Antonius, N

Antonius, N; Major [ – ] Antonius stand 1630/1631 unter dem Befehl Ferrantes[1] als Major[2] in kaiserlichen Diensten.

Ferrante, der „das vnschuldige Pom̃erland meisterlich geschunden“ habe,[3] war kaiserlicher Obrist[4] und geriet bei der Eroberung von Greifenhagen[5] am 3.1.1631 durch Gustav II. Adolf schwer verwundet in Gefangenschaft. Ein Stettiner[6] gab dazu folgende Darstellung: „Ehe aber was Ernstliches angefangen worden, haben Ihre Majestät eine Predigt im Felde anstellen und die Soldatesca[7] zum fleißigen Gebet ermahnen lassen. Nach solchem christlichen Verrichten ist Ordinanz ergangen und auf dem Galgenberg[8] 10 Stück halbe Kartaunen[9] gepflanzt, damit von 9 Uhr bis um 2 Uhr hinausspielen[10] und Feuer geben lassen, also große Pressa[11] und Lücken gemacht, darauf um 3 Uhr das Volk in voller Battaglia[12] den Sturm vornehmen müssen, dessen Ihre Majestät in Person von weitem mit dero Leibgardi in schlechter Kleidung zugesehen. Die Kaiserlichen sind resolviert gewesen, sich auf den letzten Mann zu halten. Man ist aber durch die Pressa alsbald zu ihnen hineingedrungen, über 200 Mann niedergemacht und bei 60 gefangen, darunter der Obrist Ferrante neben andern Officieren. Selbige sind den andern Tag in den Weihnachten allhier eingebracht worden, das andere Volk hat alsbald ihr Gewehr niedergeworfen und Gnade gebeten, auch erlangt, darauf geboten worden, ohne einige Sachen abzuziehen. Die darinnen sind gleichwohl noch mehrenteils ohne Anfechtung zwischen Wasser und Land unmolestiert vorerst davongekommen“.[13] Ferrante war schwer verletzt in Gefangenschaft geraten, während 2.500 Soldaten in Richtung Frankfurt/Oder[14] und Landsberg[15] flüchten konnten.[16]

Der Diplomat und Annalist Franz Christoph von Khevenhüller[17] [Khevenhiller] [21.2.1588 Landskron-13.6.1650 Baden bei Wien] stellt in den „Annales Ferdinandei“ die Begebenheiten so dar: „Den 6. Decembris ist der König um Mitternacht mit etlichen commandirten Musquetiren[18] aus dem Lager nach Demmin[19] aufgebrochen, in Willens einen Anschlag auf etliche Kayserl. Kriegs-Völcker, so über dem Paß zu Greiffenhagen nach Colberg[20] passiren wollen, ins Werck zu stellen, es ist aber solcher Anschlag, weil die Kayserl. sich gewendet, dermahlen nicht fortgangen.

Auf solches wurde der Greiffenhagische Paß zu Land und Wasser blocquiret, die Kayserl. wichen bey sogestaltenen Sachen zwar aus dem Zoll-Hause, die Schwedischen aber wolten aus Beysorge gemachter Minen[21] nicht trauen sich darein zu legen, der Strom ward mit 8. grossen Pramen oder Schwedischen Chaluppen,[22] darauf viel halbe Carthaunen, beleget, und als der König aus grosser Kundschafft berichtet wurde, daß das meiste Volck aus dem Greiffenhagischen Lager, nachdem sie sich Colberg zu entsetzen vergeblich unterstanden, in der Neuen Marck um Stargard[23] und Pirnetz,[24] daß andere aber zum Theil noch im Lager, zum Theil in den Winter-Quartiren auf selbiger Seiten der Oder einlogirt wäre, ihm aber der mehrere Theil Volck aus Preussen zukommen wäre, hat er bey Demmin eine Meile von Stettin den 23. Decembris 12. Regimenter[25] zu Fuß, und 85. Cornet[26] versamlet, und damit zu Lande auf Greiffenhagen zugezogen, auch darbey noch viel platte Schiffe mit Geschütz und Volck die Oder hinauf schiffend, und darauf auf den Christ-Abend vor gedachten Greifenhagen sich mit wenigem Volcke sehen lassen, dahero die Kayserl. nicht meinten, daß die Schwedischen so starck vorhanden wären. Nachdem aber der König in der Nacht alles fertig gemacht, und die 80. Stück Geschütz gepflantzet, fieng er des Morgens im 5. Uhr an die Stadt zu beschiessen, und zwar dergestalt, daß auf 10. 15. und 20. Schüsse jedesmahl zugleich abgiengen, dahero dann in kurtzen eine sehr weite Bresche gemacht, un ein groß Theil der Mauer niedergelegt worden.

