Caldenbach [Calmbach], N

Caldenbach [Calmbach], N; Obrist [ – ] Caldenbach [Calmbach] stand als Obrist in weimarischen bzw. schwedischen Diensten.

„Der Winter 1634/35 war sehr kalt und stieg die Kälte in dem Grade, daß im Januar die schwersten Lastwagen über den gefrornen Rhein gehen könnten. Nichtsdestoweniger entschloß sich Herzog Bernhard[1] zu einem Heerzug an den Main und an die Kinzig, um entweder die Verbindung mit Banner [Johan Banér; BW] und dem Landgrafen Wilhelm von Hessen zu bewirken oder durch Bewegung nach Franken hin die feindliche Macht zu theilen. Am 1. Januar 1635 brach Bernhard mit seinem aus 20,000 Mann bestehenden Heere nach Frankfurt[2] auf und führte es noch an demselben Tage durch die Stadt zur großen Verwunderung der Bewohner über die stattliche Rüstung. Die Richtung und das Ziel war Gelnhausen,[3] wo sich die Truppen festsetzten, aber stets von den Mansfeldern beunruhigt wurden. Von dem Obersten Calmbach wurden zu Wächtersbach[4] einige hundert Croaten überfallen und zum theil gefangen, zum Theil niedergehauen. Solche kleineren Gefechte abgerechnet, wurde durch diesen Zug nicht viel ausgerichtet“.[5]

Johann Daniel Steitz, Schultheiß von Reinheim[6] in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, hat einen Bericht über seine Misshandlung durch einen schwedischen Rittmeister im Mai 1635 hinterlassen: „Uf Ew. wohledlen, gestrengen, ehrenfesten und hochgelahrten großgünstigen befehl bin ich gestern mit dem kommißwein, so den schwedischen nach Großgerau[7] zukommen und ich überliefern sollen, neben dem rittmeister Guttenhofen oder rittmeister Konrad genannt, unter des obristen Caldenbachs regiment, aus Darmstadt[8] geritten, als wir nun zwischen Darmstadt und Weiterstadt[9] kommen, hat gedachter rittmeister mit diesen worten angefangen und gesagt: der teufel sollte ihn holen, wann er den jägermeister und schulheisen zu Darmstadt bei sich hätte, er wolle sie alle beid totschießen, sie wären katholische schelmen, und wann er einen Darmstädtischen bekomme, wollte er ihn totschießen lassen wie einen hund, auch andere schand- und schmähwort, welche nicht gnugsam zu beschreiben, ausgestoßen.

Gleich nach diesen worten springt bedachter rittmeister von seinem pferd, ergreift mein pferd bei dem zaum, schlägt mit einem prügel uf mich dar und sagt zu seinen reutern: ‚kommet und schießt den hund vom pferd, ich will es verantworten !‘ Als ich nun solche gewalt und mörderische taten vernommen, hab ich meinem pferd die sporen geben, vielgemelten rittmeister übern haufen und darvon geritten. In währender flucht kommandiert der rittmeister sein bei sich habende reuter mit diesen worten: reitet ihm nach, schießt ihn darnieder (welches er zum öfteren repetiert), ich will es ja verantworten‘. Worauf dann die reuter mir nachgeritten und uf 12 und mehr pistolschüß uf mich getan. Als ich nun fast den holzgarten erlangt, kommen mir etzliche reuter, so auch unter dem rittmeister und sich in Darmstadt aufgehalten, entgegen, welche dann diejenigen, so mir stark nachgesetzet, ersehen und gerufen: ‚fangt diesen, fangt dießen !‘ Worauff dann mir vorn und hinten so zugesetzt worden, daß ich umringet und nicht allein mich bis uf die hirnschal verwundet, sondern mich dermaßen auch mit mörderischen schlägen darnieder ritten, mit beilen und anderm so traktiert, daß ich solchs, bona venia, im bett verschmerzen muß, und wann ein Franzos, so unter diesem trupp gewesen, getan und nicht abgewehret, meines gebeins nicht darvon kommen wäre. Nach dieser mörderischen tat bin ich meiner pistolen, degen und mantel oder rock beraubet und gleich einem mörder oder dieb gefänglich zum rittmeister bracht worden, welcher dann gegen die reuter hart geredt und gsagt: ‚Warum habt ihr ihn nicht darniedergeschossen ? Ich habe es euch ja befohlen‘ und mich sobald als einen gefangenen nach Gerau (da ich dann unterwegs mit drohung darniederschießens und anderen schmähworten viel leiden müssen) in sein, des rittmeisters losament geführt, mich etzliche stund darin gehalten und bei dem herrn obristen Oehm [Ehem, Ehm; BW] wegen Rheinfeld[10] und anderem meine kommission nicht ablegen lassen wollen. Bis endlich hat er, rittmeister, mich zu dem herrn obristen Caldenbach gehen und fälschlich anbringen lassen, daß nicht allein gedachter herr obrister in Darmstadt, sondern

