Wrangel [Wrangler, Vrangel, Vrange, Brengel], Helm [Helmold, Helmut] [Wilhelm, Wilm], genannt der „tolle Wrangel“, der „rasende Wrangel“

Wrangel [Wrangler, Vrangel, Vrange, Brengel], Helm [Helmold, Helmut] [Wilhelm, Wilm], genannt der „tolle Wrangel“, der rasende Wrangel“; Generalmajor [1600 Koil/Kohila (Estland)-23.8.1647 bei Třebel]

Helm Wrangel,[1] auch genannt der „tolle“ bzw. „dulle Wrangel“, war schwedischer Obrist und Generalmajor. Er wird manchmal fälschlich als Sohn des schwedischen Feldmarschalls Carl Gustav Wrangel bezeichnet, er war jedoch der Cousin von Herman Wrangel, stammte aus Finnland (nach dem Hildesheimer Arzt Schlotter ein „geborener Schwede“) und stand 1631 als Leutnant/Fähnrich in schwedischen Diensten.[2]

1632 war er noch Rittmeister.

„Ein Glück war es, daß Pappenheim[3] Ende Juni [1632; BW] dem Eichsfeld den Rücken kehrte, als er von dem Anzug Herzog Georgs und Baudissins Kunde erhielt. Als man in Erfurt[4] davon hörte, machte man sogleich den Versuch, das Land wieder in Besitz zu nehmen. Kriegsrat Dr. Buchard zog mit einigen Kompanien zu Fuß und etwas Reiterei unter [Helm; BW] Wrangel und [Christoph Friedrich v.; BW] Eßleben von Mühlhausen[5] aus gegen Dingelstädt,[6] das Wrangel überfiel und eroberte. Dabei fiel ein Teil des Städtchens einer Feuersbrunst zum Opfer, die durch das mitgelaufene Gesindel entstanden war. Als sich nun die Eichsfelder Bauern zusammenrotteten, und man hörte, daß der Feind sich rächen wolle, zog Burchard nach Mühlhausen zurück und bat den Residenten [Alexander Erskein; BW] dorthin zu kommen, um zu beraten, wie man das Eichsfeld für Herzog Wilhelm wiedergewinnen könne. Erskein begab sich sofort nach Mühlhausen und ordnete an, daß 800 Mann Ausschuß und einige hundert Reiter gegen Heiligenstadt[7] marschieren, die Stadt besetzen und alles Getreide nach Mühlhausen bringen sollten. Den Herzog aber bat er, dem Grafen [Georg Ludwig v.; BW] Löwenstein oder dem Obersten Eßleben zu befehlen, mit allem geworbenen Volk nach Duderstadt[8] zu ziehen, damit man vor den Lüneburgern dort sei und Herzog Georg dann keinen Grund mehr habe, auf seiner Weigerung – er war von Gustav Adolf aufgefordert worden, nach Nürnberg[9] zu kommen, hatte sich aber geweigert, da ihm die Belagerung von Duderstadt und Wolfenbüttel[10] wichtiger zu sein schien – zu verharren“.[11]

Gustav II. Adolf ließ Ǻke Tott und Helm Wrangel ins Gefängnis werfen, weil sie einen Streit durch ein Duell entscheiden wollten,[12] was üblich, aber verboten war.

Der Hildesheimer[13] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 3./13.12.1633: „Heut ward durch den Captein-Leutnand Kock, der Braunschweig.-Schwedische Abgesannter, Rittmeister Wrangel, ein gebohrner Schwed, forsan des General Wrangel Sohn, so alhie den Tractaten beywohnen sollte, kegen Abend eingeholet“.[14] 5./15.12.: „Kegen Abend fuhr Hauptmann Bingweiß [Pinquis; BW] den abgesannten Rittmeister im Rusischen Schlitten, Rittmeister [Louis v.; BW] Rodoan saß bey ihm vorn im Schlitten, ein Trompeter ritt vorher und bließ. It. noch 2  andere Reuter einer vor dem andern hinterher; beede Schlitten-Fahrer hatten hinten uff ihren Crabeten-Mützen ganze Eyerfladen[15] gesteckt“.[16] 9./19.12.: „Nachmittages zwischen 2 & und 3 Uhren kam Hauptmann Oße wieder von General-Wachtmeister Herrn von Gleen [Geleen;[17] BW], darauf umb 4 Uhr der Banniersche Rittmeister wieder dimittirt, und durch den Commendanten und Obristwachtmeister Kelli wieder auß dem Almers-Thore begleitet, auch kam als bald Rittmeister Homburg wieder herein“.[18]

