Deibitz [Debitzsch, Daubitz, Debitz, Debizer, Döbitz, Dewitz, Trebiß, Trebis, Tebitz, Teubing] Erhard [Eric, Erich, Johann] von

Deibitz [Debitzsch, Daubitz, Debitz, Debizer, Döbitz, Dewitz, Trebiß, Trebis, Tebitz, Teubing] Erhard [Eric, Erich, Johann] von; Obrist [um 1594-14.3.1658] Deibitz,[1] 1634 Kommandant von Nördlingen,[2] ein Pfarrersohn aus dem Fränkischen, stand als Obristleutnant bzw. Obrist in schwedischen Diensten. Nach Lersners Frankfurter Chronik[3] stammte er aus Kemnau [!; Kemnath;[4] BW] in der Oberen Pfalz. Danach soll er schon am 14.3.1634 das Kommando über die Frankfurter[5] Stadtmiliz übernommen haben.

1632 führte er in den Kämpfen vor Hildesheim[6] als Obristleutnant 5 Kompanien mit 336 kampffähigen Männern[7] bzw. 4 Kompanien fürstlich-mecklenburgische Kavallerie in 4 Kompanien mit 207 Mann.[8] Im Juli 1632 war sein Regiment in Holzminden[9] einquartiert.[10]

„Am Vormittag des 17. August 1634 hatte der kaiserliche Generalleutnant Gallas Nördlingen rekognoszieren lassen. Auf dessen Anweisung wurden auf dem Galgenberg 8 und auf dem St. Emmeramsberg 4 schwere Belagerungsgeschütze in Stellung gebracht. Das kaiserlich-bayerische Hauptheer traf am 18. August vor der Stadt ein. Diese wurde durch eine 400 Mann starke schwedische Garnison verteidigt. Dazu kamen etwa 100 geworbene Stadtsoldaten. Die wehrfähige Bürgerschaft wurde in Kompanien von verheirateten und unverheirateten Männern unter dem Stadthauptmannschaft Johann Melchior Welsch aufgeteilt. Den Garnisonsbefehl hatte der Oberstleutnant Erhardt Debitz.

Die kaiserliche Armee bezog ihre Stellungen von der Bergmühle über den St. Emmerams-, Galgen- und Stoffelsberg und besetzte den Höhenzug bei Reimlingen.[11] Im dortigen Schloß hatte Ferdinand III. sein Quartier genommen. Man begann unverzüglich damit, die zur Belagerung notwendigen Erdbefestigungen zu errichten. Von der Hauptstellung auf dem Galgenberg wurden Laufgräben zum St. Emmeramsberg (Totenberg) und zur Burgmühle bis hinab zur St. Wolfgangskapelle vor dem Berger Tor gelegt. Vor den Mauern und Toren wurden Verschanzungen errichtet: eine vor dem Berger Tor, welche gegen das Tor selbst, denn Wasser- und den Pulverturm gerichtet war und drei weitere vor dem Reimlinger, dem Deininger und dem Löpsinger Tor. Vor dem Baldinger Tor verschanzten sich die Belagerer in den Schießhäusern und im Lazarett. Die Eger wurde abgegraben, so daß man sich in der Stadt zum Mahlen des Getreides mit den pferdegetriebenen Mühlen und den Mörsern der Apotheken behelfen mußte. Die Bürger Nördlingens wurden vor allem durch ein Durchhalteschreiben Herzog Bernhards, der darin bei seiner fürstlichen Ehre, Treue und Glauben schwor, die Stadt zu entsetzen, in ihrer Verteidigungsbereitschaft bestärkt. Die Gartenhäuser und Städel der Vorstadt waren zum größten Teil abgebrochen und die Tore und Türme entsprechend verbarrikadiert und besetzt worden.

Bereits am Vormittag des 18. August wurde die Stadt vom Galgenberg aus beschossen. Von der Bastei wurde das Feuer erwidert und dabei ein Geschütz der Belagerer zerstört. Gegen 3 Uhr nachmittags überbrachte ein Trompeter eine Übergabeaufforderung, die vom Kommandanten abgeschlagen wurde. Der Magistrat erhielt eine schriftliche Aufforderung, welche ebenfalls negativ beschieden wurde. Daraufhin begann am 19. August die eigentliche Belagerung und Beschießung Nördlingens. Am Abend fiel die Besatzung aus und zerstörte das Stahlschützenhaus und die Gartenhäuser vor dem Baldinger Tor, aus denen besonders heftig gefeuert worden war. Um die Belagerten gegen die Musketenschüsse der Angreifer zu schützen, wurden die Öffnungen auf den Stadtmauern und unter den Torbrücken mit Tüchern verhängt. Der Überlieferung nach setzte besonders der Leibjäger des kaiserlichen Feldmarschalls (und damals noch Grafen) Octavio Piccolomini vom Emmeramsberg her den Belagerten zu, welcher mit seinem gezogenen ‚Pürschrohr'[12] jedes Mal seinen Mann traf.

