Rumpel, Michael

Rumpel, Michael; Kapitän [ – ] Rumpel [Rumpolt] stand 1633 als Kapitän in schwedischen Diensten und nahm an der Eroberung von Höchstadt a. d. Aisch[1] teil.

„Mit dem Einzug von Lohausens Truppen in Bamberg[2] hatte der Oberst Claus Hastver von Herzog Bernhard die Aufforderung erhalten, die schwedischen Operationen in Franken zu unterstützen. Er war deshalb am 13. Februar 1633 mit einem Teil seines Regiments von Nürnberg[3] aus nach Herzogenaurach[4] aufgebrochen, wo er keine Verpflegung vorfand und deshalb am Abend des 14. Februar weiter nach Höchstadt a. d. Aisch marschierte, um zu versuchen, ob er den Platz mit Akkord einnehmen könne. Am nächsten Morgen forderte er die Stadt zur Übergabe auf, welches Ersuchen jedoch von der Bürgerschaft und Besatzung abgelehnt wurde. Hastver zog sich deshalb am Abend nach Neustadt a. d. Aisch zurück und bat von dort aus den Rat von Nürnberg um eine Verstärkung von 100 bis 150 Musketieren, 3 bis 4 Petarden[5] nebst einem guten Petardierer und einige Pechkränze. Er wollte damit ‚ein Thor mit Petarden aufspielen‘, und das andere zu verbrennen. Der Rat lehnte Hastvers Begehren ab, da sich in Nürnberg nur noch so viel Volk befand um die Wachen zu versehen, das übrige lag in den umliegenden Städten zur Besatzung.

Aus Bamberg hatte ihm der der Generalmajor Claus Conrad Zorn von Bulach die Einnahme von Staffelstein,[6] Bamberg und Eltmann[7] gemeldet. Mittlerweile (17. Februar) war auch Bernhards Bruder, Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, in Bamberg eingetroffen, um weiter in die in die Oberpfalz zu marschieren. Die ‚Hastver’schen Völker‘, wie ihr Kommandant sie selbst nannte, also das Truppenkontingent, mit dem Hastver von Johann von Werth vor Herrieden[8] zurückgedrängt worden war, lag noch immer in Ansbach.[9] Hastver wollte es auch nicht eher nach Neustadt[10] kommandieren, bis Ansbach eine neue Besatzung hatte, trotzdem bestand er weiterhin auf Ausführung seines Angriffes auf Höchstadt. Schließlich bewilligte der Nürnberger Rat die gewünschten Materialien und Hastver beorderte nun die Musketiere seines Regiments von Ansbach nach Neustadt.

Am 26. Februar fand er sich mit seinen Truppen unter dem Major John Affleck und dem aus Bamberg kommandierten Reiterregiment Öhm [Ehm; BW] erneut vor Höchstadt ein, mußte jedoch am Abend ergebnislos wieder abrücken und zog sich nach Dachsbach[11] zurück. Die Unternehmungen wurden zusätzlich von großen Überschwemmungen in der Gegend behindert. Um nicht völlig erfolglos zu erscheinen, zog man am 28. Februar vor Forchheim[12] und verbrannte die Brücke über die Regnitz. Die aus Nürnberg übersandten Pechkränze taten dabei gute Dienste. Aus der Festung erfolgten währenddessen 80 Kanonenschüsse, die allerdings keinen Schaden anrichteten. Am nächsten Tage kehrte Hastver mit den Truppen zu seinem Stützpunkt Dachsbach und schließlich nach Neustadt zurück. (Soden II, S. 32ff.).

Am 28. Februar war Herzog Bernhard, der wieder gesundet war, zusammen mit dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna, den er am 23. oder 24. Februar in Buttstädt[13] bei Weimar[14] getroffen hatte, in Schweinfurt[15] angelangt. Von dort erteilte er dem in Bamberg liegenden Generalmajor der Kavallerie Claus Conrad Zorn von Bulach den Befehl zum Vordringen in die Oberpfalz. Während die Reiterregimenter Öhm und Courville bereits nach Auerbach[16] vorausgezogen waren, hatte Bulach die Regimenter (Christoph Karl Graf von) Brandenstein und (Georg Ludwig Graf von) Löwenstein in Pretzfeld[17] einquartiert. Er selbst übernachtete mit den Leibdragonern des Herzogs (Bernhard) und drei weiteren Regimentern in Ebermannstadt.[18]