auch von mir mit schmähworten, als hätten des herrn obristen reuter nebens dem Rheingrafischen Reinheim geplündert,[11] angestastet worden, welches er, der rittmeister, dann nicht über sein herz bringen können, sondern wegen seines obristen sich rächen müssen. Als nun oftgedachter rittmeister seine sachen so fälschlich furbracht, hat der herr obrist sich fast zornig gegen mich gestellt; wie ich aber mit grund der wahrheit die wie es hergangen alles erzählt und daß ich gesagt, daß des herrn obristlieutnant reuter wie auch seine eigne diener mit und bei der Reinheimer plünderung gewesen, hat er gesagt, der rittmeister sollte hinweg gehen, welches er aber nicht gleich getan, sondern den herrn obristen gebeten, er wollt mich ihm mit in sein losament geben, dann ich in der nacht nicht ausreißen möchte, welches aber herr obrister nicht geschehen lassen wollte, sondern mich in seiner stuben behalten und selbsten gesagt, er wollte wohl glauben, daß seine reuter mit zu Reinheim gewesen, wollte es aber mit gott bezeugen, daß er nichts darvon gewußt, auch sein befehl nicht gewesen wäre, und nachgehends dem rittmeister (welcher vor der tür gestanden und uf mich mit großer bedrohung gewartet) unrecht gegeben und daß er solches schwer werde zu verantworten haben, mir auch zugelassen, daß ich zu dem herrn obristen Oehm gehen und meine verrichtung ablegen möge. Welches ich dann auch getan und ihm neben überlieferung des schreibens Rheinfeld betr. wie es mir ergangen ausführlich erzählet; welcher sich dann höchlich darüber erzürnet und gesagt, es sollte dem rittmeister gewißlich nicht zum guten ausgehen, dann wann man solche leut, welche ihnen zuführen täten, solcher gestalt traktieren wollte, so würden sie hinfürter schlecht zu leben bekommen; wollte auch den herrn obristen sobald zu sich kommen lassen und mir recht schaffen, auch mir mein abgenommene sachen wieder zustellen lassen. Ist mir daruf das pferd wieder zugestellt, die andern sachen aber, nämlich pistolen, degen und mantel, zurückbehalten worden.

Heut diesen morgen nun sind die regimenter zu Gerau, denen ich dann gefolgt, ufgebrochen und bis zwischen Rüsselsheim[12] und Raunheim[13] marschieret, daselbsten sie dann bei 3 stund uf ihr fürstl. Gnaden herzog Bernharden gewartet. Dieweil ich aber in der hitze wegen meiner wunden nicht länger bleiben können, so hab ich den herrn obristen Oehm, Caldenbach und Badendorf, so eben beisammen gewesen, ersucht und darnebens gebeten, mir nicht allein meine abgenommene sachen, sondern auch die vorspannpferde wieder abfolgen zu lassen, welches sämtliche obristen denn auch zu tun versprochen. Und bin ich daruf nach Rüsselsheim geritten, auch mich bis dato beim schultheisen daselbst, bis ich wieder restituiert, ufhalten tue. Inmittelst aber werde ich berichtet, daß ihre fürstl. gnaden herzog Bernhard mit etzlichen regimentern hier furbei und zu den andern 4 regimentern gehen würden. Habe ich ufgewartet und ihrer fürstl. gnaden alles, wie es ergangen und wie der rittmeister zu Darmstadt gehandelt, untertänig erzählet, worauf ihre fürstl. gnaden gewaltig entrüstet ihre die schreibtafel herausgezogen, den namen des rittmeisters und anderes hineingeschrieben und auch gnädig zusag getan, dieselbigen wollen nicht allein vielgedachten rittmeister an den nächsten baum hängen, sondern auch alles wieder abfolgen lassen; ist aber bis dato nichts erfolget“.[14]

1637 kämpfte Caldenbachs Regiment gegen die Truppen Werths in den Schanzen bei Wittenweier.[15]

„Aber während Werths Regimenter noch auf Mainzer[16] Territorien kampierten, war der befürchtete Rheinübergang des Herzogs von Weimar schon Tatsache geworden. Am 5. August [1637] meldete der Amtmann von Ampringen zu Ettenheim,[17] 400 Franzosen seien übergesetzt, weitere folgten, feindliche Reiterei halte zu Rheinau ![18] Werth, der auf diese Nachricht seine Truppen in vierzehnstündigem Gewaltmarsch herangeführt hatte, langte am 7. August abends an, zu spät, um den Übergang des Gegners noch erstlich zu behindern; er berichtete dem Kurfürsten, Herzog Bernhard halte mit überlegenen Kräften eine feste Stellung. Da er ohne Geschütze und ohne Schanzzeug sei, benötige er dringend Sukkurs. Die ersten weimarschen Söldner waren auf Fischerkähnen gelandet worden; am 6. August befanden sich schon 2000 Mann am anderen Ufer, die nachts hindurch an einer Befestigung arbeiteten. Am 8. gegen Mittag, als eben das Reiterregiment Caldenbach übergeführt worden war, erschien Werth mit seiner Dragonervorhut, griff sofort an, warf die Waffen zurück und machte einige Gefangene; schon setzten seine Reiter über einen Graben, der vor den Verschanzungen aufgeworfen war, als das französische Reiterregiment Manicamp den Angriff zurückwies. Es bedurfte stärkerer Kräfte, um den Feind zu vertreiben. Trotzdem unternahm Werth am 11. August, als seine Fußtruppen heran waren, einen groß angelegten Sturm auf die feindlichen Schanzen bei Wittenweier, die Herzog Bernhard eilig zu einem starken Bollwerk ausgebaut hatte.