Ende 1633 war Helm Wrangel Obristleutnant des Reiterregiments Delloni (Delloney) und Garnisonskommandant zu Babenhausen.[19] Er fügte der bayerischen Garnison von Memmingen[20] in einem Kampf empfindliche Verluste zu. Im Juni 1634 zerstreute er das Kroatenregiment von Corpes.

„Horn hatte am 14. Juni 1634 in Memmingen ‚Rendezvous‘ gehalten, dort seine Truppen zusammengezogen und war anschließend nach Augsburg[21] weitergezogen. Wegen des Anzugs der italienisch-spanischen Armee (unter dem spanischen Kardinalinfanten Fernando) zögerte er jedoch nach wie vor, Schwaben zu verlassen. Nicht besonders dienlich war auch das Verhalten Herzog Bernhards, welcher trotz mehrerer an ihn gesandten Boten sich nicht eindeutig zu einer gemeinsamen Vorgehensweise äußern wollte. Wahrscheinlich wußte Bernhard, der zwischenzeitlich auf Donauwörth[22] im Anmarsch war, selbst nicht, welches wohl die passende Strategie zu Regensburgs[23] Rettung sein könnte. Um nicht tatenlos in Augsburg liegen müssen, entschloß sich Horn am 21. Juni das Städtchen Aichach[24] einzunehmen.

— Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ meldet unter dem 11./21.6. aus Schwaben: „Sontags ist Herrn Feldmarschalcks Horns Excellenz zu Augspurg angelangt / vnd marschirt die ganze Armee jetzo über die Lechhäuser[25] Brücken in Bayern / seynd in 14.000 Mann starck zu Roß vnd Fuß / außerlesenes Volck / die haben deß Obristen Forbuß [Arvid Forbes; BW] vnd Schneideweins [Johann Schneidewind; BW] Regimenter auß Augspurg mitgenommen / vnd das Schlammersdorffische wider hinein gelegt / sie haben bereits Aicha beschossen / so sich aber dapffer wehret: Man vermeynet / der Marsch möchte ferner gegen München gehen. Der liebe Gott wölle ihnen glücklichen Succeß verleyhen“.[26] —

Dort lag eine Besatzung von 300 Mann vom Schnetter’schen Regiment. Diese machten zwar anfänglich Anstalten zur Verteidigung, kapitulierten aber bald, da sie von den sich bereits [sich] auf dem Anmarsch befindlichen bayerischen Hilfstruppen unter Johann von Werth noch keine Nachricht hatten. Werth war zwar bereits bis auf wenige Stunden an die Schweden herangekommen, seine kroatischen Kundschafter aber von diesen abgefangen worden. Der daraufhin entgegengeschickte schwedische Vortrab unter dem Obersten Erasmus Platow griff allerdings etwas zu hitzig an, weshalb es zu einem Gefecht mit etlichen Toten, Verwundeten und Gefangenen kam, wodurch das Vorhaben Horns offenbar wurde und Werth sich mit seinen Truppen rechtzeitig zurückziehen konnte. Das Kroatenregiment des Marcus Corpes, 800 Mann, erlitt erneut schwere Verluste, als es sich unter Verfolgung des schwedischen Obristleutnants über das Kurländische Regiment Helmold (Helm) Wrangel bis nach Dachau[27] retirieren mußte. (Chemnitz II, S. 472)„.[28]

Nach der Schlacht bei Nördlingen[29] [5./6.1634] wurde seine Einheit mit dem Regiment des verstorbenen Obristen Rabe Arn von Oeynhausen verstärkt. Im Ende September wurden 250 Berittene gemustert. Nach der Schlacht bei Wittstock[30] [4.10.1636] wurde er zum Obristen ernannt.

