Sayn-Wittgenstein-Homburg, Ernst Graf von

Sayn-Wittgenstein-Homburg, Ernst Graf von; Obrist [8.4.1599 Berleburg – 20.3.1649 Homburg]

Ernst Graf von Sayn-Wittgenstein-Homburg kämpfte in der Schlacht bei Stadtlohn[1] (1623) auf der Seite Christians von Braunschweig und geriet dabei in Gefangenschaft.[2] Er stand später als Obristleutnant im Regiment Solms und Obrist der Kavallerie in schwedischen Diensten.

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[3] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Eodem [die] [13./23.4.1641; BW] ist der Generalquartiermeister nebst allen Regiments und Compagnia Quartiermeistern von der frantzö[s]ischen weimarischen Armee nach Bendeleben[4] kommen und darinnen pernoctiret. Den 14. April [24.4.1641; BW] sind diese Quartiermeister balde frühe anhero nach Sondershausen[5] und Quartier auf die frantzö[s]ische Reuterey in der gantzen Untergrafschaft gemachet, in Sondershausen soll liegen der Obriste Graf von Witgenstein mit seinem Regiment Reutern, zu Greußen der Obriste Kanofski [Chanovsky; BW] mit einem Regiment Reutern, zu Ebeleben[6] und Keula[7] Obrister Rußwurm“.[8] „Den 21. [4./1.5.1641; BW] sind die Wittgensteinischen Reuter von hier hinweg gezogen, dessen wir hoch erfreuet“.[9] „Den 25. April [5.5.1641; BW], war gleich der Heilige Ostertag, kommt des Herrn Grafen von Witgenstein Regiments Quartiermeister wieder anhero mit Schreiben an Meinen Gnädigen Herrn, dass er Ordre bekommen, mit seinem Regiment nochmahls die Sondershäusischen Quartier zu beziehen, dass uns eine schlechte Osterfreude bracht. Den 27. {7.5.1641; BW] hat Herr Obrister von Witgenstein einen Rittmeister mit einhundert Pferden anhero nach Sondershausen geschicket auf 14 Tage Proviant vor das Regiment abzulangen und wegen der zweyer erschossenen Reuter Satisfaction zu geben. Den 28. [8.5.1641; BW] haben diese Reuter in der Stadt weidlich rumoret, den Bürgern alles genommen, was sie im Hause und Hofe gehabt. Den 29. April [9.5.1641; BW] ist mit ihnen accordiret worden auf eine gewisse Summ Proviant. Aber es ist dabey nicht blieben, sondern nachdeme sie dieselbe bekommen, haben wir ihnen noch 7 Pferde, einen Wagen und einen Karn geben müssen, habe[n] die Bürger weidlich umb Geld gepresset, ihnen alles genommen, was sie im Hause und Hofe gehabt, auch über dreyßig Kühe, darauf sind sie hinweg gezogen“.[10]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet zum Juli 1643: „Gleicher Gestalt ist zwischen den Bäyrischen vnd Weymarischen / bey Ravenspurg[11] / ein starcker Scharmützel fürgangen / in welchem die Fortun den Weymarischen favorisirt : Massen dann Herr General Johann de Werth in die Statt sich reteriren müssen. Hingegen ist Herr General Wachtmeister [Franz v.; BW] Mercy in Kopff tödlich verwundt / Obr. Königseck gefangen / vnd etliche 100. nidergemacht worden. An Weymarischer Seiten sind nicht wenig geblieben : vnter welchen Todten auch ein Graff von Witgenstein gefunden worden seyn soll“.[12]

[1] 6.8.1623: Niederlage Christians von Braunschweig-Wolfenbüttel gegen Tilly. Zwei Drittel von den 15.000 Mann Christians fielen oder gerieten in Gefangenschaft. HAPPES Zahlen [I 42 r: 8.000 Tote; mdsz.thulb.uni-jena.de] sind zu hoch. Im weitverbreiteten Kupferstich „Warhafft vnd eigentlicher Bericht / was massen Hertzog Christian von Braunschweig Armada den 6. Augusti 1623. im Stifft Münster auffs Häupt erlegt“ (1623) [Germanisches Nationalmuseum Nürnberg HB 1780], ist allerdings von etlichen 1000 Toten und über 9.000 die Rede. Nach Tillys Bericht jedoch fielen an die 6.000 Mann oder waren geflohen, viele wurden aus Rache von den Kroaten abgeschlachtet: „300 [Dragoner] von der Art hat, wie ich glaube, unsere Truppe bei Stadtlohn wie Schweine abgeschlachtet, denn sie brauchen nicht so sehr geschont zu werden“, hieß es in Tillys Protokoll über die Schlacht bei Altenoythe. 4.000 wurden gefangen genommen, darunter fünfzig höhere Offiziere Christians und sein Verbündeter, Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, dessen Allianz der Patrioten aller Stände die „deutsche Libertät“ vor dem Dominat des Hauses Habsburg hatte retten sollen. Der kaiserliche Obristleutnant Ilow hatte Wilhelm einem Leutnant abgekauft und dem Kaiser übergeben lassen, die kaiserliche Belohnung betrug 1.200 Rt. Militärhistorisch muss der Hauptanteil am Sieg Gallas zugeschrieben werden. Die ligistischen Truppen hatten etwa 1.700 Mann verloren, während sechzehn Kanonen, darunter neue, von Moritz von Oranien entwickelte Modelle, und fast alle Munitionsvorräte, 85 Fahnen und zwei Silberwagen erbeutet werden konnten. Während der Flucht der Braunschweigischen war zudem einer der Pulverwagen explodiert, was das allgemeine Durcheinander nur noch verstärkt hatte. FLIEGER, Schlacht bei Stadtlohn; OER, Schlacht bei Stadtlohn.

[2] HEUBEL Bl. 31; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[4] Bendeleben [Kyffhäuserkreis]

[5] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].

[6] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[7] Keula [Kyffhäuserkreis].

[8] HAPPE II 394 v – 395 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[9] HAPPE II 397 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[10] HAPPE II 398 r – 399 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[11] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[12] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 105.

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