei, die Stadt zu verteidigen. Generalmajor Beckermann, der im Schwerter[126] Hauptquartier von Bönninghausens Abzug aus Arnsberg erfahren hatte, benachrichtigte am 8. Juli seinen hessischen Vorgesetzten, daß er gegen Arnsberg ziehen wolle und schlug wohl schon am nächsten Tag bei der Freiheit Hüsten[127] sein Hauptlager auf. Seine Reiter ließ er in der Umgebung fouragieren, wobei sie das Kloster Oelinghausen[128] völlig ausplünderten. Am 10. Juli besetzte er dann die Abtei Wedinghausen[129] und forderte den Arnsberger Magistrat ohne Erfolg zur Übergabe der Stadt auf“.[130]  In der 1720 verfassten Wedinghauser Klosterchronik heißt es dazu:Im Jahre 1634, am Vorabend des St. Nobertustages, erwies Gott der Stadt Arnsberg und zwar, wie nicht bezweifelt werden kann, auf die Fürbitte jenes Heiligen – eine große Gnade. Hessische Truppen unter Anführung eines aus Arnsberg gebürtigen Obristen Namens Beckermann belagerten die Stadt. Sie hatten ihr Lager und ihre Batterien bei dem Kloster aufgerichtet, von dessen Anhöhe sie die Stadt beschießen konnten. Das Schloß und die Stadt hatten zwar eine ziemlich starke Besatzung; doch war dieselbe dem Feinde nicht gewachsen, und die Mauern der Stadt waren schwach, daß diese nur von den Kanonen des Schlosses, welche die ganze Umgegend beherrschten, Schutz hoffen konnte. Unter solchen Umständen lebten die Bewohner in großer Angst; den in jenem schrecklichen Kriege, war das Schicksal einer eroberten Stadt fast immer Plünderung, Mord und Brand.

Während dieser Belagerung war eines Tages der feindliche Anführer Beckermann auf den Kirchhof neben der Klosterkirche gegangen, um das Grab seines Vaters zu besuchen. Als er nun neben dem Hügel stand und, in Wehmut versunken, seine Augen auf der Grabschrift ruhen ließ, da wurde vom Schlosse her eine Kanone auf ihn abgefeuert. Die Kugel flog nahe über seinem Kopfe hin, riß ihm den Hut ab und schlug hinter ihm in die Klostermauer, da wo noch jetzt der Eindruck der Kugel im Steine neben der Inschrift zu sehen ist.

Diese wie von Gottes Hand gelenkte Kugel, erschütterte das mit Groll gegen seine Vaterstadt erfüllte Gemüth des Mannes so sehr, daß es ihm unmöglich wurde, sein unfrommes Beginnen fortzusetzen.

Während er nun darüber nachdachte, unter welchem Vorwande er die Belagerung aufgeben könnte, schickte Gott am Tage vor dem Feste des h. Nobertus, das ist am 10. Juli, plötzlich ein Gewitter mit so heftigem Platzregen, daß die Ruhr alsbald ungewöhnlich hoch hoch anschwoll. Jetzt berief Beckermann sogleich einen Kriegsrath und trug seinen Officieren vor: Als geborener Arnsberger kenne er die Natur des Flusses genau, er träte leicht aus seinen Ufern, sei dann sehr reissend, und sicher werde die Uberschwemmung jetzt bald so groß sein, daß ihnen jeder Auswegh abgeschnitten seyn würde, indem ja der Lauf des Wassers das Kloster zu einer Halbinsel mache, die auf der einzigen offenen Seite, durch die Stadt geschlossen sey: Wenn nun die Besatzung einen Ausfall machte, und andere unvorhergesehene Umstände einträten, so würden sie in große Gefahr gerathen und sich weder zu dem Hauptheere zurückziehen noch von demselben Hilfe erhalten können. Hierauf wurde die Aufhebung der Belagerung beschlossen, und mitten in der Nacht zog das ganze Corps still und wie von einem panischen Schrecken ergriffen ab.

Am anderen Morgen, als die Glocken des Klosters zum Feste des Ordensstifters riefen, strömten die Anwohner Arnsbergs, voll Freude über die ungehoffte Rettung und unter gegenseitigen Glückwünschen, zum Kloster in ihre Pfarrkirche, dankten Gott und wählten den h. Vater Norbertus zum Patron der Stadt. Dann traf die Bürgerschaft mit dem Abte die Uebereinkunft, daß alljährlich an diesem Tage, ein feierlicher Bittgang durch die Straßen der so wunderbar erhaltenen Stadt, nach dem alten Schlosse gehalten werden sollte“.[131]

„Schon der Arnsberger Historiker Karl Féaux de Lacoix hat darauf hingewiesen, daß manche Einzelheiten und Überlieferungen der oben genannten Ereignisse nicht zutreffen können. So wurde z. B. das Fest des Hl. Norbert am 6. Juni gefeiert. Erst im Jahre 1637 wurde die erste Dankprozession in Gedenken an die Errettung der Stadt gehalten und durch einen Ratsbeschluß vom 2. Juni 1646 bestimmte der Arnsberger Magistrat, daß zukünftig jedes Jahr am 11. Juli eine Prozession von der Pfarrkirche durch die Stadt bis zum kurfürstlichen Schloß gehalten werden solle.

