Kotz [Kolz] von Metzenhoven [Metzenhof], Emanuel

Kotz [Kolz] von Metzenhoven [Metzenhof], Emanuel; Obrist [31.1.1604–21.12.1665] Kotz stand als Obrist[1] in hessen-kasselischen Diensten.[2]

Zwischen 1633 und 1641 war Kotz unter Johann von Geyso[3] Stadtkommandant der Festung Dorsten.[4]

Kotz [Kolz] von Metzenhoven stand zunächst unter dem Kommando des Josias von Rantzau.[5]

„Wir müssen noch einen Blick auf den zweiten Versuch Frankreichs [den ersten hatte Ovelacker[6] unternommen; BW] werfen, in Nordwestdeutschland ein eigenes Heer aufzustellen – ein Vorhaben, das erst 1645-1646 durch Bönninghausen[7] verwirklicht wurde. Der Holsteiner Josias von Rantzau, ‚eine der abenteuerlichsten Gestalten in dem militärischen Unternehmertum seiner Zeit‘,[8] wurde im März 1637 durch König Ludwig XIII. von Frankreich mit der Aufgabe betraut, in Westfalen Truppen zu werben, die den Landgrafen Wilhelm[9] unterstützen sollten. ‚Es war das erste Mal, daß das französische Lilienbanner in Westfalen wehte‘.[10] Obwohl Rantzau reichlich französische Geldmittel zuflossen, war seine Werbung nahezu erfolglos, da ihm Lauf-[11] und Musterplätze mangelten. Nach einem Vierteljahr hatte er erst 600 bis 700 Mann beisammen, die schwere Ausschreitungen begingen. In Ostfriesland fand sich für ihn kein ausreichendes Tätigkeitsfeld. Rantzau verließ Anfang September die Armee, angeblich weil seine kürzlich vollzogene Heirat und Privatinteressen seine Abreise nötig machten, und bat den Landgrafen, seine Kompanien[12] in den hessischen Heeresverband aufzunehmen. Die Obristen von Schack[13] und von Kotz wurden daraufhin mit etwa 800 bis 900 Mann der hessischen Streitmacht einverleibt. Das war das Ende dieser großangelegten französischen Werbung, von der selbst Baner[14] angenommen hatte, sie würde den Protestanten einen Kräftezuwachs von etwa 12 000 Mann bringen. Rantzau selbst wurde 1645 Marschall von Frankreich“.[15]

Kotz war dann hessen-kasselischer Obrist. Er brachte die „holländischen Franzosen“, in französischem Auftrag mit französischem Geld angeworbene staatische Söldner, die der hessen-kasselischen Armee eingegliedert wurden und einen sehr schlechten Ruf genossen.1[16] Im Februar 1641 war er Kommandant in Essen,[17] wo er wie bereits in Hattingen[18] Befestigungsarbeiten durchführen ließ.[19]

„Anfang Juli [1641; BW] kam zum erstenmal Hatzfeld[20] mit seinem Generalstab[21] nach Dortmund.[22] Er unternahm von hier aus die Belagerung und Eroberung Dorstens[23] (Juli-Sept. 1641)“.[24] Das „Theatrum Europaeum“[25] berichtet: „Die Wolfenbüttelische[26] Belägerung / und daß die Schwedischen[27] wegen der Käis. Armada Gegenwart genug zu thun gehabt / hat verursachet / daß Herr General von Hatzfeld Dorsten im Julio vom weitem zu belägern angefangen / darzu der Herr von Vehlen[28] im Eingang deß Monats / als unten folgen wird / zu Münster[29] gemustert / und das Geschütze darzu / samt Feuermörseln[30] die Stadt hergegeben hat[31] : und lag der von Hatzfeld gegen dem Ende Julii auff eine Stunde nahe von Dorsten / aber auß Calcar[32] kamen noch 400. Hessische hinein / daß sie sich also bey 2000. starck darinnen befunden haben.

Die Belägerten [Johann v. Geyso mit 2.000 Mann; BW] gehalten wurde bekamen von ihrem Generalen dem Herrn Grafen von Eberstein[33] / mit Vertröstung gewissen Entsatzes / ernstlichen Befelch / sich biß auffs äußerste zu wehren. Darauff machten sie / benebens guter Ordnung / unterschiedliche Durchschnitte / liessen alle ledige Häuser und Ställe abbrechen / und für die Soldaten am Wall Hütten dahin bauen / auch führeten sie äussere Werck im Angesicht ihres Feindes / thäten außfallen und und ruinirten ihm eine Battery[34] vor der Lipp-Pforten / zerstiessen einen halben Canon[35] / und einen andern halben zersprengten sie.

Der von Hatzfeld liesse 3. Brücken auff die Lippe schlagen / ums Läger Schantzen[36] auffwerffen / dieselben mit Cortinen[37] zusammen zu schliessen : auch wurden noch vier halbe Carthaunen und zween Feuermörser auß Käiserswerth[38] Eingangs Augusti dahin gebracht : nicht weniger in kurtzer Zeit 3. Battereyen gemacht. Es judicirte eine qualificirte Person von dieser Belägerung mit Verwunderung / daß man sie um diese Zeit vornehmen möge : Angesehen die darinnen ligende / Obr. Geiß / und Obr. Kotz / mit andern guten Officirern und 2000. guter  Soldaten / auch mit allerhand Nothdurfft überflüssig versehen wären : hergegen grosser Mangel im Hatzfeldischen Läger sey / das Volck auch unter der Befahrung ankommenden Entsatzes sehr außrisse.

Bald kam Bericht / der Freyherr von Veelen hätte die an der Lippe gelegene Schantze erobert / und hoffe der von Hatzfeld innerhalb 14. Tagen sich der Vestung zu bemächtigen : Man schriebe um den 15. Augusti auß Cölln[39] / wann kein Succurs[40] komme / so sey sie verlohren. Es wurde auch der Ort hart beschossen : und ob wol eine Hessische Parthey von 300. Man / sampt andern Statischen Volck / deß Obr. Meuters[41] Convoy / so mit Munition und Proviant / von Käiserswerth auch nach dem Läger gehen sollten / auffgewartet / so hatte es doch damit den Außschlag / daß besagter Obrist Meuter diese Parthey beym Deisberger Busch bemeisterte / alle Hessischen nieder machte / und die Statische gefangen ins Läger brachte. Die darinnen wehreten sich zwar noch immer tapffer / und wurden Verwundete täglich nach Dortmund gebracht / es hatte aber der von Hatzfeld um den 11. Septembr. sich allbereit der äussern Werck bemächtiget / und bestunde Hatzfeldischen theils mit einander auff einen General-Sturm : doch wurde um den 25. ejusdem noch immer an völliger Bress[42] geschossen / darzu man aus Cölln im Ende Augusti bey 2000. Kugeln gelieffert hatte. Es sollte aber die Bresse nächsten Tags an zwey Orten / an einem von 2000. Musquetierern[43] / an dem andern 1500. Schußfreyen Curassirern[44] / unter auffgesetzten Sturm-Hüten[45] / angelauffen[46] werden.

Um den 14. Septembr. wurde ein gemeiner Sturm gethan / deme ein General-Sturm nachfolgen sollte / der von Hatzfeld aber schickte zuvorn dem Commendanten einen Trompeter[47] / mit Erinnerungs-Schreiben / es darzu nicht kommen zu lassen / sondern guten Accord[48] anzunehmen. Dieweil dann keine zeitliche Entsatzung mehr zu hoffen / und der Graben an der Lipp-Pforten allbereit so wol außgefüllet war / daß eine Comp. in Ordnung darüber marchiren können / dannenhero es die Belägerten auff keinen General-Sturm verantwortlich setzen dörffen : als ist der Accord angenommen / und derselbe den 18. dieses mit Gebung beyderseits Geisseln geschlossen worden / und zogen die Hessischen den 19. deß Mittags mit Sack und Pack / fliegenden Fahnen / Ober-[49] und Unter-Gewehr[50] / Kugeln im Munde / 2. Stück Geschützes auß / hergegen nahme das Hatzfeldische Leib-Regiment[51] seinen Einzug“.[52]

Nach dem Verlust der Festung Dorsten zog Kotz mit der Armee weiter in das linksrheinisch-kurkölnische Territorium und wurde dort nach der Einnahme der Stadt Neuss,[53] die durch Hessen-Kassel zum niederrheinischen Hauptquartier und zur Festung ausgebaut wurde, in der Nachfolge Herzog Friedrichs von Württemberg-Neuenstadt[54] Kommandant der Stadt.

„Die Stadt Neuß war durch diese Entwicklung [die Niederlage Lamboys bei Kempen[55] am 17.1.1642 und den Vormarsch der französisch-hessischen Truppen, BW] in die größte Gefahr geraten. Nur längs des Rheins bestand noch eine schmale Verbindung nach Köln und Bonn,[56] die aber spätestens nach dem 23. Januar [1642] auch nicht mehr vorhanden war, als die Franzosen einen engen Belagerungsring um die Stadt legten. Neuß hatte beim Nahen der feindlichen Truppen zunächst eine Verstärkung durch kurkölnische Landsknechte unter Obristleutnant[57] Paßmann[58] abgelehnt, dann aber, als die Franzosen mit der Beschießung begannen, bereits am 27. Januar unter ‚liederlichen Bedingungen‘, wie Hatzfeldt an den Kaiser[59] schrieb, kapituliert. Zu Beginn des Feldzuges war geplant, Neuß gegen eine bestimmte Summe Geld nicht zu besetzen. Jetzt aber aber machten es die Kriegsnotwendigkeiten erforderlich, in die Stadt eine starke Garnison zu legen. Auf den ersten Kommandanten der Stadt, den Herzog [Friedrich] von Württemberg, folgte bald der hessische Obrist Kotz. Neuß blieb länger als irgendein anderer Ort am Niederrhein hessische Garnison, erst 1651 rückten die letzten Hessen ab“.[60]

„Das Gebiet nördlich der Erft wollten die Verbündeten nicht so kampflos preisgeben wie den südlichen Raum. Mit großen Anstrengungen wurden daher Neuß und Uerdingen[61] befestigt. Das hierfür erforderliche Material, vor allem Schüppen, sollte in Düsseldorf[62] eingekauft werden. Eine Belohnung für den Stadtkommandanten war vorgesehen, falls irgendwelche Schwierigkeiten bei der Lieferung auftreten würden. In Neuß litten die Befestigungsarbeiten an fehlender Verpflegung für die Soldaten, der dortige Stadtkommandant Kotz befürchtete, daß die Soldaten davonliefen. Auch eine holländische Kompanie war in Neuß eingesetzt., die aber wegen der schlechten Bezahlung nur mit Mühe an die Arbeit zu bringen war. Vor allem sollte in Neuß das Ravelin[63] vor der Zollpforte ausgebaut werden. Kotz bat deswegen um Zusendung des Ingenieurs v. Deyl und anderer Werkmeister, da sonst die Arbeiten nicht bis zum Sommer fertiggestellt würden. Zur Auffüllung der Kassen schlug Eberstein gleichzeitig Hatzfeldt vor, einige Gefangene ‚zur Verhütung der auf die Gefangenen gehenden Unkosten‘ auszutauschen; da Eberstein mehr Gefangene als Hatzfeldt besaß, sollte die Differenz durch Geld ausgeglichen werden“.[64]

„Trotz der größeren Bewegung, die Jan von Werth[65] an den Rhein brachte, kam es zu keiner Entscheidung. Man zögerte, beobachtete sich weiterhin gegenseitig und hoffte, die Hilfe für den Feind werde länger ausbleiben als die eigene, wie der hessische Kommandant Kotz aus Neuß an Krosigk schrieb“.[66]

„So wurde Neuß tatsächlich das erste Hauptziel der Kaiserlichen. Während Sparr[67] von Gladbach[68] aus einen Angriff auf Haus Oedt[69] plante, die Umgebung zu diesem Zweck inspizierte und die Häuser Millendonck[70] und Odenkirchen[71] besetzte, rückten die Kaiserlichen mit starken Kräften gegen Neuß vor. Hocherfreut war Erzbischof Ferdinand[72] über diese Nachricht; Neuß war ihm wichtiger als Düren, vor allem wegen der Nähe zu Kaiserswerth und Düsseldorf. Er war bereit, Pulver und Hafer zur Verfügung zu stellen. Am 13. Oktober wurde die Garnison in Neuß, die unter dem Kommando des Obristen Kotz stand, durch Umleitung der Erft von der Wasserzufuhr abgeschnitten, kaiserliche Infanterie und Kavallerie lag bei Gnadenthal,[73] Kotz machte sich auf eine Umzingelung der Stadt gefaßt. Zwei Tage später erreichte Eberstein in Coesfeld die Nachricht, daß gleichzeitig mit der Belagerung von Neuß bayerische Truppen am 20. Oktober vor Düren erschienen waren. Die hessische Position am Niederhein drohte verlorenzugehen. Die Verbündeten planten daraufhin einen Entlastungsangriff auf Meppen, um die hessischen Garnisonen von dem kaiserlichen Druck zu entlasten. Guébriant erwog, Eberstein möge sich mit starken Truppen in Linn aufstellen, um Hatzfeldts Pläne auf Neuß zu durchkreuzen.

Jedoch, es bedurfte keiner Gegenmaßnahmen der Verbündeten. Am 18. Oktober [1642] rückten die Kaiserlichen überraschend von Neuß ab. Denn in Wien war man der Ansicht, es sei für die Hatzfeldsche Armee besser, den Niederrhein zu verlassen, als wenn sie ‚vor Neuß Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht zu Köln zu Gefallen mit Hunger und Kummer lang vergebens hätte stehen müssen‘ „.[74]

1643 bemächtigten sich hessen-kasselische Truppen mit Unterstützung der staatischen Besatzung von Maastricht[75] des Schlosses Gronsveld[76] und begannen dort Verschanzungen anzulegen, in der Absicht, von diesem Stützpunkt aus die Umgebung zu verwüsten und Kontributionen[77] einzutreiben.[78] Wahrscheinlich waren es in französischem Auftrag angeworbene staatische Söldner, die einen sehr schlechten Ruf genossen,[79] oder um die von dem Holsteiner Josias von Rantzau, der ab März 1637 von Ludwig XIII. dazu beauftragt worden war, in Westfalen geworbenen Truppen.[80] Die unter den Obristen von Schack und von Kotz dienenden 800-1.000 Mann wurden dann dem hessen-kasselischen Heer einverleibt.[81]Werth nahm daher mit Wahl[82] und Velen Düren[83] ein, wo ebenfalls staatische Verbände einquartiert waren, und vernichtete sie.[84] Kurfürst Ferdinand von Köln, in dessen Diensten der Besitzer des Schlosses, Graf Jost Maximilian von Gronsfeld, bei den Verhandlungen um die geplante Kreisdefension zu dieser Zeit stand, sammelte Truppen aus Lüttich.[85]

Verstärkt durch Aachener Bürger erschienen die Truppen des Kölner Kurfürsten überraschend am 16.7.[86] um acht Uhr morgens vor Schloss Gronsveld, das am 26.6. von etwa 100 Mann, die angeblich in hessischen Diensten standen, eingenommen worden war, die das Lütticher Land kontribuierten, Dörfer ausraubten und ihre Beute vorwiegend nach Maastricht und Beek[87] brachten, teils als ehemalige Banditen in französischen Sold (1641), danach als „Hessen“ in kaiserlichen Diensten, dann von den Generalstaaten besoldet, bezeichnet. Wahrscheinlich waren es staatische Truppen, die aus Neutralitätsgründen Frankreich zur Verfügung gestellt worden waren.[88] Dabei handelte sich um die „holländischen Franzosen“, d. h. von Kotz von Metzenhoven, seit 1642 Stadtkommandant von Neuss,[89] kommandiert wurden.

Die Übergabe des Schlosses wurde zunächst abgelehnt, da es nach Aussage des Kommandanten, Rittmeister[90] Kavenberg, weder an Pulver noch an Kugeln fehlte. Nach nur 25 Kanonenschüssen war die Besatzung zum Akkord bereit, der jedoch nicht eingehalten wurde, als dreihundert Mann aus Aachen,[91] in kaiserlichen Diensten stehend, in das Schloss eingedrungen waren.[92] Die Erbitterung über die Übergriffe der Besatzung war so groß, dass nach der Übergabe des Schlosses alle hessen-kasselischen Soldaten „nackend ausgezogen“ und 75 von ihnen ermordet wurden.[93] Dem Kommandanten Kavenberg, der in dem begründeten Verdacht stand, mit den frankreichfreundlichen „Grignoux“ aus Lüttich[94] – die 1646 den Wahlsieg über die spanienfreundliche Partei davon tragen sollten, die wahrscheinlich aus Angehörigen der spanienfreundlichen, Ferdinand ergebenen „Chiroux“ der in zwei Lager gespaltenen Stadt, zudem Zentrum der südniederländisch-niederrheinischen Militärgüterproduktion, bestand – wurde ein schneller Prozess gemacht: Er wurde zum Fenster hinaus erhenkt.[95]

Im Oktober 1643 berichtete Ferdinand von Köln Zahrádetzký[96] von der Eroberung Ringsheims[97] durch Kotz.[98] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[99] hält in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ auch die Wiedereinnahme durch Truppen Ferdinands von Köln fest: „Die Hessische haben sich der Zeit vnterm Obristen Kotzen im Stifft Cölln tapffer gebrauchet / vmb dasselbe völlig zu Geldcontribution zu bringen / welches auch geschehen / vnd zwar nicht ohne mercklichen grossen Schaden der armen Leute / gestalt etliche Dörffer vnnd adelische Häuser gantz außgeplündert / vnd viel gefangene mitgenommen worden.

Dabey ist es nicht verblieben / sondern haben sich weiter deß vesten Hauses Rheinsheim[100] bemächtiget / vngeacht dasselbe mit 4. Wassergräben / deren drey rund umbher gehen / versehen /  darauff sie einen grossen Vorrath an Früchten befunden. Diesen orth widerumb zu gewinnen / liessen Ihr. Churfürstliche Durchl. zu Cölln dern Volck von allen Orten zusammen ruffen / auß Beysorge / daferrn den Hessischen / sich solches Orts etwas fest zu setzen / zeit vnd raum sollte gelassen werden / sie alsdann ohn besondere grosse mühe nicht außzujagen seyn möchten. Vmb deßwillen als 3. Churfürstl. Compagny zu Pferd vnnd vngefähr tausend Mann zu Fuß vnterm geleitt deß von Geleen mit Stücken davor ankommen / vnd die darin solches gesehen; hat der Hessische Fändrich[101] / Befehlhaber daselbsten / vnangesehen noch nicht ein schuß auff ihn beschehen / sich zu einem Accord angebotten / vermög dessen er alsobald sonder Gewähr außziehen müssen. Ob nun wol die Hessische im anzug / solchen Ort zu entsetzen / kamen sie doch viel zu spat / vnd war die übergab allbereit vollzogen“.[102]

Über Kotz berichtet der katholische Chronist Johannes Wilmius [1585, gest. als Dekan des Stiftes Kaiserswerth 1655] aus Kempen:[103] „Im gleichen Monat [Juni 1644; BW] war der Kommandant von Neuß mit Namen Kolz mit 600 Fußsoldaten und 300 Reitern in das Jülicher Land zum Beutemachen eingefallen. Auf diesen Raub aufmerksam geworden, machte der General des westfälischen Kreises, der Herr in Glen,[104] den Konrad Dermisten, einen Reiteroffizier in Zons[105] und den Oberstwachtmeister Johannes von Burg, der mit dem Regiment des Jacob von Ketten in Brühl[106] lag, gegen sie mobil. Bei Bedburg[107] trafen sie die ersten Vorposten des Feindes und stießen bei Jüchen[108] auf das Gros, das mit ungeheurer Beute daherzog. Nach einem schneidigen Angriff nahmen sie den Neußer Kommandanten Kolz mit allen seinen Offizieren, etwa 20 an der Zahl, gefangen, dazu noch 426 einfache Soldaten. Der Rest wurde zusammengehauen. Die Gefangenen wurden nach Brühl gebracht und Seiner Durchlaucht dem Kurfürsten übergeben. Auf Fürbitte der Väter der Gesellschaft Jesu wurde Kolz, der zu diesen Ordensleuten immer sehr tolerant gewesen war, ohne Lösegeld freigelassen“.[109] In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es: „Weinigh dagen defoeren, benaentlick den 18 dito, hebben die keiserschen, so ut Soons, Broel ende andere nast umher gelegenne | keisersche garnesonen, under’t geleet van den ritmeister Conraat van Snisten vergaedert synde, ende noch ungefer ein confoy, so by gefalle ut Westphalen gekommen was, by haer gekregen hebbende, 600 Hessesche te vote ende 2 a 300 ruters, so under’t geleet van den oversten Kotz, commendant tot Nuis, umme in’t lant van Gulick vor die contributie te executeren, andere wilden up sekeren anslagh, utgegaen synde, niet wyt van Iuchgen[110] angetroffen ende t’enemal geslagen, gefangen bekommende den voerseyden oversten Kotz, 1 Major,[111] 2 ritmeisters, 3 capiteins,[112] 4 fendrighs, 6 cornetz[113] ende luitenantz,[114] neffens einige ander geringere officeren ende umtrent 420 gemeine | ruters en soldaten ende umtrent 70 doot slaende“.[115]

Wassenberg schreibt: „Dieser Zeit ist de[n] Hessischen auß Neuß / Lynen[116] / vnd andern Orten mehr / abermals ein häßlicher streich versetzt worden. Dann nach dem dieselbe in 4 biß 500. starck / zu Roß vnd Fuß / vnterm Begleite deß Obristen Kotzen Befehlshaber in Neuß / außgangen / vmb im Lande von Gülich exsecution zu thun; solches aber der Keyserliche General FeldMarschall Gottfried Huyn von Geleen erfahren; hat er ihnen / als sie jetzt mit vielen gefangenen Haußleuten vnnd Viehe im rückweg gewesen / aufflauren lassen / da dann die Hessischen von diesem ihrem gegentheil angetroffen / vnnd zertrennet worden / daß dannenher besagter Obrister Kotz / 1. Major / 2. Rittmeister / 2. Hauptleute / 4 Fändrich / 6. Leutenante vnd Corneten / 20. Vnterbeampten / 2. Trompeter / vnd bey 300. theils Reutter theyls Fußvolck gefangen nach Brühl gebracht worden / 40. aber auffm Plaß geblieben / vnd den 60. harte verwundung empfangen“.[117]

Kotz zog vermutlich 1651 mit den letzten hessen-kasselischen Truppen aus Neuss ab. Beim Einzug von Kurfürst Karl I. Ludwig zur Kaiserwahl 1658 in Frankfurt am Main[118] wird in einer Beschreibung von Caspar Merian, der Sohn und Schüler Matthäus Merians ein „Emanuel Kotz von Metzenhofen / geheimer Rath / Obrister vnd Oberambtman zu Oppenheim“ erwähnt.[119]

[1] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[2] „Armee ohne Land“:  PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein.  Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.

[3] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[4] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[5] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp – 14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant.

[6] Dietrich Ovelacker [Overlak, Osterdorffer, Offenbach] [ – ], französischer Obrist.

[7] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen, [ca. 1598 Apricke – 13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.

[8] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.

[9] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.

[10] ROTHERT, Westfälische Geschichte Bd. 2, S. 170.

[11] Laufplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.

[12] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[13] N Schack [ – August 1644 ?] hessen-kasselischer Obrist.

[14] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[15] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 323f.

[16] Staatsarchiv Marburg PA 4 h 173 (Ausfertigung): Bürgermeister u. Rat v. Kempen an Amalie Elisabeth [vor 1644 VIII 25/IX 04].

[17] Essen; HHSD III, S. 213ff.

[18] Hattingen [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 295f.

[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 224.

[20] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[21] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.

[22] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[23] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[24] STEFFEN, Dortmund, S. 63.

[25] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[26] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[27] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.

[28] Alexander II. Graf v. Velen u. Megen, Herr zu Raesfeld [1599-10.10.1675], kurkölnischer Generalwachtmeister.

[29] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[30] Feuermörser: Geschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.

[31] Nach LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 97, waren es zwei Geschütze.

[32] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.

[33] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604 -18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[34] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[35] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[36] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).

[37] Kurtine: Teil eines Walles, der zwei Bastionen verbindet, oft durch ein vorliegendes Werk (Ravelin) gedeckt.

[38] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.

[39] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[40] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[41] Lambert [Lamprecht] v. Velrath [Fellrod, Fallenrath], gen. Meutter [Meuter] [ – nach 1657], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[42] Bresche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[43] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[44] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[45] Sturmhaube: Helm mit hohem Kamm, Sonnenschirm und Wangenklappen. Bei freier Gesichtsöffnung häufig mit einem Naseneisen ausgestattet, eine „offene Sturmhaube“; bei Schließung der Gesichtsöffnung durch Visiergitter oder Visierfolgen „geschlossene Sturmhaube“ genannt.

[46] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.

[47] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[48] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[49] Obergewehr, Oberwehr: zum Obergewehr gehörten Karabiner, Flinten, Musketen, Hellebarten, Partisanen, Piken, Spontons, Kurzgewehre.

[50] Untergewehr, Unterwehr: Degen oder Rapier.

[51] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.

[52] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 562f.

[53] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[54] Friedrich Herzog v. Württemberg-Neuenstadt [19.12.1615 Stuttgart – 24.3.1682 Neuenstadt am Kocher], französischer, dann hessen-kasselischer Generalmajor.

[55] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[56] Bonn; HHSD III, S. 94ff.

[57] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[58] Johann Paßmann [ – ], kurkölnischer Obristleutnant.

[59] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[60] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 97f.

[61] Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.

[62] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.

[63] Ravelin: im Festungswesen ein eigenständiges Werk, dessen Aufgabe es ist, die Kurtine, also den Wall zwischen zwei Bastionen, zu schützen – daher sein deutscher Name Wallschild – und gleichzeitig deren Facen zu flankieren. [wikipedia]

[64] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 42f.

[65] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.

[66] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 50f.

[67] Ernst Georg Graf v. Sparr [Sparre, Spara] zu Trampe auf Greifenberg [1596 Trampe bei Eberswalde – Juni/September 1666], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.

[68] Mönchengladbach; HHSD III, S. 522ff.

[69] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.

[70] Millendonk, Haus [Kr. Grevenbroich].

[71] Odenkirchen [Stadt Rheydt]; HHSD III, S. 583f.

[72] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[73] Gnadenthal [Gem. Donsbrüggen, LK Kleve]; HHSD III, S. 260.

[74] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 56f.

[75] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].

[76] Gronsveld, heute Ortsteil von Eijsden [Niederlande, Prov. Limburg].

[77] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.

[78] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201: Manuscript wegens de stad Maastricht de A[nn]o 998 usque A[nn]o 1794, fol. 174. Die handschriftliche Chronik dürfte um 1795 verfasst worden sein.

[79] Staatsarchiv Marburg PA 4 h 173 (Ausfertigung): Bürgermeister u. Rat v. Kempen an Amalie Elisabeth [vor 1644 VIII 25/IX 04].

[80] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.

[81] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 324. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 145: „Am Samstag, den 10. April [1644], verliessen die von Kalkar gekommenen Hessen wieder unsere Stadt. Sie zogen auch aus Linn und Neuß die Besatzungen heraus und stellten sie zu einer schlagstarken Truppe zusammen. Es kamen noch holländische Soldaten hinzu, die durch einige Fähnlein verstärkt waren. Mit dieser auserlesenen Schar zogen sie in aller Stille nach Jülich gegen die Lothringer, die sich in dem Dorf Eschweiler allzu sicher fühlten. Vor Tagesgrauen machten die Feinde einen Überfall, schlugen und zerstreuten sie. Die Hessen machten reiche Beute, steckten das Dorf in Brand und lieferten ein Beispiel unerhörter Grausamkeit und Unbeherrschtheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Mit reicher Beute beladen, schickten sie sich an, den Rückmarsch anzutreten. Da sahen sie in der Ferne die Kaiserlichen heranrücken. An ein Entrinnen war nicht zu denken, da die schwere Beute eine Beschleunigung des Marschtempos nicht zuließ. Gegenseitig feuerten sie sich zum Widerstand an und rüsteten zur Schlacht, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch mit ungestüm fielen die Kaiserlichen über sie her und richteten ein Gemetzel an, daß jeder nur durch die Flucht diesem Inferno zu entrinnen versuchte. So wurden die Hessen und Holländer geschlagen und zerstreut, die sich insgeheim von Maastricht aus entgegen ihrer Neutralitätserklärung gegenüber den Kaiserlichen mit den Hessen verbündet hatten. So kehrten sie ohne ihre fette Beute in einzelnen Trupps ruhmlos nach Hause zurück. 500 waren gefallen und genausoviel in Gefangenschaft geraten. Auf Seiten der Kaiserlichen wurden von den namhaften Männern der Graf von Nassau und einige andere vermißt. Sie waren wohl gefallen. Von den Hessen gerieten in Gefangenschaft der berühmte Karl Rabenhaupt, der Gouverneur und ein gewisser Bochorst, der höchste Offizier dieser Streitmacht und viele andere. Die Kaiserlichen errangen ihren Sieg unter dem Befehl des Hatzfeld“.

[82] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf von der Wahl [1590-31. 8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.

[83] BRÜLL, Chronik, S. 88.

[84] Bei dem Söldner Hagendorf liest sich das anders; PETERS, Söldnerleben, S. 174f.: „Von Zons im kölnischen Land den 19. Oktober sind wir aufgebrochen und gezogen nach Düren. Hier in der Stadt sind gelegen 14 Kompanien Holländer. Die Stadt belagert und beschossen an 2 Örtern, und wie wir zum Sturm gerüstet waren, haben sie Gnade begehrt. Also haben sie akkordiert, aber es ist ihnen nicht gehalten worden, das Volk weggenommen, die Offiziere sind fort“.

[85] Lüttich [Liège; Belgien].

[86] Laut SCHAEPKENS, Notice, S. 184, am 15.7. Nach einem Brief des späteren braunschweig-lüneburgischen Residenten in Den Haag, Abraham de Wicquefort erfolgte die Einnahme am 02.7. (a. St.); TONGERLOO, Beziehungen, S. 253, Anm. 266.

[87] Beek [Niederlande, Provinz Limburg].

[88] TONGERLOO, Beziehungen, S. 236.

[89] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43.

[90] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[91] Aachen; HHSD III, S. 1ff.

[92] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.

[93] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.

[94] LAHRKAMP, Werth, S. 51.

[95] WASSENBERG, Florus, S. 527 (hier sind es 6.000 Belagerer !).

[96] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr von Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ – 1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[97] Ringsheim [Gem. Schweinheim, LK Euskirchen]; HHSD III, S. 647.

[98] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 55.

[99] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[100] Verschrieben, denn Rheinsheim ist heute ein Stadtteil von Philippsburg [LK Karlsruhe].

[101] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[102] WASSENBERG, Florus, S. 542f.

[103] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[104] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598 – 27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[105] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.

[106] Brühl [LK Köln]; HHSD III, S. 124ff.

[107] Bedburg [LK Bergheim]; HHSD III, S. 57f.

[108] Jüchen [LK Neuss].

[109] WILMIUS, Chronicon, S. 146.

[110] Jüchen [LK Neuss]. Die Vermutung STROTHMANNS, Westfalen, S. 144, Anm. 7, ist unzutreffend.

[111] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[112] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[113] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.

[114] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[115] STROTHMANN, Westfalen, S. 144.

[116] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.

[117] WASSENBERG, Florus, S. 577f.; vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 617.

[118] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[119] Beschreibung und Abbildung Aller Königl. und Churfürstl. Ein-Züge, Wahl und Crönungs Acta:Einzug der Kurpfalz, Einzug. deß Durchleuchtigsten Fürsten vnd Herrn, Herrn Carl Ludwig Pfaltzgrafen bey Rhein, deß Heiligen Römischen Reichs Ertzschatzmeister vnd Churfürsten, vnd in den Landen deß Rheins, Schwaben, vnd Fränckischen Rechtens Fürsehers vnd Vicarij Hertzogen in Bayern etc. Zum Wahltag in Franckfurt den 21./1. april/may Anno 1658. unter 24; wikisource.

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Spiegel [Spigel], N

Spiegel [Spigel], N; Rittmeister [ – ] Spiegel stand 1635 als Rittmeister bzw. Hauptmann wahrscheinlich im kaiserlichen Regiment Haxthausen.