– „Ein namentlich nicht bekannter Nördlinger Bürger hat die Belagerung in seinem Tagebuch beschrieben: »Alle Bürger und Soldaten haben von der Stadtmauer mit ihren Musketen auf allen Basteien, Türmen und Schanzen um die Stadt herum steif, steig und fest auf die in den Gärten schanzenden Soldaten geschossen. Sonntag, den 20. August, haben sie angefangen, aus Mörsern und Böllern große Granaten und Feuerbälle zu 134, zu 150, zu 175 und mehr Pfund greulich und schrecklich in die Stadt zu werfen … «Die Nördlinger baten Bernhard von Weimar um Beistand: »Die Stadt tut sich ritterlich wehren, aber die Gewalt draußen und der Hunger sind so groß, und die Pest und das Sterben fangen an einzureißen … es ist nicht möglich, sich länger zu halten“.«[13] –

Am 20.8. wurde die Beschießung durch schweres Geschütz verstärkt. Mit Mörsern wurden Bomben von bis zu 175 Pfund in die Stadt geworfen. Auf den Deiningerturm und die angrenzenden Stadtmauern wurden 130 Schüsse abgegeben, so daß diese völlig zerlöchert wurden und man sich dort nicht mehr halten konnte. Die Verteidiger versuchten den Angreifern besonders bei den Brunnen am Emmeramsberg und beim Ziegenstadel, wo diese Wasser für die Pferde holen mußten, Abbruch zu tun.

Auch am folgenden Tag, dem 21.8., blieb das Deininger Tor in der Hauptziellinie der Belagerer. Allein auf den dortigen Turm wurden 251 Schüsse abgegeben. Der Kommandant besorgte, daß im südlichen Bereich der Stadtmauer eine Bresche zustande kommen könnte und ließ den Abschnitt hinter der Mauer zwischen Berger und Reimlinger Tor mit Brettern, Bäumen, Wagen und einer Brustwehr aus Erde und Mist verbarrikadieren. Die Löcher in der Mauer wurden notdürftig mit erdgefüllten Kästen und Säcken ausgebessert. Am 22.8. wurden mehr als 200 Mörserbomben in die Stadt geworfen und auch am 23.8. wurde die Beschießung ungemindert fortgesetzt. Bereits jetzt begannen die Nahrungsmittel knapp zu werden, so daß sich die Minderbemittelten mit Pferdefleisch behelfen mußten.

Die Gesamtsituation hatte sich nun folgendermaßen entwickelt. Wie wir wissen, hatte sich am 23.8. das schwedisch-weimarische Heer unter Herzog Bernhard und Feldmarschall Gustav Horn bei Bopfingen[14] wieder gesammelt. Am selben Tag fanden sich auch die Truppen der fränkischen Expedition unter Johann von Werth und Jacob Strozzi wieder beim kaiserlich-bayerischen Hauptheer vor Nördlingen ein. Zu[m] diesem Zeitpunkt war das spanische Hilfsheer unter dem Kardinalinfanten Fernando im Anzug auf Rain,[15] wo der dortige Kommandant angewiesen wurde, eine Brücke über den Lech zu schlagen. Auf Seiten der königl.-schwedischen Armee erwartete man die folgenden Verstärkungen. Der schwedische Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein hatte die Belagerung Forchheims[16] aufgehoben und sich am 23.8. mit den Regimentern Lars Kaggs in einer Gesamtstärke zwischen 4000 und 5000 Mann bei Kitzingen[17] vereinigt. Mit diesem Kontingent machte sich Cratz in Richtung Uffenheim[18] auf den Weg, wo ihn am 27.8. ein Kurier Herzog Bernhards erreichte. Sofort ließ er die Truppen zusammenziehen und eilte über Rothenburg[19] in Richtung Nördlingen. Seltsamerweise stand er dann am 3.9. in der Nähe von Schwäbisch Gmünd[20] und erreichte erst am 5. September das Hauptheer.

Große Hoffnungen setzte Feldmarschall Horn auf die Unterstützung des Rheingrafen Otto Ludwig, der mit 3000 Mann zu Fuß und 2000 zu Roß noch mit der Belagerung Rheinfeldens[21] beschäftigt war, welches der Oberst Franz von Mercy besetzt hielt. Erst am 29. August erreichte man dort einen Akkord, wobei Mercy mit der Garnison freien Abzug erhielt. Anstatt sich nun unverzüglich zum Hauptheer zu begeben, machte Otto Ludwig Anstalten Breisach[22] zu blockieren. Als sich der Rheingraf letztendlich doch zur Hilfeleistung entschloß, setzte er, anstatt sich mit der schnelleren Reiterei sofort auf den Weg zu machen, zuerst das Fußvolk über den Schwarzwald in Marsch, welches, hungerleidend und abgemattet, nur langsam voran kam, und folgte mit den berittenen Regimentern nach. Lediglich den Major Goldstein schickte er mit 4 Kompanien seines eigenen Regiments zu Pferd nach Nördlingen voran, welche als einzige der rheingräflichen Truppen noch am 5. September vor Beginn der Kampfhandlungen eintrafen.