Walter Wahle hat in einer kurzen Studie die historischen Fakten um Beckermanns Anschlag recherchiert. Er kann überzeugend belegen, daß Beckermann mit seinen Reitereinheiten das Schloß Arnsberg unter normalen Umständen nicht hätte einnehmen können. Zu einer wirksamen Beschießung fehlten ihm sogar die Geschütze. Wahle macht plausibel, daß Beckermann plante, bei der damals andauernden trocken-warmen Wetterlage die Wasserkunst des Schlosses zu zerstören und nach Versiegen des Schloßbrunnens damit die Besatzung zur Aufgabe zu zwingen. Der Plan war gut ausgedacht und zeugte von Ortskenntnis. Dies macht auch verständlich, warum Beckermann nach Einsetzung des Gewitters wieder von Arnsberg abzog. Denn sicherlich hatte er nicht nur Angst davor, durch die anschwellende Ruhr von seinem Hauptlager in Hüsten abgeschnitten zu werden. Der Regen machte seinen Plan sofort zunichte, denn er konnte annehmen, daß die Besatzung des Schlosses jede Möglichkeit nutzen würde, um Trinkwasser aufzufangen. Zudem wird der Schloßbrunnen nach dem Unwetter ebenfalls wieder Wasser geführt haben.

Beckermann hat jedenfalls seinen Plan, Arnsberg zu erobern, nicht aufgegeben und seinen landgräflichen Dienstherrn auch davon zu überzeugen gewußt. Bei einem Kriegsrat, der am 1. September 1634 in Schwerte zwischen dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen (1602-1637) und seinem Oberkommandierenden Generalleutnant Peter von Holtzapfel gen. Melander (1585-1648) stattfand (an dem wahrscheinlich auch Beckermann teilnahm), wurde beschlossen, Arnsberg mit der ganzen Armee anzugreifen und nötigenfalls zu belagern. Der Landgraf benachrichtigte sofort die Stadt Soest,[132] den hessischen Proviantmeister bei der Beschaffung der für die Belagerung nötigen Lebensmittel zu unterstützen, denn die Eroberung Arnsbergs bringe Vorteile, da auch Soest durch die Plünderungen der Arnsberger Besatzung gelitten habe. Als die Hessen bereits zum Einsatz gegen Arnsberg angetreten waren, erhielten sie Befehl, sich der schwedischen Hauptarmee anzuschließen, die in Süddeutschland unter Druck geriet. Der Landgraf brach nach Kassel[133] auf, Melander und Beckermann zogen an den Main, die Gefahr für Arnsberg war gebannt“.[134]

„Am 16. Juli zwang er [Bönninghausen; BW] das feste Haus der Familie von Schenk in Schweinsberg[135] durch Geschützfeuer zur Übergabe, wobei der Ort in Brand geriet und die unterhalb der Burg liegenden Häuser bis auf zwei niederbrannten. Wenige Tage später rückte Bönninghausen, der im Dorfe Seelheim[136] sein Quartier genommen hatte, mit dem Hauptteil der Reiterei in die Gegend um Hersfeld,[137] von da gegen Melsungen,[138] wo er auf Melander stieß, der sich mit dem schwedischen Generalmajor Beckermann conjungiert hatte. Die Kaiserlichen verloren 50 Tote und wichen bis Hersfeld zurück, doch konnten sie sich der feindlichen Bagage bemächtigen“.[139] Der Pfarrer Johannes Cervinus [um 1579-1659][140] aus Wetterfeld[141] hält in seiner Chronik fest: „Den 10 7bris [20.7.; BW] 1634. Obrister Beckerman mit 50 pferden gehn wetterfelden kommen“.[142]

Am 13.9.1635 lag sein Regiment, bestehend aus 8 Kompanien, angeblich noch vor Magdeburg.[143]

Über die Kriegsereignisse um und in Mühlhausen[144] wird berichtet: „Den 15. September [25.9.; wahrscheinlich muss es heißen 1./11.9.1635; BW] ist Landgraf Wilhelm zu Hessen mit seiner ganzen Armee zu Roß und zu Fuß auf uns zu marchiret, hat in die Stadt den hessischen und schwedischen Generalstab logirt, unter welchen war der Generallieutenant Peter Holzapfel, genannt Melander, Generalmajor Klaus Dietrich Sperreuther,[145] Generalmajor Beckermann, alle Officiere von der ganzen Armada. Diese, sowie die Soldaten verstunden sich aufs turbiren[146] und knöchen[147] und haben die Bürgerschaft so schrecklich tribuliret,[148] daß es zum Erbarmen gewesen, und hätte sich von Benachbarten kein Mensch ein solches versehen. Die Quartiermeister schlugen die Rathsdiener und stelleten sich wie die lebendigen Teufel. Der Landgraf aber blieb zurücke und ließ dies alles geschehen.“[149]

Der Hildesheimer[150] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan berichtet unter dem 3./13.10.1635: „Diesen Nachmittag zogen 5 Regimenter Schwedische Banniersche [Banér; BW] Cavallerie mit starker Bagage vorüber nach der Marienburg,[151] verwüßteten es sehr, wo ihre March hergieng, der Obrist Graff von Holtz[152] und Concon[153] waren dabey, der General-Majeur Beckermann commendirte das Volk“. Unter dem 10./20.10. heißt es: „Heut kam Zeitung Bannier hätte Lüneburg[154] belagert und schöße Fewr hinein. Hatte 30.000 Thl und sein Hauptquartier von und in die Stadt begehrt, sie haben sich mit 24.000 Thl abkaufen müßen“.[155]

Im Dezember 1635 war Beckermann in Umstadt[156] (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) einquartiert: „Den 1. Dezember [11.12., BW] abends um 7 Uhr kam der schwedische generalleutnant über die kavallerie, herr rheingraf Johann Philipp,[157] vors tor, und zog in der eiteln nacht die ganze kavallerie bei der pfort furüber, nahm ihr quartier uf den dorfschaften der ämter Umstadt, Otzberg [die Burg war 1626 Georg II. v. Hessen-Darmstadt als Kriegsentschädigung zugewiesen worden[158]; BW] und Habitzheim;[159] allein der herr general samt dem generalstab[160] und einer kompagnie zu fuß nahm quartier in der stadt.

