Lüschwitz [Lischwitz, Lichnitsch], Hans Reinhard von

Lüschwitz [Lischwitz, Lichnitsch], Hans Reinhard von; Obrist[leutnant] [ – 1648] Lüschwitz stand 1636/1637 zunächst als Obristleutnant[1] in kursächsischen Diensten,[2] wie aus der Klageschrift der Stadt Hallenberg[3] bei den kurfürstlichen Räten in Arnsberg[4] hervorgeht: „In welchen schweren pressuren wir armen grundtverderbten aufgrenzere von anfang des Niederhessischen kriges continuanter und immer vort begriffen gewesen und benebenst so vilfeltigem raub, ausplunderungen, brandschatzungen, aberlastigen einquartirungen und ohnerschwinglichen contributen sowie zugleich et eodem tempore respective freund und feinden statten mussen, an hab und menschen aufs euserste herunter kommen, erachten wir, sein e(uer) w(oledle) gest(renge) e(rnveste) und hochgel(erte) ab unsern vorigen lamentationibus genugsam bekant und anhero zu repetiren ohnnotig.

Ob wir nun wol einzige haloyonia und geringen ruhestand verhoffet hetten, so haben sich jedoch unser lasten und verderbnussen uberhaufig ergroseret, sintemal ohnlengst am 9 Decembris dis negstausgeschrittenen 1636 jahrs der Chursachsische obrister Hans Georg von Perein (?) anfanglich sein ganzes regiment zu roß, in die 10 compagnien starck, sampt dem stabe in diß arme statlin einlogiren lasen und bis auf den 16. eiusdem stille gelegen, welche wir toto illo tempore einzig alleine und ohne hulfe verpflegen, endlich auch, benebenst vilfeltigen commun und privat geldauslagen, dessen regiments obristen leutenant Hans Reinhard von Lüschwitz als commandanten mit 100 reichstalern discretioniren mussen.

Indeme nun sotane wunde alnoch geschwerig gewesen, so kommen sub dato des 19. eiusdem erneuerte ordere, es solte gemelter her obristleutenant sampt den hanaschen [Augustin v. Hanau; BW] in vorige quartire rucken und zu dem end stad und ampt Medebach,[5] Obernkirchen[6] wie auch Corbach[7] und Sachsenbergh[8] zu seiner verpflege und unterhaltung anhero zu sich ziehen und dieselbe in contribution setzen.

Als aber Obernkirchen verplieben, Corbach und Sachsenberg von den Trockmullerischen [Druckmüller; BW] und Wardickschen [Wardick; BW] bezogen worden, unsere benachbarten zu Medebach aber pro more et solenni suo alle lasten auf uns repractisiret, so haben wir von niemand einzige hulfe erlangt, geruhrtes regiment gleichwohl einnehmen und wiederumb 10 tag lang von dem 28. Decembris bis auf den 6. Januarii dasselb unterhalten mussen, bis dahin all unser fruchten und vorrat verzehret, alle lebensfristende mittel hinweg und der hunger sie und uns von einander gescheiden“.[9]

Lüschwitz war dann kaiserlicher Kavallerie-Obrist unter Kapoun.

Der Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt ihn unter 1639: „Den 24. September logirten Sich in die Wiese[10] 100 Pferde von Cappaunischen untter den Obristen Randisch und Obristen Lischwiz, blieben eine Nacht, stachen tod doselbst Merten Reuter. Die 2. nacht lagen Sie in Wiesenthal.[11] Des Morgens gingen Sie nach den Presnitzer[12] und Reizenhainer[13] Paß an Walt herumb. Den 25. September kahmen Sie vor Marienberg.[14] Die Stadt muste die Obristen drinnen speisen […], den Reutern aber bier und brodt heraußgegeben“.[15] […]

„Den 25. September kahmen zwei Obriste-Leutenants Trauditsch und Lichnitsch von Annenberg,[16] die mit ihren Reutern in Annenberg einen einfall gethan und den Schwedischen Cassirer doselbst geplundert hatten. Die Obristen wurden gespeist, den reutern brod und 1 viertel bier vors Freybergische[17] thor gegeben“.[18]

[1] Nach KNESCHKE, Adels-Lexikon Bd. 6, S. 44, verstarb er auch als Obristleutnant.
[2] Vgl. auch die Erwähnung bei QUETZ, Kurtze Erzehlung, fol. 75 l.
[3] Hallenberg; HHSD III, S. 282f.
[4] Arnsberg; HHSD III, S. 28ff.
[5] Medebach; HHSD III, S. 500f.
[6] Oberkirchen, heute Ortsteil von Schmallenberg [Hochsauerlandkreis]. ?
[7] Korbach; HHSD IV, S. 275ff.
[8] Sachsenberg; HHSD IV, S. 394f.
[9] BRUNS, Hallenberg, S. 292.
[10] Wiesa, heute Ortsteil von Wiesenbad [Erzgebirgskreis].
[11] Oberwiesenthal; HHSD VIII, S. 261.
[12] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]:  Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut.
[13] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[14] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[15] LEHMANN, Kriegschronik, S. 111. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[16] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[17] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[18] LEHMANN, Kriegschronik, S. 111.
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