Am 23.8. traf der an Herzog Bernhard ausgesandte Bote Adam Weckerlin wieder in Nördlingen ein, mit der Nachricht, daß der Herzog, sobald die Verstärkungstruppen unter dem Rheingrafen Otto Ludwig und Feldmarschall Cratz eingetroffen seien, der Stadt unverzüglich zu Hilfe eilen wolle. Durch diese Nachricht wurde der Durchhaltewillen von Bürgerschaft und Besatzung zwar wieder etwas gestärkt, jedoch begannen Hunger und Seuchen ihren grausamen Tribut zu fordern. Bis zum 24.8. sollen allein auf dem Loderanger 1400 Leichen bestattet worden sein.

Die schwedischen Feldherren berieten nun, was weiter zu tun wäre. Während Feldmarschall Horn zögerte, weil der Zugang nach Nördlingen schwierig war, riet Herzog Bernhard, unterstützt durch seine Truppen, die nach einer Entscheidung drängten, zu einer beherzteren Vorgehensweise. Zumal man vermeinte, daß die ausgeschickten Truppen Strozzis und Werths noch nicht zurück seien. Man setzte sich also in Richtung Nördlingen in Bewegung, um ‚ein Schäntzlein mit dem Feinde zu wagen‘. Am 24. August morgens (Khevenhiller, S. 1210, legt dies auf den 26.8.) stellte sich das schwedisch-weimarische Heer bei Utzmemmingen[23] in Schlachtordnung, wobei Herzog Bernhard den rechten und Horn den linken Flügel einnahm. Man rückte bis an die Eger vor, fand allerdings den Übergang so beschaffen, ‚daß in Gegenwart des Feindes, der auch damahln seine trouppen alle wieder beysammen gehabt, überzukommen vnmüglich war‘. Weil man also seitens der Schweden keine riskanten Auseinandersetzungen riskieren wollte, beschloß man die Garnison Nördlingens zu verstärken. Zu diesem Zweck stellte sich Herzog Bernhard an der Eger in Position[,] während sich Horn mit einer Abteilung zur Stadt begab. Er konnte ungehindert bis unter das Tor reiten und mit dem Kommandanten und dem Stadtkapitän sprechen, denen er nochmals versicherte, die Stadt innerhalb von 6 Tagen entsetzen zu wollen. In die Stadt ließ er eine zusätzliche Verstärkung von 250 Musketieren einrücken. (Chemnitz II, S. 522). Dies geschah in der Art und Weise, daß ‚er nämlich 500 Curisser commandierte, deren hat[te] jeder einen Fußgänger hinder ihme sitzend biss zur Porten der Statt geliffert […]‘ (Grundlicher und aussfuhrlicher Bericht etc.).

Zwar versuchte eine kaiserliche Abteilung nahe der Stadt über die Eger gegen die Schweden vorzudringen, wurde jedoch durch den weimarischen Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen zweimal zurückgeworfen, so daß ein dritter Versuch nicht mehr gewagt wurde (Chemnitz). Im Dorf Utzmemmingen hatte sich eine Abteilung Dragoner unter dem Obersten Ganß verschanzt und versuchte mit einigen Regimentsstücken die an der Eger haltende schwedische Reiterei zu zerstreuen, wurde aber durch Hofkirchen ebenfalls zurückgedrängt. Bei diesen Kampfhandlungen wurde der bayerische Dragoneroberst Hans Christoph Ganß, Kommandeur des ehemals Cronbergischen Dragonerregiments, getötet, der Oberst Stephan Binder wurde verwundet. Das Ganß’sche Dragonerregiment kam unter den Befehl des Generalwachtmeisters Johann von Werth. (Khevenhiller XII, S. 1210; Lahrkamp/Werth, S. 37). Die Verwirrung der Belagerer nutz[t]e die Nördlinger Garnison zu einem Ausfall, trieb den Feind aus den Laufgräben und ebnete diese größtenteils ein. Nachdem die Verstärkung untergebracht war und die Horn’schen Truppen sich bereits über die Eger zurückgezogen hatten, warfen die Kaiserlichen die gesamte leichte Reiterei, ‚Croaten, Hungarn und Polacken, nebst zweytausend Teutschen‘ gegen die Nachhut der Abziehenden. Herzog Bernhard war deshalb gezwungen, seine Aufstellung gegen die Angreifer zu wenden und jagte diese wieder über das Wasser zurück. (Chemnitz II, S. 522).