In dem „Reyßbüchlein“ des irischen Feldkaplans Thomas Carve [1590 Mobernan, Co. Tipperary, Irland – 1672 ?], der ab 1636 als katholischer Priester ein irisches Regiment in kaiserlichen Diensten begleitete,[31] heißt es: „Als nun die unsrigen den Feind gezwungen, befestigte Orte aufzusuchen, befahl Gallas[32] seinen Obristen, die festen Städte und Schlösser zur kaiserlichen Devotion zu zwingen. Das geschah so, daß zugleich den Schweden jede Proviantierung abgeschnitten wurde, und besonders denen zu Stralsund,[33] Anklam,[34] Greifswald[35] und Demmin.[36] So verwüsteten sie zu diesem Ende auch das ganze umliegende Land, so daß der Feind für lange Zeit keine Hoffnung auf Lebensunterhalt haben konnte“. Die Rechtfertigung für Gallas‘ Vorgehen lieferte Carve gleich mit: „Ich will dafür halten, dies sei mit Gottes Billigung geschehen. Dies Land hatte das schwedische Kriegsvolk aufgenommen und unterstützt und dadurch das ganze Römische Reich jämmerlich verdorben, so daß es jetzt gleiches Elend und Verderbnis erleiden muß. […] Durch diese Mittel verringerte sich ihr Nachschub sehr, so daß der Obrist Wrangel genötigt war, nicht ohne Gefahr seine Leute auf verschiedene Orte aufzuteilen. Baner schickte ihnen zwar bisweilen einige Schifflein mit Korn zu, sie wurden aber entweder von den unsrigen abgefangen oder wirkten nicht viel bei einem so großen Haufen … die Kürassiere des Grafen Broy [Bruay; BW] trafen zwei Boten, die des jungen Wrangel an den Älteren trugen, in dem er das erbärmliche Elend sehr beklagte, in dem er und Baner steckten“.[37]

Am 12.2.1638 schrieb Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg aus Kölln a. d. Spree[38] an Gallas: Helm Wrangel sei mit einer größeren Anzahl von Offizieren und mehr als hundert Reitern auf ihre Seite übergelaufen, was angeblich wegen eines von ihm verübten Mord geschehen war. Er verhandle nun über dessen Vorschlag, ein noch auf gegnerischer Seite liegendes Regiment herüber zu führen, wozu er mehr als hundert Pferde brauche.[39] Am 12.3. teilte Ferdinand III.[40] aus Pressburg[41] Gallas mit, dass der Brandenburger Wrangel mehrere hundert Pferde gegeben habe und ihn gegen Pommern einsetzen wolle. Wrangel habe versprochen, den Gegner nach Kräften zu schädigen und Quartiere gefordert.[42]

1639 übergab der nun in kurbrandenburgischen Diensten stehende Wrangel Gardelegen[43] an die Schweden,[44] zusammen mit den von ihm kommandierten 10 Kompanien. Im Tagebuch des Christoph von Bismarck[45] [1583 – 1655] heißt es unter 1639: „Wie nun bald nach Abzug der Kaiserlichen und Sächsischen[46] sich die Schwed. Armee genähert und zu Bleckede[47] auf dem Lande Braunschweig und Lüneburg zugegangen, sind von Berlin etliche Truppen Reiter auf Salzwedel[48] und Gardelegen unter dem Rittmeister Kalckreuter und einem andern kommandiert, zu denen der tolle Helm Wrangel auf empfangene Ordre die Altmark für Fremde zu defendieren mit seinem Rgt. zu Pferde gestoßen und den 2 Sonnt. p. 3 Könige war der 20.1.[1639; BW] in Gardelegen mit sonderlicher Praktik eingelassen. Ob nun wohl, sobald von der Schwedischen Anwesenheit in der Nachbarschaft Kundschaft angekommen, dieser Brand. Reiterei geraten worden, zu weichen und sich zu salvieren, so hat doch bei dem Wrangel, so schon heimlich Conspirat. mit Stahlhansen [Stålhandske; BW] gehabt, nichts gelten müssen und was er in Sinne gehabt, alsbald den 29. wie etliche Schwedische Regimenter vor Gardelegen gekommen sich erweisen, daß er den 30. hinausgeritten und also accordiert, daß die Stadt nebst dieser Brandenb. Reiterei in der Schweden Hand wieder geraten und des Obristen Strick Rgt. zu Fuß zu completieren hineingelegt worden“.[49] Auf Adam von Schwarzenbergs Befehl wurde Wrangel zum Strang verurteilt und dies in Berlin an seinem Bildnis vollstreckt, später wurde er allerdings auf Verwendung Torstenssons begnadigt.[50]