In der Nacht des 23. Febr./5. März früh drangen Reiter des ligistischen Reiterobristen Werth in Pretzfeld ein, zersprengten die beiden schwedischen Regimenter, erbeuteten viele Pferde und nahmen mehrer[e] Offiziere gefangen. Am Morgen des 6. März gegen 6 Uhr begab sich Werth in das Hauptquartier Bulachs nach Ebermannstadt: ‚Woselbst gleich der Generalmajor, als der ohne das eben damahls zu Pferde wollen blasen lassen / sich eilends mit dem Leibregiment herausser gemacht […] vorm dorffe sich gesetzet und in ordnung gestellet: Da dann der feindt stracks gestutzet / vnd ohne ferneren angriff wieder zurück gewichen. Die zerstrewete von obgedachten beiden Regimentern funden sich folgends auch eintzelnen zur Armée wieder herbey: Also das der Verlust / ausserhalb der Pferde und pagage, so dem Feinde zutheil worden / so gar groß nicht gewesen. Gen-Major Bulach aber / in die Oberpfalz sich nicht mehr zuvertieffen […] vnd lies beyhabende reuterey alsbald in ihre vorige quartiere bey Bamberg wiederumb rücken‘. (Chemnitz II, S. 39). Nach Werths Schlachtbericht an Kurfürst Maximilian hatte er bei dieser Aktion insgesamt 1800 Pferde erbeutet. Aus Frustration und Rache über die erlittene Niederlage legten die schwedischen Regimenter in Ebermannstadt 80 Häuser und die Stadtkapelle in die Asche. (Lahrkamp/Werth, S. 23).

Auf die Nachricht von der Schlappe Bulachs war Herzog Bernhard am 25. Februar/7. März von Würzburg[19] nach Bamberg geeilt, wo er die Regimenter musterte und in der Folge die Eroberung Höchstadts a. d. Aisch, dessen Besatzung nur aus 60 Soldaten und der Bürgerschaft bestand, ernsthaft vorantrieb. Zu diesem Zweck schickte er den Generalmajor Lohausen mit 1200 Mann zu Roß und Fuß und das schwarze Regiment des jüngeren Grafen (Hans Jakob von) Thurn sowie zwei halbe Kartaunen vor die Stadt. Die Erstürmung erfolgte am 28.2./10.3.1633, nachdem nachmittags um 2 Uhr Bresche geschossen worden war. Chemnitz (Bd. II, S.39) schreibt darüber: ‚Das Städtlein Hochstädt hatte gegen denen Königl.=Schwedischen bishero sich hart / und fast über seine Macht vnd Vermögen opiniastriret. Wegswegen […] Herzog Bernhard, so nunmehr wieder wol auf vnd bei der Armée angelanget / Gen-Major Lohausen mit etlichen trouppen zu ros vnd fus sambt theils artholeri, davor gesandt. Dies lies / den letzten Tag Hornungs [28. Februar alten Stils, bzw. 10. März nach dem neuen Kalender] / weil die darin sich in güte keines wegs bequemen wollen / morgens frühe breche schiessen / vnd ein loch in die maure machen: Worauff bey des Herzogen ankunfft von Bamberg / die Soldaten mit guter resolution den sturm angetreten / vnd vnerachtet der Belagerten hefftigen gegenwehr / wodurch etliche Knechte / neben einem jungen Graffen von Schlick (der schon die Leiter hinauffgestiegen war / vnd recht [genau] in der bresche geschossen worden) umbkommen / den ort mit gewalt erobert; alles was Mänlich vnd erwachsen / an Soldaten / Bürgern / Bawren und Juden / niedergemacht / vnd das Städtlein rein ausgeplündert. Bey welcher confusion ein fewr auskommen / vnd dadurch der ort / nebenst dem darin vorhandenem vorrath an getreyde / so der Herzog lieber conserviret gesehen hette / im rauche aufgangen‘.

