Eltz [Elz, Oelß], Johann Eberhard Sohn von der [zur]

Eltz [Elz, Els, Oelß], Johann Eberhard Sohn von der [zur]; Kanzler, Oberamtmann [1594-1655] Eltz[1] war Calvinist, kurpfälzischer Rat und nahm 1619 an der Kaiserwahl Ferdinands II. statt. Er begleitete den „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz auf seiner Flucht aus Böhmen. Später trat er in die Dienste Friedrichs von Braunschweig-Lüneburg.[2] Eltz hatte über Tillys Mittelmänner Kontakte zu Ferdinand II. aufgenommen, um mit dessen Pardon eine neue Karriere zu beginnen.[3] Er wechselte in die Dienste Wallensteins und war laut Caretto „einer der Directoren aller dieser Schelmereien“.[4] „Den Kanzler, Johann Eberhard zu Elz, brachte Wallenstein mit; einen Lutheraner aus dem Kur-Trierischen, der, so wie die kirchlichen Dinge in Böhmen jetzt lagen, ein Diener des Herzogs dort gar nicht hätte sein dürfen. In Mecklenburg durfte er es, und von Mecklenburg aus überall. Der Rechtsgelehrte wusste sich so unentbehrlich zu machen, dass er bei seinem großen Brotgeber aushielt, in Deutschland wie in Böhmen, bis zum letzten Tag; obgleich unter Qualen, wie Elz nach dem letzten Tage die Welt wissen ließ“.[5]

Das Amt Heldburg[6] verzeichnet ein herzogliches Reskript auf Bericht des Schossers Andreas Götz zu Heldburg betreffend die Beschwerde über Gewalttätigkeiten Eltzischer Reiter, die in Zimmerau[7] im Quartier lagen, gegen Untertanen zu Rieth[8] und Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Gewalttätigkeiten, 19.4.1628.[9]

Am 31.12.1633 schrieb Maximilians Agent in Wien, Richel, der über gute Kontakte zu Wiener Hofkreisen verfügte, an den Kurfürsten: „Derselben soll ich neben meinem mitkomenden umbstendigen bericht noch etliche andere sach, die alhie in höchster gehaim und darumben auch daroben in die canzleien komen zu lassen nit rathsamb ist, hiemit gehorsamst nit verhalten, daß ihre kaiserl. maj. sich nunmer haimblich gegen etlich wenig, welche der friedlandischen faction nit zugethan, allergnedigst resolvirt, dem herzog von Friedland die kriegsdirection und das generalat zu nemen, und bereits in volligem werk seind, noch vorher, ehe sie sich dessen offench ercleren, die vornembste generalpersonen bei derer armaden also zu gewinnen und zu versichern, daß sie den herzog hernach, wen er was zu seiner entsezung halber anfangen wolte, kein gehör geben, sondern ihrer maj. devot und gehorsamb in allem verbleiben und auch andere officir, reiter und knecht darbei erhalten, wie dann der comenthur zu Blumenthal[10] herr graf Ulrich von Wolckhenstein, zu dem graf Gallas, und herr Walmerod [Walmerode; BW] neben der commission, welche er sonsten an ew. curf. durchl. hat, zu dem grafen von Altringen, doch bede under andern prätexten verschickt worden. Ingleichen wird auch mit andern generalen, die nit so fest von dem herzog dependiren, in höchster geheim deswegen gehandelt, und ist auch dem cardinal von Dieterichstein [Franz v. Dietrichstein; BW] geheime commission gegeben worden, mit den kaiserischen commandanten in Mähren zu tractiren. Wan man nur die vornembste, wie ganzlich zu hoffen, daß sie ihrer kaiserl. maj. nit aus der hand gehn werden, gewonnen und sich ihrer versichert, werden die überige bald volgen. An diesem stehn ihre kaiserl. maj. noch ser an, was sie mit des herzogs person vornemen wollen, dan ihne ganz frei zu lassen, sei aus vilen ursachen bedenklich; mit arrest oder ganzlicher captur, welches mittel etliche, und daraus ein rath ihrer maj. selbst, als das sicheriste und beste vorgeschlagen, gegen ihn zu verfahren, hab auch seine difficulteten. Daher ihr maj. sich noch zur zeit nichts gewiß resolvirt, sondern zuvor erwarten und vernemen wollen, was die generales sich ercleren und wie sie vermeinen, das kriegsvolk in devotione zu erhalten. Des herzogs favoriten wissen umb dise sachen nichts, wie mir her graf Schlickh gesagt, und ist auch im rath darvon nichts, sondern ad partem inter paucos confidentes alles tractirt von ihrer maj. darauf obangeregte resolution genommen worden. Man ist auch dahin gedacht, den grafen von Trautmanstorff, der sonst ohne das nit gut friedländisch, vorher von disem allem zu informiren, damit er dise intentiones mit seiner relation und erleiterungen, welche die friedlandische faction zu ihrem vorthl gesucht und vorgeschlagen, desto besser secondiren kann; er, graf, ist aber noch nit alhie.