Ab dem 12.6.1639 lag Wrangel in Zittau,[51] der in sechs Wochen Aufenthalt von ihm und seinen Truppen angerichtete Schaden betrug 30.000 Rt.[52]

Zossen[53] wurde 1641 Mittelpunkt militärischer Auseinandersetzungen. Im „Theatrum Europaeum“[54] heißt es dazu: „Die Winter-Quartier musten für die Käis. erweitert werden / darum lagen sie folgends von Lignitz[55] bis nach Troppau[56] / auff ungefehr 25 Meil Wegs in die Länge / so schön war allbereit dieses fruchtbare Land zugerichtet.

Es muste auch Stalhans dem stück Brodt zu Ehren seine Quartier weiter / und theils zu Luckau[57] in Nied. Lausitz suchen / daselbsten er gegen dem Ende Januarii sein Haupt-Quartier nahme / und den Obr. Tollen Wrangler [Helm Wrangel; BW] in die Marck nach Britzen[58] streiffen liesse / den Rittmeister Straussen / und die andere aus Cotbuß[59] gewichene zu suchen. Weilen sie nun auch von dannen nach Pritzen gewichen waren / und ohne das nicht mehr viel in diesem Städtlein zu finden war / plünderte sein Volck Kirchen und Schulen / prügelten die Leuthe / schlugen darüber einen Bürgermeister todt / schändeten das Weibsvolck / und hauseten grausam. Von dannen giengen sie auf Mittelwalda[60] und Zossen / brenten im Städtlein Zossen / und wollten sich deß besetzten vesten Schlosses mit aller Gewalt bemeistern / zu welchem Ende sie kleine Stücke bey sich hatten. Es war fast überall um schweres Brandschätzen uñ Gelt zu thun / deßwegen sie auch den Ober-Lands-Hauptman im N. Laußnitz Seyfrieden von der Dame mit sich nahmen. Sie thaten und litten Schaden : Inmassen ihnen die Goldackerische ofters einfielen / und nur allein für dißmal bey 200. ruinirten. Die Stalhansischen aber griffen auff das Schloß Zossen mit Ernst / beschossen es / und bliebe von einem Canon-Schuß der darinnen ligende Hauptman Centemeyr / dessen Lieutenant sich mit etlichen auff einen Thurn salvirte /und noch etwas wehrte / aber doch im Januario auff Gnad und Ungnad ergeben muste. Worüber die in Berlin / auß Furcht / daß sie die nächsten am Reyen werden seyn müssen / die 3. Vorstädte zu Cöllen an der Sprey[61] theils einrissen / und darunter das Churfürstl. und andere andere Vorwercke ansteckten / auch an der Kirchen zu S. Gertraut etwas anfingen abzubrechen : daß also fast nichts als das Churfürstl. Reit- und Ballen-Hauß diß Orts stehend geblieben / welche beyde zur Defension verschanzt wurden / um welcher Defension willen man sich also menagiret hat : und kamen doch die Stalhansischen weiter nicht / als biß an dieses Zossen / allda sie den gefundenen Vorrath zuvorn verzehrten / die Thor verbrenneten / bey ungefehr 800. Mann über dieser Expedition im Stich liessen / worauff sie wieder / wo sie herkommen waren / hinkehreten : zuvorn aber aus dem Teltawischen[62] / und andern Orten herum / das Geträyde / Vieh und Pferd weg holten“.[63]