Den 2. Dezember [12.12.; BW] zog der herr general rheingraf nach Breuberg,[161] hielt sein beilager[162] mit herrn Ludwigs zu Erbach fräulein tochter daselbsten. Unterdessen kamen an des herrn generals stelle in die stadt herein der herr obrist Panieck,[163] obrist Belchermann [Beckermann; BW] und andere mehr, und ward die stadt ganz erfüllet mit reutern und soldaten. Als nun herr rheingraf  sein beilager gehalten, ist er hier vorbeigezogen.

Den 5. Dezember [15.12.; BW], da dann alles aus der stadt wie auch die ganze kavallerie ihm gefolget“.[164]

In diesem Dezember hatte Caretto di Grana Beckermanns Frau gefangen. Er forderte 9.000 Rt. Lösegeld und drohte, er würde sie sonst ins Gefängnis werfen lassen.[165]

Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 3./13.3.1636: „Diese Wochen komen die Schwedische immer näher in diese Länder. So kamen auch alle Schwedische Regimenter als Beckermenß, des Gral-Majeurn, und Bruneckers,[166] so bis dato in der Graffschafft Lippe gelegen, herüber“.[167]

1636 unterstand Beckermann dem Befehl Levens (Leslie).[168] Angeblich führte er „ein minderwertiges deutsch-schwedisches Söldner-Regiment“.[169] Nach seiner eigenen Aussage würde er gegen die Schweden „keine Pistol lösen“ würde,[170] d. h. ein Wechsel ins kaiserliche Lager war für ihn undenkbar.

Er nahm im Juni 1636 am Entsatz Hanaus[171] teil.

Im „Theatrum Europaeum“[172] heißt es: „Kurz zuvor ist vermeldet / wie der Herr Käyserliche General Graff Gallas[173] viel Volcks umb Wormbs[174] und Speyer[175] zusammen gezogen / welches uff Hanaw angesehen zu seyn erachtet wurde / unter welchen der Hertzog von Florentz [Mattia di Toscana; BW] / ist aber gar zu spath kommen / dann wiewol zu der Blocquirung Hanaw (als kurtz zuvor ist angezeigt worden) der Käys. Gen. Wachtmeister[176] / Freyherr von Lamboy alle gute Vorsehung gethan / und starcke Præparatoria ( mit Auffwerffung unterschiedlicher Schantzen[177]) verfertigen lassen / den Belägerten den Außfall gantz und gar zu benehmen / und der bevorstehenden Erndt verlustigt zu machen / so hat sich doch unversehens begeben / daß Landgraff Wilhelm von Hessen mit etlichen von deß Schwedischen Generals Leßle Trouppen sich auffgemacht / unnd ehe man es recht wahr nehmen können / Sonntags den 12. 22. Junii beneben gedachtem General Leutenant Leßle unnd Major Beckerman zu Windecken[178] / unferm von Hanaw / mit der Avantgarde in 6000. starck angelangt / darauff in der Nacht den Belägerten ein Fewer-Zeichen von einer Höhe gegeben / welchem sie mit 4. halben Carthaun-Schüssen[179] geantwortet. Nach solchem hat man sich zum Aufbruch fertig gemacht / unnd gegen dem Käyserischen Läger vor Hanaw angefangen zu marchiren. Und ob wol mehrbesagter Herr Lamboy / als Käyserlicher Wachtmeister / die Hess- und Schwedischen den Sambs- unnd folgenden Sontag auff den Pässen in dem Wald durch stätiges Scharmütziren[180] auffzuhalten vermeynet / und indessen seine Schantzen umb die Statt alle besetzt / unnd mit den Stücken versehen / in Hoffnung der versprochene Succurs[181] nächst diesem ankommen würde: Nichts desto weniger aber seynd besagte Hess- und Schwedische den folgenden Montag als den 13. Junii styl. vet.[182] in aller frühe mit Gewalt durchgebrochen / gegen das Käyserische Läger avancirt / und der Schantzen theils mit Stürmen / Schiessen und Granaten / theils aber in der Güte mächtig worden. Haben also den Paß in die Statt mit Gewalt eröffnet / und den Orth nach jähriger Belägerung mit etlich hundert Wägen starck proviantiert / und mit frischem Volck als I. Fürstl. Gn. Landgraffen Wilhelms Rothen Leib-Regiment in 1200. Mann starck / und einem Regim. Pferdt (gegen denen das Burgsdorffische [Hans Christoph v. Burgsdorff; BW] / so in 200. Mann nicht mehr gehabt / herauß genommen worden) wiederumb besetzt.