In den Aufzeichnungen der westfälischen Stadt Hallenberg[1] heißt es: „Des hern von Griesheim, obristen Haxthausen und andern durchzuge montags nach Reminiscere, anno 1635 am 5. Martii:

Nachgehents montags nach Reminiscere, als die nachmals collectirte keiserliche truppen vorbeigezogen, ist der her von Griesheim, obrist Haxthausen, obristleutnant Bosen, obristleutnant Linteloe, tirmeister [ritmeister; BW] Schiller, ritmeister Spigel, der regimentsquartirmeister und viele andere hern und officirer einher zogen, das arme vermogen vorlieb genommen und mit guten ordren wieder abgezogen“.[2]

Es könnte sich um Friedrich Conrad Spiegel handeln.

[1] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[2] BRUNS, Hallenberg, S. 286f.

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Epp[e], [Johann] Wilhelm [Wennemar] von

Epp[e], [Johann] Wilhelm [Wennemar] von; Obrist [ – Dezember 1643] [Johann] Wilhelm [Wennemar[1]] von Epp[e] stand zunächst in ligistischen, dann in hessen-kasselischen, später als Obrist in kaiserlichen Diensten.

Er stand 1622 als Kapitän im ligistischen Fußregiment Wolf Dietrich Truchsess von Wetzhausen und nahm am Kampf gegen die pfälzischen Truppen unter Ernst von Mansfeld[2] bei Mingolsheim[3] teil.

Im Februar 1639 war er auf Grund eines Berichts des Obristwachtmeisters Donop in den kaiserlichen Dienst aufgenommen worden.[4] Ferdinand von Köln informierte Melchior von Hatzfeldt im Juli 1639 von der Niederlage Epps bei Duderstadt.[5] Wie aus einem Bericht Alexander II. von Velens für Hatzfeldt hervorging, hatte Epp schwedische Truppen von Minden[6] aus nach Duderstadt verfolgt und war dabei in Gefangenschaft geraten.[7] Der Hildesheimer[8] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 15./25.6: „Diese Woche sein die [Schweden; BW] aus Minden ausgezogen. 1800 Pferde nebest 1000 Musquetieren Schwedische unter des Königsmarks Commando mit 4 Stück Geschütz und einem Martierer[9] bey Lelenberg[10] ufs Eichsfeld gerückt und alsbald 2 Regiment(er) von 600 Koepfen geschlagen, den Obristen Eppen gefangen bekomen. Ist für Duderstadt geschehen, den 15. dieses, ut dito eodem, uf die Sonntags-Nacht geschehen“.[11]

Das „Theatrum Europaeum“[12] fasst zusammen: „Gelangen solchemnach an das Eichsfelde / von demselben etwas weniges zu erzehlen / in welchem sich der von Königsmarck / neben andern / eben wohlherum getummelt hat. Die unterthanen dieses Ländleins haben vielmahls hart herwider gehalten / dardurch sie ihres erlittenen Schadens eigene Verursacher geworden. Im Aprilen seynd bey ihnen zwey Käiserliche Regimenter / das Rubländische [Ruebland; BW] und Hesterische [Heister; BW] einquartiret gelegen / welche hin und wider ohne Widerstand gestreiffet / beschädiget / und die Recruiten in Thüringen zerstöret. Der General King gieng diesen Monat über 3000. zu Roß starck / und that ihnen hieran Einhalt. Die Schwedische auß Erfurt[13] haben sich etlichemahl bemühet / selbiges Völcklein zur Contribution zu bringen / seyn aber iedesmahl unverrichter Sachen zurück kommen. Im Eingang deß Junii zogen die Käiserliche herauß / der von Grießheim aber behielte / als Ober-Amptmann / noch hundert Tragoner / das Ländlein darmit vor Schwedischer Contribution zu schützen / und solche hergegen von seinen Benachbarten zu fordern / welches ihm doch über angewendeten starcken Ernst nicht gelingen wolte. Dann nachdeme gedachte beyde Käiserliche Regimenter auß dem Ländlein abgezogen waren / und der Ober-Amptmann sich seines Intents würcklich gelüsten liesse / wurde der Obriste von Königsmarck / so die Kingische Trouppen zu Pferd zugleich führete / benebens dem Plettenbergischen und anderm Fußvolck / derer beyder man an der Weser bey Münden[14] damals nicht bedorffte / nach dem Eichsfeld commandiret / den Ober-Amptmann im Zwang / welchem aber der Obriste Eppe / so hiebevor Hessisch gewesen / auß dem Stifft Oßnabrück[15] in eil zu vermeynter Hülffe kam.

Dann als nun dieser zu Duderstatt mit 1000. abgemüdetem Volck zu Roß ankommen / und etwas außzuruhen gedachte / waren ihme die Schwedischen zu schnell und starck auff den Halß kommen / hatten ihn zeitlich in Unordnung / und was sich zu Pferd nach dem Salberg begeben / in die Flucht gebracht / ihn darauff nechstens mit seinem Uberrest in Duderstatt eingesperret gehalten / und so bald das Fußvolck mit der Artillerie ankame / den Orth beschossen / welchen er keinen Tag gehalten / sondern sich ergeben / und darinnen / sammt denen / die sich zu ihme retiriret hatten / in 500. starck gefangen genommen worden“.[16]

Im September 1640 war er zusammen mit Zahrádecký in die Vorgänge um Schloss Bevern[17] involviert. „Noch vor Banniers Ankunft haben übersetzende kaiserliche  Soldaten es geschafft, die Schanzen an der Weser zu erobern. Sie ‚machten’ sogar die braunschweigischen Besatzungen unter dem Kommando des Generals Koch in Fürstenberg,[18] Meinbrexen,[19] Boffzen,[20] Lüchtringen[21] und auch Holzminden[22] (!) ‚mehrenteils herunter’.

So öffnet sich zwischen Weser und Sollingrand ein schmaler ‚Schlauch’, der bis Holzminden und von dort aus auch noch bis Bevern reicht. Oberhalb des Schlauches haben auch drei (?) braunschweigische Kavallerieregimenter unter Generalleutnant von Klitzing den Sollingrand erreicht. Einer der dort angekommenen Offiziere ist Obristleutnant Schwarze alias Lambrecht, der Vater des Claus Lambrecht, des derzeitigen Besitzes des Thesmarhauses, das den Brand übersteht.

Den gerade angelangten schnellen braunschweigischen Regimentern fehlt zum Angriff auf die Kaiserlichen jedoch noch die Infanterie. So nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Am 21. oder 22. [September; BW] steht Obrist Zaradetzki (auch ‚General Zaroatz’ und ‚Generalwachtmeister Sarratetz’) zwar offiziell nach einer Quelle noch im gerade eroberten Höxter. Wie sich zeigen wird, kann das nicht ganz stimmen.

Angesichts des ‚Schlauches’ bietet sich die Inbesitznahme von Holzminden an, und sei es nur für kurze Zeit. Vielleicht schon am 19., sonst frühmorgens am 20. wird die Stadt ‚erstürmt’. Wenn im Olxheimb-Bericht vom ‚Heruntermachen’ der Verteidiger die Rede ist, so sollen wir das wohl als ‚Vertreiben’ lesen. Der genannte Bericht weiß nichts von ‚Belagerung’ oder dergleichen. Andererseits kommt später der bevernsche Kommandant [Glaser; BW] wegen seiner Kapitulation vor ein Kriegsgericht, nicht aber der Obristleutnant Bortfeld in Holzminden. Er wird gefangengenommen.

Olzheimb spricht in seiner Darstellung der Abläufe nur von ‚Truppen’, von ‚Völkern’. Einwohner der Stadt Holzminden erwähnt er im Zusammenhang mit der Einnahme nicht. Ein Blutbad in den Straßen der Stadt, vergleichbar mit dem in Höxter im Jahre 1634, gab es in Holzminden allem Anschein nach nicht. Und sollten die Menschen in Holzminden nach den schon durchstandenen Kriegsjahren anders gedacht haben als die Nachbarn in Bevern oder die dort eingesetzten schießmüden Soldaten, von denen gleich noch zu sprechen sein wird ?

Der entscheidende Satz zu dem, was nach dem ‚Heruntermachen’ der braunschweigischen Truppen aus den Ortschaften von Fürstenberg bis Holzminden geschieht, lautet nach der Aktenabschritt durch Dürre so: ‚Als die (sie ?) dann 11 Fahnen zu Bevern gesammelt hatten, mußten jene Holzminden verlassen, haben damals die ganze Stadt in Brand gesteckt, daß nur etliche kleine Häuser, Kirche und Rathaus stehen geblieben’. Vermutlich Dürre selbst macht in der Abschrift eine erklärende Anmerkung: Zu ‚Fahnen’ vermerkt er ‚Fähnlein’, zu ‚jene’ setzt er ‚die Kaiserlichen’. ‚Die’ oder ‚sie’, das sind nach dieser Sichtweise die zunächst überrollten braunschweigischen Truppen unter General Koch. Diese Truppen müssen nach Dürres Lesung erst elf Fähnlein sammeln, um den erfolgreichen Gegenangriff zu beginnen. Die durch Dürre irrtümlich ‚gebesserte’ Form des wichtigen Satzes zum Stadtbrand ist (auch) in anderen Wiedergaben grammatisch unklar. Dort fehlt das Subjekt für das Sammeln der ‚Fahnen’. In einer der gedruckten Überlieferungen des Olxheimb-Berichts werden jedoch von den Kaiserlichen vom Vorstoß 11 Fahnen erobert und nach Bevern gebracht: Das kommt der historischen Wahrheit relativ nahe.

Einer ganz falschen Interpretation entspricht folgende Wiedergabe: ‚Die Schweden … jagten den Feind über die Weser, und hierbei gelang es ihnen, dem fliehenden Feind 11 Fahnen abzujagen, die im Triumph auf unser Schloß gebracht wurden’. Hier wird die Reihenfolge der Handlungen, um die es geht, auf den Kopf gestellt.

Letzten Endes muß die Darstellung hier auf das Stichwort ‚Bevern’ zurückkommen. Erst bisher ungenutzte Akten verhalfen schließlich zu der Einsicht, daß tatsächlich elf ‚Fahnen’ gemeint waren und daß Bevern eine konkrete Rolle spielte. Der Vorgang in Bevern wird durch diese Quelle dermaßen gut begreifbar, daß es sich lohnt, ihn hier zusammenzufassen. Der Bericht mag ein wenig die Informationen ersetzen, die über die Vorgänge in Holzminden selbst leider fehlen.

Zentrale Gestalt in Bevern ist der braunschweig-wolfenbüttelsche Hauptmann Glaser, Anlaß der vorliegenden Protokolle ist ein kriegsgerichtliches Verfahren gegen ihn.

Hauptmann Glaser war mit seiner Einheit, meist frisch angeworbenen Soldaten, nach Bevern beordert. (Auch er selbst wurde erst im Mai 1640 in die Offiziersrolle eingetragen.) Am 19. September ritt er angesichts der nah heranrückenden feindlichen Truppen nach Holzminden. Obristleutnant Tilo Bortfeld erteilte ihm hier verschiedene Befehle: Nach einer fürstlichen Order habe er sich den Kaiserlichen gegenüber nicht ‚feindlich’ zu zeigen. Und er solle das Schloß in Bevern für einen Notfall als ‚Retirade’ freihalten – als Stützpunkt für einen Rückzug. Anscheinend machte den beiden in diesem Gespräch die Witwe Münchhausen[23] etwas Sorge. Glaser sollte (ihretwegen ?) die Schlossbrücke ‚mit glimpf’ besetzen, das heißt wohl möglichst friedlich.

Wegen der mit vier Soldaten besetzten Brücke wurde die Frau von Münchhausen tatsächlich dermaßen laut, daß Bortfeld noch am gleichen Tag ihrem Amtmann und dem Hauptmann den Befehl zur Verteidigung der Brücke und des Schlosses wiederholen musste. Glasers Bitte, den Befehl schriftlich zu bekommen, ließ der Obristleutnant mit ein paar forschen Worten ‚abblitzen’.

Abends schickte Glaser seinen Leutnant ins Schloß. Weil sich dabei im ‚Vorwerk’ viele Bauern drängten, die ins Schloß hinein wollten, ließ er die Brücke aufziehen.

Doch zwei Stunden vor Mitternacht nähert sich der Transport, der Glaser nun zum Verhängnis wird: es sind Rittmeister Marcus Temme von Holzminden ‚… nebst einem Sergeanten von H. Obristleutenand sambt 3 oder 4 Mußquetirer die Eilff Fähnlein vor das Hauß Bevern gebracht’. ‚So ich auch strack uffs Hauß bringen laßen’. Der Sergeant soll auch noch an die Weser reiten, ‚wo die bawren ihre Posten hetten’. Dieses Zitat liefert den einzigen Hinweis aus den durchgesehenen Quellen, daß hier gegen die anrückenden Kaiserlichen auch Zivilisten eingesetzt wurden.) Glaser selbst hatte die besser ausgebildeten seiner Soldaten an die Weser befohlen.

Bortfeld sendet am gleichen späten Abend zwei weitere Wagen nach Bevern, einen mit Pulver, der ins (!) Schloß gestellt wird, und einen mit Lunten und Kugeln. Es scheint, daß der zweite Wagen wegen eines plötzlichen Überfalls verloren geht.

Am Morgen des 20. will Glaser nach Holzminden reiten, begegnet jedoch unterwegs schon ‚starken’ feindlichen Trupps. (Halten wir fest: Die Stadt war am 19. nicht besetzt, wird aber an diesem Morgen des 20. schon eingenommen sein.) Er lässt zwar ‚den Schlagbaum’ schließen. Doch Rittmeister Temme lässt seine Reiter aufsitzen, den Zaun neben dem Schlagbaum durchbrechen und hinausreiten. Dann aber, da die überlegenen Gegner schnell herangekommen sind, wendet er sich zur Flucht.

‚In großer confusion’ flieht Glaser mit seinen wenigen Leuten ins Schloß hinein.

Nach Glasers Worten befiehlt Generalwachtmeister ‚Sarratezca’ selbst die Truppen, die nun Schloß Bevern attackieren. Ein Trommelschläger tritt zweimal vor das Tor. Ihm sagt er, wenn die anderen sich feindselig zeigen wollten, wäre er zur Verteidigung bereit. Beim zweiten Mal fordert der Trommler zur Übergabe auf. Glaser aber ruft zunächst einmal hinaus, die Verantwortung vor seinem Fürsten verbiete ihm so etwas.

Daraufhin kommt es zu einer ganz eigenartigen Begegnung mit jenem kaiserlichen Heerführer, der in den folgenden Tagen die Stadt Holzminden anzünden lassen wird: Der Trommler läßt sich versichern, daß Glaser bereit ist, den Generalwachtmeister selbst ‚uff parol’ – ohne auf ihn zu schießen – vors Tor treten zu lassen: jener wolle mit ihm reden. Sarratetz und ein Obrist Eppe treten herzu. ‚… hatt mich erstlich gefraget, Was Ich vor einer were, habe Ich geantworttet, Ich were ein Haubtman von I. F. Gn. Hertzogen Augusto zu Braunsch. und Lüneb. p. Habe Ich wieder gefraget, Was er vor einer were, hatt Er auch geantworttet, Er were ein Generalwachtmeister, Und im Nahmen der gantzen Keyserlichen Generalität abgefertiget, Ich sollte uff paroll herunter kommen, Er wollte mit mir accordiren [einen Übergabevertrag abschließen] und I. F. Gn. die Fähnlein und alles was da were, ohngemolestirt [unbeschadet] paßiren lassen …’. Ein, wie man sagen könnte, hochrangiges Gespräch. … Doch der Hauptmann kann sich zu dem angebotenen Abzug ‚nicht verstehen’. Seine Verantwortung sei schwer, und er sitze dort rein ‚defensive’. Sarratetz muß ihm noch zugeredet haben: Erzherzog Leopold Wilhelm wolle doch nur einige Lebensmittel vom Haus Bevern. Wenn er hier hartnäckig bleibe, sei er selbst schuld am gewaltsamen Angriff, ebenso daran, daß man auch ‚ … I. F. Gn. Land alles in Brand stecken’ werde. [Redet hier jemand, dessen Truppen mit Brandfackeln gut versehen sind – wie in Holzminden ?)

Noch am gleichen Tage verschaffen Sarratetz’ Truppen dem Hauptmann ein zweites überraschendes Zwiegespräch: Sein Kommandeur, Obristleutnant Bortfeld, wurde in der Stadt gefangen und wird vor die Schlossbrücke geführt. Er soll ihn zur Aufgabe überreden und ruft tatsächlich: ‚Herr Haubtman, was will er thun, er gebe es auff’. Der Angeredete fragt ihn nur, ob Bortfeld die Verantwortung für die Fahnen und sonst mögliche Verluste übernehmen wolle. Der Gefangene zieht sich auf die zwiespältige Antwort zurück, er müsse tun, was er verantworten könne. – Auf eine daraufhin ihm zugerufene letzte Aufforderung zur Übergabe will Glaser, so in seiner Niederschrift, geantwortet haben, er wolle lieber auf dem Haus Bevern sterben.

Dazu aber kommt es nicht, weil in diesem Jahr 1640 längst auch Soldaten des Kämpfens und Sterbens müde sind. Glaser war bis vor kurz vor den geschilderten Vorgängen mit seinen Offizieren noch ‚uff Werbung’. Die ausgebildeten und zuverlässigeren seiner Soldaten waren in die Stadt und an die Weser geschickt. Was er bei sich hat, sind ‚ … newgeworbene weinig Knechte, worunter etzliche krank gewesen, Die Andere aber noch ohnexerciret’. Er verteilt die Leute ‚in die Zimmer herumb’ und bittet sie ‚umb Gottes willen’, ihre Pflicht zu tun. Er hat sie auch ‚ … zu Zeiten mit Zwangk angetrieben, Sie wollten und sollten sich doch wehren als redliche Soldaten, Da habe Ich mich aber betrogen befunden …’ Er hat sie ‚ … weder mitt gutem noch bösen zu keinem Schießen fast bringen können. …’ Die Soldaten hatten gesehen, daß einer von ihnen ‚im Fenster’ erschossen wurde. So ergreift Glaser selbst seine Pistolen und schießt, soviel es geht. Doch niemand macht mit: wegen ‚mangell des Beystandes’ muß er resignieren.

Aktiv ist inzwischen die Witwe Münchhausen. Sie ruft Diener und die zahlreichen, in den Schlosshof geflüchteten Bauern zusammen und will das Tor öffnen, nachdem sie einen kaiserlichen Offizier um Schonung gebeten hat. Glaser fürchtet nun um das Haus. Angeblich war auch mit Brandlegung gedroht worden, und an einer Zerstörung des Schlosses wollte auch er nicht schuld sein, wie er zu seiner Rechtfertigung schreibt. Mit Widerwillen – wegen der Fahnen – läßt er es daher endlich zu einem ‚Accord’ kommen. Den schließt er mit dem schon genannten Obristen Eppe ab. Nach der Unterschrift ist die kleine Besatzung unter Glaser ‚ … mit fliegenden Fähnlein, Völckern [Soldaten], Pagage, Sack und Pack abgezogen’.

Weit kommen sie nicht. Kaiserliche Soldaten plündern die Wagen. Glaser gelangt zwar noch aufs freie Feld, doch Eppe befiehlt ihm, die (zum Schießen notwendigen) Lunten zu löschen. Um den Überfall zu rechtfertigen, erhebt Eppe bemerkenswerte Vorwürfe: Der ‚Kapitän’ Glaser hat sich mit einer Handvoll Leuten dem Kaiser widersetzen wollen und die Gegner mit Vortäuschung einer größeren Zahl betrogen. Das war eine Frechheit. Zusätzlich verfügte er über keinen schriftlichen Befehl. Somit war doch wohl das gegebene Wort für nichts zu erachten.

Die elf Fahnen gelangen also nun in gegnerische Hände. Der hereingelegte Hauptmann berichtet, er habe Eppe gebeten, ihn und seine Leute wegen des erlittenen Schimpfes zu erschießen. Doch dieser ‚tröstet’: Auf Herzog Augusts ‚Begehren’ werde man die Fahnen zurückgeben. Glaser wird schließlich als Gefangener über die Weser weggeführt. (In kaiserlichen Händen blieb er wohl nur kurze Zeit. Hauptmann Glaser wurde wahrscheinlich schon im März 1641 aus herzoglich-braunschweigischem Arrest entlassen.)“.[24]

Im Dezember 1640 lag er in Breckerfeld[25] und berichtete Melchior von Hatzfeldt von dem Angriff auf Radevormwald.[26]

1640/41 war er in Essen[27] stationiert.

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet zu 1641: „Es ist auch Nieder-Hessen diß Jahr nicht gar verschonet geblieben / unangesehen man es vergangen Jahr Genugsam verderbet hatte. Im April kamen deß Käiserl. Obristen Eppens drei Regimenter zu Roß und Fuß / mit Stücken / Sturm-Leitern / und andern Kriegs-Instrumenten vor Geißmar[28] / und meinete man / es würde Grebenstein[29] und selbigem Ampt gelten / sie überfielen aber nur den Hessischen Rittmeister Willkhern in Helmarshausen[30] / daß er sich über die Mauren salviren muste / nahmen ihm und seiner Compagnie bey zweyhundert Pferdte / und andere gute Beuten ab / und giengen darvon / nach Nieder-Sachsen“.[31]

Alexander von Velen informierte Hatzfeldt im April 1641 von Epps vergeblichem Angriff auf das von hessen-kasselischen Soldaten besetzte Warburg.[32]

Im Juni 1641 hielt Epp sich in Soest[33] auf und informierte Hatzfeldt vom Abmarsch der in Hamm,[34] Unna[35] und Werl[36] liegenden Truppen nach Wiedenbrück[37] wegen der Besetzung von Polle[38] durch gegnerische Truppen.[39] Im Juli berichtete Heinrich Bilderbeck, der staatische Resident in Köln,[40] Friedrich Heinrich von Oranien, Epp sei bei Dorsten[41] von staatischen Truppen überfallen worden.[42]

„In Soest, welches traditionell mit Brennholz aus dem Arnsberger Wald versorgt wurde, war der Holzmangel 1641 so groß, daß die Soldaten des Obristen Eppe angeblich 600 Gebäude abbrachen, um Brennholz zu haben. Dies übertraf sogar die Anzahl der bei dem Stadtbrand 1636 vernichteten Häuser“.[43]

Im November berichtete Kriegskommissar Düssen aus Brühl[44] von hessen-kasselischen Überfällen auf Neuhaus[45] und Kaiserswerth,[46] der Eroberung von Goch,[47] Kleve[48] und Alpen[49] durch hessen-kasselische Truppen und vom Gegenangriff Epps auf Uerdingen.[50]

„Als die Hessen [1641] unverrichteter Dinge von Uerdingen abrückten, hatten die Kaiserlichen Mut gefaßt. Sie holten, nachdem sie durch die Truppen des Obristen Eppe aus Essen Verstärkung erhalten hatten zu einem Gegenschlag aus und überfielen am 16. November Kleve. 300 Reiter der Hessen wurden ‚an den Schauelen‘ von den Kaiserlichen vertrieben. Nachts überstieg Hauptmann Seeger aus Kaiserswerth die Stadtmauer, mit einer Petarde[51] wurde das Stadttor gesprengt, so daß sich der Feind aufs Schloß zurückziehen mußte. Die Zahl der Toten belief sich auf 70-80. Nachdem Stadt- und Bürgerhäuser geplündert, auch etwa 40 hessische Pferde erbeutet waren, zogen die Kaiserlichen in ihre Quartiere zurück“.[52]

„Noch immer standen um diese Zeit Franzosen und Hessen auf dem rechten Rheinufer, verhandelten mit Oranien und warteten fast einen Monat auf die Brücke. Die beiden kaiserlichen Heere unter Lamboy[53] und Hatzfeldt rückten näher. In den ersten Januartagen überschritt Lamboy die Maas. Seine Aufgabe war es, sich mit den Hatzfeldtschen Truppen zu vereinigen, um dann gemeinsam den Verbündeten entgegenzutreten. Als Lamboy nach Überschreiten der Maas von einigen Übersetzversuchen der Hessen erfuhr, rückte er schnell und auf eigene Faust in Richtung Süchteln[54] vor, dort blieb er am 9. Januar liegen, mit dem Ziel, bis zum Rhein nach Uerdingen vorzurücken. Die ihm unterstellten Truppen waren 8000-9000 Mann stark, hinzu kamen etwa 1000 Reiter des Obristen Eppe aus Essen. Außerdem hatte ihm Graf de la Fontaine 6 Geschütze mit 120 Pferden sowie 24 Munitionswagen und Ausrüstungsgegenstände überlassen. Schließlich bot der spanische Gouverneur von Geldern,[55] Marquis de Ledo [Lede, BW], Lamboy Hilfe für den Fall an, daß die Holländer den Verbündeten Unterstützung zukommen ließen. So fühlte sich Lamboy dem Feind ‚uff jeden Fall gewachsen‘ und glaubte zuversichtlich, jeden Einbruchsversuch abwehren zu können. Dieser Marsch Lamboys auf Süchteln und sein geplanter Zug nach Uerdingen[56] entsprach nicht den Plänen Hatzfeldts, da hierdurch die notwendige Verbindung zwischen beiden Truppenteilen wegen der größeren Entfernung um einige Tage hinausgeschoben werden mußte. Hatzfeldts Truppen standen zu dieser Zeit ja noch im Westerwald. Was sollte geschehen, wenn nun plötzlich die Verbündeten den schon seit langem erwarteten Übergang vollzogen und Lamboy allein den ersten Gegenangriff zu führen hatte ? Aus diesen Erwägungen gab Hatzfeldt Lamboy zu bedenken, sich rechtzeitig auf die Erft zurückzuziehen, damit die Hessen die notwendige Verbindung nicht verhindern könnten. ‚Sollte auch mein Herr Generalfeldzeugmeister vermeinen, ohne mein Zutun selbigen Feind zu bestehen, so wird doch außer allem Zweifel – weilen ein so großes auf diesem Werk beruhet – das Sicherste sein, wann diese Truppen, so wenigstens in 7000 Mann gutes Volk bestehen, darzustoßen werden‘.

Vielleicht war das für die Kaiserlichen rätselhafte Verhalten der Verbündeten die Ursache dafür, daß Hatzfeldt nicht mehr mit Nachdruck den Rückzug Lamboys forderte. Ob bewußt oder unbewußt störten sie durch ihr Zögern eine klare Entscheidung der Kaiserlichen, die um so zuversichtlicher auf eine Verbindung ihrer Kontingente hofften. Noch am 9. Januar glaubte Lamboy aus diesem Verhalten der Verbündeten schließen zu können, der Feind werde angesichts der nahenden Hatzfeldtschen Verstärkung überhaupt nicht über den Rhein rücken und statt dessen durch das Herzogtum Berg in die Wetterau[57] und in die Landgrafschaft Darmstadt ziehen. So schwankten die Kaiserlichen zwischen Hoffnung und Sorge, Lamboy fühlte sich trotzdem sicher in seinem Lager bei Hüls,[58] wohin er inzwischen marschiert war.

Nachdem die holländische Brücke fertig war und die hessischen Truppen am 12. Januar am Rhein eingetroffen waren, überschritt Guébriant am 12. und [Kaspar v.; BW] Eberstein am 13. Januar den Rhein. In Wallach[59] sammelten sich die beiden Heere; dort wurde der Entschluß gefaßt, Uerdingen anzugreifen und dadurch entweder Lamboy aus seinem sicheren Lager bei Hüls zu locken oder ihn dort anzugreifen, bevor Hatzfeldt kam. Dieser zweite Entschluß war gefährlich. Denn falls die Verbündeten geschlagen wurden, mußten sie nach Holland fliehen, ihre Eroberungen im Reich waren entblößt. Vor allem fehlte es dann an Nahrung. – Gleichzeitig setzten bei Andernach[60] die ersten Hatzfeldtschen Soldaten über den Rhein. Nun mußte sich Lamboy allein den feindlichen Heeren stellen. Denn an eine Verstärkung durch die Hatzfeldtschen Truppen in den nächsten Tagen war nicht mehr zu denken. Damit drohte der kaiserliche Kriegsplan fehlzuschlagen. Lamboy wollte in Hüls ‚Posto fassen‘, den Feind erwarten und ‚ohne erheischende Not, weilen es Ihrer Churf. Durchlaucht also gnädigst befehlen, nichts hazardieren‘. Mit den gleichen Worten (nichts hazardieren) schrieb auch Hatzfeldt aus Köln an Lamboy: die Hatzfeldtsche Reiterei werde so schnell wie möglich herangeführt, das Hauptheer wollte der General über Euskirchen[61] und Erkelenz[62] marschieren lassen, damit der Feind die Verbindung beider Truppenteile nicht verhindern könne. Auch der Erzbischof beschwor mit flehentlichen Worten den gleichsam auf Vorposten stehenden Lamboy, unter allen Umständen zuerst die Verbindung mit Hatzfeldt zu suchen und deswegen notfalls über die Erft auf Neuß[63] zurückzugehen oder sich, falls der Feind bereits auf Uerdingen marschiere, auf die Roer in Richtung Linnich[64] zurückzuziehen. Eigenhändig fügte er hinzu: ‚Es ist so viel an der Conjunction gelegen, daß, wenn gleich unterdessen mein Erzstift was leiden sollte, so ist doch mehr an der Conjunction gelegen. Denn damit kann man den Feind allzeit mit der Gnad Gottes wieder repussieren. Also gehet so vorsichtig, daß der Feind sich nicht zwischen Euch und den Feldmarschall stelle, weil Ihr allem Ansehen nach allein dem Feind nit gewachsen‘. In dieser Notlage machte der Erzbischof seinen letzten Versuch, Wolfgang Wilhelm von seiner starren Haltung aufzubringen abzubringen. Er schrieb am 13. Januar, in dieser Situation müsse das Allgemeinwohl über die Sonderwünsche gestellt werden. Er könne sich nicht denken, ‚daß einige aus deutschem Blut entsproßene Fürsten … zur Unterstützung der deutschen Libertät anderen ausländischen Potentaten dergestalt Tür und Tor öffnen sollten‘. Wenn jeder sich wie Wolfgang Wilhelm verhielte, ginge schnell die alte schöne ‚Harmonia‘ verloren. Auch Kaiser Ferdinand befahl Lamboy, die Verbindung mit Hatzfeldt zu suchen. Ähnliche Schreiben erreichten außer Hatzfeldt und den Erbischof den Herzog [Karl IV.] von Lothringen, Don Melo, die klevischen Räte in Emmerich,[65] die jülich-bergischen Landstände und die Stadt Aachen.[66]

Die Entscheidung über das Schicksal des Niederrheins lag nun ausschließlich in Lamboys Händen. Während sich die Hessen rheinaufwärts in Richtung Uerdingen bewegten, blieb Lamboy – ohne, entgegen seinen ersten Plänen, zu versuchen, die Stadt vor Eintreffen der Hessen zu besetzen – in seinem Lager in Hüls. Er fühlte sich seiner Sache so sicher, daß er dem Erzbischof schreiben konnte, Hatzfeldt möge ruhig jenseits des Rheins bleiben, ‚weilen er ohne dieselben den Weimeranern genugsam gewachsen wäre, sie zu hintereiben oder zu schlagen, dafern sie so vermessen wären, über den Rhein zu kommen‘. Auch von dem Plan des Erzbischofs, Lamboy möge seine Truppen über die Erft zurückziehen, hielt er nicht viel. Denn die Vereinigung beider Heere könnten die Hessen niemals verhindern, wenn Hatzfeldt die Niers aufwärts zöge und über die Brücke in Oedt[67] das rechte Niersufer erreiche. Da Hatzfeldt nicht weit sei, wolle er auf seine Ankunft warten. So trieb alles unaufhörlich der Entscheidung entgegen. In Bonn[68] und Köln herrschte ‚große Perplexität‘.