Am 29.1.1641 brach Stålhandske von Cottbus auf und ging über Calau[64] und Luckau nach Zossen. 2.000 Mann zu Fuß und 1.500 Reiter mit Kanonen hatte der schwedische General dabei an seiner Seite, als er mit dem strategischen Fernziel Berlin und Cöln zunächst in Zossen einzog. Die Schweden hatten die zur Sicherung Berlins nach Südosten verschobenen kaiserlichen Reiterkompanien schon langsam zurückgedrängt, so dass neue Kräfte aufgeboten werden mussten. Auf schnellsten Wege wurde deshalb die in Beeskow[65] stehende Dragonerkompanie des Hauptmanns Zehntmehner nach Zossen verlegt, um den dort wichtigen Notteübergang zu sichern und durch hartnäckigen Widerstand, den bedrohten Residenzstädten Berlin und Cöln Zeit für notwendige Verteidigungsmaßnahmen zu geben. Die Burg Zossen hatte schon Kurfürst Joachim II. zur Verteidigung der Landesgrenze strategisch genutzt. In aller Eile ließ Hauptmann Zehntmehner das Schloss zur Verteidigung rüsten. Die kleine Besatzung zählte nur 130 Dragoner. An schweren Waffen gab es lediglich Doppelhaken, Gewehre mit großem Kaliber, die auf einem Block befestigt waren und wie Geschützte zur Sturmabwehr verwendet wurden. Der Kommandant sah vom Burgturm, wie die Schweden in dichten Reihen das Schloss von allen Seiten eng umzingelten. Die ersten Kugeln drangen in die Festung ein. Zwar war das ‚feste Haus Zossen’ durch die umgebenden Sumpfgebiete schwer zugänglich und die Besatzung durch die Wälle, den mächtigen Festungsturm und die starken Kellergewölbe gegen die einschlagenden Geschosse notdürftig geschützt – doch als drei Tage lang schwere Artillerie- und Musketenfeuer auf die Verschanzungen niedergeprasselt war, wies die Besatzung manche Lücke auf. Am vierten Tag der Belagerung riefen dröhnende Trommeln und schmetternde Trompeten im schwedischen Lager zum Sturmangriff auf die erschütterte Festung auf. Schnell wurden die Burggräben mit Steinen aufgefüllt, als die Stürmenden auch schon mit lautem Siegesgeschrei auf die angelegten Leitern über die Mauern drangen. Hauptmann Zehntmehner erlag einem Kugelregen. Sofort übernahm sein Leutnant seine Aufgabe und schlug mit seinen Dragonern die schwedischen Truppen mit schweren Verlusten zurück. Er versuchte den Tod des beliebten Kommandanten zu verheimlichen, doch vergebens. Die Nachricht über das Unglück drang zu den Reitern und löste Mutlosigkeit aus. Resignation begleitete die Aktionen der Brandenburger in den nächsten Tagen. Zwar gelang es ihnen, noch einmal alle Sturmversuche zurückzuschlagen, doch als General Stålhandske seine Truppen zum dritten Male gegen die Schlosswände anrennen ließ, durchbrachen sie die Wände. Es gelang nur wenigen Reitern, nach Berlin zu reiten und die schreckliche Nachricht zu übermitteln. Der Leutnant flüchtete, als die Schweden ins Schloss einbrachen. Die Schweden belagerten den Turm mit einem Scharfschützen, der jeden erschoss, der über den Marktplatz ging. Der Leutnant konnte aber durch den Morast verschwinden.

Nach dem Fall des ‚festen Hauses Zossen’ war der Weg nach Berlin für die Schweden frei. Doch der erwartete Angriff von General Stålhandske blieb aus. Die hartnäckigen Verteidigungen des Schlosses Zossen durch den tapferen Hauptmann Zehntmehner und seine Dragoner hatte Schweden die Luft genommen, einen Angriff auf die stärkste kurfürstliche Hauptstadt zu wagen. Die ungebetenen Gäste zogen zehn Tage nach Zossens Eroberung, nachdem sie ‚allen Vorrat verzehrt’ und alle strategisch wichtigen Anlagen des Schlosses samt dem starken Festungsturm in Mitleidenschaft gezogen hatten, in die Lausitz zurück, wobei Wrangel in Cottbus noch bis Mitte Mai blieb. Die eigenen brandenburgischen Soldaten, die nun noch in Zossen blieben, erwiesen sich unter ihrem Führer Goldacker als ebenso lästig wie die Schweden, da sie mindestens genauso erbärmlich wie die Feinde hausten. Dem damaligen Zossener Amtmann, Hans von Waldow, gelang es angesichts des leidgeprüften Ortes, beim Kurfürsten Erleichterung hinsichtlich der Kontributionen zu erlangen.