Die schwedische Armee zog sich nun zurück nach Bopfingen, wobei die Nachhut, diesmal von den Truppen Horns gebildet, hart von zwei verfolgenden Kürassierabteilungen unter Generalwachtmeister Werth und Feldmarschall Piccolomini bedrängt wurde. Diese griffen erst kurz vor Bopfingen an, konnten jedoch zurückgeschlagen werden. Am 25. August kamen schließlich noch der württembergische Obrist Philipp von Liebenstein mit zwei Regimentern württembergischen Landvolks beim schwedischen Hauptheer an, weiterhin das Regiment des Holsteiners Josias Rantzau sowie der Generalmajor Bernhard Schafelitzky mit zwei Regimentern zu Roß und einem zu Fuß. Am selben Tag traf ein dringliches Schreiben des Nördlinger Magistrats im protestantischen Lager ein, welches die Notlage der Stadt nochmals unterstrich, auch die Verzagtheit, die der Abzug der schwedischen Truppen bei den Verteidigern hinterlassen hatte. Feldmarschall Horn beschloß deshalb, trotz gegenteiligen Anratens durch den Generalmajor Johann Vitzthum von Eckstädt, die Armee im derzeitigen Posten bei Bopfingen zu belassen und die Verteidiger nicht durch einen Rückzug noch mehr zu verunsichern. (Ebd. S. 523).

Die Besatzung Nördlingens versuchte sich nach Kräften zu wehren. Am Abend des 27.8. machten die Belagerten einen Ausfall durch das Reimlinger Tor, zerstörte[n] die Batterien und kehrte[n] mit einigen Gefangenen und erbeuteten Sturmleitern wieder zurück. Am 26.8. versuchte man die Schanzkörbe der Belagerer zwischen den beiden Basteien in Brand zu stecken, welche aber, weil sie noch ziemlich feucht und grün waren, nicht brennen wollten. Am 29.8. begannen die Belagerer eine Mine zur Sprengung der Contregarde des Grabens anzulegen. Die Besatzung fiel jedoch aus und zündete die Kießling’sche Batterie zwischen dem Reimlinger und dem Deininger Tor an, ‚welche von starckem holzwerck mit sechs kasten gemachet, von dergleichen Größe, das sechs Canons raum darauf gehabt; Jagte die Keyserliche aus ihren dabey gemachten lauffgräben vnd lies dieses werck gantz in brand stecken: Dabey etliche vom Feinde todt geblieben vnd vier gefangen in die Stadt gebracht worden‘. (ebd. S. 527). An dieser Stelle sieht man deutlich, daß der schwedische Historiograph Bogislav Philipp von Chemnitz, im Gegensatz zum Theatrum Europaeum und Khevenhiller, welche oft aus Relationen und Avisen schöpften, seine Quellen nahezu ausschließlich in den Origi-nalkorrespondenzen der handelnden Personen suchte. Zu diesen Vorgängen schrieb der Kommandant Debitz nämlich am 19./29.8. an Herzog Bernhard: ‚E. F. G. berichte ich hiemit inn unterthänigkeit, das, nachdeme der feindt sich je länger je mehr gegen den stadtgraben gesencket, ich gestern zu nachts uff eines seiner werck zwischen beyden pasteien aussgefallen, inn meinung selbiges zu ruinieren undt im brandt zu stecken, weiln aber die schanzkörb und anderer holzwerck noch etwas grün gewesen, hat es nicht völlige würckung thun wollen. Gleich aber jezo [29.8.], nachmittags 3 Uhr, habe ich auff ein ander baterie zwischen der Reimlinger und Deiniger pforten, welche von starcken holzwerck mit 6 kästen gemacht war, worauff der feindt 6 canonen bringen können, abermals einen ausfall gethan, sie auss ihren darbey gemachten lauffgräben jagen, und dieses werck ganz im brandt stecken lassen, dabey auch etzliche der seinigen todt blieben, undt 4 gefangene hereingebracht worden, die sagen aus, dass es bei ihnen schlecht hergehe. Sie weren gleichsamb desperat und wusten nicht, was sie thun solten. Die noth sey bey ihnen so gross, das täglich das volck zerstreut und partheyenweiss aussliefe, und manchmal wenig volck sich im läger befinde. Das Fuggerische regiment sey sehr schwach undt die sterckiste compagnia [nicht] über 30 mann, auch unter den [Hans Heinrich von; BW] Reinachischen regiment die compagnien theils über 20 undt 30 mann nicht starck, der anderen regimente zu geschweigen, mit denen ess noch schlechter bestelt were. Ihre grösseste hoffnung sezeten sie uff das Spanische volck, das solte inner 3 tagen gewiss zu ihnen stossen […] E. F. G. unterthenig gehorsamber Erhardt Debiz m. p.‘ (Skrifter II Bd. 7, S. 233f.).

Zur Übermittlung dieser Botschaft wurde der Bote Adam Weckerlin erneut in das in das feindliche Lager geschickt. Weil er zu lange ausblieb, wurde ihm ein anderer Bote nachgeschickt, der jedoch in die Hände der Kroaten geriet, die ihm die Zunge herausrissen und ihn im Angesicht der Stadt aufhängten. Weckerlin hatte man etliche Tage im schwedischen Lager aufgehalten, um ihm konkretere Nachrichten über den Verbleib des Feldmarschalls Cratz und des Rheingrafen Otto Ludwig mit auf den Weg geben zu können.