Es ist aber gleichwohl hierzwischen eine veste Real-Schantz von den Käyserischen / welche der Obr. Leutenant Marschall  neben 400. commandirten Soldaten vom Jung-Tyllisch- und Bönninghausischen Regiment ingehabt / starck besetzt geblieben / biß endlich die Schwedisch- und Hessische / nach darauff gethanen 160. halben Carthaun-Schüssen / und drey verlornen General-Stürmen / darinnen in etlich hundert Soldaten geblieben / dieselbe auff Gnad und Ungnad bekommen / da dann mehrentheils darinn gelegene Soldaten / wie besagt / in die 400. untergestellt / der Commendant aber als Obriste Leutenant Marschall / unnd Obr. Leutent Papa [Ernst Weseler v. Pape; BW] in die Hanawer Newstatt gebracht / und über Nacht behalten / folgenden Morgen aber nach Windecken geführet worden. Selbigen Abend noch ist Steinheim[183] / einen starcken Canonenschuß gegen Hanaw / oberhalb jenseit Mayns gelegen / mit 1000. Pferdten berennet worden / wohin Herr General Lamboy sich reterirt / die Thor beschütten / und sich aufs beste wider allen Anlauff verwahren lassen / wie er dann von seinem Beicht-Vatter einem Jesuiten / das Hochheylig Abendmahl empfangen / und sich mit seinen Soldaten ritterlich zu defendiren / resolvirt / ist aber durch gegebene Ordre daselbst abgefordert / unnd in 200. Chur-Mäyntzische Soldaten von deß Herrn Graffen zu Dona[184] [Heinrich Graf zu Dohna ?; BW] Regiment / so zu Mäyntz[185] / dahin gelegt worden“.[186]

Beckermann nahm an der Schlacht bei Wittstock[187] teil.

In schwieriger Lage besiegte Báner am 4.10.1636 bei Wittstock überraschend die siegessicheren Sachsen und Brandenburger. „Einen solchen unerwarteten Gegenstoß arrangierte er jetzt im nördlichen Brandenburg. Elf Tage lang spielte sich dort ein merkwürdiges Schauspiel ab. Wie zwei Boxer umkreisten die zwei Heere einander; die schwedische Armee wie ein verbissener und selbtbewußter Fliegengewichtler, der immer wieder den Schlagabtausch sucht, während der großgewachsene Widersacher – verwirrt und nicht wenig verängstigt durch seinen aggressiven Gegner – immer wieder ausweicht. Aber am Samstag, dem 24. September, stellte Banérs Heer seinen Gegner in dem hügeligen, bewaldeten Terrain unmittelbar südlich der kleinen Stadt Wittstock. Die Kaiserlichen und die Sachsen hatten beschlossen, ihre Gegner auf einigen sandigen Höhen, dem Scharfenberg, zu empfangen; der Sicherheit halber hatten sie einen Teil der Front mit sechs in aller Hast gegrabenen Schanzen und einer Mauer zusammengeketteter Troßwagen[188] gedeckt. Ihre Befehlshaber warteten lange darauf, daß sich die schwedischen Truppen auf den offenen, sumpfigen Feldern vor ihrer Front offenbarten, um sich wie bei Nördlingen[189] in geordneten Formationen von der zahlreichen Artillerie niedermähen zu lassen. Aber statt dessen kam die Meldung, daß die schwedischen Truppen völlig unvermutet und gegen herkömmlichen Brauch durch einen Wald aufmarschiert waren, an den sich der linke Flügel der vereinigten Armeen anschloß, und daß sie schon gut geordnet bereitstanden, um die kaiserlichen und sächsischen Truppen zu überflügeln ! Letztere waren daher gezwungen, ihre schönen Schanzen und ihre feine Wagenburg zu verlassen und gegen die angreifenden Schweden umzuschwenken. Dann begann die Schlacht.[190]

Sie dauerte Stunde um Stunde. Wie gewöhnlich war es kein richtig geordneter Kampf, sondern eher nur ein rhapsodischer Wirrwarr von Schwadronen[191] und Brigaden,[192] die ein ums andere Mal im Rauch aufeinanderprallten. Beide Seiten verfügten über große Kavallerieverbände, und diese waren bald in eins der blutigsten und ausgedehntesten Reitergefechte des ganzen Krieges verbissen – Schwadronen prallten für einige kurze, verwirrte Augenblicke aufeinander, während die wogenden Reiter (die Gesichter schwarz von Pulverstaub und weiß vor Schrecken) wild mit den Degen in die Luft hieben und ihre schweren Pistolen aufeinander abfeuerten: dann kämpften sie sich frei, wie Ringer, ordneten ihr Glied und ritten aufs neue an. Oft entschieden die Pferde über die Dauer der Schlacht. Sie hielten in der Regel nicht länger als vier, fünf Stunden Kampf durch, dann mußte der Verband aus dem Feuer genommen werden. Über dem Ganzen waren das Dröhnen der Schüsse, das Klappern der Harnische, das Splittern von Piken, das Wirbeln von Trommeln und die Silbertöne von Trompeten und Pfeifen zu hören, gemischt mit den Schreien der Verwundeten und Rufen der Kämpfenden. […] Banér selbst schrieb später in einem Brief, einen so »grausamen« Kampf habe er bis dahin noch nie gesehen.

Es fehlte nicht viel, und es wäre für die Schweden schlecht ausgegangen. Nicht genug damit, daß sie zahlenmäßig unterlegen waren: Banér hatte auch noch kurz vor der Schlacht seinen gesamten linken Flügel unter King[193] auf einen langen und unerhört gewagten Flankenmarsch durch morastiges und waldiges Gelände geschickt; er sollte nach einiger Zeit im Rücken der Vereinigten auftauchen. Nur selten hatte ein General die Nerven, im Kampf ein so riskantes Manöver zu versuchen, aber Banér wagte es. Das Problem war nur, daß der linke Flügel ausblieb. Währenddessen wurden Banérs Verbände langsam von dem überlegenen Feind zermürbt. Die aus Nationalschweden bestehende Schwedische Brigade wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und »fast ganz ruiniert«; von den 892 Männern des Verbands wurden fast zwei Drittel getötet oder verwundet. Die schwedischen Streitkräfte standen kurz vor dem Zusammenbruch, als ferner Kampflärm verkündete, daß King und die Männer des linken Flügels schließlich wieder zum Schlachtfeld gefunden hatten. Der Druck ließ sogleich nach, die Kaiserlichen wichen zurück, doch der einbrechende Abend setzte weiteren Kämpfen ein Ende.

