Schierstadt [Schierstedt, Schierstet, Schierstette], Christoph von

Schierstadt [Schierstedt, Schierstet, Schierstette], Christoph von; Obrist [1593-1650] Schierstadt stand 1632 als Obristleutnant und 1634/1635 als Obrist in kursächsischen Diensten.[1]

Der plötzliche Einfall der Ernst von Anhalt’schen Reiter während des Januar und Februar 1632 veranlassten Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth, Maßnahmen zu treffen, die wenigstens unvorhergesehene Überraschungen ausschalten sollten. Unter dem 10.3.1632 wurde der Hauptmann zu Hof[2] beauftragt, mit den kursächsischen Beamten, „sonderlich mit denen von Plauen[3] und Oelsnitz[4] gute correspondentz und nachbarliche communication zu halten“.

Ein Teil der Berichte ist noch im Staatsarchiv Bamberg erhalten. Sie zeigen, dass die Landeshauptmannschaft Hof nun mehr und mehr in die Kriegsereignisse hineingezogen wurde. Der Hauptmann von Hof berichtete über das, was er erfuhr, zumeist am gleichen Tage an den Markgrafen. Dieser bemühte sich – zumeist vergeblich -, einer Wiederholung der Plackereien vorzubeugen, indem er sich Beschwerde führend an die Fürsten wandte, in deren Dienst das betreffende Kriegsvolk stand. Ende März teilte der Markgraf dem Hauptmann, Kastner und Vogt zu Hof mit, dass er an Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar und Fürst Ernst zu Anhalt geschrieben habe. Denn von den zu Plauen, Oelsnitz und „dero Orten“ liegenden kursächsischen Reitern waren „allerhand Plackereyen“ mit Raub, Plünderung und Mordtaten in der Hauptmannschaft Hof verübt worden. Am 1. April drangen 23 Anhalt’sche Reiter unter Kapitänleutnant Berthold von Pihla in Faßmannsreuth[5] ein und nahmen gewaltsam Quartier. Der Aufforderung, das Dorf zu räumen, kam Pilha nicht nach. Die markgräfliche Regierung wandte sich nun an den Obristleutnant Christoph von Schierstädt, der dem Markgrafen mitteilte, dass ihm von einer Einquartierung im Dorfe Faßmannsreuth „nicht das Geringste bekannt sey“ und dem Kapitänleutnant sofort „ordre“ gab, „alsbald zu dislogiren“. Am 6.4. brach Pihla mit seinen Reitern von Faßmannsreuth wieder auf.

Am 4.4.1633 wurde ihm das Kavallerie-Regiment „Graf von Anhalt“ übertragen, das am 15.9.1633 in Salza[6] errichtet wurde und das am 2.5.1637 an Hans Georg Haubold von Schleinitz ging.[7]

Im Juli 1634 war Schiederstadt in Bischofswerda[8] einquartiert.[9]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[10] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 14. Juli [24.7.1634; BW] sind von des Churfürstlich Sächßischen Obersten Schierstets Regiment vier Compagnien und der Stab zu Salza ankommen. Darzu sollen wir aus dem Amt Ebeleben[11] auch contribuiren“.[12] „Eodem die [21.7./31.8.1634; BW] sind von des Obristen Schierstets Regiment 7 Reuter anhero geschicket worden, die Evangelischen aufzutreiben, sind aber zu späte kommen. Doch haben wir ihnen 4 Thaler verehret“.[13] Zwei Jahre später taucht sein Name bei Happe noch einmal auf: „Den 4. August [14.8.1636; BW] ein Churfürstlich Sächsischer Rittmeister von den Schierstetischen Regiment, Albrecht Rothe aus Erfurt,[14] zum Grauen Wolfe in der Augsxxx|gassen| zu Haßleben[15] Quartier genommen“.[16]

Bei dem Naumburger[17] Advokaten Maul[18] heißt es unter 1639: „Wie dann immer ein Unglück dem andern in Naumburg Platz machte, so geschahe es auch, dass es Gott zuliess: dass da der Churf[ürstlich] Sächsische General v[on] Schleiniz mit 4 Regimentern aus Bohmen den 18. Oct[ober] hierher kam, der Stadt-Rath den General beleidigte, welcher denn alle 4 Regimenter zur Strafe herein legte, da ich denn den Obrist Wacht Meister v[on] Schierstet nebst 8 M[ann] ins Quartier bekam, diese kosten:

8 f   – g von 18. bis 26. 8ctr. [= Oktober] Speisung

1 f   – g den erstern Abend vor Bier

– f   6 g früh zu Brandwein

6 f   – g alle Tage 6 Wasser Kannen Bier

3 f   – g Wein, den Tag 6 Kannen

1 f   – g die Tage vor Brandwein

– f 14 g 4 Bannen Butter

1 f   8 g Käse

8 f   – g 8 Schef[fel] Korn, so sie genommen

6 f   – g 12 Schef[fel] Hafer gefüttert

3 f  12 g zu ein paar Stiefeln dem Corporal Klizssen [?], welcher mich erschiessen wollte, er wurde aber denselben Tag auf dem Holtz Marckte erstochen“.[19]

[1] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012).

[2] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[3] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[4] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[5] Faßmannsreuth, heute Stadttteil von Rehau [LK Hof].

[6] Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].

[7] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 10, 23.

[8] Bischofswerda; HHSD VIII, S. 31f.

[9] Vgl. MITTAG, Chronik, S. 364.

[10] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[11] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].

[12] HAPPE I 319 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[13] HAPPE I 320 r – 320 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[14] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[15] Haßleben [Kreis Sömmerda].

[16] HAPPE II 38 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[17] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[18] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 160f.

[19] WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 125.

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