Am 2. September kam der Kardinalinfant Don Fernando de Austria, der Bruder Philipps IV. von Spanien und Cousin des böhmischen Königs und späteren Kaisers Ferdinand III., von Donauwörth kommend, mit einer berittenen Vorhut bei Nördlingen an (die restliche spanische Kavallerie und die gesamte Infanterie trafen erst am folgenden Tag im Lager ein). Die ’spanische‘ Armee des Kardinalinfanten war in Italien geworben worden und bestand zum großen Teil aus italienischen Truppen und einigen spanischen Eliteregimentern. Die Offiziere und Befehlshaber waren teils Spanier, teils italienische Adelige. Khevenhiller sowie die Flugschrift ‚Verlauff unnd aussführliches Particular‘ (Khevenhiller XII, S. 1212 und Rystad/Kriegsnachrichten, S. 56) sprechen von einer Streitmacht von 20.000 (4000 zu Roß und 16.000 zu Fuß), jedoch ist diese Zahl angesichts der Tatsache, daß die Gesamtstärke des verbündeten katholischen Heeres bei der folgenden Schlacht insgesamt etwa 35.000-38.000 Mann betrug, bedeutend zu hoch gegriffen. Der Chronist revidiert sich auch später und beziffert die Stärke der spanischen Hilfstruppen realistisch mit 3000 Mann und 12000 Mann zu Fuß, was nach dem ‚grundtlichen vnd aussführlichen Bericht etc.‘ mit der Stärke der kaiserlich-bayerischen Armee von etwa 22.000 Mann und der spanischen Armee von 16.000 Mann korrespondiert.

Selbst die letztere Zahl läßt allerdings die Meinung Horns, der dazu geraten hatte, die Schlacht am Morgen des 24. August nicht anzunehmen, weil ‚man über einen bösen Pas zum Feinde, der alle Vortheil inne hette, filiren müssen‘ in einem zunehmend unverständlichen Licht erscheinen. Herzog Bernhard, dem man später die Schuld an der folgenden Niederlage wegen seines übereilten und unüberlegten Vorgehen fast ausnahmslos zumessen wollte, hatte zu diesem Zeitpunkt, als die spanische Verstärkung noch nicht eingetroffen war, unbedingt dazu geraten, ‚daß man den Feind angreiffen, und mit demselben schlagen solte, da Johan de Wert noch nicht wieder zurücke, auch der Feind ohne das sehr schwach‘ sei (Chemnitz II, S. 522). Tatsächlich waren Werth und Strozzi bereits am 23.8. wieder bei der Hauptarmee, trotzdem waren die Chancen der schwedisch-weimarischen Truppen zu diesem Zeitpunkt um ein Vielfaches besser als nach dem Eintreffen der spanischen Hilfstruppen.

Die Belagerung der Stadt ging auch am 2. September unvermindert weiter. 1500 Kanonenschüsse und 450 Mörserwürfe wurden auf Mauern und Stadt abgegeben. An diesem Tag kehrte auch der Bote Weckerlin zurück, mit der Nachricht, daß die Schwedischen die Ankunft des Rheingrafen Otto Ludwig innerhalb von 2 Tagen erwarteten und dann die Stadt ohne Zögern entsetzt werden sollte. Zum Zeichen der Ankunft des Boten wurden auf dem Kirchturm Signalfeuer angezündet, welche von schwedischer Seite mit zwei Kanonenschüssen beantwortet wurden. Durch wiederholtes Anfachen der Feuer signalisierten die Nördlinger aber auch, daß die Unterstützung sofort erfolgen mußte und mit dem Anzug der Armee keinen Augenblick mehr gezögert werden durfte, sollte die Stadt nicht verloren gehen.

Am 3.9. fingen die Belagerer bereits um 4 Uhr morgens mit der Beschießung an. Die Breschen zwischen dem Reinlinger und dem Berger Tor waren mittlerweile so weit, daß 2 Wagen nebeneinander durchfahren konnten. Das Feuer wurde gegen 11 Uhr eingestellt und man erwartete nun allgemein den Generalsturm. Dieser blieb jedoch aus, weil der König und der Kardinalinfant beim vereinigten katholischen Heer, zuerst bei den Kaiserlichen, dann bei den Bayern Generalmusterung hielt[en], wobei bei den kaiserlich-ligistischen Völkern zuerst die Reiterei, danach die Musketiere und auch die Artillerie in der Reihenfolge ihrer Musterung eine Salve schossen. Man begab sich hierauf in das Lager der spanischen Armee, die eben an diesem Tage gegen 10 Uhr vormittags eingetroffen war, wo man ebenfalls mit einer 3maligen Salve begrüßt wurde. (Kurtze eylfertige Relation etc. b. Rystad, S. 56, und Khevenhiller XII, S. 212). Im schwedischen Lager vermutete man bereits, daß wegen der nun eingetretenen Feuerpause die Stadt bereits übergegangen sei oder man in Verhandlungen dazu stünde und drängte vehement zum Aufbruch (Chemnitz II, S. 528). An diesem Tag traf auch Herzog Karl der IV. von Lothringen bei der katholischen Armee ein, welcher nachfolgend am 5. September durch den Kriegskommissar Herrn von Raitenau den bayerisch-ligistischen Truppen als Generalleutnant und Oberbefehlshaber vorgestellt wurde, und damit den vorübergehend mit dieser Stelle betrauten Ottheinrich Fugger ablöste.