„Ein kaiserliches Heer war unter dem Erzherzog Leopold[66] aus dem Magdeburgischen zum Entsatz der blockierten Festung herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel[67] zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben-Schöningen[68] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[69] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter[69a] und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle der Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen fort“.[70]

1644 scheint er an der Seeschlacht zwischen Schweden und Dänen im sogenannten „Torstensson“-Krieg teilgenommen zu haben. Der Hildesheimer[71] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 13./23.10.1644 eine ausführliche Relation Wrangels fest.[72]

1645 wurde er Generalmajor der Kavallerie.

Dr. Jordan notiert unter dem 19./29.11.1645: „Helm Wrangelß untergebene 15 Regimenter movirn sich und marschiern über die Steinbrugk nach Bethmer[73] an der Langen Wische, woselbst das Hauptquartier gewesen, wardt also das gantze Landt Lüneburg, worunter die vorigen sehr getrofen, und hiesiges Stift, welches jedoch ihrer ordinari Königsmarckischen Contribution nicht haben mußte, gantz quitirt, wiewol es dermaßen hergenommen, das er es wol fühlen wirdt“.[74] Am 12.1./22.1.1646 erwähnt ihn Dr. Jordan noch einmal: „Helm Wrangel werden die begehrte 50 Pferde von hiesigem Stift vnnd von hierauß fortgeschickt“.[75]

Wrangel verstarb am 25.8.1647 an seinen Verletzungen, die er in dem Reitergefecht am 25.8.1647 bei Třebel [76] gegen kaiserliche Truppen unter Johann von Werth erlitten hatte.[77] Nach den Aussagen des Teilnehmers William Forbes[77a] fiel er dagegen am 12./22.8.1647.[77b]

In der Saalfelder[78] Chronistik heißt es: „30. Augusti [9.9.1647; BW] kam ein Fürst aus Holstein [HolsteinSonderburg-Beck, August Philipp v.; BW], wie auch des also genanten tollen Wrangels Witwe mit ihres Mannes Cörper und 250 Pferden an, außer was sich in die Vorstädte geleget“.[79]

Beigesetzt wurde er in der Grabkapelle von St. Marienkirche zu Wismar,[80] wo er angeblich als „grauenhafte Mumie“ Besuchern gezeigt wurde.[81]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Ausführlicher Lebenslauf bei BAENSCH, Geschichte, S. 134ff.

[2] PLEISS, Finnen, S. 11.

[3] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[4] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[5] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[6] Dingelstädt [Kreis Eichsfeld]; HHSD IX, S. 77f.

[7] Heiligenstadt [Kreis Eichsfeld]; HHSD IX, S. 186ff.

[8] Duderstadt [Kreis Göttingen]; HHSD II, S. S. 123f.

[9] Nürnberg; HHSD VII,  S. 530ff.

[10] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[11] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S.71ff.

[12] HEILMANN, Kriegswesen, S. 266.

[13] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[14] SCHLOTTER, Acta, S. 108.

[15] Eyerfladen: unbekannter Begriff. Um Hinweise wird gebeten.

[16] SCHLOTTER, Acta, S. 109.

[17] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[18] SCHLOTTER, Acta, S. 110.

[19] Babenhausen [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 55f.

[20] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[21] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[22] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[23] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[24] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[25] Lechhausen; heute Stadtteil von Augsburg.

[26] Archives Municipales de Strasbourg AA 1065.

[27] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.

[28] ENGERISSER, Von Kronach, S. 289f. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[29] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[30] 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.

[31] Vgl. die Erwähnungen bei WORTHINGTON, Eyewitnesses.

[32] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[33] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.

[34] Anklam [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 153ff.

[35] Greifswald [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.

[36] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.

[37] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 314. Vgl. ferner Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 192: Helm Wrangel an Fürst August von Anhalt-Plötzkau; Aschersleben 1636.