Den kaiserischen ministris macht dis nit wenig nachgedenken, daß der von Elz, so ein Calvinist, und des herzogs von Fridland canzler ist, herrn Maximilian von Wallstein [Waldstein; BW] hieher geschrieben, daß mons. Torras, so vordem zu Casa[11] commandirt,von dem cardinal Richelieu disgostirt und deswegen vorhabens sein soll, zu dem Friedland zu verreisen, und ehist alda erwartet werde. Diesen disgusto und zerworfenheit, daß der Torras Frankreich gar verlassen und sich zum kaiser schlagen werde, will man alhie nit glauben, sondern helt’s mehr für eine finta, und daß ein haimblich practic darhinter steck. So komen auch von denen sachen, welche der herzog mit dem Arnheim [Arnim; BW] tractirt, je lenger je mehrere herfür, welche directe wider den kaiser und das haus Österreich seind, und vermainen vil, wan dem herzog sein gewald benomen und sein person also versichert werde, daß er niemands mehr schaden könd, daß alsdan erst die rechte stücklein an tag kommen werden. Wie dan ihre kaiserl. maj. zu obgemelten grafen von Wolckenstein, als sie zum Gallas ihne abgefertigt, selbst vermeldt, sie haben dem herzog sich und ihre land und leut anvertraut, aber sie erfahren nunmehr, daß er’s mit ihre und ihren assistirenden cur- und fürsten, darunder sie ew curf. durchl. in sonderheit genannt, nit treulich und wol gemaint habe, und derowegen konden sie ihme weiter nit trauen, sondern müßten ein verenderung vornemen. Der königin beichtvater, pater Chyroga [Quiroga; BW], welchen der Friedland bisher ganz auf sein seiten gebracht, und der auch seine proceduren cum offensive der spanischen ambassadorn [Castañeda u. Oñate; BW] und des königs in Ungarn selbsten ser defendirt, ist heit zu dem herzogen in Behaim verreiset, etliche sagen, er hab‘ seiner begert; andere aber halten dis für die rechte ursach, daß er, pater, mit dem herzog tractiren solle, wie der cardinal infante von den behaimischen und schlesischen grenzen aus am sicheristen mit etlichen truppen nacher Wolffenbüttel[12] mächte gebracht werden. Von dannen aus hofft man, ihne ohne sondere gefahr gen Netherland zu bringen. Dann weil die infanta [Isabella Clara Eugenia; BW] gestorben, trachten die kaiserischen und spanischen auf alle mittel, ihne, herrn cardinal, bald hinabzubringen. Und dis ist alhie auch noch im gehaimb, aber der Walmerod waiß wol davon und möcht ew. curf. durchl. ein mehrers sagen könnden. Dan er mir selbst angedeit, wan er nur derfte und wisse, daß es ew. curf. durchl. zu hören nit verdrießlich, wolte er von disen und dergleichen particulariteten, sonderlich was den herzogen und obgemelten torras betrifft, deroselben gern parte geben. Derwegen stehet zu ew. curf. durchl. gnedigsten gefallen, ob sie ihme selbst hierüber vernemen oder es den herrn grafen von Wolckhenstein anbefehlen wollen“.[13]

„Neben diesen lokalen Auseinandersetzungen stand aber am Beginn des Jahres [1634; BW] ein Ereignis von besonderer, überörtlicher Bedeutung. Am 24. Februar erschien auf der Plassenburg[14] bei Markgraf Christian als Abgesandter Wallensteins Johann Eberhard Sohn zur Elz und überbrachte Briefe vom Herzog, in welchen dieser seine ‚itzige Ungelegenheit‘ mitteilte und um eine ‚vertraute Konferenz‘ bat. Er ersuchte den Markgrafen, Oberst Muffel umgehend nach Eger[15] zu entsenden.

– – Bei Golo Mann heißt es dazu: „Eltz wird dem Markgrafen darlegen, wie der Herzog von Friedland einen gerechten Frieden gewollt habe und deswegen durch falsche Menschen verleumdet worden, ja, beinahe schon um sein Generalsamt gebracht sei, wie er aber gleichwohl den Frieden unbeirrbar erstrebe; Herr Christian, ein alter, erfahrener Fürst, tue das gewiß auch; er möge doch seinen militärischen Berater, einen Obersten Muffel, gleich nach Eger senden, zu einer Vorkonferenz mit keinem geringeren als dem Herzog Bernhard von Weimar, dem Generalleutnant Arnim und Wallenstein“.[16] – –