Am 4. September, gegen 3 Uhr nachmittags, erfolgte der Hauptangriff auf Nördlingen. Den ersten Anlauf machten 1500 Mann am Berger Tor, woraufhin der Sturm auf die Breschen zwischen Berger und Reimlinger Tor vorgenommen wurde. Die Sturmkolonnen versuchten sich unter starkem Feuerschutz den Breschen zu nähern, konnten diese allerdings nach der Aussage Khevenhillers mit den mitgeführten Sturmleitern nicht erreichen, weil die Zwingermauern im Graben, welche die Belagerer nicht mit den Geschützen bestreichen konnten, sie daran hinderten. Zu diesem Sturm wurden sogar 150 Kürassiere zu Fuß verwendet, ‚welche Herr Feldmarschalck Piccolomini auss sonderen muth abzusteigen vnd anzurennen comandirt‘ (Grundtlicher und aussführlicher Bericht etc.). Beim Betreten des Grabens wurden die Stürmenden jedesmal mit Geschütz- und Musketensalven empfangen, wobei viele von ihnen getötet wurden. Insgesamt 7mal stürmten die Angreifer über einen Zeitraum von 5 Stunden gegen die Mauern, von den Offizieren aufs Äußerste dazu angetrieben, bis die Dunkelheit ihnen Einhalt gebot. Große Einbußen an Offizieren und Gemeinen erlitt das Regiment des bayerischen Generalkommissärs Johann Christoph Freiherr von Ruepp. Einer Abteilung des bayerischen Fußregiments Pappenheim war es gelungen, den Deiningerturm zu ersteigen. Als man dies in der Stadt vom Kirchturm aus bemerkte, eilte der Stadthauptmann Welsch mit einigen eilig zusammengerufenen Bürgern dorthin, ließ die Türen aufhauen, und als man keine Möglichkeit sah, den Bayern beizukommen, Feuer hineinlegen. Viele Soldaten, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, versuchten sich in die Fensteröffnungen des Turms zu retten, ‚von wo sie halbverbrannt herabfielen‘. ‚Und obwohl der Graben soviel als nichts gefüllt und die Bresche noch ziemlich hoch, daß man ohne Leitern nicht beikommen konnte, geschossen gewesen, hat man doch mit solcher Furie und Ernst angesetzt, und sonderlich das Pappenheimische seinen Valor dermaßen erzeigt, daß sie zwar einen Turm und die Mauer allbereits erstiegen und daselbst Posto genommen gehabt, weil aber auf der kaiserlichen Seite der Marchese [Francesco Caretto] di Grana [kaiserlicher Feldzeugmeister, also General über die Artillerie] etwas zu spät sekundirt, sind sie mit Schaden wieder ab- und zurückgetrieben worden. Darüber dann in die 500 Mann und darunter 2 Hauptleute todt geblieben und verwundet worden‘. (Heilmann II, S. 486).

Der Garnison und der Bürgerschaft gelang es durch Entschlossenheit und Mut diesen Tag zu überstehen, der die Angreifer zwischen 600 und 800 Mann an Toten kostete, darunter die Hauptleute Dietmar von Zinzendorf und Sednitzky, der Oberst Anton Webel wurde hart verwundet (Khevenhiller XII, S. 1213). Die Not der Bevölkerung war, wie Gundelfinger berichtet, zu diesem Zeitpunkt aufs Äußerste gestiegen: ‚Hungernde Weiber stürzten sich über die entkleideten Leichname her, schnitten ihnen Stücke Fleisch aus dem Leibe, und kochten und brateten es zu Hause, um es mit ihren unglücklichen Kindern zu verschlingen‘. Die katastrophale Verpflegungssituation betraf jedoch nach wie vor die in großer Anzahl in die Stadt geflüchteten und nahezu mittellosen Bauern und Bewohner der Nördlinger Umgegend mit ihren Familien. Die Not der Nördlinger Bürger war zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise erträglich. Nachdem die Beschießung am 5.9. weiter fortgesetzt wurde, schickte der General Gallas einen Parlamentär in die Stadt und bot den Bürgern im Falle einer Übergabe Gnade an. Von Seiten des Magistrats und der Bürgerschaft bot man daraufhin einen Akkord nach dem Muster von Regensburg an, falls die Stadt innerhalb von drei Tagen nicht entsetzt werden sollte“.[24]

Angeblich soll Deibitz in der Schlacht von Nördlingen mitgekämpft haben.

