Blarer [Blarrer, Blauer, Plorrer] von Wartensee, Kaspar

Blarer [Blarrer, Blauer, Plorrer] von Wartensee, Kaspar; Obrist [ – 5.2.1634 ?] Blarer von Wartensee stand als Obrist in kurbayerischen Diensten.

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Gochsheim[1] bei Schweinfurt[2] heißt es: „1626. Im May sind 3 Fahnen Blauerisch Fußvolk allhier gelegen, haben den gemeinen Man gekostet 1823 fl., an Pferden mitgenommen 9, kosten 232 fl“.[3]

In dem Verzeichnis der Unkosten des Reichsdorfs Sennfeld[4] bei Schweinfurt heißt es für 1626: „Im May ist 1 Companie Blauerisch Fuß Volck allhier gelegen unter dem Capitain Streittberger, hat die Gemeindt kost 423 fl., an Pferden mit genommen 5, kosten 157 fl“.[5]

Blarers Regiment lag 1626 in der Oberen Pfalz: „Als nun die Lage in Oberösterreich bedrohlich wurde, befahl Maximilian am 8. Mai 1626, daß das Rgt. Hübner dorthin und dafür das Rgt. Blarrer aus dem Stift Fulda in die Oberpfalz verlegt werden sollte. Hierauf berichtete die Amberger[6] Regierung am 14. Mai, daß eine Schwächung der Garnisonen (das Rgt. Blarrer zählte nur 1000 Mann, von denen 450 ohne Waffen waren) mit Rücksicht auf die Stimmung im Lande und auf die politische Lage nicht ratsam wäre. Es seien mindestens 6 Fähnlein notwendig, von denen ständig 2 in Amberg, je 1 in Neumarkt[7] und Kemnath[8] zu bleiben hätten, während 2 fliegende Fähnlein für beliebige Verwendung zur Verfügung stehen müßten. Auf dieses hin verfügte Maximilian am 2. Juni, daß vom Rgt. Hübner 3 Fähnlein nach Oberösterreich abmarschieren, 3 Fähnlein in der Oberpfalz verbleiben sollten“.[9]

„Die unruhigen Zeiten begünstigten das Wanderleben der Zigeuner, welche 1626 in erheblicher Zahl auftraten. Da sie im Verdacht standen, für den Feind Kundschafterdienste zu leisten, so ordnete die Regierung eine Streife auf sie an, welche der Pfleger Stefan Danhauser von Freudenberg[10] und Obrist Blarer mit 28 Reitern und 150 Musketieren vom 26. bis 29. Juli in der Gegend von Hirschau,[11] Weiden,[12] Kemnath vornahmen. Maximilian ordnete am 4. August 1626 an, daß die verhafteten Zigeuner ‚mit der Tortur und wie es vonnöthen zu examieren‘ seien. Von den 3 in Tirschenreuth[13] in Haft befindlichen Zigeunern hatte der Pfleger Burhuß schon am 3. August nach Amberg berichtet, daß sie unschuldig seien. Trotzdem ordnete die Regierung am 8. August deren Tortur (Folter) an. Die Folter muß sehr scharf gewesen sein, denn das Jammergeschrei der Gequälten war außen deutlich zu hören. Die junge Frau eines gefolterten Zigeuners, welche die Stimme ihres Mannes erkannte, stürzte sich aus Verzweiflung in den Schloßweiher und ertrank. Die Zigeuner blieben jedoch standhaft bei der Beteuerung ihrer Unschuld“.[14]

Im Juli 1627 lag Blarer im Amt Heldburg.[15]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[16] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 3. August [13.8.1627; BW]  ist der keyserliche Oberste Plorrer mit 4 Compagnien Fußvolck und einer Compagnien Reutern und vieler Munition in den Erfurtischen[17] Dorfen ankommen, das von neuen groß Schrecken bracht“.[18] „Den 4. August [14.8.1627; BW] ist der Oberste Plorrer mit seinem Volcke in den Mühlhäusischen[19] Dorfen ankommen und den 5. August darinnen still gelegen. Den 6. August [16.8.1627; BW] der Oberste Plorrer aus den Mühlhäusischen Gerichten nach dem Eichsfeld[20] gezogen“.[21]

