Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr von Bollweiler und Herrenstein, Reinhold von

Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr von Bollweiler und Herrenstein, Reinhold von; Generalmajor [nach 1595, um 1604 Ninigall-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler]

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Reinhold von Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß][1], der „Gute“, Herr von Bollweiler und Herrenstein [nach 1595, um 1604[2] Ninigall,[3]-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler[4] [=> Abbildung links u. rechts] aus der Linie Groß-Roop, ein gebürtiger Livländer, war sachsen-weimarischer Obrist,[5] später französischer Generalmajor.[6]

Er war um 1621 Page am Hof in Stockholm.

„Der Oberstleutnant[7] Reinhold von Rosen aus dem livländischen Geschlecht Hoch-Rosen, welches nordöstlich von Riga[8] begütert war, war ein gleichnamiger Vetter des schwedischen Obersten und späteren französischen Generalleutnants[9] Reinhold von Rosen (Familienzweig Groß-Roop). Ersterer führte in den Jahren 1632 bis 1634 als Oberstleutnant ein 8 Kompanien[10] starkes, gemischtes Dragoner[11]- und Reiterregiment[12] unter dem Obristen Georg Christoph von Taupadel.[13] Letzterer, Rosens Vetter, ebenfalls Reinhold, war bereits seit 1632 Oberst eines Reiterregiments. Die Tatsache, daß diese beiden Reinholds von Rosen unter Taupadels Kommando Regimenter führten, geht aus einem Brief Georg Christophs von Taupadel am 15. Mai 1634 (a. St.) an Herzog Bernhard von Weimar[14] hervor. In diesen [diesem; BW] schreibt Taupadel: ‚Auch gnädiger Fürst und Herr, es ist von Obristen Rosen ein Lieutenant[15] mit 6 reutern, dann 8 dragoner von Obristleutenant Rosen ausgerissen undt zum feinde übergegangen‘.[16] Hierin wird auch bestätigt, daß Oberstleutnant Reinhold von Rosen (Hoch-Rosen) überwiegend Dragoner, der in späteren Jahren berühmtere Oberst Reinhold von Rosen (Groß-Roop) ein Reiterregiment befehligte. (Skrifter II Bd. 7, S. 187)“.[17]

Der Pfarrer Jacob Möser [um 1570-1644][18] aus Staßfurt[19] erinnert sich an 1632: „Demnach das Kaggische,[20] Rosische u. Schaffmannische[21] Regiment bei Hameln[22] über die Weser commandiret, und von den Pappenheimischen[23] in den Quartieren überfallen, geschlagen, gefangen, theils durchs Wasser gesetzt, darinnen viel ersoffen, ist das übrige, so davon kommen, etwa 100 Pferde, und ein 150 Mann, hieher durch den General-Major Kaggen commandiret worden, und hat sie die Stadt unterhalten müssen, von dem 24. März [3.4.; BW] an bis an den 19. [29.; BW] April, da sie das Quartier erst geräumet, weil zwei andere neugeworbene[24] Compagnien[25] des Capitän[26] Rüdingers[27] und Capitain Pfannkuchens[28] von des Kaggens Regimente zu Fuß den 19. April hereinkommen sind“.[29]

Am 20.8.1632 nahm Rosen mit seinem Stabe,[30] einer Kompanie Reiter und zwei Kompanien zu Fuß in Saalfeld[31]  Quartier und brach am 30.8. wieder auf.[32] Am 13.9. zog er mit dem Geschütz durch Gräfenthal.[33]

„Am 12. Oktober kam der wiederholt in Saalfeld weilende schwedische Obrist[34] Rosa mit dem Stab der Leibkompanie[35] sowie einigen Kanonen aus Gräfenthal  wieder in die Stadt zurück, wo ihm der dortige Pulvermacher Hans Wilhelm Gaß eine ziemliche Menge Pulver hatte vorstrecken müssen. Am nächsten Mittag kamen 300 Kroaten[36] nach Saalfeld, mit dem Vorhaben, die Stadt zu plündern. Das Dorf Altensaalfeld brannten sie größtenteils nieder. Die Erstürmung der Stadt verwehrte ihnen der schwedische Oberst mit 50 Musketieren,[37] die mit starkem Schießen aus Doppelhakenbüchsen[38] ihrem Drängen Einhalt geboten“.[39]

Im „Theatrum Europaeum“[40] heißt es zu dem Einfall kaiserlicher Abteilungen unter Holk[41] und Gallas[42] in Sachsen und Thüringen: „Der Vortrab des Friedländers[43] ist den 10. Oktober [1632; BW] zu Plauen[44] angekommen und hat den Marsch von da auf Weida[45] fortgesetzt. Allda ist die ganze friedländische Armee zusammengekommen und hat General-Rendezvous gehalten. Auf welches der Herzog auf Altenburg[46] vorrückte, wo sich Holk und Gallas mit ihrem Volk mit ihm konjungiert. Darauf ist der Jammer in Sachsen allererst recht angegangen, und die Einwohner mit Plündern,[47] Brennen und Morden verfolgt und das Land diesseits der Elbe aufs äußerste ruiniert worden. Den 13. Oktober sind in 18 Krabaten nach Neustadt an der Orla[48] gekommen gekommen und selbes, wie auch die umliegenden Orte, ganz ausgeplündert. Darauf sind drei Kompanien nach Kahla[49] gekommen, ebenmäßig mit den Einwohnern übel gehaust und nach ihrem Willen spoliert.[50] Selbige Tage sind auch in 500 Deutsche und Krabaten vor Saalfeld[51] gekommen, in Meinung, selbigen Orts sich zu bemächtigen. Aber der Obrist Roß hat so stark herausgeschossen, daß sie ihr Vorhaben nicht ins Werk setzen können, sondern unverrichteter Dinge, etliche Tote hinterlassend, wieder weichen mußten. Doch haben sie bei ihrem Abzug die Vorstadt in Brand gesteckt. Das Land ist daherum allenthalben mit Brennen und Plündern sehr verwüstet worden. Daher überall große Furcht und Schrecken entstanden, und so haben die Leute ihre besten Sachen nach Erfurt,[52] Wittenberg[53] und Magdeburg[54] geschafft, auch viele selbst mit Weib und Kind sich an solche Örter salviert“.[55]

„Haß und Feindschaft der Bevölkerung und damit eine fortgesetzte starke Spannung herrschten aber überall an den Grenzen gegen das Hochstift [Bamberg; BW], von den Gebieten der Fränkischen Alb um Streitberg[56] und Muggendorf[57] bis in den bis in den nördlichen Frankenwald. Hier flammten allenthalben mit dem Abmarsch der Wallensteinschen Truppen die Feindseligkeiten erneut voll auf. So klagte Braun: ‚Vom Angriff der äußeren Feinde waren wir nun frei, trotzdem konnten wir nur wenig aufatmen vor den Heimsuchungen des Krieges, denn unserem Nacken drohte das Joch der feindseligen Nachbarn, die auf täglichen Streifzügen gegen die benachbarten Bauern mit Feuer und Schwert wüteten. Niemand wehrten ihnen, denn die Garnison von Kulmbach,[58] der selbst das Räuberleben zur Gewohnheit geworden war, wollte den Feinden von Weismain[59] und Kunstadt[60] und anderen nicht an Grausamkeit nachstehen. Sie verwüsteten die Dörfer, trieben das Zugvieh davon, raubten die Höfe aus, jagten die Bewohner davon und schlugen Öfen, Fenster und was sonst zur menschlichen Notdurft gehört, in Trümmer. Weit und breit hörte man die Bauern ihr unglückseliges Los beklagen, von deren Hab und Gut jene tapferen Kriegshelden ihre Mannschaften erhielten‘.

Aus der Fülle der Ereignisse seien nur folgende Einzelaktionen genannt: Am 7.10. führten die Kronacher[61] in der Nacht bei Schwarzenbach[62] und Lippertsgrün[63] gegen 100 Stück Vieh weg. In derselben Nacht griffen sie mit etwa 100 Bauern Hermesgrün[64] und das Dorf Langenbach[65] an. Die Markgräflichen leisteten hier Widerstand und töteten einige Feinde. Kirchleus[66] wurde im September und Oktober zu wiederholten Malen geplündert und angezündet, wobei viele Einwohner umkamen. Zur Vergeltung nahm eine Abteilung der Muffelschen[67] Soldaten Marktschorgast[68] ein, plünderte den Ort aus und trieb alles Vieh mit fort. Der achtzigjährige Bürgermeister Müller wurde mit 6 Mann vom Ausschuß[69] niedergemacht, zwei von ihnen wurden geschunden. Den Pfarrverweser führte man mit 14 Einwohnern nach Kulmbach. Am 5.12. wurde Untersteinach von den Kronachern überfallen und mit dem Schloß in Brand gesteckt, worauf die Kulmbacher umgehend das bischöfliche Stadtsteinach[70] ausraubten.

Solche gegenseitigen Vergeltungsaktionen mußten den Haß fortwährend steigern und die völlige Vernichtung des Gegners immer erwünschter erscheinen lassen. So blieb es schließlich nicht nur bei Raub- und Verheerungszügen, sondern man brachte nun auch, soweit es möglich war, reguläre Truppen der kriegführenden Parteien zur eigenen Verstärkung heran und schlug regelrechte Schlachten. So fanden die Markgräflichen einen Bundesgenossen in dem schwedischen Oberstleutnant von Rosen, der, von der Oberpfälzer Grenze zurückgekehrt, nun im Schlosse Wernstein[71] lag. Er fügte mit seinen Soldaten den Bewohnern des Hochstifts großen Schaden zu und versuchte selbst die Stadt Weismain, wenn auch vergeblich, im Handstreich zu nehmen. Als seine Angriffe von den Bewohnern des Hochstifts, vor allem von Burgkunstadt und Weismain aus, heftig erwidert wurden, griffen am 21.11./1.12. etwa 400 Bauern aus dem Maingrund zum Kulmbach zu den Waffen, um die Einfälle der Bischöflichen abzuwehren. Den bischöflichen Untertanen und Soldaten aber war es gelungen, den bayerischen Oberstleutnant Friedrich von Schlez[72] aus Forchheim[73] mit 800 Mann zu Roß und zu Fuß und einem Feldstück[74] als Verbündeten zu gewinnen. In Weismain vereinigte er sich mit dem Bamberger Landvolk und zog den Maingrund hinauf. Das Kulmbacher Landvolk, im Irrtum über die Zahl der Feinde, warf sich ihnen entgegen. In der sich entspinnenden Schlacht beim Dorf Schwarzach[75] wurden die Markgräflichen völlig geschlagen, und viele mußten ihr Leben lassen. Der Chronist [Braun; BW] berichtet: ‚Ich habe dem Gemetzel, kaum 3 oder 4 Meilen entfernt, auf einer Anhöhe stehend, zugeschaut. Äcker und Weinberge waren rot vom Blut der Erschlagenen, und allenthalben war das Gelände mit verstümmelten Leichen bedeckt‘.

Der im Schlosse Wernstein liegende Oberstleutnant von Rosen hatte sich besonders durch seine Kontributionen,[76] die er den Bewohnern des nördlichen Hochstifts auferlegte, verhaßt gemacht“.[77]

Selbstverständlich unternahmen die im Sechsämterland[78] liegenden Kroaten immer wieder Streifzüge durch das gesamte Oberland der Markgrafschaft. Es gab wohl kaum einen kleineren Ort, den sie nicht heimsuchten. Besonders schlimm hausten sie im Januar in der Gegend von Bayreuth.[79] Weidenberg[80] und Bindlach,[81] Goldkronach,[82] Berneck[83] und Gefrees[84] wurden geplündert.

Bayreuth selbst wagten sie allerdings nicht anzugreifen. Dort lag zu dieser Zeit der schwedische Obristleutnant Reinhold von Rosen, der soeben aus dem Schlosse Wernstein[85] angekommen war, mit zahlreichen Reitern im Quartier. Er hielt auch Creußen[86] besetzt und schützte zwar die beiden Städte, war aber nicht geneigt, auch das Umland zu schützen; denn von Bayreuth und Creußen aus unternahm er seinerseits lieber weite Plünderungszüge in das Gebiet der Oberpfalz“.[87]

Im März scheint Rosen zum Obristleutnant befördert worden zu sein.

Der Hofer[88] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] hält fest, dass der „Rittmeister“[89] Rosen am 4./14.2.1633 mit schwedischem Volk in Weidenberg-Görau[90] angekommen sei.[91] „Craysen hatte es auch wegen einquartirung und aufnahm des rittmeisters Roßens ganz bey dem pfälzischen[92] verderbet, dahero den 21. februarii vor tags bey 250 mann fußvolck sich in die Vorstadt eingeschlichen und um die stadt herum bey 2 bis 3000 reuther gehalten in hoffnung, die stadt plündern zu helfen. Dieweilen aber herr rittmeister Rosau gute kundtschaft gehabt und die gantze nacht in bereitschaft gewesen, hat man sobald auf die im dunkeln herbeynahende musquetierer feuer gegeben, und ist der scharmüzel[93] früh um 5 uhr angangen, da die bayrischen starck mit musqueten,[94] auch etlichen geschüzlein starck in die stadt geschossen, die Vorstädte gantz abgebrannt und vermeinet, die stadt zu gewinnen. Allein es ist ihnen solche gegenwehr geschehen, dass sie ihre wägen, so mit sturmleitern[95] beladen, abledigen und ihre toden darauf legen und wegführen, auch also mit spott und hohn wieder abziehen müßen, do hingegen bey diesen sturm, der 6 stunden gewehret, [auf seiten der schwedischen] nicht ein mann, als ein trommelschläger[96] und ein dragouner, geblieben“.[97]

„Inzwischen haben die bayrischen den schaden, so sie vor Craysen erlitten, wiederum zu rechnen[98] gedacht und sich mit noch viel mehrern volck den 14. martii dahin gewandt.

Als aber herr rittmeister Rosa, welcher etliche tage vorher die classe eines obristlieutenants bekommen, davon Kundschaft erhalten, hat er zu Craisen, weil man ihme vorher das waßer genommen, nicht verbleiben wollen, ist der ursachen auf Bayreuth geruckt, deme die bayrischen den 25. martii gefolget und den Rosen in nahmen herrn general Wahlens[99] heraus- und die stadt Bayreuth aufgefordert, allein es ist von den rosischen auf sie geschossen und wieder abgetrieben worden. Darauf sie den Morizhof[100] und die eine Vorstadt bis auf wenige häußer abgebrant, sich wieder auf Craisen gewandt, daselbst nachtquartier genommen und beym aufbruch frühe den 16. martii die gantze stadt abgebrandt, dass nicht ein hauß in der ringmauer stehend verblieben“.[101]

Handstreichartige Überfälle, taktische Attacken und das rechte Maß an räuberischem Draufgängertum zeichneten die Taktik Taupadels aus. Einige Beispiele seiner Aktionen seien erwähnt. Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][102] aus dem von Eger[103] abhängigen Marktredwitz[104] erinnert sich an Rosens Überfall auf Wunsiedel[105] im April 1633: „Dieser – der Kroaten Aufbruch – hat in unserer Gegend große Freude verursacht; so aber nit lange gewähret, denn [es haben] sich bald andere Gäste herbeigefunden. Denn den 9. April [ist] der schwedische Ober[st] Rosen vor die Stadt Wunsiedel [ge]kommen und [hat] hineinbegehret. Als ihm solches abgeschlagen, hat er die Stadt ersteigen lassen, die Kaiser[ische] Salva Guardi[a][106] herausgenommen und gefangen mit hinweggeführt; welches die Wunsiedler bei dem Kaiserischen Oberst(en) auch verdächtig und ihnen kein Gut bringen wollte“.[107]

„Am heiligen Ostertag neuen Kalenders sind die 4 Regiment[er] Kroaten in ihren Quartieren auf[ge]brochen, hier vorüber und gegen Kemnath[108] zu [gezogen]. Den 16. Mart[ii] haben die Kai[serischen] Völker die Stadt Creußen abgebrandt. Den 29. dito hat der chursächsische Oberst(e) Daube,[109] so bishero in der Stadt Hof und Plauen[110] (nit allein, sondern) mit etlichen sächsischen Völkern[111] gelegen, das Kaiser[ische] Forgatzische[112] Regiment Kroaten in ihren Quartieren zu Kirche[n]lamitz,[113] Leutten [= Marktleuthen][114] usw. überfallen und gute Leut[115] gemachet. Dahero die anderen Kroaten auch nit große Lust [hatten], länger zu bleiben; wie dann der Oberst Corpes[116] den 4. Apr[il] zu Arzberg[117] mit den übrigen auch aufgebrochen und nach Schlesien zu marschieret [ist]. Dieser – der Kroaten Aufbruch – hat in unserer Gegend große Freude verursacht; so aber nit lange gewähret, denn [es haben] sich bald andere Gäste herbeigefunden. Denn den 9. April [ist] der schwedische Ober[st] Rosen vor die Stadt Wunsiedel [ge]kommen und [hat] hineinbegehret. Als ihm solches abgeschlagen, hat er die Stadt ersteigen lassen, die Kaiser[ische] Salva Guardi[a] herausgenommen und gefangen mit hinweggeführt; welches die Wunsiedler bei dem Kaiserischen Oberst(en)[118] auch verdächtig und ihnen kein Gut bringen wollte“.[119] […] „Den 15. dito [Mai; BW] sind der schwedische Gen[eral]major Taupadel und Ober[st] Rossa mit ihrem Volk wieder nach Wunsiedel [ge]kommen, sind zur Mitternacht auf[ge]brochen, (und) haben die Kroaten zwischen Hohenberg[120] und Eger überfallen und über 200 niedergemacht. [Sie haben] auch viel Pferd[e] und Leut[e] bekommen“.[121]

Noch im Mai 1633 überfiel Taupadel den ungarischen Obristen Přichovský z Přichov[122] bei Wunsiedel.[123] Er überraschte die ungarisch-kroatische[124] Soldateska beim Kartenspiel. Die Pferde waren noch an die Krippen gebunden und Přichovský z Přichov konnte sich gerade noch ohne Hut und ohne Sattel aus dem Staube machen. Im Juni belagerte Taupadel erfolglos die Stadt Kronach. Bei einem Ausfall der Verteidiger tarnte er seinen Rückzug als Flucht. Er ließ Bagagewagen und zwei Kanonen zurück und verleitete die Verteidiger, ihn zu verfolgen. Die ganze Aktion war vorher mit Rosen abgesprochen, der die Verfolger in den Rücken fiel, als sich ihnen Taupadel plötzlich und unerwartet mit seiner Truppe entgegenstellte. Die Verfolger wurden geschlagen, die Stadt Kronach eingenommen und der Gouverneur von Kronach, übrigens ein geborener Türke, gefangen genommen. Der Hofer Chronist Rüthner schreibt: „Mittwochs den 8. maii brandte herrn burgermeister Loewens selig scheune vor dem Obern Thor hinweg. Und wo nicht so bald rettung gethan worden, würde groser schade geschehen seyn. Darauf praesentirte sich obrist Rosa mit seinen völckern auf ein 7 compagnien starck bey gedachter obern scheune. Deswegen Herzog Wilhelm[125] solche zu besehen hinausgeritten. Sie bekamen quartier zu Hirschberg“.[126]

Im Juli 1633 hatte Maximilian I.[127] Holk über den Überfall der Schweden auf Viechtach[128] und Pressath[129] am 15.5. und das Verhalten kaiserlicher Truppen danach informiert.[130] „Besonders hart wurde Pressath mitgenommen. Die Schweden unter Oberst Rosa überfielen den Ort am Pfingstsonntag (15. Mai) und brannten außer der Kirche 175 Häuser nieder; viele Menschen und Tiere fanden den Tod in den Flammen. Der Geruch der verbrannten Leichen war so stark, daß niemand in der Nähe bleiben konnte. Der Landrichter von Waldeck[131] bat am 18. Mai, daß die Untertanen von Grafenwöhr,[132] Eschenbach[133] und Speinshart[134] zum Aufräumen der Brandstätte befohlen werden möchten. Gleichzeitig war Tirschenreuth[135] zur Hälfte abgebrannt. Nachdem die überlebenden Pressather das wenige gerettete Vieh nach einigen Wochen wieder notdürftig untergebracht hatten, kamen am 8. und 9. Juli die Kaiserlichen, raubten alles Vieh und verkauften es. Nach der Einnahme von Neumarkt[136] plünderten die Schweden auf ihren Streifzügen Haunritz,[137] Neidstein,[138] Kirchenreinbach,[139] Holnstein[140] und Königstein.[141] Am 17. Juli plünderten die Schweden unter Oberst Rosa das Kloster Michelfeld“.[142] Rosen nahm am 18.11.1633 Burglengenfeld[143] ein und erbeutete dort 20 Geschütze, dann fiel er in Schwandorf,[144] Nabburg[145] und Pfreimd[146] ein.[147]

„Als den Schweden der Weg in die Oberpfalz versperrt blieb, richteten sich im April und Anfang Mai ihre Angriffe mehr auf die von den Kroaten besetzten Orte im Sechsämterland[148] und an der böhmischen Grenze. Damit trat Oberstleutnant von Rosen seiner eigentlichen Aufgabe eines Schutzes des Landes näher, und man darf in seinen Angriffen, die sich in scheinbar völlig willkürlichen Einzelaktionen vollzogen, vielleicht sogar die Absicht einer allmählichen Befreiung des Sechsämterlandes von der kroatischen Einlagerung sehen. Wenn diese Annahme zutrifft, mag hinter der undurchschaubaren Verworrenheit all der turbulenten Ereignisse dieser Zeit doch noch einmal der vorbedachte Plan einer höheren Instanz, etwa des Markgrafen[149] und seiner Regierung, gestanden haben. Dafür spricht jedenfalls, daß gleichzeitig mit den aus dem Westen geführten Vorstößen von Rosens auch vom Norden her Angriffe schwedischer und sächsischer Abteilungen unter Generalmajor Taupadel erfolgten“.[150]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][151] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz erinnert sich an den Februar 1634: „Den 24. dito hat der schwedische Oberst(e) Ros(s)a und Oberst(e) Karpf(f)[152] von Bärnau[153] und Tirschenreuth aus den Oberst(en) Corpes und mehrere Kroaten, welche um(b) Sandau[154] und Königswarth[155] gelegen, überfallen, viel[e] niedergehauen und gefangen. Auch die meisten Pferd[e] [sind] abgenommen worden“.[156]

„Die weimarische Armee traf erst am 23.2./5.3.1634 in Weiden[157] i. d. Oberpfalz ein. Von dort kommandierte Herzog Bernhard[158] den Obersten Hans Adam von Karpf mit seinem Reiterregiment auf eine Streifpartei gegen Eger. Karpf zog zuerst gegen Tirschenreuth und wandte sich dann nach Osten in Richtung Großkonreuth,[159] wo er sich gegen 3 Uhr nachmittags des 5. März mit den berittenen Truppen des Obersten Reinhold von Rosen, der bereits als Vorhut in Richtung Bärnau vorausgeeilt war, vereinigte. Beide Regimenter zogen weiter nach Böhmen in Richtung des heutigen Marienbad,[160] wo der Kroatenobrist Corpes sein gesamtes Regiment in vier Dörfern, meistenteils in Königswart und Sandau, einquartiert hatte. Etwa gegen Mitternacht griffen die Weimarischen die Quartiere Corpes‘ zu gleicher Zeit an: ‚Also vnd dergestalt / das in die zweyhundert niedergemacht / eine ziemliche anzahl gefangen / vnd von der bursche nahend bey sechshundert pferde / mit sattel / zeug / vnd pistolen wolmontiret / überkommen worden. Obriste Corpus selbst war in person vnter ihren händen nur zu fus gewesen / doch bey dicker finsterer nacht / vnd grossem vngestüm des wetters entrunnen: Doch haben die Königl-Schwedische seine pferde ertappet / vnd davon gebracht‘. (Chemnitz II, S. 337; Braun/Leopold, S. 38)“.[161]

„ ‚Um die Stadt Regensburg[162] durch mehrere Besatzung zu verstärken […], vnd dabey, ehe vnd bevorab die gänzliche conjunction der beyden feindlichen Armeén geschehe, den Bäyerischen auff den hals zugehen vnd zu versuchen; Ob Er dieselbige zum treffen nötigen vnd einsichtig schlagen könte‘, bereitete sich Herzog Bernhard mit großer Eile auf einen Marsch nach Regensburg vor (Chemnitz II, S. 391). Somit glaubte er, die Vereinigung der beiden kaiserlich-ligistischen Truppenkontingente noch verhindern zu können. Von seinem Lager in Roth[163] bei Nürnberg[164] schickte er eine Abteilung unter den Obristen Taupadel und Reinhold von Rosen voraus, welche am 26. Mai mit den Kaiserlichen bei Nabburg zusammentrafen und, nachdem sie mit einigen Kroaten und Dragonern in ein Scharmützel[165] geraten waren, sich nach Velburg[166] bei Neumarkt zurückziehen mußten“.[167]

Die „34. Extraordinari. 1634“ berichtet am 17.6. aus Franken: „Forchheimb haben Ihr. Fürstl. Gn. [Bernhard v. Sachsen-Weimar; BW] auch mit etlich Regimentern plocquiren lassen / vnd den Obr. Rosa mit 700. Pferden vorgestern gegen Sulzbach[168] und Amberg[169] commandiret / der march aber der Cavallery ist gern frühe neben der Pagagy zu Herspruck[170] vorüber / die Infanteri aber auff Plech[171] zugangen / vnd ist bey Herzog Bernhards Fürstl. Gn. ein Bott ankommen / der bericht / daß 6000. ChurSächsische Mußquettirer heraußwarts marchiren / vnnd S. Fürstl. Gnaden Ordinanz erwarten theten“.[172]

In der Nr. 29 den „Wochentliche[n] Postzeittungen“ vom 18.7.1634 heißt es unter dem 30.6.1634 aus Rain:[173] „Bey Regenspurg gehet es hart her / vndt wirdt diese berümbte Belegerung sub auspicijs & imperio Ferdinandi III.[174] Vngariae & Bohemiae Regis &c. annoch mit grossem Ernst vnd Tapfferkeit fortgetrieben / vnnd wiewol der Belegerten Halßstarrigkeit die eroberung noch ein zeitlang zurück setzen möchte / dörffte es ihnen doch vielleicht zu ihrer endtlichen ruin vnd Verderben heymkommen / vnd vermeint man disseyts / baldt Quartier darin zu haben / vnd das Exercitium Romano-Catholicæ Religionis daselbst zu verrichten. Der Feindt hat zwar extremis conatibus[175] die Erledigung versucht / aber wegen der Keyserischen Wachtsambkeit in seinem Vorhaben nichts verfangen mögen / dañ ihm alle mittel die Statt zu entsetzen benommen / derowegen er gewichen / vmb anderstwo einzubrechen / vnd sein Abenthewer zu versuchen / deme aber etlich Tausendt Keyserische gefolget / welche den Weinmarischen in ihren Hintertrab eingefallen / vnd 4. Regimenter zertrennt / vnd in die Flucht geschlagen haben sollen. Gustavus Horn[176] ist zwar in Bäayern gewesen / weil aber der Obr. Johan von Werth[177] vnd General Altringer[178] mit ihrer vnterhabenden Kriegsmacht auff ihne angezogen / vorhabens / ihme eine Battaglia zu liefferen / hat er vngesaumbt sich mit seinem exercitu[179] widerumb auff Augspurg[180] zu gewendet / in meynung / weilen er nicht bastant, den Keyserischen vnter Augen zu gehen / mit Sachsen-Weinmarens Armee zusammen zu rücken / hat aber zuuor zu Aicha[181] die Mawer vnd Wällen niderreissen lasse. Den 24. hat der König von Vngaren Kellheimb[182] zu belägeren befohlen / welches man nach beschossener Pressa[183] / den 26. mit Accord erobert / da dañ der Obr. Rosa sampt seinen Soldaten mit Sack vnd Pack[184] außgezogen / vnd den 20. dieses zu Nürnberg einkommen. Im Keyserlichen Läger wirdt kein abgang der Prouiand mehr gespürt / dann man häuffig von diesen vnd anderen orthen dahin zuführen thut. Sonsten haben die Weinmarische sich mit den Hornischen Truppen Coniungiret / ligen gegenwertig vmb Thonawerth[185] vnd Newburg[186] / wo sie den Kopff weiters hinwenden werden / gibt die zeit“.[187]

„Kelheim,[188] das von den Schweden unter Oberst Rosa besetzt war, bedrohte die Belagerer [Regensburgs; BW] von Westen her, wurde deshalb von 6000 Bayern unter Aldringen[189] angegriffen und nach wackerer Gegenwehr am 26. Juni zur Übergabe gezwungen. Rosa durfte mit Sack und Pack abziehen, erschien mit 800 Reitern am 1. Juli vor Sulzbach,[190] verjagte die bayerische Besatzung und besetzte die Stadt“.[191]

„Der schwedische Oberst Reinhold von Ros(s)en kam am 16. Juli mit mehreren Kompanien Reiter und Dragoner an und forderte die Stadt zur Übergabe auf. Anderntags traf Bernhard von Weimar selbst ein. Auch Feldmarschall Horn, ein alter Bekannter Freisings,[192] war wieder dabei. Die zurückgelassenen Rechtsanwälte und Bürgermeister appellierten unter Berufung auf Gustav Adolf an die Großmut des Weimarers. Es wurde mit Erfolg auf die erlegte Brandschatzung[193] im Jahre 1632 hingewiesen. Die Behandlung Freisings durch die neuen Militärs war zunächst erträglich. Die früher schon eingeschlagene Politik Veit Adams[194] trug erneut, nun aber in größerem Umfange ihre Früchte. Bernhard von Weimar verlangte als Unterhaltsbeitrag für die verschiedenen hohen Herren 2310 fl. Von einer eigentlichen Branddrohung konnte bisher nichts entdeckt werden. Solange Bernhard von Weimar und Feldmarschall Horn in der Bischofsstadt weilten, wurde die Ordnung einigermaßen aufrecht erhalten. Nachdem sie aber die Stadt verlassen hatten, ließen die schwedischen Offiziere niemand mehr gelten. Diese vergriffen selbst in grober Weise an den Gütern und gaben schließlich den ‚trossen'[195] die Plünderung völlig frei“.[196]

„Reutlingen[197] und Tübingen[198] wurden von dem Obersten Walter Butler[199] eingenommen. Reutlingen mußte 20.000 Reichstaler an Ranzion erlegen. In Tübingen erbeuteten die Kaiserlichen viel Munition und Geschütze, welche eigentlich der Rheingraf[200] chorndorf[201] Ernst werden, wohin Herzog Bernhard den Oberst Georg Christoph von Taupadel mit einigen Kompanien Dragonern gelegt hatte. Noch in der ersten Oktoberwoche hatte Herzog Bernhard versucht, Taupadel mit einer berittenen Abteilung unter dem Obersten Reinhold von Rosen zu unterstützen. Dieser war allerdings nur bis Kirchzell[202] in Unterfranken durchgedrungen, wo er auf eine Abteilung Gallas’scher Dragoner stieß. Diese wurden zwar ausnahmslos niedergemacht, der Leutnant gefangengenommen. Auf die Nachricht, daß sich starke kaiserliche Kürassiereinheiten[203] näherten, die den Kardinalinfanten[204] bis an den Rhein begleitet hatten und nun auf dem Rückweg waren, mußte sich Rosen wieder zurückziehen“.[205]

In den Erinnerungen des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg[206] (Landgrafschaft Hessen-Kassel) heißt es für Oktober 1634: „Nicht lange aber nach diesem Durchzug [kaiserlicher Truppen] ist [15. Okt.] der Oberst Rosa mit seinem Regiment zu Pferd dahier kommen und erstmahls instinctu fratris [auf Antrieb seines Bruders:[207] Vollmar, gen. ‚der tolle Rosen‘], eines Rittmeisters wegen [zum Schutz] des adligen Frauenzimmers in der Burg Quartier gemacht, darauf sich die sequentes [die folgenden Kommandanten] jederzeit bezogen. Deme der [schwedische] Obriste Princk,[208] welcher aber, auf Ankunft des [kaiserlichen] Obristen Isolani[209] und seiner Kroaten, des Nachts zu Friedberg aufgebrochen und durchgangen, und diesem Herzog Bernhard von Weimar mit der Armee selbsten gefolget, und bei dero Abzug einen Capitain-Leutnant[210] [Christoph Schultheiß-Schulze] mit 150 Soldaten zur Besatzung hinterlassen.

Den 18. Nov. Freitags hat der Kais. Generalwachtmeister [Lothar v.] Bönninghausen[211] die Stadt eingenommen, vor der Kronen die Stück gegen die Burg gepflanzt, Feuer hinein geben. Darauf der schwedische Capitain den Abend noch abgezogen [sich ergeben]. Ist in der Stadt bewacht und Morgens mit sein Soldaten weg convoyirt worden.

Den 14. Dec. ist er wegen dieser disreputirlichen [ehrlosen] Uebergab auf dem Neustädter Markt in Hanau[212] arkebusiert[213] [erschossen] worden“.[214]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet für den November 1634: „Sonsten bemüheten sich Ihr F. Gn. Hertzog Bernhard / etc. umb sein Volck zu recolligiren / und mit Hülff der Cron Frankreich und andern ein starck Corpo zu formiren / ließ unterdeß sein Volck und Reuterey über Mäyn und in die Wetterau[215] auf Friedburg[216] und deren anderen Orthen gehen / von ersten unter dem Obristen Rosa / welches / wie berichtet / ebenfalls übel gehauset / und etliche Oerther / besonders das Stättlein Assenheim[217] in Brand gesteckt / und fast an die Helffte abgebrennet: darnechst unter dem Obristen Princken / welches Volck gar Tyrannisch und übel gehauset / Statt und Bürgerschafft sehr beängstiget / und endlich den 15. 25. Novembr. mit einem grossen Gestanck / wie die Art / abends gegen finsterer Nacht ab- und fortgezogen“.[218]

„Am 8.5.[1635; BW] wurde bekannt, daß die weimarische Kavallerie um Frankenthal[219] in Bereitschaft liege, um einen Vorstoß über den Rhein zu unternehmen. Unter der Führung der Obersten Taupadel und [Reinhold v.] Rosen gingen am 10.5. ungefähr 1.500 weimarische Reiter und 100 Dragoner über die Mannheimer[220] Brücke und erschienen gegen neun Uhr abends vor der Stadt Sinsheim,[221] die am Tag zuvor von Leutnant Christoph Schlegel[222] mit etwa 30 Reitern des bayerischen Regiments d’Espaigne[223] besetzt worden war. Nachdem Schlegel die Übergabe der Stadt verweigert hatte, unternahmen die Schweden drei vergebliche Angriffe (wobei u. a. der Bürgermeister den Tod fand), zogen dann aber weiter nach Schwaigern,[224] wo Oberst Raymond d’Espaigne selbst mit vier Kompanien seines Regiments im Quartier lag (eine weitere Kompanie dieses Regiments war nach Eppingen[225] gelegt worden.

Der Oberst war zwar von Werth vor einem möglicherweise bevorstehenden feindlichen Überfall gewarnt worden, hatte aber seine Offiziere uninformiert gelassen und sich betrunken und ‚nacket entblößet‘ zu Bett gelegt, so daß die Schweden in der Nacht die espaignischen Reiter in Schwaigern überrumpeln konnten. Zwar konnten sich die meisten Bayern aus der Stadt retten (die Verluste des Regiments d’Espaigne beliefen sich auf 22 Gefallene und 60 gefangene Reiter, von den übrigen 224 hatten 141 ihre Pferde verloren), doch fielen den Schweden über 800 Reit- und Bagagepferde mitsamt der ganzen Bagage des Regiments in die Hände. Auf dem Rückweg nach Mannheim konnten sie am darauffolgenden Morgen auch noch Sinsheim erstürmen und die dortigen bayerischen Reiter, denen inzwischen die Munition ausgegangen war, gefangennehmen“.[226] Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet unter dem 28.4. (alten Stils) 1635: „Besser oberhalb am Rheinstrom hatte der Obriste Tupadel[227] auch einen ziemlich glücklichen ritt auf den Feind gethan. Dan dieser / von Hertzog Bernhard mit etlichen Regimentern gegen das Land zu Wirtenberg auscommendiret / anfangs seine marche den geraden weg auf das Haus Seinsheim genommen: Wie er aber erfahren / das nicht mehr / als vierzig pferde / vnter einem Lieutenant daselbst logirten / solche / damit Er nicht verkundschaffet würde / nur mit sechs compagnien berennen lassen / vnd weiter fort / woselbst der Obriste d’Espaigne mit seinem Regiment gelegen / geeilet / auch / ob er wol unterwegens von einem gefangenen Officirer berichtet worden / das das Pappenheimische[228] vnd Hartenbergische[229] Regiment / zu fus nicht weit von besagtem Schweigern qvartirt  herren / doch selbige / allerhand bedencken halber / zurück gelassen / vnd seine intention nach gedachtem Schweigern gerichtet. Massen Er / morgens früh mit dem tage / davor angelanget / eine compagni auf der wacht / die andern drey in der Stadt angetroffen / vnd das Rosische Regiment / so den vortrab gehabt / stracks darauff gehen lassen: Das war / wie es der wacht gefolget / vnd vnters thor kommen / von den inwendigen trouppen etwas repoussiret / doch so bald durch das Hoffkirchische[230] / Tupadel vnd Zillhartische[231] entsetzet / vnd der Feind auf die flucht gebracht / darin / was man ertappet / niedergehawen / vnd der Major / sambt etlichen andern Officirern / gefangen / auch drey Standarden[232] / vnd von fünff bis sechshundert pferde überkommen worden. Gleichwol Salvirte sich der Obriste selbst / so wol dessen Obrister Lieutenant, ob sie wol von der Königl-Schwedischen wacht fast gantz ümbringet / vnd also gleichsamb im garn gewesen / vnvermerckt vnd heimlicher weise. Aldieweil auch der Obriste Tupadel võ den gefangenen eigentlichen bericht erhalten / das die feindliche Armee rundümbher / auf ein vietel vnd halbewegs / zwischen Pfortzheim vnd Heilbrun / logirte / vnd sich befahret / Sie möchten ihm / dessen reuter bey so stettem marchiren etwas abgemattet / in die eisen kommen: Als lies er sich an diesem success begnügen / vnd wolter weder an obigen zwey Regimentern zu fus / noch andern / in der nähe befindlichen / Keyserlichen trouppen ferner sein heil versuchen; Sondern begab sich mit dieser verrichtung vnd ziemlichen beuten in sichere gewarsamb zu Hertzog Bernhard wieder zurücke“.[233]

„Unter den weiteren Ereignissen dieses Jahres [1635; BW] ist noch zu erwähnen, dass gegen das Ende des Monats April der schwedische Oberst Taupadell[234] von dem Herzoge Bernhard von Weimar aus den Rheingegenden mit vier Regimentern nach Württemberg geschickt wurde; er zog über Sinsheim gegen Schwaigern, wo der kaiserliche Oberst d’Espagne[235] mit seinem Regimente lag, welches Taupadell zu überfallen beschloß. Am 28. April (8. Mai) früh traf das Regiment des Obersten Rosen, welches die Vorhut des schwedischen Corps bildete, bei Schwaigern ein, und eröffnete rasch den Angriff, wurde aber von den Kaiserlichen, die sich schnell gesammelt hatten, zurückgeschlagen. Als dann auch die drei andern Regimenter (Hofkirchen, Zillnhardt und Taupadell) heranrückten, drang jenes Regiment wieder vor, und die Kaiserlichen mußten sich mit Zurücklassung mehrerer Todten und Gefangenen zurückziehen. Unter Letzteren befanden sich auch der Major des Regiments und mehrere andere Offiziere; auch erbeuteten die Schweden drei Standarten und 5 bis 600 Pferde. Dieses günstigen Erfolges ungeachtet zog sich Taupadell zurück, weil sich noch mehrere kaiserliche Regimenter zu Roß und Fuß in der Nähe befanden, die er anzugreifen sich nicht getraute“.[236]

Als der kaiserliche Kommandierende Gallas Ende Juli 1635 nach Worms[237] aufgebrochen war, hatte er zur weiteren Beobachtung der von schwedischen Soldaten besetzten Gustavsburg[238] das Lobkowitz’sche Regiment zurückgelassen. Am 29.7. waren schwedische Verbände aus der Gustavsburg gegen Bischofsheim[239] vorgestoßen, was Lobkowitz[240] veranlasst hatte, seine Soldaten nach Rüsselsheim[241] abzuziehen und auf Befehl Gallas‘ westlich der Stadt zu biwakieren. Am 31.7. wurde das Regiment von Truppen unter Befehl Rosens überfallen, seine Vorposten wurden niedergehauen und die Überlebenden in die Festung Rüsselsheim zurückgeworfen. Doch wurde die Eroberung der Festung[242] durch das offensichtliche Desinteresse der französischen Armeeführung und durch die Meuterei im weimarischen Heer wegen rückständiger Soldzahlungen verhindert.[243]

„Als am 11. August 1635 neuen Stils aus Wien nicht ohne Genugtuung vermeldet wurde, daß ‚im Römischen Reich […] nun die Kays: fast alle Plätz, ausser wenigen so noch mit Schwedischen besetzt, erobert, massen sich dann auch Franckfurt am Main,[244]  Straßburg, Manheimb, und andere Orth mehr mehr, mit Accordo an Ihr Kays: Mytt: lauth deß mit Churfürstl: Durchl: zu Saxen[245] beschlossnen Friden ergeben haben’, standen den Frankfurtern bange Stunden erst noch bevor. In der Tat hatten sich die meisten Stände dem Prager Friedensabkommen[246] angeschlossen, die Wiener Meldungen waren jedoch nach dem Gregorianischen Kalender datiert. Frankfurt mußte seine ungeliebten Besatzer zu diesem Zeitpunkt erst noch vertreiben. Die Situation in der untermainischen Reichsstadt spitzte sich zu. Vitzthum hatte in Sachsenhausen[247] zum Ärger der Frankfurter Ratsherren ohne deren Erlaubnis schwedische Soldaten zur Verstärkung eingelassen. Laut Lersner stiegen Soldaten eines Obersts namens Rosa mit Leitern über die Sachsenhäuser Mauern, gelangten also heimlich in die Stadt. In der Nacht zum 1. August hätten diese dann die Türme auf der Sachsenhäuser Mainseite eingenommen und die vom Rat eingesetzten Wachen vertrieben. Eine Abordnung der Hanauer Garnison sei durch das Affentor eingelassen worden, um Vitzthum beim Kampf um die Alte Brücke zu unterstützen. Am Sonntag, den 2. August 1635 begann das verheerende Gefecht zwischen der schwedischen Garnison und den Frankfurter Truppen. Zuerst erfolgte die gewaltsame Einnahme der Alten Brücke durch die Garnisonssoldaten, Frankfurt wurde überrumpelt und geplündert. Während sich die meisten Einwohner noch im morgendlichen Gottesdienst befanden[,] ließ Vitzthum ‚das Affenthor auffhawen, und 1000 Mußquetierer neben 500 Pferden einziehen.[’] Nachdem der Rat den Lärm gehört hatte, wurden eilends die Bürgerschaft und die Handwerksburschen zusammengerufen und diese ‚mit Eydt und Pflicht erinnert, gegen die Schweden sich zu wehren’. Die schwedischen Soldaten zogen sich zurück und die Frankfurter, ‚mit Doppelhacken  und Mußqueten’ zur Gegenwehr gerüstet, schlugen indes ‚auff der Brücken pallisada’.

Ein im Reichsarchiv in Stockholm befindlicher Augenzeugenbericht bestätigt diese Vorfälle an jenem 2. August 1635. Es handelt sich hierbei um einen auf Französisch und mit rascher Hand abgefaßten Brief an Bernhard von Weimar, in dem jener Oberst Rosa, der eigentlich Reinholt von Rosen hieß, unmittelbar von den Frankfurter Ereignissen berichtet. Dieser Obrist war mit seinen aus Mainz und Gustavsburg stammenden Reitern Vitzthum zu Hilfe geeilt und unterstützte dessen Garnisonssoldaten gemeinsam mit weiteren 500 Hanauer Musketieren beim Angriff auf Frankfurt. Im Verlauf des Gefechts verweigerte der Magistrat den Schweden jedoch die ‚Clefs de la Porte’ und ließ sie nicht in die Stadt. Daraufhin hatten sich die schwedischen Truppen zurückgezogen. Die Kommandanten beschlossen, Frankfurt zu stürmen und einzunehmen. Vom Rheingrafen Otto hatte der Oberst zuvor erfahren, daß Matthias Gallas mit seiner Armee anrückte. Um dem Feind den Zugang zu der Reichsstadt zu verwehren, verteilte Rosen seine eigene Kavallerie außerhalb der Stadt um die Mauer, damit diese die Zugangsstraßen sicherten. Frankfurt traf indes Vorkehrungen, um sich selbst zu verteidigen. Die Bürger hatten sich bewaffnet und mit der städtischen Garnison zusammengeschlossen. Überdies brachten sie zahlreiche Kanonen in Gefechtsstellung.

In den frühen Morgenstunden des 5. Augusts, einem Mittwoch, begann ein heftiger Kampf zwischen den städtischen Söldnern und Vitzthums Truppen. Die Frankfurter Einheiten feuerten auf die hinter Schanzkörben[248] verborgenen schwedischen Soldaten, es kam zu Toten und Verletzten. Dennoch gelang es Vitzthums Männern, die Frankfurter Soldaten zurückzudrängen. Außerdem ließ der Garnisonskommandant noch am selben Abend die Brückenmühle anzünden, die ‚mit etliche Malter Früchte abgebrand’ ist. Durch die brennende Mühle wurden ‚beyde Städte von einander separiret, man canoniret noch immer, und sollen sie darinnen noch immer grossen Mangel an Medicamenten und anderer provision haben, und hat man ihnen alles mahlwerck genommen’.