Worauf der Sturm angieng mit solcher Macht, daß die 2500. Kayserl. so zur Besatzung hinein gelegt worden, solchen zu widerstehen nicht vermochten. Derohalben sich auf die Flucht begeben, und sich auf der andern Seite hinaus auf Gartz zu machten, überliessen also diesen Ort neben drey Stück Geschütz den Schwedischen, und verlohren darüber, weil sie also zeitlich ausrissen nicht über 40. Mann, doch wurden gefangen ihr commandirender Obrister Ferdinand von Capua, so wohl auch der Major Antonius, die Capitains[27] Don Joseph und ein junger Graf von Thurn, und ungefähr 100. gemeine Soldaten,[28] besagter Capua hatte stracks des Morgens frühe, als er den Ernst des Königs vermercket, die Kayserl. Fähnlein,[29] damit sie nicht in der Schwedischen Hände gerathen möchten, weg geschafft, und also dadurch selbst seinen Soldaten, sich auf die Flucht zu schicken, angereitzet. Er ist kurtz hernach, weil er bey diesem Anfall durch ein Bein und die Lenden gefährlich geschossen worden zu Stettin gestorben“.[30]

Liborius Vulturnus berichtet: „Hierauff zoge er [Gustav II Adolf; BW] von Stetin auff Damin / so Jenseit der Oder gegen Stetin über gelegen / vnd versamblete daselbs in 12. Regiment zu Fuß / vnd 85. Cornet Reuter / darneben liesse er auch ein stattliche Artollerey in 70. grosse Stück Geschütz / sampt einer grossen Menge Hacken / Schuppen vnd Spaten / vnd andere Kriegs-Instrumenta dahin bringen. Darmit nach dem er zuvor ein allgemeinen Bettag halten lassen / zoge er den 24. Decembr. auff Greiffenhagen zu / vnd zwar in solcher Ordnung: Mit grossen Stücken vnd etlichem Volck besetzte er zwölff grosse Bramen[31] / die liesse er zu Wasser auf der Oder gehen / er aber zog mit dem übrigen Volck vnd Geschütz zu Land / vnnd erzeygete sich noch selbigen Abend vor gedachtem Griffenhagen mit gar wenigem Volck. Als aber die folgende Nacht alle Bereitschafften vnnd das übrige Volck ankamen / vnd er allerhand Anordnung gemacht / grieffe er solches Ort deß morgens gegen 5. Vhren mit gewalt an / vnnd schosse mit dem Geschütz / so die Nacht über plantiert[32] worden / so hefftig / daß es nicht anders lautet / als wolte Himmel vnd Erden in einander brechen / dann es giengen in 10. 15. vnnd 20. Schüß zugleich ab. Dahero in kurtzem ein solche Presse gemacht worden / daß etliche Wagen zugleich hetten hinein fahren mögen. Darauff gienge der Sturm an mit solcher Gewalt / daß die 2500. Käyserische / so den Ort defendiren sollten / den Einbruch nicht verwehren mochten: Derohalben sie auch / als sie gesehen / daß alles in d’ Schweden gewalt / sich zeitlich mehrern theils auff der andern Seiten hinauß vnd auff Görtz[33] zu begeben: Doch wurden Ferdinand Capia Gubernator daselbst / so durch ein Bein vnd in die Lenden geschossen worden / Major Arctonius, Don Joseph ein Capitain / vnd ein junger Graf von Thurn[34] / beneben andern Officirern vnnd etwan hundert gemeinen soldaten gefangen: Doch kamen über viertzig nit umbs Leben: Von Metallenen Stücken bekamen die Schwedischen drey“.[35]

