Fischhausen, N

Fischhausen, N; Obristleutnant [ – ] N Fischhausen [ – ] stand 1634 als Obristleutnant des Regiments zu Fuß Kratz zu Scharfenstein[1] und als Kommandant von Ochsenfurt[1a] in schwedischen Diensten.

„Piccolomini[1b] hatte am 19.9. bei Frickenhausen[2] den Main überquert. Anfänglich hatte Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, der mit etwa 2000 Reitern, 400 Dragonern und einigen tausend Mann an ausgeruhten Fußtruppen herangeeilt war, versucht, den Übergang zu verhindern. Er hatte jedoch bald die Unmöglichkeit seiner Mission eingesehen und sich damit begnügt, die Besatzungen von Ochsenfurt,[3] Schweinfurt[4] und Würzburg[5] mit einigem Fußvolk zu verstärken und sich daraufhin gegen Schleusingen[6] in der Grafschaft Henneberg zurückgezogen. (Ebd. S. 548). Piccolomini erschien deshalb mit dem Hauptkorps am 21.9. ungehindert vor Kitzingen,[7] welches er zur Übergabe aufforderte. Die Markgräfin Sophie von Ansbach, die dort seit August Zuflucht gesucht hatte, hatte sich bereits am 13. dieses Monats nach Frankfurt[8] begeben. Die Stadt kapitulierte am 22.9. und mußte eine Ranzion von 20.000 Reichstalern erlegen. In Kitzingen ließ Piccolomini bei Etwashausen[9] ein Lager errichten und blieb einige Tage, um die administrativen Dinge und die Kontributionen zu koordinieren. Hierhin waren auch vorübergehend die gefangenen Feldmarschälle Horn und Cratz gebracht worden (Horn kam später in bayerische Gefangenschaft nach Ingolstadt[10] und Burghausen,[11] Cratz wurde nach Wien überführt).

Aus Kitzingen wurde eine Abteilung eine Abteilung zur Einnahme von Ochsenfurt zurückgeschickt. Hier lag des bei Nördlingen[12] gefangenen Generals Cratz Oberstleutnant Fischhausen mit 60 Soldaten und einer Kompanie von Herzog Wilhelms von Weimar in Würzburg stationiertem Leibregiment zu Fuß. Obwohl die Übergabeaufforderung zuerst abgeschlagen wurde, konnte Fischhausen sich nicht gegen die katholische Bürgerschaft durchsetzen und mußte schließlich kapitulieren“.[13]

[1] Johann Philipp Kratz [Kraz, Cratz, Chraz] Graf zu Scharfenstein [um 1590 Engers am Rhein-6.7.1635 in Wien hingerichtet], Sohn des kurtrierischen Rates Anton Kratz v. Scharffenstein (gest. 1619), ab 1617 Domherr in Mainz, seit 1619 kaiserlicher Kämmerer, ab 1620 bayerisch-ligistischer Obrist, kaiserlicher Obrist (1624) u. Generalfeldwachtmeister (1631), 1632/33 kurbayerischer Generalfeldzeugmeister, 1634 schwedischer Feldmarschall; 1634/35 kaiserlicher Kriegsgefangener; 1635 Enthauptung wegen Hochverrats; 1630 Erhebung in den Grafenstand.

[1a] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[1b] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini, Picolominie] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Seit 1641 Mitglied Nr. 356 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Zwingende“; CONERMANN, Mitglieder, S. 408f. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369; WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145; ZIRR, Die Schweden; HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBiTSCH; ÖHMAN; KILÍAN, 1648; BECUCCI, Ottavio Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten v. ELSTER (=> Literaturregister).

[2] Frickenhausen a. Main [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 213.

[3] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[4] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[5] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[6] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.

[7] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[8] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[9] Etwashausen, heute Ortsteil v. Kitzingen.

[10] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[11] Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.

[12] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[13] ENGERISSER, Von Kronach (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung), S. 366f.; ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

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