Das erste Ziel der Hessen war Uerdingen, um einen sicheren Rückhalt für ein Gefecht gegen Lamboy zu gewinnen. Bereits am 14. Januar erschienen sie vor den Toren der Stadt. Der wachhabende Leutnant wies die Aufforderung zur Übergabe ohne Zaudern ab. Trotzdem mußte man sich auch in Bonn darüber klar sein, daß sich Uerdingen nicht lange gegen den Feind halten könne. Aber gerade dieser wenn auch geringe Widerstand konnte für die Sache der Kaiserlichen von entscheidender Bedeutung werden, wenn es ihnen dadurch gelang, in letzter Minute eine Verbindung zwischen Lamboys und Hatzfeldts Truppen herzustellen. So jedenfalls sah der Erzbischof am Nachmittag des 16. Januar die Kriegslage. Zur gleichen Stunde aber war bereits das Schicksal Uerdingens besiegelt: da eine Hilfe von Lamboy nicht mehr zu erwarten war, ergab sich die Stadt dem Feind, die Garnison wurde in hessische Dienste gezwungen. Oberst Flantz meldete aus Kaiserswerth, wo er alle Bewegungen des Feindes beobachten konnte, wie die Hessen sogleich nach der Eroberung von Uedringen die Orte Langst,[69] Elverich,[70] Nierst,[71] Lang[72] und Strümp[73] besetzten, die Kirche zu Osterath[74] in Brand steckten und das Kloster Mehr[75] plünderten. Am 16. Januar belagerte Guébriant Linn[76] und erkundete das Gelände in Richtung Hüls. Durch Gefangene zog er Auskünfte über Lamboys Lager ein. Am 17. Januar um 4 Uhr morgens wurde zum Aufbruch geblasen. Die Verbündeten mußten eine Entscheidung erzwingen, bevor die Verstärkung durch Hatzfeldtsche Truppen eintraf. Hatzfeldt lag um diese Zeit im Raum Düren und beabsichtigte, zwischen Jülich und Düren bei Nacht über die Roer zu gehen, um über Erkelenz nach Oedt oder Roermond[77] zu marschieren. Ein kleiner Teil des verbündeten Heeres marschierte auf Linn, während sich die Hauptmasse über Fischel den Truppen Lamboys näherte. So schwand auch die letzte Hoffnung des Erzbischofs, Linn möchte den Marsch des Feindes wesentlich verlangsamen. ‚Es gehet grob her, Gott wolle die arme Leut trösten, nach Gott aber ist der Feldmarschall unser größter Trost‘, schrieb er zu dieser Stunde an Hatzfeldt.

Lamboy fühlte sich weiter hinter der Landwehr bei Hüls sehr sicher. Obwohl das Heer der Verbündeten nicht weit von seinem Lager stand, glaubte er weder an einen sofortigen Angriff noch ergriff er selbst irgendwelche Maßnahmen gegen den Feind. Lediglich erhöhte Wachsamkeit war befohlen. Als dann die Verbündeten zwischen 10 und 11 Uhr vor der Landwehr erschienen, soll sich Lamboy gerade beim Essen befunden haben. Nach seiner Gefangennahme berichtete er dem Grafen Eberstein, ihm hätten 8-9000 Mann unterstanden. Die Stärke des zu erwartenden Hatzfeldtschen Kontingents betrug 7000 Mann. Einem vereinigten kaiserlichen Heer wären die Verbündeten kaum gewachsen gewesen. Denn sie verfügten insgesamt über etwa 9000 Mann, davon entfielen auf die Hessen 2000 Man zu Fuß und 1200 zu Pferd.

Immer neue Hilferufe richtete Erzbischof Ferdinand an Hatzfeldt: ‚Veni, vidi et noli tardare ! Wir warten auf ihn als unseren Erlöser von der weimeranischen Tyrannei‘, fügte er eigenhändig einem Schreiben an Hatzfeldt bei. Doch alle noch so berechtigten Befürchtungen am Bonner Hof waren verfrüht. Der Feind blieb in den letzten Dezembertagen still zwischen Emmerich und Wesel liegen und überschritt noch nicht den Rhein. Man wurde unruhig in Bonn. Sollten Zerwürfnisse zwischen den Verbündeten entstanden sein ? Einen einleuchtenden Grund schien es für dieses auffällige Verhalten nicht zu geben. Man vermutete sogar, die Hessen würden in das Herzogtum Berg einfallen, und man überlegte, Hatzfeldt unter diesen Umständen zunächst in Koblenz[78] warten zu lassen.

Über den Verlauf der Schlacht berichtete Eberstein am 18. Januar aus dem Hauptquartier zu St. Tönis[79] an den hessischen Landgrafen Wilhelm VI.: „Indem wir uns gestern nach dem Mittag in guter Schlachtordnung vor dem Feind, der hinter einer doppelten Landwehr mit tiefen trockenen Gräben zwischen Krefeld und St. Tönis gestanden, gesetzet, erstlich mit kleinen Regimentsstücklein auf- und über besagte Landwehr in den Feind gespielet und, als inmittels der Feind auch seine Stücke hervorgebracht und damit zu schießen angefangen, haben wir zusampt vor ratsam gefunden, das angefangene Werk mit Ernst zu beschleunigen. Gestalt dann ich mit drei Brigaden den Vorzug gehabt und selbige eben an den Ort, wo des Feinds Stücke und Lamboy selbst gestanden, den Sturm getan, nicht weniger von beiden Seiten der Herr Graf von Guébriant mit seinem Fußvolk angefallen. Und obwohl der Feind in seinem mächtigen Vorteil dermaßen gestritten, daß er auch mit seinem Fähnlein sich über die Landwehr gegen uns ins freie Feld angefangen zu setzen, so habe ich dennoch durch des Allmächtigen Segen den Meinigen vor dem Feind dermaßen zugesprochen, daß sie denselben wieder hinübergetrieben, die erste Landwehr einbekommen und mit dem Feind um seine Stücke eine Zeit lang gefochten. Inmittels ist die Reiterei zu beiden Seiten nacher Krefeld und St. Tönis zu fortgegangen, auch durch die Landwehren, teils durch die Schlagbäume, andere sonsten, ehe es der Feind innegeworden, hinübergekommen, von wenige von Efg. Fußvolk vor des Feinds Stücken und in dem Streiten die Landwehr geschlichtet, wobei dann nicht allein sie immer angedrungen und den Reitern den Weg geöffnet, sondern auch von des Feinds Stücken deren 6 achtpfündige gewesen, fünf ermächtiget und behalten, das sechste auch des Herrn Grafen von Guébriants Völker in Händen gefallen, worüber dann vollends der Feind in die Flucht gebracht und von der Reiterei zu allen Seiten dergestalt bestritten worden, daß alles Fußvolk, Fähnlein und eine Anzahl Standarten, auch die Bagage im Stich geblieben und von der Reiterei nicht gar viel entkommen sein. Die Obristen und hohe Befehlshaber, welche ein sonderbares Werk, sein alle gefangen, worunter Lamboy und die beiden Mercy in der Person, auch bei 3000 von gemeinen Soldaten. Die Gebliebenen werden nicht viel weniger sein, zumal die Felder hin und wieder auf ein großes Stücks Weg voller Toten liegen, von welchen allen die Verzeichnisse noch nicht aufgenommen. Von dieser Seite ist der Obrist Flersheim tot und von Efg. einige Hauptleute und Offiziere, von den gemeinen Knechten aber sind derselben, weil sie am härtesten Posten gefochten, mehr als der französischen geblieben. Des Herrn Lamboy eigener mir getanem Bekenntnis nach ist er in 4000 Reiter und über 4000 Mann zu Fuß stark gewesen, hat von Kurköln Ordre gehabt, der Hatzfeldtschen zu erwarten und zu Beschützung dieses Landes sich in seinem Vorteil zu halten, welches ihm aber nicht angehen wollen“.[80] Lamboy hatten 8.-9.000 Mann unterstanden, ca. 1.000 (nach anderen Angaben 2.500[81]) wurden getötet, die meisten wurden versprengt[82] oder gefangen genommen (4.000). 146 Fahnen und Standarten, dazu der ganze Tross fielen in die Hände der Sieger. Chaos und Panik hatten so große Verluste verursacht, so dass 29 staatische Reiterkompanien gar nicht mehr zum Einsatz gekommen wären.[83]

Lamboy hatten 8.-9.000 Mann unterstanden, ca. 1.000 (nach anderen Angaben 2.500[84]) wurden getötet, die meisten wurden versprengt oder gefangen genommen (4.000). 146 Fahnen und Standarten, dazu der ganze Tross fielen in die Hände der Sieger. Chaos und Panik hatten so große Verluste verursacht, so dass 29 staatische Reiterkompanien gar nicht mehr zum Einsatz gekommen wären.[85]

– Der katholische Chronist Wilmius aus Kempen[86] schilderte die Ereignisse aus seiner Sicht: „Am 17. Januar 1642, am Tage des hl. Antonius, besetzten die Hessen und Weimarer nach dem Übergang über den Rhein die Stadt Uerdingen. Bei der Gelegenheit erfuhren sie, daß Lamboy seine Soldaten weit über die benachbarten Dörfer verstreut habe und bei Hüls ein Lager aufschlage. In kluger Taktik gingen sie an dem Dorf Fischeln,[87] das sie in Brand steckten, vorbei und machten an der Hückelsmay einen unerwarteten Vorstoß in das Amt Kempen. Die weit umherschweifenden kaiserlichen Truppen bemerkten diesen Einfall zu spät. Wohl wurden sie in aller Eile zusam[m]engezogen und warfen sich in der Nähe der Hückelsmay dem Feind mit großer Tapferkeit entgegen, jedoch ohne Erfolg. Die größeren feindlichen Geschütze rissen große Lücken in die ohne Ordnung und Überlegung kämpfenden kaiserlichen Streitkräfte. Ein ungeheures Blutbad zwang die Unsrigen frühzeitig zur Flucht, bevor sie sich überhaupt zu einer geschlossenen Einheit formieren konnten. Lamboy aber leistete heldenhaften Widerstand. Er wollte um jeden Preis die Feldgeschütze retten und kämpfte bis tief in die Nacht. Schließlich geriet er mit dem General Epp[88] in Gefangenschaft. In geschickter Ausnützung seines Sieges besetzte der Feind sofort den Ort St. Tönis, setzte die neue Kirche mit ihrem Turm in Brand und zerstörte sie. Die planlos fliehenden Kaiserlichen wurden vernichtet“.[89]Selbst der gutwillige und geduldige Ferdinand von Köln hatte Lamboy „einen Welschen genannt, der uns alle in das Elendt bringt mit seinen Bravaden und Nonchalance“.[90] Franz Wilhelm von Wartenberg hatte Trauttmansdorff gegenüber die kaiserlichen Pläne für das Desaster verantwortlich gemacht: „Die meiste ruin und desolation sey diesem craiß zugestoßen, alß der Hatzfeld ausm craiß nach Erfurt vom Kayserlichen hoff auß befelcht worden“.[91]

Lamboys zwei Jahre lange Gefangenschaft bis 1647 in Vincennes – möglicherweise auch deswegen, weil er zusammen mit Geleen und Wahl 1636/37 in Hessen siebzehn Städte, siebenundvierzig adlige Häuser und dreihundert Dörfer in Flammen hatte aufgehen lassen;[92]die gewaltige Auslösung von 25.000 Rt. wurde später nach Aussage des schwedischen Feldpredigers Engelsüß der Witwe Guébriants überlassen[93] – war ein Glück für die Kriegsführung am Niederrhein, was Ferdinand von Köln nicht hinderte, ihn nochmals einzusetzen.

Epp selbst hatte Hatzfeldt gebeten, ihn gegen Volmar von Rosen, der im Oktober 1641 bei Göttingen[94] in Gefangenschaft geraten war, auszutauschen.[95] Der in Tangermünde[96] stehende Erzherzog[97] hatte im Februar wegen eines Austausches Epps gegen Volmar von Rosen verhandelt.[98] Im Februar hatte auch Piccolomini den Austausch Epps gegen Volmar von Rosen vorgeschlagen.[99] Im März 1642 verhandelte Reinhold von Rosen selbst mit Hatzfeldt über einen Austausch Epps, der immer noch in Oedt[100] saß, gegen seinen Bruder.[101] Epps Austausch – der im März noch in Düren einsaß – sollte sich wegen zusätzlicher finanzieller Forderungen Rosens allerdings verzögern.[102] Nach seiner Entlassung hielt Epp sich in Essen auf, von wo er Hatzfeldt über die Verpflegungsschwierigkeiten im Stift Essen berichtete.[103] Im Mai dieses Jahres drehte sich die Korrespondenz mit Hatzfeldt um die Anfertigung und den Ankauf von Musketen, den Einkauf von Ausrüstung in Münster, die Übersicht über das im Stift Essen vorhandene Getreide, die Aufstellung über das im Kapitelhaus liegende Getreide, die Vorbereitung eines kaiserlichen Gegenangriffs auf dem linken Rheinufer und den bevorstehenden Abmarsch aus Essen wegen der Erteilung der Neutralität an die Stadt.[104] Im Juni meldete er Hatzfeldt die Vereinigung seines Regiments mit dem Bünaus bei Angermund.[105] In Dorsten war Epp im Oktober dieses Jahres und berichtete Hatzfeldt von der Überschreitung des Rheins bei Wesel[106] durch Guébriant, Rosen und Kaspar von Eberstein, die über Bocholt[107] und Stadtlohn[108] im Anmarsch auf Lingen[109] waren. Von einem Gefecht bei Westbevern[110] wurde berichtet und dem Weitermarsch des Gegners über Bielefeld[111] oder Melle[112] nach Minden.[113] Über Bielefeld, Salzuflen,[114] Schötmar[115] zogen sich die Konföderierten in Richtung Weser zurück, das gegnerische Hauptquartier lag in Alzen.[116] Es erfolgte nach Epps Darstellung der Übergang der Gegner bei Latferde[117] über die Weser in das Amt Lauenstein.[118] Nach dem Bericht des Kommandanten von Lemgo,[119] Leutnant Hoyer, waren gegnerische Truppen in Langenholzhausen[120] und Varenholz[121] aufgetaucht. Epp selbst war nach Paderborn[122] gegangen, kaiserliche Verstärkung für Lemgo und Brakel[123] war erforderlich, um dann über Marsberg[124] und Hallenberg[125] nach Wetzlar[126] zu gehen. Weiter standen Verhandlungen mit Georg II. von Hessen-Darmstadt an. Er berichtete Hatzfeldt von dem militärischen Druck der Gegner auf August von Braunschweig-Lüneburg, um keinen Frieden zu schließen. Im November dieses Jahres nahm er Verbindung zum Kommandanten von Hammelburg[127] auf wegen des gegnerischen Vormarsches.[128]

„Nach einem Bericht Saradetzkys [Zahrádecký; BW] an Hatzfeldt waren zu dieser Zeit [Mai 1643] die hessischen Garnisonen folgendermaßen belegt: Neuß mit 16 Kompanien zu Fuß und vier Kompanien zu Pferd, Kempen mit zehn Kompanien zu Fuß, Linn mit acht Kompanien zu Fuß und Kalkar[129] mit acht Kompanien zu Fuß und zwei Kompanien zu Pferd. Auf kaiserlicher Seite lagen die Hauptleute von der Misten und Knigge in Zons,[130] Eppe in Bedburg[131] und der Junggraf [Moritz Heinrich; BW] von Nassau in Kaster“.[132] In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es: „Hirentusschen [im Mai 1643; BW] waren die keiserschen met en tamelicke macht up de ebenen geraket under het geleet van den oversten Eppe, umme die platze te untsetten. Mar kontschap krigende, dat see bereitz verloren wass, sint see, nadat see bereitz tot Dorsten[133] aver die Lippe gekomen waren, sonder yt te attenteren weer terugge gekert“.[134]

Im August weilte Epp in Luxemburg. Er berichtete Hatzfeldt von der Ankunft spanischer Truppen und Lamboys in Luxemburg. Er stand dann bei Gerolstein,[135] um im September nach Freilingen[136] und Lommersdorf[137] weiterzuziehen. Im Oktober hielt er sich in Freusburg auf.[138]

Er nahm am 24.11.1643 an der Schlacht der Franzosen gegen die Kurbayerisch-Kaiserlichen bei Tuttlingen[139] teil.

„Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall [Franz v.; BW] Mercy hatte sich am 14. November bei Malmsheim[140] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen[141] vereinigt, hatte zu Balingen[142] mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter unter dem Befehl des Generalwachtmeisters Zahradecky, die vom Rheine herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil[143] mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[144] nach Sigmaringen,[145] wo sie am 23. November anlangten.

Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant Graf Rantzau übernommen hatte, ihre Winterquartiere bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen;[146] Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei[147] im Städtchen Mühlheim an der Donau[148] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.

Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[149] während die Bagage nach Riedlingen[150] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbündeten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen der Quartiere‘ die Avantgarde, die aus 1000 kommandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen [Caspar von; B. W.] Wolff und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[151] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.

Die Artillerie der Franzosen war einen Flintenschuß entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten, wenn er sich der Geschütze bemächtige,[152] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp, hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[153] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ’solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen, wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin, eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb und La Pierre sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.

Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[154] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[155] Meßkirch und Villingen[156] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.

Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille, Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron, der Baron de Sirot und der Marquis de Montausier – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck, Kluge, Kohlhaas, Nothafft, Tiffel und de Folleville ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.

Vergebens bemühte sich Mazarin, die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster[157] schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbruch entkommen und fand bei Erlach, dem Gouverneur von Breisach,[158] ein Asyl. Hugo Grotius meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[159]

Epp wurde im Dezember 1643 im Duell mit Johann (Jost) Hilmar von Knigge getötet, wie Zahrádecký Melchior von Hatzfeldt berichtete.[160] Sofort hatte Franz Egon von Fürstenberg seinen Bruder, den Generalwachtmeister Egon Friedrich von Fürstenberg, für Epps Stelle empfohlen.[161] Epps undatiertes Testament, aufgesetzt in Tübingen[162] vor Maximilian Clausmann, Mönch im Zisterzienser-Kloster Bebenhausen,[163] enthielt den Wunsch, in der St. Jakobs-Kirche in Tübingen beigesetzt zu werden.

[1] Als Johann Wennemar von Epp bei ENGELBERT, Hatzfeldt, geführt.

[2] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[3] Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 43f. 27.4.1622: Ernst von Mansfeld schlägt die Vorhut der ligistischen Armee Tillys in der Nähe von Mingolsheim.

[4] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[5] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 52; Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[6] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 142.

[8] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[9] Mörser: Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).

[10] Lauenberg, heute Ortsteil von Dassel [LK Northeim]. ?

[11] SCHLOTTER, Acta, S. 301.

[12] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[13] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[14] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[15] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[16] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 79f.

[17] Bevern [Kr. Holzminden]; HHSD II, S. 46f.

[18] Fürstenberg [LK Holzminden]; HHSD II, S. 157.

[19] Meinbrexen, heute Ortsteil von Lauenförde [LK Holzminden].

[20] Boffzen [LK Holzminden].

[21] Lüchtringen [LK Höxter].

[22] Holzminden; HHSD II, S. 240f.

[23] Dorothea von Bothmer, die 2. Frau von Statius von Münchhausen [5.6.1555 in Stolzenau – 27.3.1633 in Bevern].

[24] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 291ff.

[25] Breckerfeld [Ennepe-Ruhr-Kr.]; HHSD III, S. 116.

[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Radevormwald [Rhein-Wupper-Kr.]; HHSD III, S. 618.

[27] Essen; HHSD III, S. 213ff.

[28] Geismar [Kr. Fritzlar-Homberg]; HHSD IV, S. 164.

[29] Grebenstein [Kr. Hofgeismar]; HHSD IV, S. 181f.

[30] Helmarshausen [Kr. Hofgeismar]; HHSD IV, S. 207ff.

[31] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 603.

[32] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 143; Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[33] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[34] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.

[35] Unna; HHSD III, S. 726ff.

[36] Werl [LK Soest]; HHSD III, S. 768ff.

[37] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.

[38] Polle [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 383.

[39] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[40] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[41] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[42] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 88.

[43] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 33.

[44] Brühl [LK Köln]; HHSD III, S. 124ff.

[45] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.

[46] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.

[47] Goch [LK Kleve]; HHSD III, S. 260f.

[48] Kleve [LK Kleve]; HHSD III, S. 398ff.

[49] Alpen [LK Moers]; HHSD III, S. 15.

[50] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 111; Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.

[51] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.

[52] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 78f.

[53] Vgl. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1107, S. 379: Piccolomini an Salamañca, Nidda, 1640 XI 27: Lamboy lehne seine Subordinierung unter Hatzfeldt ab, ihren Streit um Logierung der Truppen habe ein kaiserliches Patent entschieden, das bestimme, dass Lamboys Truppen nicht in Jülich untergebracht werden dürfen, u. Hatzfeldt absolutes Kommando in Westfalen bestätige. Lamboy werde Trier zugewiesen. Das widerspreche der zwischen Lamboy, Leopold Wilhelm u. ihm, P., getroffenen Abmachung u. erwecke den Eindruck, bei Hofe wolle man alles nach eigenem Gutdünken entscheiden u. dirigieren.

[54] Süchteln [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 711ff.

[55] Geldern [LK Geldern]; HHSD III, S. 245ff.

[56] Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.

[57] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[58] Hüls [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 353f.

[59] Wallach, heute Ortsteil von Rheinberg [Kr. Wesel].

[60] Andernach [LK Mayen]; HHSD V, S. 12f.

[61] Euskirchen [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 220f.

[62] Erkelenz [LK Erkelenz]; HHSD III, S. 208f.

[63] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[64] Linnich [LK Jülich]; HHSD III, S. 470ff.

[65] Emmerich [LK Rees]; HHSD III, S. 202f.

[66] Aachen; HHSD III, S. 1ff.

[67] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.

[68] Bonn; HHSD III, S. 94ff.

[69] Langst-Kierst, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[70] Ilverich, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[71] Nierst, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[72] Lank, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[73] Strümp, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[74] Osterath, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[75] Meer, nördlich von Büderich, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].

[76] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.

[77] Roermond [Prov. Limburg, Niederlande].

[78] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.

[79] Tönisvorst [LK Viersen].

[80] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 72ff.

[81] KRAUS, Maximilian, S. 260; GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 182ff.

[82] Vgl. Georg v. Hessen-Darmstadt an Enckevort wegen Sammlung der Lamboy’schen Soldaten; Kopie; ders. an Melchior v. Hatzfeldt: Bitte um Verschonung seines Landes angesichts der flüchtenden Lamboy’schen Soldaten, März 1642; Schönstein-Archiv Nr. 63; ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 90f.

[83] Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 29.912 (ital. Original): A. Borri an Piccolomini, Wien, 1642 II 19.

[84] KRAUS, Maximilian, S. 260; GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 182ff.

[85] Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 29.912 (ital. Original): A. Borri an Piccolomini, Wien, 1642 II 19.

[86] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[87] Fischeln, erwähnt unter Krefeld; HHSD III, s. 430.

[88] Vgl. die Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675]; STROTHMANN, Westfalen, S. 125.

[89] WILMIUS, Chronicon, S. 123.

[90] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 95.

[91] APW III C 3/2, S. 860. Gemeint war hier sein Abzug zur Belagerung Erfurts im Okt. 1641 auf Befehl Leopold Wilhelms.

[92] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 323.

[93] GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 321.

[94] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[95] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[96] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.

[97] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[98] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.

[99] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 133.

[100] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.

[101] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154; bzw. 175.

[102] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[103] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[104] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[105] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Angermund [LK Düsseldorf-Mettmann]; HHSD III, S. 23.

[106] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.

[107] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[108] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.

[109] Lingen; HHSD II, S. 299f.

[110] Westbevern [Kr. Münster].

[111] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[112] Melle [LK Melle]; HHSD II, S. 326.

[113] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[114] [Bad] Salzuflen [LK Lemgo]; HHSD III, S. 48.

[115] Schötmar [unter Lemgo]; HHSD III, S. 454.

[116] Alzen, heute Ortsteil von Morsbach [Oberbergischer Kreis].

[117] Latferde [Kr. Hameln-Pyrmont].

[118] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Lauenstein (Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 284f.

[119] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.

[120] Langenholzhausen [LK Lemgo].

[121] Varenholz [LK Lemgo]; HHSD III, S. 729.

[122] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[123] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[124] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.

[125] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[126] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.

[127] Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.

[128] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.

[129] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.

[130] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.

[131] Bedburg [LK Bergheim]; HHSD III, S. 57f.

[132] ENGELBERT, Hessenkrieg II, 77; Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.

[133] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[134] STROTHMANN, Westfalen, S. 136.

[135] Gerolstein [Kr. Daun]; HHSD V, S. 113f.

[136] Freilingen [LK Schleiden]; HHSD III, S. 233f.

[137] Lommersdorf [LK Schleiden]; HHSD III, S. 477.

[138] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Freusburg [Kr. Altenkirchen]; HHSD V, S. 105f.

[139] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f. Vgl. die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.

[140] Malmsheim [Renningen, Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.

[141] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[142] Balingen [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 61ff.

[143] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[144] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.

[145] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.

[146] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.

[147] Vgl. Taupadels Schilderung des Zustands der weimarischen Verbände in der französischen Armee, Bamberg, 1641 II 28, an Erlach; GONZENBACH, Erlach Bd. 2, S. 140f., Anm. 3: „Ich hätte ihm zwar viel zu schreiben und von Allem ausführlicher zu berichten, weil aber die Briefe in vielerlei Händ auf der Post kommen, habe ich nicht wohl trauen dürfen, möchte mir nichts Lieberes wünschen, denn nur eine Stunde bei Ihme zu sein und von Allem mit Ihm ausführlich zu reden etc. Auch ich hoffte Ihm viel zu schreiben; es heißt oft bei uns, ‚Herr, hilf uns, denn wir verderben‘ und gehen wunderliche Sachen unter uns her. Unser armes Fußvolk ! Suma ist alles schwermüthig, man sieht vor particular auf sich: einer sich zu conserviren, der ander sich mächtig zu machen, der dritte sucht sein eigen Nutz, es sei reputirlich oder nicht, der vierte will Papst sein. Einer räth dies, der andere jenes, ein Direktor alles weiß, die andern wissen nichts, was einer gut macht, macht der andere schlimm … wir suchen nur das Brod und ziehen mit der Armee auf der Fourage umher, wir verlieren nur unsere Reputation; wäre der König Gustavus und Herzog Bernhard noch bei Leben, sie schlügen mit Fäusten drein, ich schreibe fast zu viel […]“.

[148] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.

[149] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.

[150] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.

[151] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.

[152] Der Kurfürst erlegte die erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu referirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.

[153] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.

[154] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[155] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.

[156] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[157] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[158] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[159] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.

[160] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 136.

[161] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 78.

[162] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[163] Bebenhausen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 67ff.

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Daun-Falkenstein, Graf Philipp Ernst von

Daun-Falkenstein, Graf Philipp Ernst von; Obrist [ca. 1600-8.1.1671] Philipp Ernst von Daun-Falkenstein stand als Obrist in kaiserlichen Diensten.[1]

Im August 1640 beschwerte sich Karl Graf von Manderscheid-Gerolstein[2] bei Melchior von Hatzfeldt über die beabsichtigte Einquartierung Dauns und Zahradetzkys in der Grafschaft.[3] Im September dieses Jahres informierte Daun-Falkenstein Melchior von Hatzfeldt über die Werbung von drei Kompanien.[4]

In Lemgo[5] hielt sich Daun im August 1641 auf. Von dort berichtete er Hatzfeldt von der Kriegslage bei Hameln[6] und Wolfenbüttel.[7] Im September dieses Jahres berichtete er ihm von der unklaren Haltung Braunschweig-Lüneburgs in diesem Konflikt und von dem Überfall hessen-kasselischer Truppen auf Lemgo. Hessen-kasselische und sachsen-weimarische Truppen setzten im Oktober bei Stolzenau[8] über die Weser.[9]

Im September 1642 weilte er wieder in Lemgo und bat – wie er Generalwachtmeister Schnetter schrieb[10] – um seine Entlassung aus kaiserlichen Diensten bzw. um seine Ablösung als Kommandant von Lemgo.

Um das Verbot der Einquartierung seiner Soldaten auf der Grevenburg[11] ging es im September 1643 in der Korrespondenz mit Hatzfeldt.[12]

[1] Nicht bei SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, vorhanden.

[2] Manderscheid; HHSD V, S. 222f.; Gerolstein; HHSD V, S. 113f.

[3] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 609.

[4] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 174.

[5] Lemgo; HHSD III, S. 452ff.

[6] Hameln; HHSD II, SS. 192ff.

[7] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[8] Stolzenau; HHSD II, S. 444f.

[9] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 174.

[10] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 204.

[11] Grevenburg [bei Traben-Trarbach, Kr. Zell]; HHSD V, S. 119.

[12] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 174.

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Maestro [Maistro, del Medicis, de Majestra; „Dalmeister“, „Demettro“, Delmaistro], Lorenzo del

Maestro [Maistro, del Medicis, de Majestra; „Dalmeister“, „Demettro“, Delmaistro], Lorenzo del; Obrist [geb. in der Toskana -August 1635 an der Pest] Lorenzo Maestro [Maistro, del Medicis, de Majestra; „Dalmeister“, „Demettro“, Delmaistro] war kaiserlicher Obristleutnant, Obrist und Generalfeldwachtmeister (15.5.1627).

1622 wurde er in der Oberen Pfalz einquartiert: „Am 29. März kam das aus 10 Komp. bestehende Rgt. z. Pf. Lorenzo del Maèstro mit 3 Komp. von Taus[1] nach Rötz.[2] Er brachte 20 lahme Pferde mit, 8 Pferde standen in Rötz. Einige Komp. bestanden nur aus Franzosen, so z. B. jene der Rittmeister Barau und Mohr vom Wald, Rittmeister Barau selbst sprach kein Wort deutsch. Er war mit 30 Pferden und 32 Mann bei dem Bürger Georg Raidt in Rötz einquartiert, zechte bei diesem für 105 fl und ließ sich zum Abschied 20 fl geben, zum Dank wurden dem Raidt Gegenstände im Werte von 35 fl entwendet. Rittmeister Mohr vom Wald war in Rötz mit 15 Dienern und 33 Pferden bei dem Bürger Achaz Weidner, der 77 fl Auslagen hatte. Rittmeister Vögele, ebenfalls in Rötz, war mit 19 Mann und 28 Pferden bei Hans Deigner, dessen Unkosten 135 fl betrugen. 65 Bürger von Rötz wurden durch diese 3 Komp. am 29. und 30. März um 3825 fl geschädigt. Die Reiter haben Frauen und Kinder geschändet, die Leute geschlagen und aus den Häusern gejagt, sie verschmähten das Fleisch von Mastochsen und Kälbern und verlangten Indiane (Truthahn) und Kapaune (verschnittener Masthahn) sowie Wein. Von diesem waren in der ganzen Stadt nur 2 Eimer vorhanden, so daß die Bürger gezwungen waren, solchen von dem Marketender zu kaufen und die Maß mit 2 fl zu bezahlen. Die oben genannte Komp. Barau kam am 31. März nach Schwarzenfeld,[3] von wo aus 40 Reiter am frühen Morgen des 1. April Wolfring[4] plünderten. In dem von dem Oberforstmeister Valentin Fuchs von Dornheim bewohnten Schloß lag eine bayerische salva guardia, die ebenso wie der erwachsene Sohn des Hauses durch Schießen und Schläge verjagt wurde. Die Reiter nahmen 7 Pferde, von denen 4 der Rittmeister Barau sich aneignete, 2500 fl Bargeld und andere Sachen im Gesamtwert von 8000 fl mit. Dies war die 5. Plünderung, welche Fuchs seit dem 21. September 1621 erlitt, der Gesamtschaden bezifferte sich auf 15000 fl. Als ein 2., ebenfalls aus 10 Komp. bestehendes Rgt. z. Pf. des Oberst Lorenzo del Maèstro am 6. April bei Waldmünchen[5] ankam und durch unmenschliche Gewalttätigkeiten die Bevölkerung zur Verzweiflung brachte, rotteten sich 500 Bauern der dortigen Gegend zusammen und schlugen 100 Reiter in die Flucht. Auch in diesem Rgt. waren einige französische Komp., welche mit den deutschen Komp. in offener Fehde lebten, so daß es sogar zu Schießereien kam“.[6]

„Seit dem Jahr 1623 hörten die Einquartierungen von Truppen der unterschiedlichsten Parteien in der Grafschaft Bentheim nicht mehr auf. So heißt Jes in der Rechnung des besagten Neuenhauser[7] Rentmeisters, am 18. August 1623 sei ‚von der Keyserlichen Armada hierin zu liggen kommen der Obrister Lorenzo del Maistro‘. Weiter wird berichtet, daß die kaiserlichen Regimenter aus Uelsen,[8] Veldhausen[9] und Neuenhaus zwar am 29. August 1623 wieder abgezogen seien, doch rückten sofort wieder drei neue Kompanien in die Stadt Neuenhaus ein“.[10]

Im Oktober 1623 lagen zwei Kompanien des Regiments im Diezer[11] und Hadamarer[12] Land. „Der im Diezischen liegende Rittmeister ließ sich wöchentlich 140 Reichstaler auszahlen und verlangte zusätzlich noch die Lieferung eines fetten Ochsen und – zum persönlichen Gebrauch – eines Ohms Wein. Als [der Diezer Rat Dr. Martin; BW] Naurath gegen diese ungewöhnliche Forderung opponierte, drohte der Rittmeister, ihn und seinen Sohn, den damaligen Diezer Keller Hermann Naurath, erschießen zu lassen, falls seiner Forderung nicht entsprochen würde. So sah der Amtmann sich wohl oder übel gezwungen nachzugeben“.[13]

„Eine Feuersbrunst legte in der Nacht zum 8. November [1623; BW] mehr als die halbe Stadt Haiger[14] in Schutt und Asche. Das Brandinferno war durch unvorsichtiges Hantieren mit den Leuchtern im Quartier des Rittmeisters ausgebrochen. Rittmeister von Lülsdorf [Luilsdorf; BW] sollte am nächsten Tag mit seiner hier einquartierten Kompanie vom Regiment Don Lorentzo del Mestro [Maestro; BW] die Stadt verlassen. Durch den starken Nachtwind konnte sich das Feuer schnell zu einem Großfeuer ausbreiten, so daß in nur drei Stunden 70 Gebäude, darunter 40 Wohnhäuser, ein Stadttor nebst Stadtturm und alles Hab und Gut eingeäschert wurden und Teile der Stadtmauer einstürzten. 250 Einwohner waren hiervon betroffen, wobei der Tod eines Kindes zu beklagen war. Graf Ludwig Heinrich, Sohn und Nachfolger von Graf Georg, taxierte den Schaden auf 50.000 Gulden. An anderer Stelle wird die Höhe des Schadensregulierung mit 500.000 Gulden angegeben“.[15]

Der Schweriner[16] Dompropst und Ratzeburger[17] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium: „Laurentius de Medicis, Ducis Florentiae filius, ist vmb diese Zeit durch Teutschland, dasselbe zu besichtigen gereiset vnd ist den 17. Octbr. [1626; BW] zu Wathlingen[18] bei Julio Brunmarretig vber Nacht vf seinem Hofe gelegen; ist des andern Tages in Zelle[19] mit wenigem Comitat[20] eingelassen, aber nicht zur fürstlichen Tafel herauf gefordert worden“.[21]

Und unter November 1626 heißt es bei Estorf: „Lorenz de Majestra, [durch] einen Bohemischen Ob.-Lieutenant gefangen nach Trenschin[22] geführet worden“.[23] 1626 hatten ihn seine eigenen meuternden Soldaten in Ungarn zusammen mit Schlick an Bethlen Gábor von Siebenbürgen ausgeliefert; ihre Auslösung verschlang 100.000 Rt.