Der schwedische Hof- und Feldtrompeter Jöns Månsson Teitt [um 1600-1659][36] erinnert sich in seinem Kriegsbericht: „Den 25. Decembr. [a. St.; BW] auff den Heiligen Christagk haben Ihr Kön: Maijth Greiffenhagen an der Oder mit stürmender handt erobert. Darinn einen italianischen fürsten mit nahmen Duc Ferdinando Capo, welcher mit einem tödtlichen schoß verwundet, gefangen genohmen“.[37]

Der Schweriner[38] Dompropst und Ratzeburger[39] Domherr, Otto von Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ unter 1630: „24. Dec. vff Christabend hat der König von Sweden Greifenhagen, Garz[40] vnd das kaiserl. Veldlager mit Gewalt angegriffen, die Pässe, sowohl das Lager mit stürmender hand einbekommen vnd die Kaisersche ganz in die Flucht geschlagen.
Landsbergen, den Pass in der Mark, hat er auch darauf eingenommen vnd die Kaiserschen daraus gejaget. Fernandus de Caqua (?) Obrister in Greifenhagen ist zu Stetin vom Schuss gestorben, der Räuber des Pommerlandes“.[41]

[1] Ferdinando [Ferdinand] Ferrante [„Capo, Duc Ferdinando“, „Capua, Ferdinand von“, Capia, Caqua] [ – nach dem 3.1.1631 Stettin], kaiserlicher Obrist.

[2] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[3] Vgl. VD17 14 :004022: Warhafftiger Bericht / Von der newlichen Königlichen Schwedischen Eröberung der vesten Pässe und Vestungen Gartz und Griffenhagen / etc. und fernerm Erfolg aus unterschiedlichen Relationen de Dato den 27. Decembris jüngsthin biß den I. Januarii des 1631. Jahrs inclusive zusammen getragen. o. O. 1631; http://digital.slub-dresden.de/fileadmin/data/381291669/381291669_tif/jpegs/381291669.pdf.

[4] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[5] Greifenhagen [Gryfino]; HHSD XII, S. 193f. JUNKELMANN, Gustav Adolf, S. 324.

[6] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[7] Soldateska: Soldaten, teilweise auch abwertend gebraucht für Soldatenhaufen. – schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.

[8] Galgenberg: Den Namen Galgenberg tragen im deutschen Sprachraum hunderte Hügel oder Berge, auf denen früher öffentliche Hinrichtungen von Verbrechern stattfanden. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Galgenbühl, Galgenhügel oder auch Rabenstein. Diese Stätten lagen in der Umgebung von Orten mit eigener Gerichtsbarkeit und befanden sich oft an markanten Plätzen, wie zum Beispiel Wegkreuzungen. Richtstätten waren mit dem Bau steinerner Galgen ab dem 13. oder 14. Jahrhundert zu festen Örtlichkeiten geworden. Sie lagen weithin sichtbar und meistens unmittelbar an der Gerichtsgrenze, so dass bei Eintritt in das Hoheitsgebiet der betreffenden Stadt oder Herrschaft jeder die abschreckenden Strafen dieser Region feststellen konnte. Der von einer Mauer umfasste Bezirk war meistens für die unterschiedlichsten Todesstrafen mit Galgen, Rad und Pfahl ausgestattet. Je nach der Tradition des Gerichtsortes übte der gleiche Scharfrichter alle Exekutionen auf derselben oder auf unterschiedlichen Richtstätten aus. Die Hingerichteten blieben oft lange Zeit am öffentlich zugänglichen Galgenberg sichtbar baumeln und wurden der Verwesung bzw. den Hunden, Raben und der Witterung überlassen. Abgefallene Leichen wurden oft unter oder um den Galgen auf dem Galgenberg verscharrt. Ausgrabungen an Orten mit diesem Flurnamen bestätigen auch, dass manchmal die Richtstätten auch als Abdeckplätze für die Tierkadaver der Abdeckereien dienten. [wikipedia]

[9] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[10] spielen, mit stücken: Spielen ist ein Terminus technicus der Artillerie: Das Verb markiert die aus dem zeitgenössischen Tennisspiel bekannte Flugbahn des Balles und spielt auf die sogenannten Göllschüssen an, indem man die Kugeln auf- und in die gegnerischen Haufen hineinprallen ließ, um die Moral des Gegners zu schwächen; LANGER, Kulturgeschichte, S. 185.