Die beiden Heere biwakierten auf dem Schlachtfeld und entzündeten nur wenige hundert Meter voneinander entfernt ihre Lagerfeuer. Die Nacht wurde ruhig – nur vereinzelte Schüsse waren aus dem Dickicht zu hören; das waren die ständigen Begleiter der Schlachten, die Marodeure, die umherstreiften und die Toten und Verwundeten ausplünderten. Die anderen warteten auf den Tag und den Tod. In der Frühe des kalten Sonntagmorgens nahmen die schwer mitgenommenen schwedischen Verbände Aufstellung und rückten – sicher mit einem inneren Beben – aufs neue gegen die Höhen vor, die sie am vorhergehenden Tag vergebens zu erstürmen versucht hatten. Zu ihrer Verwunderung begegnete ihnen Schweigen. Die Sachsen und die Kaiserlichen hatten während der Nacht das Schlachtfeld verlassen. Sie fanden nur Reihen von verlassenen Kanonen (alles in allem 33 Geschütze; eins davon ein Dreipfünder, den Gustav Adolf 1631 seinen damaligen Verbündeten geschenkt hatte, der aber nun gegen die Schweden verwendet worden war; 24 der anderen waren schön gegossene Stücke mit Abbildungen von Wilden auf den Rohren), 180 Munitionswagen (ein Teil davon in tausend Stücke gesprengt, andere unbeschädigt und vollbeladen mit hochwillkommenem Pulver) sowie natürlich unglaubliche Mengen von Toten und Verwundeten. Ein Augenzeuge [Grimmelshausen ![194] BW] beschreibt das Grauen des Schlachtfeldes wie folgt: Die Erde, deren Gewohnheit ist, die Toten zu bedecken, war damals am selbigen Ort selbst mit Toten überstreut, welche auf unterschiedliche Manier gezeichnet waren, Köpf lagen dorten welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und hingegen Leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und jämmerlicher Weis das Ingeweid herauß, und andern war der Kopf zerschmettert und das Hirn zerspritzt; da sah man, wie die entseelten Leiber ihres eigenen Geblüts beraubet und hingegen die lebendigen mit fremdem Blut beflossen waren, da lagen abgeschossene Arm, an welchen sich die Finger noch regten, gleichsam als ob sie wieder mit in das Gedräng wollten, hingegen rissen Kerles aus, die noch keinen Tropfen Blut vergossen hatten, dort lagen abgelöste Schenkel, welche ob sie wohl der Bürde ihres Körpers entladen, dennoch viel schwerer worden waren, als sie zuvor gewesen; da sah man zerstümmelte Soldaten um Beförderung ihres Tods, hingegen andere um Quartier und Verschonung ihres Lebens bitten. Summa summarum: da war nichts anders als ein elender jämmerlicher Anblick !

Die nachsetzende schwedische Reiterei brauchte nur der Spur von verwundeten Soldaten, fortgeworfenen Kleidern, liegengelassenen Waffen und zu Bruch gefahrenen Troßwagen zu folgen, die nach Südwesten führte. Innerhalb weniger Stunden wurden große Teile des fliehenden Heeres zersprengt und auf den schmalen Wegen, die von Wittstock wegführten, niedergeritten; als man später die Beute zusammenzählte, waren unter anderem 151 Fahnen und Feldzeichen – die Ablieferung eines eroberten Feldzeichens wurde mit zwischen 10 und 30 Reichstalern belohnt, die Kanzlei des Kurfürsten, seine vergoldete Karosse sowie sein gesamtes Tafelsilber darunter“.[195]