Während der schwedische Historiograph Chemnitz zwar einige interessante Details beisteuert, die Eroberung aber eher nüchtern, teilweise sogar etwas verharmlosend schildert, gibt die Bamberger Dominikanernonne Maria Anna Junius die Grausamkeit dieser Eroberung Höchstadts in ihrem Tagebuchbericht in unverblümter aber auch unparteiischer Form wieder. Nach der Schilderung der Nonne (die den Tag der Eroberung irrtümlich auf den 11. März legt) setzten die protestantischen Truppen ‚zu frü um 7 uhr wiedterumb an höchstadt mit gantzer macht / zuvor zum öfteren mahl hineingeschickt und sagen lassen sie [die Höchstadter] wollen doch auff geben / sie sehen doch die grosse macht deren sie sich nicht wiedersetzen können[;] wan sie gutt willig auff geben sol weder der stadt noch ihnen einiges leidt geschehen / wo aber nicht[,] so sol alles nidter gemacht werden und die stadt in Brandt gesteckt / die aber in der stadt haben zu andword geben sie wollen sich wehren biss auff den letzten man / dan der comendtant zu forgam [Friedrich v. Schletz, Kommandant zu Forchheim] hat einen botten um den andtern hingeschickt / sie sollen sich nur noch zwu stund wehren / so wert ihnen hilff kumen. Also haben sie sich gar ridterlich gewert und den feind großen schadten gethon / dan der graff schlick ist gleig dar vor todt blieben auch viel soltadten / dan da die mener nicht mehr haben schiessen könen / da haben die weiber wasser siedtent gemacht und auff sie gossen / auch mel ins siedtent wasser gerührt und die feind mechtig mit verbrent / auch mechtig mit steinen under sie geworffen und den feind grossen schadten gethon. Aber ihr riedterliches wehrn und wachen ist vergebens gewessen / dan es ist ihnen kein mensch zu hilff kumen; dan um 2 uhr haben die schwedtischen die statt erst erobert […] alls sie nun die stadt gehabt da haben sie alles nidter gemacht und die stadt hinweg gebrent bis auff die kirgen und das schlos; auch etliche kleine heüslein seint stehn blieben / dan es ist ein mechtiges mörtten und blutbatt da gewessen / dan weiber so ihre kinder an dem arm gehabt hat man samt den kindern nidter gemacht / auch ist ein mechtiges gutt und getreyt allda verbrent / das man nicht genuch darvon hat sagen könen / an welcher jemerlichen history niemand schultig ist alls der commendtant zu forgam [Schletz] / auch haben die soltadten die höchstadter kirgen durchgraben dan sie haben gemeint sie wollen in grebern grose schetz finden‘. (BHVB Nr. 52, S. 121f.).

Nach den Nürnberger Kriegsakten (B. 29) wurde nahezu die gesamte Garnison Höchstadts niedergemacht. Nur 15 Soldaten gerieten in Gefangenschaft. Der Kommandant, der als Korporal zuvor in schwedischen Diensten gestanden hatte, wurde aufgehängt. Noch schlimmer erging es der Bürgerschaft. Nahezu 300 Bürger und ‚etliche Weiber‘ wurden niedergemetzelt. Nach anderen Berichten sollen nur 7 Bürger in der Stadt und diejenigen, welche in den Wäldern das Vieh hüteten[,] überlebt haben. Die protestantischen Truppen verloren bei dem Sturm, außer dem Grafen Schlick, ca. 100 Mann an gemeiner Mannschaft und Offizieren.

Nach geendeter Expedition marschierten die schwedischen Truppen wieder nach Bamberg zurück. Oberst Hastver war bei der Erstürmung nicht anwesend. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt immer noch in Neustadt/Aisch und hatte, wie er nach Nürnberg berichtet, die Nachricht über die Erstürmung von dem schwedischen Kapitän Michael Rumpel erhalten (Soden II, S. 38)„.[20]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[21] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Eodem die [19./29.4.1634; BW], weil die armen Leuthe zu Toba[22] ihre Geld contribution nicht mehr zahlen können, hat der Rittmeister Rumpolt durch die Soldaten exequiren und den armen, geengsten, verderbten Leuthen die besten Pferde nehmen lassen“.[23]

[1] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.

[2] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[3] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[4] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.

[5] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[6] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.

[7] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.

[8] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.

[9] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[10] Neustadt a. d. Aisch [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 512f.

[11] Dachsbach [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 131.

[12] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[13] Buttstädt [Kr. Sommerda]; HHSD IX, S. 66f.

[14] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[15] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[16] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[17] Pretzfeld [LK Forchheim].

[18] Ebermannstadt [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 151f.

[19] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[20] ENGERISSER, Von Kronach, S. 141ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[21] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[22] Toba [Kyffhäuserkreis].

[23] HAPPE I 306 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

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