Am 6. August baten die Stadtoberen den in der Nähe befindlichen kaiserlichen Generalleutnant Gallas um Unterstützung. Inzwischen wurde von Frankfurt aus die Schaumainpforte auf der Sachsenhäuser Seite beschossen, fast alle Fenster des Wachgebäudes gingen dabei zu Bruch. Am Abend des 7. Augusts rückten schließlich 5 000 Soldaten des Grafen Gallas unter dem Kommando des Generalwachtmeisters[249] Wilhelm von Lamboy[250] in Frankfurt ein. Einer Zeitungsmeldung zufolge waren ‚auff begehren des Magistrats allhier unter Commando des Obr. Wachtmeisters Lamboy und Obr. Kehrauß[251] 13. Keyserl. Regim. uber 8000. starck und zum Succurß kommen, es wird starck uff Sachsenhausen zur Pressa geschossen, sonderlich auffs Wasserthor, und ist schon ein groß stück gefellet worden, man vernimbt es werde heut noch gestürmet werden, von dem Volck so in Gärten unter Stücken ligt’. Aber nicht nur Lamboy und sein Oberst Kehraus zogen in die Reichsstadt. Von Butzbach[252] rückten schwedische Regimenter unter Sperreuter[s][253] Kommando heran und Bernhard von Weimar marschierte vom Rheingau aus über Wiesbaden[254] und Mainz herauf. Vitzthum ließ sich deshalb vernehmen, ‚es wolle bald widerumb einen Succurß von 12.000 Mann von Hertzog Bernhards Armee bekommen’. Diese Zeitungsmeldung scheint zum Ausdruck zu bringen, daß der Korrespondent offenbar den baldigen Fall Frankfurts befürchtete. Es drohte immerhin der Zusammenprall von rund 20 000 Soldaten.

Am 8. und 9. August erfolgte der Beschuß Sachsenhausens vom Frankfurter Mainufer aus, man hatte ‚von allen Pastheyen und Thürnen auf die Schwedischen Schantzkörbe, so sie auff die Brücke gebracht’, gefeuert. Die Ironie des Schicksals zeigte sich hierbei in der Tatsache, daß all jene Mauern und Bollwerke nun zur Verteidigung gegen die Schweden dienten, die zuvor unter ihrer Regie mühsam errichtet worden waren. Beobachter wußten zu berichten, daß ‚uber 1000. Schüsse aus Stücken’ an jenem 8. August auf Sachsenhausen abgefeuert worden waren. Gegenüber dem Fahrtor wurde eine Bresche geschlagen. Kaiserliche und Frankfurter Soldaten durchdrangen sie am 9. August und stürmten in Sachsenhausen ein. Sie gelangten bis zur Dreikönigskirche, stießen dort aber auf die gut verschanzten Schweden und wurden von diesen zurückgedrängt. Die einbrechende Nacht verhinderte einen weiteren Angriff auf die Garnisonstruppen. Im Verlauf dieses Gefechtes hatten die Schweden im übrigen auch den Brickegickel von der Brücke geschossen. Dieser goldene Hahn, das Wahrzeichen der Alten Brücke, war dabei jedoch nicht zum ersten Mal abhanden gekommen. Ein Frankfurter Zeitzeuge namens Flittner gedachte dem durch feindliche Hand Erlegten schließlich in einem ‚historisch-zoetischen’ Gedicht.

Einen Tag später beschossen kaiserliche und Frankfurter Truppen Sachsenhausen mit dreißig Kanonen, die von der Brücke bis zum Leonhardstor aufgestellt waren. An diesem Tag ließ sich Vitzthum endlich durch die Sachsenhäuser und ihren Pfarrherrn Christian Gerlach zum Nachgeben bewegen, nachdem dort 26 Häuser in Schutt und Asche gelegt worden waren. Zeitungsmeldungen zufolge hatte sich der auf diese Weise entstandene Schaden auf ‚in die drey Tonnen Goldes’[255] belaufen. Von ‚der unschuldigen Bürgerschafft [ist], so zu dreyen mahlen durch Pfarrer und andere fußfallende umb fernere verschonung gebeten’ worden. Auch die Soldaten auf der Frankfurter Seite waren an den Zerstörungen in Sachsenhausen beteiligt. An jenem 10. August hatten diese nicht nur einen Turm, sondern auch einige Wohnhäuser durch Beschuß in Brand gesetzt. ‚Und alleweil mit gantzen,[256] dreyviertel[257] und halben Carthaunen[258] fewer hinuber geben worden, da auch das Fewer so groß worden, daß es bey 30. Häuser hinweg genommen […]’. Angesichts dieser Angaben wird deutlich, daß die beiden Seiten nicht nur aus beweglichen Feld-[,] sondern auch aus schweren Festungsgeschützen gefeuert haben. Als Vitzthum immer noch keinerlei Bereitsachaft zum Einlenken zeigte, schossen die Frankfurter sogar ‚mit halben Carthaunen auff seine Arbeiter’. Sie richteten Feldgeschütze auf die schwedischen Soldaten, die gemeinsam mit der Fußartillerie aus Hanau zur Unterstützung in die Reichsstadt gekommen waren. Man war gegen Vitzthum ‚mit eysersten Ernst verfahren, was nun daraus werden wird, weiß Gott, man spielet mit Stücken[259] biß dato nach starck inflammen’.

Der Sachsenhäuser Prediger Christian Gerlach unterstützte nicht nur die Petition seiner ‚Schäfchen’, er war darüber hinaus auch Vitzthum behilflich, wieder Verhandlungen mit den Frankfurter Räten aufzunehmen. Der Geistliche wurde mitsamt einem Trommler auf die Frankfurter Seite geschickt, um dort die Kapitulation der Schweden voranzutreiben, die dann am Abend des 10. Augusts endlich geschlossen werden konnte. Bis zu ihrer Unterzeichnung dauerte jedoch das Feuern der kaiserlichen Truppen an. Vitzthum hatte sich offenbar bis zuletzt geweigert, mit den Frankfurtern zu verhandeln. Er akzeptierte jedoch die Vermittlung des Generalwachtmeisters Lamboy, dem der Vergleich schließlich auch gelang. Über die darauf folgende Aufgabe Vitzthums verbreiteten sich indes unterschiedliche Interpretationen. Angeblich habe der Garnisonskommandant drei weiße Fahnen hissen lassen, Meldungen in den Zeitungen nennen hierfür verschiedene Gründe. Von katholischer Seite aus behauptete man, der Generalmajor sei nicht etwa verhandlungsbereit gewesen, vielmehr habe es ihm an Munition und Proviant gemangelt. Dies wäre so gesehen einer unfreiwilligen Aufgabe gleichgekommen. Folgt man hingegen Zeitungen aus protestantischen Hochburgen, so wollte der Garnisonskommandant einen Waffenstillstand nur aus Pietät, um ‚die Todten zu begraben’.

Am Dienstag, den 11. August 1635 verließ Hans Vitzthum von Eckstädt um sieben Uhr morgens mit seinem vierköpfigen Stab die Reichsstadt Frankfurt am Main in Richtung Gustavsburg, die Besatzung durch die Schweden war beendet. Noch vor dem Garnisonskommandanten zog ein Oberstleutnant namens Bilau[260] mit dem Hanauischen Kriegsvolk ab, dann endlich verschwand Vitzthum mit Sack und Pack, vier Feldstücken und acht fliegenden Fahnen aus Sachsenhausen. Seine einstigen Garnisonssoldaten wurden vor die Wahl gestellt, in den Dienst der Reichsstadt oder zu den kaiserlichen Truppen überzutreten. 200 Mann entschieden sich angeblich für den Verbleib in Frankfurt. Der vertriebene Generalmajor konnte seinen Weg nach Gustavsburg allerdings nicht ungehindert fortsetzen. Übergriffe wurden auf ihn verübt und sein Gefolge in Höchst[261] von den dort befindlichen kaiserlichen Soldaten gefangen genommen. Vitzthum selbst soll angeblich nur noch mit drei Pferden und zwei Dienern an seinem Ziel angekommen sein“.[262]

„Am 10. August [20.8.1635; BW] wurde der Oberst Joh. Geyso,[263] der seit 12 Jahren dem Herzoge nahe stand […], entsandt. Ein größeres Reitergeschwader scheint ihm zunächst Schutz gewährt zu haben. Noch ehe er sein Ziel erreichte, ging am 14. August von Ramsay[264] folgende Nachricht ein: Einige Regimenter der Bönninghausenschen Armee sind gestern, den 11., dicht an Hanau vorbei auf Frankfurt marschiert. Sachsenhause ist heute mit Accord gefallen; Vitztum mit seinen Truppen auf Mainz abgezogen. Meinem Oberstleutnant Bilaw, der mit seinen 600 Musketieren nach Hanau zurückwollte, haben die Feinde den Accord nicht gehalten; wer nicht gutwillig Dienste nehmen wollte, ist niedergeschossen“.[265]

Im Spätsommer 1635 waren die Kaiserlich-Ligistischen in die calvinistische Grafschaft Pfalz-Zweibrücken eingefallen und hatten das von Rosen besetzte Zweibrücken[266] belagert. Unterdessen war Bernhard von Weimar aus Metz[267] aufgebrochen und mit 20.000 Mann unter dem Kardinal La Valette[268] über Saarbrücken[269] nach der verwüsteten Pfalz[270] gezogen, um Gallas über den Rhein zu drängen, das belagerte Mainz zu entsetzen und die Verbindung mit seinen hessen-kasselischen Konföderierten herzustellen. Ein Teil seines Heeres war über Saarbrücken und Limbach[271] die „Franzosenstraße“ entlang gezogen, während der andere Teil über Wallerfangen[272] und Tholey[273] an dem von Lothringern[274] besetzten St. Wendel[275] vorbeimarschiert war. Die Belagerung Zweibrückens musste unter diesen Umständen von den Kaiserlichen wieder aufgehoben werden.

„Aber während Werths Regimenter noch auf Mainzer Territorien kampierten, war der befürchtete Rheinübergang des Herzogs von Weimar schon Tatsache geworden. Am 5. August [1637; BW] meldete der Amtmann von Ampringen zu Ettenheim,[276] 400 Franzosen seien übergesetzt, weitere folgten, feindliche Reiterei halte zu Rheinau ![277] Werth, der auf diese Nachricht seine Truppen in vierzehnstündigem Gewaltmarsch herangeführt hatte, langte am 7. August abends an, zu spät, um den Übergang des Gegners noch erstlich zu behindern; er berichtete dem Kurfürsten,[278] Herzog Bernhard halte mit überlegenen Kräften eine feste Stellung. Da er ohne Geschütze und ohne Schanzzeug sei, benötige er dringend Sukkurs. Die ersten weimarschen Söldner waren auf Fischerkähnen gelandet worden; am 6. August befanden sich schon 2000 Mann am anderen Ufer, die nachts hindurch an einer Befestigung arbeiteten. Am 8. gegen Mittag, als eben das Reiterregiment Caldenbach[279] übergeführt worden war, erschien Werth mit seiner Dragonervorhut, griff sofort an, warf die Waffen zurück und machte einige Gefangene; schon setzten seine Reiter über einen Graben, der vor den Verschanzungen aufgeworfen war, als das französische Reiterregiment Manicamp[280] den Angriff zurückwies. Es bedurfte stärkerer Kräfte, um den Feind zu vertreiben. Trotzdem unternahm Werth am 11. August, als seine Fußtruppen heran waren, einen groß angelegten Sturm auf die feindlichen Schanzen bei Wittenweier,[281] die Herzog Bernhard eilig zu einem starken Bollwerk ausgebaut hatte.

Nachdem die Bayern inzwischen aus Breisach[282] fünf Geschütze erhalten hatten, entschloß sich Werth, mit vier Regimentern zu Fuß die Befestigungen zu stürmen. Er versprach den Söldnern im Falle des glücklichen Gelingens einen Monatssold und ließ Wein unter sie austeilen; und wirklich erforderte ein Sturmlauf auf feste Schanzen und tiefe Gräben, hinter denen Musketen und Geschütze drohten, blinde Todesverachtung. Die Bayern griffen mit großer ‚Furie‘ an, die ersten Gräben und Schanzen wurden trotz wachsender Verluste überwunden, aber vor dem ‚Real-Hauptwerk‘ blieb der Angriff stecken; der Widerstand des Feindes verstärkte sich, da während des Gefechtes neue Truppen gelandet wurden. – Nach dem Journal der Armee des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar kamen sechs Straßburger Schiffe während des Gefechtes an, mit denen sofort Kavallerie übergesetzt wurden. Die Bayern verloren angeblich 1100 Mann, der Herzog dagegen nur rund 50 ! es handelte sich eindeutig um einen Erfolg des Herzogs von Weimar. ‚Der Rhein‘, schrieb Richelieu,[283] ‚den man trinken muß, wenn man nicht sterben will, ist ein guter Sergeant und hindert diejenigen, denen es an Mut fehlt, am Rückzug‘.[284] – Schließlich mußte Werth den Rückzug befehlen. Nach seiner Meldung waren gegen 200 Mann gefallen oder verwundet, jedoch keiner gefangen. Dem Obristen von Lüdinghausen[285] war der Arm ‚entzwei geschossen‘, die Obristwachtmeister[286] von Opel[287] und Nicola[288] waren verwundet; die Reiterei, beim Sturm nutzlos, war nicht ins Gefecht gekommen. Werth sah sich gezwungen, mit dem ermüdeten Fußvolk auf den Ort Schuttern[289] abzurücken und Verstärkungen zu erwarten.

Schon am 14. August aber führte er die Kavallerie wieder ins Feld. Um 6 Uhr früh rückte er gegen die Schanzen, zerschlug eine weimarsche Partei von 60 Pferden und nahm ihren Rittmeister gefangen, worauf Bernhards Reiterei aus dem Lager rückte, befehligt durch den Herzog persönlich. Aber Werths Kürassiere waren erfolgreicher, trieben ihre Gegner zurück, die 40 Tote verloren, und brachten den Herzog selbst in große Gefahr. Anderntags erfuhr Werth durch einen Überläufer, die gegnerischen Regimenter Rosen und Caldenbach, ‚des Herzogs beste Regimenter‘, seien ‚vast ganz ruinirt und vernichtiget, Herzog Bernhard seye auch selbsten biß ahn Halß ins Wasser gesprungen, jedoch widerumb errettet worden‘ „.[290]

Sperreuter „hatte in Erfahrung gebracht, daß der weimarische General Reinhold von Rosen in Straßburg am 31.10.1637 Anna Margarethe von Eppe geheiratet hatte und zu seiner Armee zurückkehren wollte. Er lauerte ihm auf, aber der Anschlag missglückte. Rosen mit seiner neuen Gattin entkam. Diese Darstellung in Zedlers Universal-Lexikon (Bd. 38, Sp. 1529-30)[291] wird von Pöhlmann[292] durch eine interessante Episode ergänzt und in einen Sieg Rosens über die Angreifer umgewandelt. Sie folgt hier, etwas gekürzt: „Die Hochzeitsreise des jungen Paares von Straßburg nach Bollweiler (Oberelsaß),[293] wo Rosen damals in Garnison stand, war nicht glücklich … In der Nähe von Ensisheim (Oberelsaß)[294] hatte das junge Paar mit seiner Begleitung von 100 Reitern auf der Landspitze zwischen der Ill und der Thur Halt gemacht und sich zu einer kleinen Rast niedergelassen, als ein tropfnasser Hund (eine dänische Dogge) mit silbernem Halsband die Aufmerksamkeit der Lagernden erregte. Der Hund war durch die Thur geschwommen. Jenseits derselben musste sein Herr sein und der Verdacht lag nahe, daß dieser dem Kriegerstand angehörte. Denn ein silbernes Halsband konnte damals ein einfacher Mann seinem Hund nicht anlegen. Rosen … ließ seine Reiter schnell aufsitzen und nach der nahen Furt der Thur sprengen. Durch diese ritt wirklich gerade eine kaiserliche Truppe … Rosens Geschicklichkeit und Tapferkeit gelang es, die sechsfache Übermacht des Feindes so lange am Übergang über die Thur zu hindern, bis der Kommandant von Ensisheim 100 Mann zur Hilfe gesandt hatte. Diese schlichen sich in dem Ufergebüsch heran und beschossen die Kaiserlichen so nachdrücklich, daß sie mit Verlust von 100 Mann das Feld räumen mussten, nachdem auch ihr Führer, Oberst Sperreuter, verwundet worden war“.[295]

Das „Journal der Weymarischen Armee“ des Bernhard von Sachsen-Weimar berichtet zu Ende Januar 1638: „Den 20./30. Jan. liesen J. F. G. auf zwey kleinen Schifflein, so Sie auf einen Wagen nachführen und zusammen binden lassen, oberhalb Seckingen[296] 8 Persohnen auf einmahl uber Rhein fahren und also, biß 50 Mann und ein Capitain[297] uberkahmen, geschwind fortfahren. Darauf wurde durch einen Trommelschläger[298] besagtes Stättlein aufgefordert und in werender Aufforderung die grose Fahrt,[299] so darbey stunde und von den Einwohnern, damit man solcher nicht gebrauchen könnte, durchlöchert wahre, abgeschnitten. Die Bürger waren mit keiner Guarnison,[300] viel weniger mit Ammunition versehen, darumb sie alsobalden umb Gnade ruften. Nach diesen hat Obrister Schönbeck[301] mit mehrem Volk übergesezet, wie auch das Rosische Regiment.

Den 21./31. marschirte besagter Obrister Schönbeck auf einer der Schwartzwaltischen Seiten des Rheins, und J. F. G. selbsten auf der andern oder Schweitzerischen Seiten des Rheins hinauf gegen Lauffenburg.[302] Der darinnen liegende Commendante versahe sich dessen nicht, sondern vermeinte, dass der Feindt alleine auf der Schweizerischen Seite ankommen könte und muste, darumb er sich meist dahin gezogen. J. F. G. gaben ihme auch deßorths den größten Alarm, durch ezliche Reüter, davon einer erschossen wurde. Unter deßen aber lest sich Herr Obrister Schönbeck sehen. Deßen der Commendant, Weickersheimb[303] genandt, erschrack und alsobalder Quartier[304] rufete. Oberst Schönbeck liess anderseits die Petarda[305] spiehlen und die Mußquetierer uber die Brücken lauffen, nahme also die Guarnison und den Commendandanten gefangen, wiewohl er selbsten, weil er nicht wuste, das er bey J. F. G. umb Quartier gebethen, niederstoßen wolte, doch hielte er noch innen, und wurde dießer Paß ohne Blutvergießen erobert. Die Kayserlichen hatten den Hendersohnischen[306] Regiement zue Fuß und Büßingers[307] 2 Comp. zu Roß Ordre ertheilet, weiln er [sic !] sonder Zweiffel etwas Nachricht von dieser Entreprise[308] bekommen, sich in besagtes Lauffenburg zue werffen. Weil aber  der Herr Grav von Nassauw[309] mit seinen Regiment zu Roß uber die Brücken commendiret worden, hat er selbige mit Herren Obristen Rosen rencontriret,[310] die zwo Compagnien zu Roß alsobald getrennet, geschlagen und etzliche sowohl Officirers als andere Reuter gefangen genohmen. Daß Regiement zu Fuß aber hat sich in den Walt salviret. Nach diesem hat Herr Oberst Rosen den Schwarzwalt wohl durchstreifft, viel Pferde, sonderlich auch die kayserlichen Artillerieochßen in grosser Menge eingebracht“.[311]

Der Überlinger[312] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595-1655][313] berichtet in seinem Tagebuch: „Aprilis 29 [1638; BW] seyn zu Pfullendorf[314] in 60 gefangne kayßerische zu fůß eingebracht worden, welliche dem weinmarischen obristen Rosa bei Göppingen[315] verkundschaftet, vnd von ihme intercipirt vnd nach Pfullendorff, sie allda zu mundirn,[316] geschickht worden“.[317] Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald,[318] Georg Gaisser [1595-1655],[319] berichtet in seinem Tagebuch unter dem 1.5.1638: „Die Weimaraner, die bisher unter den Kommandos von Taubadel und Rosa in Württemberg Lager bezogen hatten, kehren in die Umgebung zurück, wobei sie ihren Marsch durch das Spaichinger Tal nehmen“.[320] Unter dem 11.6.1638 notiert Gaisser: „In aller Frühe gab es Tumult auf dem vorstädtischen Weidegelände beim Warenberg und beim Haubenloch, da unerwartet die Weimaraner einbrachen und Pferde von den Weiden raubten. Die zur Hilfe zu spät ausrückenden Städter richteten wenig aus. Der Sohn des Joh. Bach, der allzuunvorsichtig mit dem Gewehr umgeht, wird gefangen weggeführt und, da er allzu unwirsch antwortet, getötet. Gefangen wird auch Bartholomäus Hölderlin und ein Bursche. Am Abend erscheint ein Reiter als Flüchtling aus dem feindlichen Lager und meldet, daß Oberst Rosa mit einigen Regimentern sich um Waldshut[321] gelegt habe, um zu erspähen, was die Kaiserlichen am Bodensee unternehmen wollten“.[322]

In der „Relation Oder gründlichen Erzehlung“ über die Schlacht bei Wittenweier[323] am 30.7./9.8.1638 heißt es: „Als Ihre Fürstl. Gn. Herr Bernhardt Herzog von Sachsen / etc. den 27 Julii (6 Augusti) zu Langendenzlingen[324] ohnfern Freyburg[325] im Preyßgaw / general Randevous gehalten / vnd folgenden Tags ihren Zug auff Kenzingen[326] gerichtet / sich auch nahe bey solchem Städtlein gelägert / vnd aber von den vorauß gehabten Partheyen Kundschafft erlangt / daß die Keyserisch- vnd Bäyrische Armeen mit einer grossen menge Wägen von Früchten / Meel / vnd andern Vivers beladen / nahe bey dem Kloster Schuttern[327] / angelangt seyen / so seyn Ihre Fürstl. Gn. noch selbigen Abend mit ihrer Armee wider auffgebrochen / vnd jenen entgegen / die ganze Nacht durch / biß an den Tag / marchirt / da sie dann Sontag Morgens / den 29 Julii (8 Augusti) die beede Herren General Feldmarschallen[328] / als den Signor Duca Savello,[329] vnd Herrn Graf Johan von Götzen[330] / mit ihrer ganzen Macht / nahend gedachtem Closter / bey dem Dorff Friesenheim[331] angetroffen / die vorauß gesetzte Reuterwacht alsbald angesprengt / den Leutenant[332] so dabey / neben noch 8 Reutern gefangen / vnd etliche nidergemacht / den Rest aber biß vnter die Armee verfolgt / zugleich auch vermittelst etlicher Com̃andirter Troupen zu fuß / sonderlich von Franzosen / zween besetzte Posten erobert / vnd biß in 60 Mann dariñ erschlagen; Deßwegen dañ die Keyserische gut befunden / gemeltes Dorff / zu verhinderung mehrern nachsetzens / an vnterschiedlichen Orten in brand zustecken / weiln hochernanter beeder Herren Feldmarschallen Excell. Excell. ohne das / so bald sie der ohnversehenen Ankunfft Ihr Fürstl. Gn. vnd gleich erfolgten ansprengens / verständigt worden / sich mit der ganzen Armada / der Artilleri vnd allem / auff ein hohen sehr Vortheilhafftigen Berg / nechst dabey / mit guter manier zuziehen / vnd von dar / auff Ihr Fürstl. Gn. Volck / mit Stücken gar starck vnd ohnablässig / jedoch weil dieselbe fast alle zuhoch gegangen / ohne sondern effect vnd schaden / zuspielen angefangen; Denen nun ist von Ihr Fürstl. Gn. Stücken / vnterschiedlich / wiewol so starck vnd offtmals nicht / jedoch mit mehrem effect geantwortet / auch sonst durch die Mußquetirs gegen einander scharmüzirt worden / also daß solchen Vormittag an Keyserisch: vnd Bäyrischer seyten / ihrer selbstbekantnuß nach / gleichwol über 120 Mann todt geblieben / von Ihr Fürstl. Gn. Volck aber / 20. erschossen / vnd bey 30. gequetscht worden; Obwol nun die zugegen gewesene Französische Trouppen / weil es ihnen anfangs wol geglückt / gar den Berg / vnd das Läger darauf / zu stürmen angewolt / so haben doch Ihre Fürstl. Gn. Herzog Bernhard / schon recognoscirt gehabt / daß allda / sonder grosse gfahr vnd schaden / nichts außzurichten war / vnd deßwegen rathsamer befunden / sich in das freye platte Feld dabey / vnd in ein rechte SchlachtOrdnung zustellen / der hoffnung / obgemelter Herren Feldmarschallen Excell. Excell. sich auch eins andern entschliessen / vnd auff Seine Fürstl. Gn. ankom̃en würden. Vorab / weil vermög aller ein zeither spargirter[333] Zeitungen / vnd von Herrn Graf Götzen selbst geführter discours, Ihr Excell. nichts anders / als dergleichen Gelegenheit sollen gewünscht haben. Weil aber beede Herren auß ihrem inhabenden Vortheil weiters vorzubrechen Bedenckens gehabt / vnd also / ausser was mit Canoniren vnd geringẽ  scharmuzieren / gemelter massen vorgegangen / an Ihre Fürstl. Gn. ferner nicht gesetzt / haben dieselben sich vmb den Mittag wider etwas zurück nach Mohlburg[334] gezogen / vnd damit den beeden Herren Feldmarschallen desto mehr vrsach gelassen / von dem ingehabten Berg sich ebenmessig zuerheben. Die Nacht darauff / ward beederseyts ohne Alarm zugebracht / vnd liessen Ihre Fürstl. Gn. den folgenden Morgen / war der 30 Julii (9 Augusti) den Gottesdienst vnd die Predigt von den Threnen Christi über Jerusalem[335] / so wegen deß Verlauffs den Tag zuvor eingestelt verblieben / ordentlich verrichten; vnd als zum beschluß derselben / bewegliche außführung geschehen / wie der langmüthige Gott die Verächter vnd Verfolger seines heiligen Worts / wann sie sich schon eine Zeit lang mächtig vnd schröcklich seyen / doch zuletzt stürzen lasse: Haben Ihre Fürstl. Gn. die endliche resolution gefast / auch hernach den vmbstehenden Cavallirn[336] gleich gesagt / daß Sie ohne fernern Verzug an den Feind zugehen / entschlossen werẽ / mit versicherung / daß ihnen Gott noch denselben Tag Heyl verleyhen werde; haben darauff als gleich der ganzen Armee auffbruch befördern lassen / vnd seyn / so bald Sie was wenigs speiß zu sich genommen / stracks zu Pferdt gesessen / auch weiln Sie Kundschafft erlangt hatten / daß offtermelte beede Herrn FeldMarschallen mit all ihren Völckern vnd Proviant-Wägen vnten am Rhein auffwarts zugehen allbereit begriffen seyen / haben Ihre Fürstl. Gn. damit sie nicht vorbey kommen / noch ihr intention mit Proviantierung der Veste Preysach[337] / erlangen möchten / ihnen vorzubiegen / destomehr geeylet. Seyn darauff bald nach 12 Vhren Mittags / nahend Wittenweyher (allda Ihre Fürstl. Gn. nechst verwichenen Jahrs dero Schiffbrück vnd Schanzen gehabt) an sie kommen; Es hatten aber Ihre Excellentien sich dessen schon versehen / vnd derenthalb das Feld mit der schönen SchlachtOrdnung / darein sie sich bald gestellt / wol in acht genommen. Dagegen Ihren Fürstl. Gn. beschwerlich gefallen / durch ein zimlichen Wald / über ein Werte vnd Brucken zwischen zweyen tieffen / vnd mit dicken Hecken überwachsenen Gräben zu filiren,[338] welches dann vermittelst etlicher 100 Mann von der Gegenpart / wo nicht gar verwehrt / jedoch ein geraume zeit hätte disputirt werden können; Weil aber Ihren Fürstl. Gn. darinn kein widersetzligkeit anbegegnet / haben sie dero übergebrachte Trouppen sampt der Artolleri noch vor dem außgang deß gemelten Walds gesetzt / vnd wol enge zusammen gehalten / biß sie zugleich außbrechen / vnd mit rechter Ordnung den angriff thun können; da dañ das Canoniren von beederseyt / bald angangen / mit grossem eyfer stätig continuirt / auch Ihr Fürstl. Gn. rechter flügel (so der Herr General Major Tupadel geführt), weil der Keyserisch vnd Bayrische lincke flügel / von derselben stärckstem Volck / als nemblich den Curaßiern vnd andern besten Regimentern erlesen gewest / gewaltiglich zurück getriben / vnd sich biß auff die reserve / welche der Obrist Kanoffsky[339] gehalten / zu retiriren getrungen worden. Weil nun derselbe noch etwas fern zuruck gestanden / so seyn die Keyserische an solcher seyt / in hoffnung gerahten / schon viel gewonnen zu haben; aber es hat nicht lang gewärt. Dann so bald besagter Herr General Major gemelten Herrn Obristen erlangt / seyn sie in all müglicher eyl wider auff vorerwehnten linckẽ flügel ankommen / vnd haben demselben / so ernstlich zugesetzt / daß er sich nicht weniger als jene zuvorn / nach secundirung vmbsehen müssen. Vnter dessen hat der Obrist Rosa so neben dem Herrn Grafen von Nassaw[340] vnd Freyherrn von Puttbuß[341] / deß Herzogen lincke seyten gehalten / den Savellischen vnd Götzischen rechten Flügel / sonder grosse resistenz über Kopff vnd Halß / in ihr eygen Fußvolck gejagt / vnd biß dahin verfolgt / da dann die Keyßerliche Parthei grossen schaden gelidten / vnd alsbald ein theil derselben Infanteri / außzureissen angefangen. Inmittelst aber / seyn die andere Brigaden[342] gar nahe auff einander kom̃en / vnd haben doch die Keyserische Mußquetirs nicht eh Fewer geben wollen / biß der Herzog etlich keine Trouppen auß den seinigen gezogen / solche hart an sie geschickt / vnd das Kugelwechseln anfangen lassen / warüber die grosse hauffen aneinander kommen / vnd bald dieser: bald jener theil / von der Reuterey angesprengt / auch hingegen widerumb entsetzt worden. In welcher vermengung es so weit gelangt / daß sie endlich gar die Mußqueten[343] einander vmb die Köpff geschmissen / die Götzische von deß Herzogs Artolleri 3. zwölfpfündige[344] / vnd 4. der kleinen Regiments Stücklein[345] bekommen / hingegen Ihre Fürstl. Gn. all deß gegentheils Canon sampt darzu gehörigen Kugeln / in ihren gewalt gebracht / da sich dañ ein ieder theil / solcher seines Feinds Stücken nach vermögen: allein mit dieser mercklichen ohngleicheit / bedient / daß die Götzische / weil sie zu den erlangten 7. Stücken / mit tauglichen Kugeln nicht versehen / gar schlechten Vortheil davon gehabt / hingegen aber die Weymarische stetigs fort / vnd mit mercklichem effect schiessen können. Weil es nun zu lang gewärt / vnd das Artolleri Volck ganz darüber erlegen / so seynd theils von deß Herzogs Reutern abgesessen / haben der ermüdeten Constables[346] vnd Handlangere[347] Ampt versehen / vnd das Lob davon getragen / daß sie trefflich wol geschossen. Dessen aber ohnerachtet / weil die Keyserische immer mit mehrerm Volck nachsetzen können / lauter Alte / deß Handels verständige vnd wolgeübte Soldaten von beederseyt / mit einander zuthun gehabt / vnd bald nicht ein Squadron,[348] Er sey dann eusserst bemüssigt worden / das feldt raumen wollen / sondern sie sich so herzhafft mit einander herumb geschlagen / daß ein jeder theil zum zweyten mal auff deß andern vorige stell / zu stehen kommen / vnd also die Victori biß in die fünffte Stund wanckelmütig geblieben; So haben sie endlich nur Squadron: vnd Regimenter weiß auffeinander getroffen / vnd hat dern fast ein jedes absonderlich / auß dem Feld getrungen werden müssen / da dañ in der letzte die Götzische: vnd Savellische mit hauffen durchgegangen / einander nach in ihr eygen Bagage gefallen / vnd solches selbst zu plündern angefangen / die Schwedische es ihnen aber nit gönnen wollen / sondern sie davon gejagt / vñ die guten Beuten lieber vnter sich getheilt, damit aber sich also von einander gethan vnd getrennet / daß der Herzog auff sein meiste cavalleri kein Staat mehr machen können / sondern allein mit der Infanteri vnd etlich wenig Reutern stehen geblieben / vnd an dem Feld / auch all den andern Siegzeichen / so Gott ihren Fürstlichen Gn. zuerhalten gegönt / sich wol vnd Danckbarlich begnügt. Als es nun dahin gelangt / vnd Ihren Fürstl. Gn. die ihrige schon derenthalb glück zu wünschen angefangen / hat den Herrn General Major Tupadeln der eyfer getrieben / den Flüchtigen mit etlich wenig der seinigen ferner nachzuhawen / da Er dann seine Auffwärter vnd Diener hin vnd wider von sich geschickt / vnd als Er solcher gestalt allein wider zu rück gekehrt / in meynung / daß von den Kayserischen oder Bayerischen ganz niemand mehr zu gegen sey / ist Er von einer Troupp / so sich wider zusammen gefunden / ohngefähr angetroffen / vnd also gefangen mitgenommen worden: Wie sich dann auch auff der Wahlstatt / an einem Graben vñ Vortheilhafften Paß / noch endlich 5. Squadrons zu Pferd vnd 4. zu Fuß / widerumb befunden / welche sich ferner zu wehren zwar ansehen lasse / aber so bald die beynahende Nacht ihnen zu statten kommen / vnd ein wenig blinder alarm gemacht wurde/ in grosser dissordre durch: vnd auff Offenburg[349] gegangen / Allda Ihr Excell. Herr Graf Götz selbsten / nicht über ein halbe Stund geblieben / sondern mit 6 / seiner BagagiWägen / die Er von aller menge daselbst hinderlassen hatte / vnd von all den zusamen gefundnen Trouppen / sich noch dieselbe Nacht / beneben dem Herrn Gener. Wachtmeister Schnettern[350] / Herr Obrist. Geyling[351] / Truckenmüllern[352] vnd Reynach[353] / auff Oberkirch[354] nach demselben Thal reterirt / allda Seine Excell. folgends etlich vnterschiedliche hohe Officirs / so todt auß der Schlacht mit abgeführt waren / oder doch vnterwegs noch / den Geist auffgeben / begraben: Inmittelst die verhawene Wege vber das hohe Gebürg / der Kniebis[355] genandt / durch das Landvolck eröffnen / den Rest Seiner Excell vnd deß Herrn Duca Savello Volcks / als biß in 1400. Reuter vnd 900. Mañ zu Fuß / doch alles in mercklicher confusion / darüber nach dem Würtenbergischen Land gehen / vñ besagte Weg gleich wider hinder sich stärcker als zuvor vergraben vñ verhauen lassen. I. F. G. Herzog Bernhart haben sich dagegen auff der Walstatt vnd eben an dem Orth / wo der Feind anfangs der Schlacht gestanden / vnter den Todten vnd gequetschten gelägert / vnd von dero denselben Tag gehabtẽ überauß grossen müh / mit frewden geruhet / dann Sie nahend alle Squadrons vnd Brigaden selbst angeführt / vnd sich zu mehrmaln mitten vnder der Feinde Trouppen befunden hatten / auch von theils derselben Officirs gekandt / vnd vmb ertheilung Quartiers mit namen angeruffen vnd gebetten worden. Aber der Allmächtige hat I. F. Gn. dermassen beschirmet / daß Sie ganz ohnverletzt geblieben / vnd allein auff dero Waffen 2. Schuß bekommen. Ihr Feldgeschrey in solch hitziger Schlacht / war abermalen / GOTT MIT VNS / aber bey den Franzos: vñ andern beywesenden Nationen / welche das Teutsche nicht wohl aussprechen kunden / Emanuel. Vnter der Götzischen vnd Savellischen aber / rufften sie / FERNANDUS.

Vnd ist im vbrigen der vollkom̃ene Sieg in deme bestanden I. Daß Ihre Fürstl. Gn. nicht allein dero von den Kays. in wehrendẽ Treffen / an sich gebrachte Stück / alle wider erlangt / sondern auch ihnen die ihrige / so viel sie gehabt / als nemlichen 2 halbe Carthaunen / 2 schöne Böhler[356] auff 125. Pfund schiessend / 3 Falckonen[357] / 2 Falckonerlein[358] / vnd 4 Regiments stück / neben aller zugehör / von Kugeln / Granaten / Pulver vnnd Lundten in grosser anzahl / auch viel Wägen mit materialien / 2 Feld Schmitten / vnd aller nothwendigkeit eines wohlbestelten Artolleri Staats / sampt den darzu gehörigen Officiers vnnd anderm Volck / abgewonnen vnd erhalten. II. Daß Ihre Fürstl. Gn. all die Proviant vnd andere namhaffte Vivers / damit Preysach versorgt werden sollen / sampt darzu behörigen Wägen / deren in allem biß in 1000. gewest / erobert. III. Daß Sie neben deme / ihnen den Götzischen vnd Savellischen auch all ihr Bagage / so biß in 2000. Wägen vnd Kärch / vnd darunter viel hübsche Carotschen / mit manch guter Beut / Insonderheit aber der beeden / Herrn Generalen Canzleyen vnd Brieffe mit begriffen / aberhalten. IV. Daß Ihre Fürstl. Gn. ihnen 80 Cornet vnnd Fähnlein genommen / darunter allein von deß Herrn Feldmarschalckẽ Graf Götzens LeibRegiment[359] Curasiers / 7 schöne von Silber vnd Gold gestückte / von andern Regimentern Curasiers aber: auch etlich Cornet / sich befunden. V. Daß von den Keyserisch: vnd Ligistischen nicht allein über 1500 Mann auff dem Platz erschlagen / sondern ihrer auch ein grosse anzahl in den Rhein gejagt vnd ersäufft / viel zu Gnaden vnnd in Dienst auffgenommen / andere gefangen / vnd in Summa solch ansehnliches Corpus von lauter den ältesten Regimentern / zum wenigsten 12000 Mañ effectivè starck / also verringert vñ zerstrewet worden / daß wie obgesagt / dern nicht dritthalb Tausend mehr / zu Roß vnnd Fuß / bey ihrem General sich versamblet / Wie viel aber gequetschte / darunter seyn mögen / das weiß man noch nicht. Der Kayserisch Herr Feldmarschall Duca Savello ist in den Rucken geschossen / kümmerlich davon kommen. Herr Obrist Seneschal[360] ist gefangen / Herr Obrist Meusel[361] / Obrist Hagshausen[362] / Obrist Soles[363] / so das Prisigellisch[364] : Obr. Stefan Alber[365] / so das Tyllisch: vnd Obrist du Puis,[366] der das Eppische[367] Regiment hatte / deßgleichen der Obr. Limpach[368] / vnd wie man gewiß darvor hält / auch Herr Obr. Edelstett[369] / seyn Tod / 5 Obriste Leutenant seyn gefangen / vnd deren zum wenigsten 6. oder 7. gleichfals Todt. Von Obrist Wachtmeistern seyn nur 3 gefangen / wie viel aber derselben / so dann auch von Rittmeistern / Capitains / Leutenanten / Cornets[370] / Fenderichen[371] / vñ geringern Officirs eigentlich Todt geblieben / hat man noch der zeit nit allerdings wissen köñen / wiewol deren ein zimliche anzahl bekandt / vnd es auß obigem wohl abzunehmen ist. Obrist Wachtmeister Vivario,[372] ist neben andern zu Oberkirch erst begraben worden: Vnd seynd sonst von erstbenanten Officiers sehr viel: vnd allein bey dem Rosischen Regiment /über 100 gefangen / darunter die geringste / Quartiermeisters[373] seyn / daß man aber die gesampte anzahl von allen Regimentern / nicht zusammentragen tragen vnd hier benambsen können / ist die vrsach; weil die regimenter nicht mehr als einen ganzen Tag zu hauff geblieben / sondern von Ihrn Fürstl. Gn. theils vmb den Feind weiter zufolgen / mehrentheils aber vmb die Fütterung besser zu haben / hin vñ wider Commandirt: vnd auß einander gezogen worden. Gegen all oberzehltem haben Ihre Fürstl. Gn. in dem grossen vnnd ernsten gemenge ihr seyts verlohren / 14. Fähnlein vnd 8 Cornet / 2 Majors / als nemlich Major Weyerheim[374] von den Tupadelischen zu Pferdt / vnnd Major Vizdumb[375] von den Hattsteinischen[376] Regiment zu Fuß / beneben 8. oder 9 Rittmeistern vnd Capitains in allem / vnd etlich geringern Officirs / auch nicht über 500. gemeine Reuter vnd Knecht[377] / deren Zahl doch allgleich so reichlich ersetzt worden / daß (wie beweißlich) der grösser Theil Ihrer Fürstl. Gn. Regimenter zu Fuß / vmb etlich 100. Mann stärcker / ab: dann auff die Walstatt gezogen: die gefangene gemeine Soldaten / so sich nicht alsbald gutwillig vntergestellt / vnd dern auch etlich viel 100 seyn / damit nicht eingezehlt. Sonsten aber / so seyn Ihren Fürstl. Gn. abgefangen / vnd in der retirada mit fortgebracht wordẽ / der General Major Tupadel / wie oberzelt / Obrist Leutenant Ruht[378] von dem Vorbußischen[379] Regiment / 4. Rittmeister / vnd 3. oder 4. Capitains / beneben etlich Leutenant / Cornets vnd Fendrichen / welche dann nechster Tagen sollen wider eingetauscht werden. Vnd seyn bey dieser ernsten occassion, Ihr Fürstl. Gn. seyts / am gefährlichsten gequetscht worden / Herr Obrist Rotenhan[380] / Herr Obrist Leutenant Rheingraf Johann Ludwig[381] / Obrist Leutenant Fleckenstein[382] / Major Rosa[383] / vnd Major Prestin[384] / aber nunmehr alle ausser lebensgefahr. Herr Obrist Rosa / vnd Herr Obrist Graf Wilhelm Otto von Nassaw seyn zwar gleichfalls vom schiessen beschädigt / haben doch einen Weg als den andern / immer mit fortzureiten / vnd ihre Dienst zuthun nicht vnterlassen. Dienstags den 31 Julii hernach / haben Ihre Fürstl. Gn. forderst die von dero Armee gebliebene Soldaten samptlich / vnd was man auch vom Feind für vorneme Officirs erkennen mögen / lassen ordentlich begrabẽ / weil auß mangl deß Volcks solches überal ins Werck zubringen / nicht möglich war, Ingleichem haben Seine Fürstl. Gn. Vorsehung gethan / daß die gequetschte versorgt / vnd hin vnd wider außgetheilt worden / hernach der Soldatesca zur ergetzlichkeit / die eroberte ProviantWägen / sampt allen Vivers so darauff / zum besten gegeben / vnd zumahln dero Bagage von Mohlburg zu sich auf die Wahlstatt[385] kommen lassen. Mitwochs den 1 (11) Augusti / frühe / ward zu Ehren deß Allmächtigen Gottes / welcher so ein reichen Sieg verliehen hatte / bey der ganzen Armee ein solenn Danckfest gehalten / da dann der Lobgesang / Gebet vnd Verkündigung der Wolthaten deß Allerhöchsten / bey jedem Regiment absonderlich / in dem ganzen Feld vmbher / erschallet / bey Ihren Fürstl. Gn. aber / sich alle Obristen vnd Vornehmbste Officiers befunden / vnd sampt denselben / Erstlichen den 124 Psalmen / Wer Gott nicht mit vns diese Zeit / etc. von Herzen gesungen / hernach auff anhörung der Predigt Göttlichen Worts sich vnter dem freyen Himmel vmbher / auf ihre Knie gelegt / vnd Gott durch sonderbahre Gebet / inniglich gedanckt / So dann auch das Te Deum Laudamus[386] etc. mit frewden intonirt, Vnnd hierauff so sein Ihren Fürstl. Gn. von dero Regimentern nacheinander / die eroberte Cornet vnd Fähnlein / vnterthäniglich præsentirt / vnd von dero Zelt plantirt oder auffgesteckt worden / welches dann (weil sonderlich viel schön erneuerte Standarten vnd Fahnen darunter) sehr prächtig vnd magnifi. anzusehen gewest. Nach diesem haben Ihr Fürstl. Gn. erstlich so wol auß dero vorigen / als denen vom Feind new eroberten Stücken / hernach von der gesampten Cavallerie / vnnd so dann von den Mußquetirs zum zweyten mal / in hüpscher Ordnung Salve schiessen vnd also diß allgemeine Frewdenfest beschliessen lassen“.[387]

In seinem Testament vom 8./18.7.1639 setzte Bernhard von Sachsen-Weimar Rosen 12.000 Rt. aus.[388] Bernhard hatte in seinem Testament festgelegt, dass vier Direktoren unter Führung des Generalmajors von Erlach[389] (Wilhelm Otto Graf von Nassau, Johann Bernhard von Ehm, Reinhold von Rosen) weiterhin die evangelischen Sache führen sollten. Unter dem 20.7.1639 hält der Salemer[390] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [ -1649][391] in seiner Chronik fest: „Anjezo kumbt avisa ein, herzog Bernhardt Weinmar seye an der pest[392] zue Newenburg am Rhein erworget, und soll sein stell obriste Roße vertredten; andere sagen, dem von Naßaw[393] seye sein commando befohlen; hat sich mit sonderer rew und beicht mit dem nachtmahl laßen speysen“.[394] Bei Gaisser ist festgehalten: „14.[9.1638; BW] Ankunft des Generalwachtmeisters Horst[395] mit einem starken Teile des kaiserlichen Heeres von Vöhrenbach,[396] wohin er am 10. des Monats gekommen war, von Generalleutnant Götz[397] geschickt zur Auskundschaftung der Unternehmungen der Weimaraner, die z. Zt. unter der Führung von Rosa in das Kinzigtal hinabgezogen waren. Er hatte aber so starke Truppen mitgeführt, daß er mehr den Schein erweckte, als wolle er einen ernstlichen Kampf unternehmen, weshalb er auch die Feinde durch die erste Kunde, (die ein schurkischer Alpirsbacher[398] Schmied (ihnen) zugetragen hatte), so in Schrecken jagte, daß sie den Rückzug antraten. Wenn er sich ihnen an die Fersen geheftet hätte, so hätte er vielleicht nicht geringen Ruhm erworben. Aber während jene ihren Marsch eilig in den Simonswald nahmen, rückte er in das Schramberger Gebiet ein, und nachdem er die Nachbarschaft der befreundeten Bevölkerung ausgeplündert hat, rückt er weiter zum Städtchen Vöhrenbach, dessen Einwohner, als ob sie die Hauptfeinde wären, jämmerlich aller Habe beraubt wurden.