Vom November 1638 datiert ein abgefangener Brief des Postmeisters Anton Blome aus Minden[196] an Beckermann in der Hoffnung auf Verbleiben Beckermanns im katholischen Glauben.[197] Im Januar 1639 wurde er durch Ferdinand Lorenz von Wartenberg[198] im Vest Recklinghausen[199] gefangen genommen.[200] Im November 1639 saß er immer noch ein und sollte gegen Zahlung von 1.400 Rt. entlassen werden, wie Johann von der Horst Melchior von Hatzfeldt mitteilte.[201] Da er sich weigerte, in kaiserliche Dienste zu treten, wurden ihm seine Güter entzogen. 1639 und 1640 kämpfte er weiter für Hessen-Kassel. Wahrscheinlich sollte er das Kommando der hessischen Truppen übernehmen, er starb aber zuvor. Bestattet ist er in der Stiftskirche in Kassel.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] KASTNER, Eberhard Beckermandt.
[2] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.
[3] Königsbach-Stein [Enzkreis].
[4] Georg Friedrich Markgraf v. Baden-Durlach [30.1.1573 Durlach/Karlsruhe-24.9.1638 Straßburg], mansfeldischer General.
[5] Stein, heute Ortsteil von Waiblingen [Rems-Murr-Kreis].
[6] Remchingen [Enz-Kreis].
[7] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[8] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[9] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[10] Königsbach-Stein [Enzkreis].
[11] Langensteinbach, heute Ortsteil von Karlsbad [LK Karlsruhe].
[12] Nach dem Beckermann-Artikel in der „wikipedia“.
[13] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[14] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[15] Vgl. KASTNER, Beckermandt.
[16] (Bad) Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[17] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[18] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[19] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[20] SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 24 (Schmidt zitiert hier PASTORIUS, Kurtze Beschreibung).
[21] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[22] Altenburg [LK Altenburger Land]; HHSD IX, S. 6ff.
[23] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[24] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[25] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.
[26] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[27] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[28] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[29] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.
[30] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[31] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[32] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.
[33] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[34] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[35] Ehingen (Donau) [Donau-Alb-Kr.]; HHSD VI, S. 167ff.
[36] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.
[37] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr.
[38] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[39] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[40] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[41] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[42] ENGERISSER, Von Kronach, S. 138f. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[43] Neustadt a. d. Orla [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 301f.
[44] Weida [LK Greiz]; HHSD IX, S. 471ff.
[45] Bad Lobenstein [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 261f.
[46] Nordhalben, Burg [LK Kronach]; HHSD VII, S. 525f.
[47] Ludwigsstadt [LK Kronach]; HHSD VII, S. 419.
[48] Teuschnitz [LK Kronach]; HHSD VII, S. 737f.
[49] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[50] Rosenberg, Festung: Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grundfläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbaukunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen Angreifern eingenommen. [wikipedia]
[51] Mitwitz [LK Kronach].
[52] Haßlach (bei Kronach) [LK Kronach].
[53] Entmannsdorf: Gehülz (mit Entmannsdorf, Breitenloh, Brand, Zollbrunn u. a.), Stadtteil von Kronach.
[54] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
[55] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 130f.
[56] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[57] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[58] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[59] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[60] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, daß wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, daß wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Der Hofer Chronist Rüthner weiß zu berichten, dass Borri fünf seiner Soldaten eigenhändig erstochen habe, die beim Plündern gefasst wurden; KLUGE, Hofer Chronik, S. 192: „Den 8. juni ist Zwickau mit accord übergegangen und aufgegeben worden, jedoch in auszug der schwedischen darinnen gelegene soldaten der accord nicht allerdings gehalten und fast meistentheils spoliret worden, unangesehen der kayßerliche general Borey 5 seiner eigenen leute über den raub erstochen“.
[61] Scheßlitz [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 663f.
[62] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[63] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[64] ENGERISSER, Von Kronach, S. 140f.
[65] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[66] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[67] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[68] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.
[69] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.
[70] Wolframs-Eschenbach [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 827f.
[71] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag; Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[72] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[73] Neustadt a. d. Aisch [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 512f.
[74] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[75] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[76] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[77] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[78] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[79] ENGERISSER, Von Kronach, S. 148ff.
[80] Andernach [LK Mayen-Koblenz]; HHSD V, S. 12f.
[81] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[82] Diez [Rhein-Lahn-Kr.], HHSD V, S. 75f.
[83] Limburg a. d. Lahn [LK Limburg-Weilburg]; HHSD IV, S. 292ff.
[84] Roermond [Niederlande, Prov. Limburg].
[85] Muskete: Die 1, 5 – 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f. Vgl. auch EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[86] perpendiculär: senkrecht.
[87] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[88] Freiendiez, heute Stadtteil von Diez [Rhein-Lahn-Kreis].