Am 10.11.1627 zog er mit Wallenstein[24] in Frankfurt (Oder)[25] ein und blieb nach dessen Abzug als Garnisonskommandant zurück.[26]

Del Maestro soll 1636 in der Schlacht bei Wittstock gefallen sein.[27] Tatsächlich ist er im August 1635 an der Pest verstorben.[28]

[1] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.

[2] Rötz [LK Cham, OPf.]; HHSD VII, S. 649.

[3] Schwarzenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 686.

[4] Wolfring, heute Ortsteil von Fensterbach [LK Schwandorf].

[5] Waldmünchen [LK Cham]; HHS VII, S. 785.

[6] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 35 (die umfassendste Darstellung der Kriegsereignisse in der Oberen Pfalz).

[7] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340.

[8] Uelsen [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, 454.

[9] Feldhausen, heute Stadtteil von Bottrop.

[10] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 40.

[11] Diez [Unterlahnkr.], HHSD V, S. 75f. Vgl. KELLER, Drangsale, S. 49.

[12] Hadamar [Kr. Limburg]; HHSD IV, S. 194f.

[13] HECK, Naurath, S. 109.

[14] Haiger [Dillkreis]; HHSD IV, S. 196f.

[15] GAIL, Krieg, S. 12.

[16] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[17] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[18] Wathlingen [LK Celle]; HHSD II, S. 478.

[19] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[20] Begleitung, Hofstaat.

[21] DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium S. 51.

[22] Trentschin [Trenčín; Oberungarn, (deutsch Trentschin, ungarisch Trencsén, lateinisch Laugaricio) heute Westslowakei nahe an der Grenze zu Tschechien.

[23] DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium S. 52.

[24] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[25] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[26] GRIESA, Frankfurt/O., S. 11f.

[27] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 710; KHEVENHÜLLER, Annales, 8. Bd., Sp. 1999; SCHMIDT, Schlacht, S. 79.

[28] SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 294.

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Baloch Raboiska [Baluctz Nabocsca, Balogh], Stephan

Baloch Raboiska [Baluctz Nabocsca, Balogh], Stephan; Obrist [ um 1600 Nebojsza-1646 Totis-9.5.1640 Schwarza] Stephan Baloch Raboiska [Baluctz Nabocsca, Balogh] stand 1640 als Obrist[1] der Kroaten[2] in kaiserlichen Diensten.

In dem „Gründlichen Bericht“ des Saalfelder[3] Bürgermeisters Christian Victor Boner heißt es: „In solcher Treffen einem am 13. Mai [23.5.1640; BW] kaiserlicher Seiten ein vornehmer Ungar[4] und Croaten-Obrister, Namens Stephan Baloch Raboiska, welcher in vielen Occasionen jederzeit sich wohl gehalten, nächst dem Dorfe Schwarza[5] an der Saale von denen Schweden[6] todt geschossen worden.

Dessen Herz und Eingeweide nach der Extentirung des todten Körpers in hiesige St. Johanniskirche begraben, sein Leichnam aber nachgehends mit in Ungarn verbracht worden, dessen Regiment[7] so in 800 Köpfen bestanden, ist in diesem hitzigen Treffen totaliter ruinirt, und ihrem eigenen Geständniß nach kaum 30 Mann übrig und am Leben blieben. Worauf denn noch vor dem Bannerischen[8] Aufbruche die Ungarn alle, auch des alten ungarischen General und Grafen Palfi[9] Körper, als welchen sie bis daher mit sich geführet (welcher General und Graf Palfi der röm. Kaiserl. Majestät[10] zu gefallen erst vor 3 Jahren an die 800 Ungarn und Croaten zu Dienst dero Armata in Deutschland gestellet, solche aber bis dahero fast gänzlich ruinirt und aufgerieben worden) nunmehr beim Erzherzog Leopold Wilhelm[11] abgedankt, und ihren Rückmarsch wieder in Croaten und Ungarn genommen, und zurückgekehrt, auch beide Leichname mit sich dahin abgeführt“.[12]

In dem zeitgenössischen Bericht des Jan Hector Sturnbrich heißt es: „Und hat sich Herr Baner von Tag zu Tag der Stadt, Saalen und Mühlen, in willens derer sich zu bemächtigen und abzuschneiden, stets mit starckem Schiesen und Schanzen[13] genähert und fast täglichen dabey scharmuzieret,[14] daß beyderseits, jedoch auf der Kaiserl. Seiten allzeit mehr, geblieben und gefangen worden, worunter vornemblich den 19. May in einem starcken Scharmüzel auf Kayserl. Seiten ein vornehmer Ungar und Kroaten Obrister Herr Stephan Baluctz Nabocsca, neben andern Kroaten mehr, so sich in Scharmuziren jederzeit wol und ritterlich gehalten, siezend blieben: welches Herz, nachdem Er exenteriret,[15] in die Stadt-Kirche begraben, und der Cörper, seinem Verlaß nach,[16] mit in Ungarn geführet worden. Dieses verstorbenen Obristen Völcker, nurt 30 Personen von 800 dessen Regiments, ihren selbst eigenen Bericht nach, noch übrig, haben vor der Schwedischen Armée Aufbruch mit ihren Todten nebenst dem alten vornehmen Herrn Gen. Balvi, welcher der Rom. Kayserl. Mayt. nurt vor 3 Jahren über 8000 Croaten zum Besten zur Armée in Teuzschland bracht, und biß auf wenige zu Boden gangen, bey dem Erz-Herzoge abgedancket und hinweg marchiret“.[17]

[1] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[2] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.

[3] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[4] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619): „Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“.

[5] Schwarza, heute Ortsteil von Rudolstadt [LK Saalfeld-Rudolstadt].

[6] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.

[7] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[8] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[9] Stephan Graf Pálffy [ – 1639] kaiserlicher Obrist der leichten Reiterei, bekannt geworden dadurch, dass seine Husaren den aus dem Gefängnis geflohenen Grafen Johann Philipp Cratz von Scharfenstein (6.7.1635 hingerichtet) an der schlesischen Grenze wieder einfangen konnten.

[10] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[11] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[12] BONER, Christian Victor, Gründlicher Bericht, in: BECHSTEIN, Die Schweden vor Saalfeld, S. 112; GROBE, Die Kriegsereignisse, S. 5.

[13] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).

[14] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[15] exenterieren: den Leichnam öffnen, die Eingeweide herausnehmen.

[16] Verlass, Verlassen: letzter Willensmeinung, Abrede, zurückgelassener Befehl.

[17] TRINKS, Die Kriegsereignisse bei Saalfeld im Jahr 1640 nach den Aufzeichnungen des Jan Hector von Sturnbrich, S. 7f.

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Seidewitz, Christian Sigismund von

Seidewitz, Christian Sigismund von; Obristleutnant, Obrist [ -November 1647 vor Iglau ]

Christian Sigismund von Seidewitz [ -November 1647 vor Iglau] stand 1644 noch als Obristleutnant[1] im Regiment[2] Schleinitz.[3]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet: „Es stand auch nicht lange an, da die feindliche Reuterey, wofern sie wegen mangel lebensmittel vnd futterung nicht allerdings zu grund vnd boden gehen wollen, es zu wagen vnd durchzugehen resolviren müssen: Inmassen Graff Bruay[4] vnd General Enckefort,[5] den ein vnd zwantzigsten, zu Mitternacht, in grössester stille die retraicte angetreten; Graff Gallas,[6] sambt dem fusvolcke, Stücken[7] vnd allem plunder, so nicht in eil fortzubringen gewesen, zu Magdeburg[8] hinterlassend. Wovon der Schwedische FeldMarschall[9] stracks kundschafft erlanget, den zwey vnd zwanzigsten [22.11./2.12.1644; BW], morgens zeitig, theils fusvolck zu Dragonern[10] gemachet, vnd damit, so wol der gantzen Reuterey, Ihnen nachgesetzet: Seinen weg etwas höher gegen Wittenberg,[11] vmb Ihnen den pas dahin abzuschneiden, nehmend. Gestalt Er auch bey Niemke,[12] nicht weit von Jüterbock,[13] Sie angetroffen, vnd die halbe nacht allda nebenst Ihnen gestanden, den drey vnd zwanzigsten früh aber auf Sie los gangen: Da Er dan, ob man schon, wegen eines passes, darüber man filiren[14] müssen, etwas, an Sie zu gelangen, verhindert worden, dennoch der Höchste Gott Ihm das glücke gegeben, das Er, vnd zwar ohne den geringsten verlust der seinigen, den Feind in die flucht gebracht vnd bis auf eine Meilewegs gegen Lucka[15] zu verfolget. Worüber an Officirern vnd Gemeinen ein ziemblicher antheil, wiewol man, wegen der weite des feldes, derer anzahl nicht eben wissen können, todt, und General Enckefort,[16] nebenst denen Obristen d’Awacki[17] vnd Schleinitz, verschiedene Obr. Lieutenants, vnter anderm namentlich Donab[18] vom Nassauischen,[19] Torstedel vom Hanawischen,[20] Seidewitz vom Schleinitzschen Regiment, ferner etliche Obr. Wachtmeister,[21] Rittmeister,[22] Cap. Lieutenants,[23] Capitains[24] von Dragonern, vnd andere Ober- vnd Unter-Officirer, dann vier Pauker sambt den Paucken, vnd fünffzehenhundert Einspänniger,[25] Knechte, jungens[26] vnd Officirer-Diener vngerechnet, gefangen hinterblieben. Graff Bruay war gleichfalls schon in dero händen vnd von einem Quartiermeister[27] angepacket: Welcher aber, in deme dessen pferd sehr ermüdet, vnd der Graff von dreyen seiner Reuter secondiret worden, Ihn wieder fahren lassen müssen. Das Er also, solchem nach, noch davon vnd, jedoch mit einem schlechten Rest von etwa drey- oder vierhundert pferden, auf Sonnenwalde[28] kommen. Die übrige, so hin vnd wieder zerstrewet, suchten jedweder seinen, vnd, ao mancher Mann schier, so manchen weg: Deren theils vnterhalb Torgaw[29] zu Pretsch[30] durch die Elbe gesetzet vnd jenseits sich zu salviren geeilet. Von oberwehnten gefangenen  wurden die vornembste, den sechsten tag ChristMonats nach Leipzig[31] gebracht: Vnter denen General Enckefort, auf Graff Bruay ziemblich geschmälet, das Er Ihn nicht secondiret, sondern im stiche gelassen vnd durchgegangen. Hatte den nachzug, wobey meist ChurSächsische Völcker gewesen, gehabt: Weshalben auch diese vor andern eingebüsset; also, das von den beyden Regimentern, Hanaw vnd Schleinitz, nicht dreissig pferde, mit Officirern vnd andern, davon entrunnen“.[32] Er fiel im November 1647 bei den Kämpfen um das schwedisch besetzte Iglau, erschossen von einem eigenen Soldaten, „indem er sich in der Nacht / da er runden ging / vor einen Feind außgab..[33]

[1] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[2] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[3] Heinrich v. [der Ältere] Schleinitz [Schleunitz] [ – 1654], kursächsischer, dann kaiserlicher Obrist.

[4] Albert Gaston Spinola Graf v. Bruay [Broy, Bray, Bernai, Bonari, Borry, Bruye, Bruny, Bruari, Broi, Braui, Bray, Bru, Broui, Brouay, Bronj, Brivius, Bruween] [1601-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Obrist.

[5] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.

[6] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserl. Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in span. Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaul. Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayer. in ksl. Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum ksl. Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das ksl. Heer. Nach Wallensteins Ermordung, deren Planung u. Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann v. Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; KILIÁN, Johann Matthias Gallas; REBITSCH; ÖHMAN, KILÍAN, 1648; SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 178ff.

[7] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].

Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[8] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[9] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[10] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[11] Wittenberg [LK Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[12] Niemegk [LK Potsam-Mittelmark]; HHSD X, S. 299f.

[13] Jüterbog [LK Teltow-Fläming]; HHSD X, S. 229ff.

[14] filiren: einzeln hintereinander gehen oder reiten.

[15] Luckau [LK Dahme-Spreewald]; HHSD X, S. 268ff.

[16] Adrian Graf v. Enckevort [Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.

[17] Mattias de [di] Vacchi Freiherr v. Adelsvogel(-berg) [de Vaggi von Adelsberg, DeWagky, Dewagky, Waghi, Waggi, Dewaggi, de Wogghi, de Wagi, Awacki, Dowatzki (Donatzki, Domatzki)] [ -1655], kaiserlicher Obrist.

[18] N Dohna [Donau, Donaw] [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[19] Moritz Heinrich Graf v. Nassau-Hadamar [24.6.1626 Hadamar-24.1.1679 Hadamar], kaiserlicher Obrist.

[20] Augustin v. Hanau [10.8.1591-24.8.1661 Gamig], kaiserlicher Obrist u. Generalwachtmeister.

[21] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[22] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[23] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[24] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[25] Einspänniger: a) Kriegsknecht mit einem Pferd; fürstlicher Diener, Stadtknecht; auch Einspänner; b) Eigentümer eines kleinen bäuerlichen Besitzes, der meist nur Handdienste leistet; c) reitender Bote, Geleit- und Meldereiter.

[26] Soldatenjunge: (vermutlich) Trossbube. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius von Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199.

[27] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd  f ü r  m i c h  e i n e s  guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.

[28] Sonnewalde [LK Elbe-Elster]; HHSD X, S. 358.

[29] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.

[30] Pretsch, heute Ortsteil von Bad Schmiedeberg [LK Wittenberg].

[31] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[32] CHEMNITZ, Geschichte 4. Teil, 4. Buch, 54. Kap., S. 163f.

[33] PUFENDORF, Schwedisch- und Deutsche Kriegs-Geschichte In XXVI. Bücher abgefasset, 19. Buch, 57. Kap., S. 334.

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Locatell de Locatelli [Lucatello, Lucatelli, Locatello, Locatell] Freiherr von Eilenburg, Horatius [Horatio, Oratio]

Locatell de Locatelli [Lucatello, Lucatelli, Locatello, Locatell] Freiherr von Eilenburg, Horatius [Horatio, Oratio, Josephus]; Obrist [ – ]

Der katholische Horatius[1] [wahrscheinlich aber Horatio bzw. Oratio, Josephus] Locatell de Locatelli [Lucatello, Lucatelli, Locatello, Locatell], Locatelli Freiherr von Eilenburg [ – ] stammte aus Bergamo.[2]

1634 erhielt er seinen Adelstitel, 1637 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Der Name „Lucatello“ taucht zum ersten Mal im Zusammenhang mit den Piccolomini-Regimentern[3] in einer Regimentsliste vom Dezember 1633 auf. Beim Kürassierregiment[4] Jung-Piccolomini wird er als Rittmeister[5] aufgeführt.[6] Seine Kompanie[7] hatte eine Stärke von 76 Berittenen.[8] Locatelli nahm vom 28.3. bis 27.7.1637 in der Reichsstadt Giengen[9] Quartier. Die Quartierkosten betrugen 5.969 Gulden 10 Kreuzer. Da die Stadt die von Locatelli geforderte Summe bis zum angesetzten Termin nicht entrichten konnte, wurden die Bürgermeister Amann und Braun von Locatelli als Geiseln mit nach Höchstädt/Donau[10] geführt. Die schweren Belastungen für die Bevölkerung führten zu einer Vertrauenskrise mit dem Stadtregiment.[11]

In einer weiteren Liste wird er im Dezember 1638 als „Oratio Lucatello” letztmals in seiner Funktion als Rittmeister im Regiment Jung-Piccolomini genannt und seine Kompanie hatte nun noch eine Stärke von 38 Berittenen und 26 Unberittenen.[12]

Locatelli stand 1645 als Obrist[13] in Diensten und wird anlässlich der Kämpfe in Schlesien gegen schwedische[14] Truppen erwähnt. Lodovico Gonzaga[15] schrieb am 22.10.1645 an Gallas:[16] Angeblich ziehen die Schweden gegen Glatz[17] und wollen sich der Stadt bemächtigen; er habe daher Obrist Locatelli hingeschickt. Er selbst aber habe nicht den Eindruck, dass der Feind Glatz erobern wolle, denn Torstensson[18] besitze keine Infanterie und Königsmarck[19] halte sich noch immer in der Umgebung von Weißkirchen,[20] Leipnik[21] und Fulnek[22] auf.[23]

Am 11.4.1646 schrieb der Festungskommandant von Olmütz,[24] Winter,[25] an Wrangel:[26] „Von Jägerndorf[27] will verlauten, dass das Lucatelli’sche Regiment zu Fuss nebenst Rittmeister Gärttnern von Glotz[28] zu Frankstein (Frankstadt in Mähren)[29] in der Stadt sich gesetzet, vndt die Vnssrigen im Schlosse attaquirt hatten, Vndt sind Herrn Obristen Reichwalden,[30] als derselbe herein kommen, von hiesiger Guarnison[31] Euerer Ex. Befehl nach in 50 Tragoner[32] zugeben, vnd ehe selbter wieder hinunter gangen, etzliche hiervon dahin nacher Frankstein vnd Fulnek verleget, vnd selbige guarnison darmitt versterket worden“.[33]

1656 wird Locatelli anlässlich einer Meuterei[34] im kaiserlichen Heer erwähnt: „Die geplante Zellteilung alter Regimenter hatte böses Blut gemacht, noch dazu wo eine Hälfte des Regiments Ranfft[35] ausgerechnet Locatelli übernehmen sollte, dem schon seit seiner Zeit als Kommandant der Elbfestung Dömitz[36] der Ruf vorauseile, den Sold seiner Leute gern in der eigenen Tasche verschwinden zu lassen“.[37]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Stadtarchiv Giengen A C R7: Ratsprotokoll Giengen Band 7 (1637-1642), S. 357, in Transkription freundlicherweise von Herrn Ulrich Stark, Giengen, zur Verfügung gestellt.

[2] Bergamo [Italien, Prov. Bergamo].

[3] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[4] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[5] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[6] ELSTER, Piccolomini-Regimenter, S. 114.

[7] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[8] ELSTER, Piccolomini-Regimenter, S. 52.

[9] Giengen a. d. Brenz [LK Heidenheim]; HHSD VI, S. 253ff.

[10] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.

[11] Mitteilung von Herrn Ulrich Stark, Giengen, nach FETZER, Glaubensnot, S. 27; FETZER, Das heutige Oberamt Heidenheim, S. 31.

[12] ELSTER, Die Piccolomini-Regimenter, S. 73.

[13] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnbung (1629) standen ihm als Obrist und Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[14] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[15] Lodovico [Luigi, Louis] Gonzaga di Bozzolo, principe de Castiglione, marchese di Mantova [1599 San Martino dall’Argine-1660], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[16] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[17] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.

[18] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.

[19] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. [N., N.], Leben und Thaten.

[20] Mährisch Weißkirchen [Hranice, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 362f.

[21] Leipnik [Lipník nad Bečvou, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 322f.

[22] Fulnek [Bez. Neutitschein]; HHSBöhm, S. 157f.

[23] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 694.

[24] Olmütz [Olomouc, Bez. Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[25] Valentin Winter [1608-8.9.1671 in Danzig beigesetzt], schwedischer Obrist.

[26] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.

[27] Jägerndorf [Krnov; Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 222ff.

[28] N Gärtner [Gärttner] v. Glotz [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[29] Frankstadt [Nový Malin, Bez. Šumperk, Tschechien].

[30] Johann [Johan] Reichwaldt [Reichvald, Reichwald, Reichwalt, Rauchwald] [9.11.1609 Semcaden-28.2.1662 Kemnitz], schwedischer Obrist.

[31] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[32] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[33] DUDÍK, Die Schweden, S. 231.

[34] Meuterei, meutination, meutation: Meuterei. Meutereien waren schon kurz vor dem eigentlichen Dreißigjährigen Krieg eine ständige Begleiterscheinung innerhalb der Heere. Der hessen-kasselische Obrist Widmarckter schildert die z. T. drakonische Niederschlagung mehrerer Meutereien (1617) in Frankreich; GRÄF, Söldnerleben, S. 116f.: „20. Hatt Brearts Compagnia im Furüberzihen für Grand [ bei Sauvigny; BW] meinem Quartir meutiniren wollen, aber durch meine Gegenwart abgeschreckt worden. 21. Montaults Compagnia so auß Anregung Brearts Soldaten meutiniren wollen. Darzu ich kommen und zum Theill mitt harten, zum Theill mitt gutten Worten zu Frieden gesprochen. Darauf ihn Brearts und Effern Quartir geritten, die Soldaten fur mich gefordert, ihnen Fehler verwiesen und nach vorhergangener Demütigung, verzihen und also an dem Ort diese beyden Mutinationen gestillet. Alß ich aber von dannen in mein Quartir nach Andelot reitten wollen, treffe ich hart fur Brearts Quartir im freien Földe deß Obristen Fendlein in Schlachtordnung ahn, so gleichfallß meutiniren wollen. [fol. 204v] Auf welche ich so balde mitt bloßem Degen geeilet, in die Schlachtordnung geritten und manchen gutten Streich fließen laaßen und die Anfänger dieser Meutination begehret, deren sie mir auch endlich 2 volgen lassen. Hab solche dem Provos gelieffert und befohlen, mitt ihnen nach dem Quartir Andelot zu eylen, dahin ich mich gleichfalß verfüget. Beyde arme Sünder von dem Flecken führen lassen und, weill damals mein Scharfrichter entlauffen, dem einen dass Leben geschenkt, wofern er den andern erwürgete. So er acceptiret, sich an seinen Gesellen gemacht und nach großem Wiederstand sein Meister worden, auf der Erde erwürget und volgents stranguliret. Den toden Cörper hab ich ahn einen Hügell setzen und einen Brieff Meutinirer an die Brust hefften lassen, damit er von den Soldaten und Regiment gesehen wurde“. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“. LAHRKAMP, Werth, S. 71f.: „Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; BW] im Regiment Gayling [von Altheim] eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler, in Bodendorf und um Breisig. Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt; einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert“. Vgl. auch die Schilderung einer Meuterei und ihrer Niederschlagung (Mai 1642) unter dem Regiment Wolf von der Lippe; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 222f.  Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 563ff., über die Meuterei französischer Truppen in Breisach (März 1644) wegen des seit 8 Monaten ausgebliebenen Solds. Johann Heinrich (Freiherr) von Bartels ist bekannt geworden durch den hart bestraften Aufruhr in seinem Regiment im Winter 1648/49 in Hilpoltstein. Nach Grimmelshausens Darstellung, der 19 Hinrichtungen erwähnt, waren La Pierre und Elter, unter dem Grimmelshausen Regimentsschreiber war, mit der Niederschlagung der Meuterei beauftragt; KELLETAT, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212. Einer der Meuterer ging als „Oliver“ durch Grimmelshausen in die Literatur ein. Das Dragonerregiment Bartels hatte 1647 übrigens nur einen Ausländeranteil von 9, 6 %; KAPSER, Militärorganisation, S. 67; bzw. S. 64ff. Das THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 778, berichtet: „Bey vorhabender Exauctoration / hat sich unterdeß Herrn Obristen Barthels Tragoner-Regiment (so vor diesem Herr Obrister Creutz gehabt / und in der Abdanckung nicht begriffen) als welches mit der 3. Monatlichen Bezahlung nicht zu frieden seyn wollen / ein unvermutheter Auffstand ereygnet / daß der Obrist und Obrister Lieutenant von ihnen entreitten müssen; darauff die Rebellen sich in das Schloß Hilpoldstein retiriret: Weilen nun des Herrn Generals und Feldmarschallen von Enckefort [Adrian v. Enckevort (1603-1663); BW] Excell. in continenti etliche hundert Mann zu Roß und Fuß auff sie außcommandirt / diese auch das Schloß umbsetzt / und Stücke auffgeführt, haben sich die Empörte Mittwochs den .. April gutwillig ergeben. Darauff hat man das Regiment im freyen Feld zusammen geführt / disarmirt / von newem schweren / etliche Rädelsführer gefangen nehmen und aufhencken lassen. Als solches geschehen / ist mehrgedachtes Tragoner-Regiment / biß auff weitere Ordre / hinwiederumb auß einander gelegt / und folgenden Freytags das commandirte Volck nach Amberg / auch in andere dero Quartiere zurück gezogen. Sonsten ist unterm Dato 22. Aprilis st: vet. Nachricht eingelangt / daß / nach dem die Rebellen von mehrbenanntem Barthlischen Tragoner-Regiment durch Gewalt wiederumb zum Gehorsamb gebracht / geviertheilt / 14. Reuter / theils gehenckt und enthauptet / viel unredlich gemacht / und ohne Abschied fortweg gejagt worden“. Im „Springinsfeld“ (KELLETAT, Grimmelshausen. Simplicianische Schriften, S. 212f.), heißt es: „Unter währendem Stillstand wurde unser Regiment nach Hilpoldstein, Heideck und selbiger Orten herum gelegt, da sich ein artliches Spiel unter uns zugetragen. Denn es fand sich ein Korporal, der wollte Obrister sein, nicht weiß ich, was ihn für eine Narrheit dazu angetrieben; ein Musterschreiber, so allererst aus der Schul entlaufen, war sein Secretarius, und also hatten auch andere von seinen Kreaturen andere Officia und Ämter; viel neigten sich zu ihm, sonderlich junge ohnerfahrne Leut, und jagten die höchsten Offizier zum Teil von sich, oder nahmen ihnen sonst ihr Kommando und billige Gewalt; meinesgleichen aber von Unteroffizieren ließen sie gleichwohl gleichsam wie neutrale Leut in ihren Quartieren noch passieren; und sie hätten auch ein Großes ausgerichtet, wenn ihr Vorhaben zu einer anderen Zeit, nämlich in Kriegsnöten, wenn der Feind in der Nähe, und man unserer beiseits nötig gewesen, ins Werk gesetzt worden wäre; denn unser Regiment war damals eins von den stärksten und vermochte eitel geübte, wohlmontierte Soldaten, die entweder alt und erfahren, oder junge Wagehälse waren, welche alle gleichsam im Krieg auferzogen worden; als dieser von seiner Torheit auf gütlichs Ermahnen nicht abstehen wollte, kam Lapier und der Obriste Elter mit kommandierten Völkern, welche zu Hilpoldstein ohne alle Mühe und Blutvergießen Meister wurden, den neuen Obristen vierteilen, oder besser zu sagen, fünfteilen (denn der Kopf kam auch sonder) und an vier Straßen auf Räder legen, 18 ansehnliche Kerl aber von seinen Prinzipal-Anhängern zum Teil köpfen, und zum Teil an ihre allerbesten Hälse aufhängen, dem Regiment aber die Musketen abnehmen, und uns alle auf ein neues dem Feldherrn wieder schwören ließen“. Vgl. auch die Meuterei im Regiment Steinecker in Schweinfurt (1649); BECK, Geschichte der Verschwörung; => Christoph v. Steinaecker [Steinecker] [1612-1671]. „Das blutigste Schauspiel dieser Art aber, welches 14 Tage lang die Umgebung mit neuen Kriegsunruhen ängstigte, spielte sich im Juli 1650 in Anhalt ab. Durch unklare Nachrichten über die Absichten der Schweden aufgebracht, nahmen die unter dem Befehle des Oberst-Lieutenants Israel Isaaksohn, welcher als ein habsüchtiger und roher Mensch bekannt war, hier einquartierten Reiter ihre Offiziere plötzlich gefangen und forderten stürmisch Sold und Abschied. Nur mit genauer Not entging Isaaksohn dem Tode; da er nachwies, dass der das nötige Geld zur Ablöhnung noch nicht zur Hand habe, wurde er entlassen unter der Bedingung, dass er ihnen dasselbe in Erfurt verschaffe. Er begab sich aber sofort zu den Truppen, welche mittlerweile von Süden zur Unterdrückung der Rebellion in Bewegung gesetzt waren, liess die Aufrührer, deren Anzahl noch etwa 450 Mann betrug, umzingeln und an 33 Rädelsführern trotz seines gegebenen Wortes und trotz des Wehegeschreis der Soldatenweiber erbarmungslos das Todesurteil vollstrecken“. LORENTZEN, Schwedische Armee, S. 188f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36.

[35] Johann Christoph Freiherr Ranfft [Ranft] v. Wiesenthal [1599-1.4.1660 in Mecklenburg], kaiserlicher Obrist, Generalfeldwachtmeister. Vgl. STROBL, Das Regiment Ranfft.

[36] Dömitz [LK Ludwigslust-Parchim]; HHSD XII, S. 21ff.

[37] HÖBELT, Ferdinand III., S. 398. VALENTINITSCH, Meuterei, S. 12ff., 24.