Unteressen waren die Weimaraner nach Freiburg[399] zurückgekehrt und lenken nun, verstärkt durch (neue) Kräfte ihre[n] Sinn auf die Besetzung des höheren Schwarzwaldes, wo sie bisher nicht hatten durchbrechen können. Die Wälderleute benachrichtigen Horst von der Gefahr, der den Bedrängten Hilfe zuschickte, während er selbst mit den Kerntruppen müßig sitzen blieb und seine Soldaten gegen Gut und Leben der Untertanen schonungslos wüten ließ, auch die Hilfstruppen gingen allzu zügellos gegen die Freunde los, gegen den Feind aber nicht tapfer vor, und ein guter Teil von ihnen wurde von Oberst von Leyen[400] anderswohin weggezogen. Fast die ganze Last des Krieges lag daher auf der Waldbevölkerung. Da diese sah, daß sie vergeblich tapfer gegen den Feind vorgehe, da von den Kaiserlichen das, was sie gegen jene verteidigten, ihnen (im Rücken) entwendet wurde, legten sie zuerst nachlässiger Hand an, gaben dann aber auch den Kampf auf. Als Horst zu spät die Gefahr bemerkte, rückte er mit der gesamten Truppenmacht gegen den Feind, aber bevor er zu den Schanzen kam, hatten die Weimaraner, da sie von den flüchtenden Bauern im Stiche gelassen worden waren, besetzt, und sie hatten durch Abfeuern von Feldgeschützen unsere Leute verjagt, die sich eilig nach Vöhrenbach zurückzogen und ohne eine bemerkenswerte Unternehmung durchgeführt zu haben, an der Stadt Villingen vorbeiziehend sich in die benachbarten Dörfer zerstreut“.[401]

Der hessische Chronist Nikolaus Arnold aus Friedberg[402] erinnert sich an die Einquartierung im Januar 1640: „Item, als der Obrist Roß [der Weimarer Oberst Reinhold v. Rosen] von Wölfersheim[403] ist herkommen [3. Jan. 1640], habe ich bekommen eine ganze Compani Reuter, Kapitän, Leutenampt, Kornet, Quartirmeister, Korporal und andere Reuter, so uf 30 sich erstreckten. Da ging’s gar schlecht her; dann war ich nit Herr im Haus, bis sie hinweg zogen. Kann also nicht setzen, was sie kosten, dann es ging alles uf“.[404]

Der Pfarrer Johannes Cervinus [um 1579-1659][405] aus Wetterfeld[406] in Oberhessen hält fest: „Anno 1640 im anfang des januarij sind die Weimarischen Volker in Ober Hessen ankommen, vnd hat sich Oberster Rosa mit vielem Volk in Grunberg[407] gelegt, vnd daselbst gar vbel gehauset, meine mobilia so ich in meiner behausung daselbst gehabt, fast alle theils verstohlen, verbrant, verwustet, darzu Rittmeister Birkhamer[408] durch sein gesindlein weidlich geholfen, vnd mir verderblichen schaden gethan, aus Wetterfelden ist mir alles gefutter vnd stroh, nach grunberg gefuhret worden, das man auch nicht gesehen, wo etwas gelegen, da ich vnderdessen mit meinen Pfarkindern, die laubach[409] in grosem elende gesessen, hab nichts von meiner Pfarr bekommen, muste gefutter vor mein arm Viehe kaufen etc.

Nach 14 Wochen zoch Oberster Rosa aus Grunberg, hat (anders schadens zu gschweigen) bald den 4 theil an bewen theils beschadiget, theils gar ingerissen vnd verbrant: in schotten[410] sind der bosen volker[411] noch viel verblieben biß zum ausgang des Majii, da ich auf Trinitatis nach funf monten, mit meinen pfarrkindern nach Wetterfeld vnd Rötges[412] gezogen“.[413]

„Am 22. Mai überfiel der schwedische Oberst Rosa von Seibelsdorf[414] bei Stadtsteinach[415] aus die Kaiserlichen in Wirbenz[416] und machte sie größtenteils nieder. Am 28. Mai erschienen 1500 schwedische Reiter in Rehau,[417] am 9. kam Rosa mit 3000 Reitern nach Hof.[418] Infolgedessen verfügte die Amberger Regierung am 15. Juni, daß die Bürger von Auerbach[419] und den anderen gefährdeten Orten unter das Gewehr zu treten und die Tore zu besetzen haben. Kemnath[420] erhielt am 16. Juni einiges Fußvolk als Besatzung. Nach dem Abzug der Schweden nach Niedersachsen hörten diese Vorsichtsmaßnahmen auf“.[421]

Cervinus hält weiter fest: „Den 17 tag Septembris ist Oberster Rosa wieder durchs land gezogen vnd ein nacht zu Grunberg gelegen, ist gehen fridberg gezogen, dahin er sich geleget, das keiserische lager wahr damals bey frischlar,[422] bey uns ist alles vol schrecken, vnd vnsicher gewesen. Das wir wieder in Laubach haben flihen musen. Als sich nun die keiserische armeen vnder Ertzhertzog Leopoldo[423] nach lande gewendet, ist Oberster Rosa den 22. Octobris zu fridberg aufgebrochen, neben laubach hingezogen“.[424]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Als die Käis. Armada Nider-Hessen / das Waldeckische und den Weser-Strom im September diß Jahrs verlassen / und sich im Westphälischen / Cöllnischen / und dortenherum allenthalben außgetheilet gehabt / ist deren auch ein guter Theil in Ober-Hessen kommen / und hat auffgeraumet was die Weymarischen im Ende deß Aprilen / und Eingang Maji ligen lassen / davon auch oben angereget.

Der Obriste Rheinhold von Rosen / Director bey der Weymarischen Armee / kame gegen dem Ende Septembris auch in die Wetterau biß nach Friedberg / seines Vettern / wie auch das Colhasische[425] Regiment zu Fuß / Wolmars von Rosen Regiment Tragoner / und die neuen Truppen unter dem Obr. Lieutenant Balthasarn[426] / zusammen zu ziehen: gestalt dann beyde Käis. General-Wachtmeister / Horst und Gallen[427] / in der Nähe schon vorhanden waren / nemlich Rittmeister Paul[428] vom Meutterischen[429] Regiment / so sonsten in Mäyntz damals gelegen / hatte sich mit 140 Pferden Curassier in Hofheim[430] / 2. Meilen von Franckfurt quartiret; der von Rosen aber vermeynte nicht zu feyren / und bedorffte dergleichen Quartier selbsten für die Seinigen / darum er diesen Rittmeister zum ersten angegriffen / und denselben / weilen er auff keinen Ersatz sich zu verlassen gehabt / daß er sich mit allen den Seinigen / auff sein Rosens Discretion[431] ergeben müssen / bezwungen / darvon dieser an Reutern und Pagage-Pferden / deren bey zweyhundert und zehen gewesen / bekommen.

Es legten sich damals die angekommene Käis. Völcker unterm General-Wachtmeister Graff Gallen / in Cronenberg[432] und Homburg[433]  / auff und vor der Höhe. Herr Obr. von Rosen hatte sich noch erinnert / deß Schadens / welchen den Seinigen der Obr. Wolff[434] im vergangenen Julio zu Ober-Ursel[435]  gethan / davon wir erst nechst oben gemeldet : gedachte derowegen sich zu revangiren / und rüstete sich mit Sturmgezeuge / gieng um den 29. Octobris auff gedachtes Homburg vor der Höhe / darinnen der Obriste Bentzenauer[436] wol mit 800. Mann zu Roß und Fuß gelegen / der von Rosen überstiege Homburg in der Nacht / liesse / was sich wehrete / darnider machen / darüber die meinsten Officirer sich für ihre Personen ins Schloß salvirten / und der Obriste Lieutenant Baumgarten[437] verwundet / auch dieses Volck völlig geschlagen / und ruiniret wurde : dannenhero die Rosische sehr gute Beuten / zumahl von der Officirer Bagage / auch bey 150. Gefangenen / und über dieselben wohl in 600. theils Reisiger[438] / auch Bagage-Pferd bekamen / und mit fetter Beute wiederum nach Freiberg gezogen seynd“.[439]

In der „Relationis Historicae Semestralis Continuatio“ ist dazu festgehalten: „Fast auff diesen Schlag hat der Schwedische Obr. Reinhold von Rosen Montags den 19. 29. diß die Käyserischen in Homburg vor der Höhe / vngefehr auff 2. Meilen von der Statt Franckfurt abgelegen / heimgesucht. Dann als er auß Friedberg etliche Sturmleitern / vnnd andern behörigen Zeug / neben einem starcken Trouppen der außerlesensten Soldaten in aller Stille zu sich genommen / ist der damit eyteler Nacht vor besagtes Stättlein geruckt / selbiges erstiegen / etliche wenig zwar nidergemacht / in 150. gefangen / sampt bey 600. gesattelten Pferden / neben vielen stattlichen Beutten vnd Pagagy erobert / vnd in Friedberg gebracht. Die Officirer haben sich vnter wehrendem Einfall / als sie sich vbermannt gesehen / meist auffs Schloß salvirt / worüber Obr. Leutenant Baumgarten verwundet worden / welchen vnd den zu Hoffheim (als droben vermelt) erlittenen Schaden man an Käyserischer Seitten nicht wenig hart empfunden“.[440]

Weiter heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Als Obr. Rheinhold von Rosen seinen Anschlag an den Bentzenauischen in Homburg verrichtet / und oberwehntes Volck zusammengezogen / auch Friedberg versehen hatte / marchirte er zurück nach Ziegenhain[441] / und legte sich in das nechste Städtlein Treysen.[442] Die Käiserische gedachten den Homburgischen Schaden wieder zu holen / darum die zween General-Wachtmeister / als Gilles de Hasi,[443] und Herr Mercy[444] / mit dem Obristen von Neuneck[445] / und vier Croaten Obristen / auff ihn giengen / unter denen 1000. Curassier / und noch darzu 200. Tragoner waren. Sie wurden aber so hart empfangen / daß 2. obriste Wachtmeister darüber und andere Officirer todt blieben / ein Rittmeister und viel Reuter gefangen wurden / deren Wort Leopoldus, und das Feldgeschrey / kein Quartier[446] / gewesen. Der von Rosen hat darüber dieses Städtlein verlassen / und sich nach der Vestung Ziegenhain begeben / darüber die Käiserischen das Städtlein eingenommen / und selbiges sammt umliegenden Dorffern angesteckt / für dißmal aber nichts mehr verrichtet haben.

Den Obristen von Rosen wurden von seinem Major Johann von Ratschin[447] / vom alten Regiment 6. Compagnien zugebracht / darum konnte er abermahlen nicht fey[r]en[448] / sondern nahme seinen Vetter Wolmaren / den Tollen zu sich / und überfiele noch selbige Nacht / von Ziegenhain auß / deß Croatischen Obristens / Petern Logy[449] Regiment und Quartier zu Allendorff[450] / die noch andere 6. Compagnien Rubländischer[451] Tragoner bey sich hatten, darüber der Obriste durch einen Pistolen-Schuß selbsten verwundet worden / der sich deßwegen auff den Kirchhoff salviret / aber sein Obrister Lieutenant todt geblieben / in angestecktem Quartier neun Standarten verbronnen / ein Standarte und ein Capitäin mit Beuten und Pferden darvon geführet / und sie alle so hefftig aufgeschlagen worden / daß wann der Obriste Feduari[452] nicht nahe im Anzuge gewesen / so wäre dieses gantze Regiment gantz und gar zu scheitern gegangen“.[453]

Im November 1640 meldete Georg II. von Hessen-Darmstadt[454] Melchior von Hatzfeldt[455] den Überfall Rosens auf Bingenheim,[456] im Dezember dessen Aufenthalt in Alsfeld.[457] In diesem November informierte Piccolomini[458] Hatzfeldt über das siegreiche Gefecht der sachsen-weimarischen Truppen unter Rosen gegen die Kaiserlichen bei Ziegenhain[459] und den Tod Rudolf von Bredas.[460] Am 23.11.1640 schrieb Peringer von Pernberg[461] an Wenzel Eusebius von Lobkowitz:[462] Aus dem erzherzoglichen Feldlager bei Kirchheim [Kirchhain ![463]] sei die Nachricht vom 14.11. gekommen, dass Breda den Gegner überfallen, ihn bis gegen Kassel[464] verfolgt habe und dort, da der Gegner aus der Festung Verstärkung erhalten habe, mit 300 Mann [bei Riebelsdorf[465]] tot liegen geblieben sei.[466] Der Überlieferung nach soll er aber durch eine Kugel Kapitän Muhlys,[467] Metzger und Kommandant der bereits 1539 begründeten Bürgerwehr Ziegenhains, die im Frieden die Festungswache versah, getötet worden sein.[468] Bei dem Hildesheimer[469] Arzt, Ratsherrn und Chronisten Dr. Conrad Jordan[470]  heißt es unter dem 4./14.11.: „Obrist Rosa nebest dem Obristen Moller[471] von der Weymarschen Armee schlagen den Kayserlichen Grãl.-Feldmarschall. Luitnand mit 3 000 auscommandirten Pferden bey Ziegenhein. Breda bleibt“.[472]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtete sehr ausführlich über das Treffen vom 14.11.1640: „Hierauff [nach dem Überfall Reinholds von Rosen auf das Kroatenregiment Peter Losy; BW] wurden die Käis. um so viel desto begieriger ihren erlittenen Schaden um so viel eifriger zu rächen / und wurden deßwegen auff den von Rosen zu gehen commandiret / zuvorderst der General Feld-Marschall Lieutenant Baron de Bredau, und neben demselben der General-Wachtmeister Gill de Hasi, welche in drey tausend Pferden von 24. Esquadronen[473] deren zum besten berittenen Reuter / ausserhalb Fußvolcks / bey sich hatten / deren der Obriste von Rosen bey der Festung Ziegenhain erwartete. Als nun wohlgedachter Baron de Bredau den 13. Novembris styl. ver. bey Ziegenhain anlangte / ordnete er den Obristen Druckmüller zur Avantgarde / der mit 5. Esquadronen auff den von Rosen zwar mit grosser Furi angienge / desselben aber aber die Rosischen nicht viel achteten / sondern liessen ihn wohl ankommen. Der Obriste von Rosen commandirte wider solche 3. Companien seines alten Regiments / die trieben diese Druckmüllerische zurück / so weit sie fast herkommen waren / und verfolgten sie mit stätigem Scharmütziren[474] / daß ihrer viel darüber blieben / und gefangen wurden. Es wurde auch hierüber der General-Wachtmeister de Hasi in einen Schenckel geschossen. Der von Bredau hatte selbigen Tag zum Feldgeschrey außgegeben / Gott mit uns / und das Wort war / der Teuffel mit dem Rosen. Es zoge sich hierüber der von Bredau zurück auff 2. Stunden lang / biß nach Neukirchen[475] / und setzte sich mit seiner Reuterey und Fußvolck dem von Rosen entgegen : er hatte auch um mehrer Hülffe von 2000. zu Fuß / und 1000. Pferd zurück geschickt / deren er erwartete / in Hoffnung / den von Rosen gewiß zu ruiniren. Es war auch General-Wachtmeister Mercy mit 1500. Pferden / und so viel Fußvolck im marschiren / und schon beschlossen / den von Rosen auff beyden Seiten deß Wassers Schwalme anzugreiffen. Was nun an jüngst angesteckten Dörffern noch übrig war / das liesse von Bredau noch gar in die Aschen legen. Es wurde dem von Rosen der Obriste Müller / und General Adjutant[476] de Charlouna,[477] biß 750. Pferd starck / eben so wohl zu Hülff geschickt / welche den 14. Novembris um 2. Uhr Nachmittag ankommen.

Ob nun wohl der von Rosen sich noch nicht Bastant genug befande / der Käiserl. Anzahl gleich zu seyn / hatte er doch resolviret / auff den von Bredau zu gehen / und nicht zu erwarten / biß er ihn besuchte : derohalben er auff seines Feindes Vorwacht von ungefehr drey hundert starck auff eine viertheil Stund lang gegen Abend avancirte / der noch ein viertheil Stund lage.

Er hielte daselbsten mit den Seinigen in einem Wald biß an den Morgen / und giengen  auff diese Vorwacht den 15. vorbesagten Monats Novembris, mit anbrechendem Tag in vollem Gallop, welches eben der Tag Leopoldi war. Als Bredau solches vernahme / præsentirt er sich mit 24. Squadronen ungesaumt zu Feld / und liesse seinen lincken Flügel von 8. Squadronen hindereinander stehend / auff deß von Rosen altes Regiment treffen / seinen rechten Flügel aber diesem Regiment / und dem rechten Rosischen Flügel die Fronte bieten : der Obrist Müller aber gienge diesem Flügel in die Flancque / und ob es wol Anfangs sehr hart hielte / und das Glück sich wanckelmütig erzeigete / so wurde doch dem von Rosen / und den Seinigen allen das glück gegeben / daß sie vermittelst tapfferer Resolution und mannlicher Anführung den von Bredau und die Seinigen in die Flucht schlugen / darüber Herr General Lieutenant von Bredau selbsten geblieben : sie seynd auch in der Flucht an einen Paß gerathen / allda ihrer viel sitzen geblieben / und gefangen wurden / von dannen sie auß sie weiters biß auff ein paar Stunden lang / und zwar biß an die Gegenwart Bredauischen Succurs verfolget worden. Und ist diesen Tag deß von Bredau gegebenes Wort und Feldgeschrey gewesen Sancta Maria, kein Quartier: deß von Rosen Wort aber / Louys,[478] und das Feldgeschrey / Gott mit uns“.[479]

Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 30.11./10.12.1640: „Schlagt: Reinholt von Rosas Weymarsche Arme den Kayserl. Obergraf Gallen mit einem Re[gi]giment Canoniere,[480] bekomt den Grafen gefangen nebst 1 Majeur, 2 Rittmeister, 6 Standarten, 2 Dragoner-Fahnen“.[481]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Es hat aber derentwegen Herr Obrister und Director Reinhold von Rosen nicht unterlassen / einen als andern Wege / noch eine Cavalcade[482] mit 700 Pferden / unangesehen Friedberg schon übergeben war / von Ziegenhain auß fürüber zu thun / in welcher er den General Gallen mit seinen tausend Curassiern / um den 10. Decembris, nicht weit von Franckfurt unversehens angetroffen / getrennet / ihne Herrn Gallen sammt sehr reicher Beuthe / verwundet / gefangen bekommen / und nach Ziegenhain geführet : welche Trennung und Beuthe auch für die gemeine Reuter so gut gewesen / daß solche den Bauren ein ziemliches auffzuklauben hinderlassen“.[483]

Aus Eisfeld[484] wird 1641 ein Schreiben Albrechts von Sachsen-Weimar[485] aus Eisenach[486] an Rosen zitiert: „Wie denn auch die Schwedischen Völcker selbst hiesiges Orts so wenig geschonet haben, daß sie kurtz vorher den 12. Ian. von Herzog Bernhards Völckern, die zu Schleusingen[487] und Hildburghausen[488] lagen, fünfmal ausgeplündert worden. Weswegen derselbe folgendes Schreiben an den Schwedischen Obristen Reinhold von Rosen d. 19. Ian. 1641 ergehen ließ: Von Gottes Gnaden Albrecht, Hertzog zu Sachsen etc. Unsern Gruß und wohlgeneigten Willen zuvor, Gestrenger, Vester, Mannhaffter, besonders lieber Herr Obrister. Wir werden von den Unsrigen abermals gantz wehmütig berichtet, was gestalten verschienen 11. dieses in 200. Reuter von des Herrn Obristen Truppen vor Unser Städtlein Eißfeld kommen, die Thor mit Gewalt erstiegen, und ungeachtet alles Flehens, Bittens und Beruffung auf Uns, und den Herrn Obristen selbst, die ohne das von der Kaiserl. Armee im vergangenen Sommer gantz zu Grund verderbte Bürgerschafft, auch Unsere Beampten daselbst dermassen spoliiret, daß weder von Viehe noch Getreidig zu künfftiger Acker-Bestellung oder andern Mobilien und Moventien[489] das geringste übrig gelassen. Dergleichen Einfall, Abnahme und Plünderung in Unsern Ampt und Closter Veilsdorff,[490] der daselbst ertheilten schrifftlichen Salva Guardia unangesehen, auch vorgangen. Und haben nichts desto weniger Ampt und Rath zu gedachtem Eißfeld 110. Thaler für Contribution, Haber und anderes dem Herrn Obristen erlegen müssen, dabey noch in Sorgen stehen, weil die daselbst hingelegte lebendige Salva Guardia abgefordert, ihnen ferner Ueberfall begegnen, und endlich der Garaus gemacht werden dürffte. Deßhalben Uns sie um gnädige Handbietung und Interposition[491] bey dem Herrn Obristen gantz unterthänig und felehentlich gebeten. Nun müssen Wir nochmals hoch beklagen, daß durch solche des Herrn Obristen Ankunfft und unvermuthetes langwieriges Stilllager Unsere Aempter jenseit Waldes und in Francken, welche doch bißhero von allen Arméen so überaus grosse Drangsalen ausgestanden, nunmehr vollends extreme ruiniret werden, dessen Wir Uns gleichwohl überall nicht versehen, sondern vielmehr guter Sublevation und Entfreyhung von dergleichen unerträglichen Beschwehrungen gehofft gehabt. Wir müssen es aber noch vor dießmal an seinen Ort stellen, weil das geschehene nicht wieder zu repariren. Als ersuchen Wir den Herrn Obristen anderweitig günstig, er wolle unser öffters bewegliches Erinnern doch so viel gelten und bey sich statt finden lassen, damit Unsere Aempter Lichtenberg,[492] Eißfeld, Veilsdorff, Heldburg[493] und Saltzungen[494] über die allbereits erlittene Plünderungen, Contributiones und Pressuren nicht weiter damnificiret,[495] sondern nunmehr allerdings verschonet und gesichert werden, Wir auch darob erkennen mögen, daß man Uns und Unser Fürstlich Hauß gleichwohl noch so weit um Unsers hochseligen Bruders willen zu respectiren, und ohne allen Unterscheid zu Boden zu richten intentioniret sey. Der Herr Obriste wird Uns dieser vielfältigen Querelen wegen nicht verdencken, vielmehr die bey Ihme stehende allerbilligste Remedirung[496] begegnen lassen“.[497] Doch derartige Schreiben liefen viele in der Feldkanzlei ein, ohne dass in den meisten Fällen etwas geschah.

Aus Meiningen[498] wird 1641 berichtet: „Nach deme auch diese Stadt vom Schwedischen General-Major Rosa mit etlichen Weymarischen Regimentern hieher kommen, und sein Qvartier und denen umbliegenden Orten genommen, hat er etliche Wochen lang die Stadt dergestalt bloqvirt gehalten, daß das Geringste nicht hat können herein gebracht werden, und doch die Belägerer gesehen, daß sie sich keiner Übergab zu versehen, sind sie

Den 5. Februarii, an einem Sontag früe, vor die Stadt kommen, und, ihrer Gewonheit nach, den allhier liegenden General-Wachtmeister Gille de Hase mit Hasen-Hetzen und Schreyen agiret, darauff sich de Hase mit seinen Trouppen hinaus begeben, und etliche Stunden mit ihnen chargiret, dabey von beyden Theilen, sonderlich aber des Generals Leib-Schützen, deren einem mit einer Drat-Kugel[499] der halbe Kopf abgeschossen worden, geblieben. Darauff haben die Rosischen die Blockade aufgehoben. Und ist

Den 14. Februarii erwehnter Gilli de Hase mit der Reuterey, nachdem sie diese Stadt dermassen außgezehret, daß weder für Menschen noch für Viehe etwas mehr übrig gewesen, so gar, dass die Reuter endlich das Stroh aus den Betten vor die Pferde schneiden und füttern müssen, abgezogen. Zu solcher Zeit hat ein Löffel vol Saltz einen Groschen, und ein Ey einen Batzen gegolten“.[500]

„Das schwedische Hauptheer war von Sachsen durch die Oberpfalz in Richtung Regensburg aufgebrochen. Der General Reinhard [!] von Rosen wurde nach Erfurt[501] und ins nördliche Franken gesandt, einerseits um Verpflegung zu beschaffen, andererseits um dort liegende kaiserliche Truppen zu beschäftigen. v. Rosen schloß am 05. Januar 1641 Meiningen[502] ein und wollte über Neustadt[503] und Münnerstadt[504] nach Schweinfurt[505] vordringen. Sein Hauptquartier verlegte v. Rosen nach Römhild.[506] Seine restliche Streitmacht hatte er geteilt. Ein Teil seines Regimentes zog nun über Neustadt nach Münnerstadt. Die übrigen Kompanien hatte er mit sich genommen. Mit diesen erschien er am 11. Januar 1641 vor der Festung Königshofen.[507] Er wurde heftig beschossen; deshalb zog er, Königshofen umgehend, nach Münnerstadt weiter, nachdem seine Truppen Herbstadt[508] und Großeibstadt[509] noch schnell in Brand gesteckt hatten. Auch in Münnerstadt hatte er kein Glück, alle seine Angriffe konnten abgewehrt werden. Die »Schutzfrau von Münnerstadt“ erinnert daran.[510] Das weitere Vordringen ins Mainfränkische war ihm somit vereitelt“.[511] Der Angriff auf Münnerstadt war am 1.2.1641 erfolgt.[512] In der zulässigen Darstellung BECKS, der die Schweinfurter Ratsprotokolle und handschriftlichen Chroniken benutzte, heißt es: „Im Januar schon waren schwedische Streifpartien vor Königshofen[513] und Münnerstadt,[514] zu Maßbach,[515] Thundorf[516] und Wetzhausen,[517] ja im Gehäge[518] von Schweinfurt zu Schonungen[519] und Forst[520] erschienen, hatten Ebenhausen,[521] weil von dem dortigen Schloßthurm auf sie geschossen worden, zur Hälfte abgebrannt, und zu Kissingen[522] Quartier genommen. Der Obristleutenant vom Regiment Rosen beschied von Römhild aus die Behörden der umliegenden Orte, Stadtlauringen,[523] Neustadt,[524] Münnerstadt und Kissingen, den Abt zu Bildhausen[525] u. A. dahin, um wegen einer Contribution[526] zu unterhandeln, und drohte im Falle des Nichterscheinens, diese Orte mit Feuer und Schwert zu verfolgen. Zwei Mahnbriefe waren kurz hintereinander auch zu Münnerstadt eingetroffen; da sie ohne Erfolg blieben, erschienen die Schweden mit Geschütz vor der Stadt, und gaben gegen 30 Schüsse in dieselbe, was man am 31. Januar und 1. Februar zu Schweinfurt auf dem Felde hörte. Die Bürger und die dahin eingeflehnten[527] Landbewohner setzen jedoch einen tapfern Widerstand entgegen. Aus Verdruß über das Erfolglose ihres Bombardements brannten sie darauf in der Umgegend zu Großwenkheim,[528] zu Nüdlingen,[529] wo 150 Gebäude, darunter das Pfarrhaus in Asche gelegt wurden, zu Stralungen,[530] Burglauer,[531] Burghausen,[532] Althausen,[533] und Brünn,[534] so daß man während der Belagerung, von Münnerstadt aus zu gleicher Zeit 8 Feuersbrünste sah“.[535] In Ludwig Bechsteins „Sagensachatz“ findet sich dazu: „Die eilige Jungfrau schützt Münnerstadt. Im dreißigjährigen Kriege, und zwar im Jahre 1641, wurde Münnerstadt von den Schweden unter Anführung des Weimarischen Generals[536] Rosa hart bedrängt und belagert. Der Feind hatte auf dem Karlsberg seine Verschanzungen und begann von ihm aus die Stadt zu beschießen. In dieser war eine fromme Brüderschaft ‚zum heiligen Rosenkranz‘, die in solcher Bedrängniß heiße Gebete um Rettung zum Himmel sandte. Als nun die Kanonade vom Karlsberge herab am heftigsten wurde, offenbarte sich ein göttliches Wunder; denn die heilige Jungfrau erschien in ihrer Glorie, umschwebt von Engeln, im langen weißen Gewande und himmelblauen Mantel auf den Mauern und fing die feindlichen Kugeln auf. Darüber verwunderten und entsetzten sich die Schweden, hoben die Belagerung auf und zogen von dannen. Zum Gedächtniß dieser wunderbaren Rettung feiert Münnerstadt bis heute noch an Dankfest mit feierlichen Gottesdienst und einer Prozession, während welcher die Stadtthore geschlossen werden. Und am Marienaltar in der überaus schönen Pfarrkirche künden wohlklingende lateinische Distichen der Nachwelt dieses Ereigniß“.[537] „Der noch stehende Marienaltar, welcher aber nun bald einem neuen im gothischen Style erbauten wird weichen müssen, wurde um das J. 1641 von der Rosenkranzbruderschaft errichtet. Männer und Frauen, Arme, Reiche und selbst die Schulkinder und die Bewohner der umliegenden Ortschaften steuerten freudig bei, der seligsten Jungfrau, welche die hart bedrängte Stadt bei der schwedischen Belagerung im J. 1641 vor dem Untergange bewahrt hatte, einen würdigen Altar zu bauen. Nach einer Rechnung v. J. 1642 betrugen die zu diesem Zwecke seit einigen Jahren angefallenen milden Gaben die Summe von 2,247 fl. 5 Schillinge  4 Pfennige“.[538]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „General Gil de Has kam im Eingang Januarii mit zwey Regimentern ins Hennebergische / nahm sein Haupt-Quartier in Meinungen / und fing an das veste Schloß Maßfeld[539]  / um dessen Erhaltung man voriges Jahrs sich auff Schwedischer Seiten so sehr bemühet hatte / zu bloquiren / das war abermahl übel proviantiret. Auch liesse de Has das Viehe in der Graffschafft[540] zusammen rauben / nicht weniger auß dem Thüringer Wald hinweg holen / proviantirte sich auch sonsten mehrers : gestalt es ihme dann um Maßfeld alles Ernstes zu thun war.

Den 5. 15. Januarii kam auch der Obriste von Rosen mit drey tausend vor und in Maßfeld / liesse durch seinen Vettern den Tollen[541] / das Schloß Oberstatt[542]einnehmen / und was auff dem Land herum von Hasischen sich auffhielte / muste entweder Haar lassen / oder sich in Meiningen salviren : darum auch die Käiserlichen auff Liechtenfelß[543] und Staffelstein[544] gelegene / wegen der weitherum streiffenden Rosischen sich in Coburg[545] retirirten.

Unterdessen wurde ein Hasischer Obrister-Wachtmeister bey Ostheim[546] gefangen / und vier Compagnien Volcks ruiniret : auch wurde das Hauß Maßfeld abermals wol proviantiret / worzu die Ostheimer über die hundert und funffzig Malter[547] / darunter ihres Saam-Korns geswesen / sampt Brod und anderm hergeben müssen : darüber Rose die Stadt Meinungen berennete / bloquirte / und zu Römhilt sein Haupt-Quartier hielte. Darum gab es zeitliche und unterschiedliche Außfälle / über welchen auch die Rosischen / zumahl im Dorff Battenhausen[548] einbüsseten / sich auf den Kirch-Hoff retirirten / und das Dorff in Brand steckten.

Gill de Has verließ sich auff die Käiserlichen in und um Coburg / und daß sie sich / ihn zu entsetzen / samlen würden; darum wurde in einem seiner intercipirten Schreiben / in welchem er den Proviant-Mangel geklaget / doch auch / daß er in Hoffnung Entsatzes / nicht auß Meinungen weichen wollte / so lang eine Katze und Mauß darinnen seyen befunden.

Der Obriste Rose nahme auß Maßfeld etliche schwere Stücke / und einen Mortier[549] / und wollte Ernst gebrauchen : Wie wol nun die Hasische / deren bey achthundert zu Roß und Fuß gewesen / so grossen Mangel an Fourage[550] hatten / daß sie endlich das Stroh auß den Betten zum füttern zusammen klaubten / hielte sich der General dannoch noch.

Darum der von Rosen an verrichter Proviantirung Maßfeld für dißmahl gegnügt / nachliesse / sich im Eingang Februarii nach Schmalkalden[551] wendete / von dannen zum Tupatel[552] gienge : darauff von denen auß Forchheim / Königshofen / und Schweinfurth / Meinungen auch etwas verproviantiret / zumal an Fourage, an dem der gröste Mangel war / besser versehen wurde. Gill de Has aber streiffte auffs neue wiederum auf Maßfeld / steckte viele Dörffer an / liesse etwas Volck in Meinungen / und gienge mit dem übrigen Volck nach Schweinfurth“.[553]

Der Schmalkaldener Chronist Pforr berichtet: „Den 6. Jan: ist der Frantzößische oder Weimarische Obriste Roß mit 1600 reutter und tragoner vor Meinungen unversehens ankommen und den Keyß: Generalfeldwachmeister Chill de Hasi mit seinen soldaten ein zeit lang darin ploquirt gehaltten, deßwegen zimlicher hunger darin entstanden.

Balt hierauff begehrt der obriste Roß von statt und ambt Schmalkald[en alle wochen 300 thlr. Alß ist Solches [ist] die Fraw Princessin[554] in eil berichtet worden, welche alßobalden Capitän Antfeldt[555] der statt zum beystand anhero geschicket. Derßelbe hat es dahin vermittelt, dass der Obriste Roß die wochengelder fallen lassen, doch hat man ihme die statt die 1000 thlr, so dem Chill de Hasi an seinen wochengelder<n> in Nürnbergk durch wechsell sollen bezahlt werden, lieffern müssen, die dorffschafften aber haben seinen reuttern, so zu Waßungen[556] gelegen, contribuiren müssen. Es haben auch die Juden[557] alhier ihme, Roßen, 100 bar pistoll geben müssen.

Und weil gleich viel Nürnberger kauffmanßgüter alhier in verwahrung gestanden, hat man solche beim Obristen Roßen mit 1000 thlr rationiren müssen.

Den 14. Jan: haben 250 mußquetirer von Erfurtt[558] alhier pernoctirt und von dannen zum Obristen Roßen marchirt.

Den 26. Jan: schickte der Obriste Roß ein compagn: zu fueß unterm schein einer salvaquart anhero und vermeint, dardurch ein fuß in die statt zu setzen. Weil aber gleich eben 110 Caßelische mußquetirer vorm andern thor ankamen, wurden die Caßelisch[en eingelassen, die Rosischen aber abgewießen und sich gegen ihnen bedancket.

Den 9. Febr: brach der Obriste Roß wiederumb uff, ließen den Hassen im busch und gieng nach dem stifft Bambergk, deßweg[en itzbemelte Caßelische völcker in der nacht auch wieder wechgezogen“.[559]

Am 5.2.1641 schrieb der kaiserliche Generalfeldzeugmeister[560] Fernemont[561] aus Würzburg[562] an Piccolomini: In Franken wehrten sich die Kaiserlichen tapfer gegen die Übermacht, Rosens Angriffe seien abgeschlagen worden und Gil de Haes halte Würzburg noch immer. Taupadel stehe noch im Ansbacher[563] Land, beabsichtige jedoch, gegen Rothenburg[564] zu ziehen.[565] Fernemont informierte Piccolomini am 13.2. erneut aus Würzburg, seiner Meinung nach wolle der schwedische Kommandant Rosen bei Bamberg[566] zu Taupadel stoßen; anderen Berichten zufolge beabsichtige er, direkt gegen Rothenburg zu ziehen und diese Stadt ebenso wie Windsheim[567] zu besetzen; in Verbindung mit Taupadel könnte ihm dies gelingen. Um einen solchen unangenehmen Verlust zu vermeiden, schlug Fernemont vor, je 300 Infanteristen in beide Städte abzukommandieren. Er legte eine Liste der Garnisonen in Rothenburg, Windsheim und weiteren 13 Orten am Main bei – diese waren nach seiner Meinung unzureichend. Es könnte den Weimarern leicht gelingen, gewisse kleine Orte zu besetzen und dann größere, ungenügend geschützte, wie Schweinfurt, einzuschließen. In Schweinfurt habe er viele Unzulänglichkeiten wahrgenommen, die auf den großen Umfang der Befestigungsanlagen, die Kleinmütigkeit der Bevölkerung und die Schwäche der Verteidiger zurückzuführen seien. Ferner machte er auf die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Getreidebeschaffung für die Truppen aufmerksam; die Bauern würden alles Getreide nach Nürnberg fahren, ohne vom Gegner beunruhigt zu werden.[568] Im Februar 1641 stand Rosen in Goßmannsdorf.[569] Er teilte dem Bamberger Bischof Franz von Hatzfeldt[570] die Einquartierung in Franken mit und erließ einen Schutzbrief für Trimberg.[571]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet lakonisch: „Die Weymarische Armee ist / wie oben angereget / biß zu ihrer zeit an der Weser geblieben / hernach um ult. Febr. mit umschweiffender Marche ins Bambergische kommen / darum der Obriste Rose die Bloquade Meinungen[572] seines theils auffgegeben / aber doch mit etwas Hessischen Volck besetzt gelassen“.[573]

Beim Schmalkaldener Chronisten Pforr ist festgehalten: „Nachdem nun die F[ürstliche Princessin zu Caßell in erfahrung kommen, wie daß die Roßischen bedacht wehren, <sich> in der statt Schmalkalden einzunisten, zu welchem ende sich dan schon ein capitän zur salvaquarthalttung eingeschleichert, deme wochentlich 80 thlr zu geben versprochen worden, alß hat sie auß landsmütterlicher vorsorg mehrbemelten Capitän Adam Antfelt abermalß mitt 60 mußquetirer den 13. Mart: anhero geschicket und dadurch fernerm einschleichen vorzukommen, deßwegen dem Roßisch[en capitän nichts mehr gegeben worden.

Den 26. Mart: [1641; BW] erfolgte hierauff, daß der Roßische Rittmeister Buchenaw[574] mit 2 comp: reutter vor daß Ober-thor kommen und wiewol daßelbe mit etzlich[en Heßischen[575] soldaten und bürgern besetzt geweßen, hat er, nachdem er erstlich zuvor quartir in der statt begehrt und ihme solches abgeschlag[en worden, sich der Weidebrunner vorstatt bemechtigt, einen sergeanten[576] todtgeschoßen, 2 mußquetirer und 2 bürger verwundet und den Heßischen fenderich, beneben einem bürger, gefangen genommen, endlich uff die stattthor feindlich zugerückt, aldo die Roßischen von der soldaten: und bürgerwach empfangen worden, das mit verlust 8 todter reutter, darunter ein leutenant, quartirmeister und trompeter geweßen, abweichen müßen, darüber die gantze bürgerschafft in die gewehr kommen und woh sie noch einmahl angesetzt hetten, würden sie ubell sein empfang[en worden. den gefangenen fenderich u. bürg[er haben sie endlich wieder ledig gelaßen“.[577]

Aus dem thüringischen Eisenberg[578] wird 1641 berichtet: „Am 7 April darauf rückte der Obriste Rosa mit 4 Regimentern in die Stadt, ia es sollen über 6000 Pferde gewesen sein. Es kame aber ein Schrecken unter sie, daß sie plötzlich wieder aufbrachen“.[579]

Aus Schmalkalden heißt es weiter: „Und als bemelter Wechmer[580] wieder uff Gießen[581] reißen wollen, ist derselbe bey Barchfelt[582] von 40 Roßischen reutter<n> geblündert, er und sein sohn außgezogenn, gefangen nach Salzungen geführt, aldo er sich mit 100 thlr rantioniren müßen“. [583] „Den 11. Juni ist ein Roßischer obristleutenand mit 400 reuter vor die statt kommen und nicht allein quartir, sondern auch die den 26. Mart: in dem tumult erschoße Buchenawische soldaten zu bezahlen begehrt. Damit man aber seiner wieder loßwerden mögte, und zu verhütung mehrerß unglückß, hat man ihme in der nacht 200 thlr außgezehlet“.[584]

Der Salemer[585] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [?-1649][586] schreibt in seiner Chronik: „Generalßpersonen under deß fündß armee seyen geweßen: Conte de Guebrian,[587] Dubadell, baron Oysnoville,[588] herzogs von Würtenberg bruoder[589] und andere mehr. Und wie die patres bursarii[590] referieren, wann eß an dem Rosa, Dubadell und herzog von Würtenberg[591] allain gelegen geweßen wer, derfte daß closter wohl verbrent worden sein; Guebrian, baron Oysnoville[592] und andere aber, so catholische officier, haben eß nit zuelaßen wöllen“.[593]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[594] berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ unter 1641: „Nach dem nun das Glück den Keyserischen allenthalben sehr gewonnen / haben sie sich / nach Eroberung des sehr festen Schlosses vnd Hauses Spilenburg[595] / Gleichenstein[596] / Einbeck[597] / Nordheim[598] / Mülhausen[599] / Duderstatt[600] / vnd anderer örter / auch die Stadt Göttingen[601] zu belägern vnterstanden.

Wann dann solcher orth sehr befästiget / vnd eben selbiger zeit mit einer starcken Besatzung / nemlich in 1500. Soldaten / vnd 2000. Mann Außschuß / neben zween Obristen Leutenanten / Schönberg[602] vnd Opperman[603] versehen gewesen / haben doch nichts desto weniger die Keyserischen mit der Belägerung starcke verfassungen gemacht / solchen starcken vnd festen orth mit Gewalt durch approchiren zu überkommen / welches sich aber die Belägerten im geringsten nicht erschrecken lassen / sondern ihrem gegentheil hefftig vnnd männlich wiederstanden / vnnd durch vnterschiedliche Außfälle grossen schaden gethan.

Diese Belägerung zu verhindern / hat sich Obrister Rosa[604] mit 1500. Commandirten Reutern / vnd 500 Fußknechten / auff deß Hertzogen zu Braunschweig[605] begehren auffgemacht / dieselbe auch im Angesicht der Keyserischen in Göttingen vnverhindert eingebracht. Solches nun / ob es zwar die Keyserischen hefftig verdrossen / haben sie sich anderwärts an den Schwedischen und Rosischen gerochen: Dann als die Rosische Convoy wiederumb zurück gezogen / haben ihnen die Keyserischen Generalen Mercy, Gonzaga[606] vnd Spehrreutter[607] / mit einer starcken Parthey Commandirten Reutern bey einem Paß / eine halbe stund von der Stadt auff den dienst gewartet / dieselbe nach geschehener Confusion / dermassen attaquirt / daß des Obristen Dollen Rosa Regiment Tragoner meisten theils ruinirt / er auch selbsten neben andern Officirern / auch über 200 gemeinen Soldaten gefangen / vnd der General Rosa / biß nach Münden an der Werra[608] verfolgt worden“.[609]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Die Unirten lagen bey diesen Effecten zu Sarstat[610] noch immer still / mit fürgeben / daß sie deß General Torstensohns mit Volck erwarteten / mögen sich auch zu schwach befunden haben.

Den 2. Novemb. styl. nov. oder 23. Octobr. styl. vet. kamen die Käiserl. samt den Bäyr. die sich biß dahero immer bey ihnen befunden / vor Göttingen angezogen / und belägerten es. Es wollte aber nicht also darmit / wie sonsten biß dahero geschehen / glücken. Sie vermeynten es mit Feyer / wie Einbeck / zu bezwingen / doch aber vergeblich / und war ihnen auch das eingefallene starcke Regenwetter verhinderlich und zu wider.

Es mag an die Unirte zu Sarstet begehret worden seyn / den Ort nicht / wie Einbeck zu verlassen / sondern wenigstens zu succuriren : darum der von Rosen 1500. commandirter Pferd / und 500. Mußquetirer zu sich nahme / die er auffsitzen liesse / von denen er unvermerckt der Käiserl. den halben Theil in die Stadt gebracht / und mit den andern wiederum zurück gegangen. Es hätte zwar dieser Bemühung und Gefahr / als der Eventus nochmals erwiesen / nicht bedörffet / doch hat er seiner Ehren ein Genügen thun wollen.

