„Lothringen“

„Lothringen“ war die Bezeichnung für das Regiment, das Herzog Karl IV. von Lothringen unterstellt war.

„Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; B .W.] im Regiment Gayling eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler,[1] in Bodendorf[2] und um Breisig.[3] Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt; einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert. So war die Meuterei vorerst gedämpft; doch mußte Werth nach München berichten, auch das Regiment [Johann Heinrich v.; BW] Haslang zu Fuß sei aufsässig; er bat dringend um Sold und geregelte Verpflegung, worauf der Kurfürst versprach, er werde sich wegen der Quartiere an den Kaiser wenden. Am 15. März meldeten Werth, der das Fußvolk befehligende Generalwachtmeister Schnetter und der Generalkriegskommissar Schütz gemeinsam, die Hessen hätten einen erneuten Versuch zur Verproviantierung Ehrenbreitsteins[4] unternommen, seien auf die Kunde vom Anzuge Werths jedoch auf Dorsten[5] zurückgegangen“.[6]

„Bereits am 6. September [1637; B. W.] konnte Johann von Werth nach München und Wien melden, der Gegner habe sich mit seiner Kavallerie und den Bagagen wieder über ein Rhein zurückgezogen. Die hochfliegenden Hoffnungen, die Ludwig XIII. und Richelieu an den Vorstoß ihres deutschen Feldherrn geknüpft hatten, erfüllten sich nicht. Herzog Bernhard hatten die immer zahlreicher auftretenden kaiserlichen Regimenter bedenklich gemacht. Er dachte daran, seine durch Proviantmangel und Krankheiten geschwächten Streitkräfte ins Elsaß zurückzuführen. Immerhin befürchtete Werth, sein Feind könne den Vorstoß mit neuen französischen Truppen erfolgreicher wiederholen. Auch in seinem Feldlager brach eine Seuche aus, manche Kompanien verloren ein Viertel ihrer Gefechtsstärke; seine Obristen erkrankten und verließen die Armee. Am 7. September ließ er Maximilian berichten, bei der Infanterie seien nur noch der Oberst Gold, bei der Reiterei nur Neuneck und Wolff noch gesund, und wies auf die mangelhafte Versorgung der zahlreichen Verwundeten hin, die in zerschossenen und niedergebrannten Häuser ohne Pflege und Nahrung lägen. Am 11. schrieb er, das Regiment Lothringen, das früher 13 Kompanien Kürassiere gezählt habe, kommandiere inzwischen ein Rittmeister, der allein noch übrig sei ! In dieser Notlage entschloß sich Werth, auch ohne Savellis Unterstützung, noch einmal einzugreifen und die Rheinbrücke bei Rheinau[7] zu zerstören. In der Nacht vom 12. zum 13. September drangen seine Bayern vor, um den Feind zu überraschen. Aber die Schanze war stark besetzt, ihre Besatzung fiel aus und warf das Fußvolk zurück. Als Werth mit seinen Reitern antrabte und sich ein heißes Gefecht entwickelte, bei dem viele weimarsche Söldner ‚in den Rhein gesprengt‘ wurden, erhielt Werth eine Schußwunde. Er meldete nach München, ihn habe das Unglück getroffen, ‚daß in die Backen geschossen worden und die Kugel noch in der Wunden sitzt, welche sich zurück unter das Ohr hinein geschlagen, also daß noch nicht wissen kann, wie es mir gehen wird‘. Er mußte den Kampf abbrechen und ließ sein Regiment in das alte Lager bei Friesenheim[8] zurückführen“.[9]

„Ein Schreiben des Grafen [Wratislaw von; BW] Fürstenberg, der den Rheinübergang des Herzogs meldete, erreichte Werth in Augsburg,[10] wo er einen namhaften Chirurgen konsultieren wollte; er reiste sofort ab. Am 8. Februar [1638] traf er in Tübingen[11] ein und hielt dem kaiserlichen Generalwachtmeister von Enckevort Kriegsrat. Die verfügbaren Regimenter wurden alarmiert. Mehr oder minder einsatzbereit waren von der ‚Reichsarmada‘, also den Bayern, die Fußregimenter Gold, Pappenheim und Wahl, zusammen 2000 Mann, die Dragoner des Obristen Wolff und die Reiterregimenter Neu-Werth, Neuneck, Fallois [Vallois; BW], [Johann von der; BW] Horst, Lothringen und Gayling, die aber nur 200-250 pro Regiment zählten. Dann die Kaiserlichen: daß Fußregiment Henderson von fünf Kompanien, die Reiterregimenter Lamboy, [Heinrich von; BW] Metternich und Sperreuter, zusammen etwa 800 Mann, und die Kroaten (Isolani, Beygott, Draghi), deren Kopfstärke auf 300-800 Berittene geschätzt wurde. Pessimistisch meldete Werth dem Kurfürsten: ‚Obschon die Kayserische ihre Regimenter und Compagnien alßo eingeben, so will ich doch meinen Kopff verloren haben, daß nicht achthundert Mann in Allem ins Velt pringen können, wiewoll sie zwantzighmall mehr Quartier haben alß wir‘ „.[12]

[1] Ahrweiler; HHSD V, S. 2.

[2] Bad Bodendorf [LK Ahrweiler].

[3] Bad Niederbreisig; HHSD V, S. 29.

[4] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.

[5] Dorsten; HHSD III, S. 165f.

[6] LAHRKAMP, Werth, 71f.

[7] Rheinau [Ortenaukreis].

[8] Friesenheim [Ortenaukreis].

[9] LAHRKAMP, Werth, S. 84f.

[10] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[11] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[12] LAHRKAMP, Werth, S. 93.

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