„Im Frühjahr 1633 wendete sich Bernhard von Weimar,[22] der inzwischen mit dem ‚Herzogtum Franken‘ belohnt und belehnt worden war, im Auftrag des schwedischen Kanzlers wieder gegen Bayern. Bald überschritt er auch die Grenzen des Fürstbistums Eichstätt. Der Rebdorfer[23] Propst Gabriel Reb schreibt in sein ‚Calendarium‘ zum 26. April: ‚Abends ist ein Trometer vom Herzog Weimar von Neuburg[24] für (vor) Eichstätt[25] mit einem Absageschreiben gekommen, und (hat) Contribution begehret‘. Und zum 28. April: ‚Seyend Schreiben nacher Neuburg geschickt worden einen Accord zu treffen‘. Im sogenannten ‚Kriegsregister‘ […] heißt es zum 1. Mai weiter: ‚Herzog Bernhard (ist) Abends zwischen 5 und 6 Uhr auf dem Petersberg gekommen mit seiner Armee, (hat) das Schloß (Willibaldsburg) belagert bis auf den 11. May, an welchem Tag es zwischen 11 und 12 Uhr aufgegeben worden. Man mußte aber ihnen dazumal an baaren Geld, und Silbergeschänken 1800 fl. geben‘.

Gabriel Reb trägt zum 4. Mai weiterhin ein: ‚Seyend die Herren nacher Neuburg zu Herzog Weimar, haben accordirt pro 1200 Taler; ist er mit ihnen, und seinem Volk abends zu  E i c h s t ä t t  angekommen; andern Tags das Schloß anfangen zu beschiesen. Ist ein gar ernstliche Belagerung gewesen, und harten Widerstand, weil aber wider alles Verhoffen, und Versprechen kein Entsatz, so doch um Ingolstadt[26] gewesen, erfolget, haben sie aufgegeben, und seyend mit Sack und Pack abgezogen. Der Feind hat etlich 100 Mann verloren, darunter ein Oberster Leutnant, der Erste Constabel, und etliche andere Officier. Entzwischen seyend unsere beiden Klöster (Rebdorf und Mariastein) von Grund aus geplündert worden; alle Altäre (und) Sepulchra (Gräber) eröffnet; alles verruiniert, zerschlagen, alles Viehe Getraidt, Bier, Zinn, Kupfer usw. hinweg. Die Unsern (die Rebdorfer Chorherren) seyend im Schloß bis auf den 20. May aufgehalten (worden); hernach nach Erlegung 300 Taler Ranzion (Lösegeld) ins Prediger (Dominikaner) Klöster mit ihrem Sack und Pack gelassen worden; dergleichen die von Mariastein ohn Ranzion nach St. Walburg‘.

Am 13. Mai ließ Bernhard von Weimar die  f ü r s t b i s c h ö f l i c h e  R e s i d e n z  von Oberst Klaus von Rasch besetzen. Dieser Westfale diente im Regiment des Obersten Klaus Dietrich von Sperreut [Sperreuter; BW]. Der eichstättische Burgkommandant Kaspar von Blarer von Wartensee konnte nach vorläufigen Verhandlungen ungehindert abziehen. Der ‚accord‘ wird vierzehn Tage später ratifiziert. Den Vertrag unterzeichnen für die Schweden Klaus Dietrich von Sperreut und zwei weitere Offiziere. Für den Fürstbischof von Eichstätt [Johann Christoph v. Westerstetten; BW] unterfertigen der Statthalter Georg von Riedheim, der Hofmeister Hans Jakob von Sirgenstein, der Kommandant Kaspar von Blarer, sowie zwei Hofräte. Der Wortlaut dieses Vertragswerkes findet sich in der historisch-topographischen Beschreibung Eichstätts von Andreas Kraus.