Als er nun von den Käiserl. erkennet worden / ist ihme der General Sperreuter mit seiner Brigade nachgeschicket / und diesen zu secundiren Don Hanibal Gonzaga, sampt beyden Herren Mercy[611] geordnet worden. Der von Rosen hatte seine Retirade nicht zurück / sondern für sich und auff die rechte Hand gegen Münden an der Werra angestellet / war doch auff eine halbe Meile von Göttingen erreichet / und einen Paß / der ihm hinterlich / zu etwas stande gebracht worden. Er befande sich / wie leichtlich zu erachten / sehr übermannet / und muste von des Tollen Rosen Dragonern / auch seinen Mußquetirern etliche hundert sampt Officirern / und denen auch sein Toller Vetter gewesen / gefangen und im Stich lassen / doch kame er mit den übrigen davon / und in besagtes Münden. Diese Belägerung ist den 7. 17. Novembris auffgehoben worden“.[612]

Im Bericht Mislík von Hyršovs[613] an J. Černin d. Älteren[614] aus dem Feldlager vor Göttingen vom 14.11.1641 hieß es dazu: Nach Eroberung der Stadt Einbeck[615] seien die Kaiserlichen gegen Göttingen gezogen, dessen Besatzung der Gegner inzwischen verstärkt hatte. Als Obrist Volmar von Rosen in Begleitung von Göttingen zur schwedischen Armee zurück ritt, sei sein Dragoner-Regiment in der Nachhut geschlagen und mehrere Offiziere gefangen genommen worden. Die Kaiserlichen hätten Göttingen zwar angegriffen, doch erfolglos. In Hinblick auf die späte Jahreszeit und das kalte Wetter werde es kaum gelingen, diese Stadt zu erobern. Hatzfeldt liege mit seiner Truppe bei Erfurt.[616] Die gegnerischen Armeen lagerten noch unweit von Hildesheim,[617] in Erwartung von Hilfstruppen und der Ankunft des neuen Kommandanten Torstensson.[618]

Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg[619] informierte Hatzfeldt im Januar 1642 über die Besetzung Dürens[620] durch Rosen.[621]

Im März 1642 verhandelte Rosen mit Hatzfeldt über einen Tausch des am 17.1.1642 in der Schlacht bei Kempen[622] in Gefangenschaft geratenen Obristen Epp, der in Oedt[623] saß, gegen seinen Bruder Volmar von Rosen, der bei Göttingen gefangen worden war.[624] Epps Austausch sollte sich jedoch wegen zusätzlicher finanzieller Forderungen Rosens verzögern.[625]

„Am 17. September meldete Werth nach München, er habe letzten Sonntag mit 2000 Pferden eine Kavalkade unternommen, sei bei Anbruch der Nacht losgeritten und bis Tagesanbruch marschiert. Beim Schloß Hemersbach,[626] ‚eine kleine Stunde oberhalb Bergheim‘,[627] habe er sich in ein Tal gesetzt, überall Bauern und Kundschafter laufen und den Feind ausspionieren lassen. Am Abend sei er in den Gevelsdorfer[628] Busch, bis Holzweiler[629] oberhalb des Feindes Lager, gerückt, kommte aber vom Feind nichts vernehmen, weshalb er gegen Tagesanbruch, aus Sorge, verraten zu werden, nach Hemersbach zurückritt, ‚allda bis nachmittags gefüttert, allzeit kleine Trupps recognoszieren lassend‘. Am Mittwoch sei er gegen Abend in das Lager zurückgekehrt. Taupadel und Rosen – die Führer der weimarschen Kavallerie – hätten sich nicht über anderthalb Stunden vom Lager entfernt. So blieb der Anschlag wirkungslos“.[630]

Im Oktober 1642 war Epp in Dorsten[631] und berichtete Hatzfeldt von der Überschreitung des Rheins bei Wesel[632] durch Guébriant, Rosen und Kaspar von Eberstein,[633] die über Bocholt[634] und Stadtlohn[635] im Anmarsch auf Lingen[636] waren. Von einem Gefecht bei Westbevern[637] wurde berichtet und dem Weitermarsch des Gegners über Bielefeld[638] oder Melle[639] nach Minden.[640] Über Bielefeld, Salzuflen,[641] Schötmar[642] zogen sich die Konföderierten in Richtung Weser zurück, das gegnerische Hauptquartier lag in Alzen.[643] Es erfolgte nach Epps Darstellung der Übergang der Gegner bei Latferde[644] über die Weser in das Amt Lauenstein.[645]

„Auch der waghalsige Obrist Johann von Sporck[646] war auf Kundschaft ausgeritten und brachte in Erfahrung, daß ein Teil der weimarschen Kavallerie unter dem Generalmajor Reinhold von Rosen einen Anschlag auf das Städtchen Balingen[647] unternommen hatte. Obwohl er nur über 530 Pferde verfügte, war er willens, es mit Rosens Reiterei, die auf 1100 Reiter geschätzt wurde, aufzunehmen und überfiel – nach dem Vorbild Werths – in der Nacht des 7. November [1643; BW] die Gegner im Flecken Geislingen,[648] wo sie Quartiere bezogen hatten. Um Mitternacht wurden die ausgestellten Wachen überrascht, der Ort in Brand gesteckt, ‚und dardurch vornehmlich im Feuer viel Leute, Pferde und Cornet verdorben, ein guter Theil Reuter nidergemacht, über 200 gefangen, wie auch 300 Pferde bekommen worden‘. Rosen selbst, der sich mit abgesessenen Reitern und Dragonern in ein im Dorf gelegenes festes Haus gerettet hatte, kam mit wenigen Leuten und nur drei Standarten zur Armee zurück“.[649] Dieses Ereignis hielt auch Wassenberg in seinem „Florus“ fest: „Kurtz nach eingang deß Wintermonats / nemblich den 8. dieses / hat sich der berühmte Soldat Reinhold von Rosen mit 4 Regimentern / als seinem eigenen / dem Guebrianischen / Ohmischen[650] / vnd Toll-Rosischen Dragonern / in gesampt bey 1200. Pferde starck / vor der Statt Bahlingen sehen lassen / solche mit den seinigen zu besetzen vermeint / vnd aber (weil sie allbereit mit Beyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts dann Kraut vnd Loth[651] geständig seyn wollen) widerumb zu rück weichen müssen. Hat sich also vngefähr auf eine halbe stund weit in das Dorff Geißlingen erhoben / in meinung die nacht über daselbst zu verblieben.

Als nun der Chur-Beyerische Obriste Sporck / welcher damals mit 500. Pferden gegen Rottweil[652] gehen vnd der Weimarischen ihr Vorhaben außkundtschafften sollen, solches in erfahrung gezogen / hat er zu 11. Vhren in der Nacht vnversehens mit 300. Reuttern in besagtes Dorf Geislingen hinein gesetzt / droben berührte 4. Regimenter mehrern theils auffgeschlagen / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obrister Wachtmeister / 2. Capitain-Leutenanten[653] / etliche Corneten / vnd viel andere / neben 8. Fähnlein gefangen. Vber diß / weil mehr gemelter Herr Obr. Sporck vnter vor-habendem Einfall die übrigen Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbe zugleich an 4 Orten anstecken lassen / hat sich begeben / daß viel Pferd vnd anders im Fewer verdorben / auch mehr nit / als was mit dem von Rosen in das vnweit davon entlegene Schloß geflohen / davon kommen“.[654]

Rosen nahm am 24.11.1643 an der Schlacht bei Tuttlingen[655] gegen die Kaiserlich-Kurbayerischen teil.

„Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall Mercy[656] hatte sich am 14. November bei Malmsheim[657] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen[658] vereinigt, hatte zu Balingen[659] mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen[660] Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter[661] unter dem Befehl des Generalwachtmeisters[662] Zahradecky,[663] die vom Rheine herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil[664] mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[665] nach Sigmaringen,[666] wo sie am 23. November anlangten.

Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant[667] Graf Rantzau[668] übernommen hatte, ihre Winterquartiere[669] bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin[670] in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen;[671] Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei im Städtchen Mühlheim an der Donau[672] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.

Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[673] während die Bagage[674] nach Riedlingen[675] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbündeten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene[676] bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen der Quartiere‘ die Avantgarde, die aus 1000 kommandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen Wolff[677] und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold[678] befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[679] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.

Die Artillerie[680] der Franzosen war einen Flintenschuß[681] entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten,[682] wenn er sich der Geschütze bemächtige,[683] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp,[684] hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen[685] im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[686] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ‚solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard[687] kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen, wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin,[688] eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb[689] und La Pierre[690] sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.

Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre[691] und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[692] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[693] Meßkirch und Villingen[694] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.

Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten[695] am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille,[696] Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron,[697] der Baron de Sirot[698] und der Marquis de Montausier[699] – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck,[700] Kluge,[701] Kohlhaas,[702] Nothafft,[703] Tiffel[704] und de Folleville[705] ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.

Vergebens bemühte sich Mazarin,[706] die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbruch entkommen und fand bei Erlach,[707] dem Gouverneur von Breisach,[708] ein Asyl. Der schwedische Gesandte Hugo de Groot[709] meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[710]

Dagegen schrieb F. Magnis[711] am 28.11.1643 aus Wien an Piccolomini: Es hätten sich geringfügige Anzeichen einer Besserung gezeigt, die die Stimmung der dortigen Minister unverhältnismäßig gehoben hätten. Die Franzosen hätten über den Rhein gesetzt, aber ein kleiner Sieg in einem Scharmützel mit den Weimarern genügte den Ministern, um sich, vor allem in Verbindung mit dem Anmarsch von Hatzfeldts Truppen, großen Hoffnungen hinzugeben.[712]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet viel ausführlicher über diese Vorgänge: „Dann obwoln es sich für diesem ansehen lassen / als wollten die Weymar. Kriegsvölcker / nach dem durch 2. Weg über den Schwartzwald hinauß gangen / auff die Statt Rothweil ansehen / vmb sich dieses Orts zuversichern. Hat sich derselben Vorhaben in etwas geändert / dass sie grad nach der Tonaw gegen Bäyern zugerückt. Zu welchem Ende auch / vnd damit der Zug desto geschwinder fortgehen möchte / sich im besten versehen / vermuthlich der Meynung / durch ein solches Fürhaben / die Reichs-Armee gar in Bäyern zulocken / vnd also Lufft zugewinnen / derselben vorbey auff der Seiten ohne Verhinderung in Francken einzubrechen. Es ist aber den Weymarischen ire Intention durch das wanckelbare Glück / welches dann der alten Heyden Meynung nach / nirgends als in dem Krieg mächtiger / sehr rückgängig worden. Vnd das Spiel viel anderst praeter expectationem, & ex transverso, das ist / gegen alle gefasste Zuversicht / vnd gantz contrari hinauß geloffen. In deme der sonsten dapffere vnd wolversuchte KriegObrister Reinhold von Rosa / am 18. hujus, mit vier Regiment als seinem eygenen / dem Guebrianischen / Oemischen / vnd tollRosischen Tragonern / ins gesampt bey 1200. Pferd starck auf empfangenen Befehl sich für der Statt Ballingen sehen lassen / in Meynung / den Ort mit den Seinigen zubesetzen / vnd aber wieder zurück weichen müssen. Weil derselbige Platz allbereits mit Bäyerischen Tragonern versehen / die ihm nichts zu Willen gewust. Hierauffer hat er sich auff ein halbe Stund vngefehr darvon in das Dorff / genandt Geyßlingen[712a] erhoben. In Meynung / die Nacht über allda zuverbleiben.

Inmittelst der Chur Bäyr. Obr. Sporck (welcher damals mit 500. Pferdten gegen Rotweil gehen / vnd recognosciren sollte / wohin die Weymar. ihr Vorhaben gerichtet habē möchten) nach dem er einen Bawren bekommen  / so ihme deß Gen. Rosen Gegenwart angedeutet / ein solches auch durch einē Quartiermeister bestättigt worden. Als hat ermeldter Obr. sich solcher Gelegenheit bedienen wollen / vnd 2. Stund daruff gefüttert. Nach solchem seine Mit-Officirer angeredt, ob sie ein Gänglein mit ihm wagen wollten. Sintemaln er entschlossen wäre / dem von Rosa einen vnversehenen Streich zuversetzen.

Ob nun zwar ihrer viel darzu nicht stimmen wollten / fürgebend / der von Rosa wäre ein alter wolversuchter Soldat. Möchte ausser Zweiffel gute Wacht halten / vnnd sie also bey dergleichen Einfall übel empfangen. Nichts destoweniger waren die gemeine Reutter hierzu gantz eyfferig / erbotten sich getrewlich zu folgen / vnd auß Hoffnung guter Beuten ihr müglichstes zuthun.

Wurde also der Rath beschlossen / der Anzug fürgenommen / vnd der Einfall gegen 11. Vhrn in der Nacht in das Werck gesetzt. Welcher dañ den Sporckischen dergestalt favorisirt / vnd wol zugeschlagen / dass weil derselben 300. mit vnversehener Vngestümme / iñ besagtes Dorff Geißlingen hinein gesetzt / obberührte Regim. mehrertheils auffgeschlagen vnd ruiniret / in 200. Reutter / 5. Rittmeister / 1. Obr. Wachtm. 2. Cap. Leut. etliche Cornetten / vñ viel andere / neben 8. Standarten gefangen worden / darunter 2. von Guebrian / 3. Rosische / vnd 3. von Oehmen gewesen.

Neben diesem / weil Obrister Sporck vnter beschehenem Einfall die übrige 200. Reutter vmb das Dorff herumb halten / vnd dasselbige zugleich an 4. Orthen mit Fewer anstecken lassen / ist geschehen / daß viel Pferd vnd andere Sachen im Fewer verdorben. War also mehr nicht von denen Weymarischen davon entkommen / als was mit dem Generaln Rosa in das vnfern davon entlegene Schloß geflohen.

Damals marschirtē die Lothringische Trouppen / sampt den angelegenen Spanischen Völckern / vmb sich mit der Reichs-Armee zuconjungiren. Dahero vermuthet wurde / es möchten die Weymarischen wieder zurück gehen müssen.

Es hatte aber Graff Guebrian einē Anschlag vff Rotweil gehabt: welches Fürnemē ohneracht obige 4. Regimenter vnterm Generaln Rosa / von denen Chur-Bäyrischen / oberzehlter massen ruinirt worden / demnach effectuirt / vnnd ins Werck gestellet.

Nach dem dann erstgedachte Frantzös. Weymarische Armee / am 28. Octob. Alt. Cal. für solcher Statt angelanget / ist von dem Feld-Marschallen / Herrn Graffen von Guebrian / als auch von Herrn General Leutenanten Rantzaw / nach trefflicher Erwegung ein / vnd ander Vmbstände beschlossen worden / diesen Orth anzugreiffen. In Betrachtung / dass hochnöthig seye / einen Posto disseits Rhein zufassen / dahin man allerley Vorrath für die Soldaten verschaffen / vnd gleichsamb ein Magazin auffrichten köndte. Vnd weil man auch über dieses / der Plunderfahrt halben / in 3. oder 4. Tagen / nicht völlig zusammen kommen mögen / waren die Weymarische der Meynung / es würden die Bürger in Rothweil / wann sie einen rechten Ernst verspühreten / das Werck nicht auff das eusserste kommen lassen.

Wie nun dessen ein Versuch geschehen / hat sich befunden / dass dem Orth nicht allerdings so leichtlich / wie man wol vermeynt / beyzukommen gewesen. Wessentwegen dann das Volck nicht wenig Vngelegenheiten darfür gelitten / in deme man bey vierzehen Tagen / in dem das Wetter sehr kalt / vnnd zur Belägerung vnbequem gewesen / damit zubringen müssen. Gleichwoln hat vorbemelter General Graff von Guebrian sich keine Mühe dauren lassen: Sondern / nach dem er der Chur-Bäyrischen ReichsVölcker Anzug vernomen / die Statt mit vollē Ernst vñ eussersten Gewalt zubestürmen angefangen. Auch am 7. 17. Nov. Hauptstürme darauffer thun lassen / welche aber von den Belägerten mit rühmlicher Tapferkeit / vñ der Frantzosen grossem Verlust abgeschlagen / zugleich auch die gegen der Statt gemachte Minen entdeckt / vnd abgeschnitten worden.

Nach diesem haben auch die Belägerte einen starcken Außfall gethan / nicht allein viel der Frantzösischen erschlagen / sondern auch das Kohlhasische Regiment / welches für andern Fuß gehalten / gäntzlich zerscheittert : Zu welcher Zeit auch der General Major Rosa das Stättlein Schönberg[713] / weil man darauß / als er fürüber gezogen / Fewer auff ihn geben / außplündern lassen“.[714]

Wassenberg berichtet in seinem „Florus“: „Inmittelst aber haben die Weimarische ihr Vornehmen auff Rothweil zu Werck gestellet / vnd den Ort angegriffen; sich aber befunden / daß solchem nit so leichtlich / wie man etwa vermeint / beyzukommen gewesen / deßwegen dann das Volck merckliche Vngelegenheit darvor erlitten / in dem man bey 14. Tagen / weil das Wetter sehr kalt / vnd zur Belägerung vnbequäm damit zubringen müssen.

Dennoch hat sich der Frantzösische General Feld-Marschall Graf von Guebriant keiner mühe verdriessen / sondern den 7. 17. dieses 3. Hauptstürme darauff thun lassen: welche aber von den Belägerten mit grossem verlust deß Feindes abgeschlagen / zugleich auch die gegen der Statt gemachte Minen entdeckt vnd abgeschnitten worden. Ja sie haben ferner einen starcken ahnfall gethan / vnd nit allein viel Frantzosen erschlagen / sondern auch das Kohlhasische Regiment / welches vor andern vesten Fuß gehalten / gäntzlich zerscheittert: zu welcher zeit auch der von Rosen das Stättlein Schönberg / weil man darauß / als er vorüber gezogen / Fewer auf ihn geben / außplündern lassen.

Vnerachtet aber eines so grossen verlusts / hat gleichwol offt ermelter Feld-Marschall von Guebrian den Belägerten gar erleidliche Puncten der übergab halben vorgeschlagen / welche auch den 9: 19. diß [11.1643; BW] ihren effect erlangt / vnd der außzug geschehen. Es ist aber Bericht einkommen / weil dem Herzog Friedrich von Würtemberg ein spöttlicher Pasquill gemacht / auch sonsten der Vnterhandlung nit gemäß gelebt / seye dieser Accord nicht gehalten / sondern der abgezogene Befehlhaber vnd die mitgehabte Rotte sämptlich beraubet / die gemeine Soldaten aber sich vnterzustellen gezwungen worden.

Nach eroberung gemeldter Statt als die Frantzös-Weimarische Armee zu Tutlingen / vnd in den umbliegenden Flecken / vnd Dörffern / die Quartier zu nehmen in Werck begriffen gewesen / selbige zum theil auch schon bezogen / ist das Reichs-Heer sampt denen zusammen gestossenen Chur-Beyerischen / wie auch Ihr Durchl. von Lothringen am 13. 23. zu Simmeringen[715] ankommen / vnd den schluß gemacht / ihren Feind in seinem Nest zu überrumpeln; massen dann solches glücklich außgerichtet / vnd die Vortrouppen / welche Herr Johan von Weerd geführt / im vollem Gang auf den Feind loß geeilet / vmb die Stücke sich her gedrähet / die Wacht / so darbey / nidergemacht / ermeldte Stücke neben dem Posten auf dem nahe der Statt gelegenem Berge genommen vnd behalten; auch auff jenseits durch die Donaw gangen / vnnd die Herren Generalen vmbringt / biß man mit den Regimentern auffm Fusse nachkommen.

Wie der von Rosen das schiessen gemerckt / hat er sich eilends mit etwas Reutterey auffgemacht / in meinung dem Hauptquartier sich zu nähern; als er aber den Feind in vollem Felde haltend gesehen / die Flucht ergriffen / womit er auch entkommen“.[716] Der Zeitzeuge Bürster schildert die Ereignisse unter dem 11.11.1643 aus seiner Sicht: „Nachdem nun abermahlen die völlige Weinmarische armada jüngst widerumb über Rhein dem künzigerthal herauf für Rothweil geruckt, ist generalmaior Rosa mit ohngefahr 1000 pferden und 200 tragoner uff Schemberg,[717] volgends uff Geißlingen, negst bey Balingen gelegen, alla nachtquatier gemacht, seinen officirn befohlen, daß sie die beygehabte cavallarie biß ungefahr umb mitternacht absattlaten und dan die pferd widerumb fertig halten sollten. Indeßen kombt obrister Sporck mit 500 pferden selbiger refier an, nimbt ungefahr von besagten Geißlingen ainen Roßischen wachtmayster sambt ettlichen uff recognition geschickten reutern gefangen, fast darauf nachkomen kunstschaft[718] die resolution, den find in bemelten posten anzuegreifen, maßen in der nacht ohngefahr umb ain uhr beschehen; haben die unsrigen den flecken gleich aller orten in brandt gescteckt, bey diser occasion 8 standarden, 22 hoher und nider officier, in 1700 gemainter anspenniger[719] gefangen, vil nidergemacht und ain zümbliche anzahl in angesteckter hayßer verbränt, daß also von 4 regimenter die beste völker ruiniert; uff welches generalmaior Roßa zue mehrernannten Geißlingen sich in daß schloß reteriert, darinnen sich salviert und nachgehends widerumb uff Rothweil zue der armee komen. Von den bayerischen reichßvölkern ist allain der rüdtmayster Brandt, Sporckischen regimentß gefangen worden.

Den 18. oder 19. November nach langer belegerung und kaineß succurs[720] hat sich die statt Rothweil abermahlen mießen ergeben (gleich alß auch beschehen den 5. Januarii anno 1633, alß sie von den Würdtenbergischen auch mit accordo eingenohmen worden), nachdem sie sich sonsten lang und rüdterlich gewehrt, auch den drüdten oder 4. sturmb abgeschlagen, auch kain entsazung zue gehoffen gehabt; dem Hazfeld hat man wöllen die schuld ufflegen, seye verhanden gewest und sich dem find nit presentiert, dan wan er aon außen hette sich sehen laßen, und sich gesezt, und sie darinnen daß erfahren, hetten sie sich nit ergeben oder den accordo so leichtlich noch nit eingangen. Nach besazung under deß herzog Joann Früderichs von und aus Würdtenberg[721] commando mit zway regimenter besazung haben übrige den marsch durch daß Spaichinger[722] thal genohmen und Wurmblingen[723] ain regiment Franzoßen zue fuoß hinderlassen, daß hauptquatier zue Dudtlingen[724] mit der ganzen hofstatt gemacht, auch etwaß volks naher Nördingen[725] und Stätten,[726] den generalmaior aber mit 6 regimenter naher Möringen[727] gelegt, in mainung, sie weren alldort gesichert und von den unsrigen in solcher bälde kain gefahr gewärtig zue sein. Eß ist aber die churbayrische reichßarmee mit deß herzogs auß Lothringen und general Hazfelds coniunction damahl neraitß zue Laiz,[728] Simmeringen und selber orten an der Thonaw geweßen, nachdem ain leitenambt von general de Werdt mit 40 pferden bey dem gozhauß Peyren[729] in 20 gefangne bekomen und naher Laidtß ins haubtquatier gebracht, von dannen gleich uffgebrochen, uff Mößkürch und Dudtlingen zue den marsch genohmen, pagagi aber stehen laßen, allda sie den 24. Novembris gegen abend angelangt, deß feinds vor Dudtlingen heraußen bey dem kürchlein gestandne stuck sampt der darbei gestandne wacht erobert, mit der gavallaria in deß finds quatier zwischen Mühlhaimb und Dudtlingen eingebrochen, den find, ohne verlurst volks geschlagen und gänzlich ruiniert, general Rosa aber die flucht mit überigem volk, so uff 2000 mann, nehmen mießen und naher Rodtweil reteriert. Ist zwar zuevor ain großes laid aller orten nach ubergang selber stadt erstanden, ist aber gottlob bald und den 6. oder 7. tag darnach, als 25. Novembris wegen großer victori, wie volgen würd, widerumb hoch erfrewt, weil der find stattlich erdappt, getroffen und ihme gar caput gemacht worden ist. Vor einnähmung aber Rodtweil hat sich ain unser lieben frawen bildnüß miraculose[730] in dem Dominicaner closter mir wändung und verkehrung der augen und haupt uff 3 stund lang erzaiget wol vor 200 personen“.[731]

Am 2.12.1643 schrieb Reichshofrat Justus von Gebhard[732] an W. E. von Lobkowitz[733] und meldete ihm die Niederlage der Franzosen und Weimarer bei Tuttlingen, bei der außer Rosen und dessen Reiterei die ganze Armee vernichtet und gefangen genommen wurde. Auch Rosen werde nicht entkommen.[734] Aus der Korrespondenz des Kurfürsten von Mainz, Anselm Kasimir,[735] mit Hatzfeldt im Dezember 1643 geht hervor, dass es Überlegungen gab, Rosen mit den sachsen-weimarischen Truppen für den kaiserlichen oder kurbayerischen Kriegsdienst zu gewinnen.[736] Willem de Groot schrieb aus Den Haag noch am 25.1.1644 an seinen Bruder: „Historia cladis Vinariensis ad Dutlingam ostendit veteres militiae aliquando graviter peccare, neque enim tota culpa in eos coniici posse videtur quos Rosam agendis custudiis praefecisse credibile est“.[737]

Der Salemer Bürster notiert unter 1644: „Wohl hat man söllen sagen, wie dass sich general obriste Roßa umb Rheinfelden[738] widerumben umb etwaß erholt und alberait uff 4000 mann widerumben beysammen, auch allberait im heraufziehen und umb Stüelingen[739] ankomen, so ist eß aber nit wahr“.[740]

„Das bayerische Heer hatte sich am 20. Mai [1644; BW] der Stadt Überlingen[741] bemächtigt, während Marschall Turenne eine starke Streifschar unter Reinhold von Rosen auf Donaueschingen[742] vorgeschickt hat, die mit der bayerischen Kavallerie in einem Scharmützel die Klingen kreuzte“.[743] Der schwedische Resident in Zürich C. Marini[744] teilte Hugo de Groot am 9.6.1644 mit: „Il y a advis icy de la surprise de deux regimens bavarois par le colonel Rosa à Neustat,[745] qu’on dit estre tout à fait taillés en pieces ou pris, mais ce qui se traitte avec le gouverneur de Hohetvil touchant la restitution de la place entre les mains du cuc de Virtemberg, auquel on promet en ce cas la restitution entiere de ce qu’on luy detient, est de fort gran[d] prejudice au bon party. C’est un malheur qu’on sie fie tant aux paroles des Austrichiens sans vouloir cercher sa seureté dans les traittés generaux, craignant pourtant que le mauvais procedé dont se servent les estat oppressés en Allemagne ne donne suject à dex couronnes de songer à leurs affaires en postposant ceux d’autruy pour finir une fois ceste guerre, qui a ruiné tant tout le monde, à leur advantage“.[746]

An den Kämpfen um Freiburg im August 1644 war Rosen ebenfalls beteiligt. Er hatte versucht, bei St. Peter[747] die Nachhut der Kurbayerischen zu überfallen und zu vernichten.[748] „Es ist bereits heller Tag, als Rosen den Höhenrücken zwischen Glottertal und Eschbachtal nordwestlich von St. Peter erreicht (etwa beim heutigen Wegkreuz am Sauwasen). Hier sieht er, daß die Masse der bayerischen Truppen schon östlich vom Kloster auf der Hochebene eingetroffen ist. Gleichzeitig nimmt er wahr, wie sich die Wagen des Trosses und der Artillerie-Park noch weitab von der Truppe vom Ibental her auf die Hochfläche von St. Peter hinaufquälen. Rosen entschließt sich sofort, die Fahrzeuge zu überfallen und die feindlichen Truppen durch fortgesetzte Angriffe am Abmarsch zu hindern. Die tiefen Taleinschnitte nordwestlich und südlich der heutigen Klosteranlage trennen ihn von den bayerischen Verbänden und ihren Wagenkolonnen. Eine Schwadron schickt Rosen nachrechts den Einschnitt südlich am Kloster vorbei (hier führt heute die »Bürgerschaft« genannte Straße vom Eschbachtal zum Seelgut hinauf). Sie stürzt sich auf die feindlichen Fahrzeuge am Ostrand des Seelguts, plündert sie und haut die Zugseile durch. Die sieben anderen Schwadronen führt Rosen persönlich durch das zunächst ziemlich enge Tal nordwestlich des Klosters, um die östlich vom Kloster aufgestellten Verbände der Reichsarmada zu attackieren. Am Ausgangspunkt lässt er zwei Schwadronen als Rückhalt. Mit fünf Schwadronen sprengt er auf das bayerische Fußvolk los. Dies schlägt jedoch den ungestümen Angriff ab. Rosen sammelt schnell seine Reiter und reitet von neuem Attacke. Doch wiederum prallt der Angriff an dem standfesten bayerischen Fußvolk ab. Unentwegt greift Rosen ein drittes Mal an. Diesmal stößt überraschend Reiterei der bayerischen Vorhut Rosen in die Flanke. Seine Schwadronen werden geworfen und fliehen durch das enge Tal zurück. Die Rückhalt-Schwadronen versuchen noch den Rückzug zu decken. Sie können aber nicht standhalten und werden weit nach Süden abgedrängt. Schließlich entkommen sie durch das obere Eschbachtal. Den Bayern fallen drei französische Cornets mit ihren Standarten in die Hände. Mercy befiehlt seiner Reiterei, Rosens Kavallerie zu verfolgen. Jetzt aber geschieht etwas Unerhörtes: Die bayerischen Reiter weigern sich, Mercys Befehl auszuführen ! Lesen wir aus Mercys Bericht an den Kurfürsten: »Eß haben aber die Reiter den Officiren nicht volgen wollen, wiewohlen ich mit dem Fueßvolckh den angriff gethan, auch sye durch dasselbe immer forth secundiren lassen, So hat man sye gleich wohl weter mit stechen noch hauen dahin anbringen Können, ob sye nun die mattigkeit der Pferdt oder weiln sye gesehen, daß der feint vnß an Reitterei weit vberlegen, hievon abgehalten Kann ich nit wissen…« […] Der Held des Treffens von St. Peter ist zweifellos Generalmajor Rosen. Wieder einmal hat er sich hier als geschickter und tapferer Reiterführer bewährt. Soldatisch knapp zollt ihm Turenne in seinen Memoiren hohes Lob: »C’est une des actions que j’aie jamais veues où les troupes temoigné le moindre estonnement pour en avoir tant de sujet.« (»Von allen Gefechten, die ich je gesehen habe, war dies eines, wo die Truppen am wenigsten ins Wanken geraten sind, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätten.«“[749] Bürster notiert zu den Ereignissen im August, dabei soll Rosen verwundet worden sein: „Darauf die churbayerische armee, so ettlich tag nichts anderß alß laub von den räben und bäummen gefüettert und derowegen ettlich 100 pferd umbgefallen, nachdem sie in 10 vilfältigen scharmizlen sehr abgemattet und in 2000 nidergemacht und in 500 gefangen worden sein sollen, Freyburg mit einem regiment besezt gelaßen und und mit hinderlaßung 3 außgeschoßner stuck sich auch gegen Villingen gezogen, denen zwar generalmajor Rosa mit 4000 pferd bei St. Petersthal in dem nachzug angefallen, in 100 wägen geblindert, doch hernach wider abgtrüben und ihme 9 cornet abgenohmen, auch der Rosa selbsten geschossen worden“.[750]

Wassenberg berichtet zum September 1644: „Inmittelst hat sich General Major von Rosen zu Ladenburg an der Bergstrassen befunden / dahin er alle vmbliegende Stände / Stätte / vnnd Flecken / von wegen der Geldstewer vnd einnehmung der Schutzwachten / beschrieben“.[751] Aus Frankenthal[752] informierte Baca[753] am 28.9.1644 Piccolomini über die militärische Lage in Schwaben und am Rhein. Der Gegner habe unter dem Kommando von d’Enghien[754] und Reinhold von Rosen bei Breisach[755] den Rhein überschritten und Heilbronn[756] und Landau[757] besetzt, Maximilian I. von Bayern sein Militär zum Teil nach Heilbronn, zum Teil nach Frankfurt[758] kommandiert.[759] Im Oktober 1644 stand Rosen bei Darmstadt[760] und verhandelte wiederum wegen seines in Gefangenschaft geratenen Bruders Volmar.[761] Dazu hält das „Theatrum Europaeum“ fest: „In dessen zoge sich die Chur-Bäyrische Armee den Neckerstrom herab / biß nach Ladenburg / woselbsten sie obiger Tagen das Hauptquartier genommen. Von welcher am 7. hujus, Mannheim / darinn 300. vom Rosischen Regiment gelegen / überstiegen / vnd alles / was im Gewehr gefunden / niedergemacht / die übrigen aber gefangen worden / vnd war Gen. Major Rosa kümmerlich über Rhein darvon kommen. Massen dann ein Extractschreibens von einem Chur-Bäyrischen Officirer / auß Heydelberg / vnter bemeldtem Dato / bescheinen thäte / welches Inhalt ist dieser: In jetziger Stund zu Abend vmb 4. Vhrn / kommen 2. Tragoner / so mit deß Feindes Völckern in Mannheim gelegen / die berichten / daß der General Major Rosa von den Völckern / so er für Freyburg / vnd im Schwartwald / von Chur-Bäyrischer Armee gefangen bekommen / vnd in Mannheim gelegt / in willens gewesen sey / ein new Regiment Tragoner auffzurichten. Dahero gedachter General Major Rosa / für seine Person / mit 100. Reuttern / nebenst zwey Stück Geschützes / in gedachtes Mañheim / kommen / in Meynung / Ladenburg vnd Weinheim[762] samit einzunehmen. Darauff aber die Chur-Bäyrische loß gangen / vnnd Mannheim mit stürmender Hand eingenommen / was sie in Waffen funden / niedergemacht / die übrige gefangen. Vnd wäre niemand darvon kommen / als Herr General Major Rosa / nebenst vier Personen / welche in einem kleinen Nachen über Rhein kommen / denen auch ein Rittmeister gefolgt / welcher durch den Rhein mit seinem Pferdt gesetzt“.[763] Im November/Dezember hieß es in einer umfangreichen Kriegsberichterstattung, Turenne habe Rosen ins Elsass abkommandiert.[764]

Obrist Hermann Christoph von Mandelsloh[765] konnte Hatzfeldt im Januar 1645 den Sieg Franz von Mercys über Rosen bei Bruchsal[766] melden.[767] Im März 1645 informierte Ferdinand von Köln[768] Hatzfeldt über ein Gefecht zwischen Mercy und Rosen bei Philippsburg.[769]

Wassenberg hält für den April 1645 fest: „Mitlerweil haben die Frantzösisch-Weimarische vnter den Generalat deß Duc de Tourrene / durch den General Major Reinhold von Rosen die Statt Schwäbischen Hall[770] den 6. 16. Aprilis auffordern lassen / welche nach dem sie den Gewalt gesehen sich gutwillig ergeben / allda sich hernach beyde Frantzösische vnnd Weimarische mit allen Generalspersonen effective 13000. Mann starck sich ins Feld gestellet / kurtz vor Occupirung dieser Statt / haben die Frantzosen das Kloster Schornthal[771] geplündert / vmb die helfte deß Aprilis zohen sie sich auß Schwaben vnvermuth gegen Francken vnd belegten Mergentheim[772] / Rötingen[773] / Ayb[774] / Weickersheim[775] / Membraheim[776] / Kopferstätt[777] / Kaldenbergstätten[778] / vnd also im gantzen Ochsenfurter[779] Gaw / sampt den Taubergrund alle Stättlein vnnd Marckflecken Regimentsweiß / davon die Partheyen starck im Land herumb gestreift / inmassen dann ein Weimarische Parthye von 40. Pferden vmb Nürenberg zimliche Beuten gemacht / dann als dieselben den 14. 24. April Mittags vmb 10. Uhr auf der Wäsch daselbsten deß Beyerischen Rittmeisters Keller[780] Compagnye vnversehens eingefallen / haben sie 28. Pferd / 1. Leut. 2 Cornet vnnd einen Furierer neben etlich gemeinen Reuttern gefangen bekommen / die 4. Officirer haben sich mit 108. Reichsthaler Rantzion wider loß gemacht: bey deß Furierers Frawen aber haben sie 2000. Ducaten / der Compagnye zuständig / gefunden / hernach etliche Würtzburgische Güter / so nach Nürnberg gesolt / geplündert / vnd 28. Pferd außgespannet / hernach sich auf Onolzbach[781] begeben“.[782]

Im Mai 1645 geriet Rosen in der Schlacht bei Mergentheim[783] in Gefangenschaft.[784] Der Schmalkaldener Chronist Pforr hielt dazu fest: „In diesem monat April: haben die Beyerischen die Frantzosen bey Herbsthaußen uberfallen und getrennet, alda alleß Frantzößischeß fußvolck druffgangen und der Generalmajor Roß beneben andern officirern mehr gefangen worden“.[785] „Marschall Turenne war am 26. März mit 8000 Mann, größtenteils Deutschen, auf einer Schiffbrücke bei Speyer[786] über den Rhein gegangen und hatte, da Mercy ohne ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ein Treffen scheute, sich mehrerer Orte in Franken und Schwaben bemächtigt; Ende April nahm er sein Hauptquartier zu Mergentheim. Da er der kurbayerischen Armee somit ihre Musterplätze und Unterhaltsmittel weitgehend entzog, erbat und erhielt Mercy von Maximilian den Befehl zum Angriff. Er sammelte seine Truppen um Feuchtwangen[787] und beabsichtigte, wie seinerzeit bei Tuttlingen die Gegner unvermutet zu überfallen. Am Abend des 4. Mai marschierten die Bayern ohne Trommelschlag in tiefer Stille von Feuchtwangen ab, kampierten nachts in freiem Felde, brachen am 5. mit anbrechendem Tag wieder auf und stießen beim Dorfe Herbsthausen unweit Mergentheim auf die Feldwachen des Feindes.

Marschall Turenne hatte rechtzeitig seine Truppen alarmieren lassen und Zeit gefunden, mit dem Hauptteil seiner Armee eine Schlachtordnung zu formieren, so daß den Bayern die angestrebte Überraschung nicht völlig gelang. Er selbst stand mit dem Fußvolk auf dem rechten Flügel, angelehnt an ein Wäldchen und vor der Front durch tiefe Gräben gedeckt, während Generalmajor von Rosen mit der weimarschen Kavallerie, die den linken Flügel bildete, auf einer Anhöhe Stellung genommen hatte. Unter dem Losungswort ‚Sancta Maria‘ rückte die bayerische Infanterie unter dem Kommando des Feldzeugmeisters von Reuschenberg[788] auf dem linken bayerischen Flügel, welchen Jan von Werth befehligte, gegen Turennes Infanterie vor, – die Geländeverhältnisse erlaubten keine Kavallerieattacke – warf den Gegner mit Ungestüm über den Haufen und drang bis zum Dorfe Herbsthausen vor. Mit minderem Erfolg focht der rechte kurbayerische Flügel unter Sperreuter und Gayling, der beim Vorrücken durch Rosens Reiter zum Weichen gebracht wurde; in diesem Moment eilte der Obrist Hans Jakob Kolb, der mit drei Reiterkompanien ‚noch dahinden gewest und in dieser Occasion einen sondern Ruhm verdient‘, ihm zur Hilfe, verstärkt durch etliche Regimenter, die Jan von Werth geistesgegenwärtig vom linken Flügel heranführte. Unter dem Anprall der bayerischen Reiterei wandten sich auch die weimarischen Regimenter zur Flucht, nachdem das Gefecht nur etwa eine Stunde gedauert hatte. Auf der Verfolgung wurde Rosen gefangen, Turenne, der vergeblich versucht hatte, mit der Infanterie im Dorfe Herbsthausen den Kampf zu erneuern, jagte nach Mergentheim zurück, mit mit zwei Reiterregimentern, die zu spät zur Schlacht gekommen waren, einen geordneten Rückzug zu decken. Beide Regimenter – sein Leibregiment und das des Obristen Tracy[789] – wurden von der bayerischen Avantgarde angegriffen, in die Flucht geschlagen ‚und mehrerntheils ruinirt‘. Mercy ließ sammeln, sandte die Reiterei zur Verfolgung aus und rückte gegen Mergentheim, wo sich die Besatzung des festen Schlosses in Stärke von 200 Mann sogleich ergab.

Noch einmal hatten die Bayern einen großen Erfolg errungen; Turennes Armee bestand nicht mehr. Neben Rosen waren der französische Maréchal-de-Camp Schmidtberg[790] und die Generalmajore de Bussy-Lameth[791] und Marquis du Passage[792] gefangen, dazu 183 Offiziere und etwa 2500 ‚gemeine Reuter und Fußknecht‘; sechs Geschütze sowie 59 Standarten und Fahnen wurden erbeutet. Die ohne allen Zusammenhalt an Rhein und Main flüchtenden Trümmer der Armee wurden auf der Verfolgung ereilt und gefangen, andere gerieten auf einzelne, ohne Kunde der Niederlage marschierende kaiserliche oder bayerische Regimenter und wurden niedergemacht, so Turennes zu Schwäbisch-Hall[793] gelegene Garnison, die nicht am Treffen teilgenommen hatte, bei Sindringen[794] am Kocher, wo sie durch den Dragonerobristen Creutz[795] überfallen wurde. Die moralische Wirkung des Sieges war groß; zumal Werth hatte durch sein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend zum Erfolg beigetragen. Von Mercys Armee waren 300 Mann gefallen, darunter der Obrist Beauvau[796] und drei Hauptleute. Die Gefangenen wurden in bayerische Regimenter eingereiht. Feldmarschall Mercy schrieb dem Kurfürsten, sie würden wohl gut tun müssen, ‚denn, wenn sie ausreißen sollten, will ich von ihnen brav aufhängen, auch selbige, wann es vonnöten, schon vorausschicken und totschlagen lassen‘ „.[797]

In der in Augsburg gedruckten „Summarischen Relation“ heißt es dazu: „Demnach der Königliche Französische General Visconte di Tourraine vnlängst mit seiner vndergebnen Armada vermittels der bey Speyr[798] geschlagnen Schiffbrucken vber Rhein: Folgendts auch bey Marpach[799] vber den Neckerstromb gesetzt / die Stadt Schwäbisch Hall / Kreilßheimb / Rottenburg an der Tauber[800] / Mergenthaimb / vnnd andere mehr Orth / so der ChurBayrischen ReichsArmada zum Winterquartier vnd Vnderhalt angewisen worden / occupiert, also ermelter ChurBayrischen ReichsArmada ihren angewißnen Vnderhalt guten theils entzogen / ist der ChurBayrische Feldtmarschall Franz Freyherr von Mercij verursacht worden / ermelte ReichsArmada (wiewol man damaln mit remontirung theils Reutterey im werck begriffen: vnd noch nit am end gewest) sovil seyn könden / zusamen zuführen / vnnd zusehen / wie der General Visconte di Tourraine (welcher fortan ie länger ie mehr Orth occupirt vnd an sich gezogen) an ferrnern Progress behindert: auch zugleich die der Bayrischen ReichsArmada angewißne Quartier vnd nothwendige vnderhalts mitl defendirt vnd manutenirt werden könden.

Zu welchem ende / vnd als der General Visconte di Tourraine das Hauptquartier zu Mergentheimb genommen / sein vndergebne Armada aber in die vmbligende Stätt vnd Quartier logirt, vnnd außgethailt / vorhabens / die Völcker vnnd Pferdt in etwas refrechirn zulassen / vnd alsdann noch ferner in der ReichsArmada Quartieren einzutringen / auch wo müglich gar an die Thonaw zurucken / ist zu Contraminierung dessen / ermelter Herr Veldtmarschall Freyherr von Mercij / sambt denen von der Bayrischen ReichsArmada versambleten Völckern zu Roß vnd Fuß / auch mit gehebter Artilleria biß nach dem Brandenburg:Anspachischen Stättl Feichtwang[801] gezogen / allda biß alles auisirt : vnd zu fernerm Fortgang angestellt worden / etliche Täg still gelegen.

Wiewol nun vnder dessen die Tourrainische in Creilßheimb gelegne newe Rosische Dragoner / die nach der Bayrischen Armada gangne ProviantFuhren bey Dinckelspil[802] angriffen / vnnd dauon eine Anzahl Fuhrpferdt weggenommen / ist jedoch der bayrische Veldtmarschall den 4. May Abendts / allda zu Feichtwang mit der Armada auffgebrochen / vnnd in aller still mit zusamenhaltung der Völcker / damit der Gegentheil hieuon nit Kundtschafft bekomme / zwischen dessen Quartier hinein gangen / selbige Nacht bei Pretfelden[803] / vngefähr halben weg zwischen Feichtwang vnnd Mergentheimb / allwo der Französisch General Visconte di Tourraine angeregter massen das Hauptquartier gehabt / campiert, von dannen den 5. May mit anbrechendem Tag abermaln in höchster still / biß auff ein kleine Meil von Mergentheimb avanziert, da sie bey dem auff der höhe gelegnem Dorff Herbsthausen etliche Esquadronen von dem Gegenthail / in postur stehendt angetroffen.

Als nun beede theil an einander wargenommen / haben sie alsgleich die Battaglia formirt : vnnd ist der ChurBayrischen ReichsArmada die Losung Sancta Maria gegeben: Folgents von ermelter ChurBayrischen Armada die Tourrainische in ihrem ingehabten grossen Vortl mit Heroischer resolution angriffen: Da dann gleich anfangs deß Generaln Visconte di Tourraine Infanteria, welche nechst an einem Waldt: vnd theils gar darinnen gestanden / vber dises noch tieffe Weeg vnnd Gräben zu ihrem avantagio vor sich gehabt / von der Bayrischen Infanteria, so Herr GeneralZeugmaister Freyherr von Ruischenberg sehr wol vnd tapffer angeführt / zuruck / vnd auß ihrem posto geschlagen worden.

Als aber darauff ermelter ReichsArmada rechter Flügel gegen dem Tourrainischen Lincken / welcher ebenmessig auff einer vortelhafftigen höhe gestanden / vber die Wisen Thal avanziert, hat solcher Tourrainische lincke Flügel / als in deme sich damaln die maiste forza ihrer Cavalleria befunden / ermelten ChurBayrischen rechten Flügel guten theils zuruck getriben / vnd weichen machen.