Wirklich ging Muffel auch am 26. Februar dorthin ab, kehrte aber unterwegs um, als er von der Ermordung Wallensteins hörte. Was erhoffte sich der in Ungnade gefallene Wallenstein vom Markgrafen ? Vielleicht war es eines seiner Ziele, ‚dort (d. h. auf der Plassenburg) seine Gemahlin und seine Kostbarkeiten in Sicherheit zu bringen‘. Gingen aber seine Absichten nicht noch weit darüber hinaus ? War ein Wallenstein nicht vor allem auf seine eigene Person und die Verwirklichung seiner persönlichen Pläne bedacht ? Dafür bedurfte es aber einer gesicherten militärischen Basis, die er in Böhmen nicht mehr besaß. Was lag da für ihn näher, als an das unmittelbar benachbarte Festungsdreieck Plassenburg-Rosenberg[17]-Forchheim[18] zu denken. So hat Wallenstein ‚dem Obristwachtmeister Lessle [Leslie; BW] entdeckt, item daß er auch alsbald den Illo abfertige, Cronach[19] und Forchheimb in sein Gewalt zu bringen, damit ihnen die Veste Blassenburg zu einer sicheren Redirata möcht vergüt werden‘. Welche Rolle hatte Wallenstein vor seinem Ende Franken zugedacht !“.[20]

Die anti-kaiserlichen „Wochentlichen Postzeittungen Nr. 23“ vom 13.6.1634 berichteten unter dem 20.5. aus Wien: „Die Friedländische Conspiranten seindt theils von hinnen auf Prag vnd Pilsen[21] geführt worden / sein gewesener Astronomus {Senno; BW] aber / sambt seinẽ Cantzler Oelß [Eltz; BW] / Obr. Schaffgotsch / Obr. Leutenant Jacob Freyiunger [Freiberg(er); BW] / Schlieff [Schlief(f); BW] vnd andere mehr / bleiben noch allhie in guter Verwahr sitzen / vnd täglich scharff Examinirt“.[22]

Am Neujahrstag 1635 konvertierte Eltz und amtierte dann als kurpfälzischer  und kurmainzischer Geheimrat, Oberamtmann und Landrichter auf dem Eichsfeld. 1638 war er wieder Statthalter des Markgrafen Wilhelm V. von Baden in Durlach, als er um den 10. April von weimarischen Truppen gefangen genommen und am 7.2.1639 wieder freigelassen wurde.[23] 1639 war er in eine Schlägerei mit Sperreuter involviert. „Der Hohentwieler Capitain Marschalk von Ebenthal berichtete am 9. Dezember 1639 von einem Streit zwischen Sperreuter und dem mitgefangenen Statthalter Eltz: ‚Die Ursache käme 1. von dem Adel, 2. darnach wegen des Truckmüller’. Eltz hätte die Kaiserlichen verachtet und gesagt, dass die Truckmüllerschen nichts taugen, ‚ließen ihnen vielmehr ein Schimpf über den Andern beweißen’, Neuneck wäre besser. Darauf Sperreuter: Neuneck hätte niemals große Taten vollbracht, Truckmüller wäre aber allezeit ein Kavalier, man solle Kurbayern fragen, ob man mehr, ob man mehr von Truckmüller oder Neuneck hielte. Darauf wiederum Eltz, [Augustin Oswald v.; BW] Lichtenstein hätte auch zu Sperreuter gesagt, Truckmüller wäre so gut wie Neuneck und Eltz zum Lichtenstein: ‚Er ist nicht so gut wie Neuneck, er wäre kein Edelmann, nämblich Truckm:’ Daraufhin schlug Sperreuter sofort auf Eltz ein. Es gab eine ziemliche Rangelei, bei der Eltz ein blaues Auge und Sperreuter einen Schmiss über die Nase erhielt. Das geschah mitten in der Nacht. Als man am nächsten Tag die Kontrahenten miteinander versöhnen wollte, haben sie sich aber sofort wieder geschlagen. Marschalk meinte dazu wohl nicht zu Unrecht, ‚es sindt kindliche hendell, Schneiden einand gewaltig uff’“.[24]

[1] ROTH, Geschichte der Herren und Grafen zu Eltz, Bd. 1, S. 405ff.; HARRACH, Tagebücher.
[2] BÜLAU, Geheime Geschichten Bd. 2, S. 404ff.
[3] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2376, fol. 161 (Abschrift): Dr. Kratz an Tilly, o. D. [Lübeck, Februar 1628].
[4] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 90, Anm. 2.
[5] MANN, Wallenstein, S. 487.
[6] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[7] Zimmerau, heute Ortsteil der Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke [LK Rhön-Grabfeld].
[8] Rieth, heute Ortsteil von Hellingen [LK Hildburghausen].
[9] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2396.
[10] Blumenthal, Schloss [Stadt Aichach, LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 99.
[11] Casale [Casale Monferrato; Piemont, Italien].
[12] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[13] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 356ff.
[14] Plassenburg, Die [Stadt Kulmbach]; HHSD VII, S. 587.
[15] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[16] MANN, Wallenstein, S. 929.
[17] Rosenberg, Festung: Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grundfläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbaukunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen Angreifern eingenommen. [wikipedia]
[18] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[19] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[20] STICHT, Markgraf Christian, S. 179.
[21] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[22] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.
[23] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 80, bzw. 97.
[24] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 90f.
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