„In der Stadt Nördlingen hatte man den Verlauf der Schlacht mit bangen Erwartungen verfolgt. Die Belagerer hatten nahezu sämtliche Geschütze zur Verwendung in der Feldschlacht abgeführt. Die Nördlinger Besatzung wagte deshalb einen Ausfall, und zerstörte einige Batterien des Feindes. Einige Soldaten, die sich noch in den Laufgräben befanden[,] wurden niedergemacht, die abgegrabene Eger in ihr altes Bachbett zurückgeführt und einige Lebensmittel erbeutet. Am 7.9. schickte König Ferdinand einen Trommelschläger vor die Stadt und ließ den Kommandanten und Magistrat zur bedingungslosen Übergabe auffordern, andernfalls wurde mit einem Generalsturm gedroht. Die Stadt schickte sofort eine Ratsdeputation in Begleitung des Kommandanten Erhard Debitz nach Reimlingen in das Hauptquartier der Kaiserlichen, um die Gnade des kaiserlichen Oberbefehlshabers Erzherzog Ferdinand III. (dem späteren Kaiser Ferdinand III.) zu erbitten, wobei man zugestand, daß man ‚[…] auch zu allen verbothenen feindlichen Thaten und schändlichen Verbündnissen wücklich geholffen, und [sich] selbst zu öffentlichen Feinden gemacht, also, daß wir dadurch die billiche [angemessene] Bestrafung gantz und wohl verdienet; So bitten doch wir Bürgermeister, Richter, Rath und gantze Gemeinde Ew. Königl. Majestät unterthänig, gehorsamst, flehentlich, durch gegenwärtigen Fußfall, Sie, als mehr allerhöchstberührter Kayserl. Majest. höchster General, geruhen uns diese begangene schwere und unverantwortliche Handlungen aus sonderbarer Königlicher Gnade, und Ertz-Herzoglicher Oesterreichischer Milde gnädigst nachzusehen […]‘.

In der Freude des Sieges gewährte der Erzherzog von Österreich und König von Ungarn Ferdinand III. den Nördlingern einen großzügigen Akkord. Die Stadt wurde im Namen Ihrer Majestät durch die kaiserlichen Repräsentanten, den ‚Röm. Kays. Maj. Rath und Cammerern Herrn Carl Ludwig Ernsten Grafen zu Sulz und Herrn Wolfen Fencken [Wolfgang Fink], Ihr. Kays. Maj. Hof-Cammer-Rath, […] aus pur lauterer Königl. Oesterrreichischer Gnade und Milde, gnädigst perdoniret, und wieder zu Gnaden angenommen‘ und per Decret verfügt, ‚daß besagter Stadt Nördlingen, Bürgermeister, Richter und Rath, wiederum in die alte Pflicht, aus welcher sie getreten, von neuem genommen werden‘. Das Decret ist bereits mit Datum 6.9. gezeichnet. (Originalwortlaut des Gnadengesuchs, aller Dekrete, Verträge etc. bei Khevenhiller XII, S. 1222-1229 und im Theatrum Europaeum III, S. 337f.). Am 9.9. kam der König in Begleitung des Kardinal-Infanten und des Herzogs Karl von Lothringen selbst in die Stadt und wohnte einem Hochamt und Te Deum bei, wobei ihm bei der mittleren Kirchentür der Magistrat mit vielen alten Männern zu Füßen fiel und das schriftliche Gnadengesuch in dieser Form bekräftigt wurde.

Nördlingen wurde nun entwaffnet und die besten Kanonen [wurden] aus dem Zeughaus genommen. In die Stadt wurde das 11 Kompanien starke Regiment des Barons Ernst Roland de Suys unter dem Oberstleutnant Heydelshöfer gelegt. Als Brandschatzung wurden 100.000 Reichstaler festgesetzt, dem kaiserlichen Feldzeugmeister [Caretto di Grana; BW] mußten 8000 Reichstaler zur Auslösung der Glocken gezahlt werden (Weng/Nördlingen, S. 119f.).

Relativiert man das erlittene und noch zu erleidende Elend, so war die Stadt Nördlingen zwar nicht glücklich[,] aber glimplich davongekommen, welches auch der Chronist bestätigt, der anmerkt: ‚Es verdient für die Nachkommenschaft aufbewahrt zu werden, und wir müssen es Gott als die größte Wohltat danken, daß der Kaiser die freie Religionsausübung nach dem Inhalt des Religionsfriedens, uns, den Überwundenen, bestätigt, und nicht einen Stein von unserm Kirchengut verlangt hat‘ „.[25]

„1635 veranlaßte der Magistrat [Frankfurts; BW], daß die städtische Kriegsordnung neu beurkundet werden sollte. Nach dem Abzug der Schweden wurde die Version von 1631 auf den neuesten Stand gebracht und um folgenden Zusatz ergänzt: ‚Nachdeme die New angenommenen Vitzthumbischen [Johann Vitzthum von Eckstätt; BW] Soldaten under die vorige hiesige vier Compagnien, alß Obristen Leutnants Debitzen, Lerschners, Pfankuchen, unnd Quirinus: sampt allen hohen und Niederen officirern zu Roß und Fuß, wie auch die Reutter, der Stuek Capitain und die Constables, samptlich, uf diesen Articulsbrieff, im Rahmhof geschworen, veneris den 14. Augusti 1635. Im beÿwesen, Hr. Schultheiss Hierÿonmus Steffans. Hr. Johann Schwinden senioris consulis. H. Hieronÿmi Humbrachts junioris consulis. H. Hieronÿ: Stalburgks und H. H. Christoff Kelners’. Die ehemals sechs städtischen Kompanien waren auf vier reduziert worden, zudem stand dem Stadtmilitär anstelle des Wachtmeisters nunmehr ein Oberstleutnant als ranghöchster Offizier vor.