Entzwischen der lincke Bayrische Flügel auff den Tourrainischen rechten Flügel getroffen / vnd gegen demselben besser glück gehabt / ermelter rechte Bayrische etwas gewichene Flügel aber ist von dem Obristen Hanß Jacob Kolben / welcher mit seines Regiments drey Esquadronen noch dahinden gewest / vñ in diser occasion einen sondern Rhum verdient : nachgehends auch durch etliche Esquadronen von der ReichsArmee lincken Flügel / so der General von der Caualleria Freyherr von Wörth rechter zeitt auff den ChurBayrischen weichenden rechten Flügel geführt / mit zuthun der Infanteria soccorrirt : also endtlich die Tourrainische ganze Armada / wiewol dern Infanteria in obgemeltẽ Dorff Herbsthausen zum andernmal Posto gefaßt / aber der Bayrischen Infanteria furi nicht länger außstehen köndten / in völlige Flucht gebracht. 4. GeneralPersonen / als Herr Veldtmarschall Schmidtberger / General Maior Rosa, Generalmajor Visconte de la met,[804] vnd General maior Passage, neben andern mehr hohen vnd nidern Officiern / auch vilen gemainen Soldaten / wie hernachfolgende Designation mehrers zuerkennen gibt / gefangen worden.

Herr General Visconte di Tourraine hat sich anfangs nach Mergentheimb reteriert / doselbst zwey Regimenter zu Pferdt / welche zu spat zum treffen kommen : als nemblich sein eigen Regiment / vnd deß General Commissarii vnd Obristen Tracij Regiment zustellen / vnd damit etwas retirada zumachen / vermaint / Es hat aber die Auanquardi der Bayrischen ReichsArmada solche beede Regimenter ebenmessig chargirt, in die Flucht geschlagen / vnnd mehren theil ruinirt.

Herr Veldmarschall Freyherr von Mercii ist nach erhaltner Victori von der Wahlstatt alsgleich mit der ganzen Armada gegen Mergentheimb die Victori zuprosequirn, fortgangen / vnnd die dasel[b]st im Schloß gelegne 200. Mann sich auff discretion zuergeben bezwungen.

Selbige Nacht / als den 5. hat Herr Veldmarschall sambt der ReichsArmada vmb Mergentheimb campirt, jedoch ohne zeit versaumbnuß vil vnderschidliche Troppen den Tourrainischen Flüchtigen nachgeschickt / welche Flüchtlinge vnderschidliche Weeg / wie solchen jedem das Glück oder Vnglück in der Noth vngefähr an die Hand geben / für sich genommen / vnd haben die jenige / welche sich nach Hessen reterirn wollen / theils zu Marckbreit[805] oberhalb Oxenfurth[806] / thails aber ober vnd vnderhalb Wertheimb[807] durch den Mayn (dauon doch vil ersoffen) gesetzt / thails andere aber sich vber den Odenwald durch die Graffschaft Erbach[808] / vnd das Darmstattische auff Gernsheimb[809] am Rhein / theils vber den Necker gegen Philippsburg[810] begeben / also weit auß einander zerstrewet / daß kein Thail wissen können / wo der ander hinkommen / daruon jedoch angeregte von Herrn Veldmarschall Freyherren von Mercii nachgeschickte vnderschidliche Troppen noch gar vil ereylet / nidergemacht / vnnd gefangen.

In specie hat der jetziger zeit in Haydelberg ligende Obrist Leutenandt Pißinger[811] bei Epping[812] in der vndern Pfalz bey dem Guebrianischen Regiment bey 100. Reutter ruiniert / von dem Wittgenstainischen[813] Regiment eine Anzahl Gefangene bekommen.

Der Nußbaumische[814] Tragoner Obrist Leutenant Gabor[815] aber in Würtenberg in 200. Franzosen zu Fueß / vnd 40. zu Pferdt nidergehawt / auch 88. gefangen.

Vnd weiln eben damahlen von der Kayserl. Armada etliche regimenter auß Böhaimb in Francken in ihre daselbst habende Quartier sich in etwas zu refrechieren geschickt worden / vnd sie alldort in Francken / ehe dann sie sich in ermelte ihre Quartier außgethailt / vnwissent deß fürgangnen HauptTreffens / noch beysamen gestanden / seyen solche Kayserl. Regimenter / der durch den Mayn gesetzten flüchtigen Feindts Völcker gewahr worden / auff selbige loß gangen / deren vil nidergehawt / gefangen / vnd von ihnen 6. Standarten / sambt etlichen geladnen MaulEßlen / vnnd guten Beuthen erobert.

Der Bayrische Tragoner Obriste Creutz / welcher sambt seinem auch dem Sporckischen Regiment zu Pferdt / von Herrn Veldtmarschallen Freyherrn von Mercij auff die Tourranische zu Schwäbischen Hall gelegene Völcker / welche nit bey dem Treffen gewest / commandirt worden / hat solche Tourrainische Völcker / die in 200. zu Pferdt / vnd 200. zu Fuß bestanden / vnd zwo halbe Carthaunen[816] bey sich gehabt / eben in ihrem abzug zu Sindringen[817] am Kocher angetroffen / das Fueßvolck nidergehawt / die Reutter geschlagen / vnd theils gefangen. Also daß gar wenig sich mit der Flucht saluiren könden.

Ist also von ermelter Tourrainischer Armada die Infanteria totaliter : die Reutterey aber mehrern thail ruinirt worden / wie dann von solcher Tourainischer Armada die Wahlstatt bey Herbsthausen voller Todten gelegen / vnd sich darunder der eüsserlichen vmbständen nach / vil vornemme Leuth vnnd hohe Officier befunden / welche man damahlen / weil die Bayrische Armada zu prosequierung der Victori gleich fortgeruckt / noch nicht erkennen könden / doch hernechst erfahren würdet.

Von ermelter ChurBayrischen ReichsArmada / seynd in allem nit vber 300. Mann / darunder von Officiren Obrister Beauuau[818] / Hauptmann Argentau,[819] Hauptmann Sack[820] / beede von Herrn Veldmarschall von Mercy Regiment / neben dem Creutzischen Tragoner Hauptmann Ruppert[821] / todt gebliben.

Vnd hat in diser Haupt-Occasion ermelter Bayrischer Veldtmarschall Freyherr von Mercy seinen sonderbaren Valor, Eyfer / Vorsichtig: vnd Tapfferkeit löblich erscheinen lassen: Ingleichen die andere Bayrische General-Persohnen / als der General von der Reuterey Johann Freyherr von Wörth / General Zeugmaister Johann Freyherr von Ruischenberg / beede Generalwachtmeister Heinrich Christoph Geyling[822] / vnnd Clauß Dietrich Freyherr von Sperreuth / sampt andern Obristen vnnd Officiren ihren deuoir vnnd dapffern Valor rühmlich erwisen / dann auch die Bayrische Artigleria in wehrender faction[823] wol gespilt.[824]

Die gefangene gemaine Soldaten von der Tourainischen Armada / haben sich mehren thails vnder die ChurBayrische ReichsArmada gutwillig vnderstelt“.[825]

Wassenberg berichtet in seinem „Florus“ zur Schlacht bei Alerheim[826] am 3.8.1645: „Vnterdessen dieses in Catalonien vnd Lothringen vorgangen / haben die conjungirte Frantzösisch-Hessischen vnd Chur-Beyerische einander keine seiden gesponnen / dann nach Eroberung Wimpffen[827] / (davon wir droben gesagt:) durch den Marschall Grammont mit dem Vortrab beschehen / haben die Confœderirten Armeen daselbst eine Brücke über den Neckar geschlagen / sind am folgenden Tag über das Wasser nach der Tauber gegangen / vnd sich vieler Oerter bemächtiget / weiln sich keine Garn. im gantzen Lande zur gegenwähr gesetzt als zu Rotenburg[828] / welches doch in einer Nacht übergieng / mit 200 Mann / so dienste genommen. Den tag zuvor / ehe die Confederirten Armeen ankommen / bekam der H. G. L. Königmarck[829] Zeitung / daß sich die Chur-Säxische sehr stärckten / weßwegen er seinen Abschied genommen / vnd noch selben Tags gegen Thüringen abgangen. Die Chur-Beyerischen giengen inmittelst ihrem Feind stets an der Seiten her / kamen nach Schwäbischen Hall[830] / von dar auff Krelsheim[831] vnd Feuchtwangen[832] / an welchem Ort vnterschiedliche Scharmützel zwischen der Reuterey vorgangen / worbey vnter den Frantzosen vnd Hessen beschlossen / die Chur-Beyerischen entweder zu einer Feldschlacht zu bringen / oder biß an die Donaw zu treiben / vnd alsdann auff Heilbrunn[833] zu gehen.

Zu welchem Ende die Confœderirten sich rectà gegen Dünckelspiel[834] gezogen / welchen Ort sie zwar stracks anzugreiffen vermeinten / weiln man aber Kundschafft bekam / daß die Chur-Beyerische die gantze Nacht fortgiengen / eine Stund Wegs von dar / liesse man den Troß stehen vnd zog ihnen entgegen. Kurtz hierauff kriegten beyde Theil einander ins Gesichte / Vnd wurden die Confœderirten gewahr / daß sich die Chur-Beyerische gar vortheilhafftig gestellt / nemblich an einen Moraß mit Weyern verwahrt / die von einem Flügel biß zum andern reichten / also daß nur ein einiger Durchgang war / ihnen beyzukommen / worüber man einen gantzen Tag zugebracht / vnd in 2. biß 300. Mann beyderseits durch den Canon erlegt worden. Weil nun die Chur-Beyerische an diesem Ort zu keinem schlagen zu bringen / nahmen die Confœderirten ihren Weg auff Nördlingen[835] / die Beyerischen aber auff Donawerth[836] / da inmittelst Bericht einkommen / die Chur-Beyerischen giengen nur anderthalb Stund von denen Confœderirten / wie man dann auch befunden / daß sie sich disseits deß Flusses Wernitz gestellet / weßwegen Duc de Anguin die gantze Armee in Eil fort zu rucken ermahnete / vnd allda in einem flachen Feld in Ordnung gestellt würde. Der Frantzosen Schlachtordnung ward also formirt / der Marschall de Grammont[837] führete den gantzen rechten Flügel / in welchem die völlige Frantzösische Reutterey. Der Marschall de Touraine den gantzen lincken / bey welchen die gantze Teutsche Reutterey. Das gesampte Fußvolck (so zwischen beyden Flügeln stunde) ward vom Herrn von Bellenave[838] / von Marsin[839] vnd Casteleau[840] commandirt. Der Hessische General Herr Geyß[841] / vnd Herr Obrister Oehm / führeten die gantze zweyte Ordnung / welche bestund in Hessen vnd 2. Turainischen Regim. als ein Reserve hinder dem lincken Flügel. Mons. de Chabot[842] führete den Hinderhalt / der Marquis de Monsaye[843] aber beneben dem Duc de Anguin ritten vmbher / vnd gaben Ordre / wo es schiene Noth seyn. In Vorgang dessen legten sich die Chur-Beyerische auff eine Höhe / daran nicht leicht zu kommen / hatten auch noch einen andern Berg vnd Felsen zur rechten Hand / sehr hoch vnd schwerlich zu ersteigen / auff welchen sie Fußvolck gelegt / daselbsten sie angefangen sich zu verschantzen. Etwas herabwarts lag das Dorf Allerheim / vnd gerad gen der Seiten das Schloß gleichen Namens  / so die Chur-Beyerischen mit Fußvolck besetzt. Darauff ließ der Duc de Anguin das Dorff mit der Frantzösischen Infanterie angreiffen / welches bey einer halbē Stund canonirt / vnd darauff zwischen den Fußvölckern so hart gegeneinander getroffen worden / daß neben vielen andern der Chur-Beyerische Herr General Feld-Marschall Freyherr von Mercy ein treflich berühmter vnd wolversuchter Soldat / allda todt geblieben.[844] Nach dem nun das Dorff in Brand gerathen / muste das Fußvolck weichen in die Kirchen / vnd 2. Adeliche von Stein erbawte Hauser / darauß ein grosser Widerstand geschehen / massen daselbst der Herr von Marsin / Herr von Casteleau / Marggraff von Monßloye[845] vnd Herr von Bellenave verwundet worden. Vnter dessen giengen die Chur-Beyerische auff der Frantzosen lincken Flügel / mit Reutterey vnd Fußvolck / denen der Duc de Anguin mit Curassirern vnd Fußvolck begegnete / vnd sie wider zurück triebe / allda im ein Pferd erschossen / vnd er selbst in den Oberschenkel verwund ward / darauß etwas vnordnung entstunde / in welcher occassion der Marschall de Grammont gleichsfalls einen Schuß auf den Helm empfangē. Solchem nach begab sich der Duc de Anguin zur lincken / da dann noch ein Pferd im vorüber reiten vnter im erschossen worden / worauff die Beyerischen mit der Reuterey vnd Fußvolck einen gewaltigen Angriff gethan / also dz nach einē grossen Widerstand das Frantzös. Fußvolck vnd Cürassirer auß dem Dorff getrieben wurden / allda Mr. de la Rabastelerie[846] / Leutn. vnter den Anguinischen Cürassirern / Mr. de Montaret[847] / Obr. Leut. de Conty[848] / Obr. Leut. de Montausier[849] / vnd andere hohe Officirer mehr geblieben. Mr. de Beufalmy[850] / so die Mazarinischen Welschen geführt / wurd verwund vnd gefangen / in dem er sein Gebühr wol gethan. Gremonville[851] vnd Morses[852] Gen. Maj. Leut. blieben auch tod / vnd eben zur Srund gieng die Beyerische Reutterey auff die Frantzös. welche der Marschall de Grammont vnd Mr. Arnoult[853] führeten / da die erste Ordnung der Frantzos. getrennt wurde. In dem nun Mr. de Grammont sich wider zu stellen Platz suchte / hat er mit der zweyten Ordnung auch ansetzen lassen / wurden aber ebenmessig getrennt / vnd er gefangen / vnd beneben ihm der Marquis de Chastre:[854] Mr. de Lyruy[855] Feld-Marschall deß Anguinischen Regim. blieb auch tod / der Marschall de Pienne[856] Feldm. deß Mazarinischen Regim. verwundt / der Obr. Chambre[857] tod. Mons. de Islebonne[858] deß Duc de Elbeuf Sohn / vnd Rittmeister vnter dem Mazarin hat im ersten Treffen sich wol gehalten / vnd empfieng 2 Pistol-Schüsse / doch ohne Lebens Gefahr: der Marquis Pisany[859] tod / der Vicomte de Aubeterre[860] gefangen / Obr. Truchseß[861] vnd Sourzat[862] Obr. Leutn. die der Marschall de Grammont mit ihren Reg. hatte befohlen anzuziehen / die Reutterey zu beschützen / wie auch deß Faberts[863] / seynd alle tod geblieben. Der Chevalier de Chabot kam mitlerweilen an mit seinem grossen Hauffen Reserve / vnd hielte die Beyerischen lang auff / weiln aber die Reutterey sich hinter ihm nit wider gestellt / nach dem er alle Möglichkeit gethan / ward er endlich auch getrent / Mr. de Baron de Poty[864] / Obr. Leut. deß New-Ros. Regim. verwundt / Mons. Lamberti[865] / Obr. Leut. vnterm Fußvolck gefangen. Vnter dessen drungen die Chur-Beyerischen weit ins flache Feld / auff der Confœderirten Bagage / weil der gantze Flügel zertrennt war / wurden doch von deß Marquis Regim. so bey dem Troß gestanden / abgetrieben. Hingegen hat der Marschall de Touraine mit seiner ersten Ordnung der Beyerischen rechten Flügel durchbrochen / darauff der Hertzog von Anguin mit der zweyten Ordnung angezogen / da sich die Hauffen von der ersten Ordnung wider gesamlet. Als nun der Duc vnd Marschall de Touraine zugleich vnd auff einmal auff die Beyerische gegangen / vnd alsobald etliche hauffen getrennet / haben sich etliche vor / etliche nach / widerumb gestellt / nach dem jeder 4. oder 5. mal angesetzt / da dem Duc de Anguin sein Pferd getroffen / vnd er selbst von einer Pistol-Kugel am Arm verwundt worden. Inzwischen liessen die Beyerisch. ihren lincken Flügel / wie auch den grossen Hauffen deß Hinderhalts herbey kommen / weßwegen auch die gantze Hessische Armee herbey / vnd die reutterey ins gesampt in gleicher Ordnung neben einander / den letzten Gewalt zu versuchen / da dann das Treffen erst recht angangen / beyderseits mit so grimmigem Ernst / biß endlich die Chur-Beyerischen Reichs-Völcker getrennet vnd flüchtig worden. Weilen aber in ermeldtem Dorff noch etlich Beyerisch Fußvolck vnd Reutterey / so der Frantzosen rechten Flügel geschlagen / vnd die Nacht mit Gewalt eingebrochen / hat man sich auff der Confœderirten Seiten gleichfalls zusammen gezogen / vnd das Beyerische Fußvolck / 1. Regim. auff dem Kirchhof gefangen[866] / auch 12. Stück Geschütz sampt der Munition / vnd 40. Fahnen / etc. erhalten. Hierbey ward gefangen / Herr Graff von Geleen[867] / Keyserl. Succurs General, Herr General Freyherr von Mercy tod. Der Hertzog von Hollstein[868] / Obr. Royer[869] / Kolb[870] vnd Hüller[871] / gefangen / Obr. Pucher[872] tod blieben / neben viel Obristen / Obr. Leut. vnd Hauptleute / 3. in 4000. gemeine Knechte todt; 1500. biß in 2000. gefangen / auff Beyerischen Seiten. Frantzösischen Theils seynd ebenen falls in 3000. Mann / beneben vielen Officirern vmbkommen / auch eine grosse Menge verwundet worden.

Auf so hitzige Action / ward der Teutschen Retterey ein sonderlicher Ruhm ihres erwiesenen Valors zugeschrieben / vnd bevorab neben dem Duc de Anguin / vnnd Marschall de Tauraine / der Herr General Major Geyß / vñ Junge Landgraff[873] / als Obr. Leut. vnterm Obr. Schwert[874] / so geblieben / hoch gepriesen daß sie ihr eusserstes gethan; vnnd könne man den Hessischen ins gemein ihre ehre nicht nehmen / weil sie ein grosses verrichtet haben. Der Herr Graff von Witgenstein[875] wurde gleich anfangs mit einem Stück getroffen / darob er tod geblieben / Herr Obr. Fleckenstein[876] an einem Arm verwundt. Herr Obr. Rußwurm[877] / Herr Obr. Oehm / welcher bey den Hessischen gefochten / der Obr. Leutn. deß Tupadelischen Regiments / vnd in Summa alle / so die Teutsche Regimenter geführt / nemblich Nichius[878] / Berchen[879] / deß Chanoffskyschen[880] Reg. Obr. Leut. so verwundet / haben das Lob / daß sie sich tapffer gehalten. Mr. Trahi[881] ist zweymal verwundt worden / in dem er sein Reg. angeführt. Mr. de Tourville[882] verwundt / Ma. de Meilles[883] / de Bocquet[884] / de Fors[885] / de Canisy[886] / vnnd de Grammont General Major bey Duc de Anguin haben sich alle woll gebrauchen lassen. Mr. de Allegre[887] / de Cherisy[888] / de Villemontee[889] vnd Fombert[890] / welche das Persanische[891] / Anguinische / Mazarinische Regim. geführt / wie auch Haute / vnnd andere mehr verwundt / wie dann in gleichem der Marquis de Bourry[892] / so die Frantzösische Reutterey geführt / tod geblieben. Den Chur-Bäyerischen hat der Herr Mar. de Tauraine mit 1000. Pferden nachgesetzt / vnd ein Schloß / Henneberg[893] genannt / anderthalb Stunden von dar eingenommen. Die Chur-Bäyrischen aber haben sich in selbiger Nacht zusammen gezogen / vnnd weil sie sich auß Mangel Munition nicht mehr praesentiren können / ihren Weg auff Donawerth zu genommen / auff dem Schellenberg allda sich wider gesetzt / vnnd auß Bäyern verstärckt. Die Confœderirten Armeen hingegen haben sich gegen Nördlingen gewendt / selbige Statt mit Accord eingenommen“.[894]

Pforr hielt das Geschehen recht ausführlich fest: „Balt hierauff, den 24. Julii:, nachdem sich die Frantzoßen gesterckt und mit den Hessen Caßelischen coniungirt, haben sie die Beyerischen, beneben etzlichen Keyßerischen, unweit Nör<d>lingen angegriffen und alda wiederumb geschlagen. Wiewol anfangs die victori uff die Beyerische seitten fallen wollen, indem sie den duc de Anguin alß generalissimuß, welcher den Frantzösischen rechten flügel commandirt, und der General Guebrian den lincken flügell geführet, der General Geiß aber mit seinen Hessen /: so in 40 comp: reutter und 6 brickaten zu fueß bestand[en :/ hinter beyden flügell in der mitten gestanden, zu weichen gezwungen. Alß aber die Hessischen angegriffen die Beyerischen an einem berg in einem vortheill mit einer sonderlich[en furi und tapferkeitt angegriffen, sint die Beyerischen flüchtig worden, worauff die Hessischen alßobalt 16 stück geschütz erobert, deßwegen sich der General Anguin, welcher mit seinen Frantzoßen schon in der flucht geweßen, sich wiederumb gewendet und die Beyerischen helffen verfolgen. Ist alßo dieße victori und lob von freund und feinden den Hessischen zugeschrieben worden. Dießes soll ein gar harttes und blutigeß treffen geweßen sein“.[895]

Passage, Schmidtberg, Rosen und Bussy saßen in der Festung Ingolstadt[896] in Gefangenschaft.[897]

Der im Exil lebende Osnabrücker Bischof Wartenberg[898] hatte sich bei dem französischen Gesandten d’Avaux[899] für die Freilassung der von Rabenhaupt[900] aus dem Erzstift Köln nach Neuss[901] gebrachten Geistlichen verwandt. D’Avaux hatte ihm am 15.5.1645 eröffnet: „Daß vom Rabenhaubt nur dergleichen sachen und nichts anderß zu gewartten. Und habe dieser wie auch der viconte de Tourraine mit ihren procedurn gegen die catholische seinem konig uber die maß große undienst in Teutschland gethan. Beyde kennete er gar wol, und seye mit dem Rabenhaubt ganz nichts zu richten, sondern müste man solche sachen immediate ahn die landgraffin[902] gelangen laßen, warzu er sich eiffrig erpotten, mit begehren, daß man auch den Servient darunter begrifen möcht […]. Es werde dem Touraine schwer verandtwortlich sein, daß er die Franzosische volcker dergestalt weit außeinandergelegt, und so schlechte kundschafft gehabt habe, mit diesen wortten, daß beßer der Tourraine gefangen oder todt, alß der Rosa, den sie sonderbar hoch aestimirten, von der armada ab sein solle“.[903]

Rosen wurde erst im März 1647 gegen Ranzion entlassen. Gaisser hält unter dem 26.6.1647 den Abfall der Weimarer in der französischen Armee von der Krone Frankreich fest: „Die Weimaraner breiten sich nach ihrer Trennung von den Franzosen über die untere Markgrafschaft und das Nagoldtal bis zur Grafschaft Hochberg aus. Aber sie quartieren sich auch im Breisgau bei der Stadt Schuttern ein. Oberst Rosa beruft die Untertanen und Behörden der erwähnten Grafschaft nach Rottenburg ein mit der Erklärung, daß dieses ganze Gebiet ihm vom König geschenkt worden sei“.[904] Turenne ließ Rosen verhaften, weil die deutschen Regimenter sich weigerten, Turennes Befehlen zu folgen. Er wurde auf Veranlassung Turennes in Vincennes[905] inhaftiert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Darstellung des namentlich nicht bekannten Biographen Königsmarcks[906] über die Hintergründe dieser Affäre und das Verhalten Königsmarcks: „Unterdessen trug sich zu / daß elff alte Weimarische Regimenter / so in Frantzösischen Diensten stunden / rebellireten / und den Frantzösischen General Turenne / welcher sie commandirte / den Gehorsam auffsageten / und sich also von den Frantzosen absonderten. Sie konten sich mit dem Turenne nicht vertragen / verlangeten ein Deutsches Oberhaupt; selbst die Officirer waren nicht mit ihm zufrieden / sie waren jalous auf ihn / beschwerten sich, er hätte ihnen nicht gedancket / wenn sie ihn gegrüsset / ihnen ihre Gelder vorbehalten / ungeachtet sie Turenne zubegütigen suchte und sie mit Verheissungen und Bedrohungen wieder zu pariren ermahnte / so half es nichtes / gingen von einander / waren hin und wieder zerstreuet / geriethen in Unordnunge / einige zogen sich nach der Graffschaft Henneberg zu / hauseten übel; Sie waren endlich solches unordentlichen Wesens selbst überdrüßig / wolten ein Haupt haben; Einige Regimenter hatten Lust den Schweden zu dienen / die Käiserliche Parthey aber / wozu man sie lockte / schlugen sie aus; Zu Erfurt bohten sie ihre Dienste an und gaben zu erkennen / daß sie unter dem Commando des General Königsmarcken stehen wolten / sie gingen auch fort / und kamen in das Lager vor Warendorf[907] an / welches er angegriffen / sie waren alles alte wackere Soldaten / die sich vor keinen Feind fürchteten / boten sich an unter der Königin[908] in Schweden den Evangelischen zum besten zu dienen / wolte man sie nicht annehmen / so würden sie das vorige vergessen und zum Feind übertreten müssen. Königsmarck wünschte / daß sie weit von ihm wären / damit sie nicht auch seine Soldaten aufrührerisch machten / gleichwohl war es nicht zuträglich sie zurückzulassen / weil sie sonst zum Feinde treten oder hier und dar herumstreiffen würden; Er behielt sie dahero / und wollte sie lieber auf Schwedische Parthey bringen / als aus Furcht vor der Frantzosen jalousie so brawe Soldaten verliehren: Doch schrieb er erst an die Schwedischen nach Oßnabrüg / ob sie etwa ein Mittel wüsten / sie wieder auszusöhnen / oder vor seinem Abzuge aus dieser Gegend zubringen / ob er mit ihm transigiren[909] solte; Eben dieses schrieb er auch an den Hertzog von Longueville:[910] Die Gesandten schrieben wieder und baten / er möchte sie wieder in Königlichen Gehorsam bringen. Er versuchte es auch / schickte etliche Officirer ab / reisete selbst zu ihnen; man brachte vor was man wuste / um die Gemüther zu gewinnen / allein sie versicherten / daß sie lieber sterben, als den Frantzosen weiter dienen wolten / und wenn sie nicht angenommen würden / wolten sie ihre Fahnen zerreissen, und jeder an seinen Ort kehren. Wurde also Königsmarck genöthigt mit ihnen zu capituliren; Der Vergleich wurde getroffen / unter andern Bedingungen war auch diese / daß man sie nicht zwingen wolte zu Frantzösischen Diensten / wenn sie aber der Frantzosen Vorschläge willig annehmen wolten, solten sie auch die Schweden nicht hindern. Diesen Vergleich bekräftigten die Reuter mit einem Eyde / und Königsmarck mit seiner Unterschrift. Sonsten war die Königin mit dem Vorhaben der Weimarischen nicht zufrieden; sie war eben zu Upsal / da sie davon Zeitung erhielt / sie besorgte ihre Armee möchte ein solch Exempel vor Augen haben / und sich gleichfals sperren / sie war geneigter ihre Untreu zustraffen / als mit ihnen einen Vertrag einzugehen; Sie beorderte Königsmarcken anfänglich / er solte sich mit ihnen einlassen / sollte ihnen die Mittel benehmen zu dem Feinde zugehen / sie nicht unter seine Soldaten stecken / und sie immer so halten / als wenn sie noch unter Franckreich stünden. Aber nachdem sie vernommen / daß sie so hartnäckicht und unveränderlich in ihren Vorsatzen waren / und so einen grossen Abscheu und Haß gegen die Frantzösischen Dienste hatten / daß die die ersten unter ihnen niederstossen wolten / so ihnen davon redeten / so befahl sie Königsmarcken / er solte allerhand Mittel anwenden / sie wieder zum Gehorsam zubringen / wenn er aber nicht könnte damit durchdringen / sollte er keine Gelegenheit verabsäumen sie zu schwächen / und sollte darinne grosse Behutsamkeit gebrauchen. Die Königin hatte daneben einen heimlichen Kummer / die Sache möchte dabey nicht bleiben / es könnten auch ihre Soldaten den Gehorsam aufsagen / Königsmarck möchte auch nicht vergessen haben / daß er ein Teutscher wäre / er möchte sich der Teutschen Freyheit erinnern / und durch ihre Hülffe dieselbe zubeschützen suchen / und auch andere Lands-Leute an sich bringen / und die Gemühter zu sich neigen. Dieses hat nachgehends unter diesen beyden Nationen viel Mißverständnüsse gemacht / und zu grossen Weitläuftigkeiten Anlaß gegeben / indem sich die Frantzosen darüber sehr beklaget / und denen Schweden deßwegen immer Vorwürffe gethan. Turenne bediente sich des folgenden Jahres dieses zum Vorwande / da er die Conjunction mit Wrangeln[911] ausgeschlagen / wenn ihm nicht erst wegen dieser Waimarischen Regimenter satisfaction gegeben worden / sonst könte er nicht mit reputation neben ihn fechten. Man schöpfte aber allerhand Mißtrauen darauß / die Königin bezeigte auch ihr Mißvergnügen gegen den Frantzösischen Abgesandten Chanut,[912] sie sagte ihm Königsmarck hat mit Einwilligung Franckreichs sie angenommen. Die Gesandten selbst hatten vor besser gehalten / daß man sie aufnähme / als daß man sie der Feindlichen Parthey überliesse / sie wäre bereit sie wieder abzugeben / wenn sie nur wollten. Königsmarcks Armee wäre dadurch freylich verstärcket worden dieses aber hätte ihr am meisten Mißfallen / sie wäre nicht verbunden getreue Soldaten vor rebellische zugeben. Die Frantzosen kamen immer mit diesen Klagen über Königsmarcken aufgezogen. Chanut muste in einer anderen Conference das Unrecht / so man Franckreich dadurch anthäte / und wie man den Marschall Turenne beleidiget / vorstellen; Die Königin aber gab zur Antwort / sie wolte nicht dawider seyn / wenn sie wieder in Frantzösische Dienste treten wollten; Sie würde es vorgenehm halten / wenn der Marschall alle ersinnliche Mittel anwendete / sie wieder unter sein Commando zubringen / der Printz Carl[913] möchte sie durch sein Ansehen / worinn er bey ihnen wäre / dazu bewegen; Hätte ja Königsmarck sie zurück gehalten / so hätte er dazu keine Ordre gehabt / sie glaubte Frankreich suchte nur Gelegenheit und Vorwand von Schweden abzutreten“.[914]

Am 2.6.1647 hatte Frangipani,[915] der Kommandant von Frankenthal,[916] dem noch in den Spanischen Niederlanden weilenden Piccolomini[917] berichtet: Turenne sei über Metz[918] gegen Lothringen und Mainz[919] losmarschiert, habe aber bloß die französischen Regimenter bei sich gehabt, da die deutschen Truppen nicht ausrücken wollten; so sei er, T., mit Rosa zurückgekehrt und habe festgestellt, dass sie vor Auszahlung eines sechsmonatigen Soldes nicht ausrücken würden. Die deutschen Söldner hätten die Strassburger Bürger gezwungen, ihre Schiffe zum Übersetzen des Rheins zu überlassen, und Rosen sowie die Offiziere, die nicht mit ihnen gehen wollten, davongejagt; sie ließen sagen, sie hätten den Vertrag mit Frankreich, der sie nur zum Dienst auf deutschem Boden verpflichtet, nicht verletzt, sie wollten zu den Schweden und würden sich weder in die Spanische Niederlande noch etwa nach Spanien schicken lassen, noch dazu ohne Geld. Auf diese Weise böten 13 Regimenter der Weimarer Armee den Franzosen Trotz, während zwei bei Turenne blieben.[920] Am 28.6. kam ein weiterer Bericht Frangipanis: Die Rebellion der Weimarer gegen Turenne sei noch nicht beendet, denn sie hätten sich geweigert, gegen Lothringen und Luxemburg zu marschieren und erklärt, ihr Vertrag verpflichte sie zu keinen Unternehmungen außerhalb deutschen Bodens und Frankreich gefalle ihnen ebenso wenig wie Deutschland den Franzosen. Rosen und Fleckenstein hätten es abgelehnt, gegen Turenne das Kommando über sie zu übernehmen und sie Oberst Schutz [Schütz; BW] unterstellt, der das Kommando annahm und dem die Männer gehorchen; dieser sei ein guter Katholik und es bestehe die Hoffnung, dass er die Weimarer in kaiserliche Dienste überführen könnte.[921] Es scheine zu einer Einigung zwischen Turenne und den Weimarern zu kommen, vorausgesetzt, diese erhalten sofort vier Monatssolde sowie die Stadt Worms[922] und andere Orte bis zur Bezahlung des Restbetrags als Pfand. Am Vortag sei das erneuerte Regiment Rosen vor Worms anmarschiert, die Soldaten hätten sich aber geweigert, den Rhein zu überschreiten und den Obristleutnant gezwungen, sie in ihre Quartiere zurückzuführen.[923]

Am 18.8.1647 schrieb Garnier[924] aus Frankfurt/Main[925] an Piccolomini: Es sei zu Unstimmigkeiten zwischen Turenne und den Weimarern gekommen, und als er sie mit Gewalt zum Gehorsam zwingen wollte, sei zwischen Königshofen[926] und Bischofsheim[927] ein Gefecht ausgebrochen, in dem 60 Weimarer und etwa 20 Turennesche Männer fielen. Die Weimarer hätten sich zerstreut, die etwa 1000 Reiter umfassende größte Gruppe sei durch den Thüringer Wald gezogen, und angeblich verhandle der Kommandant[928] von Erfurt[929] mit ihr; eine andere Gruppe soll nach Weimar,[930] eine dritte nach Braunschweig[931] gezogen sein. Turenne habe Wrangel und der Landgräfin von Hessen-Kassel sagen lassen, sie möchten jene festnehmen und wie Rebellen behandeln. Ihre Gesamtzahl betrage an die 4000, Garnier habe nach Nürnberg und allen Seiten geschrieben, Leopold Wilhelm[932] wolle sie in seine Dienste aufnehmen; Reinhold von Rosen sei nach Paris gebracht worden, wo er Turenne anklagte, seinen Leuten keinen Sold gezahlt zu haben, und Turenne sei angeblich gleichfalls nach Paris gerufen worden. Das erneuerte Regiment Rosen liege in Worms und Umgebung.[933]

Dr. Jordan hielt in seinen Aufzeichnungen unter dem 16./26.8. fest: „General Christof von Königsmarck komt aus Westphalen vber die Weser bis Bodenburg[934]“. 17./27.8.: „D. Melchior Hofmeister, Syndicus, vnnd Riedemeister Joachimus Schmit ziehen nach Bodenburg p(rae)sentirn dem General-Liutenandt Hanß Christopf von Königsmarck Hafern vnnd Wein“. 18./28.8.: „alß heut hat G. L. H. Christ: von Königsmarck die 8 Regimenter Weymarsche (und) Frantzösische, so im Ende des Julii von Conte de Turaine abgefallen, vnnd vmb das er sie in Cataloniern führen wollen, vorstellen und reformiren wollen, denn sie (hatten) alle Officirer von sich gejagt, hatten auch keinen Trompetter. Einen namens Friedrich Wilhelm,[935] ein gemein Reuter, muste sie commendirn, dem waren 24 von allen Compagnien alß assestenten, ohne deren Raht er nichts thun dörfte, zugeordnet“.[936]

„Turenne war Mitte April mit seinen Söldnern näher an den Rhein gerückt, um den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt[937] zum Anschluß an den Waffenstillstand zu zwingen. Kardinal Mazarin, der Lenker der französischen Politik, glaubte, die Überwältigung des Kaisers den schwedischen Waffen überlassen zu dürfen und berief den Marschall aus Deutschland ab, um ihn gegen die Spanier in den Niederlanden einzusetzen. Damit waren die deutschen Truppen nicht einverstanden. Es ging das Gerücht um, sie sollten wie Bönninghausens[938] Regimenter nach Katalonien ziehen. Angeblich war bereits das nach Flandern beorderte Regiment Erlach[939] von den Franzosen niedergemacht worden, weil es sich geweigert habe, dorthin zu gehen. Anfang Juli brach bei Zabern[940] im Elsaß die offene Meuterei aus, als die deutschen Reiterregimenter – 4-5 000 Mann stark – sich schriftlich zu dem Beschluß vereinigten, sich nicht aus Deutschlands Grenzen schleppen zu lassen, ihren französischen Offizieren nicht länger zu gehorchen und ihren ausstehenden Sold zu ertrotzen. Die Regimenter Taupadel, Alt-Rosen, Ehm, Wittgenstein, Betz,[941] Fleckenstein, Mazarin und Roßwurm trennten sich vom großenteils französischen Fußvolk und setzten über den Rhein; sie wählten Führer aus ihren Reihen, da ihre Offiziere sich ihnen versagten. Ihre Erbitterung wuchs, als Turenne den bei ihnen beliebten Generalmajor Reinhold von Rosen, dem er die Schuld an der Meuterei beimaß, verhaften ließ. Ein ehemaliger Student, Wilhelm Hempel, führte die Regimenter in guter Ordnung am 20. Juli über den Neckar, während Marschall Turenne ihnen mit der Infanterie, den französischen Reitern und einigen Kanonen folgte, dauernd durch Parlamentäre mit den Empörern verhandelnd, die nicht wußten, welchem Feldherrn sie sich anschließen sollten.

In Württemberg ritt Bönninghausen in ihr Lager und bot ihnen kaiserliche Dienste an. Am 5. Juli, dem Tage seiner offiziellen Begnadigung, hatte man im kaiserlichen Hauptquartier auf die Kunde vom Abfall der Weimaraner von Turenne beschlossen, den Versuch zu machen, sie für die Armee des Kaisers zu gewinnen. Als Unterhändler bot sich Bönninghausen an, der den Regimentern wohl bekannt war und ihre ablehnende Haltung gegen Turenne beobachtet hatte. Vielleicht aus einem gewissen Mißtrauen gegen die Ehrlichkeit seiner Versicherungen gab man Bönninghausen den Feldmarschall-Leutnant Mislick[942] bei, der lange im Arrest gewesen war, weil er sich wegen einer Beleidigung mit dem Grafen Bassompierre[943] duelliert hatte. Beide erhielten eine Instruktion ‚über ihre Verrichtung bei dem Weimarschen Generalmajor Rosen und dem Obristen Fleckstein wegen Herüberbringung der Weimarschen Völker‘. Ihr Begleiter war der Obristleutnant Wirz,[944] der später dem Hofkriegsrat über den Mißerfolg der Sendung berichtete. Denn die Reiterregimenter ließen sich trotz lockender Angebote nicht für den Kaiser gewinnen. Rosen oder Fleckenstein hatten bei ihnen keinen Einfluß mehr; der Generalmajor saß im Gefängnis von Nancy,[945] Fleckenstein weilte bei Turenne in Heilbronn.[946] Als der Marschall bei Königshofen[947] den abgefallenen Regimentern auflauerte, brachen diese sich blutig Bahn und flohen nach Thüringen. Sie entschlossen sich, zum Heere des Generals Königsmarck zu stoßen und erreichten mit noch 1500 Mann im August 1647 in der Gegend um Paderborn dessen fliegendes schwedisches Korps. Durch Wrangel ermächtigt, die Umherirrenden lieber aufzunehmen als sie dem Feind zuzutreiben, nahm sie Königsmarck nach langem Bedenken und vergeblicher Einmischung der französischen Gesandten in Münster Anfang September unter seine Truppen auf. Einzelne Reiter mögen auch kaiserliche Dienste genommen haben; am 12. September gab der Hofkriegsrat Anweisung, 300 Pardonspatente für beim Feind befindliche Völker drucken zu lassen“.[948] Der Historiker Wilson schreibt dazu: „General Bönninghausen now defected back to the emperor in return for a pardon and was sent to negotiate with the mutineers. Three hundred were won over to the imperial cause, but Turenne re-crossed  the Rhine and surprised the rest. Around 1,660 escaped northswards in August to join Königsmarck, who hand meanwhile moved to Hildesheim. It was a welcome reinforcement but the Swedish government was not entirely happy, suspecting Königsmarck might become another Duke Bernhard with his own army“.[949]

Der schwedische Feldprediger Georg Engelsüß hat die Ereignisse in seinem „Weymarischen Feldzug“ von 1648 bis hin zur Übernahme durch Königmarck aus seiner Sicht dargestellt: „Die Tourennische sind aus dem Fürstenthumb Darmbstatt in die Pfaltz fortgerucket: Bey Philipsburg[950] liessen sie eine Brucken schlagen / allda sie über- und nach dem Elsaß gangen / von denen eilff alte Weymarische Regimenter / so nicht mehr mit den Frantzosen in Franckreich gewolt / bey Elsaßzabern zu ruck geblieben / welche bey Straßburg wider disseits Rheins / nachmals gegen Rastatt [951]/ vnnd in das Herzogthumb Württenberg / folgends im Julio in das Kintziger Thal / Tourenne aber mit dem übrigen Theil der Armada in Lothringen / jedoch bald wider herauß / vnnd bey Drusenheimb[952] über die daselbsten verfertigte Brucken / vnnd nachmals in das Elsaß gangen.

Jetztgemeldte hinderbliebene Teutsche Regimenter haben ihre gravamina vnnd Vrsachen ihres Abtritts verfasset / vnnd nach Pariß überschicket / die zum Theil ihre hinderständige Bezahlung / zum Theil etliche andere Beschwerungs-Puncten / wider die Frantzosen / mit denen sie sich wegen der ordre, wegen der Quartiren / wegen der Verpflegung vnd Bezahlung / wegen deß Treffens vnnd Außreittens / vnd dergleichen / nicht vertragen können / betroffen / begerende / daß man ihnen drey Monatsold gleich paar / vnd die andere drey / so sie hinderständig gehabt / über ein halb Jahr Schiessen / vnnd derentwegen Versicherung thun / auch ins künfftig ihre richtige Bezahlung lieffern / wie ingleichem die Regimenter beysammen lassen / vnnd ihnen auff Abgang der Teutschen / weitters keine Frantzösische Officirer vorstellen / noch diesen ihren Auffstand vindiciren[953] vnd anden wolle. Dieselbige hat zwar der Königl. Gen. Commissarius Tracy,[954] durch anerbottene satisfaction zu begütigen gesuchet; so jedoch verblieben.

Auß dem Elsaß sind sie in 3000. starck in Francken gewichen / von denen sich viel nach Hause / viel auch zu den Käyserischen vnnd andern kriegenden Partheyen begeben / denen der General Touraine gefolget / vnnd selbige am 2. Augusti frühe vmb 4. Vhr / mit bey sich habenden Trouppen bey Boxberg[955] recontrirt,[956] da es also hart wider einander gangen / daß zu beyden Seitten in 200. geblieben / darauff die Weymarische folgenden Tages ohnweit von Würtzburg bey Randersacker[957] durch den Mäyn gesetzet / Gen. Major Rosa ist zu Philipsburg im Arrest enthalten worden. Am 10. Augusti sind sie in 2000. starck mit fliegenden Fahnen nach Mühlhausen[958] inThüringen gelanget / vmb welche der Hessische Obriste Karpff[959] solicitiret, solche zu der Fürstl. Casselischen Armee[960] zu bringen / dazu sie sich nicht verstehen wollen: Ebenmässig hat der Commendant zu Erffurt zween Officirer an sie abgeordnet / dieselbe zu Herrn Gen. Wrangeln zu weisen / dazu sie auch keinen Lust gehabt: sondern von keinem andern Generaln / als einen Teutschen wissen wollen. Deßwegen sie fort nach dem General Leut. Königsmarck geeilet / welcher an der Weser gestanden / mit deme sie sich einer gewissen Capitulation[961] verglichen / vnnd sich vnder desselben commando gestellet / deß guten entschlossen Vorsatzes / nun hinfüro ihre Dienste zu Beschützung der Cron Schweden / vnd der Evangelischen Stände in Teutschland anzuwenden.

