Bessel [Besel, Besell, Beßell, Bestell], Christian

Bessel [Besel, Besell, Beßell, Bestell], Christian; Obrist [16.4.1601-20.9.1641] Christian Bessel stand als Obristleutnant und Obrist in schwedischen und braunschweig-lüneburgischen Diensten und hatte an der Schlacht bei Lützen[1] teilgenommen. Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“, dass Verwundete seines Regiments in die Ämter Ilmenau[2] und Königsee[3] einquartiert wurden.[4] Er war 1635/1636 und 1640/1641 Kommandant von Hameln.[5]

Der Hildesheimer[6] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 17.12.1640 fest: Der Commandant aus Hameln Obr. Christian Bestell machet einen Anschlag auf die Vestung Pyrmont,[7] kompt auch mit 40 Mann uf den Wall, weil aber seine Seconde[8] zurück bleibet, werden die ersten herabgeschlagen und gefangengenommen“.[9]

DasTheatrum Europaeum“ berichtet: „Der Schwedische Obrist Besel / Commendant in Hameln / hatte sich im Januario diß Jahrs [1641; BW] an das veste Hauß Pirmont gemacht / und es zum drittenmahl / aber mit Verlust und vergebens gestürmet. Er liesse darauff Nachen auß dem Eyß hauen / und auff Wägen dahin führen / desto schneller und ungehindert über Wasser zu kommen / und noch einmal anzugehen: Es wurde aber Käiserl. theils dem Obristen Ohr befohlen / die Brackelischen[10] Reuter so im Paderbornischen gelegen / an sich zu ziehen / und den Orth zu ensetzen / deßwegen Obrist Besel nachließ. Ob nun wol der Graf [Kaspar; BW] von Eberstein / so mit Hessischem Volck im Münsterischen einquartiret lag / im Junio hernacher daß Hauß Poll[11] / nicht weit von Pirmont / durch Anschlag einbekommen / hat er doch Pirmont unangegriffen gelassen“.[12]

1641 führte er das braunschweig-lüneburgische Leib-Infanterieregiment.

„Ein kaiserliches Heer war unter dem Erzherzog Leopold aus dem Magdeburgischen zum Entsatz der blockierten Festung herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul [Pfuel; BW] und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel[13] zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben-Schöningen[14] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[15] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter[15a] und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten [Gayling v. Altheim und Hagenbach; BW] gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle der Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen[16] fort“.[17]

[1] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.

[2] Ilmenau [Ilm-Kreis].

[3] Königsee [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].

[4] HAPPE I 292 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[5] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[6] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[7] Bad Pyrmont [Kr. Hameln-Pyrmont], HHSD II, S. 29f.

[8] Unterstützung.

[9] SCHLOTTER, Acta, S. 331.

[10] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[11] Polle [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 383.

[12] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 562.

[13] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[14] Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.; Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[15] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.

[15a] Wilhelm (v.) Tietz, genannt Schlüter [Schlütter] [1601 Burgwedel-20.1.1646 Hameln], braunschweigisch-lüneburgischer Obrist; seit 1642 Mitglied Nr. 381 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Leuchtende“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 446f.; http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de/index.php?article_id=16&wWidth=1366&wHeight=607.

[16] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[17] WERSABE, Geschichte der hannoverschen Armee, S. 32ff.

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