[89] KELLER, Drangsale, S. 204ff.
[90] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.
[91] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[92] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[93] Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.
[94] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein.  Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[95] Lippstadt [LK Soest]; HHSD III, S. 474f.
[96] (Schloss) Neuhaus; HHSD III, S. 671f.
[97] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.
[98] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
[99] Herford [LK Herford]; HHSD III, S. 312ff.
[100] [Bad] Salzuflen [LK Lippe]; HHSD III, S. 48.
[101] Lünen [LK Unna]; HHSD III, S. 486f.
[102] Hamm; HHSD III, S. 286ff.
[103] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.
[104] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[105] Beckum [LK Warendorf]; HHSD III, S. 56f.
[106] Lüdinghausen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 483ff.
[107] Haltern [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 283ff.
[108] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[109] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[110] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 298.
[111] Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.
[112] Johann Wilhelm Graf v. Schwarzenberg [Schwarzburg, Schwarzberg] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[113] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.
[114] Attendorn [LK Olpe]; HHSD III, S. 36ff.
[115] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[116] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.
[117] Mühlheim a. d. Ruhr; HHSD III, S. 532ff.
[118] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[119] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[120] Vgl. KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm. Wolfgang Wilhelm war wohl doch ein „offenbar recht beschränkter und unbeweglicher Geist, starr an einmal bezogenen Positionen festhaltend und von einem durch nichts zu erschütternden Bewußtsein wirklicher oder vermeintlicher Rechtspositionen durchdrungen, auf deren buchstäblicher Einhaltung er zu bestehen pflegte, ohne sich zu fragen, ob die Erreichung dieses Zieles nach Lage der Dinge möglich sei oder nicht“. SCHMIDT, Philipp Wilhelm, Bd. 1, S. 25f.  KÜHN-STEINHAUSEN, Korrespondenz, S. 9, charakterisiert ihn wohl zu positiv.
[121] Porz [Rheinisch-Bergischer Kreis]; HHSD III, S. 614f.
[122] Lülsdorf [Siegkr.]; HHSD III, S. 486.
[123] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 300f.
[124] Iserlohn [Märkischer Kreis]; HHSD III, S. 362f.
[125] Menden (Sauerland) [Märkischer Kreis]; HHSD III, S. 504f.
[126] Schwerte [LK Unna]; HHSD III, S. 680f.
[127] Neheim-Hüsten, heute zwei Ortsteile von Arnsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 551f. Freiheit: 1. gefreiter Bezirk vor einer Burg, 2. vor allem im südlichen Westfalen verbreitete Bezeichnung für sogenannte Minderstädte (Weichbild).
[128] Oelinghausen, Kloster, heute zugehörig zu Holzen, Stadtteil von Arnsberg [Hochsauerlandkreis].
[129] Wedinghausen [Stadt u. Landkr. Arnsberg]; HHSD III, S. 759.
[130] GOSMANN, Arnsberg, S. 82.
[131] GOSMANN, Arnsberg, S. 82f.
[132] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[133] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[134] GOSMANN, Arnsberg, S. 83.
[135] Schweinsberg, Stadtteil von Stadtallendorf [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 412f.
[136] Groß- und Kleinseelheim, heute Stadtteile von Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf].
[137] Bad Hersfeld [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 20ff.
[138] Melsungen [Schwarm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 327.
[139] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 314.
[140] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.
[141] Wetterfeld, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].
[142] SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 84.
[143] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 35.
[144] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[145] Vgl. LEISTIKOW; Sperreuter.
[146] turbieren: stören, in Unruhe versetzen.
[147] knöchen: plagen, quälen, zum Geben nötigen.
[148] tribulieren: quälen, plagen, bedrücken.
[149] JORDAN, Mühlhausen, S. 86.
[150] Hildesheim [LK Hildesheim]; HHSD II, S. 228ff.
[151] Marienburg, Hildesheim [LK Hildesheim].; HHSD II, S. 319.
[152] Gemeint ist hier allerdings Zdenko [Zdeňek] Graf von Hoditz von Hoditz und Wolframitz [Hodický z Hodic a Olramovic; Hoditsch, Hoeditz] [ – 29.7.1641], schwedischer Obrist.
[153] N Concon [ – ], schwedischer Obrist. Bisher nicht identifiziert.
[154] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[155] SCHLOTTER, Acta, S. 224.
[156] Groß-Umstadt [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 189.
[157] Johann Philipp Rheingraf v. Salm-Kyrburg [ – 28.2.1638 bei Rheinfelden], schwedischer Generalleutnant.
[158] Otzberg [LK Darmstadt-Dieburg]; HHSD IV, S. 362f.
[159] Habitzheim, Ortsteil von Dieburg [LK Darmstadt-Dieburg].
[160] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstaab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister.
[161] Breuberg; HHSD IV, S. 62f.
[162] Beilager: Vermählung(sfeier).
[163] N Panieck [ – ], schwedischer Obrist. Bisher nicht identifiziert.
[164] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 153.
[165] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 60, Anm. 3.
[166] N Brunnecker [Brunacher, Brunneck, Brünneck, Breunecker, Brünecker] [ – ], schwedischer Obrist. Bisher nicht identifiziert.
[167] SCHLOTTER, Acta, S. 237f.
[168] Alexander Leslie [Lesley, Lesle, Lessle, Lassle, Letzle, Lasle, Lesly, 1st earl of Leven [um 1580 – 4. April 1661 Balgonie, Fife], schwedischer Feldmarschall. MURDOCH, SSNE ID: 1; dort auch weiterführende Literatur; McANDREW, Scotland’s Historical Heraldry, S. 513ff.
[169] GEYSO, Beiträge III, S. 81.
[170] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 50.
[171] Hanau [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 199ff.
[172] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[173] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[174] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[175] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[176] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[177] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[178] Windecken, heute Staddteil von Nidderau [Main-Kinzig-Kr.], HHSD IV, S. 475f.
[179] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579.
[180] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[181] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.