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Bohm [Boom, Baum], Jacob Larsson

Bohm [Boom, Baum], Jacob Larsson; Obrist [27.2.1601 Örebro-11.9.1643 Marienfließ, bestattet in Saatzig] Jacob Larsson Bohm [Boom, Baum] [1601-1643 Saatzig][1] stand als Obrist[2] in schwedischen Diensten.[3]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet zu den Vorgängen um die Einnahme Glogaus[4] durch die Kaiserlichen im Oktober 1633 und das Verhalten Wallensteins:[5] „Mit Gros Glogaw ward es dem Hertzog von Friedland auch nicht saur. Anfänglich zwar antworteten sämbtliche Obristen vnd Officirer der gvarnison[6] auf der gefangenen Generalen[7] befehl resolut gnug; Weil denen Generalen ihre beschaffenheit vnd zustand vnwissend / in deme sie mit munition vnd proviant reichlich versehen / wie auch mit der gvarnison diese ihre post zudefendiren sich bestant befünden / als würden dieselbige nicht übel vermerken / das sie ihrem Commendo, so anitzo der Ehren keines wegs gemäß / nicht gehorsameten / sondern sich zuwehren gesonnen / vnd bereit weren: Allein war ihnen doch viel anders ümbs hertze / vnd / wan sie so wol des orts als ihren zustand betrachteten / so garwol bey der sache nicht. Dan der Wall zu Glogaw gar liederlich beschaffen / vnd die gracht[8] theils orten nur einer elen[9] tieff: Also das nicht von nöthen mit Fusvolck den ort zustürmen / sondern nur mit reutern hinauff zureiten. So waren die wercke mit keiner brustwehre[10] oder banqvetten[11] versehen / vnd muste man erst / wie der Feind anmarchiret / banqvette machen: Da man dan / wegen des vndichten erdreichs / kaum darauff stehen können. Die stackette[12] / so vom grossen Hornwerck[13] vnd Polnischen Bastion bis an die Oder giengen / stunden gar genaw vnd los in der erden / daß sie leichtlich ümbzureissen / vnd bis an die Stadtbrücke sicher zukommen war: Massen über dis die Oder so klein / das man zwischen der Stadt vnd dem Strom mit hundert Man in front zumarchiren vermochte. Zu dem war keine einige Bateri[14] / so weinig aufm Walle / als auf der Mauren vorhanden / da man ein Stücke[15] hingestellet: Ausser einer kleinen im Schlosse / darauff ein ChurSächsisch kurtz Stücke von zwey pfunden[16] nebenst einem alten einpfündigen[17] gestanden. So hatten sie auch nur einen eintzigen Connestabel[18] in der Stadt. Die maure belangend / war selbige sehr bawfällig / alt / vergruset[19] / vnd keine stellung dahinter / worauff einiger Musqvetirer[20] stehen vnd seine defension thun können: Imgleichen die stackette / so zwischen der Maure vnd dem Walle gestanden / vom ChurSächsischen Major[21] vmbgerissen vnd verbrand worden. Die tieffe der Oder hinterm Dom lies der Obriste Bely[22] seinen Kutscher mitm pferde versuchen / die qver vnd länge dadurch geritten; das man also wol mit hundert pferden vnd mehr zugleich auf den Dom reiten mögen; Dan die Oder so klein / das die pferde nur biß an den knien darin gewadet. An lunten hatte man mehr nicht dan auf tag vnd nacht / oder sechs vnd dreyssig stunden / zum höchsten vorrath: So war in der Stadt kein werck[23] vorhanden / da man lunten von gemachet hette. Die gvarnison in gesambt befand sich nicht viel über neundehalbhundert Man starck: Womit man die weitläuftige wercke kümmerlich vnd dergestalt besetzet / das kein Knecht[24] dem andern auf einer piqven[25] nahe gestanden; geschweige / das etliche trouppen zur reserve behalten werden mögen. War darzu nicht eines Herrn volck / sondern theils Brandenburgisch / deren zween Capitaine,[26] nahmens Scheps[27] vnd Ditmar[28] / den dritten Wein-Monats davon zogen / vnd ihre Compagnien[29] im stiche liessen: Welches die Knechte dergestalt irre gemachet / das ihrer viervndzwantzig selbige nacht übern Wall zum Feinde gelauffen.[30] Gestalt auch den vierten [14.10.; BW] / als der Friedländische Trompeter[31] mit des Graffen von Thurns[32] brieffen ankommen / die Brandenburgische Soldaten durch ihrer Officirer dem Obristen Bohm angedeutet: Sie könten vnd wolten sich nicht auff die Fleischbancke[33] opffern lassen; er solte accordiren[34] / sintemahl mit einer handvoll Volcks wieder eine so mächtige Armée nicht zufechten stünde.

Dieser mängel halben erfolgte bald / wie der Hertzog von Friedland mittnacht davor angelanget / eine andere erklärung. Worzu nicht weinig geholffen / das Er den Königl-Schwedischen hinein entboten; sie solten keinen schus thun / sondern sich alsbald ergeben / sonst wolte Er Duwaln[35] vor ihren augen hencken lassen: Gestalt da sie nicht desto minder fewr heraus gegeben / ein galge aufgerichtet worden / auch Duwal schon Communiciret / vnd sich zum tode bereitet gehabt. Schrittn also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord: Denen der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumarchiren[36] / vnd gerade auf Landsberg[37] begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten; in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch die Soldaten abgemattet / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert Man davon in Pommern überkommen“.[38]

Am 12./22.10.1633 hatte Thurn aus dem Lager bei Steinau[39] an Bohm geschrieben (das korrigierte Konzept des Briefes stammte aus Wallensteins Kriegskanzlei)  und befohlen, infolge der seiner Niederlage bei Steinau[40] am 11.10.1633 Glogau den Kaiserlichen zu übergeben: „Was Gott auf uns verhengt hat den 11. Octobris, ist wohl zu beseufzen und zu beklagen. I. F. Gn., der Herr Generalissimus, ist mit solchen geheimen Anschlag auf uns kommen, dass wir kein einigen Nachricht gehabt, sondern als man nach vielfeltigem Bericht vermeint, das dieselbe mit den grösten Teil der Armee den Sächsischen gefolgt, haben sie uns auf beiden der Oder mit ihrer mächtigen Armee angegriffen. Also und derogestalt der General von der Cavalerie, Herr Schaffgotsch,[41] uber die Oder troppenweis mit ein acht tausent Mann geruckt, als nemblichen mit 14 Regimentern[42] Reitern und mit sieben Regimenter Dragoner[43] so eilends und geschwind, dass, da wir es vermeint zu verwehren, wir dieselben in völliger Bataglia[44] gefunden, welche alsobald in uns gesezt, die ganze Reiterei und Tragoner getrent und bis an die Brucken gejagt. Es ist fast unglaublich, was für ein ansehnlige Armee der Herr Generalissimus bei sich gehabt, mit deren er gleich auf die Schanz, insonderheit mit dem Fussvolk und Stücken, gezogen, die Schanz[45]in continenti aufgefordert. Unser weniges Volk auch die unverfertigte Schanz und manchament des Vivers[46] hat kein Disputat gelitten, sondern wir haben alsbald accordiren. Die Fändl[47] und Cornet[48] haben wir alle niederlegen, die Stuck und Munition alle überlassen, die gemeine Soldaten sich alle unterhalten lassen müssen,[49] den Befehlichthabern allein ist abzuziehen erlaubet worden. Besonders haben I. F. H., der Herr Generalissimus, als wir accordiret, kurzumb haben wollen, dass alda zu Glogau, ebenermassen wie hie beschehen, alle Fändl und Cornet niedergelegt und das Volk in der Röm. K. Mt Diensten sich begeben sollen. Weiln aber ich Graf von Thurn auf viel instendiges Anhalten endlich mit grosser Mühe diese Gnade erlangt, dass, wenn sie sich nicht opponiren würden, sie ein erhlichen Accord bekommen, mit Sack und Pack, auch fliegenden Fändl, Unter- und Obergewehr, brennenden Lunden und Kugeln im Mund, sowohl die Reiter und Knechte mit ihrer Pagaschi[50] abziehen, auch an einen sichern Ort begleitet werden sollen, doch alle die Stücke absolutamente abgeschlagen worden. Dafern sie aber wider den Strom schwimmen und den Platz difficultiren wollen, so doch ihnen wissend, dass für einer solchen Armee sich zu manutentiren[51] unmöglich, sehr hochgedachte I. F. Gn. keinem ein Quartir erteilen, ha auch das Kind im Mutterleib nicht verschonen zu lassen, entschlossen, womit der Cron Schweden und andern interessirten Potentaten, wenn solch Volk auf die Schlachtbank geliefert werden sollte, wenig geholfen sein würde. Also befehlen wir Euch kraft des über alles in Schlesien sich befindenden Volk habenden Commando in Betrachtung, das Euch einer solchen Macht zu widerstehen unmöglich, diese von hochgedachter I. F. Gn., dem Herrn Generalissimo, durch mich Grafen von Thurn erhaltene Gnad nicht ausschlagen und Euch mutwilligerweise in die euserste Ruin zu setzen, besondern angesichts dieses Euch zu submittiren[52] und des gedachten ehrlichen Abzugs, den wir sampt allen hohen und niedern bei derer zu Steinaw gewesenen Armee sich befundenen Officiern accordirt und geschlossen, ohne einige Opposition teilhaftig zu machen und diesen unserm Befehlich und Ordinanz würklich  und unfehlbar zu pariren“.[53]

1634 lagen hundert Mann seines Regiments in Greifenhagen.[54] Nach einer in Stettin[55] angefertigten Liste vom 27.8.1635 waren in Stargard[56] vier Kompanien „Deutsche“ zu 435 Mann[57] bzw. 450 Mann einquartiert.[58]

Aus Stargard wird berichtet: „Anno 1635. kamen die Käyserischen wider in Pommern / bemächtigten sich / vnder dem Käyserl. General Wachtmeistern[59] / Rudolphen von Marazin[60] / der Statt Gartz[61] / vnd anderer Orth / kommen darauff gegen dem Ende deß Jahrs / auch für diese schöne Statt Stargard. Der Schwedisch Commendant darin / der Obriste Baum / wollte etliche Scheunen für der Statt / dass Sie den Feinden zum Vortheil nicht dienen möchten / verbrennen. Da dann durch das aufgehende / vñ durch einen starcken Wind getribenes Feuer / Stargard fast gar in die Asche geleget / vnd zum Steinhauffen gemacht worden / also daß nur 18. Häuser / 4. Buden / vnd St. Johanns Kirche (darüber mitten in dem Brande eine weisse glänzende Taube gesehen ward) stehend gebliben. Vnd ist also auch die schöne S. Marien-Kirche / vnd die wol-fundirte / vnd auß dem Closter mit grossem Nutzen deß Landes angerichtete Schule / wie auch dz Raththauß / vnd was sonsten köstlich gewesen / mit auffgangen“.[62]

„Unter Anführung des General-Feldwachtmeisters Rudolph von Marazin rückte auch eine Abtheilung derselben vor Stargard, welches der schwedische Oberst Baum mit neu geworbenen Truppen besetzt hielt. Um den Kaiserlichen den Angriff auf die Stadt zu erschweren, ließ derselbe die massiven Gebäude der Vorstadt, wie die Heilig-Geistkirche, abbrechen, die übrigen Häuser aber am 7. Oct. 1635 in Brand stecken. Unglücklicherweise stand der Wind auf die Stadt zu, und führte die Flamme auf die der Mauer zunächst liegenden Hintergebäude, unter welchen auch mit Stroh gedeckte Scheunen waren. Diese geriethen in Brand; schnell griff das Feuer um sich, bald glich die Stadt einem großen Feuermeere, und enthielt nach Verlauf von 9 Stunden nur noch rauchende Trümmer ihrer frühern Herrlichkeit. Denn bis auf 18 Wohnhäuser und die durch ihre abgesonderte, höhere Lage geschützte Johanniskirche nebst den zunächst stehenden Häusern war die ganze Stadt abgebrannt. Auch die Marienkirche, die Augustiner-Klosterkirche, das neue Collegium, das Rathhaus, die Börse, alles seit den frühern Drangsalen wieder hergestellte oder neu erworbene Hausgeräth war mit den niedergebrannten Häusern ein Raub der Flammen geworden. Die Einwohner sahen sich in wenigen Stunden an den Bettelstab gebracht. Von den Feinden und mehr noch von den Flammen bedrängt, verloren auch die Schweden den Muth und übergaben die Stadt den Kaiserlichen, deren Befehlshaber den Obersten Baum gewiß strenge bestraft haben würde, wenn derselbe sich nicht so lange in einem Thurme versteckt hätte, bis der Rath öffentlich bezeugt hatte, daß er an dem Brande unschuldig sei. Denn durch diesen hatten auch die Kaiserlichen eine schöne Gelegenheit zur Rache an den Stargardern und zur Plünderung[63] verloren; sie mußten bei dem Mangel an Quartieren die Stadt alsbald wieder räumen“.[64] Diese 450 Mann werden auch als in Damm[65] stationiert aufgeführt.[66]

Chemnitz hält zu Ende September/AnfangOktober 1636 fest. „In Pommern war entzwischen den Königl. Schwedischen auch ein ziemliches glücke, mit befreyung der Oder, zu handen gestossen. Der FeldMarschalk[67] H. Herman Wrangel,[68]  in deme Er auf der marche nacher Stetin begriffen, erfuhr vnterwegens, das der Legat,[69]weil Er seines anzugs nicht vermuthen gewesen, durch Gen. Major[70] Dromond[71] bereits zu wasser an des Feindes brücke bey Schweet[72]  einen versuch thun lassen, so aber, wegen des Feindes, aus seinen vortheilhafften posten gethanen, starcken gegenwehr, ohne gute verrichtung abgelauffen. Worauff Er schier etwas angestanden, ob es noch rathsam, den anschlag zu reassumiren,[73] nachdem der Feind hiedurch so wol desto mehr alert[74] vnd wacker, als auch mutiger worden, vnd schon ein tempo, welches das meiste in dergleichen anschlägen zu sein pfleget, verseumet war; jedoch, weil Er schon bis an Löhenitz[75] kommen, vollends nacher Stetin gerücket, vmb mit dem Legaten vnterredung daraus zu pflegen. Des Feindes reuterey vnd dragoner, so disseit der Oder gelegen, nachdem sie vermeinet, das der Feldmarschalck zu Stetin durch in HinterPommern gehen würde, hatten, als sie dessen anzug vermercket, stracks nach der HinterPommerischen seite übergesetzet; von denen eine Compagni des Borgstorffischen[76] Regiments zu Piritz[77] angelanget war, die contribution[78] abzuholen: welche aber eine Königl. Schwedische partey, so der Legat dahin gesandt, überfallen, achtzehen davon niedergemachet, vnd den Obristen Wachtmeister[79] Milatz,[80] nebenst zween andern Officirern vnd sieben vnd zwantzig Gemeinen, auch stattlichen pferden vnd sonst guter beute,[81] den zwantzigsten tag HerbstMonats [20./30.9.; BW], nacher Stetin eingebracht. Solche motion der feindlichen reuterey von Schweet veranlassete die Königl. Schwedischen desto mehr, nochmahln zu wasser vnd lande zugleich einen angriff auf die brücke daselbst zu thun, vnd an glücklichem ausgange nicht zu zweiffeln.

Vnd ward, diesem nach, der Obriste Boom vnd Obr. Lieutenant[82] Culeman[83] mit vier hundert musquetierern in vier Schalen[84] oder Pramen,[85]  nebenst zwo halben Cartaunen[86]  vnd andern Stücken,[87] die Oder hinauff gesandt; FeldMarschalck Wrangel aber, nachdem er aus Stetin mit tausend musquetierern vnd dem Canon sich verstärcket gehabt, stellete zu lande die marche nach Schweet fort: der festen Resolution, sein vorhaben auf die brücke daselbst mit gewalt, vnd zwar itzt, bey abwesenheit der feindlichen reuterey, so wie eine vormaur bisher davor gelegen, desto leichter durchzudringen. Wie er aber, den vier und zwantzigsten, vor Schweet kommen, traff Er, über verhoffen, mehr nicht dan die lehren nester an: in deme die vögel schon ausgeflogen, vnd nur vier stunden zuvor der Obriste Rostock[88] alle wercke (deren an ufer vnd auf den Holmen[89] neun, darzu à la preusve[90] von canon gewesen) verlassen, die Schiffbrücke aufgehoben, die andere verbrandt, vnd mit beyhabendem Volcke, in fünffzehen hundert Man zu fus, eilfertig über die Oder zu den andern trouppen, vnd so ferner gar bis über die Warte entwichen“.[91]

Chemnitz hält zum Oktober 1636 weiter fest. „Dieser glückliche Anfang [der Rückzug der Kaiserlichen von Schwedt; BW] frischte den FeldMarschalk[92] vmb so viel mehr an, etwas weiteres vorzunehmen; angesehen Er ziemliche præparatoria zu wasser vnd lande an der hand gehabt, zumahl leichtlich aus allen vmbständen erachten können, das FeldMarschalck Baner[93]  vmb selbige zeit in action mit dem Feinde sein müste: daher Er, solches tempo nicht vorbey gehen zu lassen, sondern in einer hitze, vnd weil der Feind noch im schrecken, die Stadt Gartz[94] mit gewalt anzugreiffen, entschlossen. Solchem zu folge brach Er, den sieben vnd zwanzigsten, nachdem Er zuvor bey Schweet die HaubtSchantze diesseit der Oder geschlichtet, vnd eine andere zwischen den Strömen zu verfertigen anstalt gemachet, von Vierrade[95] auf, vnd erreichte noch vor abends gemeldten ort; da Er alsbald vorm Schweetischen thore sich gestellet, vnd weil, wegen vorliegenden morassischen teiches vnd Salvienflusses, keine müglichkeit, die Stadt in eil zu beschliessen, oder die communication-lini aneinander zu hencken, daselbst so lang gehalten, bis Gen. Major Dromond an diesem ort, etwa zwey hundert schritt von der Stadt, posto gefasset vnd sich etlicher massen versichert. Welches da es gegen den andern Mittag geschehen, lies Er denselben alhie allein, vnd zog mit den übrigen trouppen bei der ersten SalvienMühle, so eine halbe viertelmeile[96] von der Stadt, übern pas, presentirte sich davor in voller Schlachtordnung, vnd theilete alsbald die posten aus: also das die Obristen Kinnemond[97] vnd Hårdt[98] zur rechtern hand am Mühlenteiche,  die Essenschen[99] und Finnen,[100]wobey der FeldMarschalck selbst, zur lincken an der Oder, vnd die reuter in der mitte, gegen dem Stetinschen thore über, logiret worden. Fieng auch alsbald vnd noch bey hellem tage zu approchiren[101] vnd baterien zu verfertigen an: welche man, vnangesehen der Feind vnaufhörlich fewr heraus gegeben, die nacht über ausgemachet, Stücke darauff gezogen, aus denselben vnd von den Straussen,[102] die oberhalb der Stadt beym Gen. Major Dromond, vnter commendo des Obristen Booms, gelegen vnd sich des feindlichen wercks vor der brücke schon bemächtiget gehabt, auf die Stadt gespielet,[103] nebenst deme des einen Hornwercks ohne sondere mühe meister worden. Hierüber gerieth der Feind in solchen schrecken, das er, den neun vnd zwanzigsten, gar spät gegen die nacht, einen trommelschläger[104] herausgeschicket und sprach zu halten begunt, doch erstlich auf sechs tage Stillstand begehret: So aber, weil man keine zeit verlieren, noch einige dilation[105] ihm gönnen vnd geben wollen, vor dißmahl ohne frucht abgegangen, vnd, eines theils, der Feind folgende nacht ziemlich wiederumb heraus geschossen, andern theils die Königl. Schwedische das werck mit so viel mehrerm eyfer fortgesetzet; worzu Ihnen von Stetin aus nach ein halber Canon[106] vnd drey sechszehenpfündige Stücke,[107] mit allerhand munition, wol zu passe kommen: Gestalt Sie auch darauff das andere Hornwerck überwältiget.

Da nun die belagerte, wie nahe man ihnen aufs leib keme, gesehen, sandten sie abermahl einen trommelschläger heraus, zu accordiren sich erbietend: welches ihnen der FeldMarschalck, in betrachtung, die zeit zur belagerung ziemlich vnbequem, vnd weder holtz noch stroh auf eine meilewegs[108] zu finden, auch von vnterschiedlichen orten nachricht einkommen, ob sollte Saradetzky[109] mit sechs Regimentern im heruntermarchiren sein, und zu den Rostockischen trouppen (darunter allein Franckenberg[110] sechs hundert pferde effective starck) zu stossen vnd Gartz zu entsetzen, so weit bewilliget: das Er auf der nähesten bateri[111] ihren ausgeschickten Major vnd zween Capitaine gehöret, denenselben in forma resolutionis bescheid ertheilet vnd einen accord wiederfahren lassen. Krafft dessen die wercke, stücke, munition, sambt in der Stadt itzt befindlichen vivres,[112] unbeschädiget vnd vnruinirt gelassen, alle überläuffer[113]  ausgeliefert, die gefangene[114] auf freyen fus gesetzet, den Soldaten, so lust zu dienen hetten, ihr freye wille gelassen, vnd die Bürger nicht ausgeplündert, noch weiter verkräncket, oder einige zur Stadt gehörige sachen abgeführet werden müssen. Hingegen der besatzung, sambt vnd sonders, sie were Keyserlich, ChurSächsisch, Churbrandenburgisch, oder weme sie zugehörig, auch was Nation es wollte, sambt drey von ihnen eingebrachten vnd weder der Cron Schweden noch dem Hertzog in Pommern zustendigen Stücken, der freye abzug mit fliegenden fähnlein, offnem trommelschlag, kugeln im munde,[115] sambt ihren pagage-wägen[116] vnd pferden, verstattet, auch die wägen nicht durchzusuchen, sondern sie in gesambt den geradesten weg nacher Cüstrin[117] oder Landsberg, wohin es ihnen belieben würde, in gnugsamer sicherheit, gegen hinterlassung gewisser Geyssel, zu begleiten, ihnen unterwegens die notturfft zu liefern, vnd die krancken[118] nachzuschaffen, versprochen worden. Dieser accord ward eines theils vom Obristen Sattler,[119] als Geheimen vnd Kriegs-, auch zum Pommerischen Stat verordneten AssistentzRath, andern theils vom feindlichen Don Felix de Cuniga Gusman[120] vnd dem Obristen Wachtmeister, Conrad Weyher,[121] vnterschrieben: worauf gedachter Commendant noch selbigen abend, jedoch, weil Er sehr perplex vnd bestürtzt sich erwiesen, ohne eintzige ordre, mit seinem Regiment, den Wallsteinischen[122] Compagnien vnd etlichen commendirten knechten von dreyzehn Regimentern, in neunhundert zu fuß vnd hundert vierzig Croaten[123] vnd Hungarn[124] starck, abgezogen, schwerer von tros,[125] als die gantze Wrangelsche Armée; doch keine Stücke, weil Er kein frembdes darin gehabt, mit sich genommen. Der Königl. Schwedischen waren nicht mehr dan zwantzig knechte, so todt, so gequetschet;[126] vnd würde der accord, wan der Obriste Karberg[127] mit der zeitung von der Wittstocker[128] Schlacht vnd Victori ein paar stunden ehe angelanget were, so gut vor den Feind nicht gefallen sein: welches gleichwol, weil er einmahl gemachet vnd vollzogen, nicht mehr zu endern gewesen“.[129] Pufendorf hält unter September/Oktober 1637 fest: „Außer dem ist wenig denckwürdiges vorgegangen / ohne daß Vorhauer[130] hin und wieder in Pommern plünderte / weil Pful[131] selbigen nicht abhalten kunte / indem er auff die Ungern ein wachsames Auge zu haben hatte / die Cavallerie muste allzuweit nach Fourage reiten / und war also zu den Ausfällen wenig nütze. Nachmals als Pful in Vor-Pommern gefodert wurde / grassirte dieser nach seinen Gefallen. Wie er sich denn auch unterstund einen Versuch auff Stargard zu thun [13.10. laut Datum am Rand; BW] / allwo er aber nicht ohne Verlust abgeschlagen wurde. Und kurtz vorher hatte Dromond[132] 300. Mañ zu Fuß von Gartz ausgesandt [8.9. laut Datum am Rand; BW] / welche Vierraden[133]  erobert / und die Besatzung theils nieder gemacht / theils gefangen genommen. Darunter auch der Schwedische Hauptmann Erich Svemonis[134] gefunden wurde / welcher vor kurtzem Gartz muthwillig übergeben / und nunmehr den Kopff deswegen lassen muste.[135] Nach diesen [11.9. nach Datum am Rand; BW] wurde der Oberste Bohm / indem er mit einigen von Gartz auf die Jagt ritte / von den Brandenburgischen gefangen weggeführet“.[136] Das „Theatrum Europaeum“[137] berichtete dazu: „Hingegen haben etliche Brandenburgische Völcker den Schwedischen Obr. Baum / als er etwas zu recognosciren außgeritten / gefangen bekommen / vnnd ihn nach Schweden geführet (auff dessen Rantzion[138] 2000. Reichsthaler[139] geschlagen worden)“.[140] “.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Im Riksarkivet Stockholm finden sich 5 undatierte Briefe v. Johan Axelsson Oxenstierna, Graf von Södermore [24.6.1611 Stockholm-5.12.1657 Wismar], Reichsrat, Sohn Axel Oxenstiernas, an Bohm. [E 912].

[2] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.

[3] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[4] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[5] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.

[6] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie u. Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[7] Gemeint sind Heinrich Matthias Graf v. Thurn-Valvassina [24.2.1567 Schloss Lipnitz/Lipnice nad Sázavou-28.1.1640 Pernau], böhmischer Ständeführer, schwedischer Generalleutnant u. Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau-28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.

[8] Gracht: Wassergraben.

[9] Elle: 1 Elle = 55,5 cm.

[10] Brustwehr: einfache Feldbefestigung zur Verteidigung von Geländeabschnitten: Erdwall oder Aufwurf, der die Verteidiger vor Beschuss schützte, ihnen aber gleichzeitig erlaubte, darüber hinweg zu schießen. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 3: „Sie ist die auf dem Wall aufgesetzte und erhöhte Erde / und wird darum Brustwehr genant / daß sie den Soldaten / so auf dem Wall stehen / die Brust decket / und sie dahinder wegen des Feinds Geschütz sicher stehen können. Sie hat inwendig wenig Docirung oder Schräge / und auf sechs Schuhe nur zwen Schuhe“.

[11] Bankett (frz.: Banquette): Auftritt hinter der Brustwehr, auf dem die Soldaten stehend über die Brustwehr wegschießen konnten.

[12] Staketen, jid. Staheten, Stakaten, stochet: Absperrung, Geschützverkleidung, Holzpfähle.

[13] Hornwerk: hornförmige Befestigungsanlage. Als Hornwerk wird eine in den Graben vorgeschobene bastionierte Front bezeichnet, die zu den Außenwerken einer frühneuzeitlichen Festung zählte. Es bestand aus zwei mit einer Kurtine verbundenen Halbbastionen, die durch lange Flanken eingefasst wurden. Der Kurtine konnte ein Ravelin vorgelegt sein. Vom Hornwerk zu unterscheiden ist das Kronwerk, welches sich aus mindestens zwei bastionierten Fronten zusammensetzte. Hornwerke kamen im späten 16. Jahrhundert als Element der altniederländischen Befestigungsmanier auf u. wurden üblicherweise an besonders gefährdeten Abschnitten vor einer Bastion oder einem Ravelin errichtet. Die Bestreichung ihrer Flügel erfolgte dabei von den Bastionsfacen aus. Das Hornwerk bildete auch eine der Grundformen von Feldbefestigungen und Brückenköpfen. [nach Wikipedia]

[14] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, dass man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete u. zwei kleinere Batterien im Winkel v. ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[15] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[16] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das v. einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 1-3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt. Das Falkonett hatte eine Schussweite v. 472 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[17] möglicher Weise eine alte Serpentinelle, die 1 Pfund Eisen bei einem Kaliber v. 5 cm verschoss.

[18] Konstabel [schwed. konstapel, dän. konstabel]: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- u. Belagerungsartillerie Rohre u. Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung u. Reparatur beherrschen. Stückgießer u. Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil u. genossen eine bessere Verpflegung u. Unterbringung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.

[19] vergruset: zerbröckelt.

[20] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm u. wog etwa 4,5–4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – u. schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt u. Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[21] Major [schwed. major, dän. major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte das Regiment in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie u. 300 fl. bei der Kavallerie, 200 fl. bei der dänischen Armee.

[22] Maximilian [Maximilien] Freiherr v. Billehé [Pillehe, Bülecke, Billay, Ballay, Büleche, Biler, Bille ?, Balle, Bely], Sire de Valensart [ – 6.9.1634 bei Nördlingen], ligistischer Feldmarschallleutnant.

[23] Werg: Flachs, Hanf.

[24] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti]: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.

[25] Pike: Landsknechtspieß v. 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes.

[26] Kapitän [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben u. ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure u. verstorbene Soldaten ersetzen musste. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., d. h. 1.920 fl. jährlich – ein bayerischer Kriegsrat erhielt 1637 jährlich 792 fl. – sein Anteil aus Beute und Ranzionierung betrug pro 1.000 Rt. Erlös  59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.

[27] N Scheps [ – ], brandenburgischer Kapitän.

[28] N Ditmar [ – ], brandenburgischer Kapitän.

[29] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch u. schwedisch) umfasste v. der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke u. Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie v. einem Hauptmann, die berittene Kompanie v. einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[30] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte oder wenn Fürbitte erfolgte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Interessant war in niederländischen Kriegsartikeln „die exakte Maßangabe, mit der das Verbrechen genau abgemessen werden konnte: Schuldig war, wer sich ‚weiter als ein Schoß von einem Canon‘ entfernt hatte (Nr. 14). In denselben Bereich fielen die Fälle, daß Söldner umherstreifen, um Vieh zu stehlen oder allgemein ‚vff die Freybeute‘ gehen (Nr. 16 und 32)“; KAISER, Niederländische Kriegsartikel, III. Der Ausbruch v. Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben u. zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung u. Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments u. 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. JÜRGENS, Chronik, S. 525: „Den 11. Junii [21.6.1636; BW] läßt der Obrist Schlüter 3 ausgerissene Soldaten von Mützefahlen [Wilhelm Kaspar v. Metzfall; BW] Regiment ums Leben spielen, der geringste im werfen mußte hängen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte. Unter dem 23./2.4.3.1636 wird aus Leipzig berichtet; HEYDENREICH, Continuatio Der Leipzigischen Chronicke: „Den 23. dito, hat Hans von Dißkau / Oberster Leutenandt vnter dem Bünawischen Regiment / durch den Regiments Schultzen ein groß Patent / vnter dem Rathhause allhier / anhängen lassen / darinnen etlich hundert Soldaten / so aus zwey Regimentern entlauffen / auff den 5 Maij vors Kriegsrecht citiret worden. Ist aber bald darauff Ordinantz kommen / daß er mit seinem noch vorhandenen Volck auffbrechen / vnd nach Halla zur Armée sich begeben sollte. Welches auch den 27 dieses geschehen“. Die Bestrafung selbst war höchst unterschiedlich, in wenigen Fällen wurden auch Verstümmelungsstrafen verhängt; vgl. ROCH, Neue Lausitz’sche Böhm- und Schlesische Chronica, S. 296f.: „Anno 1641. den 28. Februar. ließ Major von Spiegel einen entlauffenen Mußquetirer zu Löwenberg auff dem Marckte bey der Justiz zwey Finger abhauen / die Ohren abschneiden / und von der Stadt verweisen“. Beihilfe zur Flucht wurde z. T. mit dem Tode bestraft, vgl. BÄHLER, Der bernische Jura, S. 111f.: „Ein Bürger von Courfaivre, der verdächtig war, einem Deserteur zur Flucht verholfen zu haben, wurde ohne weiteres enthauptet und sein Rumpf gepfählt. Soldaten, die sich als Frauen verkleidet hatten, fragten einen Bauern von Mervelier um den Weg ins Solothurnische; als dieser ihnen denselben wies, nahmen sie ihn gefangen und schlugenden ihm, weil angeblich zur Desertion verleitend, den Kopf ab“. Deserteure mussten bei der Kapitulation einer Stadt in der Regel zurückgelassen werden. Am 5.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas, jeder überlaufende Knecht solle einen ganzen Monats u. Quartiergeld auf zwei Monate erhalte, er möge dies in geeigneter Form der Gegenseite bekannt machen; BAD‘URA; KOČĺ, Der große Kampf, S. 481, ein geringer Lohn bei einem derartig großen Risiko.

[31] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[32] Heinrich Matthias Graf v. Thurn-Valvassina [24.2.1567 Schloss Lipnitz/Lipnice nad Sázavou-28.1.1640 Pernau], böhmischer Ständeführer, schwedischer Generalleutnant.

[33] Fleischbank: Verkaufsstand des Fleischers, Metzgers; auch synonym für Schlachtfeld gebraucht: auf die Fleischbank führen: in den Schlachtentod schicken. So hielt Werth eine Verfolgung im ausgehungerten Elsass für aussichtslos hielt und er seine ‘Völker niemals gern uf die Fleischpankh geführt’ habe; LAHRKAMP, Werth, S. 66.

[34] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen u. Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung v. Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung v. Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug u. zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord v. Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung v. Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.