Sie haben von wohlgemeldtem Herrn Gen. Leutenant Königsmarck / weil sie weit ziehen müssen / vnd Roß vnd Mann abgemattet gewesen / vor zween Monat Quartier zu ihrer Ruhe vnd Erhohlung: Sodann weil sie freiwillig in Schwedische Dienste tretten / einen Monatsold begeret / mit Erbieten / bey Ihr Excellentz Leib / Ehr / Gut vnd Blut willig auffzusetzen; jedoch mit Vorbehalt / daß er sie nicht in Frantzösischen Diensten gebrauchen / noch widerumb dahin übergeben / sondern / weil sie von der Cron Schweden Geldern geworben worden / zu Beschützung derselben / vnnd der Evangelischen Reichsstände / anzuwenden / ob sie sich auch mit der Schwedischen Haupt-Armada würden coniugiren müssen / daß er sie dabey nicht stehen lassen / sondern bey seinem eygenen Corpo behalten / ingleichem da es zu einem Friedenschluß kommen werde / daß sie nicht ausser Teutschland / sondern inner desselben Gräntzen abgedanckt werden sollen. Worauff sich der Herr Gen. Leuten. am 23. Augusti, zu Baderborn[962] / davor er damals gelegen / eines gewissen Receß vnnd Schlusses verglichen / welcher lauttet wie folget:

Kundt vnnd zu wissen seye hiermit jedermäniglich / demnach ich Endsbenanter / Ihrer Königl. May. zu Schweden / etc. General vber dero Cavallerie, Gouverneur der Ertz- vnd Stiffter Bremen vnnd Verden / auch Obrister zu Roß vnd Fuß / etc. in glaubhafte Erfahrung gebracht / daß die von der Frantzösischen Armee abgangene Teutsche Regimenter zu Roß / nach dem Stifft Hildesheimb im Anzug begriffen weren / Ich zu denselben gewisse Deputirte abgefertiget habe / vnnd dieselbe mit beweglichen Vmbständen / vnd dienlichen Erinnerungen / wider in der Cron Franckreich Dienste zu tretten / zu bereden / oder in Entstehung vnnd nicht erfolgender gütlichen accomodation, zum wenigsten sie dahin zu disponiren, daß sie auff Seiten der Confœderirten verbleiben / vnnd sich nicht in vnsers Gegentheils Dienste begeben möchten. Dieselbe nun haben anfänglich zu Salzgüter den Deputirten solcher Regimenter; Dann auch den folgendenTag den Regimentern vnnd Trouppen selbst / in freyem Feld / ihre commision vorgetragen / vnd von ihnen allerseits / vnd mit ihrem guten Bedacht vnd Vorsatz vernommen / daß sie nicht widerumb in der Cron Franckreich Dienste sich begeben wolten. Demnach aber da zumahl mit ihnen man zu einem richtigen Schluß schreiten können / deßwegen auch selbsten ihnen nähern müssen / vnnd zu dem Ende mich anhero begeben habe; ehe vnd bevor aber mit ihnen mich zu einigen Tractaten eingelassen / hebe zum Vberfluß durch den von Ihrer Fürstl. Gn. dem Herrn Hertzogen de Longueville,[963] Königl. Mayestet in Franckreich zu den allgemeinen Friedens-Tractaten hochverordneten gevollmächtigten Abgesandten / an mich Deputirten vom Adel / noch heute bey ihnen einigen Versuch thun lassen. Weilen sie aber bey ihrer einmahl gefaßten Meynung beständig zu verbleiben / vnnd lieber den Tod zu leyden / als wider in Frantzösische Dienste sich zu begeben / oder mit herunterreissung der Standarten einen Anfang zu machen / vnnd alßdann auß einander zu reitten / vnd so mancher Mann so manchen Weg zu treffen gedencken; als hat vmb ihrer Beysammenhaltung vnnd deß gemeinsamen Wesens besten willen / auch vmb Abwendung anderer besorgender Vngelegenheiten / auff das von den Deputirten selbiger Regimenter mir vbergebenes schrifftliches Suchen / folgende Capitulation auffgerichtet / vnd in Gottes Namen beschlossen werden müssen. 2. Anfänglich / so erkläre Ich mich hiemitt auff ihr übergeben schrifftliches Suchen / die 2. Monat Quartier betreffend der Gestalt / daß / weilen meine jetzige Postur nicht zu geben kann / sie disseits der Weser stehen zu lassen / deßwegen ich sie mit zu nehmen nöthig befinde; Als erbiete ich mich / sie jenerseits wider in Stätt vnnd sichere Ort zu verlegen, auch sie nicht / gleich den andern bey mir habenden Regimentern / so fort ins gesampt zu gebrauchen / besondern / so lang ich der Enden stehen werde / vnd es ohne deß Feindes Gefahr geschehen könte / sie außruhen zu lassen. II. Belangend den geforderten Monatsold / ob zwar denselben auffzubringen mir beschwerlich fallen wird, nichts desto weniger aber / vnnd damit sie bey der Confœderirten Partie verbleiben / vnnd nicht zum Feind gehen wollenm / auch meine gute gegen sie tragende affection erkennen vnnd verspüren mögen; So verspreche ich hiermit ihnen / den begehrten Monatsold stracks zu erlegen. Deßwegen vmb Abholung der Gelder eine Convoy nacher Halberstatt[964] von den Regimentern geschickt werden solle: fürohin aber sollen sie / wie die übrige bey mir habende Regimenter vnterhalten werden / auch damit sich begnügen lassen / verbunden seyn. III. Daß auch die Regimenter Versicherung begehren / vnd ihnen vorbehalten haben wollen / daß sie nie wider in der Cron Franckreich Diensten gebraucht / weniger dahin übergeben; sondern zu Dienst der Evangelischen Stände / employirt werden sollen , darauff erkläre ich mich also, Daß man sie vnser seits nicht zwingen wolle / sich wider in der Cron Franckreich Dienste zubegeben Da aber ihnen darzu annehmliche Mittel von gedachter Cron Franckreich vorgeschlagen würden / vnd es ihnen selbst also belieben wolte / sollen sie auch von vns daran nicht gehindert werden. IV. Weiln auch die Regimenter / absonderlich vnder meinem Commando zu stehen / Beliebung tragē: als ist dieses meine resolution darauff / daß zwar für meine Person sie gern bey haben vnd behalten / auch gleich den andern bey mir habenden Regimentern accomodiren will; wann aber ich / nach GOTTES Gefallen / durch den zeitlichen Todt / auß diesem Leben abgefordert / oder ihr Königl. Mayest. meine Dienste nicht länger zugebrauchen / ich auch selber zu dienen weitters keine Beliebung tragen würde Daß alsdann diese Regimenter dennoch zu allerhöchst gedacht Ihrer königlichen Mayst. Diensten / nach als vor / getrew vnd beständig zuverbleiben / vnd dem General der nach mir ihnen zugeordnet werden möchte / in allem schuldige Folge / vnd gebührenden Gehorsamb leysten sollen. V. Vnd nach dem mahl diese Regimenter auch begehret / daß / wann ein allgemeiner Friede in Teutschland werden sollte / sie nicht in außländische Ortte verführet / sondern auff dem teutschen Boden abgedanckt werden möchten: So wird ihnen zwar ein solches zugesaget: diese Condition aber dabey billich angehenckt / daß / wann Ihr Königliche Maystät sie ferner zu dienen begehren wurden / sie alßdann mit ihnen auff das newe darüber tractiren lassen könnten. VI. Alß auch die Deputirte dieser Regimenter mir zu vernehmen gegeben / daß hin vnd wider / so wohl bey den Hessischen / alß vnsern Regimentern / in Guarnisonen vnd bey der Armee / noch verschiedene Leute wären / die vnder sie gehöreten / vnd deßwegen begehret / daß wann hiernechst diese angetroffen / sie wider vnder die Regimenter / worunter sie vor diesem Dienste gethan / vnd denselben noch verbunden weren / kommen vnd gegeben werden möchten: Als habe in Erwegung / das dieses der Billichkeit gemäß / vnd hierunder nichts vngebührendes gesucht werde / ihnen hiemit solches zusagen / vnd darzu helffen / versprechen wollen. VII. Als auch diese Regimenter in jetziger Postur vnd Zustand nicht bleiben können / als sollen auß ihnen allen vier Regimenter gemacht / vnd darüber von mir tüchtige Officirer bestellt / vnd darbey verordnet werden. VIII. Damit nun dieses alles steiff vnd vest gehalten werde / solle an seiten der Regimenter diese Capitulatiō mit einē leiblichē Eyd bekräfftiget; von mir aber mit eigner Hand vnderschrieben / vnd meinem Pittschafft besiegelt werden / Paderborn am 23 Augusti Anno 1647“.[965]

Doch auch Königsmarck hatte gegenüber Johan Oxenstierna[966] wieder Bedenken wegen der Übernahme der Weimarer in die schwedische Armee geäußert: „Euer Gräfflige Excellenz verbleiben meine bereitwillige dienste jederzeitt bevor undt werden außer zweiffell berichtet sein, waß Ihr Königliche Mayestätt, unser allergnedigste königin, sich nun zu zweyenmahlen gegen mich in gnaden der bey mir habenden regimenter erklehret undt dabey gnedigst bericht gethan, ich würde von Euer Gräffliger Excellenz dießerwegen communication zu pflegen. Wann ich nun den sachen nachdenckhe, so kan ich nicht sehen, wie Ihr Mayestätt befehlig einen gnuegen geschehe außer augenscheinlicher gefahr undt gentzlichen unttergang der regimenter, den einmahl ist gewiße, daß dieße leute dahin nicht wieder mit willen gehen. So werden auch die bey ihnen gemachte officire sich nicht darzue verstehen, sie darzue zue persuadiren, viellweniger mitt ihnen zue gehen, den ihre allte officiere seindt theillß hier gekommen undt machen die gemuether gegen die crohn Franckreich mit ihren discursen noch vollendtß verhaßet. Zuedehme so kan man auch keinen uberreden, weder in guete noch scherffe, daß sie einen einnzigen officier vonn ihren allten wiedernehmen, undt ich befurchte, da man ihnen dießes nur sollte anmuthen, so wurde eß einen newen uffstandt geben, da sie doch sonsten biß daher zimblich zufrieden sein geweßen. Meineß erachtenß wurdt die sache klug mußen anngefangen werden. Ich erwartte Ewer Gräfflige Excellentz meinungh“.[967]

Bekannt wurde die Gewalttätigkeit des 1648 in Nordfrankreich von Mazarin gegen die Spanier eingesetzten Regiments Rosen.

Im März 1649 wurde Rosen wegen erwiesener Unschuld in seine alte Stellung eingesetzt.

Nach jahrelangen Kämpfen wurde er zum französischen Kommandanten des Ober- und Unterelsass ernannt und mit der Herrschaft Bollweiler[968] belehnt. Er erwarb die Herrschaft Herrenstein[969] und baute ein Schloss in Dettweiler[970] [=> Abbildung rechts: Ralph Hammann] [971] das er 1651 gekauft hatte, wo er sich zur Ruhe setzte.

Er starb 1667 als Marschall Ludwigs XIV.[972]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. PÖHLMANN, Rosen.

[2] LEISTIKOW, Sperreuter, S. 36, Anm. 105; bei TISCHER, Französische Diplomatie, S. 486, um 1600.

[3] Ninigall: heute Päri, 8 km westlich vom Stadtkern von Fellin, heute Viljandi in Estland. Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Claus von Rosen, Hamburg.

[4] Dettweiler [Dettwiller, Dép. Bas-Rhin].

[5] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist und Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – und aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen und Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“.

Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.

[6] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[7] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen und dänischen Armee Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[8] Riga [Lettland].

[9] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. 1625 wurde er mit 908 Rt. monatlich in der dänischen Armee besoldet; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Rekompens erhielt er in der kaiserlichen und kurbayerischen Armee für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.

[10] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[11] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[12] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[13] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.

[14] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.

[15] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.

[16] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte oder wenn Fürbitte erfolgte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Interessant war in niederländischen Kriegsartikeln „die exakte Maßangabe, mit der das Verbrechen genau abgemessen werden konnte: Schuldig war, wer sich ‚weiter als ein Schoß von einem Canon‘ entfernt hatte (Nr. 14). In denselben Bereich fielen die Fälle, daß Söldner umherstreifen, um Vieh zu stehlen oder allgemein ‚vff die Freybeute‘ gehen (Nr. 16 und 32)“; KAISER, Niederländische Kriegsartikel, III. Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet  unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. JÜRGENS, Chronik, S. 525: „Den 11. Junii [21.6.1636; BW] läßt der Obrist Schlüter 3 ausgerissene Soldaten von Mützefahlen [Wilhelm Kaspar v. Metzfall; BW] Regiment ums Leben spielen, der geringste im werfen mußte hängen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte. Unter dem 23./2.4.3.1636 wird aus Leipzig berichtet; HEYDENREICH, Continuatio Der Leipzigischen Chronicke: „Den 23. dito, hat Hans von Dißkau / Oberster Leutenandt vnter dem Bünawischen Regiment / durch den Regiments Schultzen ein groß Patent / vnter dem Rathhause allhier / anhängen lassen / darinnen etlich hundert Soldaten / so aus zwey Regimentern entlauffen / auff den 5 Maij vors Kriegsrecht citiret worden. Ist aber bald darauff Ordinantz kommen / daß er mit seinem noch vorhandenen Volck auffbrechen / vnd nach Halla zur Armée sich begeben sollte. Welches auch den 27 dieses geschehen“. Die Bestrafung selbst war höchst unterschiedlich, in wenigen Fällen wurden auch Verstümmelungsstrafen verhängt; vgl. ROCH, Neue Lausitz’sche Böhm- und Schlesische Chronica, S. 296f.: „Anno 1641. den 28. Februar. ließ Major von Spiegel einen entlauffenen Mußquetirer zu Löwenberg auff dem Marckte bey der Justiz zwey Finger abhauen / die Ohren abschneiden / und von der Stadt verweisen“. Beihilfe zur Flucht wurde z. T. mit dem Tode bestraft, vgl. BÄHLER, Der bernische Jura, S. 111f.: „Ein Bürger von Courfaivre, der verdächtig war, einem Deserteur zur Flucht verholfen zu haben, wurde ohne weiteres enthauptet und sein Rumpf gepfählt. Soldaten, die sich als Frauen verkleidet hatten, fragten einen Bauern von Mervelier um den Weg ins Solothurnische; als dieser ihnen denselben wies, nahmen sie ihn gefangen und schlugenden ihm, weil angeblich zur Desertion verleitend, den Kopf ab“. Deserteure mussten bei der Kapitulation einer Stadt in der Regel zurückgelassen werden. Am 5.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas, jeder überlaufende Knecht solle einen ganzen Monats und Quartiergeld auf zwei Monate erhalte, er möge dies in geeigneter Form der Gegenseite bekannt machen; BAD‘URA; KOČĺ, Der große Kampf, S. 481, ein geringer Lohn bei einem derartig großen Risiko.

[17] ENGERISSER, Von Kronach, S. 172f. (die zur Zeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[18] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 170f.

[19] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.

[20] Lars [Laes] Graf Kagg(e) [Kache, Kaggin, Kaggi, Kago, Kalle, Kaach, Gaugk, Kiege] [1.5.1595 Kjellstorp-19./29.11.1661 Stockholm], schwedischer Reichsmarschall.

[21] Jaroslav Adam Schaffmann [Ssofman] v. Hemerles, auf Konarowicz und Weltrub [ -1669], schwedischer Obristleutnant, Obrist.

[22] Hameln [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 192ff.

[23] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.

[24] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f. Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200), dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Für unerlaubte Werbung drohte die Todesstrafe; MÜLLER, Unterpfalz, S. 63. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566-29.7.1637], berichtet zum April 1623; DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26.: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.

[25] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[26] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich, ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. sein Anteil aus Beute und Ranzionierung betrug pro 1.000 Rt. Erlös  59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.

[27] Rüdiger Balthasar [Rüdiger, Balthasar; Rudinger, Rhödinger, „Schwarzer Balthasar“; „Baltzer“] [ – ], schwedischer u. französischer Obrist.

[28] N Pfannkuchen [ – ], schwedischer Kapitän.

[29] WINTER, Möser, S. 39.

[30] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes und damit auch die Belastung einer Stadt bei dessen Einquartierung.

[31] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[32] SAGITTARIUS, Saalfeldische Historien, S. 345.

[33] SAGITTARIUS, Saalfeldische Historien, S. 345. Gräfenthal [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 161.

[34] Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.

[35] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].

[36] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[37] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[38] Doppelhaken, auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken.

[39] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 77.

[40] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[41] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Holks Faktotum.

[42] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung u. Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; HÖBELT, Von Nürdlingen bis Jankau; KILIÁN, Johann Matthias Gallas; REBITSCH; ÖHMAN, KILÍAN, 1648.

[43] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[44] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[45] Weida [LK Greiz]; HHSD IX, S. 471ff. 1633 durch Holk völlig zerstört.

[46] Altenburg, heute Ortsteil von Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 9.

[47] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen aber auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[48] Neustadt a. d. Orla [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 301f.

[49] Kahla [Saale-Holzland-Kreis]; HHSD IX, S. 227ff.

[50] spoliert: geplündert.

[51] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[52] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S. 35ff.

[53] Wittenberg [LK Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[54] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[55] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 246.

[56] Streitberg [Stadt Ebermannstadt, LK Forchheim]; HHSD VII, S. 726f.

[57] Muggendorf, heute Ortsteil der Gemeinde Wiesenttal [LK Forchheim].

[58] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[59] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.

[60] Burgkunstadt [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 117.

[61] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[62] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].

[63] Lippertsgrün [LK Naila].

[64] Hermesgrün, heute Ortsteil von Geroldsgrün [LK Hof].

[65] Langenbach, heute Ortsteil von Geroldsgrün [LK Hof].

[66] Kirchleus, heute Ortsteil von Kulmbach.

[67] Hans Christoph Muffel v. Ermreuth „uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannsbühl“ [ -1648] Amtshauptmann v. Kulmbach, Kommandant der Festung Plassenburg 1614-1636, Obristleutnant u. Obrist in brandenburg-kulmbachischen Diensten.

[68] Marktschorgast [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 430f.

[69] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst – als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Sie erhielten 4. Rt. pro Monat. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Vgl. auch die Einschätzung Herzog Friedrichs III. von Schleswig-Holstein-Gottorp; RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 39: „das landtvolckh ohngeubet zu fechten, kleinmüthig und verzagt sein, ihr hertz und muth zurück bei ihren hinterlassenen Eltern, Weib undt Kindern gelassen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 507 (1632): „Bald darauff sind die Bauern bewehret / und hinauff an Wald und Gräntzen verleget worden. Unter diesen waren ihr viel / die aus Mangel anderer Gewehr / Sensen an Stangen liesen machen / und darmit fort zogen / sie wurden aber zuvor am hindern Theil anders gerichtet / daß sie gerade wie Spiesse standen“.

Der niederrheinische katholische Chronist von Kempen und Dekan des Stifts Kaiserswerth, Johannes Wilmius [1585-1655]; WILMIUS, Chronicon, S. 115, über die Ernsthaftigkeit von Verteidigungsmaßnahmen: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt [Karl Rabenhaupt von Sucha (1602-1675); BW] Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Johann Konstantin v. Neukirch, gen. Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge“.Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.

[70] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.

[71] Wernstein [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 811.

[72] [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz, Schletzer] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.

[73] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.; nach Maximilian I. „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach steht und fällt das ganze Stift“ [zit. bei KUPFER, Forchheim, S. 64.].

[74] Feldstück: Im April 1629 gelang es der königlichen Gießerei Stockholm, den ersten Dreipfünder herzustellen, der mit 123 kg sehr beweglich war. Wenig später wurde das Gewicht sogar auf nur 116 kg reduziert. Der Name Regimentstücke für diese neue Feldartillerie blieb erhalten. Durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht [wikipedia]. „Kurtze Feld-Stücke haben zugespitzte Kammern, und sind kürtzer, wie die gewöhnlichen Stücke, schiessen eiserne Kugeln von 6. bis 10. Pfunden, auch allerhand Hagel- und Ketten-Kugeln. Die Regiments-Stücke schiessen 4. bis 6. Pfündige Kugeln“. FAESCH, Kriegs- Ingenieur – Artillerie- und See-Lexicon, Dresden 1735, S. 287. Wahrscheinlich ist hier oft die meist als Feldschlange bezeichnete „Halbe Schlange“ gemeint: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[75] Schwarzach, heute Ortsteil von Mainleus [LK Kulmbach].

[76] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[77] STICHT, Markgraf Christian, S. 153ff.

[78] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[79] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[80] Weidenberg [LK Bayreuth].

[81] Bindlach [LK Bayreuth].

[82] Goldkronach [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 240.

[83] Bad Berneck i. Fichtelgeb. [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 57f.

[84] Gefrees [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 228.

[85] Wernstein [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 811.

[86] Creussen [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 129.

[87] STICHT, Markgraf Christian, S. 171f.

[88] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[89] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute und Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[90] Weidenberg-Görau [LK Bayreuth].

[91] KLUGE, Hofer Chronik, S. 8.

[92] Gemeint ist die Oberpfalz.

[93] Scharmützel [schwed. skärmytsling, dän. skirmish]: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[94] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.

[95] Sturmleiter: Eskaladieren (Eskalade, frz.: escalader, escalade) bedeutet mittels Sturmleitern ersteigen, also die Ersteigung von Mauern oder steilen Böschungen. Dieses Gerät war ein wichtiges mittelalterliches Kriegsgerät und wurde in der Regel herangeführt. Häufig einholmig mit an der Spitze angebrachten Haken war es leicht und gut zu händeln. So sollten die Sturmkolonnen den Wall der Burg oder Festung auf Sturmleitern ersteigen, versuchen sich dort festzusetzen und das Tor von innen öffnen, um den Reserven den Weg frei zu machen [wikipedia].

[96] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren. Trommelschläger wurden z. T. als Übermittler bei Belagerungen oder Verhandlungen eingesetzt, ein durchaus gefährlicher Job, den sonst Trompeter ausübten. So schnitten 1642 aufständische Bauern einem schwedischen Trommler Nase, Ohren und die Finger ab, um zu zeigen, dass sie an Verhandlungen keinerlei Interesse hatten. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Sie sollen sich auf allerley Schläge / alß Lermen / Marsch / Versammlung / Troupen / Wacht / Rebell oder Travaille / verstehen / und allerley Marsch und frömder Völkeren Schlag können. Sie sollen nicht Narren und Possenreisser / sonder verständige Leuthe seyn, welche / so man zu dem Feind schicket / Gefangene zulösen: item / Befehl und Bottschaft zuverrichten: Briefe zuüberliefern / ihren Befehl verständig verrichten / auf alles was sie gefraget werden / vernünftig antworten / und was zu schaden gereichen möchte / verhälen / und die Heimlichkeit bey ihren Eiden niemandem offenbaren / sich nüchter halten / und so der Feind sie füllen / und ihnen mit starken trünken zusetzen wollte / solches verweigern und abschlagen: auch so sie gefraget wurden / davon schad entstehen möchte / sich entschuldigen / daß sie deren dingen keine wüssenschaft haben“. Ein Trommelschläger erhielt 1626 als Regimentstrommelschläger in der brandenburgischen Armee monatlich 12 fl. Das entsprach dem Jahreslohn eines Ochsenknechts.

[97] KLUGE, Hofer Chronik, S. 9.

[98] rächen.

[99] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf v. der Wahl [Waall, Wall] [1590-31.8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall. Die Angabe „Maximilian“ in dem Stick von Peter Aubry ist falsch.

[100] Bayreuth-Moritzhöfe, im Süden von Bayreuth.

[101] KLUGE, Hofer Chronik, S. 11.

[102] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[103] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.

[104] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[105] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[106] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvaguardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- und Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.

[107] BRAUN, Marktredwitz, S. 30f.

[108] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[109] Dietrich Freiherr v. Taube [Daube] zu Neukirchen [1594 Maardu [Estland]-29.1.1639 Dresden], kursächsischer Obrist.

[110] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[111] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.

[112] Miklós Forgách [Forgatz] Graf de Gýmeš [Ghymes] u. Gács [1586-1635], kaiserlicher Obrist.

[113] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[114] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[115] Beute ?

[116] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.

[117] Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[118] Johann Christoph v. u. zu Adelshofen [Adelshöfer, Adelshöffer, Adelßhoff, Adelzhoffen, Adelhoff] auf Trochtelfingen [ – Januar ? 1649], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[119] BRAUN, Marktredwitz, S. 30f. Braun datiert nach dem a. St. Vgl. dazu KLUGE, Hofer Chronik, S. 13.

[120] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.

[121] BRAUN, Marktredwitz, S. 33.

[122] Jan Karel [Johann Karl] Freiherr (1651) Přichovský z Přichovic [Prischoffsky,Pschioffsky, Psionsky, Prisiosky, Briovsky, Petzloffsky] [ -1660], kaiserlicher Obrist.

[123] Vgl. dazu KLUGE, Hofer, Chronik, S. 15.

[124] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Die von ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“. LUGE, Chronik, S. 38 (Greiffenberg 1634): „Den 8. Mai kam ein Trupp von 700 ungarischen Reitern hieher. Sie führten sich Anfangs bescheiden auf, machten dann aber auf dem Marktplatz Lärm, fielen in die vornehmsten Häuser, wo der geflüchtete Landadel wohnte und plünderten die Wohnungen. 30 Manns- und Weibspersonen wurden dabei erschlagen“. Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein 2. Bd., S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff  der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.

[125] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.

[126] KLUGE, Hofer Chronik, S. 15; Hirschberg an der Saale [Saale-Orla-Kreis].

[127] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[128] Viechtach [LK Regen]; HHSD VII, S. 770.

[129] Pressath [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[130] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 48.

[131] Waldeck, heute Stadtteil von Kenmath [LK Tischenreuth].

[132] Grafenwöhr [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[133] Eschenbach i. d. Opf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.

[134] Speinshart [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 706.

[135] Tirschenreuth [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 747f.

[136] Neumarkt in der Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 505f.

[137] Haunritz, heute Ortsteil von Weigendorf [LK Amberg-Sulzbach].

[138] Neidstein, heute Ortsteil von Etzelwang [LK Amberg-Sulzbach].

[139] Kirchenreinbach, heute Ortsteil von Etzelwang [LK Amberg-Sulzbach].

[140] Holnstein, heute Ortsteil von Berching [LK Neumarkt i. d. Opf.].

[141] Königstein [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 368.

[142] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 139; Michelfeld [Stadt Auerbach i. d. OPf, LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 446f.

[143] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[144] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[145] Nabburg [LK Nabburg], HHSD VII, S. 491f.

[146] Pfreimd [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 583.

[147] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 129, 137.

[148] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[149] Christian Markgraf v. Brandenburg-Bayreuth [30.1.1581 Cölln an der Spree-30.5.1655 Bayreuth]. Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.

[150] STICHT, Markgraf Christian, S. 174.

[151] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[152] Hans Adam v. u. zu Karpf [Karpff, Karpffen, Karpen] [ -1663 ?], schwedisch-französischer Obrist.

[153] Bärnau [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 73.

[154] [Ober-]Sandau [Horní Žandov] heute Ortsteil von Dolní Žandov [Bez. Cheb].

[155] Bad Königswart [Lázně Kynžvart, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 20f.

[156] BRAUN, Marktredwitz, S. 38.

[157] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[158] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[159] Großkonreuth, heute Ortsteil von Mähring [LK Tirschenreuth].

[160] Marienbad [Mariánské Lázně, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. S. 367f.

[161] ENGERISSER, Von Kronach, S. 231.

[162] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[163] Roth [LK Roth]; HHSD VII, S. 634f.

[164] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[165] Scharmützel [schwed. skärmytsling, dän. skirmish]: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[166] Velburg [LK Neumarkt OPf.]; HHSD VII, S. 766f.

[167] ENGERISSER, Von Kronach, S. 265.

[168] Sulzbach-Rosenberg [LK Sulzbach-Rosenberg]; HHSD VII, S. 728ff.

[169] Amberg, HHSD VII, S. 20ff.

[170] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.

[171] Plech, unter Velden [LK Nürnberger Land]; S. 768.

[172] Archives Municipales de Strasbourg.

[173] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[174] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[175] extremis conatis: mit außerordentlichen Wagnissen.

[176] Gustav Karlsson Horn af Kanckas, Greve af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], Feldmarschall. Schwiegersohn Axel Oxenstiernas, hatte in Jena, Tübingen u. Rostock studiert u. galt als integrer, nobler Offizier, schwedischer Feldmarschall (seit 1628). Am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, am 9.3.1632 Niederlage gegen Tilly in Bamberg. In den folgenden beiden Jahren Kampf gegen Aldringen in Süddeutschland, Oberschwaben, im Breisgau u. im Elsass. Vgl. auch EISELEIN, Geschichte, S. 174ff. Am 6.9.1634 in der Schlacht bei Nördlingen in Gefangenschaft geraten, blieb Horn auf Betreiben Maximilians I. v. Bayern u. wegen der Weigerung der schwedischen Regierung, die geforderte Summe zu seiner Auslösung aufzubringen, sieben Jahre in Ingolstadt u. der Feste Burghausen in Haft. Am 24.3.1642 wurde er gegen Johann v. Werth, Graf Hans Christoph v. Puchheim u. Lorenz v. Hofkirchen ausgetauscht. Anschließend kehrte er nach Schweden zurück, wurde Oberbefehlshaber der Truppen in Südschweden, 1651 Militärgouverneur in Livland u. Präsident des Kriegskollegiums, 1653 Reichsmarschall. NORDISK FAMILJEBOK Bd. 11, 1909, S. 1115-1116; HOFBERG Bd. 2, S. 518f.; HUSCHKE, Herzog Wilhelm. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.

[177] Vgl. LAHRKAMP, Johann von Werth.

[178] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[179] exercitu: Heer.

[180] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[181] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.

[182] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[183] Bresche [Brescha, Breche, brescia, bresica, Presse]: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde [ENGERISSER].

[184] Sack und Pack: Sack und Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.

[185] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[186] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.

[187] Archives Municipales de Strasbourg AA 1065.

[188] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[189] Johann Graf v. Aldringen [Aldringer, Altringer] [10.12.1588 Diedenhofen-22.7.1634 Landshut], ligistischer Obrist, später kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr.

[190] Sulzbach-Rosenberg [LK Sulzbach-Rosenberg]; HHSD VII, S. 728ff.

[191] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 151.

[192] Freising [LK Freising]; HHSD VII, S. 209ff.

[193] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee bzw. den Kommandeuren willkürlich festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das Abbrennen ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern, die von den Offizieren möglichst hoch festgelegt wurde, um sich dann auf die von ihnen beabsichtigte Summe herunter handeln zu lassen. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.

[194] Veit Adam v. Gepeckh [10.4. oder 15.6.1584 auf Schloss Arnbach bei Dachau-8.12.1651 Freising], 1618-1651 Fürstbischof v. Freising. Vgl. WEBER, Veit Adam von Gepeckh.

[195] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren und Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[195]Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.

[196] WEBER, Gepeckh, S. 120f.

[197] Reutlingen [LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 656ff.

[198] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[199] Walter Graf v. Butler [Buttler, Büttler, Puttler, Buteler, Budtler, Budler] [um 1600-25.12.1634 Schorndorf], kaiserlicher Obrist.

[200] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], mansfeldischer Obrist, dänischer, dann schwedischer General.

[201] Schorndorf [Rems-Murr-Kreis]; HHSD VI, S. 714f.

[202] Kirchzell [LK Miltenberg].

[203] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[204] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.

[205] ENGERISSER, Von Kronach, S. 353f.

[206] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.

[207] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist. Im „THEATRUM EUROPAEUM“, z. B. Bd. 4, S. 200, 602, als Vetter bezeichnet, desgleichen bei GONZENBACH, Erlach, S. 144, 465; ROMMEL, Geschichte von Hessen Bd. 4, Teil 4, S. 598; REDLICH, German Enterpriser I, S. 382.

[208] Wilhelm v. der (den) Brink [Princk, Brinken, Brücken] [ -13.10.1637], schwedischer, zuletzt kaiserlicher Obrist.

[209] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist. Vgl. BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 103ff.

[210] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. Kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[211] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[212] Hanau [Main-Kinzig-Kreis; HHSD IV, S. 199ff.

[213] archibusieren: zur Strafe mit einer Arkebuse erschießen, im Militärrecht als Strafe für untere Dienstränge (z. B. Art. 43 des schwedischen Militärrechts) vorgesehen, noch nach dem Dreißigjährigen Krieg üblich; GÖRLICH, Geschichte, S. 501. HERBST berichtet in seiner Chronik von Greiffenberg: „1649 den 3. Novemb. seiner Diebereÿ auf dem Markte Archibusiret, und nieder geschoßen, und weill er die ersten 2 Schüße nicht recht troffen worden, stund er wieder auf, und hätte sich lieber loß gemacht ward aber also balde wieder vor den Kopff geschoßen, und alßo hingerichtet“. HERBST, Chronik, S. 50. Gefangene Soldaten, die sich nicht unterstecken lassen wollten, wurden ebenfalls arkebusiert. Vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 174 (1634), S. 359 (1638). GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268 [1642]: „In solcher Zeit hat ein Reuter einen armen Taglöhner, Linhard Schleichern, auff dem Unter-Rasen über seiner Arbeit mit vielen Hieben und Stichen dergestalt ohne einige gegebene Ursach verwundet, daß er vor tod herein getragen worden, gleichwol durch Gottes Gnad und angewänden Fleiß der Wund-Aertzte wieder zu recht gebracht, der Reuter aber ist, andern zum Abscheu, auff dem Marckt allhier archibusiret worden“. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 591 (1641): „Solchemnach haben wir Vrsach den Wege auch nach dem vnterRhein vnnd zum Theil in Westphalen zunehmen: Da vns dann ein historia jocoseria [spaßhaftes Ereignis], oder lächerlichen ernstes / von einē Eppischen Soldaten / der Nation ein Curländer so im Ende voriges Jahrs zu Söest vermög ergangenen Gerichts hat hangen sollen / aber archibusiret zu werden immer gebetten / vorkom̃et: Welcher vber dieser Execution an Galgen kommen / vnd schon im erworgen gewesen / dene der Scharpffrichter für tod gehalten / aber eine eylende Post kommet / er solle archibusiret werden: als ihn nun der Hencker auff ernstliches zusprechen der Vmbstehenden werden: als loß geschnitten gehabt / vnd er mit Wasser angesprützet worden / ist er wider zu sich selbsten kommen / vnnd den fragenden Vmbstehenden sagen wollen / wie ihm gewesen seye / hat er geantwortet / daß er es nicht wisse / sondern ihm seye nunmehr / als wann er auß einem tieffen schlaff kommen were: Darauff der Obr. Eppe ihm das Leben geschenckt“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger über Vorgänge in der Festung Hohenasperg (29.10.1634); BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S.216f.: „Hat man Cammer Recht gehalten über einen Soldaten von herrn Maiors Flersheims Compagnj, welcher sich dem Officier widersetzt, und die Musqueten ihme entgegen gesetzt, der ist condemniert worden, daß die Musquetierer ihne archibusieren solten, Ihme ist eiin Prediger zugeben worden, der ihne trösten sollte, Er hatt aber ganz und gar nichts betten kennen, ist demnach auff den platz gefüert, an die ufgerichte Saul hingesezt, und ihme die Augen verbunden werden, alsdann hat das Adenliche frawenzimmer ihne erbetten, darauff ihme gnad widerfahren, und das leben geschenckt worden, dergestalt, daß er abends, als die hauptwacht auffgefüert worden, dreymal durch die Spißruoten gejagt, hernacher aber wider unter der Soldatesca geduldet worden“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger über Vorgänge in der Festung Hohenasperg (17.2.1635); BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 258: „Haben 6. Rheingrävische Musquetierer von der Leib Compagni mit einander umbs Leben spihlen müessen, weil sie Truchen geplündert, dann einer musste davon sterben, hats verspihlt ein Junger kerle auß der undern Pfaltz gebürtig, der auch gleich archibusiert worden, die andere aber seind auff den abend durch die Spißruoten geiagt worden“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger über Vorgänge in der Festung Hohenasperg (11.3.1635), BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 266: „Vormittag ist die Execution gegen erstgemelten 2. Roßdieben fürgenommen worden, die haben miteinander sphilen müssen, deren der eine 11. der andere 8. geworffen, dieser letste war aus der Gravschafft Mümpelgart, und wurde gleich darauf archibusiert: der ander aber nach mittag durch die Spßruoten geiagt“. Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete.

[214] WAAS, Chroniken, S. 142f.

[215] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[216] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.

[217] Assenheim, heute Ortsteil von Niddatal [Wetteraukreis]; HHSD IV, S. 16f.

[218] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 382f.

[219] Frankenthal, HHSD V, S. 100ff.

[220] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.

[221] Sinsheim [Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 745ff.

[222] Christoph Schlegel [ – ], kurbayerischer Leutnant.

[223] Raymond d’Espaigne [La Spagne, Espagny, Despania] [ – Juli oder August 1640], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.

[224] Schwaigern [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 729f.

[225] Eppingen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S.184f.

[226] MAIER, Unterpfalz, S. 274f.

[227] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.

[228] Philipp Graf v. Pappenheim-Alesheim [ – ], kaiserlicher Obrist.

[229] Bartholomäus Freiherr v. Hartenberg [Hartenberg] [ -27./28.11.1635 Heidelberg], kaiserlicher Obrist.

[230] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v.Hofkirchen [ ? -Anfang 1656], schwedischer Generalleutnant.

[231] N Zillhardt [Zillehardt, Zillnhardt] [ – ], schwedischer Obrist.

[232] Standarte: Bezeichnung für die auch bei der Reiterei üblichen Fähnlein: die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10–15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.

[233] CHEMNITZ, Königl. Schwedischer […] Kriegs Ander Theil, S. 702.

[234] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg – 12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.

[235] Raymond d’Espaigne [La Spagne, Espagny, Despania] [ – Juli oder August 1640], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.

[236] MARTENS, Geschichte, S. 384f.

[237] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[238] Gustavsburg [Gem. Ginsheim-Gustavsburg, Kreis Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 193.

[239] Bischofsheim, erwähnt unter Gersfeld [Kreis Fulda]; HHSD IV, S. 171f.

[240] Wenzel Eusebius Ft v. Lobkowitz (1609-1677; 1636 HKP, 1640 GFZM, 1644 Vizepräs. des HKR, nach Schlicks Rücktritt Vorsitz, 1645 GR, 1647 FM, 1650-1655 HKR-Präs., 1665-1674 Obersthofmeister, 1669 Erster Minister, 1674 gestürzt; ADB 19, 52) führte ein erst 1632 angeworbenes ksl. Rgt; DBBTI V, Nr. 198, 197. Vgl. die Biographie v. WOLF, Lobkowitz; GMELINE; BARKER, Army, S. 112-117; SCHWARZ, Privy Council, S. 289f.

[241] Rüsselsheim [Kreis Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 392f.

[242] Die hess.-darmstädt. Festung Rüsselsheim war im Vertrag v. Höchst (29.11.1631) den Schweden übergeben worden, wobei Rüs-selsheim ad tempus behalten u. danach wieder an Georg II. v. Hessen-Darmstadt, der in seiner bisherigen Neutralität verblieb, zurückgegeben werden sollte. Nach GAs Tod wurde die Festung gegen hohe Kriegssteuern u. unter Wahrung der Neutralität 1633 dem Lgf übergeben. Nach Fertigstellung der Gustavsburg hatte sie ohnehin an Bedeutung verloren. Im Dez. 1634 zogen ksl. Truppen sengend u. brennend durch das Gebiet Georgs II. Gallas verlangte v. ihm die Einräumung Rüsselsheims unter den gleichen Bedingungen, wie sie Georg II. den Schweden hatte gewähren müssen. Selbst eine Appellation des Landgrafen an Ferdinand II. blieb ergebnislos. Der Befehl zum Angriff war bereits erteilt, als Georg II. sich zur Übergabe entschloss. Doch war die Einquartierung einer ksl. Garnison durch deren erzwungenen Rückzug zunächst verhindert worden. STURMFELS, S. 26ff.

[243] Zu den frz.-schwed. Operationen vgl. allgem. ARNOLDSSON. Die Motivation des schwed. Heeres scheint auch in anderen Opeationsgebieten denkbar schlecht gewesen zu sein. Nach PRESS, Kriege, S. 234, wurde Oxenstierna im August 1635 vom meuternden Soldaten zeitweise als Geisel festgesetzt und gezwungen zu versprechen, dass die Befriedigung ihrer Ansprüche Teil eines Friedensschlusses sein sollten.

[244] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[245] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].

[246] Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.

[247] Sachsenhausen, heute Stadtteil von Frankfurt/M., HSSD IV, S. 126ff.

[248] Schanzkörbe: Aus Weidengeflecht hergestellte hohe Körbe, die mit Erde gefüllt vor Geschützstellungen und Schanzen zur Deckung der Soldaten gegen feindliches Feuer aufgestellt wurden. Die Herstellung dieser Körbe, zwangsweise wurden auch Bürger und Bauern herangezogen, leitete ebenso wie den Schanzenbau der sogenannte Schanzmeister.

[249] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 . Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.

[250] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr (1634), Graf (1649) v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590-13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.

[251] Andreas Matthias Kehraus [Kerauß, Kehrauß] [ -24.2.1636 Straßburg], kaiserlicher Obrist.

[252] Butzbach [Wetterau-Kreis]; HHSD IV, S. 73f.

[253] Claus Dietrich Freiherr v. Sperreuter [Sperreut, Stierreuth] [um 1600 Walsrode-9./20.1.1653 Innsbruck], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, ab 1646 venetianischer Generalmajor. Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[254] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.

[255] 300.000 Rt.

[256] Kartaune: Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5-19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[257] Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 bzw. 30 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis.

[258] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[259] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[260] Bartold [Berthold] Hartwig [Bartle Hartwigle] v. Bülow [Bilau, Billau, Pilau, Bullau] auf Hundorf [7.4.1611-19.11.1667 Wolgast], schwedischer Obrist. Nach http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16223 am 19.10.1667 in Wolgast verstorben.

[261] Höchst, heute Stadtteil von Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 226ff.

[262] RIECK, Frankfurt, S. 170ff.

[263] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[264] Sir James Ramsey „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.

[265] GEYSO, Beiträge III, S. 52.

[266] Zweibrücken; HHSD V, S. 419ff.; vgl. PÖHLMANN, Reinhold von Rosen.

[267] Metz [Bistum u. Stadt], Herzogtum Lothringen.

[268] Jean Louis de Nogaret de La Valette [Mai 1554 Schloss Caumont-13.1.1642 Loches], französischer Colonel général.

[269] Saarbrücken; HHSD V, S. 315ff.

[270] Im Teuerungsjahr 1637 schrieb Werth: Man habe die Dörfer u. Ämter der Pfalz u. des Landes Baden um Lebensmittel angreifen müssen, „aus hogster Not und Armut, wan man die Regimenter nicht zumal sterben und verderben lassen wollen […], wobei sie also erseugert [ausgesogen], daß nichts als verwüstete und abgerissene Häuser aller derer Orter mehr zu finden und die armen wenig vorhandenen Unterthanen diesen Winter noch selbst Hungers sterben müssen“. Zit. bei HÜTTE, Not, S. 28.

[271] Limbach [LK Saarlouis]; HHSD V, S. 204.

[272] Wallerfangen [LK Saarlouis]; HHSD V, S. 393f.

[273] Tholey [LK St. Wendel], HHSD V, S. 369f.

[274] Vgl. die Klagen Leopold Wilhelms, Wien, 1635 VII 07, über die Ausschreitungen lothringischer Truppen in Gebweiler (Guebwiller, Dép. Haut-Rhin); BAD‘URA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 109, S. 55: Ferdinand von Ungarn an Rudolf Graf Colloredo, Horneck, 1635 IX 24.

[275] St. Wendel; HHSD V, S. 333f.

[276] Ettenheim [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 198f.

[277] Rheinau [Ortenaukreis].

[278] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.], Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[279] N Caldenbach [Kaltenbach, Calmbach, Callenbach] [ – ], schwedischer Obrist.

[280] Achille de Longueval, sieur de Manicamp [ – ], französischer lieutenant-général.

[281] Wittenweier, heute Ortsteil von Schwanau [Ortenaukreis].

[282] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[283] Armand Jean du Plessis, cardinal de Richelieu [9.9.1585 Paris-4.12.1642 Paris], französischer Kardinal u. Politiker.

[284] LAHRKAMP, Werth, S. 81, Anm. 13.

[285] Michael Heinrich Lüdinghausen, gen. Wolff [ -Sept. 1637], kurbayerischer Obrist.

[286] Obristwachtmeister [schwed. major, dän. oberst sergent]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. – nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm  bei der Infanterie 240 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. 320 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , also 600 fl. (900 R.) jährlich, was 1634 dem Monatssold eines Obristen entsprach oder dem Jahresgehalt eines bayerischen Hofrats – entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.

[287] N v. Opel [ – ], kurbayerischer Obristwachtmeister.

[288] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“ [Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.

[289] Schuttern [Gem. Friesenheim, Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 718f.

[290] LAHRKAMP, Werth, S. 80ff.

[291] http://www.zedler-lexikon.de.

[292] Vgl. PÖHLMANN, Reinhold von Rosen.

[293] Bollweiler [Bollwiller, Dép. Haut-Rhin].

[294] Ensisheim [Anze, Dép. Haut-Rhin].

[295] LEISTIKOW, Sperreuter, S. 36f.

[296] Säckingen [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 46ff.

[297] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich, ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. sein Anteil aus Beute und Ranzionierung betrug pro 1.000 Rt. Erlös  59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.

[298] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren. Trommelschläger wurden z. T. als Übermittler bei Belagerungen oder Verhandlungen eingesetzt, ein durchaus gefährlicher Job, den sonst Trompeter ausübten. So schnitten 1642 aufständische Bauern einem schwedischen Trommler Nase, Ohren und die Finger ab, um zu zeigen, dass sie an Verhandlungen keinerlei Interesse hatten; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Sie sollen sich auf allerley Schläge / alß Lermen / Marsch / Versammlung / Troupen / Wacht / Rebell oder Travaille / verstehen / und allerley Marsch und frömder Völkeren Schlag können. Sie sollen nicht Narren und Possenreisser / sonder verständige Leuthe seyn, welche / so man zu dem Feind schicket / Gefangene zulösen: item / Befehl und Bottschaft zuverrichten: Briefe zuüberliefern / ihren Befehl verständig verrichten / auf alles was sie gefraget werden / vernünftig antworten / und was zu schaden gereichen möchte / verhälen / und die Heimlichkeit bey ihren Eiden niemandem offenbaren / sich nüchter halten / und so der Feind sie füllen / und ihnen mit starken trünken zusetzen wollte / solches verweigern und abschlagen: auch so sie gefraget wurden / davon schad entstehen möchte / sich entschuldigen / daß sie deren dingen keine wüssenschaft haben“. Ein Trommelschläger erhielt 1626 als Regimentstrommelschläger in der brandenburgischen Armee monatlich 12 fl.

[299] Fahrt: Fähre.

[300] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[301] Wolf [Wulff] v. Schönbeck [Schonebeck, „Schorbeck“] [ – ], schwedischer Obristleutnant bzw. französischer Obrist, Generalmajor.

[302] Laufenburg/Baden [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 455f.

[303] N Weikersheim [Weikersheimb] [ – ], kaiserlicher Offizier.

[304] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636).

[305] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren. Zum Teil wurden Soldaten durch Sonderzahlungen zu dieser unter Umständen lebensgefährlichen Tätigkeit gebracht; THEATRUM EUROPEUM 5. Bd. S. 535 (1644). FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[306] Thomas Henderson [Henderssohn, Hintersohn, Hinderson, Hinderzon, Hintersohn] [ -August ? 1645], kaiserlicher Obrist.

[307] [Hans] Johann Ulrich Freiherr v. Bissingen [Bissinger] [ -1658], kaiserlicher Obrist.