[182] stylus veterus: Zeitrechnung nach dem alten Stil, der Julianische Kalender war in den protestantischen Herrschaftsgebieten noch immer üblich. Um nach der neuen Zeitrechnung (stylus novus) zu datieren, müssen 10 Tage zum Datum dazugezählt werden.
[183] Steinheim a. Main, heute Stadtteil von Hanau [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 427.
[184] Heinrich Burggraf v. Dohna [Donau, Thonau], Graf v. Wartenberg [ – 1651] kurmainzischer Obrist, kaiserlicher Rat und Kammerherr, Generalkommandant der kurmainzischen Lande.
[185] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[186] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 664f.
[187] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff. 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. auch die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.
[188] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.
[189] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[190] Bogislav Philipp v. Chemnitz beschrieb die Schlacht; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 373ff.: „Der Feldmarschall [Banér] mußte durch einen Wald eine halbe Meile lang marschieren, ehe er ein so geraumes Feld angetroffen, da er sich recht in Schlachtordnung stellen können. Diesen Wald, wie er auf den Rücken bekam, ward er des Feindes Bataille erst ansichtig: Welcher hinter einem andern Walde auf einem hohen Berge, der solchen Wald kommandiert, sich gesetzt, mit Reduiten und Ravelinen vorn verwahrt, zwischen denselben seine Wagen vorgeschränkt und seine Stücke gar bequem gepflanzt gehabt. In so trefflichem Vorteil den Feind anzugreifen, […] sandte der Feldmarschall den linken Flügel um den Wald und Berg herum, zur linken Hand auf den Feind, mit dem rechten Flügel aber schwenkte er sich zur rechten Seite des Waldes gegen die Stadt zu, an das Ende eines des Feindes Bataille berührenden Berges, in Meinung den Feind aus seinem Vorteil dadurch zu ziehen, welches auch geschehen und der Feind seinen ersten Stand verändern müssen. Da er dann durch den Wald, welcher etwas weitläuftig mit hohen Eichen bewachsen, also leicht dadurch zu kommen war, dem Feldmarschall anfangs seine ganze Reiterei auf den Hals geworfen, dem das Fußvolk gefolgt und dergestalt die ganze feindliche Macht auf der Königl. Schwedischen rechten Flügel allein gefallen. Worüber es zu einem so hitzigen scharfen grausamen Gefecht gediehen, das der Feldmarschall seinem eignen Bekenntnis nach dergleichen die Zeit seines Lebens nicht beigewohnt. Unangesehen auch die Officiere und Reiter das Ihrige, jeder seines Orts, nach äußerster Möglichkeit getan, wurden sie doch in solche Bedrängnis gesetzt, daß sie schier zu wanken angefangen […]. Ja, sie wären endlich wegen großer Macht des Feindes in gänzliche Unordnung gekommen, wenn nicht Feldmarschall Leslé mit 5 Brigaden zu Fuß eben zur rechten Zeit angelangt und 4 Brigaden von des Feindes Fußvolk mit männlichem Angriff zurückgetrieben und von ihm abgekehrt, daß er etlicher maßen zur Respiration gelangen können. Gleichwohl ward solches des Feindes Fußvolk von dessen Cürassieren entsetzt und darüber diesseits zwo Brigaden als die Schwedische, so aus Magdeburg abgezogen, und die Karrische fast ganz zernichtet, die Schwedischen aber am meisten, als welche auch etliche Fähnlein eingebüßt, so jedoch von denen in der Bataille gestandenen Reitern wieder erobert worden. Diese Extremitäten und Gefahr nun hätte der rechte Flügel und das im ersten Treffen stehende Fußvolk nicht unterworfen sein dürfen, wann der linke Flügel sich etwas ehe an den Feind hängen können und die Reserve nicht so gar langsam nachgefolgt, sondern, da sie die ersten also mit dem Feind verwickelt zu sein vermerkt, eiliger fortgerückt wäre. Allein, wie jener einen gar weiten Umschweif nehmen müssen, so war bei dieser dem Generalleutnant Vitztum, der sie geführt, von unterhabenden Obristen schuld gegeben, daß er ihnen nicht zulassen wollen, geschwinder fortzurücken. […] Dieweil aber endlich bei hereinbrechender Nacht der linke Flügel auf des Feinds erst verlassene vorteilhaftige Post gerückt, derselbe aus die königl. schwedische Reserve, die doch zum Fechten allzu spät angelangt und wegen der eingefallenen dunklen Nacht nicht gebraucht werden können, ungefähr erblickt und ihre Annäherung gewahr worden, so ward er dadurch irre gemacht und ließ den Mut fallen, also daß er eilig in Confusion geraten, die völlige Flucht ergriffen und das Feld mit Hinterlassung aller Stücke geräumt. Von demselben sind auf der Walstatt zwischen vier und fünftausend tot gefunden, ohne die, so im Verfolgen niedergemacht, unter denen von tausend bis elfhundert Reiter, das übrige Fußvolk gewesen, welches dann zum meisten eingebüßt und zumal die Kaiserliche Infanterie fast allerdings darauf gegangen […] Fähnlein verlor der Feind 127 nebst 19 Standarten und 5 Dragoner-Fahnen […] Auf königl. schwedischer Seite war es ebener maßen hart daher gegangen und hatte der Feind gegen die Schläge, so er bekommen, auch hinwieder etwas ausgegeben. Geblieben waren an Reitern 748, an Fußknechten 376, gequetscht 746 zu Roß, 1481 zu Fuß. Die Schwedische Brigade zu Fuß, so in Magdeburg gelegen und vor dem Treffen über 1200 Mann stark gewesen, stellte itz etwa 150 ins Feld, die Karrische Brigade war nicht weniger über die Maßen geschwächt. Die Regimenter zu Pferde, so auf dem rechten Flügel gestanden und nebst dem Fußvolk von der Bataille dieses warme Bad allein aushalten müssen, waren insgemein übel zugerichtet […], daß also dieser Sieg von den königl. Schwedischen ziemlich teuer bezahlt worden. Unter denen gab der Feldmarschall selbst dem Reichszeugmeister H. Leonhard Torstensson das Zeugnis, daß er neben ihm die Armee aufrecht erhalten und durch seine Courage und Tapferkeit, auch mitwaltender Direktion, die Victori dem Feinde abdringen helfen“.
[191] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[192] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[193] James [Jakob] King of Birness and Dudwick, Baron Eythin und Baron Sandshult [Kieg, Kinge, Kyng, Kingy, Kink, Kurden] [1589- 9.6.1652] schwedischer Generalleutnant. MURDOCH, SSNE ID: 2814; BLACKER, Brief Sketches, S. 364f.
[194] HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.
[195] ENGLUND, Verwüstung, S. 157ff.
[196] Minden [LK Minden-Lübbecke]; HHSD III, S. 517ff.
[197] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 282 (S. 336).
[198] Ferdinand Lorenz Graf v. Wartenberg [9.8.1606-18.3.1666], bayerisch-ligistischer Obrist.
[199] Recklinghausen; HHSD III, S. 625f.
[200] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 101.
[201] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 387.
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