Kottwitz, N von

Kottwitz, N von; Offizier [ – ] Kottwitz  [Cottwitz] stand 1642 als Kommandant von Sonnewalde[1] in kurfürstlich-sächsischen Diensten.[2]

„Da erscheint – es war am Tag vor dem Osterfeste, – den 19. April [1642; BW] der gefürchtete Königsmark, von Finsterwalde[3] kommend, mit einem auf sechs Regimenter geschätzten Corps vor den Thoren der Stadt Sonnenwalde selbst, und läßt die zur Bejahung fordernde Frage, ob man schwedische Salve-Garde annehmen wolle, an sie ergehen. Der das Schloß und die Stadt innehabende kurfürstl. sächsische Commandant v. Cottwitz geht auf die, seine Gegenwart gleichsam übersehende, Frage die herausfordernde Antwort: ‚Wir sind uns selbst Salve-Garde genug’. – Stillschweigend schicken sich jetzt die überlegenen Feinde, von Königsmark selbst geführt, an, den Eingang in die Stadt zu erzwingen, und pflanzen vor dem Kirchhainer Thore hinter dem alten Kirchhofe ihre drohenden Feldstücke auf. Das große Rundel, der zwischen dem Kirchhainer und Luckauer Thore gelegene Eckthurm, wird vornehmlich die Zielscheibe ihres Geschützes. Aber vergebens. Es gelingt der Bedienung des Geschützes nicht, die rechte Richtung zu treffen. Unschädlich fliegen die meisten Kugeln weit über die Stadt hinweg. – Glücklicher sind die Vertheidiger. Eine ihrer Kugeln schlägt selbst dem General Königsmark das Pferd unter dem Leibe nieder. Sein Sturz beschleunigt den Entschluß, von einem, auf diesem Wege schwierigen und gefährlichen, Unternehmen abzusehen. – Er stellt seinen Angriff ein und zieht in der Frühe des folgenden Tages, des heiligen Osterfestes, indem er nach Finsterwalde seinen Marsch zurück nimmt, zur Freude der Belagerten ab.

Die Freude war indeß von keiner Dauer. Wie bald ging sie in Entsetzen und Jammer über !

In der Nacht vom 22. bis 23. April – der Commandant von Sonnenwalde hatte den Abend des dritten Osterfeiertages, zur Nachfeier seines vermeintlichen Sieges, unter Becherklang zugebracht, und die Besatzung, die seinem Beispiele gefolgt war, lag berauscht – nahte sich, gleichsam die Worte der Schrift: ‚Der Feind kommt, wenn die Leute schlafen’, im eigentlichen Sinne wahrmachend, Königsmark mit seinen Truppen auf’s Neue, geführt von einem verrätherischen Knechte, der in der Stadt gedient und mit den schwächeren Stellen der kleinen Festungswerke sich bekannt gemacht hatte. – Es ist Mitternacht. – Unbemerkt und ungehindert erreicht der mit Faschinen[4] und Sturmleitern versehene, beutelustige und blutdürstige Hause die Gegend des Stadtgrabens, welcher in der Nähe des schon bezeichneten und bereits bei dem ersten Angriffe bedrohten Rundels liegt. – Hier werden an der Stelle, welche von dem Knechte als die seichteste bezeichnet wird, die Faschinen eingelegt, der Graben durchwatet und an mehreren Stellen zugleich Mauer und Wall, ohne daß man Widerstand findet, erstiegen. – In einer Viertelstunde, ehe die Besatzung vom Schlosse her zur Gegenwehr eilen kann, und die Einwohner vom tiefen, mitternächtlichen Schlafe erwacht sind, ist die ganze Stadt vom Feinde erfüllt. – Viele Bürger werden erst durch das Eindringen der plündernden und mordenden Soldaten in ihre Behausungen, oder durch die leuchtende und knisternde Flamme aus dem Schlafe geweckt. – Um die Bestürzung zu vermehren und durch den jählingen Schreck jeden streitbaren Arm zu lähmen, rennen Soldaten mit brennenden Wischen auf den Straßen umher, zünden die Stadt an verschiedenen Stellen an und gießen fast in einem Augenblicke eine alles verschlingende Feuerfluth über die aus. – Die bestürzten Einwohner sehen sich von allen Seiten bedroht, hier von der lodernden und leckenden Feuerflamme und dort von den Kugeln und Schwertern des Feindes. – Mehrere stürzen sich, um das schützende Schloß zu erreichen, nackt, wie sie sind, in den Graben desselben, manchen gelingt es, das jenseitige Ufer zu erreichen, andere müssen, von den zischenden, auf sie gerichteten Kugeln bedroht, drei angstvolle Stunden im Schilfe des Grabens versteckt und bis an den Mund im Wasser versunken, verharren; andere ertrinken.

Die Flamme wüthet ungestört fort, und der andere Morgen beleuchtet an der Stelle, auf welcher Sonnenwalde stand, eine einzige, von den Stadtmauern begränzte, rauchende Brandstelle. […] Noch an demselben Tage, den 23. April, übergab der kurfürstlich sächsische Commandant das Schloß mit Accord an den General Königsmarck, und zog ab“.[5]

 

[1] Sonnewalde [LK Elbe-Elster]; HHSD X, S. 358.

[2] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012).

[3] Finsterwalde [LK Elbe-Elster].

[4] Schanzkörbe, Reisig, Bündel, Holzwälle, Rutenbündel.

[5] ZEHME, Die Einnahme, S. 30ff.

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