[308] Entreprise: Unternehmen.

[309] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641], Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten. ??

[310] recontriert: ein Treffen geliefert, gekämpft.

[311] LEUPOLD, Journal, S. 298f.

[312] Überlingen [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 807f.

[313] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.

[314] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.

[315] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.

[316] Montierung: Montierung war die Ausrüstung eines Reiters oder die von Einwohnern auch verlangte Neuausrüstung (Remontierung) eines Reiters, vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd lOth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“. Der Schuster Heberle hält für September 1646 fest, ZILLHARDT, Zeytregister, S. 209f.: „Weil nur die Schwedischen mehr umb und bey der stat gelegen als die Keysserischen, haben die heren von Ulm den Schwedischen vüll mentel und  schuo machen lassen umb das gelt“. Dabei wurde 1 Mantel mit 9 fl., ein Pferd mit 60 fl. veranschlagt. Der Verlust der Montierung z. B. bei der Eroberung einer Stadt durch den Feind war gleichbedeutend mit dem Abstieg innerhalb der militärischen Hierarchie zum einfachen Soldaten. Allerdings wurden Reiterregimentier, die sich nicht bewährt hatten, durch Wegnahme der Pferde und der Waffen zu Infanteristen degradiert, so etwa unter Borri vor Olmütz 1643; CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Krieges 4. Teil, 3. Buch, S. 39: „Vnter denen verhielten zweyhundert Österreichische Reuter sich in einer Occasion nicht allerdings, wie ihnen gebühret: Daher Er sie abgesetzet zu fußknechten, vnd mit ihren pferden vnd gewehr drey vnberittene Sperreuterische Compagnien wieder beritten gemachet“.

[317] SEMLER, Tagebücher, S. 351f.

[318] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].

[319] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.

[320] STEMMLER, Tagebuch 2. Bd., S. 739 (2. Auflage 1984, heute noch erhältlich bei Stabsstelle Archiv von 79002 Villingen-Schwenningen).

[321] Waldshut [W.-Tiengen, LK Waldshut]; HHSD VI, S. 850f.

[322] STEMMLER, Tagebuch 2. Bd., S. 747f.

[323] Schlacht bei Wittenweier am 30.7./9.8.1638: Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar schlägt die kaiserliche Armee unter Graf Johann von Götz und Federigo Duca di Savelli bei Wittenweier im Breisgau. Die Truppen Bernhards erbeuteten 12 Stück Geschütz, 60 Fahnen und die gesamte Bagage der Gegner. Dazu blieben 1500 Mann tot oder verwundet auf dem Schlachtfeld, 1300 gingen in Gefangenschaft. Auf protestantischer Seite zählte man etwa 600 Tote und 1000 Verwundete. => Quelle 5.

[324] Denzlingen [LK Emmendingen].

[325] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[326] Kenzingen [LK Emmendingen]; HHSD VI, S. 397f.

[327] Schuttern [Gem. Friesenheim, Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 718f.

[328] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute und Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[329] Federigo Duca di Savelli, Signore di Poggio, Principe d’Albano, (auch Friedrich Herzog v. Savelli) [Rom vor 1600-19.12.1649], kaiserlicher Feldmarschall.

[330] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[331] Friesenheim [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 718f.

[332] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.

[333] spargierter: verbreiteter.

[334] Mahlberg [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 496f.

[335] Lukas 19, 41-44.

[336] Kavallier: I. Bezeichnung für einen Ritterbruder des Deutschen Ordens. Jeder zum Ritter geschlagene Mann konnte in der Anfangszeit mit dem Profess unter dem Beistand eines glaubwürdigen Bürgen zum Ordensritter avancieren. Später war die Würde eines Ritters allerdings Adligen vorbehalten. II. ursprünglich für Reiter, später für einen Ritter oder einen Mann ritterlicher, d. h. adliger Herkunft verwendet, dann mehr Höflichkeitsfloskel.

[337] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[338] filiren: einzeln hintereinander gehen oder reiten.

[339] Friedrich Ludwig Chanovsky [Chanowsky, Canoffsky, Canofski, Canoski, Canoffsgi, Conofsgy, Kanofsky, Kanofski, Kanofzgi, Kohafzi] v. Langendorf [2.2.1592 Heidelberg-24.11.1645 Strasbourg], schwedisch-weimarischer Obrist.

[340] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641], Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.

[341] N [Moritz ?] Freiherr v. Putbus [Puttbuß] [ – ], weimarischer Obrist.

[342] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[343] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.

[344] Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB].

[345] Feldstück: Im April 1629 gelang es der königlichen Gießerei Stockholm, den ersten Dreipfünder herzustellen, der mit 123 kg sehr beweglich war. Wenig später wurde das Gewicht sogar auf nur 116 kg reduziert. Der Name Regimentstücke für diese neue Feldartillerie blieb erhalten. Durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht [wikipedia]. „Kurtze Feld-Stücke haben zugespitzte Kammern, und sind kürtzer, wie die gewöhnlichen Stücke, schiessen eiserne Kugeln von 6. bis 10. Pfunden, auch allerhand Hagel- und Ketten-Kugeln. Die Regiments-Stücke schiessen 4. bis 6. Pfündige Kugeln“. FAESCH, Kriegs- Ingenieur – Artillerie- und See-Lexicon, Dresden 1735, S. 287. Wahrscheinlich ist hier oft die meist als Feldschlange bezeichnete „Halbe Schlange“ gemeint: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[346] Konstabel [schwed. konstapel, dän. konstabel]: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.

[347] Handlanger („handlangere“): Bezeichnung für den Assistenten des Geschützmeisters („konstapel“) in der schwedischen Armee.

[348] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[349] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.

[350] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.

[351] Heinrich Christoph Gayling [Gehling, Geiling] v. Altheim zu Hauenstein u. Bobenhausen [1604-20.12.1654], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[352] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[353] Melchior Freiherr v. Reinach [ -August 1640 Hersfeld], kurbayerischer Obrist.

[354] Oberkirch [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 587f.

[355] Kniebis [LK Freudenstadt]; HHSD VI, S. 412.

[356] Böller: kleiner Mörser; GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 2, Sp. 233: „boler, doch heute im sinne von mörser, aus dem feuerkugeln geworfen werden, auch kleiner kanonen. Man schreibt auch pöller“.

[357] Falkone: vergleichbar mit der halben Schlange, hatte ein 30faches Kaliber und daher auch ein leichteres Rohr von ca. 14-20 Zentnern und ein Gesamtgewicht von 22-30 Zentnern. Als Vorspann benötigte man 6-8 Pferde.

[358] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt.

[359] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.

[360] Johann [Jan] Seneschal [Seneschall, „Schönschal“] [ – ], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.

[361] N Meusel [ -9.8.1638 bei Wittenweier], kaiserlicher Obrist.

[362] Moritz v. Haxthausen [ -9.8.1638 bei Wittenweier], kaiserlicher Obrist.

[363] Gottfried v. Salis [Sales, Soles] [ -9.8.1638 bei Wittenweier], kaiserlicher Obristleutnant.

[364] Johann Thomas [Giovanni Tommaso] Freiherr v. Brisigello [Brisighell, Brisigell, Brüsegell, Brüßigäll, Bleisiegel, Presigiel, Prisingell] [ca. 1600-1652], kaiserlicher Obrist.

[365] Stephan v. Alber [Albrecht, Albers] [ -9.8.1638 bei Wittenweier], ligistischer Obrist.

[366] Johann] Ferdinand Freiherr v. Puech [du Puich (Puck), du Puis, Pucher, Pais] [zwischen 1610 und 1612-19.11.1685], kurbayerischer Obrist.

[367] [Johann] Wilhelm [Wennemar] v. Epp[e] [ -Dezember 1643], ligistischer, dann hessen-kasselischer, kaiserlicher Obrist.

[368] Carl Freiherr v. Limbach [Limpach] [ -9.8.1638 bei Wittenweier], schwedischer Obristleutnant, kaiserlicher Obrist.

[369] Hans Jakob v. Edelstetten [Edlinstetten, Edlinstett] [ -23.2.1647 Memmingen], kurbayerischer Obrist.

[370] Kornett: die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold; nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460;  z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). => Fähnrich; Fahne.

[371] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als Fähnrich einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.

[372] N Vivario [ -9.8.1638 bei Wittenweier] kaiserlicher Obristwachtmeister.

[373] Quartiermeister [schwed. kvartermästare, dän. kvartermester]: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt – In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 80 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15) – , war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Von 1.000 Rt. Beute und Ranzionsgeldern standen ihm 26 Rt. 51 Alb. 3 Heller zu. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd  f ü r  m i c h  e i n e s  guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“. Zudem führten Quartiermeister auch kleine Streifkorps an.

[374] N Weyerheim [ -9.8.1638 bei Wittenweier], schwedischer Major.

[375] N Vitzthum v. Eckstädt [ -9.8.1638 bei Wittenweier], weimarischer Major.

[376] Philipp Eustachius Freiherr v. u. zu Hattstein [Hatstein, Hatzstein, Hedtstein] [ -3.8.1644], weimarischer Obrist.

[377] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti] : dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt von 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen und bei den Schweden besser besoldet.

[378] Carl Didriksson [Karl Dirichson] Ruuth [Ruth, Rat, Ratt, Rutt, Rutten, Rust, Rueth, Rhut, Rut, Roth, Rotten] [24.6.1592 Hornhatt-3.2.1656 Elbing], finnischer Obrist.

[379] Arvid (Alexander, Artweh) Freiherr v. Forbes [Fin-Forbes, Finnesse-Forbes, Forbes den Aldre, Forbus, Forbusch, Vohrbuß, Vohrbris, Vorbusch, Forburg, „Sorbus“] [15.1.1598 Borgå, Finnland-20.1.1665 Stettin], schwedischer Generalmajor. MURDOCH, SSNE ID: 2227

[380] Hans Georg v. Rotenhan [1595-1638 Strassburg], weimarischer Obrist.

[381] Johann Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm-Kyrburg [1611-24.5.1641 bei Quedlinburg gefallen], weimarischer Obristleutnant, nach Bernhards v. Weimar Tod unter Taupadel. Vgl. http://www.portraitindex.de/documents/obj/34800079.

[382] Friedrich Wolfgang v. Fleck[h]enstein [ -15.6.1674], französischer Generalmajor.

[383] Johann v. Rosen, genannt der „Lahme“ [ -15.12.1650], schwedisch-französischer Obristleutnant, Obrist.

[384] N Prestin [ – ], weimarischer Major.

[385] Walstatt, „Wahlstitte“: Schlachtfeld, Kampfplatz, ursprünglich mhd. „Leichenfeld“, „von Leichen bedecktes Schlachtfeld“ oder überhaupt „Ort, wo gekämpft worden ist“; DWB Bd. 27, Sp. 1360, 62.

[386] Te Deum laudamus: Ambrosianische Lobgesang, an Festtagen zum Schluss der Matutin gesungen, in Luthers Fassung „Herr Gott, Dich loben wir“.

[387] Relation oder gründliche Erzehlung / Wie die Ernstliche Feldt=Schlacht / so den 30 Julii Alten Calenders / dieses 1638 Jahrs / nahend dem Dorff Wittenweyher in dem Preißgaw am Rheinstrom / vorgegangen / sich Erstlich zugetragen / vnd endlich nach Gottes Willen geendet. Gedruckt im Jahr 1638 [Stadtbibliothek Ulm 1880].

[388] RÖSE, Bernhard von Weimar Bd. 2, Nr. 57.

[389] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant. Vgl. GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach und Castelen; ROGGER, Erlach, Hans Ludwig.

[390] Salem [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.

[391] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.

[392] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. MARX mdsz.thulb.uni-jena.de] starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de]  lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de]. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Zur Pest in Wismar (1630) heißt es: BALCK, Wismar, S. 50f.: „Auf Wallensteins Anordnung wurden Gegenmaßregeln getroffen: Der Stadtsyndikus erhielt den Auftrag zur Beschaffung der notwendigen Heilmittel, außerdem wurde ein Pestbarbier angenommen, die infizierten Häuser, Buden und Keller wurden gesperrt, Pflegerinnen und auch besondere Totengräber bestellt. Trotzdem erlosch die Seuche nicht, was man vor allem auf die Fahrlässigkeit und Gleichgültigkeit der Soldaten schob. Sie begruben ihre Toten zum Teil selbst, Kranke stiegen aus den Fenstern ihres Quartiers und besuchten Gesunde, die ihrerseits auch wieder zu den Kranken kamen; ja sie nahmen sogar die Kleider der Gestorbenen an sich. Deshalb wurden auf Wengerskys Befehl vom 4./14. Januar 1630 die Kranken durch besondere Abzeichen kenntlich gemacht, ferner von jedem Regiment ein Feldscherer bestellt und, soweit nötig, die infizierten Häuser durch Posten bewacht. Am 16. August 1630 ordnete schließlich [der kaiserliche Kommandierende; BW] Gramb an, daß 12 wüste Häuser, auf jede Kompagnie eins, bestimmt werden sollten, in denen dann die infizierten Soldaten zu isolieren seien“.Aus Schweinfurt wird 1628 berichtet; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 377 (Datierung nach dem a. St.): „Der Rath ließ am 27. December bekannt machen: Daß diejenigen, welche mit der jetzt grassirenden Pest entweder persönlich angesteckt, oder nur aus angesteckten Häusern und Orten wären; sich der gemeinen Badstuben und anderer gemeinen Versammlungen äussern und enthalten sollten“. Auf die seltsamste Weise versuchte man sich übrigens damals vor Ansteckung zu schützen: So legte man frisches, warmes Brot auf die Toten und im Sterbezimmer wurden Zwiebeln aufgehängt, da man glaubte, beides ziehe das Pestgift aus der Luft“ [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700]. Die Kurfürsten äußerten im Oktober 1630 ihre Befürchtungen, die aus Italien zurückkehrenden Soldaten würden Pest und Syphilis mitbringen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 33, S. 32. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. HAHN, Chronik 2. Teil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde,  aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet. Vgl. die Ausführungen des Arztes Johann Gigas (1582-1635-1638; PRINZ, Johann Gigas), des Leibarztes v. Kurfürst Ferdinand von Köln u. des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Anholt u. Tilly behandelte; SÖBBING, Eine Beschreibung, S. 13, 15: „10 Unnd weil die pest niemandt leichtlich angreifft, er sei dan dazu disponirt, daß ist, habe viel ungesunde feuchtigkeitenn bei sich, alß ist guet, bei gueter zeitt purgiren, aderlaßen, schwitzen etc., dan diese entwedder frey sein, oder aber lichtlich konnen errette[t] werden. 11 Hiezu ist auch gehoerigh mäßigh unnd zuchtigh lebenn, ordentliche diaet, naturlicher schlaeff, bewegungh des leibs, kunheit unnd zulaßige freuwde, dann die traurigenn unnd forchtsamen ins gemein die ersten sein. 12 Endtlich weill dießes alles von Godt, ist ein christlich eifferigh gebett, godtsehliges lebenn, meidungh der sunden, daß aller wrombste, soll nicht allein hinder, sondern warnen und allenhalben in acht genommen werden“. Vgl. die Beschreibung der Symptome bei dem erzgebirgischen Pfarrer u. Chronisten LEHMANN, der die Pest mehrfach erlebte: „Diese entsetzliche Seuche führt unzählig viel ungewöhnliche Zufälle und Beschwerden mit sich, nachdem das Gift und Patient beschaffen. Sie fället an mit ungewöhnlichem Frost, auch Schrecken und Schwindel, innerlicher Hitze und Unruhe, Mattigkeit in allen Gliedern, Hauptschmerzen, Rücken- und Seitenstechen, schwerem Odem, hitzigen Augen, Vertrocknung des Mundes, brennendem Durst, Blutstürzen, Achsel-, Ohren- und Seitenschmerzen. Sonderlich ist dabei große Herzensangst, Traurigkeit, Ohnmacht, tiefer Schlaf oder stetes Wachen und Rasen. Der Magen empfindet vom giftigen Ferment lauter Unlust, Aufstoßen, Erbrechen, Durchlauf, daher erfolgen oft gefährliche Spasmi, Konvulsionen, Schwindel, Fresel [Krämpfe; BW], Zittern und Schlagflüsse. Es schießen Karfunkel und Branddrüsen auf in den Weichen, unter den Achseln, hinter den Ohren. Die mühlselige Natur ängstigt sich, daß allerhand rote, gelbe, grüne, blaue, dunkelbraune Giftflecken ausschlagen. Das Angesicht wird ungestalt, gilbicht und grünlicht, der Puls schlägt hitzig, zitternd, unordentlich, die Glieder erkalten oft, es bricht die Herzensangst mit großem Schweiß aus, und zeigen die Schmerzen, Stiche, Flecken, Schlag, Wüten, Toben, Drüsen und Schwären, Urin und Exkremente an, welche innerlichen Hauptgliedmaßen am meisten leiden müssen. Ist also kein Wunder, daß die Pest, nachdem sie mit einem und anderm Zufall auf das schrecklichste grassieret, so vielerlei Namen führet“. LEHMANN, Erzgebirgsannalen, S. 96ff. 1624 ließ sich der Stadtmedikus in Neumarkt (Oberpfalz) durch die beiden Nürnberger Pestilentiarii über die Erscheinungsformen der in Nürnberg ausgebrochenen Pest informieren: „Das pestilenzialische Contagium dieser Stadt ist theils ein unmittelbares, theils ein mittelbares. Uebrigens weil bei den praktischen Aerzten das durch Gegenstände verbreitete Kontagium wie das in Distanz wirkende gleichmässige Kontagium genannt wird (denn man gebraucht es sowohl zur Bezeichnung eines Ansteckungsstoffes als auch der infizirten Luft), so ist zu bemerken, dass wir unter demselben nichts anderes verstehen, als einen Krankheits-Herd (Fomes). Das Pest ‚Miasma‘ ist Gott Lob bei uns zur Zeit nicht durch die Luft verbreitet worden. Daher ergreift die Pest die Menschen bei uns entweder durch einen besonderen Zunder (Fomes) oder durch unmittelbare Berührung. Auf die erste Weise nahm die Krankheit ihren Anfang, auf die zweite gewann sie Verbreitung. Was die Kranken selbst betrifft, so werden diese meist gleich vom Anfang an von einer bedeutenden Hinfälligkeit ergriffen mit Gefühl von Frost oder Hitze, Brechreiz, wirklichem Erbrechen und zuweilen von Bewusstlosigkeit, worauf sich in Kürze Anthraces und Bubonen, theils von verschiedener Farbe, theils von der Farbe der Haut selbst bilden. Doch sind diese Symptome nicht bei allen gleich, sondern verschieden, je nachdem diese oder jene Theile zuerst mit dem Ansteckungsstoff in Berührung kommen. Denn einige werden mit Kopfschmerz, Hinfälligkeit, Ohnmacht befallen, andere klagen über unstillbaren Durst, Fieberhitze und Schlaflosigkeit, auf welche bald Delirien folgen, wieder bei anderen erscheinen sogleich die charakteristischen Zeichen der Pest und zwar oft ohne die den Pestbeulen gewöhnlich vorhergehenden heftigen Schmerzen. Bei einigen Pestkranken entstanden unter den Erscheinungen der Euphorie Abscesse, bei anderen war damit unter heftige Ohnmacht verbunden. Bei einigen beobachtete man bloss Anthraces, bei anderen traten Anthraces und Bubonen zugleich auf. Diejenigen, bei welchen in entfernteren Theilen, z. B. der Leistengegend, Bubonen ausbrachen, wurden fast alle geheilt, während die, bei denen sie auf der Schulter oder der Brust ausbrachen, fast alle starben. Nicht selten trat übrigens der Tod plötzlich, unter scheinbar günstigen Symptomen ein, aber eben so oft sah man auch solche, welche durch die Heftigkeit der Erscheinungen in der äussersten Lebensgefahr zu schweben schienen, gegen alle Erwartung der Gefahr entrinnen und genesen. So gross ist die Täuschung und Bösartigkeit dieser Krankheit“. 1631 erhielt der „Pestilential-Chirurgus“ in Zwickau lediglich freie Wohnung und wöchentlich 1 ½ Rtlr.; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 417. Vgl. auch LAMMERT, Geschichte; RUFFIÉ; SOURNIA, Die Seuchen, S. 17ff.

[393] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen-]Siegen; Obrist [1607-24.8.1641].

[394] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 127.

[395] Johann v. der Horst [ -8.1.1649], kurbayerischer Generalwachtmeister.

[396] Vöhrenbach [Schwarzwald-Baar-Kreis].

[397] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[398] Alpirsbach [LK Freudenstadt].

[399] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.

[400] Philipp Nikolaus Freiherr v. der Leyen [ -1656], kaiserlicher Obrist.

[401] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 765f.

[402] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.

[403] Wölfersheim [Wetteraukreis]

[404] WAAS, Chroniken, S. 289f.

[405] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.

[406] Wetterfeld, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].

[407] Grünberg [LK Gießen]; HHSD IV, S. 189f.

[408] N Birkhamer [ – ], französisch-weimarischer Rittmeister.

[409] Laubach [LK Gießen].

[410] Schotten [LK Vogelsbergkreis]; HHSD IV, S. 408f.

[411] Das waren Truppen v. Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.

[412] Rodges, heute Stadtteil von Fulda [LK Fulda].

[413] SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 105f.

[414] Seibelsdorf, heute Ortsteil von Marktrodach [LK Kronach].

[415] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.

[416] Wirbenz, heute Ortsteil von Speichersdorf [LK Bayreuth].

[417] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.

[418] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[419] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[420] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[421] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 185.

[422] Fritzlar [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 149ff.

[423] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[424] SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 107f.

[425] N Kohlhaas [Kohlhase, Colhas] [ – ], französisch-weimarischer Obrist.

[426] Rüdiger Balthasar [Rüdiger, Balthasar; Rudinger, Rhödinger, „Schwarzer Balthasar“; „Baltzer“] [ – ], schwedischer u. französischer Obrist.

[427] William [Wilhelm] Graf Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [v. Burch, à Bourck, Bourg] [ -1655], kaiserlicher Obrist.

[428] N Paul [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[429] Lambert [Lamprecht] v. Velrath [Fellrod, Fallenrath], gen. Meutter [Meuter, Meider] [ -nach 1657], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[430] Hofheim [Main-Taunus-Kreis]; HHSD IV, S. 233f.

[431] Diskretion: Gnade oder Ungnade.

[432] Kronberg [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 278ff.

[433] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 23ff.

[434] Johann Wolf[f] [17.3.1605 Ingolstadt-21.11.1644 Bensheim], kurbayerischer Obrist.

[435] Oberursel [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 357f.

[436] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. u. zu Wildenholzen [ – ], kurbayerischer Obrist.

[437] Claus v. Baumgart[en] [ -2.11.1642 bei Breitenfeld], ligistischer Obrist.

[438] Reisiger: Seit dem Mittelalter gewappnete Dienstleute oder berittene Begleitpersonen; im 16. Jahrhundert ein bewaffneter Reiter im Gegensatz zum Fußsoldaten, der nicht als Söldner galt, abgeleitet von „reisen“; „Reise“: Kriegsfahrt. DWB Bd. 14, Sp. 745, 53.

[439] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 200.

[440] LATOMUS, Relatio (1640), S. 42.

[441] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.

[442] Treysa; HHSD IV, S. 434f.

[443] Gil [Gilles, Gilli, Chill] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haß, Hasa, Hassia, „Schillerhaas“] [22.4.1597-1657], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[444] Caspar Freiherr v. Mercy [ -5.8.1644 bei Freiburg], kurbayerischer Generalwachtmeister.

[445] Alexander v. Neuneck [Neinögg] zu Glatt [1598-1645], kurbayerischer Obrist.

[446] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636). Doch selbst die Gewährung von Quartier bedeutete nicht, danach nicht noch getötet zu werden.

[447] Johann v. Ratschin [Rašín] [ – ], schwedischer Major.

[448] feiern: rasten, pausieren.

[449] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[450] Allendorf, heute Ortsteil von Bad Sooden-Allendorf [Werr-Meißner-Kreis], HHSD IV, S. 33f.

[451] Johann Christoph Freiherr v. der [de] Ruebland [Rübländer, Rübeland, Rübelant, Rubland] [ -1655], kaiserlicher Obrist.

[452] Nikolaus Földvary [Felduari, Felduary, Feldtwari, Feduari] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[453] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 200f.

[454] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.

[455] Melchior Friedrich Gottfried Reichsgraf Hatzfeldt [Hartzefeld] v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[456] Bingenheim, heute Ortsteil von Echzell [Wetteraukreis]; HHSD IV, S. 52.

[457] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 63; Alsfeld; HHSD IV, S. 3.

[458] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[459] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.

[460] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 132.

[461] Georg Gregor Peringer v. Pernberg [ – ], kaiserlicher Hofbeamter.

[462] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident. Vgl. WOLF, Lobkowitz; GMELINE; BARKER, Army, S. 112-117.

[463] Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 269f.

[464] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[465] Riebelsdorf [LK Ziegenhain], erwähnt unter Ziegenhain, HHSD IV, S. 483.

[466] BAD‘URA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1104; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 436.

[467] Velten [Valentin] Muhly [ -Juni 1656 Ziegenhain], Kapitän in Ziegenhain.

[468] HHSD IV, S. 483.

[469] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[470] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Hans, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Hans, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.

[471] Johann Müller [Miller, Moller] [ – 24.8.1641 bei Asseburg], schwedischer Obrist.

[472] SCHLOTTER, Acta, S. 327.

[473] Schwadron, Esquadron [schwed. skvadron, dän. squadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380. Bei den Schweden entsprach 1634 eine Schwadron einem halben Regiment (vier Kompanien).

[474] Scharmützel [schwed. skärmytsling, dän. skirmish]: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[475] Neukirchen [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 342f.

[476] Generaladjutant [schwed. adjutant allmänt, dän. adjutant general]: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant und für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.

[477] N de Charlouna [ – ], weimarisch-französischer Generaladjutant.

[478] Ludwig XIII. [27.9.1601 Fontainebleau-14.5.1643 Saint-Germain-en-Laye], 1610-1643 König v. Frankreich u. Navarra.

[479] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 201.

[480] Kürassiere, einer der üblichen Übertragungsfehler in dieser Edition.

[481] SCHLOTTER, Acta, S. 330.

[482] Kavalkade: Reiterzug.

[483] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 203.

[484] Eisfeld [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.

[485] Albrecht Herzog v. Sachsen-Eisenach [27.7.1595 Altenburg-20.12.1644 Eisenach].

[486] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[487] Schleusingen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 382ff.

[488] Hildburghausen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.

[489] Mobilien und Moventien: Vieh und Fahrnis, lebender und toter Hauszubehör; nach KRÜNITZ Moventien: nutzbare lebende Geschöpfe.

[490] Veilsdorf [LK Hildburghausen]: „Das Kloster der Benediktiner-Nonnen war wohl vorher eine Befestigungsanlage. Hier querte im Mittelalter eine aus Richtung Bürden kommender Weg die Werra. Reste des Weges sind als Hohlweg noch erkennbar. 1446 kam es zur Umwandlung in ein Mönchskloster. Während des Bauernkrieges 1525 wurde das Klostergebäude niedergebrannt. Im Jahr 1530 folgte die Säkularisierung und das Kloster wurde fürstliches Kammergut“ [wikipedia].

[491] Interposition: Vermittlung

[492] Lichtenberg, heute Ortsteil von Kauern [LK Greiz]. ?

[493] Heldburg, heute Ortsteil von Bad Colberg-Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.

[494] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.

[495] damnifizieren: einem Schaden zufügen, ihn benachteiligen.

[496] allerbilligste Remedirung: gerechteste Abhilfe.

[497] KRAUß, Antiquitates et Memorabilia, S. 23ff.

[498] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[499] Drahtkugel: zwei durch Eisendraht aneinander befestigte Musketenkugeln, die bei Treffern den halben Kopf oder auch das Angesicht wegrissen. „Munitionsart zum Verschießen mit Arkebusen. Sie war eine Erfindung der Militärtechnik des 16. Jahrhunderts. Sie wurde zur Abwehr von Pikenieren eingesetzt, die mit ihren langen Piken Kavallerie- und Infanterieformationen angriffen. Das Geschoss bestand aus zwei Halbkugeln aus Blei, die sich nach dem Abschuss trennten, während sich zwischen ihnen ein Eisendraht aufspannte. Sie wurde nicht auf die Soldaten geschossen, sondern gegen deren vier bis sechs Meter langen Piken. Ein gut platzierter Schuss machte so für die Kavallerie eine Gasse frei zum Angriff auf die Pikeniere. Der Historiker Inca Garcilaso de la Vega aus Peru beschrieb Anfang des 17. Jahrhunderts die Herstellung dieser Munition folgendermaßen: ‚Die Drahtkugeln werden in derselben Form hergestellt wie die gewöhnlichen Kugeln. Man nimmt ein viertel oder ein drittel Eisendraht und an beiden Enden macht man eine Krümmung, wie ein kleiner Haken. Jeweils ein Drahtende steckt man in die eine Hälfte der Form und das andere Drahtende in die andere Hälfte. Um die zwei Halbformen voneinander zu trennen, wird in die Mitte ein Stück Kupfer- oder Eisenblech so dünn wie Papier gelegt. Dann wird das flüssige Blei eingegossen, das die Haken umschließt und die Kugel bleibt durch das Blech in zwei durch den Draht verbundene Teile geteilt. Um sie in die Arkebuse zu laden, werden sie zusammengefügt, als ob sie eine ganze Kugel wären‘ “ [wikipedia]. Vgl. z. B. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 271. Zur Übergabe von Schloss Hohentübingen (1647) wird berichtet: „Unter ‚Rührung der Trommeln‘ zieht zwischen 9 und 10 Uhr die restliche Schlossbesatzung los und kommt zunächst einmal nur bis vors Lustnauer Tor. Dort müssen die Bayern zunächst ein Spalier von vier französischen Musketierregimentern passieren, wobei der Oberst Klug alle mitgeführten Gefangenen aussortiert. Wohl auf den Protest Pürcks hin zieht [Thomas; BW] Klug einige mörderisch zurechtgemachte Musketenkugeln aus dem Sack, hält sie dem Hauptmann hin und bemerkt, mit Kugeln wie diesen hätten die Bayern auf seine Leute geschossen. Es sei doch wohl bekannt, was solcherlei ‚Proceduren‘ üblicherweise verdienten ? Pürck schwört eilends (und seine Männer bezeugen es ihm), dass er von diesen Kugeln nicht das Geringste gewusst und auch niemals seine Soldaten angewiesen habe, dergleichen herzustellen. Auf bohrendes Nachfragen (‚inquiriren‘) der Franzosen hin findet sich schließlich ein Übeltäter: Es ist ausgerechnet jener Leutnant, der in Begleitung des Obersten Klug die Mine im Burgweingarten besichtigt hatte. Er soll den bayerischen Schützen eingeben haben, Glassplitter in ihre Bleikugeln einzugießen und ‚allerhand Cabalistische Wörter darauf (zu) schreiben‘, auch Draht und ausgehöhlte Kugeln zu verschießen. Der Beschuldigte wird in die Stadt zurückgebracht und im Quartier des Obersten Klug festgesetzt, während man Pürck mit dem mittlerweile recht kläglichen Rest seiner Männer endlich weiterschickt. […] „‚Und wie die Sag gehet‘, so wird jener bayerische Leutnant, der seine Kriegsknechte in der Herstellung von Draht-, Splitter- und Hohlkugeln unterwies, in Eisen geschlagen und später im Uracher Tal gehenkt“; nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Schloss_Hohentuebingen#cite_note-Wa.C3.9Fe_1-52 bzw. GÖZ, Die Belagerung, S. 42. Um weitere Hinweise wird gebeten !

[500] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 266.

[501] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[502] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[503] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.

[504] Münnerstadt [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 485ff.

[505] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[506] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[507] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[508] Herbstadt [LK Rhön-Grabfeld].

[509] Großeibstadt [LK Rhön-Grabfeld].

[510] http://www.heimatspiel-muennerstadt.de/handlung.html: „Sommer 1641 – Die Bürger feiern mitten im großen, schrecklichen Krieg ihr fröhliches Erntefest. Vor dem Haus des Oberbürgermeisters am Anger treffen sich Ratsherren und Geistlichkeit, um den großen Erntezug zu bewundern. Ein fremder Sänger, der nach seinen Vorfahren sucht, und das sonderbare Verhalten des altersgrauen Stadtknechts sorgen für Gesprächsstoff. Der Oberbürgermeister ist ungehalten über den Feldwebel vom Jörgentor, zu dem sich seine Tochter hingezogen fühlt. Da kommt der Erntezug. Viel Volk hat sich eingefunden. Es wird getanzt, Blumen werden überreicht, alles ist in Festtagslaune. Kanonen beenden das Fest. Der Feind steht vor der Stadt. Flüchtlinge drängen herein. Sie berichten von schrecklichen Gräueln. Ein Unterhändler fordert die bedingungslose Übergabe und droht mit der Vernichtung. Mutig tritt ihm der Feldwebel vom Jörgentor entgegen. Die Bürger eilen zu den Waffen. Der Beschuss der Stadt beginnt. Münnerstadt scheint dem Untergang geweiht. In Todesangst flehen die Münnerstädter zur Muttergottes, der „lichtweißen Rose“, wie es im Spiel heißt. Sie hoffen in höchster Not auf ihre Hilfe. Plötzlich schweigen die Kanonen, der Feind flieht. Die Tochter des Oberbürgermeisters schaut ein Wunder. „Die Rosen haben Rosen heut‘ besiegt“ – die Stadt ist gerettet“.

[511] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 129.

[512] Das Datum 15.1. bei MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 537, ist falsch.

[513] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[514] Münnerstadt [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 485ff.

[515] Maßbach [LK Bad Kissingen].

[516] Thundorf [LK Bad Kissingen].

[517] Wetzhausen, heute Ortsteil von Stadtlauringen [LK Schweinfurt].

[518] Gehäge: Gehege, Umgebung

[519] Schonungen [LK Schweinfurt].

[520] Forst, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt].

[521] Ebenhausen, heute Ortsteil von Oerlenbach [LK Bad Kissingen].

[522] [Bad] Kissingen; HHSD VII, S. 58f.

[523] Stadtlauringen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 709f.

[524] Bad Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.

[525] Bildhausen, Zisterzienserabtei bei Münnerstadt in Bayern in der Diözese Würzburg.

[526] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[527] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer  Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577-1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Geflohenen Bürgern drohte man mit dem Verlust des Bürgerrechts und erlegte ihnen die dreifache Steuer auf. Zudem führte die Überfüllung mancher Städte durch Flüchtlinge zum Ausbruch von Seuchen und der Ausbreitung eingeschleppter Krankheiten.

[528] Großwenkheim, heute Stadtteil von Münnerstadt [LK Bad Kissingen].

[529] Nüdlingen [LK Bad Kissingen].

[530] Strahlungen [LK Rhön-Grabfeld]..

[531] Burglauer [LK Rhön-Grabfeld].

[532] Burghausen, heute Stadtteil von Münnerstadt [LK Bad Kissingen].

[533] Althausen, heute Stadtteil von Münnerstadt [LK Bad Kissingen].

[534] Brünn, , heute Stadtteil von Münnerstadt [LK Bad Kissingen].

[535] BECK, Chronik der Stadt Schweinfurt, Sp. 46.

[536] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. von Bayern festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.

[537] BECHSTEIN, Der Sagensatz, S. 242f.

[538] REININGER, Nikolaus, Münnerstadt und seine nächste Umgebung, Würzburg 1852, S. 80.

[539] Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].

[540] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.

[541] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.

[542] Oberstadt, Wasserschloss in Oberstadt/Thüringen ( zwischen Meiningen /Suhl /Themar) [LK Hildburghausen].

[543] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.

[544] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.

[545] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[546] Ostheim v. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 565f.

[547] 1 Malter Korn = 117, 64 Liter.

[548] Battenhausen, heute Ortsteil der Gemeinde Haina (Kloster)/LK Waldeck-Frankenberg].

[549] Mortier (frz.): Mörser: Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).

[550] Fourage: Viehfutter, auch Unterkunft und Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Wrangels Kammerordnung, Bregenz, 20.2.1647, sah vor; HELLER, Rothenburg, S. 362: „Fourage: Auf jedeß Dienst Pferd Monatlich 8 Scheffel Haber Erfurtisch Meeß [1 Scheffel = 59, 6132 Liter], 360 Pfund Hewe, 6 Gebund Stroh; auf die Bagagepferd wird halb so viel Futter alß auf ein Dienst Pferd gereicht“. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.

[551] Schmalkalden [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.

[552] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.

[553] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 602f.

[554] Amalia Elisabeth Landgräfin v. Hessen-Kassel [29.1.1602 Hanau-3.8.1651 Kassel]. Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; HELFFERICH, The Iron Princess.

[555] Adam Antfeld [Antfeldt] [ – ], hessen-kasselischer Kapitän.

[556] Wasungen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.

[557] Judenfeindlichkeit: Unter 1636 heißt es aus Schmalkalden/Thüringen; WAGNER, Pforr, S. 139: „Umb dieße zeit hat burgerm: und raht sambt der burgerschafft bey H[errn Landgrafen Georg [v. Hessen-Darmstadt; BW] umb abschaffung der Juden alhier, wegen ihres großen wuchers und schinderey, unterthenig nachgesucht. Aber sie haben ein abschlegige antwortt bekommen, weil der fürst ihrer nicht entbehren könnte, mit diesem verweiß, das dieses suchen durch die geistlichen mögten angestifftet sey worden, solden sich deßwegen hüten, das keine Franckfurter hendell hierdurch entstehen mögten“. Frankfurter Händel: Der Fettmilch-Aufstand des Jahres 1614 war eine von dem Lebkuchenbäcker Vinzenz Fettmilch angeführte judenfeindliche Revolte in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main. Der Aufstand der Zünfte richtete sich ursprünglich gegen die Misswirtschaft des von Patriziern dominierten Rats der Stadt, artete aber in die Plünderung der Judengasse und in der Vertreibung aller Frankfurter Juden aus. Er wurde schließlich mit Hilfe des Kaisers, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und des Kurfürstentums Mainz niedergeschlagen. [wikipedia] WAGNER, Pforr, S. 147 (1638): „Und nachdem auch viele frembde Juden bey den hießig[en eingeßeßnen etzlich jahr hero ohne schutzbrieffe unterschleiffe gehabt, alß sint solche um 500 goldf[florin gestrafft worden, welche der gemeine sage nach die [obbemelte] commissarien behaltten haben sollen“. LEHMANN, Leben und Sterben, S. 164f.: „Schmalkalder Juden werden mit der Zahlung von 500 Goldgulden hestraft, weil sie ‚viele fremde [geflohene] Juden, die keine Schutzbriefe vorweisen können, bei sich aufgenommen haben. Erneut kommt es durch die Verarmung der Bürger zu antisemitischen Aktionen in Schmalkalden. Bürgermeister und Rat beschweren sich in mehreren Schreiben bei Landgraf Georg, dass die Juden die Einwohner ‚mit übermäßigem Wucher beschweren‘. Von 100 geliehenen Reichstalern seien 34 an Zinsen fällig. Zudem würden die Juden ‚viele hundert Zentner Stahl, Eisen, Zinn und Kupfer den Bürgern aus den Augen hinweg kaufen. Dergestalt, dass sie nicht erwarten, bis die Leute ihre Sachen in die Stadt bringen, sondern laufen ihnen auf der Straße entgegen […] Ein einziger Jude hier, Meyer genannt der Ältere, hat in einem Jahr 370 Zentner und 34 Pfund lauter Erz, Zinn und Kupfer eingekauft und ein stattliches mehr erworben, also ist die Rechnung leicht zu machen, was andere Juden aufgekauft haben müssen‘. Den Schmalkalder Schmieden würde so die Existenzgrundlage entzogen. Auch könne es nicht sein, dass die Juden ihre angesetzte Steuer in Höhe von 4.000 Gulden ‚mit ihrem gewöhnlichen Lamentieren‘ auf 2.250 Gulden gesenkt bekommen haben. Wenn sie so viele Zentner Metall aufkaufen können und zudem ‚was sie an Kleinodien, Silber und Bargeld im Handel haben, damit sie täglich schachern und wuchern‘, könne auch die Steuer bezahlt werden. Allein der ‚Jude Meyer‘ könnte die 4.000 Gulden aufbringen. Bürgermeister und Rat bitten daher Landgraf Georg, ‚dass die Juden wegen ihres übermäßigen Wuchers gestraft‘ werden. Auch möge der Landgraf darauf dringen, dass die ‚Judenordnung‘ wieder eingehalten werde, wonach ein Jude nur den ‚gesetzten Zins‘ nehmen darf. Außerdem sollen den Juden ‚alle bürgerlichen Geschäfte mit Einkäufen von Stahl, Eisen, Zinn, Kupfer, Erz und dergleichen gänzlich verboten‘ sein und sie sollen wieder die 4.000 Gulden Steuern zahlen“.

WAGNER, Pforr, S. 157 (1641): „Es haben auch die Juden alhier ihme, Roßen [Reinhold v. Rosen; BW], 100 bar pistoll geben müssen“. WAGNER, Pforr, S. 167 (1646): „Den 16. [Mai; BW] kam ein trupp Schwedischer reutter alhier an und und hatten unterwegeß 4 Mellerstedter [Mellrichstädter; BW] Juden gefangen bekommen, welche sich alhier mit 120 thlr rantioniret“. SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 48 (Zitat nach SCHHNIZZER, Chronica): „Herrn Kantor Gostenhöfer, der entfliehen wollte, und schon auf dem Ried gewesen war, haben sie noch eingeholt, und weil sie ihn für einen Juden gehalten, daselbst niedergesäbelt, dass er todt geblieben. Um eben dieser Ursach wegen haben sie den Sekretär Caspar Pfister mit Schlägen übel tractirt, bis auf die Hosen ausgezogen, die Ohren abgeschnitten und also barfuß mit blutigen Haaren, die weie die roten Zöpfe ausgesehen, in der Stadt hin und her gejagt“. Zum Teil konvertierten Juden auch, um den Bedrückungen zu entgehen. WAGNER, Pforr, S. 171 (1647): „Den 23. Maii hat sich der Judt Meyer zum Christlichen Glauben freywillig bekand und nachdem er darauff, beneben seiner söhnlein 2, swß Christlichen glaubenß unterrichtet, alß ist er mit sein 2 söhnen uff dato in volckreicher versamlung getaufft und der alte Wilhelmuß /:weil er unßern Gnidg[en Fürsten und Herrn zum tauffbaden erwehlet / genennet worden. Die beyde knaben wurden durch die beampten und den raht auß der tauff gehoben, welche knaben er zur Christlichen schull angehalden. Und ist ihme und den knaben von geistlichen und weltlichen alleß guhts erzeiget worden. Weill aber sein weib hirmit nicht zufrieden geweßen, sondern mit dem eltisten sohn und 2 töchtern darvongezogen, hat ihn solches sehr geschmirtzet, deßwegen er sein vortheil ersehen und den 9. Novembr: gegen abend mit sein 2 getaufften söhnen /: welche, [und] er selbsten, gnugsamb schweinenfleisch geßen:/ heimlich uff und darvon gezogen und alßo zum schelmen word[en]. Und weil er diejenige unterpfand, so ihme von den bürgern versetzet geweßen, mitgenommen, alß ist sein hauß verkaufft und die kauffgelder denßelben bürgern /:weil ihre unterpfand mehr alß das anlehn wehrt gewßen:/ gefolget worden“. Dieser Fall des Wilhelm Meyer aus Fulda ist ausführlich dargestellt bei LITT, Juden in Thüringen, S. 202ff. Selbst bei öffentlicher Konversion misstraute man ihnen: Aus Mügeln wird berichtet; FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 163f.: „Anno 1635. im Januario sind zwo Churfürstliche Compagnien Fußvolck hieher kommen / unter Hauptman Wintern und Gehern / sind allhier gelegen biß zu Ende des Monats Iunii. Unter Hauptman Winters Compagni war ein Jüde ein Musqvetirer / Namens Michael Jod / der gieng auff Zuredung der Officirer fleissig zur Kirchen / und hörete Gottes Wort / auch gieng er eines Tages zu dem Diacono, lernete den Catechismum Lutheri / die Fragstücke / schöne Sprüche und Gebete / darzue er auch Lust und Liebe hatte. Als er nun dieses alles wol gelernet und gefasset / ist er den 19 Maji am Pfingst-Dienstage in die Kirchen gegangen / für dem Altar getreten / und in beyseyn etlich tausend Personen examiniret worden / und nach dem er auff alle Fragen so gut geantwortet / daß sich iedermänniglich verwundert / ist er von dem Diacono Herrn Christophoro Heinrici getaufft / und Johann Christian genennet worden. Hat sieben TauffBathen gehabt / vier Mannes- und drey WeibsPersonen / von Officiern und derer Weibern / die haben ein herrlich TauffEssen außgerichtet / und hat der Bathe fleissig auffgewartet. Wie beständig er aber hernach bey dem Christenthumb verblieben / kan ich nicht wissen / man will sagen / er habe sich wieder zum Jüden begeben“.

DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 179 (1642): „Ratsverordnung, daß die Juden, die eine Zeitlang der Unsicherheit wegen alhie geduldet (1642), die Stadt wieder zu verlassen haben“. DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 184 (1648): „Der Rat beschließt, nachdem seit 1647 durch die französischen Offiziere viele Juden aus dem deutschordischen Gebiet eingezogen worden waren, dieselben insgesamt aus der Stadt zu weisen. Nur dem Juden Aaron von Neckarsulm, soll Aufenthalt gewährt werden, weil der Kommandant La Varenne sich desselben zu Wechseln und anderen Dingen bedienen möchte. Da aber Aaron seine Stellung missbraucht und nicht nur medikastert [Medikaster: Kurpfuscher, Quacksalber; BW], sondern auch einen Beschneidungsaktum hier vornimmt, soll er vor Gericht gestellt werden, dem er sich aber zu entziehen weiß“. Teilweise sind Beispiele für den Verrat durch Juden an Kriegsparteien überliefert; STÜNKEL, Rinteln, S. 42 [der Fall des Juden Heine (Heidemann), 1636]. Zum Teil dienten auch konvertierte Juden in den Heeren; VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 629.