[38] Berlin-Neuköllln; HHSD X, S. 86ff.

[39] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 558.

[40] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[41] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[42] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 569.

[43] Gardelegen [Kr. Gardelegen]; HHSD XI, S. 130ff.

[44] Du Jarrys, Der dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 176.

[45] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 52.

[46] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab April 2012).

[47] Bleckede [Kr. Lüneburg]; HHSD II, S. 51f.

[48] Salzwedel [Kr. Salzwedel]; HHSD XI, S. 404ff.

[49] SCHMIDT, Tagebuch, S. 89f.

[50] PAULI, Allgemeine preußische Staaten-Geschichte Bd. 3, S. 610.

[51] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.

[52] PESCHECK, Handbuch Bd. 2, S. 582f.

[53] Zossen [Kr. Teltow/Zossen]; HHSD X, S. 408f.

[54] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[55] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.

[56] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[57] Luckau [Niederlausitz; Bez. Cottbus]; HHSD X, S. 268ff.

[58] Berlin-Britz [Ortsteil Berlin-Neukölln]; HHSD X, S. 39f.

[59] Cottbus [Stadtkr.]; HHSD X, S. 134ff.

[60] Mittenwalde [Kr. Teltow/Königs Wusterhausen]; HHSD X, S. 281f.

[61] Berlin (u. Cölln), HHSD X, S. 21ff.

[62] Teltow [Kr. Teltow/Zossen]; HHSD X, S. 373f.

[63] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 576f.

[64] Calau [Kr. Calau]; HHSD X, S. 151ff.

[65] Beeskow [Kr. Beeskow-Storkow/Beeskow]; HHSD X, S. 15ff.

[66] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[67] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[68] Germersleben, vgl. Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.; Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[69] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.

[69a] Wilhelm (v.) Tietz, genannt Schlüter [Schlütter] [1601 Burgwedel-20.1.1646 Hameln], braunschweigisch-lüneburgischer Obrist; seit 1642 Mitglied Nr. 381 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Leuchtende“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 446f.; http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de/index.php?article_id=16&wWidth=1366&wHeight=607.

[70] WERSEBE, Geschichte, S. 32ff.

[71] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[72] SCHLOTTER, Acta, S. 438ff. Vgl. auch GREVE, Geographie und Geschichte, S. 279ff.

[73] Bettmar, heute Ortsteil von Schellerten [LK Hildesheim].

[74] SCHLOTTER, Acta, S. 455.

[75] SCHLOTTER, Acta, S. 456.

[76] Třebel, heute Ortsteil von Černosín, Bez. Tachov.

[77] SCHULTZE, Neu-Augirte Und Continuirte Chronica, S. 486; HÖFER, Ende, S. 82.

[77a] William Forbes [Forbus, Vorbus, Vorbusch, Forbutz, Forby] [2.2.1614 Fiddes, Schottland-14./24.7.1654 an der Schanze Burg], schwedischer Obrist. Seit 1649 Mitglied Nr. 527 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ („Der Sonderliche“). Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2262; PLEISS, Das Kriegstagebuch.

[77b] PLEISS, Das Kriegsfahrtenbuch, S. 148.

[78] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[79] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 190f.

[80] Vgl. die Abbildung bei BAENSCH, Geschichte, S. 142; Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff. VD17 23:265252M: HERTZBERG, Joachim: „Christliche Leich-Predigt Aus dem 7. cap. Hiobs : Bey hochansehnlicher Leichbestätigung Des … Herrn Helm Wrangeln / der Kön. Mtt. und Reiche Schweden hochberühmten General-Majorn über die Cavallerie, Welcher den 12. Augusti des lauffenden 1647. Jahrs in einer vornehmen bey Tribul in Böhmen vorgegangenen Occasion tödtlich verwundet worden / und folgenden Tages selig eingeschlaffen / Dessen Leiche nach Wißmar gebracht / und den 15. Decemb. daselbst in St. Marien Kirchen mit überaus stattlichem Geprenge und Adelichen Ceremonien beygesetzet worden“. Rostock 1648.

[81] BARTHOLD, Geschichte des großen deutschen Krieges, 2. Theil, S. 598. Online erhältlich unter: books.google.

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