Nachdem die Bayern inzwischen aus Breisach fünf Geschütze erhalten hatten, entschloß sich Werth, mit vier Regimentern zu Fuß die Befestigungen zu stürmen. Er versprach den Söldnern im Falle des glücklichen Gelingens einen Monatssold und ließ Wein unter sie austeilen; und wirklich erforderte ein Sturmlauf auf feste Schanzen und tiefe Gräben, hinter denen Musketen und Geschütze drohten, blinde Todesverachtung. Die Bayern griffen mit großer ‚Furie‘ an, die ersten Gräben und Schanzen wurden trotz wachsender Verluste überwunden, aber vor dem ‚Real-Hauptwerk‘ blieb der Angriff stecken; der Widerstand des Feindes verstärkte sich, da während des Gefechtes neue Truppen gelandet wurden. – Nach dem Journal der Armee des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar kamen sechs Straßburger Schiffe während des Gefechtes an, mit denen sofort Kavallerie übergesetzt wurde. Die Bayern verloren angeblich 1100 Mann, der Herzog dagegen nur rund 50 ! Es handelte sich eindeutig um einen Erfolg des Herzogs von Weimar. ‚Der Rhein‘, schrieb Richelieu, ‚den man trinken muß, wenn man nicht sterben will, ist ein guter Sergeant und hindert diejenigen, denen es an Mut fehlt, am Rückzug‘.[19]  – Schließlich mußte Werth den Rückzug befehlen. Nach seiner Meldung waren gegen 200 Mann gefallen oder verwundet, jedoch keiner gefangen. Dem Obristen von Lüdinghausen war der Arm ‚entzwei geschossen‘, die Obristwachtmeister von Opel und Nicola waren verwundet; die Reiterei, beim Sturm nutzlos, war nicht ins Gefecht gekommen. Werth sah sich gezwungen, mit dem ermüdeten Fußvolk auf den Ort Schuttern[20] abzurücken und Verstärkungen zu erwarten.

Schon am 14. August aber führte er die Kavallerie wieder ins Feld. Um 6 Uhr früh rückte er gegen die Schanzen, zerschlug eine weimarsche Partei 60 Pferden und nahm ihren Rittmeister gefangen, worauf Bernhards Reiterei aus dem Lager rückte, befehligt durch den Herzog persönlich. Aber Werths Kürassiere waren erfolgreicher, trieben ihre Gegner zurück, die 40 Tote verloren, und brachten den Herzog selbst in große Gefahr. Anderntags erfuhr Werth durch einen Überläufer, die gegnerischen Regimenter Rosen und Caldenbach, ‚des Herzogs beste Regimenter‘, seien ‚vast ganz ruinirt und vernichtiget, Herzog Bernhard seye auch selbsten biß ahn Halß ins Wasser gesprungen, jedoch widerumb errettet worden‘ „.[21]

[1] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[2] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[3] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.

[4] Wächtersbach [Kr. Gelnhausen]; HHSD IV, S. 443f.

[5] KELLER, Drangsale, S. 231.

[6] Reinheim [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 372.

[7] Groß-Gerau; HHSD IV, S. 186f.

[8] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[9] Weiterstadt [LK Darmstadt-Dieburg].

[10] Rheinfelder Hof bei Wallerstädten, Ortsteil von Groß-Gerau.

[11] Für den Überfall auf Reinheim im Mai 1635 waren die Kroaten des Hauptmanns Schnell vom Regiment Jost Maximilian v. Gronsfeld verantwortlich. Nach Aussage des Kommandanten Schrautenbach u. des Kellers Uloth zu Lichtenberg seien es auf den Pfingsttag keine Kroaten, sondern Dieburger Soldaten „und ander zugeschlagen gesind zu Reinheim gewesen, da aus und eingezogen wie zu einem jahrmarkt, hausrat und frucht alles hinweggeführt und vollends rein ausgeplündert“. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148.

[12] Rüsselsheim [Kr. Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 392f.

[13] Raunheim [LK Groß-Gerau].

[14] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 142ff.

[15] Wittenweier [Kr. Lahr].

[16] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[17] Ettenheim [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 198f.

[18] Rheinau [Ortenaukreis].

[19] LAHRKAMP, Werth, S. 81, Anm. 13.

[20] Schuttern [Gem. Friesenheim, Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 718f.

[21] LAHRKAMP, Werth, S. 80ff.

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