Priorin Klara berichtet sehr ausführlich über die Einnahme Eichstätts durch die Schweden. Die Mariasteinerinnen, die auf die Burg geflohen waren, können von dort aus die Geschehnisse gut beobachten und verfolgen. So müssen sie auch am 4. Mai voller Entsetzen der  P l ü n d e r u n g  i h r e s  K l o s t e r s  zusehen. Sir Patrick Ruthwen,[27] ein schottischer Generalmajor, soll Anführer der plündernden Soldaten gewesen sein. Wunibald Hueber, Augustiner-Chorherr zu Rebdorf, notiert in seinem kurzen Bericht ‚Wer dises lesen wirt‘ […], daß auch die Rebdorfer 400 Gulden Lösegeld an diesen ‚General maior Rüthwen‘ zahlen mußten. Am 22. Mai dürfen die Mariasteiner Schwestern die Burg wieder verlassen[28] und werden in der Abtei St. Walburg freundlich aufgenommen. Die folgenden Monate bleiben verhältnismäßig ruhig.

Am 30. August stattet Klaus Dietrich von Sperreut, ‚von herczog wein mayr (Weimar !) (als) General obrist über das gantze stifft‘ eingesetzt, der  W a l b u r g e r   A b t e i  einen Besuch ab. Die drei dort weilenden Konvente von St. Walburg, Mariastein und Mariaburg bitten ihn um seinen Schutz. Doch nicht lange kann sich der Feind auf der Burg wie in der Stadt Eichstätt behaupten. In der Nacht vom 10. zum 11. Oktober überfällt der bayerische Reiteroberst Johann von Werth[29] die ‚Schweden‘ in Eichstätt. Zehn Tage später vernichtet er auch ihre Einsatztruppe bei Spalt.[30] Nach einer weiteren Attacke Werths, gemeinsam mit den Obersten [Georg Rudolf; v. BW] Haslang und Schnetter am 28. Oktober, überläßt Oberst Rasch Burg und Stadt schließlich wieder den ‚kayßerischen‘. Er muß allerdings für seine ‚liederlichen und feigen‘ Abzug am 3. Dezember in Regensburg[31] seinen Kopf lassen“.[32]

[1] Gochsheim [LK Schweinfurt] ; HHSD VII, S. 239.

[2] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[3] WEBER, Geschichte, S. 197.

[4] Sennfeld; unter Gochsheim; HHSD VII, S. 239.

[5] WEBER, Gochsheim, S. 199f.

[6] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[7] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[8] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[9] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53f.

[10] Freudenberg [LK Amberg-Sulzbach].

[11] Hirschau [LK Amberg-Sulzbach].

[12] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[13] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[14] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53.

[15] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen Amt Heldburg Nr. 2383, 2386.

[16] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[17] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[18] HAPPE I 115 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[19] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.

[20] Goldene Mark [Kr. Duderstadt]; HHSD II, S. 172f.

[21] HAPPE I 115 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[22] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[23] Rebdorf [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 604.

[24] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.

[25] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[26] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[27] Vgl. MURDOCH, SSNE: ID 3413.

[28] Die Äbtissin Klara Staiger schreibt über Rasch; FINA, Staiger, S. 84f.: „haben noch nit gewist was man uns zuelassen oder auffhalten wirt / zu dem sein uns unsere pferdt und wegen schon etnomen gewest / deswegen mir herren Commendanten einen vergulten böcher sambt 2 dopelduggaten per 12 fl. verehrt / und gebetten / das ehr uns / mit unserer armuet (Arm-, Habseligkeit) herablaß / und hilff thue wegen unserer pferdt . schaff traid / und melb. welches er uns versprochen / aber laider nit aller dings gehalten / dan mir kain pferdt mer bekomen / und unsere gar schön tragente schaff auch müessen bei hoff lassen / sein im closter und schloss umb etlich 1000 fl. Gulden werth komen“.

[29] Vgl. LAHRKAMP, Werth.

[30] Spalt [LK Roth], HHSD VII, S. 704ff.

[31] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[32] FINA, Staiger, S. 52ff.

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