[558] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[559] WAGNER, Pforr, S. 156f.

[560] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.

[561] Johann Franz Barwitz [Barwith], Freiherr v. Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernemundt, Vernemund, Vernamont] [1597- nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[562] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[563] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[564] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[565] BAD‘URA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1140, S. 389.

[566] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[567] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[568] BAD‘URA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1147, S. 391.

[569] Goßmannsdorf, Kr. Hofheim i. Ufr. [LK Hassberge].

[570] Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.

[571] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154; Trimberg [Gem. Elfershausen, LK Bad Kissingen].

[572] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[573] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 606.

[574] N Buchenau [ – ], französisch-weimarischer Rittmeister.

[575] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein.  Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.

[576] Sergeant [schwed. sergeant, dän. sergent]: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl. , der tägliche Unterhalt war 1631 mit 9 Groschen angesetzt.

[577] WAGNER, Pforr, S. 158.

[578] Eisenberg [Saale-Holzland-Kreis]; HHSD IX, S. 96f.

[579] GSCHWEND, Eisenbergische Stadt- und Land-Chronika, S. 394.

[580] Caspar Moritz v. Wechmar [ – ], hessen-darmstädtischer Landjägermeister.

[581] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.

[582] Barchfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 40.

[583] WAGNER, Pforr, S. 158.

[584] WAGNER, Pforr, S. 158.

[585] Salem [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.

[586] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.

[587] Jean Baptiste de Budes comte de Guébriant [Guebrian, Gabrian] [2.2.1602 Plessis-Budes-24.11.1643 Rottweil], französischer Marschall.

[588] Paul le Prévost, baron d’Oysonville [ – ], Officier-Général-Commandant en Alsace, französischer Generalmajor.

[589] Roderich Herzog v. Württemberg-Weiltingen [19.10.1611 (a. St.) Stuttgart-29.11.1651 (a. St.) Weiltingen], schwedisch-französischer Obrist, jüngerer Bruder Herzog Eberhards III. v. Württemberg; regierend zu Württemberg-Neustadt. Vgl. RAFF, Hie gut Wirtemberg allewege II, S. 605ff.; vgl. LORENZ; MERTENS;  PRESS (Hg.), Das Haus Württemberg, S. 193-194.

[590] pater bursarius: Pater, der für das Kameralamt (Klosterwaltung) zuständig ist, Einnehmer des Klosters.

[591] Eberhard III. Herzog v. Württemberg [16.12.1614 Stuttgart-2.7.1674 Stuttgart].

[592] Paul le Prévost, baron d’Oysonville; Generalmajor [ – ].

[593] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 165f.

[594] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[595] Spiegelberg; HHSD II, S. 102 (unter Coppenbrügge). ?

[596] Gleichenstein, Burg [LK Eichsfeld]; HHSD IX, S. 147.

[597] Einbeck [LK Northeim]; HHSD II, S. 128ff.

[598] Northeim [LK Northeim]; HHSD II, S. 353f.

[599] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[600] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.

[601] Göttingen [LK Göttingen]; HHSD II, S. 178ff.

[602] Andreas v. Schöneberg [Schönberg] [ – ], braunschweig-lüneburgischer Obristleutnant, Obrist.

[603] Berent [Bernhard] Oppermann [ – ], braunschweig-lüneburgischer Obristleutnant.

[604] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.

[605] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General. Vgl. DECKEN, Herzog Georg.

[606] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.

[607] Claus Dietrich Freiherr v. Sperreuter [Sperreut, Stierreuth] [um 1600 Walsrode-9./20.1.1653 Innsbruck], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, ab 1646 venetianischer Generalmajor. Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[608] Hann. Münden [LK Göttingen]; HHSD II, S. 333f.

[609] WASSENBERG, Florus, S. 454f.

[610] Sarstedt [LK Hildesheim]; HHSD II, S. 410f.

[611] a) Caspar Freiherr v. Mercy [ -5.8.1644 bei Freiburg], kurbayerischer Generalwachtmeister, b)

Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. HERBERT, Franz von Mercy.

[612] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 600.

[613] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[614] Jan Černin z Chudenic der Ältere [ – ].

[615] Einbeck [LK Northeim]; HHSD II, S. 128ff.

[616] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S. 35ff.

[617] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[618] BAD‘URA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1252, S. 418.

[619] Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.11.1578 Neuburg a. d. Donau-20.3.1653 Düsseldorf]. Vgl. KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm. Wolfgang Wilhelm war wohl doch ein „offenbar recht beschränkter und unbeweglicher Geist, starr an einmal bezogenen Positionen festhaltend und von einem durch nichts zu erschütternden Bewußtsein wirklicher oder vermeintlicher Rechtspositionen durchdrungen, auf deren buchstäblicher Einhaltung er zu bestehen pflegte, ohne sich zu fragen, ob die Erreichung dieses Zieles nach Lage der Dinge möglich sei oder nicht“. SCHMIDT, Philipp Wilhelm, Bd. 1, S. 25f. KÜHN-STEINHAUSEN, Korrespondenz, S. 9, charakterisiert ihn wohl zu positiv. Vgl. LEFFERS, Neutralitätspolitik. „Sein Hof, der Unsummen verschlang, zählte zeitweise etwa 300 Personen. […] Die Hofmusik, darunter acht Musiker und 20 Sänger, kostete 1638 rund 5.000 Reichstaler. Sophie von der Pfalz bemerkte in ihren Memoiren über den Hof Wolfgangs, als sie 1650 Düsseldorf besuchte, dass die Dienerschaft am Düsseldorfer Hofe verbrauchte Kleidung trage, und dass die Tapisserien, Betten und Stühle alt seien. Der brandenburgische Gesandte Georg Ehrentreich von Burgsdorff bescheinigte ihm boshaft die Schwäche zum Wein, indem er feststellte, dass sein Weinbecher mit zwei Maß (Liter) einst als Taufbecken für die Mutter und Großmutter Wolfgangs gedient hatten“ [Wikipedia-Artikel].

[620] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.

[621] ENGELBERT, Hatzfeldt, S. 59.

[622] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[623] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.

[624] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154; bzw. 175.

[625] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[626] Hemmersbach [Gem. Horrem, LK Bergheim]; HHSD III, S. 308.

[627] Bergheim/Erft [LK Bergheim]; HHSD III, S. 62ff.

[628] Gevelsdorf [LK Jülich]; HHSD III, S. 255.

[629] Holzweiler [LK Erkelenz]; HHSD III, S. 335.

[630] LAHRKAMP, Werth, S. 124.

[631] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[632] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.

[633] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604-18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[634] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[635] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.

[636] Lingen [LK Emsland]; HHSD II, S. 299f.

[637] Westbevern [LK Münster].

[638] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[639] Melle [LK Osnabrück]; HHSD II, S. 326.

[640] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[641] [Bad] Salzuflen [LK Lemgo]; HHSD III, S. 48.

[642] Schötmar [unter Lemgo]; HHSD III, S. 454.

[643] Alzen, heute Ortsteil von Morsbach [Oberbergischer Kreis].

[644] Latferde [Kr. Hameln-Pyrmont].

[645] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Lauenstein (Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 284f.

[646] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanův Městec], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[647] Balingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 61ff.

[648] Geislingen an der Steige [LK Göppingen]; HHSD VI, S. 243ff.

[649] LAHRKAMP, Werth, S. 136.

[650] Johann Bernhard v. Ehm [Ehem, Öhm, Öhme] [26.3.1587 Schloss Böckelheim-15.9.1657 Basel], schwedisch-weimarischer, dann französischer Obrist.

[651] Kraut und Lot: Pulver und Blei. Kräuter, z. B. Wolfskraut, wurden als Beigabe zum Schießpulver verwendet, da sie als Zaubermittel galten, um eine bessere Wirkung des Kanonen- oder Gewehrschusses zu erreichen. Daher stammt auch die Bezeichnung des Pulvers als „Büchsenkraut“ oder „Zündkraut“. – Lot: hier als Gewicht für die Bleikugel.

[652] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[653] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. Kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[654] WASSENBERG, Florus, S. 544f.

[655] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f. Vgl. die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.

[656] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.

[657] Malmsheim, heute Stadtteil von Renningen [LK Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.

[658] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[659] Balingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 61ff.

[660] Lothringer: Truppen Karls IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)], die im Reich einen außerordentlich schlechten Ruf genossen. THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 493 (1631): „Es hat diß Volck auch an andern Orthen / da sie auffgebrochen / also gehauset vnnd Tyrannisiret / daß es ein Stein erbarmen mögen: alles auff den eussersten Grad verderbet / geplündert / den Haußraht verbrennet / das Bettwerck in die Lufft gestrewet / vnd andern vnmenschlichen Muthwillen verübet / nicht anders als wann die Innwohner ihre abgesagte Feinde gewesen: Sonsten aber waren sie so forchtsamb vnd verzagt / vnnd dorfften ihres Manns / ob sie schon offtmals als demselben an der Anzahl vberlegen / nit erwarten“. Melchior Adam Pastorius [1624 Erfurt-1702 Nürnberg], Bürgermeister und Oberrichter in Bad Windsheim (1631) fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 111f.: „Bald ruckte die Lothringische Armee hernach / die plünderte das gantze Land aus / und suchten diejenige Bauren Leute / so mit ihrem Vieh in die Wälder gewichen waren / mit Hunden auf / etliche übel bekleidete waren im Walde erforen / etliche hatten was Vieh / in die Stadt geflüchtet / das starb Hungers / weilen auch das Futter in der Stadt alles ausgezehret war / man konnte kein Aas hinausführen lassen / daß verursachte Gestanck / Kranckheit und Sterben. Es wurden damals weder Kirchen noch Schulen gehalten / auch keine Wachten gehalten / noch sonsten etwas in der Stadt verrichtet / jederman bliebe zu Hause wie ein Dachs in seiner Höhlen. Und dieses Volck hiesse man den Tyllischen Zug“. Der Chronist Sebastian Dehner [25.8.1612 Rothenburg-13.6.1679] hält fest; HELLER, Rothenburg, S. 77f.: „30. Oktober an einem Sonntag zu Nachts umb Horn ist daß Galgenthor geöffnet worden, da ist der Lothringer mit seinem Volck, lauter Franzosen, hereingezogen, alßbald Rathhauß, Rüstkammer und den Mark mit Schildwach bestellet, auf dem Mark viel Feuer angezündet, dabey Schwein, Schaf, Hünner, Gänß, waß u. wo sie waß gefunden, gebraten, gesotten und recht soldatisch angefangen zu leben. Nach Mitternacht fingen sie an, die Häußer mit Gewalt zu erbrechen und die Leute zu tribuliren, alleß zu plündern, zu nemmen, zu schlagen, daß ein groses Lamentiren, Weinen, Heulen, Klagen und Schreyen in allen Gaßen und Häusern entstanden; die Leuth Geld zu geben mit Stößen und Schlägen genötiget, in manchem Hauß Truhen und Kasten, Alleß zerschlagen, die Leuth auf der Gaßen außgezogen u. s. w. Man hat fast nichts sowohl verschoben, welches sie nicht gesucht und gefunden. Es hat kein Bürgermeister noch Herr mehr aufs Rathhauß gekönnt noch gedörft; Läuten und Schlagen, Kirchen- und Schulengehen ist alles innengestanden. 31Octobr. Montag gegen Tag, als es hell worden, sind mehr Soldaten in die Statt gelaßen worden und was die Vörige nit genommen und verwüst, haben dieße vollend genommen; sind manche Häußer rein außspoliert worden; ist eine Parthey auß- die andere eingangen. Gegen Ausschlagen sind etliche Teutsche für das lateinische Schulhauß kommen fürgbend, sie wären salva guardia, welchen der H. Rector die Thür geöffnet; aber alß sie hinaufkommen, haben sie den Rector geschlagen, Geld u. Silbergeschmeid und Kleider genommen und damit fort, welchen alßbald bey 16 Franzosen mit ihren Büxen[660] und brennenden Lunten gefolget, ins Hauß gangen, der armen Schuler Mäntel, Kleider, Hüt und Schuhe genommen und alß solche fortwaren, und die Kuhe auß dem Stall war, hat man die Tür in Eil wider von Innen zugeschlagen, were sonst alles genommen und verwüst worden. […] Am Sambst: und Sonntag hat man die Völkher erst recht einquartiert: je einem 4. 5. 6.; denen hat man nach der Volle müßen Freßen und Saußen schaffen, wie und waß sie begeret, und Leibs und Lebens nit recht sicher bey ihnen gewest, oftmalß alleß auß den Häusern geschlagen und darinnen nach ihrem Muthwillen gehauset und den Leuthen mit großer Bedrohung offentlich unter die Augen gesagt, Alleß, waß noch übrig in Häußern, were ihr. ‚Vatter hinauß, mein ist das Hauß !‘ u. s. w. ‚Ihr Rebellen ! Ihr Schelmen ! Ihr Dieb ! Ihr Mayneidige !‘ “

[661] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[662] General(feld)wachtmeister [schwed. Generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.

[663] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ – 1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[664] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[665] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.

[666] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.

[667] Generalleutnant [schwed. Generalleutnant]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.

[668] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant. Vgl. VALENTIN, Rantzau, Josias von.

[669] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.

[670] Maria de’ Medici (französisch Marie de Médicis, deutsch Maria v. Medici) 26.4.1575 Florenz-3.7.1642 Köln], Königin v. Frankreich.

[671] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.

[672] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.

[673] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.

[674] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[675] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.

[676] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant und Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f.

[677] Johann Wolf[f] [17.3.1605 Ingolstadt-21.11.1644 Bensheim], kurbayerischer Obrist.

[678] Hans Ulrich Gold [Goldt, Gollt] v. Lampoding [ – ], kurbayerischer Obrist.

[679] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.

[680] Artillerie: Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 575ff.

[681] Flintenschuss: 1 Flintenschuss entsprach 100 Klafter = ca. 180 m.

[682] 1 Dukaten = 4 Gulden (Wernigerode); 1 Golddukat = 2 Taler = 48 Groschen.

[683] Der Kurfürst erlegte dier erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu referirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.

[684] [Johann] Wilhelm [Wennemar] v. Epp[e] [ -Dezember 1643], ligistischer, dann hessen-kasselischer, kaiserlicher Obrist.

[685] Pulverwagen: Das Explodieren von Pulverwagen wird in Schlachtberichten, so etwa Höchst (1622)- vgl. „Wahrer und gewisser Bericht / sambt Abbildung“- oder Wimpfen (1622), immer wieder dargestellt. Außer bei direkten feindlichen Artillerietreffern dürfte das auch z. T. seinen Grund darin gehabt haben, dass die Lunten der Musketen permanent brennen mussten, damit diese schussbereit waren. Ein Einsatz von den teureren, aber sichereren Steinschlossmusketen scheint dagegen nur zögerlich erfolgt zu sein.

[686] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.

[687] Hasard: Glück.

[688] Jules Mazarin [Giulio Raimondo Mazzarini] [14.7.1602 Pescina-9.3.1661 Vincennes], französischer Kardinal.

[689] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.

[690] Johann [Jean] Heinrich Freiherr v. La Pierre [Lapierre, Lapier, la Pier] [ -1651], kurbayerischer Generalwachtmeister.

[691] N Chambre [ -3.8.1645 bei Alerheim ?], französischer Obrist.

[692] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[693] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.

[694] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[695] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[696] Louis de La Trémoille, marquis de Noirmoutier [25.12.1612-12.10.1666], französischer Feldmarschall.

[697] Louis de Maugiron, comte de Montléons [ca. 1602-1672], französischer Feldmarschall.

[698] Claude de Letouf, baron de Sirot [12.7.1600 Schloss Sirot bei Cluny (Dép. Saône-et-Loire)-6.4.1652 Orléans], französischer Generalfeldmarschallleutnant. Vgl. BARTHÉLMY, Mémoires et la vie de Messire Claude de Letouf chevalier, baron de Sirot.

[699] Charles de Ste. Maurice, marquis, später duc de Montausier [Montesier, Montos] [1610-1690], französischer Feldmarschall.

[700] Wolf [Wulff] v. Schönbeck [Schonebeck, „Schorbeck“] [ – ], schwedischer Obristleutnant bzw. französischer Obrist, Generalmajor.

[701] Thomas [v.] Kluge [Klug, Kluoge] [ – ], französisch-weimarischer Obrist.

[702] N Kohlhaas [Kohlhase, Colhas] [ – ], französisch-weimarischer Obrist.

[703] Werner Nothaft v. Hohenberg [6.3.1602-17.4.1657 Hochberg], französisch-weimarischer Obrist.

[704] N Tiffel [ – ], französisch-weimarischer Obrist.

[705] N [ Paul ?] de Folleville [ – ] französischer Obrist.

[706] Jules Mazarin [Giulio Raimondo Mazzarini] [14.7.1602 Pescina-9.3.1661 Vincennes], französischer Kardinal.

[707] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant.

[708] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[709] Hugo Grotius [Huigh oder Hugo de Groot] [10.4.1583 Delft (Niederlande)-28.8.1645 Rostock], politischer Philosoph, reformierter Theologe, Rechtsgelehrter u. früher Aufklärer.

[710] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.

[711] Franz Graf v. Magnis [auch Franz de Magni; Franz Graf v. Magnis auf Straßnitz; tschechisch František hrabě z Magnis, auch hrabě František Magnis ze Strážnice)] [1598 Prag-6.12.1652 Prag], böhmisch-mährischer Adliger, Generalfeldmarschall.

[712] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 109.

[712a] Geislingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 142f.

[713] Schömberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 707f.

[714] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 179ff.

[715] Simmeringen ? Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff. ?

[716] WASSENBERG, Florus, S. 545ff.

[717] Schemmerberg, heute Ortsteil von Schemmerhofen [LK Biberach].

[718] kundtschaft.

[719] Einspänniger: a) Kriegsknecht mit einem Pferd; fürstlicher Diener, Stadtknecht; auch Einspänner; b) Eigentümer eines kleinen bäuerlichen Besitzes, der meist nur Handdienste leistet; c) reitender Bote, Geleit- und Meldereiter.

[720] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[721] Friedrich Herzog v. Württemberg-Neuenstadt [19.12.1615 Stuttgart-24.3.1682 Neuenstadt am Kocher], französischer, dann hessen-kasselischer Generalmajor. Vgl. LORENZ; MERTENS;  PRESS (Hg.), Das Haus Württemberg, S. 193.

[722] Spaichingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 748f.

[723] Wurmlingen [LK Tuttlingen].

[724] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.

[725] Nendingen, heute Ortsteil von Tuttlingen [LK Tuttlingen].

[726] Stetten [Bodenseekreis].

[727] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.

[728] Laiz, heute Ortsteil von Sigmaringen [LK Sigmaringen].

[729] Beuren, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekreis].

[730] miraculose: wunderbarer Weise. Vgl. dazu HOLZEM, … Zum Seufzen und Wainen also bewegt worden.

[731] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 172.

[732] Dr. Justus v. Gebhard [ -1656], kaiserlicher Geheimrat, Reichshofrat.

[733] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident. Vgl. WOLF, Lobkowitz; GMELINE; BARKER, Army, S. 112-117.

[734] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 112, S. 53.

[735] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.], Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[736] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 301.

[737] GROOT, Briefwisseling Deel 15, S. 70.

[738] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[739] Stühlingen [LK Waldshut].

[740] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 189.

[741] Überlingen [Bodenseekreis] ; HHSD VI, S. 807f.

[742] Donaueschingen [Schwarzwald-Baar-Kreis]; HHSD VI, S. 150f.

[743] LAHRKAMP, Werth, S. 145.

[744] Charles Marini [Marin] [ – ], schwedischer Resident in Zürich.

[745] Neustadt im Schwarzwald, heute Stadtteil von Titisee-Neustadt [LK Breisgau-Hochschwarzwald].

[746] GROOT, Briefwisseling Deel 15, S. 468.

[747] St. Peter [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 690f.

[748] LAHRKAMP, Werth, S. 147.

[749] SCHAUFLER, Schlacht, S. 110ff.

[750] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 229.

[751] WASSENBERG, Florus, S. 587.

[752] Frankenthal, HHSD V, S. 100ff.

[753] Matthias Baca [ – ], kaiserlicher Offizier.

[754] Louis II. de Bourbon, duc de Condé [8.9.1621 Paris-11.12.1686 Fontainebleau], französischer Feldmarschall.

[755] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[756] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 315ff.

[757] Landau in der Pfalz; HHSD V, S. 192ff.

[758] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[759] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 409, S. 140.

[760] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 321.

[761] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154.

[762] Weinheim [Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 870f.

[763] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 561f.

[764] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 461, S. 158.

[765] Hermann (Johann ?] Christoph [Christoffel] v. Mandelsloh [Mandelslohe, Mandeisloh, Mandelslohn, Mandesloe, Mannslohe] [1602-1655], kaiserlicher Obrist.

[766] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.

[767] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 187.

[768] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[769] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 236; Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[770] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[771] Schöntal; HHSD VI, S. 712f.

[772] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 41ff.

[773] Röttingen [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 848f.

[774] Aub [LK Würzburg]; HHDS VII, S. 41.

[775] Weikersheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 860ff.

[776] Mainbernheim ?

[777] noch nicht identifiziert.

[778] noch nicht identifiziert.

[779] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[780] N Keller [ – ], kurbayerischer Rittmeister.

[781] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[782] WASSENBERG, Florus, S. 615f.

[783] Schlacht bei Mergentheim (Herbsthausen) am 5.5.1645: Die bayerische Armee unter Franz von Mercy und Johann von Werth schlug die französische Armee unter Marschall Turenne. 2.600 Franzosen fielen, ebenso viele wurden gefangen. Der Rothenburger Chronist Dehner; HELLER, Rothenburg, S. 157: „Ist ihnen also verdienter Lohn bald worden, welcher ihnen von vielen zuvor ist prophezeihet worden und hat diese Niderlag meistens diese Völcker, so hie gelegen, betroffen; die Franz. Sambt ihren Offic. Sind fast draufgangen in der Schlacht und in der Flucht. Ist aller Orten voller toter Franzosen gelegen. Da hat man hernach in den herumbliegenden Dorfschaften allen Gemeinen geboten, die Toten zu begraben und wie man für gewiß ausgiebt, sind auf die dritthalb tausend beederseits begraben worden, auch viele Geschoße und Gequetschte in Hecken und Wäldern, welche jämmerlich umb Rettung und Hülf geschrieen, erstorben; an etlichen Orten aber eingeholt und curirt worden“.

[784] WASSENBERG, Florus, S. 617.

[785] WAGNER, Pforr, S. 165.

[786] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[787] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[788] Johannes Ernst Freiherr v. Reuschenberg [Rauschenberg, Ruischenberg] [29.3.1603 in Setterich getauft-5.3.1660 Köln], kurbayerischer, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister, Feldmarschall. Vgl. REUSCHENBERG, „Jesus Maria und kein Quartier !“; EHRENPREIS, Feldmarschall Johann von Reuschenberg.

[789] Alexandre de Prouville, marquis deTracy [1596 oder 1603-1670], französischer Generalkriegskommissar, Obrist u. Feldmarschall. Vgl. LAMONTAGNE, PROUVILLE DE TRACY.

[790] Ludwig v. Schmidberg [Schmidtberg, Schmidtberger, Schmiedeberg, Schmiedeberger] [1594 Weißenburg-1657 Lehrensteinsfeld], französischer Generalmajor.

[791] Antoine-François de Lameth, Comte de Bussy-Lameth [ -22.6.1652], französischen Generalmajor.

[792] N Marquis du Passage [ – ], französischer Generalmajor.

[793] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[794] Sindringen [Forchtenberg; Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 744.

[795] Georg [Johann Ferdinand ?] Creutz [Kreitz, Kreuz] [ – ], kurbayerischer, kaiserlicher Obrist.

[796] N v. Beauvau [ – 5.5.1645 bei Herbsthausen], kurbayerischer Obrist.

[797] LAHRKAMP, Werth, S. 153ff.

[798] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[799] Marbach am Neckar [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 509f.

[800] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[801] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[802] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[803] Bretzfeld [Hohenlohekreis].

[804] Charles de Bussy de Lameth [Lamoussé, L’Amoussay], Baron de Marigny, Seigneur de [ -10.9.1637 Capelle], französischer Generalmajor.

[805] Marktbreit [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 425f.

[806] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[807] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[808] Erbach [Rheingaukreis]; HHSD IV, S. 111f.

[809] Gernsheim [LK Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 169f.

[810] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[811] Hans [Johann] Friedrich Freiherr v. Bissingen [Pissinger] [um 1601-12.5.1663 Schramberg], kurbayerischer Obrist.

[812] Eppingen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 184f.

[813] Johann Graf v. Sayn-Wittgenstein [1601-3.8.1645 bei Alerheim], französisch-weimarischer Obrist.

[814] Johann v. Nussbaum [Nußbom, Neußbaum] [ -4.4.1645], kurbayerischer Obrist.

[815] Johannes Gabor [ -1657 Freiburg/Br.], kurbayerischer Obrist.

[816] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[817] Sindringen, heute Ortsteil von Forchtenberg [Hohenlohekreis]; HHSD VI, S. 744.

[818] N v. Beauvau [ -5.5.1645 bei Herbsthausen], kurbayerischer Obrist.

[819] N Argentau [-5.5.1645 bei Herbsthausen], kurbayerischer Hauptmann.

[820] N Sack [-5.5.1645 bei Herbsthausen], kurbayerischer Hauptmann.

[821] N Ruppert [-5.5.1645 bei Herbsthausen], kurbayerischer Hauptmann.

[822] Heinrich Christoph Gayling [Gehling, Geiling] v. Altheim zu Hauenstein u. Bobenhausen [1604-20.12.1654], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[823] Faktion: Gruppe.

[824] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[825] Summarische Relation Deß zwischen der ChurBayrischen ReichsArmada / vnd der Königklich Französischen / dem General Visconte di Tourraine vndergebenen Armada ( in welcher zugleich das von Herzog Bernharden von Sachsen Weinmar herrührende Corpo begriffen) bey dem nächst Mergentheimb gelegenen Dorff Herbsthausen / den 5. May dises 1645. Jahrs fürgangenen HauptTreffen / darinnen ermeldte Tourrainische Armada geschlagen. Nachgedruckt zu Augspurg / durch Andream Aperger. 1645.

[826] Schlacht bei Alerheim am 3.8.1645: Die Schlacht von Alerheim, oft auch Zweite Schlacht bei Nördlingen genannt, fand in und um Alerheim zwischen der französisch-weimarisch-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen stattfand und mit einem französischen-alliierten Sieg endete. Franz von Mercy fiel in der Schlacht. Die offiziellen Verlustangaben der Franzosen für die Schlacht betrugen für die kaiserlichen 4.000 Tote und 2.000 Gefangene, während die eigenen Verluste auf kaiserlicher Seite mit höchstens über 1.000 Tote und Gefangene angegeben werden. Während die französische Seite den Franzosen nur an die 1.500 Tote und Verwundete geben will, spricht der kaiserliche General Werth von 5.000, ohne die vielen Verwundeten. Da die Franzosen auf ihrem rechten Flügel gänzlich geschlagen wurden, im Zentrum und auf dem linken Flügel aber sehr feste Stellungen angriffen, ist es wahrscheinlich, dass die weit größeren Verluste auf ihrer Seite waren. Und so schätzt auch Marschall Turenne die Verluste der Franzosen größer als die der Bayern. Das französische Fußvolk hätte demnach allein 3.000 bis 4.000 Mann verloren. Das Theatrum Europaeum V, S. 786, gibt 3.000–4.000 Tote und 1.500–2.000 Gefangene auf kaiserlicher Seite an, auf französischer Seite 3.000 Tote und eine große Zahl Verwundeter. Vgl. SCHEIBLE, Alerheim; Wikipedia-Artikel,  KAISER, Keine Gnade für die Franzosen ? [http://dkblog.hypotheses.org/461#more-461].

[827] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[828] Rottenburg am Neckar [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 674ff.

[829] Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc], Hans Christoffer [Christoph] Graf von [I], [II], [III], [IV], [V], [VI, VII, VIII] in den „Miniaturen“.

[830] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[831] Crailsheim [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 133f.

[832] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[833] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 315ff.

[834] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[835] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[836] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[837] Antoine III. duc de Gramont,  souverain de Bidache, comte de Guiche et de Louvigny [1614-1678], französischer Generalleutnant.

[838] Charles de Loup de Beauvoir, Marquis de Bellenave [ -Dezember 1645], französischer Maréchal de camp..

[839] Jean Gaspard Ferdinand Conte de Marsin [Marchin, Marcin, Marzin] [ -1673], französischer Maréchal de camp.

[840] Jacques Marquis de Chastelnau [ – ], französischer Maréchal de camp.

[841] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[842] Guy-Aldonse Chevalier de Chabot [ – ], französischer Maréchal de camp.

[843] N Marquis de Monsaye [ – ], französischer Offizier.

[844] Teilweise wird überliefert, er sei von einer Kugel vom Alerheimer Kirchturm aus getroffen worden; HHSD VII, S. 6.

[845] N Marquis de Monsloye [ – ], französischer Offizier.

[846] N de la Rabastelerie [ – ], französischer Leutnant.

[847] N de Montaret [ – ], französischer Offizier.

[848] N de Conty [ – ], französischer Obristleutnant.

[849] Charles de Ste. Maurice, marquis, später duc de Montausier [Montesier, Montos] [1610-1690], französischer Feldmarschall.

[850] N de Beufalmy [ – ], französischer Offizier.

[851] N Gremonville [ – ] französischer Generalmajorleutnant.

[852] N Morses [ – ], französischer Generalmajorleutnant.

[853] N Arnauld [Arnoult] [ – ], französischer Offizier.

[854] René-Gaspard de la Croix, Marquis de Chastries [1611-21.8.1674 ], französischer Offizier.

[855] N de Lyruy [ -3.8.1645 bei Alerheim], französischer Maréchal de camp.

[856] Antoine de Brouilli, Marquis de Piennes [ – ], französischer Maréchal de camp.

[857] N Chambre [ -3.8.1645 bei Alerheim ?], französischer Obrist.

[858] N de Islebonne [ – ], französischer Rittmeister.

[859] N marquis de Pisani [Pisany] [ -3.8.1645 bei Alerheim], Assistenzrat des Louis II. de Bourbon, duc de Condé [8.9.1621 Paris-11.12.1686 Fontainebleau], französischer Feldmarschall.

[860] N vicomte de Aubeterre [ – ], französischer Offizier.

[861] Wolf Dietrich Truchsess v. Wetzhausen auf Weißendorf u. Weisenbach [ -3.8.1645 bei Alerheim ?], schwedischer Obrist.

[862] N Sourzat [ -3.8.1645 bei Alerheim], französischer Obristleutnant.

[863] Abraham de Fabert [-3.8.1645 bei Alerheim], französischer Maréchal de camp.

[864] N Baron de Poty [ – ], französischer Obristleutnant.

[865] Gabriel Comte de Lamberti [ – ], französischer Obristleutnant.

[866] Nach HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 225, das Regiment de Haes; 300 Mann sollen bei der Verteidigung des Friedhofs gefangen worden sein.

[867] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[868] Philipp Ludwig Herzog v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg [27.10.1620-10.3.1689], kaiserlicher Obrist.

[869] Franz Freiherr v. Royer [Rouyer, Rogier] [ -24.3.1671], kurbayerischer Generalwachtmeister.

[870] Hans [Johann] Jakob Kolb v. Kager [Reindorf, Rhaindorf], genannt „der junge Kolb“ [1604-1670], kurbayerischer Obrist.

[871] Reinhard v. Hillen [Hiller, Hille, Hyllen] zu Helden [12.12.1599-April 1675], kurbayerischer Obrist.

[872] [Johann] Ferdinand Freiherr v. Puech [du Puich (Puck), du Puis, Pucher, Pais] [zwischen 1610 und 1612-19.11.1685], kurbayerischer Obrist.

[873] Ernst I. v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg [8.12.1623 Kassel-12.5.1693 Köln], hessen-kasselischer Obrist(leutnant).

[874] Michael de Sweertz [Schwerdt, Schwert] [ -3.8.1645 bei Alerheim], hessen-kasselischer Obristleutnant.

[875] Johann Graf v. Sayn-Wittgenstein [1601-3.8.1645 bei Alerheim], französisch-weimarischer Obrist.

[876] Friedrich Wolfgang v. Fleck[h]enstein [ -15.6.1674], französischer Generalmajor.

[877] Hans Georg v. Rußwurm [Rosswurm, Russwurmb] [16.6.1602-6.5.1667], weimarisch-französischer Obristleutnant, Obrist u. Generalmajor, später schwedischer Generalmajor, dann kaiserliche Dienste.

[878] N Nichius [ – ], schwedisch-französischer Obristleutnant.

[879] N Berchen [ – ], schwedisch-französischer Obristleutnant.

[880] Friedrich Ludwig Chanovsky [Chanowsky, Canoffsky, Canofski, Canoski, Canoffsgi, Conofsgy, Kanofsky, Kanofski, Kanofzgi, Kohafzi] v. Langendorf [2.2.1592 Heidelberg-24.11.1645 Strasbourg], französisch-weimarischer Obrist.

[881] Alexandre de Prouville, marquis de Tracy [1596 oder 1603-1670], französischer Generalkriegskommissar, Obrist u. Feldmarschall. Vgl. LAMONTAGNE, PROUVILLE DE TRACY.

[882] N de Tourville [ – ], französischer Offizier.

[883] Henry de Foix, Vicomte de Meille [ -1658], französischer Offizier.

[884] René Charles de Baugy de Bosquet [ – ], französischer Offizier.

[885] Louis de Possart de Vigean, Marquis de Fors [ – ], französischer Sergent de bataille.

[886] N de Canisy [ – ], französischer Offizier.

[887] Claude-Yves Marquis d‘Alegre [ – ], französischer Obrist.

[888] Charles-Antoine de Humes de Cherisy de Cherisy [ – ], französischer Offizier.

[889] N de Villemontee [ – ], französischer Offizier.

[890] N Fombert [Faubert ?], französischer Offizier.

[891] François de Vaudetar, Marquis de Persan [ -8.7.1690], französischer Maréchal de camp.

[892] N Marquis de Boury [Bourry] [ -3.8.1645 bei Alerheim], französischer Offizier.

[893] Möglicherweise eine Verwechslung mit dem Wennenberg.

[894] WASSENBERG, Florus, S. 629ff.

[895] WAGNER, Pforr, S. 165.

[896] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[897] LAHRKAMP, Werth, S. 160.

[898] Franz Wilhelm Graf v. Wartenberg [1.3.1593 München-1.12.1661 Regensburg], Bischof von Osnabrück, Minden, Verden u. Regensburg, Kardinal. Vgl. GOLDSCHMIDT, Lebensgeschichte des Kardinalpriesters Franz Wilhelm Grafen zu Wartenberg; KNOCH, Die Politik des Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg.

[899] Claude des Mesmes, comte d’Avaux [1595-9.11.1650 Paris], französischer Diplomat. Seit 1637 außerordentlicher französischer Legat für Deutschland mit Sitz in Danzig u. insbesondere Hamburg, 1641 am Hamburger Präliminarfrieden beteiligt, der die Voraussetzungen für die Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster legte, an denen er maßgeblich beteiligt war. Trotz des Bündnisses mit Schweden hat er sich u. a. als Katholik für katholische Institutionen im Osnabrücker Raum eingesetzt.

[900] Karl Freiherr Rabenhaupt [Rabenhaubt, Rabenhoefft, Rawenheuff, Ranhouv, Ravenhovet, Ravenhoefft, Ravenhooft] v. Sucha [Robmháp ze Suché; „Süche“] [6.1.1602-12.8.1675], hessen-kasselischer Generalmajor.

[901] Neuß [Rheinkreis Neuß]; HHSD III, S. 556ff.

[902] Amalia Elisabeth Landgräfin v. Hessen-Kassel [29.1.1602 Hanau-3.8.1651 Kassel]. Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; HELFFERICH, The Iron Princess.

[903] d’Avaux gegenüber Wartenberg, 1645 V 15; APW III C 3/1, S. 173f.

[904] STEMMLER, Tagebuch Nr. 2, S. 1115.

[905] Vincennes [Dép. Val-de-Marne].

[906] Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc], Hans Christoffer [Christoph] Graf von [I], [II], [III], [IV], [V], [VI] in den „Miniaturen“.

[907] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[908] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden.

[909] transigiren: verhandeln.

[910] Henri II. d’Orléans [Henri II. de Valois-Longueville] aus dem Haus Orléans-Longueville [6.4.1595-11.5.1663] Prince de France, Pair v. Frankreich, Herzog v. Longueville, Estouteville u. Coulommiers, souveräner Fürst v. Neuchâtel u. Valangin, Prince de Châtellaillon, Comte de Dunois, Gouverneur v. Picardie, später Normandie, Leiter der französischen Delegation bei den Westfälischen Friedensverhandlungen.

[911] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Obristleutnant, Generalmajor und Feldmarschall. 1630 Holland-Reise und Ausbildung in Navigation und Schiffbau, anschließend Weiterreise nach Frankreich, 1631 Eintritt in die Dienste Gustav Adolfs von Schweden als Kammerjunker und als Kornett in dessen Leibregiment, am 16.11.1632 Teilnahme an der Schlacht bei Lützen, 1633 Dienst als Obristleutnant im Infanterieregiment Bengt Bagges in Elbing, 1634 als Obristleutnant beim Kavallerieregiment Joakim Moltkes in Pommern, am 19.10.1635 Teilnahme am Kampf bei Lüdershausen unter Johan Banér, 1636 Beförderung zum Obristen im Leibregiment zu Pferde, 1638 zum Generalmajor und Chef des Dal-Regiments (gegen den Widerstand Banérs), 1641 Ernennung zum Regionalbefehlshaber im Reich und Stabschef bei Lennart Torstensson, am 13.10.1644 Sieg als Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte über die Dänen bei Femern, am 28.4.1646 Ernennung zum Feldmarschall und Generalgouverneur in Pommern; Ernennung zum Reichsrat. Dezember 1646 Aktivität als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland, am 17.5.1648 zusammen mit Turenne Sieg über Holzappel und Gronsfeld bei Zusmarshausen und anschließende Vandalisierung Bayerns, 1651 Erhebung in den Grafenstand durch Königin Christina von Schweden, am 26.2.1653 Ernennung zum Reichsvizeadmiral, 1655 Tätigkeit als Verbindungsoffizier zu Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, am 23.10.1657 Eroberung von Fredriksodde im Dänemark-Feldzug, am 11.12.1657 Ernennung zum Reichsadmiral, am 30.1.1658 Übergang über den Kleinen Belt, am 5.2.1658 Marsch über das Eis bei Nyborg nach Langenland und Seeland, am 6.9.1658 Besetzung Kronborgs, am 29.10.1658 Kampf im Öresund auf dem Flaggschiff “Victoria”, Frühjahr 1660, nach Carls X. Gustav Tod, Ernennung zum Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Dänemark, 1664 Ernennung zum Reichsmarschall und Präsidenten des Kriegskollegiums, 1665 Aktivität als Befehlshaber des schwedischen Korps gegen Bremen, 1674 als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland. LOSMAN, Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa; LOSMAN, Carl Gustav Wrangel och Europa; BAENSCH, Geschichte der Familie von Wrangel Bd. 1. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.; HEINKE, Carl Gustav Wrangel.

[912] Pierre Hector Chanut [22.2.1601 Riom, Dép. Puy-de-Dôme-3.7. 1662 Livry-sur-Seine, Dép. Seine-et-Marne], französischer Diplomat u. Staatsrat.

[913] Karl Gustav Graf v. Pfalz-Zweibrücken, dann als Karl X. Gustav König v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus, 1654-1660 schwedischer König. Vgl. ASKER, Karl X Gustav.

[914] [N, N], Leben und Thaten, S. 66ff.

[915] Giulio Antonio [Wilhelm Anton] Frangipani [Frangipan] [1606-19.8.1656], kaiserlicher Obrist.

[916] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[917] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[918] Metz [Bistum u. Stadt], Herzogtum Lothringen.

[919] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[920] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1051, S. 337: G. A. Frangipani an Piccolomini, Frankenthal, 1647 VI 02.

[921] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1056, S. 339: G. A. Frangipani an Piccolomini, Frankenthal, 1647 VI 28.

[922] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[923] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1063, S. 340: G. A. Frangipani an Piccolomini, Frankenthal, 1647 VII 29.

[924] Jean Henri [Johann Heinrich] Freiherr v. Garnier [2.2.1614-9.8.1664 Augsburg], kaiserlicher Obristleutnant.

[925] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[926] Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 418f.

[927] Bischofsheim a. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 97.

[928] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peuckel, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Beichtel, Böckel, Bockihl, Bickell, Pryckel, Poiquel, Poichel, Putkul (Patrulius)], Freiherr (1651) v. Vöråberg (Österbotten) [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor.

[929] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[930] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[931] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[932] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[933] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1066. J. H. Garnier an Piccolomoni, Frankfurt/M., 1647 VIII 18.

[934] Bodenburg, heute Ortsteil von Bad Salzdetfurth, LK Hildesheim]

[935] Wilhelm [Wilhelm, Friedrich] Hempel [ – ], weimarisch-französischer Reiter.

[936] SCHLOTTER, Acta, S. 480.

[937] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.

[938] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[939] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant. Vgl. GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach und Castelen; ROGGER, Erlach.

[940] Zabern [Saverne; Dép. Bas-Rhin].

[941] N Betz [ – ], französischer Obrist.

[942] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[943] Anne-François marquis de Bassompierre [Passampierre, Passampier, Passambier, Bassambier] [März 1612-30.4.1646 Staffelstein], kaiserlicher Obrist, Feldzeugmeister. Dieser war dabei getötet worden !

[944] Paul Wirz [Wirtz, Wietz, Witz, Wiz], Freiherr v. Bürdingen [ – ], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.

[945] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[946] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S.  315ff.

[947] Königshofen [Lauda-K., Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 418f.

[948] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 351f.

[949] WILSON, The Thirty Years War, S. 724.

[950] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[951] Rastatt; HHSD VI, S. 641ff.

[952] Drusenheim [Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[953] vindizieren: etwas für sich oder einen andern in Anspruch nehmen, die Herausgabe einer Sache verlangen.

[954] Alexandre de Prouville, marquis deTracy [1596 oder 1603-1670], französischer Generalkriegskommissar, Obrist u. Feldmarschall. Vgl. LAMONTAGNE, Léopold, PROUVILLE DE TRACY.

[955] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.

[956] recontrieren: sich ein Treffen liefern.

[957] Randersacker [LK Würzburg]. Bericht des Vogts Grötsch: „Wie es ihm und seinem Hofe im folgenden Jahre erging, erhellt aus seinem im April 1647 erstatteten Bericht, worin er meldet: „Bin seit zwei Jahren viermal rein ausgeplündert worden. Franken, in welchem zwei Armeen sind, muß gegenwärtig 60,000 Thaler zahlen. Wrangel ist mit großem Commandat in Würzburg.“ Im März und April d. Js. wurde Randersacker von den Schweden wiederholt rein ausgeplündert, so daß im Mönchshofe und im Flecken kein Tropfen Wein, kein Bissen Brot mehr vorhanden war. Die Leute wurden gerattelt, die Ziegel von den Dächern herabgeworfen, die Wetterfahnen, kupfernen Rinnen und Kessel mitgenommen und verkauft“. MUCK, Geschichte von Kloster Heilsbronn, 2. Bd., S. 431.

[958] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[959] Hans Adam v. u. zu Karpf [Karpff, Karpffen, Karpen] [ -1663 ?], schwedisch-französischer, hessen-kasselischer  Obrist.

[960] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein.  Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.

[961] Kapitulation: Unterwerfungserklärung.

[962] Paderborn; HHSD III, S. 601ff. Vgl. BRAUN, Paderborn im Dreißigjährigen Krieg; GÖTTMANN; HÜSER; JARNUT, Paderborn 2. Bd.

[963] Henri II. d’Orléans [Henri II. de Valois-Longueville] aus dem Haus Orléans-Longueville [6.4.1595-11.5.1663] Prince de France, Pair v. Frankreich, Herzog v. Longueville, Estouteville u. Coulommiers, souveräner Fürst v. Neuchâtel u. Valangin, Prince de Châtellaillon, Comte de Dunois, Gouverneur v. Picardie, später Normandie, Leiter der französischen Delegation bei den Westfälischen Friedensverhandlungen.

[964] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[965] ENGELSÜß, Weymarischer Feldzug, S. 251ff.; LONDORP, Acta Publica 6. Teil, S. 250ff.

[966] Johan Axelsson Oxenstierna, Graf v. Södermore [24.6.1611 Stockholm-5.12.1657 Wismar], Reichsrat, Sohn Axel Oxenstiernas.

[967] Acta Pacis Westphalicae II C 4,1, S. 25: Königsmarck an Johan Oxenstierna, Feldlager bei Rheine, 7./17.10.1647.

[968] Bollweiler [Bollwiller, Dép. Haut-Rhin]

[969] Herrenstein, unter Neuwiller-les Saverne [Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[970] Dettweiler [Dettwiller, Dép. Bas-Rhin].

[971] Histoire de Dettwiller, online unter http://pagesperso-orange.fr/acs-st-jacques/hisDet.htm.

[972] Ludwig XIV. König v. Frankreich [französisch Louis XIV, Louis le Grand; 5.9.1638 in Saint-Germain-en-Laye- 1.9.1715 Versailles], genannt „der Sonnenkönig“ (frz. le Roi-Soleil), von 1643 bis 1715 Tod König v. Frankreich u. Navarra.

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