[35] Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Douwall, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau-28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.

[36] Abzug, ehrenvoller: HELLER, Rothenburg, S. 180, Anm. ***: „Diese Zugeständnisse waren die höchsten militärischen Ehren, welche einer abziehenden Besatzung eingeräumt wurden. Zu größerer Feuerbereitschaft führten die Musketiere im Gefecht für die nächsten Schüsse die Kugeln im Mund; auch ließ man die Lunten an  b e i d e n  Enden brennen, um, wenn der Brand beim Aufdrücken auf die Zündpfanne verlöschen sollte, noch feuerbereit zu sein. Eine Erschwerung der Bedingungen für abziehende Truppen waren: Abgelöschte Lunten, später, nach Einführung der Radschlösser, abgeschraubte Steine“. Ergänzt wird das meist „mit fliegenden Fahnen, Ober- und Untergewehr“ und Bagage.

[37] Landsberg a. d. Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[38] CHEMNITZ, Königl. Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs Ander Theil, 1. Buch, Kap. 60, S. 272f.

[39] Steinau a. O. [Ścinawa, LK Lubin]; HHSSchl, S. 517ff.

[40] Schlacht bei Steinau 11.10.1633: Wallenstein schlug die Schwede, Sachsen u. Brandenburger unter Heinrich Matthias Graf Thurn u. Heinrich Jakob Duwall. Vgl.Thurns Verteidigungsschrift, Beständiger Bericht vnd SchutzRede /  Des Hochwolgebornen Graven vnd Herrn/ Herrn Heinrich Matthes / Grafen von Thurn … Generaln : Darinnen Das jüngsthin / den 1. Octob. bey der Steinawer Brücken in Schlesien erfolgtes Unheil/ dessen Ursprung/ Mittel vnd Verlauff/ zu verhütung ungleichen Verdachts vnd irriger Meinung / ordentlich vnd richtig erzehlet vnd beschrieben wird [http://digital. Slub.dresden.de/id3811300331/1].

[41] Hans Ulrich Freiherr v. Schaffgotsch [28.8.1595 Schloss Greiffenstein (bei Greiffenberg, Niederschlesien)-23.7.1635 Regensburg], kaiserlicher General. Vgl. KREBS, Hans Ulrich Freiherr von Schaffgotsch; HENKEL, Schaffgotsch.

[42] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[43] Dragoner [schwed. Dragon; frz. Dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[44] Bataglia: Schlachtordnung.

[45] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“.

[46] manchament des Vivers: Mangel an Lebensmitteln.

[47] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung v. Freund u. Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg u. Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten u. verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.

[48] Cornet: Fahne der kleinsten Einheit der Reiterei: „bei den soldaten ist das cornet dasjenige zeichen, so die helden bei frewd und mut erhaltet, darnach sie alle sehen, und wo dieses verloren, so ist herz und mut und die ganze compagni, das ganze regiment, das feld verloren. Philand. 2, 327“ [DWB].

[49] Unterhaltung, Untersteckung, Unterstellung: sich unterhalten lassen“, unterstellen, d. h., in die Dienste des Gegners zu treten, geschah bei Gefangennahme entweder freiwillig oder auch gezwungenermaßen (=> Untersteckung), wenn man nicht genügend Ranzion stellen konnte oder Gefahr lief, getötet zu werden. Untersteckung war die (zwangsweise) Eingliederung v. (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung’ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben” (BURSCHEL, Söldner, S. 158). Die „Relation deren Geschichten / Ritterlichen Thaten und Kriegßhandlung“, S. 12, berichtet, wie Bucquoy mansfeldische Söldner zur Unterstellung zwang: „Dann als mann sie (in der Zahl ohngefehr 1200.) gen Crumaw bracht / hat man sie Rotten vnd Hauffen weiß in Kammern so eng zusammen gesperrt / daß sie weder sitzen noch niderligen können / auch neben dem wenig Essen / das man ihn vorgestellt / ihnen gar nichts zu tricken geben / vnd es also etliche Tag vber / mit inen getrieben / Sie dardurch zu nötigen / daß sie dem Keyser ihre Dienst versprechen müsten / als auch geschehen. Dann nach dem sie auffs eusserst allerhand Ungemach außgestanden / vnnd etliche Tag kein tropffen zu trincken vberkommen / haben sie fast alle vnder solchem erschröcklichen Joch vnd Zwang sich schmücken vnd biegen / vnd dem Feind ihre Dienst zusagen müssen“. In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. v. Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz v. Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen”. MAHR, Monro, S. S. 157, bei der Einnahme der Schanze bei Oppenheim: „Als unsere anderen Leute sahen, daß das Schloß gefallen war, rannten sie los, die vorgelagerte Schanze zu erstürmen, in der sich neun Kompanien Italiener mit ihren Fahnen befanden. Ihre Offiziere sahen nun, daß das Schloß hinter ihnen überrumpelt war und daß der Angriff vor ihnen losbrach, da warfen sie ihre Waffen weg und riefen nach Quartier, die ihnen auch gewährt wurde. Ihre Fahnen wurden ihnen abgenommen. Da sie alle bereit waren, in unsere Dienste zu treten, wurden sie vom König Sir John Hepburn zugewiesen, der nicht nur ihr Oberst wurde, sondern auch ein guter Schutzherr, der sie in guten Quartieren unterbrachte, bis sie neu eingekleidet und bewaffnet waren. Aber sie zeigten sich undankbar und blieben nicht, sondern liefen in Bayern alle davon. Nachdem sie einmal die warme Sommerluft verspürt hatten, waren sie vor dem nächsten Winter alle verschwunden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene. Der häufige Fahnenwechsel konnte natürlich auch insofern Folgen haben, als gerade die Offiziere gute Detailkenntnisse mit ins gegnerische oder in das Lager von Verbündeten nahmen. OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 538: „Diesesmal gehörte auch Adam Philipp zu den Unsicheren. Um ihn zu halten, stellte ihm der Kurfürst folgendes Ultimatum, vom 4. März 1632: ‚Ir sollt die Ursache schreiben, aus welcher ir merfach geäussert habt, dass ir in unseren und des katholischen Bundes Kriegsdiensten zu continuiren wenig Lust habt oder, eurem Vorgeben nach, gedrungen werdet, ander Resolution zu fassen. Wir haben euch vor anderen zum General-Wachtmeister gemacht. .. Andere hohe und niedere Officirs, auch gemeine Soldatesca würde von euch ein bös und schädlich Exempel nehmen … Ihr habt versprochen zu continuiren und ist das in der jetzigen allgemeinen necessitet eure Schuldigkeit’. … Der Kurfürst will sich versehen ‘Ir werdet furtherhin einer mehreren discretion und dankbahrkeit bezeigen. Wenn aber ir andere resolution zu fassen gedenket, so begehren Wir, zuvor zu vernehmen: wohin Ir eure Resolution gestelt und ob ir die euch anvertraute charge und das Regiment zu resigniren gemeint wäret’. Gleichzeitig soll er berichten: ob er endlich den Tross und die pigage [Bagage; BW] reduzirt habe ? Die Antwort Adam Philipps auf diese ernste Mahnung zur Fahnentreue liegt nicht vor. Dass der Verdacht des Kurfürsten gegen ihn wohlbegründet war, wird sich später erweisen; wie auch, dass einige seiner Offiziere ihren jungen Obristen drängten”.

[50] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[51] manuteniren: behaupten.

[52] submittiren: unterwerfen.

[53] TOGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 617, S. 205f.

[54] MANKELL, Uppgifter, S. 204. – Greifenhagen [Gryfino; LK Gryfino]; HHSD XII, S. 193f.

[55] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[56] Stargard [Szczeciński, LK Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.

[57] MANKELL, Uppgifter, S. 223, 229.

[58] MANKELL, Uppgifter, S. 226, 228.

[59] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.

[60] Rudolf Freiherr auf Hohenelbe, Eglitz u. Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin, Moritzin] [um 1585 – 1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.

[61] Gartz a. d. Oder [LK Uckermark]; HHSD XII, S. 185ff.

[62] MERIAN; ZEILLER, Topographia Electoratus Brandenburgici, S. 102.

[63] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung v. Festungen u. Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: “Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen u. Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames u. ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abb.en bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. v. Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen aber auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[64] TESKE, Geschichte der Stadt Stargard, S. 121f.

[65] Damm, heute als Altendamm Stadtteil von Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[66] MANKELL, Uppgifter, S. 227.

[67] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen u. Zuständigkeit für Ordnung u. Disziplin auf dem Marsch u. im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- u. Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute u. Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt. Vgl. auch Backhaus, Reichsterritorium; Obolenskīĭ; Posselt, Tagebuch.

[68] Herman Wrangel [29.6.1587 Estland-11.12.1643 Riga], schwedischer Feldmarschall. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2. Vgl. http://www.historiesajten.se/visainfo.asp?id=78.

[69] Sten [Steno, Fels] Svantesson Bielke [Bielkegatan] [1598-2.4.1638 Stettin], schwedischer Legat.

[70] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.

[71] David (von) Drummond [Drummond [Dramond, Dromont, Drommont, Drommond, Drommont, Drumme, Drummen, Drummunt, Dortmund, Dremont, Trommont] [1593-12.3.1638], schwedischer Generalmajor. MURDOCH, SSNE ID: 2396.

[72] Schwedt/Oder [LK Uckermark]; HHSD X, S. 351ff.

[73] reassumieren: wieder aufnehmen.

[74] alert: wachsam.

[75] Löcknitz [LK Vorpommern-Greifswald].

[76] Georg Ehrentreich v. Burgsdorff [1603-2.3.1656 Küstrin], kurbrandenburgischer Obrist.

[77] Pyritz [Pyrzyce, LK Pyrzyce].

[78] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) u. Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), u. der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer u. Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister u. Advokat Johann Georg Maul [? -nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung v. Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. In den bei Angriffen u. Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten u. um ein freies Schussfeld zu haben.

[79] Obristwachtmeister [schwed. major, dän. oberst sergent]: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold v. 40 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] oder 50 fl. – nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm  bei der Infanterie 240 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. 320 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , also 600 fl. (900 R.) jährlich, was 1634 dem Monatssold eines Obristen entsprach oder dem Jahresgehalt eines bayerischen Hofrats – entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Daneben war er zum Teil auch Rittmeister, um seinen Sold aufzubessern.

[80] N v. Milatz [ – ], kurbrandenburgischer Obristleutnant.

[81] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: “Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens u. der Erhalt der Gerechtigkeit als hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, v. Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der v. staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch v. Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte u. Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen“. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.

[82] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[83] Gerhard Kuleman [Culeman] [5.3.1609-29.5.1637 Saatzig], schwedischer Obristleutnant.

[84] Schale: Art von Fahrzeugen, auf der Oder im Gebrauch. Um nähere Hinweise wird gebeten !

[85] Prahm: eine flache Fähre (Prahmfähre) zum Übersetzen von Menschen, Vieh und Wagen. Er war eines der kleinsten Schiffe, das Waren transportierte, und besaß, im Gegensatz zu den üblichen bäuchigen Transportschiffen, einen schnittigen Rumpf und ähnelte den schmalen Schiffen der Wikinger. Die Prahme waren meistens auf die Handelsgüter Holz und Salz spezialisiert und nahmen dadurch eine Außenseiterrolle im Transportwesen ein. [wikipedia]

[86] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[87] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5-19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[88] Georg v. Rostock [ – ] kaiserlicher Obrist.

[89] Holm: kleine Insel, auch Halbinsel.

[90] preuve: Zeichen.

[91] CHEMNITZ, Geschichte, 1. Buch, 17. Kap., S. 41f. (Datierung nach dem a. St.).

[92] Herman Wrangel [29.6.1587 Estland-11.12.1643 Riga], schwedischer Feldmarschall.

[93] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. 1614 Offizier unter Gustav II. Adolf von Schweden, 1620 Beförderung zum Hauptmann, 1621 zum Obristen, 1623 zum Generalmajor, 1630 zum Generalleutnant, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1632 Übernahme des Oberbefehls in Süddeutschland, 1633 Beförderung zum schwedischen Feldmarschall u. Übernahme des Oberbefehls über die in Schlesien stehenden Truppen. Nach der Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 Bruch mit Sachsen, Zurückdrängung seiner Armee nach Norden, am 4.10.1636 Sieg bei Wittstock über kaiserlich-sächsische Truppen unter Melchior v. Hatzfeldt, Eroberung Erfurts u. Belagerung Leipzigs, nach Verstärkung seines Heeres durch Truppenkontingente des verstorbenen Bernhards v. Sachsen-Weimar 1640/1641 vergeblicher Vorstoß auf Regensburg, anschließend Rückzug nach Böhmen u. Sachsen. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.

[94] Gartz a. d. Oder [LK Uckermark]; HHSD XII, S. 185ff.

[95] Vierraden, heute Ortsteil von Schwedt/Oder [LK Uckermark].

[96] Achtelmeile: ca. 201 m.

[97] Patrick [Petrus, Peter] Kyninmonth [Kynninmonth, Kinnemond, Künemund, Kinninmonth, Kinninmond, Kinimund, Kyninmont, Künemund, Kynemund] [nach 1600 Calensk/Schottland-22.7.1639 Pirna], schwedischer Obrist. MURDOCH, SSNE ID 2838.

[98] Carl [Karl] Hård af Segerstad [Hardt] [1591-1653], schwedischer Obrist.

[99] Johann v. Essen [1610-23.10.1661], schwedischer Obrist.

[100] Finnen [auch hagapells, hakkapeller genannt, nach hakkaa päälle: hau drauf]: Sammelbegriff für Finnen, Lappen u. Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern u. Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Es gab drei Kavallerieregimenter aus dem finnischen Landesteil Schwedens: Nylands och Tavastehus läns kavalleriregemente, Åbo och Björneborgs läns kavalleriregemente sowie Viborgs och Nyslotts läns kavalleriregemente. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den verschiedenen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie v. Zeitgenossen als wild u. brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können u. den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“. Auch in anderen Zeitzeugnissen wurden sie als „gottlose, schändliche Menschen, Saumagen“ bezeichnet (so WINTER, Möser’s Aufzeichnungen, S. 46). Aus Staßfurt wird unter 1639 berichtet; GEISS, Chronik von Staßfurt, S. 135: „Den 20. Octobr. wurde unser Lieutenant mit seinen Soldaten abgefordert. Die folgenden Tage mußten wir einen Fähnrich mit ungefähr 50 Finnen und Teutschen, Reiter, denen theils die Pferde gestorben, theils vom Feinde abgenommen waren, und die sich hier wieder beritten machen sollten, ins Quartier nehmen. Es war muthwilliges Gesindel, das sich nicht commandiren lassen wollte. Den 9. November zogen diese Finnen wieder nach Quedlinburg, weil der Fähndrich sich beklagt hatte, daß er sie weder mit Worten noch mit Prügeln zwingen könnte“. Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil u. Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert u. zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Zwischen 1638-1649 waren 15.933 regulär Eingezogene nach Deutschland gebracht worden, daneben Geworbene und Gezwungene. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Vgl. auch die zeitgenössische Einschätzung; GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 72: „An den Finnen und Schweden hette der König diese Vortheil: 1. Könnten sie Frost vnd Kälte besser als Hitze vertragen. 2. Lieffen eher nicht / biß sie gleichsam mit der Natur fechten müsten. 3. Behülffen sie sich kläglich. 4. Ohne alle Meutenacion. 5. Weren vnverdrossen / vnd mit devallisiren fest nit zu erschöpffen / so weit es nicht leicht ein ander Herr mit seinen Vnterhanen gebracht“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner heißt es unter 1632; HELLER, Rothenburg, S. 94f.: „lauter Schweden und Finnen, darunter auch Lappländer und Irrländer gewest, die hat man den Burgern einquartiert bey 8. 9. 10. u. mehr, haben mit den Burgern für gut genommen, mit ihnen gebetet und gesungen fast in allen Quartieren“. In den Generalstaaten hieß es im August 1633; PLEISS, Der Zug, S. 27: „Ist wacker Volk, die allezeit unter des Königs Batalien gewest seyn … Solche Macht und wacker Volk hat man niemalen in diesen Landen gesehen“. Das „THEATRUM EUROPAEUM, 3. Bd., S. 108f., unter 1633: „Die Schwedische vnd Finnen allesampt ansehenliche starcke starcke Männer / machten die andern Niderländer in dreyen Dingē schamrot / nemlich 1. in Gehorsam / 2. in Ordnung / vnd 3. in Gottesforcht / dann alle Morgen / wann sie auffbrachen / schlossen sie einen Ring / vnnd auff den Knien rufften sie Gott an / beteten vnd sungen / etc“. Ein zeitgenössischer Beobachter schreibt in einem Flugblatt „Schreiben Auß Dem Königklichen Schwedischen Läger. o. O. 1631, S. 43“: „Muß man derhalben rund bekennen daß dem König seine Schweden und Finnen trewlich dienen: Die Finnen sind der mehrtheils kortze Leut ihrer statur halben / aber darbey hertzhafft vnd der Arbeit gewonnet / leben mit wenigem / behelffen sich karglich: wüssen von Wollüsten vberal nichts: den Teütschen Lufft auch mitten im Winter finden sie gar zam / gegen dem ihrigen gehalten. Es sind rechte Eisenbeisser / die niemahlē von hinden sind verwundet worden. Welcher vnder ihnen dem Feind wurde den rucken kehren / der wirdt nie für ihren Landtsman gehalten. Vnnd ist freilich lächerlich / wer die sicht aufziehen. Sie haben Schleiffstein an der seiten hangend / vnnd so bald man anhebt zum Lermen vnnd träffen die Trommel rühren / so wetzen sie ihre dägen / von weitem meint einer nichts ander alsdann es were eine schaar Metzger / oder in hauffen der beysammen / da ein stuck matten solten abmeyen: Aber es laßt sich nicht mit ihnen schimpfen weil es ernst gilt. Der inneren Finlenderen spraach ist gantz von der Schwedischen Nortwegischen / Gottischen vnd Dennenmärckischen / die da vberein stimmen / gescheiden / vnnd ist allein den Finlenderen gemein vñ den Mitternächtigen Völckeren / welche man Lappen nennet“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas v. Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 1651 wurde festgestellt, dass 50 % der Kavallerie u. 41 % der Infanterie aus Finnen bestand; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 41. Nach GUTHRIE, The Later Thirty Years War, S. 59, soll Banérs Armee im Juli 1638 um 9.000 Schweden u. 5.000 Finnen verstärkt worden sein, was wohl zu hochgegriffen erscheint. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[101] Approchen: Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung v. Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden v. den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z.B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen und die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben von etwa 2,5 m Sohlenbreite u. etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an und führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen u. der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa v. der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb u. sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke v. der Anwendung der Zickzacks ab u. führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage v. Approchen seitens der Angreifer wurde v. den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung von tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert [Wikipedia].

[102] Strauss: Bezeichnung für Geschütz.

[103] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[104] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei den Armeen auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren, ein nicht ungefährlicher Auftrag, wurde durch in den besetzten Städten, die zur Kapitulation aufgefordert wurden, auf ihn geschossen; z. B. DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 144.

[105] Dilation: Aufschub.

[106] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.

[107] Notschlange oder Drache: Rohrlänge: 42-36faches Kaliber [12,5-14 cm], schoss zwischen 16 und 20 Pfd. Eisen, Rohrgewicht: 45-60 Zentner, Gesamtgewicht: 72-90 Zentner, Vorspann: 24-30 Pferde.

[108] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[109] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[110] N Frankenberg [ – ], kaiserlicher Obrist.

[111] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[112] Vivres: Lebensmittel.

[113] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet  unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.

[114] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.

[115] Abzug, ehrenvoller: gemeint ist „mit Sack und Pack, klingendem Spiel, brennenden Lunten, Kugeln im Mund“; HELLER, Rothenburg, S. 180, Anm. ***: „Diese Zugeständnisse waren die höchsten militärischen Ehren, welche einer abziehenden Besatzung eingeräumt wurden. Zu größerer Feuerbereitschaft führten die Musketiere im Gefecht für die nächsten Schüsse die Kugeln im Mund; auch ließ man die Lunten an  b e i d e n  Enden brennen, um, wenn der Brand beim Aufdrücken auf die Zündpfanne verlöschen sollte, noch feuerbereit zu sein. Eine Erschwerung der Bedingungen für abziehende Truppen waren: Abgelöschte Lunten, später, nach Einführung der Radschlösser, abgeschraubte Steine“. Ergänzt wird das meist „mit fliegenden Fahnen, Ober- und Untergewehr“.

[116] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder v. der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter u. Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern u. Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[117] Küstrin [Kostrzyn nad Odrą, Kr. Königsberg]; HHSD X,  S. 441ff.

[118] Krankenversorgung: Kranke u. verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten u. Orten zurück u. fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung v. Seuchen u. vor den Kosten verweigerte. Johann Christian v, d. Wahl an Wilhelm v. Westphalen (1641); NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 180: „Daß schließlich soviel krancken unter unseren soldaten sich befinden, ist billich vor eine straffe Gottes zu halten, in betrachtung uber mein so vielfaltiges bitten und anhalten auch ihre erzfürstliche durchlaucht selbst eigne befelch, man so viel hundert arme knechte also unbarmhertziger weise verhungern und verrecken laßen; ich habe zeitlich aller ohrten deßhalben geschrieben gehabt; es haet aber kein mensch von diesen krancken etwaß wißen wollen, man haet sie im stifft Paderborn in alle guarnisonen außtheilen sollen, wie solches noch in abwesenheit ewer excellence etc. concertirt worden, so seind sie aber alle in der statt Paderborn liggen blieben, ohne daß ein einig mensch sich ihrer hette wollen annehmen, wehr hieran schuldig, wirt es gegen Gott verantworten mußen, und werden es auch hochstgemelte ihr erzfürstliche durchlaucht nit gerne hören“. Johann Ernst v. Sachsen-Weimar war einer der wenigen, denen das Wohl der Soldaten am Herzen lag. LANGER, Heeresfinanzierung, S. 296: „Derselbe Fürst [Johann Ernst v. Sachsen-Weimar] und Heerführer sandte im Herbst des Jahres 1625 an seinen Kriegsherrn, König Christian IV. von Dänemark, ein Memorial, das die Unterbringung und Versorgung von 4.000 kranken Soldaten betraf. Die Finanzierung oblag der Kriegskasse. Johann Ernst schlug vor, je zehn Kranke einer Pflegerin gegen einen Wochenlohn von einem Gulden anzuvertrauen. Es mußten also vierhundert ‚Weiber‘ gewonnen werden, dazu noch drei bis vier Ärzte, ein Apotheker und ‚etliche Prediger‘, letztere für ein Monatsentgelt von 25 Gulden. Die Verpflegung sollten umherfahrende Marketender liefern gegen Barzahlung, die aus dem Pflegegeld abgezweigt wurde. Nach diesen Angaben war bei gleichbleibender Krankenzahl eine wöchentliche Ausgabe von weit über 400 Gulden nötig. Es scheint allerdings, daß ein solcher Aufwand mit untauglichen Söldnern eher selten war“. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett 1647: ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.: ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %. In der Reisebeschreibung des Philipp III. v. Hessen-Butzbach (1632) heißt es; SCHWARZWÄLDER, BREMEN, S. 36: „In Bremen darf jeder Barbier wie die Ärzte kurieren, so gut er kann; auch kurieren alle Landstreicher und alten Weiber, was die Ärzte nicht verbieten dürfen, obgleich es hier 4 Ärzte und 12 Barbiere bzw. Bader gibt. Es gibt hier Weiber, die kurieren, worüber selbst Ärzte und Barbiere zu schaden kommen. Die Ärzte können weder Aderlassen noch Schröpfen. Sie führen das große Wort und nehmen das geld weg; wenn die barbiere so [gut] schwätzen könnten wie die Ärzte, verdienten sie das Geld. Das hat der schröpfer zu Bremen, der IFG schröpfte, gesagt. Die Bader kurieren auch“.

Allerdings sorgten die kranken Soldaten in den Städten auch für Unruhe; Aus dem Memorial der Paderborner Regierungskanzlei, 26.9.1636, für den kaiserlichen Obristen Wilhelm v. Westphalen; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 175: „Alhie verbliebene krancke soldaten und sonderlich von Rabischen [kaiserlicher Obrist Johann Raab; BW] regiment stellen sich fast mutwillig an, in deme dieselbe nicht allein ihr logament ruiniren, alles darin verbrennen, und [solchen fast groß = gestrichen] solche feur anlegen, daz auch die benachbarte [Nachbarn; BW] ja die gantze stadt daruber in gefahr kommen sollte, sondern sich auch so weit verkünnen, daz sie nicht schewen den burger die schweine abzunehmen und zu schlachten“. MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 615: „Der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte, weil Zaradecky bey ihm anhielte, ein Schreiben an Lodron und Beierlein ausfertigen laßen, daß die Stadt über 500 kranke Soldaten einnehmen, verpflegen und mit Arzneyen versehen solle. Auf inständiges flehentliches Bitten D. Höfels versprach der Erzherzog die Stadt zu verschonen und die Kranken auf die Dörfer zu legen. Nichts destoweniger kam den 21. Mai ein Schreiben, daß die Stadt gedachte Soldaten in ihre Dörfer nehmen und sie 14 Tage lang obgedachter Maßen verpflegen sollte. Es blieb aber auch nicht bey den zu der Stadt gehörigen Dörfern, sondern täglich kamen welche in die Stadt, die man in das Waisenhaus und in die Bürgerscheune legte“. Aus Heilbronn wird anlässlich der Belagerung im Dezember 1631 über die einquartierten Lothringer berichtet; JÄGER, Geschichte der Stadt Heilbronn, 2. Bd., S. 206: „Die Bürger der Stadt verweigern dem General Oßa nicht nur die Hülfe, sondern schleppen auch in der höchsten Erbitterung die mit der ungar’schen Krankheit behafteten Soldaten der Besazung aus den Häusern, und werfen sie auf den Mist“. Der Jesuit Jeremias Drexel, der Maximilian I. auf dessen böhmischen Feldzug 1620 begleitete, nannte die Spitäler bezeichnenderweise „Krankenställe“; RIEZLER, Kriegstagebücher, S. 88.

[119] Philipp [Filip] Sattler [Sadler] v. Salnecke [2.12.1594 Scheinfeld-20.9.1641 Stockholm], schwedischer Obrist.

[120] Don Felix Conde de Zúñiga [Cuninga] y Guzmán [ – ], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.

[121] Conrad v. Weiher [Weyher, Weyler] [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.

[122] Maximilian [Max] Graf v. Waldstein [z Valdštejna] [um 1600-19.2.1654], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[123] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen u. kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die v. „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke u. Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore u. Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung u. Disziplinierung dieser „Streifparteien“ u. wurde v. diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) u. Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian v. Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte”. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet”. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ “. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / ob sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“. THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet”. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf in schwedische Kupferbergwerke verbracht; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 4; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.

[124] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“.

Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590-1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff  der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.

[125] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.

[126] gequetscht: durch Hieb verwundet.

[127] Carl Joachim v. Karberg [Carberg, Corberg, Kerberg, Kehrberg, Kerberger, Kalberg ?] [1595-16.8.1641], schwedischer, kurbandenburgischer Obrist.

[128] Schlacht bei Wittstock am 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene u. 9000 zu Fuß) unter Melchior v. Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII.

[129] CHEMNITZ, Geschichte, 1. Buch, 17. Kap., S. 42f. (Datierung nach dem a. St.).

[130] Johann v. Vorhauer [Vorhawer, Forhauer] [ -nach 1649], schwedischer Rittmeister, später kaiserlicher Obrist.

[131] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell, Pfuhl] [1604-5.2.1659 Helfta], Sohn des Adam v. Pfuel [1562-1626]; zunächst Page Gustav II. Adolfs v. Schweden [1594-1632]; schwedischer Obrist (1632), Generalmajor (1637) u. Generalfeldzeugmeister (1641), Schwager Banérs; vgl. EMMERLING, Bonus Miles Christi; ZIRR, Die Schweden.

[132] David (v.) Drummond [Drummond [Dramond, Dromont, Drommont, Drommond, Drommont, Drumme, Drummen, Drummunt, Dortmund, Dremont, Trommont] [1593-12.3.1638], schwedischer Generalmajor. MURDOCH, SSNE ID: 2396.

[133] Vierraden, heute Ortsteil von Schwedt/Oder [LK Uckermark].

[134] Erik [Erich] Svensson [Schwendsohn, Svemonis] [ -Sept./Okt. 1637 Stettin]

[135] Köpfen: Die Enthauptung galt im Gegensatz zum Erhängen am Galgen nicht als ehrenrührige Todesstrafe. Standespersonen war die Hinrichtung in aufrecht kniender Haltung mit dem Schwert vorbehalten, während niedere Ränge auf einem hölzernen Richtblock mit dem Beil enthauptet wurden. Das Hinrichtungsritual als “Theater des Schreckens” mit Schwert, Galgen u. Rad galt als gesellschaftliches Reinigungsritual u. als vom Rat inszeniertes Abschreckungsmittel bei Eigentumsdelikten, Raub, Totschlag, Vergewaltigung, Religionsdelikten u. Hexerei. Die Todesurteile wurden in Ausnahmefällen etwa in Fällen politischer Justiz in der Stadt vollstreckt. Der Delinquent/die Delinquentin sollte in angemessener Kleidung ruhig u. gefasst in den Tod gehen. Erwünscht war eine Mahnung an die Menge sowie ein Gebet für das Seelenheil. Wichtig war der Unterschied zwischen einer ehrenhaften Leibesstrafe – u. damit einem anschließenden ehrlichen Begräbnis – u. einer unehrenhaften Leibesstrafe. Auch der Scharfrichter hatte seine Rolle bei diesem Ritual. Missrichtungen führten dagegen zu Tumulten u. einer massiven Bedrohung des Scharfrichters, weil hier das vorzuführende moralische Exempel gescheitert war. Außerdem sah man in Missrichtungen ein Gottesurteil, der Delinquent wurde in der Regel begnadigt. Zu den Missrichtungen vgl. IRSIGLER/LASSOTTA, Bettler und Gaukler, S. 249f. Teilweise wurde der Delinquent auch begnadigt, wenn eine Frau Fürsprache einlegte u. ihn heiratete. Vgl. die Erinnerungen des Pfarrers Klingsporn; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 229.

[136] PUFENDORF, Der Schwedisch- und Deutschen Kriegs-Geschichte, IX. Buch, Kap. 16, S. 383.

[137] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[138] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, Auslösen v. Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand u. Beruf oft 300 Rt. u. mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Die Gefangenen behielt man solange, bis die teilweise sehr hohen Auslösesummen aufgebracht wurden, was Monate, auch Jahre dauern konnte. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant v. Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man v. ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs u. Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“. Teilweise trieben Offiziere einen regelrechten Handel mit Gefangenen.

[139] Reichstaler/Gulden: 1 Reichstaler = 1,5 Gulden; 1 Reichstaler = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Reichstaler = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. Reichsgulden: 1 Reichsgulden = 60 leichte oder rheinische Kreuzer (kr.) = ⅔ Reichstaler (Rtl.) = 16 gute Groschen = 24 Mariengroschen. Umrechnung von fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.

[140] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 856f.

[141] PUFENDORF, Der Schwedisch- und Deutschen Kriegs-Geschichte, IX. Buch, Kap. 16, S. 383.

[142] Saatzig [Szadzko, Powiat Stargardzki, Woiwodschaft Westpommern]; HHSD XII, S. 265f.