[11] Bresche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[12] Battaglia: Schlachtaufstellung, Kampf, Schlacht. In der Regel wurde 1 Stunde für die Aufstellung von 1.000 Mann für notwendig gehalten.

[13] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 246f.

[14] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[15] Landsberg O. S. [Gorzów Śląskie; Kr. Rosenberg]; HHSSchl, S. 264f.

[16] RANGO, Gustav Adolph, S. 194f.

[17] Franz Christoph v. Khevenhüller [Khevenhiller] [21.2.1588 Landskron-13.6.1650 Baden bei Wien].

[18] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[19] Demmin [LK Mecklenburgische Seenplatte]; HHSD XII, S. 175ff.

[20] Kolberg [Kołobrzeg, LK Kołobrzeg]; HHSD XII, S. 220ff.

[21] minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen.

[22] Schaluppe: „Eine Schaluppe ist ein kleines, einem Kutter ähnelndes Segelboot mit einem Mast und wird meist als größeres Beiboot verwendet. Solche Beiboote konnten für Landungsoperationen mit einem mittelkalibrigen Geschütz bewaffnet werden und wurden dann als Kanonenschaluppe (frz. chaloupe cannonière) bezeichnet“ {wikipedia].

[23] Stargard [Szczeciński, LK Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.

[24] Pirnetz: nicht identifiziert.

[25] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[26] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.

[27] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[28] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[29] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.

[30] KHEVENHILLER, Annales Ferdinandei Tom. XI, Sp. 1351ff.

[31] Brame => Prahm: eine flache Fähre (Prahmfähre) zum Übersetzen von Menschen, Vieh und Wagen. Er war eines der kleinsten Schiffe, das Waren transportierte, und besaß, im Gegensatz zu den üblichen bäuchigen Transportschiffen, einen schnittigen Rumpf und ähnelte den schmalen Schiffen der Wikinger. Die Prahme waren meistens auf die Handelsgüter Holz und Salz spezialisiert und nahmen dadurch eine Außenseiterrolle im Transportwesen ein. [wikipedia]

[32] plantieren: aufpflanzen, in Stellung bringen.

[33] Gartz a. d. Oder [LK Uckermark]; HHSD XII, S. 185ff.

[34] N Graf v. Thurn [ – ] kaiserlicher Obristleutnant.

[35] GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 77f. Vgl. VD17 14 :004022: Warhafftiger Bericht / Von der newlichen Königlichen Schwedischen Eröberung der vesten Pässe und Vestungen Gartz und Griffenhagen/ etc. und fernerm Erfolg aus unterschiedlichen Relationen de Dato den 27. Decembris jüngsthin biß den I. Januarii des 1631. Jahrs inclusive zusammen getragen. o. O. 1631; http://digital.slub-dresden.de/fileadmin/data/381291669/381291669_tif/jpegs/381291669.pdf.; ferner: VD17 3:626558Y: Pommerische Zeitung und kurtze Erzehlung / Wie Ihre Königl. May. Gustavus Adolphus, Der Schweden/ Gothen und Wenden König etc. Die zween vornehme Päß als Greiffenhagen und Gartz/ mit stürmender Hand eingenommen / und was sich Denckwürdiges darbey zugetragen

Beneben dem Brandenburgischen Mandat. o. O. 1631.

[36] http://www.amg-fnz.de/joens-mansson-teitts-kriegszuege-mit-gustav-ii-adolf/.

[37] DROSTE; LOSMAN, Jöns Månsson Teitts Kriegszüge.

[38] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[39] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[40] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.

[41] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 2, S. 72.

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