Erhard Deibitz folgte 1634 Johann Adolph von Holzhausen als Kommandant des Stadtmilitärs. Der Kemnauer [! Kemnath; BW] hatte in der Schlacht bei Nördlingen mitgekämpft und war mit den verbleibenden Soldaten unter Bernhard von Weimar nach Frankfurt gezogen. Eigentlich wollte der Präsident des Bundesrates Philipp Reinhard von Solms den Grafen Johann von Sayn und Wittgenstein, der ebenfalls zum Wetterauer Grafenverein und zum Bundesrat gehörte, zum Kommandanten der Frankfurter Soldaten berufen sehen und setzte sich deshalb bei den Stadtoberen sogar persönlich für das in der Reichsstadt unbeliebte Mitglied des Gremiums ein. Der Magistrat, der Solms bekanntlich mit großem Mißtrauen begegnete, entschied sich jedoch für Debitz. Offensichtlich war das Verhältnis zwischen Rat und Debitz gut, man begegnete einander ausgesprochen entgegenkommend. Als der Oberstleutnant Anfang 1635 vom Rat die Erlaubnis für seine Hochzeit erhalten hatte, lud er diesen unverzüglich geschlossen zu der Feier ein. Die Stadtoberen verfügten daraufhin, Debitz einen kostbaren Pokal als Hochzeitsgeschenk zu verehren“.[26]

Im September 1635 lag er noch in Frankfurt/M.[27]

[1] Neuerdings durch Axel STOLCH, Erhard Deibitz, bearbeitet, dem ich manchen freundlichen Hinweis verdanke; BW. Die verschiedenen Schreibweisen seines Namens finden sich S. 43f.

[2] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[3] LERSNER, Chronica Bd. 1, S. 423, II, S. 550. RIECK, Frankfurt, S. 180, hat diese und andere Angaben einfach übernommen.

[4] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[5] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[6] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[7] MANKELL, Arkiv III, S. 103.

[8] MANKELL, Arkiv III (1861), S. 99, Feldlager bei Hildesheim, 15.6.1632.

[9] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.

[10] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 255.

[11] Reimlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 617f.

[12] Nach dem „Kriegsbüchlein“ v. Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Verwendet wurden auch „lange Büchsen“: Jagdgewehr (Jagdflinte; Pirschbüchse) mit langem Lauf (wie es von Scharfschützen eingesetzt wurde). Militärs oder Bürger, die man mit diesen Jagdgewehren gefangen nahm, wurden an Ort u. Stelle hingerichtet, weil diese Gewehre wegen ihrer großen Reichweite als besonders „heimtückisch“ galten. Manchmal auch als „gezogenes Rohr“ bezeichnet; WEINITZ, Des Don Diego de Aedo y Gallart Schilderung, S. 45: Der kurbayerische Feldmarschallleutnant Billehé wurde in der Nördlinger Schlacht „durch einen ohngefehren Schuß von einem gezogenen Rohr außm Waldt ausser den Treffen getötet“. Gewehre mit gezogenen Lauf wurden vor allem v. Scharfschützen eingesetzt. Diese galten als gefährlich bis auf ca. 200 m. LATOMUS, Relationis Historicae Semestralis Continuatio (1646), S. 46, zur Verwendung durch die in Korneuburg belagerten Schweden: „Es gebrauchten sich auch die Belägerten mit gezogenen Röhren dermassen / daß auff 300. Schritt sich kein Mensch dorffte blicken lassen / vnd dahero täglich viel / so wol Officierer als gemeine Knechte / vnnd sonderlich arme Schantz-Bauern / von schiessen vbel zugerichtet / nach Lyntz geführt wurden“. Zum Einsatz v. gezogenen Rohren auf beiden Seiten in Prag 1648 vgl. ZATOČIL von LÖWENBRUK, Tagebuch (I), S. 30. Der Jäger Zdeněk Novák soll als Überläufer zu den Schweden als Scharfschütze 1648 Prager Verteidiger dezimiert haben. ZATOČIL von LÖWENBRUK, Tagebuch (II), S. 21f.

[14] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f.

[15] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.

[16] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[17] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[18] Uffenheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 758.

[19] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[20] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.

[21] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[22] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[23] Utzmemmingen, heute Ortsteil von Riesbürg [Ostalbkreis].

[24] ENGERISSER, Von Kronach, S. 309ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[25] ENGERISSER, Von Kronach, S. 345f.

[26] RIECK, Frankfurt, S. 179f.

[27] Freundlicher Hinweis v. Herrn Axel Stolch.

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