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Schlick [[Schlik, Šlik], Heinrich Graf zu Bassano [Passaun] und Weißkirchen

Schlick [Schlik, Šlik], Heinrich Graf zu Bassano [Passaun] und Weißkirchen; Feldmarschall, Hofkriegsrat [1583 Eger-5.1.1650 Wien]

Graf Heinrich von Schlick[1] [Schlik] Graf zu Bassano [Passaun][2] und Weißkirchen[3] war ein Vetter des am 21.6.1621 hingerichteten Führers der protestantischen Stände Graf Andreas von Schlick. „Trotz seiner protestantischen Konfession trat Schlick im Alter von 17 Jahren in kaiserliche Dienste und kämpfte unter Basta in Ungarn. Vermutlich 1604 wurde er Offizier in spanischen Diensten und kämpfte in den Niederlanden, wo er einen Achseldurchschuß erlitt. Nach Abdanken des Regiments unternahm er eine Reise durch Frankreich und trat von 1609-1610 wieder in kaiserliche Dienste in Jülich und im Elsass. Danach führten ihn seine Reisen durch Frankreich, England und die Niederlande, wo er Geometrie, Mathematik und waß darzu gehörig, neben andern Adelichen und Ritterlichen Exercitien studierte. 1614 nahm er Dienst in Pfalz-Neuburg, im Jahr darauf wieder in Spanien und 1616 beim Herzog von Braunschweig, wo er 500 Reiter in vier Kompanien als Obristleutnant kommandierte. Von dort zog er in die Niederlande, 1617 war er in Italien und focht in der Armee von Don Pedro di Toledo gegen den Herzog von Savoyen“.[4] Heinrich Schlick war anfänglich aktiv für die Interessen der böhmischen Stände eingetreten. Unterschiedliche Standpunkte über die rechtliche Auslegung des Majestätsbriefes beim Bau von protestantischen Gotteshäusern auf Kirchengrund führen damals zu gewaltsamen Ausschreitungen. Als die katholischen Statthalter sogenannte Aufwiegler einsperren ließen, kam es zu kaiserfeindlichen Kundgebungen der Protestanten. Am 23.5.1618 warfen aufgebrachte Protestanten zwei kaiserliche Statthalter und einen Schreiber aus dem Fenster der Prager Burg. Heinrich Schlick war bei diesen Vorfällen persönlich anwesend.

Im Grunde hatte dieser „Prager Fenstersturz“ nur formelle Bedeutung und wird als Beginn bzw. Auslöser des 30jährigen Krieges z. T. überschätzt. Der Vorgang scheint heute lächerlich, damals symbolisierte er aber einen Staatsstreich und war Auslöser der militärischen Intervention der katholischen Liga unter dem Befehl Tillys.[5] Nach der Schlacht am Weißen Berg, in der Schlick noch als Obrist des mährischen Infanterieregiments für die böhmischen Aufständischen und ihren König Friedrich V. von der Pfalz[6] kämpfte, wechselte er nach der Niederlage des böhmischen Heeres mit dreister Geschicklichkeit und Beziehungen sofort die Seiten und machte eine glänzende Karriere im kaiserlichen Heer. Mit dem Beginn des Aufstandes in Böhmen kehrte Schlick in seine Heimat zurück und im Frühjahr 1619 erhielt er das frühere mährische Regiment Albrecht von Wallensteins.[7] Er wurde nicht wie sein Vetter als ein Führer der Aufständischen am 21.6.1621 auf dem Prager Altstädter Ring hingerichtet, sondern starb im hohen Alter als Feldmarschall des kaiserlichen Heeres und Präsident des Wiener Hofkriegsrates ausgezeichnet als Ritter des Goldenen Vlies.

Ab 1621 war er kaiserlicher Obrist, wurde zum Geheimen Rat und Feldmarschall ernannt, 1632 wurde er Hofkriegsratspräsident. Sein Überfall auf Derneburg[8] im Mai 1623 wurde sogar von dem Barock-Poeten Johann Beer in seinen „Teutschen Winter=Nächten“ nach dem Bericht eines Augenzeugen geschildert:Dazumal war der Wallensteiner an der Weser sehr beschäftigt, darum kam der Fürst von Weimar dem Braunschweiger zu Hülf und schickte zwei schöne und wohlmundierte Regimenter an die Saale nach Bernburg.[9] Von da aus gingen wir an der Seite gegen dem Harze und so fort bis an ein Städtlein, welches schon braunschweigisch war und Dernburg heißet. Unsere Obristen hatten von dem Fürsten von Braunschweig an die Stadt eigener Befelch und geschriebene Briefe, daß sie uns einlassen sollten. Nichtsdestoweniger wiesen uns die Bürger spöttisch ab und gaben weder auf unsere Obristen noch auf den geschriebenen fürstlichen Befehl etwas, schossen auch endlich mit gezogenen Röhren von der Mauer und machten uns mehr als funfzehen Kerl zuschanden. Dieser Frevel tat den Unsrigen, wie leichtlich zu erachten, sehr wehe. Die Obristen zogen sich wieder zurück und schickten allenthalben auf die Dörfer um Speck, welcher in dem Lande häufig und wohlfeil zu bekommen war. Als man dessen einen großen Korb voll angebracht, mußte solcher in gewisse Schnittlein, etwa einer Hand lang und breit geschnitten und alsdann dicht aneinander an das Stadttor genagelt werden, welches sehr stark mit eisernen Bändern und Schlössern versehen war. Nach solchem zündete man das Tor mit Schwefel und Pech an, und der angenagelte Speck schlug dergestalten in die Flamme, daß, unerachtet in dem darauf gebauten schönen Torhaus mit Bier und Wein von den Bürgern heruntergegossen worden, solche nichtsdestoweniger nicht hat können gedämpfet noch ausgelöschet werden. Durch dieses Speckfeuer wurden die Band mürb und zerrissen. Innenher war noch ein Tor, aber nicht halb so fest als dieses, jedennoch hatten die Bürger den Raum zwischen diesen beiden mit Wägen, Mist und Leitern ziemlich verbauet und befestiget, welches aber alles zugleich in die Flamm geraten ist. Durch dieses Mittel bemächtigten wir uns der Stadt mit Gewalt, und war unter der Bürgerschaft große Confusion, weil fast an allen Glocken Sturm geschlagen worden. Es haben sich ihrer nicht wenig in die Kirche retiriert, und dieselben hatten wir Befehl, allerdings zu verschonen und bei Verlust Leibs und Lebens nicht anzugreifen. Aber sonsten war alles in die Repuse gegeben, und wer am meisten zugreifen konnte, der bekam auch das meiste. Die Kirche aber wurde mit einer Salvaquarda versehen, worinnen sich die Vornehmsten der Stadt aufgehalten haben. Ich war damals noch ein junger Gelbschnabel, der nicht gar übrig viel in der Welt gesehen hatte, darum riß ich Maul und Augen auf, wie rips und raps alles untereinander ging. Wie es andere Kameraden machten, so machte ich es auch und ließ die Waldvögel für die Verantwortung sorgen. Da wurde keines Menschen verschonet, und wer nicht wollte niedergebüchset werden, der hatte zu tun, daß er sein Leben auf den Knien erbettelte. Wo es uns in einem Hause nicht anstund, liefen wir in das andere, und gesellten sich immer sechs und sechse zusammen, welche sich in den Raub, daß ich als ein Soldat rede, in die Beute teileten. Als wir nun unsern Beutel aufs beste gespicket, sagte ein alter Tarnister, welcher vielleicht öfter als einmal dabeigewesen: ‚Nun laufet hin, wo Weinkränze heraushängen und saufet euch wacker voll‘. Das taten ich und mein Kamerad. Als wir aber vom Wein ganz eingenommen und uns weder auf gestern von auf morgen besinnen konnten, verkaufte der alte Schelm das gestohlene Gut und sagte hernachmals, es wäre ihm, als er gleich wie wir in einem Kessel gesessen, gestohlen und gemauset worden. So liederlich kamen wir junge Bursche um die Beute und mußten uns von den andern noch auslachen lassen darzu. Des andern Morgens‘ steckten wir das Städtlein in Brand und zogen wieder ab, nachdem die Bürger und Inwohner sozusagen gleichsam im Hemde sitzend zurückgelassen wurden“.[10]

Der Hildesheimer[11] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 6./16.10.1625 fest: „Fordern Bokenem[12] kegen Abend auf, mit der halben Armee, so Graff Heinrich von Schlick Commendirt, legten 4 Compagnia hinein, und weil 2 Fahnen Ausschuß darin, nahmen sie denen ihre Fahnen, 2 Officirer gefangen, das Volk verlief nach Haus, namen etzliche Piquen und Musquetten, 5 Ohm Wein, 90 Hüner, 8 Schock Eyr, 25 Tonnen Breyhan,[13] 50 Malter Mehl, ohn was sonsten mehr geschehen“.[14]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[15] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 4. März [14.3.1626; BW] ein Graf von Schlieck hier zu Ebeleben[16] mit etzlichen Reutern durch gezogen“.[17]

Dr. Jordan erwähnt das Schlick’sche Regiment noch einmal unter dem 15./25.5.1627.[18]

„Bereits im Juni 1627 hatte sich Wallensteins Oberst Hans Georg von Arnim – ein strenger Lutheraner – mit starken Truppenverbänden in der Mark Brandenburg festgesetzt, um gegen die Dänen vorzugehen.

Wallenstein selbst rückte nach Mecklenburg und wies seinem alle bisherigen Hauptoperationen leitenden Feldmarschall Heinrich von Schlick an, mit 30.000 Mann über die Ostsee zu segeln und in Holstein zu landen. Diesem gelang es dann am 24. September in der Schlacht bei Heiligenhafen,[19] das von Georg Friedrich befehligte dänische Heer zu schlagen. Der Markgraf, 400 höhere Offiziere und einige Mannschaften setzten auf die Insel Fehmarn[20] über, den restlichen Truppen folgte Schlick ins dänische Kernland nach. Doch erst beim zweiten Mal ging Georg Friedrich auf das Angebot ihres Anführers Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar[21] ein, die Waffen niederzulegen, wenn er sie entweder nach Hause gehen oder in die kaiserliche Armee eintreten ließe. Danach bat der Jüngste der vier Weimarer Herzöge um Abschied aus dänischen Diensten, was ihm der König[22] auch gewährte. Bernhard ging in die Generalstaaten, um dort für die Sache der Evangelischen weiterzukämpfen. Selbst als Schlick noch Jütland[23] besetzte, war Christian IV. fest entschlossen, den Krieg weiterzuführen. Er sah die ihm vorgelegten Friedensbedingungen als unannehmbar an“.[24]

In der Hannoverschen[25] Chronistik heißt es: „Unter diesem Verlauf, um den 20. Sept. 1627 ist zwischen dem Grafen von Schlick, Wallensteinischer Armée, und dem alten Grafen von Turlach [Georg Friedrich v. Baden-Durlach; BW], damals verordnetem General über die Königsche Haupt-Armée, ein starkes Treffen vorgangen in Holstein, darin der Marg-Graf und die Königliche Armée aufs Haupt erlegt, alle seine Geschütze in 32 Stücken und 43 Fahnen ihm abgenommen, theils seines Volks erschlagen worden, die übrigen haben sich unter die Kayserliche Armée untergestellet. Dadurch ist gantz Holstein in Kayserl. Devotion gebracht, der Obr. Nell, sonst Rittmeister Conrad Nell ist gefangen worden, und Obr. Calenberg im andern Treffen, der Marg-Graf von Turlach ist im Schiffe davon kommen. Der Marg-Graf von Turlach soll es liederlich versehen haben, daß von dessen Armée bey 2000 zu Pferde und 6000 zu Fuß erstlich getrennet und etliche Officirer des Ernstes nicht erwartet. Auf der Wahlstitt sein wenig geblieben, weil sich die Königsche nicht gewehret, sondern strackendes ergeben und untergestellet“.[26]

Happe hält weiter fest: „Den 6. August [16.8.1629; BW] sind zu Greußen[27] 50 keyserliche neu geworbene Soldaten zu Fuße, dem Obersten Graf Schliecken gehörig, ankommen, denen der Rath etwas zu versaufen geben müssen. Den 7. August [17.8.1629; BW] sind diese Gesellen in das Amt Keula[28] nach Großbrüchter[29] kommen, aldar sie über Nacht blieben“.[30]

Seit Ende Juli/Anfang August 1633 gab es eine Denkschrift, wahrscheinlich verfasst von Schlick in seinem Amt als Hofkriegsratspräsident und dem bayerischen Vizekanzler Richel, die am Anfang des Sturzes Wallensteins steht, die Rücktrittsfrage erörtert und die Beeinflussung hoher Offiziere anregt, Wallenstein den Gehorsam zu verweigern.[31] Daneben betrieb Richel nach dem Verlust der Schlacht bei Hessisch Oldendorf[32] im Auftrag des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern[33] auch bei Schlick die Absetzung Bönninghausens,[34] dem Holk[35] erheblichen Einfluss auf Jost Maximilian Graf von Gronsfeld, Pappenheims[36] Stellvertreter, zuschrieb[37] und der allgemein als Günstling des Grafen galt.

Am 31.12.1633 schrieb Maximilians Agent in Wien, Richel, der über gute Kontakte zu Wiener Hofkreisen verfügte, an den Kurfürsten: „Derselben soll ich neben meinem mitkomenden umbstendigen bericht noch eliche andere sach, die alhie in höchster gehaim und darumben auch daroben in die canzleien komen zu lassen nit rathsamb ist, hiemit gehorsamst nit verhalten, daß ihre kaiserl. maj. sich nunmer haimblich gegen etlich wenig, welche der friedlandischen faction nit zugethan, allergnedigst resolvirt, dem herzog von Friedland die kriegsdirection und das generalat zu nemen, und bereits in volligem werk seind, noch vorher, ehe sie sich dessen offench ercleren, die vornembste generalpersonen bei derer armaden also zu gewinnen und zu versichern, daß sie den herzog hernach, wen er was zu seiner entsezung halber anfangen wolte, kein gehör geben, sondern ihrer maj. devot und gehorsamb in allem verbleiben und auch andere officir, reiter und knecht darbei erhalten, wie dann der comenthur zu Blumenthal[38] herr graf Ulrich von Wolckhenstein, zu dem graf Gallas,[39] und herr Walmerod [Walmerode; BW] neben der commission, welche er sonsten an ew. curf. durchl. hat, zu dem grafen von Altringen, doch bede under andern prätexten verschickt worden. Ingleichen wird auch mit andern generalen, die nit so fest von dem herzog dependiren, in höchster geheim deswegen gehandelt, und ist auch dem cardinal von Dieterichstein [Franz v. Dietrichstein; BW] geheime commission gegeben worden, mit den kaiserischen commandanten in Mähren zu tractiren. Wan man nur die vornembste, wie ganzlich zu hoffen, daß sie ihrer kaiserl. maj. nit aus der hand gehn werden, gewonnen und sich ihrer versichert, werden die überige bald volgen. An diesem stehn ihre kaiserl. maj. noch ser an, was sie mit des herzogs person vornemen wollen, dan ihne ganz frei zu lassen, sei aus vilen ursachen bedenklich; mit arrest oder ganzlicher captur, welches mittel etliche, und daraus ein rath ihrer maj. selbst, als das sicheriste und beste vorgeschlagen, gegen ihn zu verfahren, hab auch seine difficulteten. Daher ihr maj. sich noch zur zeit nichts gewiß resolvirt, sondern zuvor erwarten und vernemen wollen, was die generales sich ercleren und wie sie vermeinen, das kriegsvolk in devotione zu erhalten. Des herzogs favoriten wissen umb dise sachen nichts, wie mir her graf Schlickh gesagt, und ist auch im rath darvon nichts, sondern ad partem inter paucos confidentes alles tractirt von ihrer maj. darauf obangeregte resolution genommen worden. Man ist auch dahin gedacht, den grafen von Trautmanstorff, der sonst ohne das nit gut friedländisch, vorher von disem allem zu informiren, damit er dise intentiones mit seiner relation und erleiterungen, welche die friedlandische faction zu ihrem vorthl gesucht und vorgeschlagen, desto besser secondiren kann; er, graf, ist aber noch nit alhie.

Den kaiserischen ministris macht dis nit wenig nachgedenken, daß der von Elz, so ein Calvinist, und des herzogs von Fridland canzler ist, herrn Maximilian von Wallstein [Waldstein; BW] hieher geschrieben, daß mons. Torras, so vordem zu Casa[40] commandirt,von dem cardinal Richelieu disgostirt und deswegen vorhabens sein soll, zu dem Friedland zu verreisen, und ehist alda erwartet werde. Diesen disgusto und zerworfenheit, daß der Torras Frankreich gar verlassen und sich zum kaiser schlagen werde, will man alhie nit glauben, sondern helt’s mehr für eine finta, und daß ein haimblich practic darhinter steck. So komen auch von denen sachen, welche der herzog mit dem Arnheim [Arnim; BW] tractirt, je lenger je mehrere herfür, welche directe wider den kaiser und das haus Österreich seind, und vermainen vil, wan dem herzog sein gewald benomen und sein person also versichert werde, daß er niemands mehr schaden könd, daß alsdan erst die rechte stücklein an tag kommen werden. Wie dan ihre kaiserl. maj. zu obgemelten grafen von Wolckenstein, als sie zum Gallas ihne abgefertigt, selbst vermeldt, sie haben dem herzog sich und ihre land und leut anvertraut, aber sie erfahren nunmehr, daß er’s mit ihre und ihren assistirenden cur- und fürsten, darunder sie ew curf. durchl. in sonderheit genannt, nit treulich und wol gemaint habe, und derowegen konden sie ihme weiter nit trauen, sondern müßten ein verenderung vornemen. Der königin beichtvater, pater Chyroga [Quiroga; BW], welchen der Friedland bisher ganz auf sein seiten gebracht, und der auch seine proceduren cum offensive der spanischen ambassadorn [Castañeda u. Oñate; BW] und des königs in Ungarn selbsten ser defendirt, ist heit zu dem herzogen in Behaim verreiset, etliche sagen, er hab‘ seiner begert; andere aber halten dis für die rechte ursach, daß er, pater, mit dem herzog tractiren solle, wie der cardinal infante von den behaimischen und schlesischen grenzen aus am sicheristen mit etlichen truppen nacher Wolffenbüttel[41] mächte gebracht werden. Von dannen aus hofft man, ihne ohne sondere gefahr fen Netherland zu bringen. Dann weil die infanta [Isabella Clara Eugenia; BW] gestorben, trachten die kaiserischen und spanischen auf alle mittel, ihne, herrn cardinal, bald hinabzubringen. Und dis ist alhie auch noch im gehaimb, aber der Walmerod waiß wol davon und möcht ew. curf. durchl. ein mehrers sagen könnden. Dan er mir selbst angedeit, wan er nur derfte und wisse, daß es ew. curf. durchl. zu hören nit verdrießlich, wolte er von disen und dergleichen particulariteten, sonderlich was den herzogen und obgemelten torras betrifft, deroselben gern parte geben. Derwegen stehet zu ew. curf. durchl. gnedigsten gefallen, ob sie ihme selbst hierüber vernemen oder es den herrn grafen von Wolckhenstein anbefehlen wollen“.[42]

Allerdings wird in einem Gutachten Schlicks und Löbls[43] vom 10.5.1635 erwähnt, dass Wolkenstein, ein Verwandter Gronsfelds, und Richel unter anderen Gronsfeld zur Ernennung zum kaiserlichen Generalfeldzeugmeister vorgeschlagen, es aber der Entscheidung Ferdinands von Ungarn[44] anheimgestellt hätten.[45]

Am 2.3.1638 schrieb Schlick aus Prag an Piccolomini[46] und bestätigte den Empfang seines Briefes vom 7.2., dem er ungern unternommen habe, dass die Piccolomini unterstellten Regimenter bis dato so schlecht gerüstet seien. Der Kaiser wolle seinen Kriegssekretär [Fischer ?; BW] und Kämmerer zu ihm senden, der persönlich die bestmögliche Ausrüstung und Zusammenziehung der Regimenter überwachen solle. Er selbst bedauere, dass dies so spät geschehe, immerhin besser spät als gar nicht. Ferner habe er seinem Brief entnommen, dass die Geldsumme von der spanischen Regierung noch nicht eingetroffen sei. Auch dies höre er ungern. Doch er vertraue auf seine bewährte Kaisertreue und hoffe auf baldige Auszahlung.[47]

„Im Januar 1639 schlug der Wiener Hofkriegsratspräsident Schlick dem Kurfürsten vor, Werth[48] und Sperreuter[49] – der noch als Häftling auf dem Hohentwiel[50] saß – gegen Taupadel und Schafalitzky auszuwechseln“.[51]

Am 16.3.1639 schrieb der Kaiser seinem Generalleutnant und bestätigte den Empfang seiner Relationen vom 11., 12. und 13.3. Ihnen habe er ebenso wie dem von Gallas an Trauttmansdorff geschickten Brief entnehmen können, dass er nicht recht wisse, ob es jetzt, da der Feind durch das Treffen mit den Sachsen und Hans Wolf von Salis‘ Niederlage neue Kräfte gesammelt habe, da andererseits die kaiserlichen Regimenter noch nicht vereinigt seien und Hatzfeldt wegen Georgs von Braunschweig-Lüneburg Widerstand nicht direkt zu ihm marschieren könne, günstig sei, einen unsicheren Angriff auf den Feind zu wagen, und es vielleicht für besser halte, die Vereinigung mit Hatzfeldt und Piccolomini abzuwarten. Er, F., sei gleichfalls gegen einen voreiligen riskanten Versuch und erwarte, dass Gallas so schnell wie möglich die vorher bestimmten Regimenter zu sich ziehen und gemeinsam mit Graf Schlick, Rudolf Graf Colloredo und Generalkommissar Tilly [Montigny; BW] die Grenzen des Königsreichs Böhmen schützen werde. Er gab Gallas ferner zu bedenken, ob es besser wäre, wenn Hatzfeldt entweder über Hessen und Franken zöge, wenn er schon nicht über die Weser gehen kann, oder ob er die Vereinigung mit gewissen Regimentern des Korps Piccolomini abwarten, sich auf 15.000-16.000 Mann verstärken und den Weg über die Weser nach Lüneburg und Braunschweig mit Gewalt erzwingen sollte, wodurch der Feind von zwei Armeen in die Zange genommen würde. Er habe Hatzfeldt bereits geschrieben, in allem Gallas‘ Befehle zu befolgen.[52] Ferdinand III. gab Gallas am 23.3. bekannt, was ihm der Kurfürst von Bayern und Goltz am 12.3. über den Anmarsch Bernhards von Weimar vor Breisach[53] und über den Einfall Banérs in Franken gemeldet hätten; Gallas solle sich mit Schlick über diese Ereignisse und die notwendigen Gegenmaßnahmen beraten.[54]

Am 19.4. schrieb der Kaiser an Gallas, der aus Teplitz[55] auch Hatzfeldt von der Niederlage Morzins informiert hatte: Schlick habe ihn über das Treffen bei Chemnitz[56] referiert und ihm Gallas‘ Vorschläge unterbreitet, die er erwogen und nach denen er bereits an die Kurfürsten von Sachsen und Bayern, an Hatzfeldt und Goltz geschrieben habe. Den Statthaltern von Böhmen habe er mitgeteilt, sie sollten nach Beratung mit Schlick und Gallas ihre alltäglichen Fragen allein regeln, ohne auf kaiserliche Resolutionen zu warten. Ferner habe er um Hilfstruppen nach Mailand, Mantua und Florenz geschrieben; dabei könnte am ehesten der Statthalter von Mailand, Leganés, helfen, da Tommaso die Savoia, nachdem er sich verstärkt hatte, einen Teil der spanischen Regimenter zurückgab. Gallas möge untersuchen, wer an der Niederlage bei Chemnitz die Schuld trage und ihm Bericht erstatten. – Morzin hatte sich zwar verwundet in Sicherheit bringen können, er fand sich jedoch als Staatsgefangener im Prager Schloss wieder, denn am 4.5. hatte Ferdinand III. seine Verhaftung und den Prozess gegen ihn angeordnet.[57] – Er übersende ihm 50.000 fl. und überstelle ihm 300 Musketiere der Wiener Stadtgarde zum freien Einsatz in Böhmen. Nach Raab[58] und Neuhäusel[59] habe er befohlen, eine gewisse Anzahl von Husaren nach Böhmen zu schicken.[60] Gallas selbst informierte Schlick am 22.4. über feindliche Bewegungen bei Erfurt[61] und Marienberg[62] in Richtung Komotau.[63]

An Gallas schrieb der Kaiser am 27.4. und bestätigte den Erhalt seiner Relation vom 19.4. aus Raudnitz[64] sowie der Vorschläge für weitere Schritte. Jetzt sei die Hauptsache, die Armee beisammen zu halten und den Feind an einem Einfall in die Erblande so lange zu hindern, bis Hatzfeldt ankomme. Gallas werde sicher für den Schutz des Landes sorgen, er selbst wolle weitere Verstärkungen in Italien und Ungarn sowie auch Geldmittel beschaffen. Schlick werde ihn auch seine Meinung über den Einsatz der Hatzfeldtschen Truppen bei der Verteidigung Böhmens wissen lassen.[65]

Der Kaiser hatte Gallas am 11.5. ersucht, da Hatzfeldts Vereinigung mit den Truppenresten in Böhmen von größter Wichtigkeit sei und nur Hatzfeldt über schwere Reiterei verfüge, möge Gallas mit Schlick die Aussendung leichter Reiterei erwägen, die Hatzfeldt entgegen ritte, um ihm bei der Sicherung der Wege und der Rekognoszierung des Feindes behilflich zu sein.[66]

Schlick konnte im Juni einen Aufstand in Prag verhindern, als Banér vor den Toren stand,  wie das „Theatrum Europaeum“[67] berichtet: „Der Zustand aber zwischen den Bürgern und Soldaten in Prag angehend / war die Burgerschafft ziemlich übel dran / und liesse sich ansehen / als ob die Soldaten die Stadt selbsten plündern wollten / dahero es bey nahe einen Auffstand von den Bürgern gegeben hätte. Es wäre auch ohne Zweiffel zwischen den Bürgern und Soldaten zu einem grausamen Blutbad kommen / da nicht Hr. Graf Schlick solch entstandener Aufruhr bey Zeiten begegnet wäre / und / um die erbitterten Bürger wiederum etwas zu befriedigen / 8. Kerlen zusamt ihrem Rittmeister / vor dem gantzen Volck offentlich enthaupten lassen“.[68]

Ferdinand III. übersandte Schlick am 30.7.1639 in Abschrift eine Nachricht des Grafen Schwarzenberg von schwedischen Truppenkonzentrationen bei Stettin[69] und trug ihm auf, diese Sache mit Gallas zu verhandeln. In dieser Nachricht vom 12.7. aus Spandau[70] hatte Schwarzenberg dem Kaiser mitgeteilt, die Schweden hätten über die See Verstärkung erhalten und die Abteilungen aus Neuangermünde[71] bei Greifenhagen[72] über die Oder gesetzt. Angeblich habe der Kommandant von Stettin am Vortag bei Stargard[73] eine Inspizierung sämtlicher Truppen abgehalten und aus ihnen eine Armee von 9.000 bis 10.000 Mann gebildet. Ihre Absicht sei, sich des Übergangs bei Landsberg[74] zu bemächtigen, nach Schlesien zu marschieren und zu Banér zu stoßen. Landsberg habe eine genügend starke Besatzung und ausreichende Vorräte, sei außerdem auf der Sternberger[75] Seite an der Warthe mit einer Schanze befestigt. In Anbetracht der militärischen Lage und der Unmöglichkeit, Hilfe von den kaiserlichen Truppen in der Lausitz zu erwarten, möge der Kaiser entsprechende Verteidigungsmaßnahmen treffen und vor allem Reiterei schicken. Dabei lag auch ein Schreiben des Brandenburger Kurfürsten an den kaiserlichen Obristen Warasiner: Georg Wilhelm lehnte dessen schriftliches Ansuchen, die Festung Plauen[76] den Schweden auszuliefern, ab, widerlegte seine Gründe, versprach Hilfe und befahl ihm, auf keine Angebote des Gegners einzugehen und die Festung weiterhin zu halten.[77]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Um diese Zeit aber / nemlich deß Monats Octobris / that Herr General Bannier seines Theils drey Friedens-Conditiones proponiren / und liesse sich in der Sachen ein Doctor in Prag gebrauchen / der ohne Zweiffel dessen von den Superioren gewisse Licentz gehabt haben wird. Wann nun die Bannerische Conditiones, oder einige Tractation, beliebet worden wäre / so hätte Herr Bannier die Vertröstung gethan / die Cron Schweden / daß ihm 2. Reichs-Räthe zugeordnet werden sollten / zuvermögen. Es wurde auch als eine gewißheit vorgegeben / ob habe Käiserl. Maj. Dem General Gallas und Herrn Graf Schlicken Plenipotenz gegeben / sich mit Herrn Bannier darüber einzulassen / man hat aber weder von schrifftlicher Handlung / noch weniger von bevorgestandener persöhnlicher Zusammenkunfft hernach jemals etwas vernommen. Die Bannerische Puncte seynd diese gewesen.

1. Nemlich die General-Amnistiam durchgehends / sowol in den Erblanden als in dem Reich / zu bewilligen / und in den Stand wie es Anno 1617. gewesen / wiederum zu setzen.

2. Wolle hingegen die Cron Schweden ihre Soldatesca von dem Reich abführen / und selbsten bezahlen / auch nicht gantz Pommern / sondern nur die Ort so in der See ligen / vor ihre Recompens und Versicherung / mit gewissen Conditionen inbehalten.

