Beauvau, N von

Beauvau, N von; Obrist [ – 5.5.1645 bei Herbsthausen gefallen] Beauvau stand als Obrist in kurbayerischen Diensten. 1644 führte er ein Infanterieregiment von 9 Kompanien mit insgesamt 923 Mann.[1]

„Marschall Turenne war am 26. März [1645] mit 8000 Mann, größtenteils Deutschen, auf einer Schiffbrücke bei Speyer[2] über den Rhein gegangen und hatte, da Mercy ohne ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ein Treffen scheute, sich mehrerer Orte in Franken und Schwaben bemächtigt; Ende April nahm er sein Hauptquartier zu Mergentheim.[3] Da er der kurbayerischen Armee somit ihre Musterplätze und Unterhaltsmittel weitgehend entzog, erbat und erhielt Mercy von Maximilian den Befehl zum Angriff. Er sammelte seine Truppen um Feuchtwangen[4] und beabsichtigte, wie seinerzeit bei Tuttlingen[5] die Gegner unvermutet zu überfallen. Am Abend des 4. Mai marschierten die Bayern ohne Trommelschlag in tiefer Stille von Feuchtwangen ab, kampierten nachts in freiem Felde, brachen am 5. mit anbrechendem Tag wieder auf und stießen beim Dorfe Herbsthausen[6] unweit Mergentheim auf die Feldwachen des Feindes.

Marschall Turenne hatte rechtzeitig seine Truppen alarmieren lassen und Zeit gefunden, mit dem Hauptteil seiner Armee eine Schlachtordnung zu formieren, so daß den Bayern die angestrebte Überraschung nicht völlig gelang. Er selbst stand mit dem Fußvolk auf dem rechten Flügel, angelehnt an ein Wäldchen und vor der Front durch tiefe Gräben gedeckt, während Generalmajor von Rosen mit der weimarschen Kavallerie, die den linken Flügel bildete, auf einer Anhöhe Stellung genommen hatte. Unter dem Losungswort ‚Sancta Maria‘ rückte die bayerische Infanterie unter dem Kommando des Feldzeugmeisters von Reuschenberg auf dem linken bayerischen Flügel, welchen Jan von Werth befehligte, gegen Turennes Infanterie vor, – die Geländeverhältnisse erlaubten keine Kavallerieattacke – warf den Gegner mit Ungestüm über den Haufen und drang bis zum Dorfe Herbsthausen vor. Mit minderem Erfolg focht der rechte kurbayerische Flügel unter Sperreuter und Gayling, der beim Vorrücken durch Rosens Reiter zum Weichen gebracht wurde; in diesem Moment eilte der Obrist Hans Jakob Kolb, der mit drei Reiterkompanien ’noch dahinden gewest und in dieser Occasion einen sondern Ruhm verdient‘, ihm zur Hilfe, verstärkt durch etliche Regimenter, die Jan von Werth geistesgegenwärtig vom linken Flügel heranführte. Unter dem Anprall der bayerischen Reiterei wandten sich auch die weimarischen Regimenter zur Flucht, nachdem das Gefecht nur etwa eine Stunde gedauert hatte. Auf der Verfolgung wurde Rosen gefangen, Turenne, der vergeblich versucht hatte, mit der Infanterie im Dorfe Herbsthausen den Kampf zu erneuern, jagte nach Mergentheim zurück, mit mit zwei Reiterregimentern, die zu spät zur Schlacht gekommen waren, einen geordneten Rückzug zu decken. Beide Regimenter – sein Leibregiment und das des Obristen Tracy – wurden von der bayerischen Avantgarde angegriffen, in die Flucht geschlagen ‚und mehrerntheils ruinirt‘. Mercy ließ sammeln, sandte die Reiterei zur Verfolgung aus und rückte gegen Mergentheim, wo sich die Besatzung des festen Schlosses in Stärke von 200 Mann sogleich ergab.

Noch einmal hatten die Bayern einen großen Erfolg errungen; Turennes Armee bestand nicht mehr. Neben Rosen waren der französische Maréchal-de-Camp Schmidtberg und die Generalmajore de Bussy-Lameth und Marquis du Passage gefangen, dazu 183 Offiziere und etwa 2500 ‚gemeine Reuter und Fußknecht‘; sechs Geschütze sowie 59 Standarten und Fahnen wurden erbeutet. Die ohne allen Zusammenhalt an Rhein und Main flüchtenden Trümmer der Armee wurden auf der Verfolgung ereilt und gefangen, andere gerieten auf einzelne, ohne Kunde der Niederlage marschierende kaiserliche oder bayerische Regimenter und wurden niedergemacht, so Turennes zu Schwäbisch-Hall[7] gelegene Garnison, die nicht am Treffen teilgenommen hatte, bei Sindringen[8] am Kocher, wo sie durch den Dragonerobristen Creutz überfallen wurde. Die moralische Wirkung des Sieges war groß; zumal Werth hatte durch sein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend zum Erfolg beigetragen. Von Mercys Armee waren 300 Mann gefallen, darunter der Obrist Beauvau und drei Hauptleute. Die Gefangenen wurden in bayerische Regimenter eingereiht. Feldmarschall Mercy schrieb dem Kurfürsten, sie würden wohl gut tun müssen, ‚denn, wenn sie ausreißen sollten, will ich von ihnen brav aufhängen, auch selbige, wann es vonnöten, schon vorausschicken und totschlagen lassen‘ „.[9]

[1] KAPSER, Kriegsorganisation, S. 238.

[2] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[3] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.

[4] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[5] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f.

[6] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330.

[7] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[8] Sindringen [Forchtenberg; Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 744.

[9] LAHRKAMP, Werth, S. 153ff. Vgl. auch Quelle 2.

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