Ungeschickt, Nikolaus

Ungeschickt, Nikolaus; Obrist ? [ – ] Ungeschickt soll 1635 als Obrist[1] [?], wahrscheinlich aber als Hauptmann[2] in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Der Pfarrer Johannes Cervinus [um 1579 – 1659][3] aus Wetterfeld[4] in Oberhessen erinnert sich: „Den 12. Februarii 1635 Oberster Ungeschickt nach Laubach[5] kommen. Damahls hat sich ein gantz Regiment keiserisch Volck in Wetterfelt gelegt (weil noch viel durr gefutter und stro da gewesen) vnd ist lange zeit da geblieben, daß sich kein mensch der vnsrigen, alda hat durfen sehen lassen, ohne die Schuler knaben, die ich beordert dahin zu gehen, vnd vor den heusern, als arme bettelkinder (wie sie den in warheit wahren) geistliche lieder zu singen, als gehöreten sie nicht dahin, desen sie auch gewohneten, und teglich hingingen, und bey den Soldaten almosen holeten, kahmen wieder vnd referireten vns wie mit vns gehauset wurde, war ein groser jamer etc“.[6]

[1] Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.

[2] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.

[4] Wetterfeld, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].

[5] Laubach [LK Gießen].

[6] SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 88.

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