3. Soll gegen all ihren der Cron Schweden Bundsgenossen / sowol diß langwührigen Krieges / als voriger Kriege halber / künfftig nichts geahndet / sondern alles und jedes / sonderlich zwischen Spanien und den vereinigten Niderlanden / eben wie im Reich / auffgehaben werden“.[78]

Am 20.5.1640 wandte sich der Kaiser an Rudolf Graf Colloredo: Das besetzte Schloss Tetschen[79] sei mit einer Garnison zu versehen und in ihm oder in seiner nächsten Umgebung sei ein Proviantmagazin zu errichten; Graf Schlick solle eine Liste alles Notwendigen anlegen und Colloredo solle es in dessen Abwesenheit besorgen. Vor allem sei darauf zu achten, dass Tetschen besser als bisher befestigt werde. Alle Schiffe müssten zur Ausfahrt bereit stehen, die Getreideausfuhr dürfe nicht aufgehalten werden. Das gefundene Salz gehöre ebenso wie andere Bedarfsartikel dem Herrscher, bis auf weiteren Befehl dürfe nichts davon genommen werden.[80]

Am 20.5.1640 erwähnte Schlick in einem Schreiben an Piccolomini aus Prag ein an Banér gerichtetes Schreiben, in dem er diesen zum friedlichen Abmarsch aus den besetzten Orten aufforderte. Weiter ging es um die Versorgung des Kreises Pilsen[81] und der Besatzung in Eger,[82] über die Sicherung der Grenzen Böhmens in den vorgeschobenen Stellungen Nürnberg-Bamberg. Nach dem Fall von Chemnitz sei die Aufrechterhaltung des Bündnisses Lüneburgs und Hessen-Kassels mit Banér eine zweifelhafte Sache. Anschließend legte er den bayerischen Vorschlag eines Kriegsgefangenenaustausches zwischen Horn und Werth vor.[83]

An diesem 6.11.1640 berichtete Schlick W. E. von Lobkowitz aus Regensburg[84] über den Rückzug der kaiserlichen Armee von der Weser, der den nicht katholischen Ständen neuen Mut einflößte. Von der Ankunft Savellis wisse er noch nichts.[85]

Schlick schrieb am 18.6.1641 vom Regensburger Reichstag an (vermutlich) Colloredo: Die Dauer der Wintereinquartierungen werde von den bisherigen 5 Monaten auf 4 reduziert, was sowohl für die kaiserliche Armee als auch für die kurbayerischen Truppen gelten solle. Er fügte hinzu, dass die Regimenter in Böhmen bislang 5 Monate in Winterquartieren verbrachten, während es im Reich nur 2 oder 3 Monate waren. Pistolen, Karabiner und anderer Bedarf sollen gegen Ersatz bei Binago beschafft werden. Die Schiffsbrücken müssten eilends errichtet werden.[86]

Schlick wandte sich am 19.7.1641 aus Regensburg an Piccolomini: Mit Freuden habe er aus dem Brief vom 12.7. ersehen, dass sich Piccolominis Armee bei Magdeburg[87] mit der kurbayerischen vereinigte und so die Übermacht gegen den Feind gewann. Er sei überzeugt, dass sich diese Einheit auch bei dem nächsten Treffen mit dem Feind bewähren werde. Erhaltenen Nachrichten zufolge versuchten die Truppen der Braunschweig-Lüneburger und Hessen, ihre Streitkräfte mit den Schweden und Weimarern zu vereinigen. Doch werde sich bei einem weiteren einigen und gemeinsamen Vorgehen der kaiserlichen und kurbayerischen Armee die Gelegenheit zu einem Sieg, ähnlich dem von Nördlingen[88] (!), finden lassen. Hatzfeldt verbleibe in Westfalen, seine letzte Nachricht sei aus Köln[89] gekommen.[90] Schlick wandte sich am 13.8. aus Regensburg wieder an Piccolomini: Er halte es für sehr weise, dass Piccolomini Wolfenbüttel[91] so gut versorgt hatte; der Feind wage es weder, die Stadt anzugreifen, noch sich im Feld zu stellen. Aus Westfalen sei die Nachricht von Hatzfeldts Angriff auf Dorsten[92] eingetroffen. Er, Schl., erwarte die Besetzung der Stadt. Das Magdeburger Magazin werde aus Böhmen nicht nur mit Proviant, sondern auch mit Munition gut versorgt. Colloredo liefere regelmäßigen Nachschub aus Prag.[93]

Am 7.10. hatte Schlick wieder aus Regensburg an Piccolomini geschrieben: Er nehme die Nachricht vom Abbruch der Beziehungen der unzufriedenen französischen Fürsten zu Lamboy zur Kenntnis. Sofern die die Hessen und Lüneburger in Erwartung schwedischer Hilfe die Verhandlungen hinzögen und sofern auch die Belagerer Wolfenbüttels eine solche erwarten, dann würden sie vorläufig vergeblich tun. Meldungen aus Danzig[94] und Hamburg[95] zufolge hätten die Schweden in Pommern nur 1.100 Mann aufgetrieben. Wegen der Kleidung für die Garnison in Wolfenbüttel habe der Kaiser selbst versprochen, aus seinen Beständen eine ausreichende Menge an sie ausgeben zu lassen. Er, Schl., bedauere Bruays Misserfolg beim Treffen mit Taupadel, auch wenn er selbst keine Schuld daran trage. In Wilhelm Otto von Nassau-Siegen – der am 14.8.1641 vor Wolfenbüttel durch eine Gewehrkugel tödlich verwundet wurde – habe der Kaiser einen großen Feind verloren. Die Franzosen aus der Stadt Aire[96] hätten Parlamentarier entsandt, da der Verlust der Stadt für sie sehr empfindlich wäre.[97]

Lamboy, ebenso unfähig wie selbstbewusst, aber bislang immer von Ferdinand von Köln[98] protegiert, wurde am 17.1.1642 von Guébriant[99] und Eberstein bei Kempen[100] geschlagen und zusammen mit Franz von Mercy gefangen genommen, was der kaiserliche Hofkriegsratspräsident damit kommentierte, Lamboy habe „ehrvergessener Weise und der gestalt leichtfertig gehandelt, daß es ja nicht gröber sein könnte“. Im September 1643 warnte er Hatzfeldt, trotz dieser Niederlage, „so bald [Lamboy; BW] aber den fuß wieder im Stegreif gesetzt, werde ihn die alte Regiersucht wieder ankommen“.[101] Mit 25.000 fl. konnte oder musste Lamboy sich selbst freikaufen. Schlick fielen auch die unangenehmen Aufgaben zu: So musste er Hatzfeldt erklären, dass man Operationen am Rhein nicht finanziell unterstützen könne, da die Schweden in Schlesien weiter vordrängen und Ferdinand III. alle Gelder „für das vor der Tür brennende Feuer“ benötige.[102]

Aus der Zeit vom Januar bis zum März 1643 stammt die Zusammenfassung der Gründe, warum Gallas die Armee nicht weiter befehligen wollte, sowie über die Schritte, die er zu einer neuerlichen Kommandoübernahme für notwendig hielt: „Von der Röm. K. Mt geheimen Räten I. E. dem Herrn Graf Schlickhen etc und Graf Kurzen etc. hat der Herr Generalleutnant Graf Galas vernommen, dass I. K. Mt genedigst gern hetten, dass er sich wieder zu dero Armada, und zwar alsobalden, begeben tete, aus Ursachen, die alhier unnötig sein zu erzehlen oder zu wiederholen. Nun tuet sich zwar gedachter Graf Galas gegen I. K. Mt allerunderthenigst bedanken umb das gute Vertrauen, so I. Mt seiner wenigen Person sezen, wolte auch (wiewol er alters und anders augenscheinliche Incommodeteten halber für sich selbst entschuldigt zu sein verhofft) nichts lieberes tuen, als dem Werk zue helfen und hierinen vor I. Mt Dienst den letzten Blutstropfen ufzuzezen, aber uf diese Weis, und wie die Sachen anizo beschaffen, will es fast ein wahre Unmöglichkeit sein, dan Magdeburg hat ihme Herrn Generalleutnant zuerkennen, gegen die wenige und schlechte Treu der Soldaten, vorderlichst die Ungeduld etlicher Officiere, die gewont gewesen, alle Jahr ihr ordentliche Winterquartier zue haben. Und danach hat mans ihnen alles passieren lassen, und hingegen ihme Graf Galas nach soviel ausgestandenen Leiden und Ungelegenheiten also übel empfangen und tractiret, dass nit allein er, darbei umb seine Treu gelitten, sondern auch zu I. Mt höchsten und müst die Armada in die Mainung geraten, als wan sie mit aller ihrer Ungeduld und Ungehorsamb recht und wol getan heten, sonderlich aber als sie gesehen, wie ihme die überaus grosse Torto[103] beschehen und die ihme anvertraute Armada in Angesicht seiner aus den Handen genommen worden. So hat auch diese Impression nicht verringert und seine Forza vermehrt, dass eben jüngst nachdem die Franzosen über Rhein gebracht worden, ihme zum andern Mal ohne einzige gegebene Ursache widerfahren tratamente.

Solte nun der Herr Generalleutnant anjetzo zu der Armada kommen und nit […] mit I. H. Dt genedigsten Willen, und dass sie es gern sehen und verlangen teten, ihnen vorgetragen und angedent worden, so siehet der Herr Generalleutnant nit, dass I. K. Mt ein […] nüzlicher guter Dienst könnte erwiesen werden, zuemalen von neuem das Gift so gross bei der Armada, das aussporgirt wird, umb etliche übrige Officieri auch malcontent zu machen, und mit allem Respect von dem Herr Generalleutnant abalienieren, das mit ihme der Herr Graf [Philipp; BW] von Mansfeld als Feldmarschal, Freiherr von Golz [Goltz; BW] als Generalfeldzeugmeister, Herr von Traun volmechtig Generalcommissari und Oberster Wiz [Witz; BW] Generalquartiermeister, mit aller Gewalt kommen, vill Regimenter zu reformieren, also dass ihrer vill bei der Armada sagen, sie bitten Got, dass solches bald geschehe, damit sie dieser Marter einmal abkommen möchten. Dahero hochnötig sein würde, dass I. H. Dt vor ihrem Verreisen der Armada dieses alles wol zu Gemuet führen, sie ihrer Treu, Pflicht und Schuldigkeit erinnern, anmahnen, und dan dass sie selbst des Herrn Generalleutnant desideriert und verlangt. Ohne dieses ist mit des Herrn Generalleutnants Praesenz das ganze Werk nur in noch mehrere Gefahr und Confusion gesetzt. Und damit man sich dessen desto gewisser versichern könnte, auch I. H. Dt mehrmalige Vertröstung in etwas effectuirt wurden, und der Soldat mit Abzug deroselben nit in die Bestürzung gebracht, ob mit dero Abreis nunmehr aller Trost und Hilf vor die Soldatesca verloren, so were hochnötig, denselben zwen Monatssolde zu geben, als einen par und den anderen in Restzetlen nach und nach zu bezallen. Es müsste aber gewiss sein, dan sie schon zum öfteren vertröst worden, es ist aber nichts erfolgt, dan solte es wider geschehen und die Würklichkeit nicht erfolgen, so were die Gefahr umb sovil desto grösser, und man hete ein ihren Dienst nit zu erwarten.

Sodann zweitens, sein bei der Armada drei nötige Personen und alle drei Feldmarschalkleutenants. Der erste ist der [Franz v.; BW] Mercy, welch dem Generalleutnant bei dem Herrn Obristen Vernier geschrieben, wan ihme nit geholfen werde, so müst er die Armada und consequenter I. K. Mt Dinst verlassen, die andere beede sein Trautisch [Traudisch; BW] und Hunoldstein [Hunolstein; BW].

Dritens, die Versicherung zue tun, dass I. Churf. Dt in Bayren ihre Armada von I. Mt nit separiren werden.

Vieertens, die dismundirte Ruter bei der Armada alsobald zu vermundieren, welches seines Erachtens leichtlich geschehen kan, wie dan auch alle in Beheim und Schlesien albereit remondirte Reuter zu ihren Regimentern zue schicken, weil sie ohnedass I. Mt uf diese Weis keinen Dienst tuen, sondern nur das Land ausplündern.

Fünftens, das [Innocentio; BW.] Contische und Graf Zuniga Regiment zu Fuss neben die 2 Tragoner Regimenter als des Obristen Lacrona [Croon; BW] und Someda, dan das Mirckhowizische [Marcovich; BW] Regiment Croaten, so über 70 Pferd nit stark ist, zu der Armada zu schicken. Von den anderen Völkern, die im Königreich Beheim und Mähren sein, könden diese Völker wol abgelest und die Posten wieder besezt werden, wie dan auch die hinderstellige gesunde Soldaten, so sich hin und wieder in Österreich befänden, zu ihren Regimentern zu schicken. Ein mehrers wird aus beigelegten Puncten ersehen zu sein. Ohne dies bit der Herr Generalleutnant I. E. den Herrn Grafen Schlickhen und Herrn Graf Kurzen zum hochsten, sie wollen es bei I. K. Mt dahin richten, das er dises schweren Lasts möchte in Gnaden enthebt bleiben.

Solte aber dises nit erlangt werden können, und I. Mt es einen als den andern Weg haben wollen, so will zwar der Herr Generalleutnant gehorsamblich pariren und sein Eusserstes und Bestes tuen, aber zu keiner Veranwortung, es gehen auch die Sachen, wie der liebe Gott will, verpunden sein“.[104]

Am 10.5. hatte Schlick Gallas genaue Ausführungen über die Beschaffung von Bewaffnung, Ausrüstung und Versorgung für die Armee übersandt.[105]

Schlick wandte sich an Piccolomini in neun erhaltenen Schreiben vom 1.2. bis 24.12.1644 wegen der Ereignisse in Spanien, beglückwünschte ihn zur Ernennung zum Oberbefehlshaber in den Spanischen Niederlanden und erwähnte den Schwedisch-Dänischen Krieg, den Rückzug Gallas‘, den Verlust von Gravelingen[106] und den Frieden mit Rákóczi,[107] ferner Hatzfeldts Feldzug nach Eger mit einer bayerischen Abteilung sowie die Belagerung von Olmütz.[108]

Ab 1644 erfolgte wegen seines Alters Schlicks Rücktritt von seinem Amt als Hofkriegsratspräsident, das Lobkowitz übernahm.

Schlick unterrichtete den Generalleutnant am 5.9.1644 aus Wien über die für den 14.9. festgesetzte Eröffnung der Hauptverhandlung mit Rákóczi und drückte die Hoffnung aus, diese Verhandlungen würden bald zu einem guten Ende führen, so dass frei gewordene Truppen zur Unterstützung der Hauptarmee eingesetzt werden könnten.[109]

Schlick schrieb am 3.12.1644 aus Linz[110] an W. E. von Lobkowitz, am 28.9. soll Černín eine Audienz bei Sultan Ibrahim gehabt haben. Einer späteren Nachricht von Greiffenclau, dem kaiserlichen Residenten in Konstantinopel, zufolge, soll Černín erneut erkrankt sein. Ihm sei nicht klar, warum Hatzfeldt mit der Truppe von Eger nach Böhmen marschiere, wenn er sich richtigerweise mit Gallas verbinden sollte.[111]

Am 21.3.1645 hatte Erzherzogin Claudia[112] Piccolomini informiert: Die Schlacht in Böhmen (bei Jankau[113] am 6.3.1645) stelle zwar eine schwere Niederlage des kaiserlichen Kriegsvolks vor, doch müsse man andererseits zugeben, dass der Feind, und besonders die feindliche Infanterie, schwere Verluste erlitten hat. – Im Folgenden wird der Verlauf der Schlacht beschrieben: Götz[114] trieb am rechten Flügel seinen Angriff mit solcher Macht voran, dass der linke Flügel des Feindes völlig versprengt wurde und die kaiserliche Reiterei bis an die feindliche Bagage heran kam; bei dieser siegreichen Attacke blieb Götz auf dem Felde. Am linken Flügel konnte auch Werth Erfolge verzeichnen, übersah jedoch die feindliche Reiterreserve, die unvermutet vorstieß und die Infanterie vernichtete. Nach dem Tod ihres Kommandanten tat die Reiterei am rechten Flügel nicht anderes als Beutemachen. Hatzfeld und Bruay wurden gefangen genommen, Obrist Giuseppe Piccolomini fiel, die Schweden verloren (angeblich) Arvid Wittenberg und Mortaigne. Die beiderseitigen Verluste an Gefallenen werden auf 10000 geschätzt. Torstensson blieb Herr des Schlachtfeldes, hielt sich weitere drei oder vier Tage am Ort auf, um sein Heer zu reorganisieren und seine 3000 Toten zu begraben. Der Kaiser ließ Schlick, Gallas und Colloredo in Prag zurück und befahl die Herausgabe von Waffen an die Bürger; so entstand eine Truppe von 7000 zur Verteidigung entschlossenen Männern. Der Kaiser fuhr nach Pilsen, um die Reste der versprengten Armee zusammenzuziehen und entsandte Erzherzog Leopold Wilhelm[115] zu dem gleichen Zweck nach Linz. – Diese Informationen habe sie unter dem Datum des 15. März aus Wien erhalten.[116]

Am 30.12.1645 schrieb Formarini aus Linz an Piccolomini: Keine der nach Leopold Wilhelms Abreise getroffenen Dispositionen sei bislang verwirklicht worden. Alles habe sich durch das Zutun von Schlick und Kurz geändert, die Gallas in den Himmel heben. Zwar hätten sie Borri zum Artilleriegeneral machen wollen, doch wollten sie ihm nur eine kleine Abteilung geben, mit der er die besetzten Städte entsetzen sollte. Der Gesandte Venedigs, Nicolo Sagredo, habe allerdings bekannt gegeben, dass die Republik Venedig Ferdinando II. de Medici, den Großfürsten von Toscana, bereits ersucht habe, Borri für ihren Krieg gegen die Türken freizugeben. Vom Kaiserhof sei bisher kein Gesuch abgegangen – wohl wegen der Meinungsverschiedenheiten, von denen er nicht wage zu schreiben.[117]

Natürlich beteiligte sich Schlick, der als Förderer Holzappels galt, auch an dem Geschäft um die Neubesetzung der Kommandantenposten, wie Formarini Piccolomini mitteilte: Gallas wurde zum Armeekommandanten ernannt, mehrere Generäle sind abgelöst. Der Hof will nur mit dem Einverständnis des bayerischen Kurfürsten vorgehen und hat daher E. Traun zu ihm entsandt; dieser brachte den Bescheid zurück, der Erzherzog möge die Armee nicht verlassen, es bestehe auch keine Ursache dazu. Gallas selbst sei für Piccolominis Rückkehr, auch General Borri, aber der spanische Orator am Kaiserhof Terranova sei dagegen. […] Schlick unterstütze Goltz, der ihm sein Vermögen hinterlassen hat. Einige heben Holzappel hervor, der Kaiser aber wolle von dem Häretiker nichts hören und erinnere sich zu gut an den Undank Franz Albrechts von Sachsen-Lauenburg. Das Artillerie-Generalat scheine Annibale Gonzaga oder Goltz zuzufallen, während Fernemont völlig übergangen werde. Der Kaiser werde alles erst nach seinem Zusammentreffen mit dem Kurfürsten von Bayern entscheiden, das in Regensburg oder München stattfinden werde.[118]

Angeblich waren Schlick, Johann d. J. von Nassau-Siegen und Johann Ludwig von Nassau-Hadamar schon 1638 an Holzappel herangetreten, um ihn zum Übertritt in kaiserliche Dienste zu bewegen. Holzappel hatte Amalie von Hessen-Kassel informiert und versichert, dass er „die Stelle eines Hessischen Oberbefehlshabers [für] ehrenvoller halte, als die eines Kaiserlichen. Der Wiener Hof habe seit zehn Jahren für seine Emporkömmlinge 26 Graffschaften errichtet, leere Titel, welche mit dem Blut beraubter Völker besudelt, insgesammt nicht mehr als 26.000 Rthlr. eintrügen; noch warteten 28 Generale auf die ihnen vom Kaiser verliehenen Dotationen“. In einem Brief an Johann Ludwig von Nassau-Hadamar hatte er jedoch seine Bereitschaft erklärt, nach dem Friedensschluss mit Hessen-Kassel in kaiserliche Dienste treten zu wollen.[119] Montecuccoli[120] ging davon aus, dass Holzappel seine Berufung zum kaiserlichen Feldmarschalls nur der Protektion Schlicks zu verdanken hatte.[121] Zumindest hatte Frankreich die Pension Holzappels verdoppelt.[122]

Als Holzappel schließlich 1647 sein Kommando antrat, hieß es, er solle „absolute commandiren und ohne Einholung der kaiserlichen Bewilligung operiren und schlagen“,[123] was entfernt an Wallensteins Vollmachten in den Göllersdorfer Vereinbarungen erinnerte und nach Montecuccoli wohl auf Schlicks Betreiben zurückging, der mit Holzappel befreundet war.[124]

Nach Holzappels Tod in der Schlacht bei Zusmarshausen[125] (17. Mai 1648) war sofort Piccolomini zum „Capo über die kaiserlichen Waffen“ ernannt worden; bis zu seiner Ankunft sollte auf Wunsch Maximilians[126] Reuschenberg interimistisch das Kommando führen,[127] obwohl Schlick gegenüber Lobkowitz Rudolf Graf Colloredo oder seinen Favoriten Goltz in Vorschlag gebracht hatte,[128]die jedoch die Ernennung nicht annehmen wollten.[129]

Wie misstrauisch man am Kaiserhof Maximilians I. Aktivitäten interpretierte und missverstand, zeigt das Schreiben Schlicks vom 27.6. aus Linz an Piccolomini: Der kurbayerische Kriegsrat Kütner sei zu den Schweden und Franzosen entsandt worden. Dies unliebsame Ereignis habe ohne Wissen und Willen des Kaisers stattgefunden. Traun und Haslang hätten sich zum Kurfürsten von Bayern aufgemacht und er, Schl., hoffe, sie würden jenen dazu bewegen, auf dem gemeinsamen Weg zu bleiben.[130] Die Sachlage selbst war völlig anders: Als Vertreter Maximilians verhandelten zwar Kurz, der Bruder des Reichskanzlers, und Kütner mit Wrangel,[131] um Kurbayern von den Verheerungen und Brandschatzungen freikaufen zu können, doch hatte dieser zwei Millionen Rt. gefordert und sich geweigert, auf Maximilians Bedingung der Räumung Bayerns einzugehen, bevor die von ihm verlangte Summe aufgebracht worden sei.

Lobkowitz informierte Oberg am 16.9.1648 aus Wien, sowohl der Feind als auch die Kaiserlichen stünden noch immer an der Isar, als wollte der eine den anderen zur Ermattung treiben. Die Verhältnisse in Böhmen seien so schlimm wie zuvor. Zwar sei Schlick nach Budweis[132] gefahren, um die Leitung der politischen und militärischen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen, doch geschehe so gut wie nichts.[133]

Colloredo wandte sich am 29.9. aus Prag wieder an Piccolomini: Der bayerische Kurfürst habe den Sukkurs verweigert, nun warte man auf die von Schlick versprochenen Truppen. Angeblich seien der Kanzlei auf der Kleinseite Schriftstücke übergeben worden, in denen die Verfasser verlangen, jeder Adelige möge ein Drittel seines Besitzes für die Fortsetzung des Krieges widmen. Der Inhalt dieser Schriftsachen sei nun in Stadt und Land in Umlauf und werde von ihren Prädikanten von den Kanzeln gelesen, wobei diese sagten, die Stände selbst sollten ihre weiteren Schritte erwägen, sich rasch mit ihnen verbinden und dem Land die frühere Freiheit zurück zu gewinnen. All dies habe derartige Verwandlungen bewirkt, dass so mancher beginne, sich kühl zurückzuziehen, und sollte es nicht zum Friedensschluss kommen, müsse man wahrlich den Abfall vieler Menschen fürchten. Vor zehn Tagen sei Puchheim nach Budweis gereist, um militärischen Sukkurs herbei zu schaffen. Die Wahl seiner Person sei nicht eben glücklich gewesen, da er sich unterwegs krankheitshalber aufhielt, der Feind ihn zwischen Frauenberg[134] und Budweis,[135] zusammen mit anderen Offizieren, die ohne ihn die Reise nicht fortsetzen wollten, gefangen nahm und zurück auf die Prager Kleinseite brachte, wo alle am Vormittag eintrafen. Nur Mislík habe sich mit einem Teil der Reiterei nach Oberösterreich retten können. – Weder Königsmarck noch Arvid Wittenberg werde es gelingen, zwei Prager Städte durch Waffengewalt zu nehmen, doch könnte es ihnen durch langsame Ermüdung gelingen. – Er bitte um Nachricht über die Friedensaussichten. Wittenberg sei von Königsaal[136] zurückgekommen, Königsmarck habe Prag mit Schanzen umgeben, so dass die Lebensmittelversorgung auch auf dem Wasserweg erschwert sei. An ein schnell aufgestelltes Heer, das Schlick verspräche, glaube er nicht und selbst wenn er es aufstelle, wäre es nicht im Stande, dem siegreichen Feind Widerstand zu leisten. Er, P., müsse es sobald wie möglich durch eine ordnungsgemäße Abteilung verstärken und auch einen tüchtigen Kommandanten schicken.[137]

Schlick schrieb am 25.10.1648 aus Budweis an W. E. Lobkowitz, er halte es für notwendig, Gonzaga nach Prag zu schicken und für ratsam, über die aus Prag geflüchteten Menschen in Budweis Nachrichten zu erhalten, damit wäre der Sache gedient und auch Zeit gewonnen. Er wolle an Königsmarck schreiben, der jetzt zugänglicher sei als früher.[138]

Colloredo teilte Piccolomini am 17.11. aus Prag mit, die Nachricht von der Beendigung des Krieges sei eingetroffen. „Euer Excellenz berichte hiermit gantz dienstlich, wasmassen deroselben Trompetter mit denen Schreiben den allgemeinen Frieden betreffend heute um 4 Uhr allhier angelangt ist, welchen ich sobalden mit frischen Pferden zu Ihre Durchlaucht dem Pfaltzgrafen [Karl Gustav; BW] incaminirt hab, so sich dato noch um Kuttenberg[139] befindet und die Volcker der Orten einlogiret hat. Wie auch bereits den General Königsmarck und den Kriegs-Praesidenten Alexander Ersckein zu diesen Tractaten deputirt, welche auf der Kleinseiten auch ankommen, und der gantzlicher Meinung seind, es werde der Herr Graf Schlick ehistes allhier ankommen und also samblich eine Conferentz halten. Wessen sich nun der Pfaltzgraf über die durch Euer Excellenz Ihme zugeschicktes Schreiben ferners erkären wirdt, hatt man zugewarten; der Herr von Kolowrath befindet sich zu Budweis“.[140]

Schlick verstarb am 5.1.1650 in Wien.

[1] SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 439ff.; ADB Bd. 31, S. 495-499; OSN Bd. 24, S. 678; SCHWARZ, Privy Council, S. 331-334; die Erwähnungen bei KELLER-CATALANO, Tagebücher.

[2] Bassano del Grappa [Italien, Prov. Vicenza].

[3] Weißkirchen [Holič; Bez. Skalica].

[4] http://rainerknoerle.de/tuttlingen/schlick.html.

[5] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[6] Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly.

[7] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[8] Derneburg [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 110f.

[9] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.

[10] BEER, Teutsche Winter=Nächte, S. 611f.

[11] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[12] Bockenem [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 54.

[13] im Niedersächsischen gebrautes „weißes“ Bier (Malz und mindestens 1/3 Weizen); Weißbier mit weinähnlichem Geschmack.

[14] SCHLOTTER, Acta, S. 5.

[15] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[16] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[17] HAPPE I 68 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[18] SCHLOTTER, Acta, S. 24.

[19] Heiligenhafen [Kr. Oldenburg]; HHSD I, S. 107f.

[20] Fehmarn [Kr. Oldenburg]; HHSD I, S. 50f.

[21] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[22] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[23] Jütland (dän.: Jylland), der dänische Teil der Kimbrischen Halbinsel.

[24] KUNATH, Kursachsen, S. 51.

[25] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[26] JÜRGENS, Chronik, S. 455.

[27] Greußen [Kyffhäuserkreis].

[28] Keula [Kyffhäuserkreis].

[29] Großbrüchter [Kyffhäuserkreis].

[30] HAPPE I 169 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[31] PEKÁR, Wallenstein Bd. 1, S. 439; SCHEBEK, Wallensteinfrage, S. 568ff. Nach dems., S.155, stammt das „Wolgemeinte Bedenken“ v. Wallensteins Gegner Slawata.

[32] Hessisch Oldendorf [LK Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 226f. 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht  verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf  jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“. In einem Bericht aus Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St., Kopie); Postskriptum, heißt es sogar: „Ferner kompt bericht, daß in etlichen unseren kirchen und schulen der herrlichen vittory halber welche höher als die iüngste vor Lützen erhaltene schlacht zu æstimiren, gebetet und gesungen“ [worden].Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 146 v.

[33] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[34] IRMER, Schweden Bd. 3, Nr. 328, S. 30. Anselm Kasimir hatte Max. am 15.9. geschrieben, Bönninghausen, der Wallenstein unterstehe u. bei der ganzen Armee außerordentlich unbeliebt sei, solle durch Wynand v. Eynatten oder Karl Friedrich Waldecker v. Kempt, kurmainzischer Hofmarschall, ersetzt werden. BA NF II/8, Nr. 202, S. 355, Anm. 3. Erst am 30.6.1634 konnte Max. Kurmainz u. Kurköln mitteilen, er habe v. F (III) u. den Militärs die Zusage erhalten, wie Bönninghausen abgeschoben oder anderweitig eingesetzt werden könne; BA NF II/8, Nr. 223, S. 382, Anm. 5.

[35] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[36] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[37] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1632/12/217 (Ausfertigung): Holk an Wallenstein, Brüx, 1632 XII 08. Dass Bönninghausen Gronsfeld erst auf die kaiserliche Seite bringen sollte (STADLER, Pappenheim, S. 737), ist nicht zutreffend.

[38] Blumenthal, Schloss [Stadt Aichach, LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 99.

[39] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[40] Casale [Casale Monferrato; Piemont, Italien].

[41] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[42] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 356ff.

[43] Hans Christoph Löbl Freiherr v. Greinburg (1578-1636), kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister u. Hofkriegsratsvizepräsident, Stadtkommandant v. Wien; ADB Bd. 19, S. 52f.

[44] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[45] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2556, fol. 335 (Entwurf): Maximilian I. an Gronsfeld, Braunau, 1635 IV 28. Maximilians Informationen stammten v. den im Februar 1635 zur Armee abgeordneten bayerischen Räten; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2496, fol. 412′, 441′: Protokoll Schäffers/Tanners, 1635 III 30.

[46] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[47] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 561.

[48] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.

[49] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[50] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.

[51] LAHRKAMP, Werth, S. 114.

[52] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 770.

[53] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[54] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 772.

[55] Teplitz [Teplice]; HHSBöhm, S. 604ff.

[56] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[57] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 804.

[58] Raab [Györ; Ungarn].

[59] Neuhäusel [Nové Zámky; ung. Érsekujvár; Bez. Nové Zámky].

[60] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 791.

[61] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[62] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[63] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 792.

[64] Raudnitz [Roudnice nad Labem, Bez. Leitmeritz]; HHSBöhm, S. 511ff.

[65] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 797.

[66] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 814.

[67] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[68] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 105.

[69] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[70] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[71] Angermünde [Kr. Angermünde]; HHSD X, S. 6f.

[72] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD XII, S. 193f.

[73] Stargard [Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.

[74] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[75] Sternberg [Torzym; Kr. Oststernberg]; HHSD X, S. 467f.

[76] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[77] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 877.

[78] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 113f.

[79] Tetschen [Děčín]; HHSBöhm, S. 610ff.

[80] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1038.

[81] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[82] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[83] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1039.

[84] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[85] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1101.

[86] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1208. Vgl. ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[87] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[88] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[89] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[90] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1219.

[91] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[92] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[93] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1227.

[94] Danzig [Gdańsk]; HHSPr, S. 29ff.

[95] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[96] Aire-sur-la-Lys [Frankreich; Dép. Pas-de-Calais].

[97] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1242.

[98] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[99] Jean Baptiste de Budes, comte de Guébriant, frz. maréchal de camp, Kommandant der französisch-weimarischen Armee 1640-43.

[100] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[101] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 95. Trotzdem wurde der v. Kurfürst Ferdinand von Köln protegierte, sehr eigenwillige Lamboy, der zu den „Habichten“ dieses Krieges gehörte, trotz Befehlsverweigerung 1647/48 gegenüber Ferdinand III. bis 1649 mit dem Kommando der westfälischen Kreisarmee betraut u. trat danach in spanischen Dienste.

[102] ENGELBERT, Hessenkrieg II, 44.

[103] Torto [it.]: Unrecht.

[104] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1390.

[105] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1491.

[106] Gravelingen [Gravelines; Span. Niederlande, h. Frankreich, Dép. Nord].

[107] Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[108] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 155; Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[109] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 395.

[110] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[111] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 462.

[112] Vgl. WEISS, Claudia de‘ Medici.

[113] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226.

[114] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[115] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[116] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 542.

[117] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 732.

[118] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 918, S. 294: Formarini an Piccolomini, Pressburg, 1646 XI 07.

[119] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 731, S. 271ff.: Unbekannter Generalkommissar [wahrscheinlich Böhmer] an Kardinal-Infanten über Melanders [Holzappels] Bereitwilligkeit in kaiserliche Dienste zu treten, Köln, 1638 XII 26.

[120] Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli.

[121] KELLER, Drangsale, S. 383f.

[122] ALTMANN, Wilhelm V., S. 165. Nach ULBERT, Französische Subsidienzahlungen, S. 163, wurde er zum „maréchal de camp“ mit 18.000 livres jährl. u. zum „souslieutenant des troupes allemandes“ ernannt.

[123] HOFMANN, Melander, S. 247; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 1053: „Gedachter General Melander thäte benebenst denen zu sich erforderten General und Obristen / den mitgebrachten Käys. Befehl / so er von Käys. Maj. erhalten / eroffnen: Nemlich daß 1. er Gen. Melander / Graf zu Holtzapffel / alle Gen. Personen / und Officirer / absolutè commandiren wolte […]. Daß General Melander / wenn sich eine gute Gelegenheit mit dem Feinde zuschlagen eräugnen würde / befugt seyn wolte / ohne Erholung Käyserlichen Spezial-Befelchs in eine Haupt-Action zutretten“.

[124] VELTZÉ, Ausgewählte Schriften Bd. 3, S. 59. Nach HÖFER, Ende, S. 256, Anm. 167, habe die kaiserliche Armee keinen Umweg zur Verschonung der Schlickschen Güter bei Plan gemacht, da diese Güter ohnehin schon im Juni 1647 v. schwedischen Truppen geplündert worden seien (!).

[125] Zusmarshausen [LK Augsburg]; HHSD VII, S. 849f.

[126] In seinem Schreiben an F III, München, 1648 V 18; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1648/5/10 (Ausfertigung).

[127] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Friedensakten 56 b (Entwurf): Ferdinand III. an Maximilian I., Prag, 1648 V 23. Nach DUDÍK, Schweden, 284, erfolgte die offizielle Ernennung am 30.5.

[128] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1107, S. 354: H. Schlick an W. E. v. Lobkowitz, Karlsbad, 1648 V 20.

[129] Statní oblastní archív Litoměřících (Zitenicich) Rodinný archiv Lobkovicové-LR, C 116; auch TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf,  Nr. 1118, S. 354: H. Schlick an W. E. v. Lobkowitz, Karlsbad, 1648 V 25.

[130] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1127.

[131] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 505f.

[132] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.

[133] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1181.

[134] Frauenberg [Hluboká nad Vltavou, Bez. Budweis]; HHSBöhm, S. 145f.

[135] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.

[136] Königsaal [Zbraslav, Bez. Prag-West]; HHSBöhm, S. 275f.

[137] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1190.

[138] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1200.

[139] Kuttenberg [Kutná Hora]; HHSBöhm, S. 307ff.

[140] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1212.

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